Über die Wanderweiden der Guanchen


Teneriffa. Wanderung von Erjos nach Masca

10 km, 4 Std., 300 m Aufstieg, 800 m Abstieg (jew. summarisch)

November 2017 und März 2018


Die Charcas bei Erjos
                                          Ein Foto-Album von zwei Wanderungen im Dezember 2018 kann                                                 unter dem folgenden Link abgerufen werden:
                                           🔄Link zum Album "Zweimal Masca"

Die Wanderung im März war eine "Frühlingswanderung". Es war überall grün und überall blühten Blumen: 


Kanaren-Schein-Krokus
Kanaren-Schein-Krokusse überall. Rosenlauch und der Wegerichblättrige Natternkopf. Die Gänsedisteln begannen zu blühen. Die Kanaren-Glockenblume hatte ihre Ranken noch nicht voll ausgebreitet und die ersten rot-braunen Glocken leuchteten. Gelbe Sträucher des Kanaren-Ginster und weiß bis rosa blühende Besenheide. Die Blattbüschel der Affodil zeigten ihre ersten bläulich-roten Rispen. Cinearien am Wegesrand und die Montpellier-Zistrose

An den Feigen-Kakteen an den Berghängen des Masca-Tals leuchteten die Kakteenfrüchte gelb und rot, in diesem Jahr aber weniger als sonst. Dazwischen  die Dunkelpurpurrote Wolfsmilch und der blaue Kanaren-Lavendel. Die großen Blüten der Baum-Aeonium. Unten im Tal blühten noch die Mandel-Bäume (im Santiago-Tal waren sie schon verblüht). Die Feigenbäume zeigten ihre ersten Austriebe. 


Purpurrote Wolfsmilch


Die Charcas von Erjos waren mit Wasser gefüllt. Im Dezember waren sie noch ausgetrocknet. Sonnenschein und blauer Himmel die ganze Wanderung. Am Spätnachmittag zog der Nebel ins Erjos-Tal. Die am Morgen unter blauem Himmel liegenden Charcas bei Erjos waren jetzt, am Ende der Wanderung, unter einer Nebeldecke verschwunden. Aber in Puerto de la Cruz schien dann wieder die Sonne.



Die Charcas im Nebel
🔄Link zum Foto-Album


Die Wanderung im November

Starker Wind, fast Sturm, empfängt uns
Nach Erjos sind wir von Puerto de la Cruz mit dem PKW gefahren. Die Strecke ist etwas kürzer geworden, weil der Inselring (Verlängerung der Nord-Süd-Autobahn auf der westlichen Insel-Seite) bis El Tanque fertiggestellt ist.

Erjos gehört zum Teil zur Gemeinde Los Silos (westlich der Landstraße nach Santiago del Teide) und zur Gemeinde El Tanque (östlich der Landstraße). Ein Ort, der zu zwei Gemeinden gehört. In der Guanchen-Zeit war das Gebiet als Wanderweide von Bedeutung.  Nach der Eroberung Teneriffas dominierte im 17. Jh. der Getreideanbau. Nördlich von Erjos erinnert der Dorfname „Tierra del Trigo“ (Weizenland) daran. Von hier aus wurden die Gebiete der Insel mit Getreide versorgt, die hauptsächlich Wein anbauten.

Südlich von Erjos wurde lange Zeit Erde abgebaut, mit der Bananenplantagen im Südwesten der Insel angelegt wurden. Auf dem Weg in Richtung „Großer Gala“ sieht man im Tal große Erdlöcher, in der Regenzeit mit Wasser gefüllt, jetzt wegen des fehlenden Wassers ausgetrocknet, die Charcas  (Tümpel) von Erjos.

Neue Baumheide wächst aus verbrannter Wurzel
Wander-Einstieg am Pass „Puerto de Erjos“ oberhalb und südlich von Erjos, bei kräftigem Wind. So starken Wind, fast Sturm, hatte ich noch nie bei einer Wanderung. Trotzdem war es warm, die Sonne schien. Zunächst entlang der Straße zu den Sendeanlagen auf dem „Großen Gala“. Rechter Hand die ausgetrockneten  Charcas.  An den Berghängen kann man noch die inzwischen aufgegebene Terrassen-Landwirtschaft erkennen. Am Wegesrand immer noch Reste des großen Waldbrandes, verkohlte Baumheide-Stümpfe mit ausgetriebenem neuem Grün.

Dann zweigt der Waldweg ab und wir gehen durch den Kiefernwald.  Rechter Hand, im Norden,  sehen wir den „Großen Gala“ mit den Sendeanlagen und dem Feuer-Beobachtungsturm. Es ist der höchste Punkt des Teno-Gebirges (1354 m hoch). Von links kommt der Weg von Santiago del Teide herauf (früher sind wir diesen Weg gegangen, der Aufstieg aus dem Tal wird durch den Einstieg in Höhe von Erjos geringer). Wir folgen dem Weg aufwärts bis zur Passhöhe „Degollada de la Mesa“. Von hier aus kann man auf den „Kleinen Gala“, den „Pico Verde“ aufsteigen (habe ich bei einer früheren Tour gemacht).

Das Teno-Gebirge im Nordwesten der Insel gehört zu deren ältesten Teilen, vor 17 Millionen Jahren durch Vulkan-Ausbrüche als selbständige Insel entstanden. Viele Barrancos durchziehen das Gebirge, so die Masca-Schlucht. Auf der anderen Seite ist die Hochebene von „Teno Alto“. Das Gebirge erstreckt sich von Los Silos  an der Nordküste bis Santiago del Teide und zur westlichen Küste mit dem Kap (Landspitze) „Punta de Teno“ als westlichstem Punkt der Insel (Leuchtturm Faro von 1893).

Blick von der Degollada nach Masca
Wir schauen von hier aus in das Tal hinunter und sehen die Häuser von Masca. Im Hintergrund ist die Insel La Gomera. Es sieht aus, als ob sie ganz nah sei. Aber es liegen 50 km Wasser zwischen den beiden Küsten.  Im Frühjahr blühen hier auf dem Pass die Kanaren-Krokusse. Wir gehen weiter, rechter Hand der „Große Gala“ und links unten im  Tal Masca. Der Kiefernwald liegt hinter uns, hinter der „Degollada“.  Die Hänge sind jetzt kahl. Ein Stück weiter beginnt die Besenheide-Zone (s. dazu die Wanderung "Nunca es lejos").

Wir gehen vorbei an der Ruine der "Casa de la Cumbre" und dem alten Dreschplatz und kommen zur Wetterscheide. Die Wolken ziehen hier am "Cumbre (Gipfel) de Bolico" von Norden über den Bergkamm. Die Parkverwaltung des „Parque Rural de Teno“ hat Netze aufgespannt, mit denen die Feuchtigkeit aus den Passatwinden gekämmt und aufgefangen wird, so wie das die kanarischen Kiefern mit ihren langen Nadeln machen. Es ist eine Versuchsstation, die die Wasser-Ergiebigkeit messen soll. Solche Nebelkondensation wird schon in einigen Regionen der Erde angewandt, so auch auf
Nebelkondensation
Gran Canaria. Am Wegesrand leuchten einige der rot-bräunlich blühenden Kanaren-Glockenblumen (spanisch Bicácero). Sie blühen von Oktober bis April. In anderen Jahren war der Waldboden voll mit Ranken und Blüten. In diesem Jahr leiden die Pflanzen unter der Trockenheit. Weiter gehen wir den Weg, am „Cumbre de Masca“ vorbei. Rechts sehen wir in das Tal von Los Portales und El Palmar bis zur Küste von Buenavista del Norte. Links immer wieder Blicke in das Tal von Masca.

Bei El Palmar fällt ein Berg mit tiefen Einschnitten auf, als ob Tortenstücke herausgeschnitten wurden. Die Besitzer der Teilstücke des Vulkankegels haben die Asche, Picón genannt, abgebaut und verkauft.  Heute würde das nicht mehr genehmigt. Picon wird in der Landwirtschaft im Süden Teneriffas eingesetzt. Im Trockenfeldanbau werden die Felder mit Picón bedeckt. Die Vulkanasche speichert viel Feuchtigkeit und verstärkt die Kondensation. Die Picón-Schicht auf den  Felder muss alle 10 – 20 Jahre erneuert werden und der Einsatz von Maschinen ist auf diesen Feldern nicht möglich.
            
Agaven wachsen am Hang
Bis zu einer Spitzkehre, ab der der Weg den Berg hinunter zum „Cruz de Gilda“ führt. Hier zweigen auch die Wege nach Las Portales und Punta de Teno ab.  Man merkt, dass der Weg jetzt am Südhang des Berges entlang führt. Es ist windgeschützt und noch wärmer als auf dem Berg, wo ein kräftiger Wind wehte. Kakteen und Agaven bewachsen den Hang. Unten im Tal sind Bienenkörbe unter einigen Palmen aufgestellt.

Vom „Cruz de Gilda“ hat man einen sehr
schönen Blick nach Masca und auf die umliegenden Berge. Das Restaurant ist Pausenstation für die PKW- und Motorrad-Besucher des Masca-Tals.  Jetzt beginnt ein etwas unschöner Abstieg auf einem früher teilweise mit Lavasteinen  gepflasterten Weg. Der Regen hat im Laufe der Zeit große  Teile
Masca-Schlucht und La Gomera
davon weggeschwemmt. Bis zum Ortsteil „El Turron“. Von hier ab gibt es nur die Fahrstraße bis Masca. Wir gehen nicht in den Ort hinein, weil wir schon ein paar Mal dort waren, sondern weiter bis zum höher gelegenen Ortsteil „Lomo de Masca“. Hier wartet eine rustikale Tasca auf uns, die „Casa Riquelme“.  Wir haben genug Zeit für Wein (Weißwein aus Orotava und Rotwein von den Feldern bei El Palmar, wie uns der Wirt erzählte) und die Hausplatte mit Queso cabra, Jamon, Asado de Cerdo,  Chorizo und natürlich auch Oliven, schwarze und grüne.

Masca ist in einem alten Vulkankrater gelegen.  Bis in die 1980er Jahre war der Ort nur mit Esel und Pferd oder zu Fuß erreichbar. Dank der reichlichen Wasservorkommen im Monte de Aqua, ein Berg oberhalb von Masca, gibt/gab es eine ertragreiche (aber wegen der Enge des Tals kleine) Landwirtschaft. Heute ist der Tourismus der wesentliche Wirtschaftsfaktor. Bei einem der großen Waldbrände wurden 2007 in Masca viele Häuser zerstört.

Der Bus für die Rückfahrt hält etwas oberhalb an der Straße nach Santiago del Teide. Unten in Santiago del Teide steigen wird  in den Bus nach Erjos um. Und fahren  dann eine Bus-Station zu weit. Die gewählte Haltestelle „Puerto de Erjos“ ist nicht oben am Pass, wo unser Auto stand,  sondern weiter unten Richtung Erjos. Also hatten wir noch einen kleinen Wander-Ausklang in der angenehm kühlen Abendluft, zurück zum Auto. Das nächste Mal werden wir an der Haltestelle „Las Barreras“ aussteigen. Die ist gleich neben dem Pass „Puerto de Erjos“.


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