UnsereKreuzfahrt WesteuropaMai 2019
5. Etappe Le Havre
- Seetag vor Le Havre 11. Mai
- Landgang Le Havre 12. Mai
Honfleur Stadtrundgang
Le Havre Stadtrundgang
Seetag vor Le Havre Samstag 11. Mai
Was
macht man an Seetagen?
Wir
hatten während der Kreuzfahrt zwei. Diesen und einen vorher zu Beginn der
Seereise zwischen La Palma und Cádiz. Den Seetag zum Hamburger Hafen habe ich
nicht mitgerechnet.
Was
haben wir gemacht?
Das
Foto zeigt es. Allerdings war das auch unsere Beschäftigung an Bord nach dem
Abendessen. Nicht immer, aber meistens.
Das
Schiff hat zwar ein großes Theater. Aber das Programm war keine Alternative zum
Skatspielen. Die Programm-Ankündigungen versprachen auch etwas mehr, als sie
hielten. Das „Philharmonische Staatsorchester Hamburg“ zum Beispiel waren 4
Musiker des Ensembles.
Einzig
das Klanghaus hätte uns interessiert. Mit der eingebauten Akustik-Technik
können verschiedene Raumerlebnisse erzeugt werden. Aber als wir dorthin
wollten, war eine halbe Stunde vorher der letzte Platz schon besetzt. Und so
war es noch einmal. Dann haben wir es aufgegeben.
Also
haben wir den Seetag auch zur Förderung unserer Gesundheit genutzt. Das heißt
Massagen, Sauna, Fitness. Die Einrichtungen hierfür sind auf dem Schiff sehr
gut.
Die
Fitness-Geräte sind moderner als in meinem Fitness-Club (den ich seit 2 Monaten
in Berlin habe ! man staune !). Die „kostenlose Fitness-Beratung“ auf dem
Schiff war allerdings ein Verkaufsgespräch für einen „cardiosan“-Kurs. Ich habe
den Kurs trotzdem gebucht. Seitdem weiß ich, mit welcher Herzfrequenz ich
trainieren soll. Und ich habe einen Trainingsplan für Muskelaufbau. Der ist mir
allerdings ein wenig zu anstrengend. Es wird also länger dauern.
Natürlich
ist das nicht alles, was das Schiff bietet. Wir hätten zum Beispiel ins „Surf & Turf
Steakhaus“ gehen können, oder ins „Hanami – By Tim Raue“ (alles gegen Aufpreis,
natürlich).
Tim Raue, Gosch, Hamburger
Staatsorchester – „Mein Schiff“ (nicht mein Schiff) hat einen Hang zu großen
Namen. Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg, das ein Quartett war, habe
ich schon erwähnt. Wann Tim Raue „sein“ Lokal auf dem Schiff überhaupt gesehen
hat, will ich gar nicht fragen. Und das Gosch-Fischrestaurant auf dem Schiff
hat nur den (gekauften ?) Namen gemeinsam mit dem Sylter Original.
Es gibt schon Angebote auf dem
Schiff. Doch „Bingo“ oder ein „Black Jack Turnier“ interessierten uns nicht
unbedingt. Es gibt auch viele Bars und Lounges. Wir waren meist nur in einer,
der „Himmel & Meer Lounge“ auf Deck 12. Hier haben wir meist einen Platz
zum Skat-Spielen gefunden.
Die meisten Getränke an Bord waren
„inklusive“, auch die besseren wie zum Beispiel der spanische Brandy „Cardenal
Mendoza“ (den etwas preiswerteren „Carlos I.“ bekam man dagegen nur mit
Aufpreis, für mich nicht ganz verständlich). Trotzdem fielen keine betrunkenen
Gäste auf. Das spricht für das Kreuzfahrer-Publikum an Bord. Es waren Familien
und ältere Ehepaare. Die Kegelclubs fehlten.
Wir haben meist in den beiden
Bedien-Restaurants Atlantik-Klassik und Atlantik-Mediterran zu Abend gegessen.
Dabei haben wir in Kauf genommen, dass die Menü-Abwechslung überschaubar war.
„Lachs gebraten“ und „Rückensteak“ gab es immer. Die Qualität war überwiegend
gut und man konnte die Zwischengänge variieren. Beide Restaurants sind zwar
groß, aber viel ruhiger als das Buffet-Restaurant des Schiffes. Hier war die
Auswahl groß, aber die Qualität nach teilweise längerer Liegezeit in den
Warmhalte-Behältern nicht wirklich toll.
Jeder Seetag ist nachts vorbei und
am nächsten Morgen beginnt ein neuer Tag mit Landgang. Unser nächster Landtag
war in Frankreich. Wir waren um den westlichsten Punkt Frankreichs, die
bretonische Insel Quessant, herum und in den Ärmelkanal hinein gefahren. Die
britischen Kanalinseln vor Frankreich, Guernsey und Jersey, haben wir rechts
liegen lassen. Dann haben wir uns dem Landungsgebiet der Alliierten des 2.
Weltkriegs an der Küste der Normandie genähert. Das ist der Küstenabschnitt
westlich der Seine-Mündung und Le Havres.
Landgang Le Havre Sonntag 12. Mai
Le Havre, Hafenstadt in der französischen Normandie, am rechten Ufer der Seine-Mündung gelegen. Nach Marseille der zweitgrößte Hafen Frankreichs. 40 % der Erdölimporte und 60% des Containerverkehrs Frankreichs werden hier abgewickelt.
170.000 Einwohner.
Die Hafenstadt geht auf die Gründung als Kriegshafen im Jahr 1517 zurück (2017 war das 500-jährige Stadtjubiläum).
Im 2. Weltkrieg hatte die Stadt eine deutsche Garnison mit 40.000 Soldaten. Durch Bombenangriffe wurde sie stark zerstört, nach dem Krieg im Stil der Betonarchitektur wiederaufgebaut (Rathaus, Stadtkern).
Wirtschaft Le Havre: Erdölraffinerien und Petrochemie. In der Nähe ist das größte Renault-Werk.
Le Havre ist eine Hafen- und Industrie-Stadt. Die
Sehenswürdigkeiten der Stadt sind begrenzt. Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde
die Innenstadt fast vollständig zerstört.
Darum bietet sich für den Landtag
ein Ausflug an. Angeboten wurde vom Schiff sogar eine Busfahrt nach Paris –
wenig Stadt- und viel Bus-Zeit.
Wir wollten zunächst nach Rouen
fahren, das mit dem Titel „Französische Stadt der Kunst und Geschichte“ wirbt.
Im Spätmittelalter war Rouen eine Großstadt nach damaligen Maßstäben (40.000
Einwohner). Viele Häuser und Kirchen sind aus der Zeit erhalten.
Dann haben wir uns umentschieden
und haben das kleine Küstenstädtchen Honfleur
an der Seine-Mündung gewählt.
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Pont de Normandie zwischen Le Havre und Honfleur |
Die beiden Orte verbindet eine der längsten Brücken Europas, die
„Pont de Normandie“. Mit 856 Meter Spannweite ist sie die größte
Schrägseilbrücke Europas, 1988 bis 1994 gebaut.
Honfleur wurde im Gegensatz zu Le
Havre im 2. Weltkrieg nicht zerstört.
Im 19. Jh. wurde der Ort ein Maler-Zentrum. Courbet, Monet, Renoir,
Cézanne haben hier gemalt. Deren Treffpunkt, der Bauernhof Ferme St. Simeon,
gilt als Geburtsstätte des Impessionismus.
Honfleur Stadtrundgang:
Wir sind mit dem öffentlichen Bus
vom Bahnhof Le Havre nach Honfleur
gefahren. Da die Kreuzfahrer-Anlegestelle schon etwas entfernt vom Stadtzentrum
ist, haben wir bis zur Bushaltestelle ein Taxi genommen (ebenso auf dem
Rückweg). Hinfahrt und Rückfahrt waren problemlos. Auch unsere Befürchtung,
dass es einen großen Andrang gibt, war unbegründet. Wir trafen nur auf ein paar
Mitreisende vom Schiff.

Honfleur ist so etwas wie die
Wiege des Impressionismus. Der aus
Honfleur stammende Maler Eugene Boudin begründete eine kleine Künstlerkolonie,
zu der Claude Monet und Gustave Courbet gehörten. Treffpunkt war das Gasthaus
La Ferme Saint Simeon mit Blick auf die Seine-Mündung. Heute ist das Gasthaus
ein Luxus-Hotel.
Im Kunstmuseum der Stadt, in
einem alten Salzspeicher, sind die Bilder von Boudin und anderen
Impressionisten ausgestellt. Es gibt auch ein Boudin-Museum mit Gemälden von
ihm, Monet und Courbet. Viele Galerien und Künstlerateliers erinnern an die
Zeit Honfleurs als Künstlerstadt.
Wir hätten den Rundgang „ Sur les pas des peintres à Honfleur“ (Auf den Spuren der Maler) machen
können. Aber das habe ich erst bei der Nachbereitung gelesen.So haben wir unseren eigenen Rundgang am Vieux Bassin, dem alten Hafen,
begonnen.
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Vieus Bassin mit dem Lieutenance |
Den Hafen Honfleur gibt es schon seit dem 11. Jahrhundert. Bedeutender war aber der Hafen von Harfleur weiter östlich. Als der versandete wurde 1517 Le Havre gegründet.
Im Hundertjährigen Krieg zwischen England
und Frankreich (1337 – 1453) war Honfleur einige Jahrzehnte von England
besetzt.
Im 17. Jh. wurde das historische Hafenbecken
Vieux Bassin (Altes Becken) gebaut.
Dafür wurde die Stadtbefestigung von 1350 abgerissen. Erhalten blieb davon das Lieutenance, das alte nordwestliche
Stadttor mit dem Sitz des königlichen Stadtkommandanten (Leutnant des Königs –
daher der Name Lieutenance).
Französische Entdecker segelten von Honfleur nach Nordamerika. Einer
von ihnen war Samuel de Champlain. 1608 gründete er die französische
Handelsniederlassung Québec, die
heutige kanadische Stadt.
Das alte Pferdekarussel am Hafen stammt noch von 1900. Jedes Jahr wird es im
Frühling neu aufgebaut und im Herbst, nach dem Krabbenfest, bis zur nächsten
Saison eingelagert. Das Fest erinnert an die Krabben-Fischerei vor der Küste.
Das ist aber lange her. 1987 wurde das letzte Krabbenboot an Land gezogen.
Den Ausgang des Hafens zum
Seine-Zufluss La Morelle überspannt eine Zugbrücke,
die gelegentlich für die Freizeitboote hochgezogen wird. Gegenüber ist das
Stadttor der alten Stadtbefestigung mit dem Lieutenance-Haus.
Die Häuser am Hafen stammen zum Teil aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Fachwerkhäuser sind bis zu sieben Stockwerke hoch, aber sehr schmal und die oberen Etagen ragen teilweise heraus. Der Platz um den Hafen herum war knapp und die Besteuerung erfolgte nach der Bodenfläche der Häuser. Da baute man lieber auf kleinem Grund in die Höhe und mit den herausragenden oberen Etagen konnte man noch zusätzlich etwas Raum steuerfrei hinzubauen.
In der Nähe des Hafens ist die Kirche Sainte Catherine. Die
Zwillingsschiffe der Kirche und der freistehende Glockenturm sind ganz aus Holz
gefertigt. Es soll die größte Holzkirche in Frankreich sein. Als die Kirche
damals, im Jahr 1468, begonnen wurde, waren Steine und Steinmetze Mangelware.
Sie wurden für die Ausbesserungen der im Hundertjährigen Krieg zerstörten und
beschädigten Befestigungsanlagen benötigt. Deswegen bauten Schiffszimmerleute
die Kirche aus Holz. Und so sieht sie auch fast wie ein umgedrehtes Schiff aus.
Zwillingsschiffe von Saint Catherine |
Unser Stadtrundgang durch Honfleur war zeitlich durch die Rückfahrt des Busses bestimmt. Die Überlandbusse fuhren an Sonntagen auch zwischen Honfleur und Le Havre nicht so oft. Dadurch hatten wir noch genügend Zeit, uns in Le Havre umzusehen.
Le Havre Stadtrundgang
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Am Boulevard de Strasbourg |
Am Ende dieser breiten Straße
beginnt die wiederaufgebaute Stadt. Das Rathaus,
das Nationaltheater, der Bassin du Commerce.
12.500 Gebäude gingen im Bombenhagel 1944
unter. 1946 bis 1954 entstand eine neue Stadt. Mit der Planung wurde der
französische Architekt Auguste Perret beauftragt. Er war Pionier des
Stahlbeton-Baus. Mit seinem
Architektenteam errichtete er selber über 100 Häuser. Die „St. Joseph Kirche“,
wie ein Leuchtturm gebaut, stammt von Perret.
Das neue
Rathaus steht auf dem Platz des alten Rathauses. Aber anders als das
historische Gebäude von 1859 ist der Neubau ein Stahlbeton-Bau. Wie alle neuen
Gebäude der Stadt.
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Hotel de Ville du Havre |
Für die Herstellung des Betons verwandte man
die Trümmer-Ziegel der Ruinen, die zu Sand zermahlen wurden. Teilweise wurde
der Beton eingefärbt, so dass die Fassaden unterschiedlich farbig gestaltet
werden konnten. Teilweise wurden kleinste Glassplitter beigemengt, die die
Fassaden in der Sonne funkeln ließen. Dadurch entstand eine Stadt, die nicht
Beton-Grau sondern bunt ist.
Für die Fassade des Rathauses verwandte
Perret grauen und weißen Zement mit unterschiedlichen Kieseln und Marmorsplitt.
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Le Volkan von Oscar Niemeyer |
Das Bassin
du Commerce existiert seit 1820, es ist wohl ein Teil der alten
Hafenbecken. Jetzt ist es Bestandteil der neuen Stadt. Das Stadtraster der
Neuplanung ist nach den Seiten des Beckens ausgerichtet.
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Monuments aux morts |
Die alte Kirche St. Joseph entstand 1873 in dem ab 1868 gebauten neuen
Wohnviertel.
Der Neubau (Grundstein 1951) sollte ein weit
sichtbares Mahnmal und ein Leuchtturm des Gedenkens werden. Die Pläne stammen
von Perret, die Kirche wurde aber erst 1957 nach seinem Tode (1954) fertiggestellt.
Der Kirchenraum ist der 107 Meter hohe Turm, eine Komposition aus Beton und
über 12.000 mundgeblasenen bunten Glasfenstern.
Wir waren von unserem Ausflug nach Honfleur und Le Havre wieder
rechtzeitig an Bord. Um 18.30 Uhr war „Alle Mann an Bord“ und um 19.00 Uhr liefen
wir aus dem Hafen. Das war in allen Häfen so, außer in Amsterdam. Da verließ „Mein Schiff“ erst 1 Minute vor Mitternacht den
Liegeplatz. Davon später, im übernächsten Bericht. Jetzt fuhren wir erst einmal
gen Zeebrugge.
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