Der schmale Küstenstreifen von La Orotava

Teneriffa. Wanderung zur Bollullo-Bucht 

und zum Grillrestaurant „San Diego“ in El Rincon.

Und ein kleiner Überblick über die Gemeinde-Grenzen der Insel und die historischen Guanchen-Königreiche. 
Sowie ein paar Hinweise zu den kanarischen Bananen.

Es gibt von Puerto de la Cruz aus zwei sehr schöne Küstenwanderungen mit ebenso schönen Zielen. Bei der einen geht es an der Küste entlang Richtung Westen, um am Ende des Weges im Restaurant San Pedro zu landen (siehe den Wanderbericht dazu). Die andere Wanderung, die wir jetzt gegangen sind, führt Richtung Osten zu einer der schönsten Buchten an der Nordküste der Insel, der Bollullo-Bucht. Von dort geht es hinauf in den Ort El Rincon zu einem der besten Grill-Restaurants, „San Diego“.

Blick über die Bananenplantagen auf die Steilküste von
La Orotava und Santa Ursula
Wir (Ruth, Jürgen, Uschi und ich)* beginnen wie immer in La Paz (klar, wir wohnen ja hier). Vorbei an der neuen (2006 geweihten) katholischen Kirche „ Nuestra Señora de la Paz“, am Rande der Neubauten, gleich neben dem Hotel Riu Garoe (sehr gut, kommt nach meiner Meinung gleich nach dem Hotel Botanico und ist deutlich preiswerter). Später, wenn die Siedlung einmal bis zur Küste ausgedehnt ist (was noch lange dauern kann und auch ruhig soll), wird die Kirche dann inmitten des neuen Ortsteils stehen. Nach der Unterführung der Carretera Este (die Küstenstraße nach Puerto de la Cruz) kommen wir durch die Bananenplantagen und auch an inzwischen aufgegebenen Feldern vorbei. Es ist ein vor ein paar Jahren gut ausgebauter Wanderweg.


Frühjahr, es blüht
* Ein weitere Wanderung im Februar 2018: Marianne und Bert, Irene und Erich, Maria, Uschi und ich.

Teneriffa-Bananen sind süßer

Bananen (Plátano) werden auf Kanarischen Inseln seit Ende des 19. Jh. in Plantagen angebaut. Sie sind kleiner, aber fruchtiger und schmackhafter als die südamerikanischen Bananen. Sie benötigen aber auch die doppelte Reifezeit (6 Monate) der tropischen Bananen. Und sie verbrauchen sehr viel Wasser (800 Liter pro Kilogramm Früchte), das auf den Kanaren knapp ist. Außerdem sind die Herstellungskosten höher als in Mittelamerika. Deswegen werden die kanarischen Bananen trotz spanischer und EG-Hilfe überwiegend nur auf das spanische Festland geliefert (dreiviertel der Produktion).


Bananen auch als Ziegenfutter
Am Ziegengatter im oberen Barranco
Im Orotavatal gibt es noch große Bananenplantagen. Sie prägen hier mit ihren grünen Stauden das Landschaftsbild. In Meeresnähe müssen die Bananenstauden vor dem Wind geschützt werden. Dann sieht man nicht grüne sondern Flächen mit Folienbespannung. Das ähnelt den Spargelfeldern bei uns (Beelitzer Spargel), die zur früheren Reife mit Folien abgedeckt werden. Man denkt, man schaut auf ein Meer. Im Orotavatal ist das erfreulicherweise nur selten. Allerdings sieht man immer öfter aufgegebene Bananen-Felder. Die  Einkommen aus dem Anbau sind trotz Subvention oft zu gering.

In den Plantagen sind die Fruchtstände (sie werden etwa 50 bis 70 kg schwer und können 150 bis 300 Früchte tragen) zum Schutz vor Sonne und vor Insekten in blaue Säcke eingepackt, die mit Anti-Insektenmitteln imprägniert wurden. Die Stauden wachsen zwei Jahre, bilden einmal eine Frucht und sterben dann ab. An den alten Stauden wachsen neue Ableger. Die Bananen werden grün geerntet und im Schatten nachgereift. Deswegen findet man meist nur grüne Bananen in den Supermärkten und Gemüseläden. An der Staude gereifte Bananen würden schnell aufplatzen und nicht süß sondern mehlig schmecken. (Die Südamerikanischen Bananen kommen zu uns in Kühlschiffen und reifen dann in Bananenreifereien unter Verwendung eines besonderen Gases. Der größte Bananenproduzent der Welt ist Indien Dann folgt China, das so viel wie die mittelamerikanischen Staaten zusammenproduziert.)

Ursprünglich stammt die Bananen-Pflanze aus Südostasien. Um 1890 organisierten englische Händler auf den Kanarischen Inseln den Anbau in Plantagen. In der Zeit wurde die Banane Hauptexportgut der Inseln. Für die Konkurrenz aus Mittelamerika sorgten portugiesische Siedler, die die Bananenpflanzen von den Kanaren in die Karibik und nach Mittelamerika brachten.

Der Wanderweg führt hinunter in den Baranco de la Arena. Unten, am Boden des Barranco, kann man gut die erkaltete Lava erkennen, die einmal Richtung Meer geflossen ist. Aus dem Baranco wieder hinauf und wieder durch Bananenplantagen hindurch. Oft mit einer herrlichen Aussicht auf die Küste.

Wie Tortenstücke: Die Gemeindegrenzen auf Teneriffa

Im Baranco de la Arena verläuft  die Gemeindegrenze zwischen Puerto de La Cruz und La Orotava. Nur die Playa de Bollullo und die dahinter liegenden Buchten gehören zu Orotava. Das ist nur ein schmaler Küstenstreifen. Danach beginnt schon das Gemeindegebiet von Santa Ursula. Früher gehörte auch Puerto de la Cruz zu La Orotava. Hier hatte die Gemeinde La Orotava ihren Hafen angelegt und zu dessen Schutz später das Castillo de San Felipe gebaut (siehe Wanderbericht „Ein Industriedenkmal am Meer“). Im Jahr 1808 wurde das Hafengebiet und die angrenzende Wohnbebauung als Puerto de la Cruz eine selbständig Gemeinde.

Fast alle 31 Gemeindegebiete auf Teneriffa haben einen Küstenabschnitt. Sie gleichen einem Tortenstück, das von der Küste zur Inselmitte reicht (siehe Karte unten). Zu La Orotava gehört außerdem der Inselkern bis zum Teide. Es ist das größte Gemeindegebiet der Insel.

Die Gemeindeaufteilung ähnelt fast der historischen Gliederung der Guanchenzeit. Damals, zur Zeit der spanischen Eroberung, gab es neun Königreiche (siehe Karte unten):
Daute (heute u.a. Buenavista, Santiago de Teide)
Icod (heute u.a. Icod und Garachico)
Taoro (heute u.a. Puerto de la Cruz, Los Realejos, La Orotava, Santa Ursula)
Tacoronte (heute Tacoronte und El Sauzal)
Tegueste (heute Tegueste und Teile  von La Laguna)
Anaga (heute Santa Cruz und La Laguna)
Güimar (heute u.a. Arafo und Güimar)
Abona (heute u.a. Arico und Abona)
Adeje (heute u.a. Adeje und Vilaflor).
Die Namen sind bis heute als Gebiets- oder Stadtbezeichnungen erhalten geblieben.

Dennoch sind die aktuellen Gemeindegrenzen nicht aus der Guanchenzeit übernommen. Vielmehr entwickelten sie sich nach und nach durch Besiedlung und Stadtgründungen. Nach der Eroberung von Teneriffa durch Fernández de Lugo hat dieser die Insel 1496 im Auftrag der Kastilischen Krone aufgeteilt und das Land an Mitstreiter, Verwandten und Freunde vergeben.  Die Gebiete unterstanden der Verwaltung und Gerichtsbarkeit La Lagunas. Hier hatte sich Lugo nach der Unterwerfung der Guanchen mit seinen Truppen niedergelassen. Der Name „Laguna“ erinnert an einen See, der seinerzeit dort bestand. Die erste Ansiedlung erfolgte in dem Gebiet der heutigen Kirche „Nuestra Señora de la Immaculada Concepsión (der unbefleckten Empfängnis)“. Der Aufbau der Stadt wurde u.a. dadurch erreicht, dass die Landzuteilung mit der Verpflichtung verbunden war, in der Stadt zu wohnen.

La Laguna verlor seine zentrale Funktion, als 1648 La Orotava als erste Gemeinde selbständig wurde und der Cabildo (Stadtrat)  von La Laguna nicht mehr gleichzeitig die Inselverwaltung war. Fast ein Jahrhundert später (1723) verlegte der „Capitán General“ seinen Amtssitz in die Hafenstadt Santa Cruz.

Weihnachtssterne am
Wegesrand
Man kann auch einen kürzeren Weg nehmen. Der vermeidet den Abstieg in die Barranco-Schlucht und führt weiter oben flacher durch den Barranco und an einem Ziegengatter vorbei. Er ist nicht so schön und man kommt auch nicht zur Bollullo-Bucht. Aber manchmal möchte der eine oder andere Wanderer halt schneller zum „San Diego“ kommen. Dann nimmt er diesen Weg.

Die Wanderer, die den Weg durch den Barranco gehen,  sehen unterhalb einer Steilküste die Bollullo-Bucht. Es ist eine der schönsten Naturbuchten an der Nordküste, mit dunklem Lava-Sand. Nur zum Baden ist sie weniger gut geeignet. Das Meer hat dort eine starke Unterströmung, die manchen unvorsichtigen Badenden sehr schnell ins offene Wasser gezogen hat. Ein schmaler Pfad führt hinunter an den Strand. Werktags liegen dort nur wenige Touristen auf ihren Badetüchern. Belebter ist es am Wochenende, wenn sich auch die Einheimischen dort erholen. Unten am Strand ist eine Bar mit Tapas.

Die Bollullo-Bucht am späten Nachmittag

Früher sind wir in dem „Bollullo-Restaurant“ oberhalb der Steilküste eingekehrt. Eine kleine Pause, bevor wir die Straße aufwärts nach El Rincon („Winkel“ oder „Ecke“) gegangen sind. Aber das Haus ist seit einiger Zeit geschlossen.

Nach der Bollullo-Bucht geht man den Weg, den man gekommen ist, ein Stück zurück durch die Bananen-Plantagen auf den Fahrweg nach El Rincon und zum „San Diego“.

Die Nachbarbuchten
Etwas länger wird der Weg, wenn man vom Ende der Bollullo-Bucht weiter die Küste entlang geht. Es ist teilweise ein etwas abenteuerlicher Pfad, aber ungefährlich. Er führt zur Nachbarbucht, der Playa Los Patos, die als FKK-Strand bekannt ist (dahinter ist der Strand Playa El Ancón). Wir steigen nicht in die Bucht hinab, sondern gehen einen etwas verwilderten kleinen Baranco hinauf und dann auf der Dorfstraße weiter bis zum Restaurant „San Diego“. 


              Das Grillrestaurant San Diego

Die Grillmeister
„San Diego“ ist als Grillrestaurant bekannt. Wie in den Guachinchen steht ein großer, offener Holzgrill neben der Küche. Die großen Holzscheite (meist Eukalyptus-Holz) müssen die Köche jeden Abend hinauftragen, das Restaurant ist im 2. Stock des Hauses.
In den Kühlvitrinen liegen die großen Rinderkoteletts und Filets und warten darauf, auf den Grill zu kommen. In der anderen Vitrine liegt das Angebot an frischen Fischen. Ob vom Grill oder in der Pfanne zubereitet, die Vorspeisen, Tapas, Hauptgerichte und Desserts schmecken sehr gut. 
Originell ist die Weinkarte auf einer Magno-Weinflasche. Hier im San Diego haben wir den Tajinaste-Wein der gleichnamigen Bodega in La Orotava kennen gelernt. Seitdem ist der „Tajinaste“ unser beliebtester Wein (und der „Flor de Chasna“ aus Abona im Süden der Insel) .


Nach dem Essen kann man einen der Wege zurück nach La Paz gehen. Aber es ist inzwischen dunkel geworden. Da fahren wir lieber mit dem Taxi (das auf der Insel deutlich preiswerter ist, als in Deutschland – die Löhne sind auf Teneriffa auch entsprechend niedriger).



Die Gemeindegrenzen der Insel




Die Guanchen-Königreiche




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