Radtour Berlin - Salzgitter
September 2016
Durch Brandenburg und Sachsen-Anhalt nach Salzgitter in Niedersachsen.
Durch den Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg (Kloster Lehnin), die Landkreise Jerichower Land (Möckern), Salzlandkreis (Schönbeck an der Elbe) und Börde-Landkreis (Wanzleben) in Sachsen-Anhalt und durch die Landkreise Helmstedt (Schöningen) und Wolfenbüttel (Schöppenstedt, Wolfenbüttel) in Niedersachsen.
Mit Informationen zu vielen Orten und deren Geschichte.
Mit Informationen zu vielen Orten und deren Geschichte.
Der Anlass für diese 3-tägige Radtour war der 75. Geburtstag unserer Freundin Helga in Salzgitter.
Fahrt in drei Etappen:
1. Tag: Potsdam bis Möckern (115 km),
2. Tag: Möckern bis Schöningen (107 km)
3. Tag: Schöningen bis Salzgitter (66 km) .
Zu dem Reisebericht gibt es ein Fotoalbum:
🔄Link zum Fotoalbum
Gestartet bin ich am Hauptbahnhof Potsdam (bis dahin mit der S-Bahn). Hinter Potsdam erfolgte die Überquerung der Havel. Am Schwielowsee entlang bis zum Dorf
Petzow.
Der Schwielowsee gehört zu einer ganzen Reihe von Seen um und
in Berlin, die von der Havel
gebildet werden. Die Havel-Quelle ist im Land Brandenburg, östlich des Müritzsees und
nördlich Berlins. Wie ein „U“ fließt sie zunächst nach Süden, nach und durch
Berlin, dann nach Westen Richtung Elbe, biegt nach Norden ab und mündet nördlich
von Havelberg in die Elbe. In Spandau fließt die Spree in die Havel.
Nach der Wiedervereinigung wurde am Schwielowsee ein Hotel-Komplex errichtet. Die CDU mit
Helmut Kohl war hier und die SPD beschloss die Ablösung des Ministerpräsidenten
von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, als SPD-Vorsitzenden. Gebaut wurde die
Hotelanlage von Axel H., einem Mitarbeiter des DDR-Devisenbeschaffers
Schalck-Golodkowski. Finanziert mit Bankkrediten und erschlichenen Fördermitteln
des Landes Brandenburg (die förderfähigen Kosten wurden durch Scheinrechnungen
erhöht und davon wurde das Eigenkapital abgezweigt). Inzwischen ist H. wegen Betrug und Steuerhinterziehung verurteilt.
Petzow, jetzt
Ortsteil der Stadt Werder. Schloss im Tudor-Neogotik-Stil, von Peter Joseph Lenné gestaltetet (Lenné war General-Gartendirektor der
königlich-preußischen Gärten, von ihm stammen
viele Gartenanlagen in und um Berlin).
Danach ging es meist durch Kiefernwälder, bei schönstem sommerlichem
Herbstwetter. Ich hatte die richtigen Tage für meine Fahrradreise gewählt. Zum Kloster Lehnin, eine große Anlage, das heute ein evangelisches Stift ist.
Lehnin war das erste Kloster in der Mark Brandenburg
und diente als Hauskloster und Begräbnisstätte der Askanier, später auch der
Hohenzollern.
In Deutschland gab es 91
Männerklöster (dazu gehören das Kloster Walkenried am Harz und das Kloster
Chorin nördlich Berlin) und 190 Zisterzienserinnenklöster.
Übernachtung in Möckern. Aufgefallen ist mir dort die Aktion
„Kunst im Leerstand“, die in leer
stehenden Gebäuden Künstler aus der Region ausstellt. Damit soll ein
Kontrapunkt zur vermeintlich zentralistischen Kulturszene in der
Landeshauptstadt Magdeburg gesetzt werden.
Das Schloss
Möckern stammt in den Anfängen aus dem 10. Jh. und ersetzte eine
slawische Wasserburg (in ganz
Brandenburg waren bis zu ihrer Unterwerfung um die Jahrtausendwende slawische
Siedlungen und Burgen). Der Bergfried ist noch heute Teil des Schlosses und
diente als Vorposten zum Schutz Magdeburgs.
Mitte des 19. Jh. erhielt das Schloss
seine heutige Form. Nach der Wiedervereinigung wurde es restauriert und als
Schulgebäude genutzt. Zum Schloss gehört ein Englischer Landschaftsgarten.
Die Kirche
St. Laurentius wurde wie das Kloster Lehnin von Kaiser Otto I. gestiftet.
In den 1960er Jahren wurde einer der
größten Geflügelmastbetriebe der DDR aufgebaut (KIM – Kombinat industrielle
Mast). Nach der Wiedervereinigung hat der Wiesenhof-Konzern
den Betrieb übernommen.
In der Nähe von Möckern fanden während des Befreiungskriegs
1813 die ersten siegreichen Gefechte
der preußisch-russischen Truppen gegen Napoleons Armee statt. Ein Denkmal
mitten zwischen den Feldern wurde 1913 dort zur Erinnerung errichtet (in
Vehlitz, einem der Orte der Schlacht, kurz vor der Elbe).
2. Tag: Möckern bis Schöningen
In
Schönbeck (südlich von Magdeburg, im Salzlandkreis) bin ich über die Elbe gefahren.
Ein Ortsteil von Schönbeck ist das älteste
Solebad Deutschlands, Bad Salzelben. Der Landkreisname Salzlandkreis ist aus der
Bedeutung der Salzgewinnung für diese Region entstanden. Im Salzlandkreis liegt neben Bad Salzleben auch Staßfurt. Dort ist der Ursprung des deutschen Kalibergbaus.
Durch diese Region bin ich auch bei meiner Radtour über den Harz nach Göttingen gefahren. Über die Elbe bin damals weiter südlich in Coswig bei Dessau mit einer Gierseilfähre übergesetzt. Übernachtet hatte ich in Halberstadt, einige Kilometer südlich von Schöningen, dem Übernachtungsort dieser Tour (s.u.).
Schönbeck ist vielleicht typisch für viele Orte in der ehemaligen
DDR. Die öffentlichen Gebäude (das Neorenaissance-Rathaus) und die öffentlichen
Plätze sind renoviert oder neu gestaltet. Aber zwischen gepflegten
Bürgerhäusern gibt es immer noch viele Ruinen. Kein Wunder, von 50.000
Einwohnern schrumpfte die Bevölkerung auf 30.000 Einwohner. Die Leute „sind in
den Westen gemacht“, wie mir ein Schönbecker, den ich am Rathaus getroffen
hatte, sagte. In Schönbeck war z.B. das
einzige Traktoren-Werk der DDR Nach der Wende kam es in Treuhandverwaltung und
nach mehreren Eigentümerwechseln kam die Liquidation.
Das Sole-Salz wurde im Glockenspritz-Verfahren
gewonnen. Es wurden Wasserleitungen in die Steinsalz-Schicht getrieben, das
Salz ausgespült und oberirdisch im Gradierwerk konzentriert und dann in Siedehäusern getrocknet. Etwa 1000 Glocken
entstanden so unter der Stadt. In den 60er Jahren wurden einzelne Glocken für
den Kurbetrieb genutzt.
Weiter ging es nach Wanzleben. Kurz vorher ein richtig großes Feld mit Gladiolen. Nicht
nur in Holland werden Blumenzwiebeln gezüchtet. Die GPG – Gärtnerische
Produktions-Genossenschaft - Thomas Müntzer in Klein Wanzleben (bis 1958 eine
private Gärtnerei) vermehrte schon zu DDR-Zeiten Tulpen- und Gladiolen.
In Wanzleben Pause im Burg-Restaurant.
Das wurde als UG geführt (Hotel-Burg Wanzleben UG (haftungsbeschränkt) &
Co. KG). Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, dass diese sog. kleine GmbH
2008 in das GmbH-Gesetz eingeführt wurde. Die UG braucht nur noch einen
Gesellschafter und nur 1 EUR Stammkapital. Diese neue GmbH-Rechtsform soll die
einmal bei Neugründungen beliebte Rechtsform der britischen Limited stark
verdrängt haben.
Der
nächste Ort war Klein Wanzleben. Den
Namen kannte ich von der KWS –Kleinwanzlebener Saatzucht vormals Rabbethge und
Giesecke AG in Einbeck. Ich war in dem Einbecker Betrieb während
meines Studiums mit dem Industrie-Seminar meines Doktor-Vaters Professor Dr.
H.K. Weber.
In Klein Wanzleben wurde 1838
von ortsansässigen Landwirten eine Zuckerfabrikgesellschaft
gegründet. Es war die Zeit vieler Zuckerfabrik-Gründungen. Im Gebiet des
Deutschen Zollvereins (Preußen und andere Länder in Süd- und Norddeutschland)
gab es schon 152 Fabriken.
Im Jahr 1856 übernahm der
Landwirt Matthias Christian Rabbethge die Aktienmehrheit an der Zuckerfabrik in Klein Wanzleben. Er verbesserte mit seinen Söhnen
durch Zucht die Rübenqualität und
erhöhte den Zuckergehalt der Rüben. Bereits 1910
wurde von Klein Wanzleben aus rund ein Drittel des Weltbedarfs an Rübensamen
gedeckt. Der Klein Wanzlebener Typ ist bis heute Stammvater fast aller
Zuckerrübensorten, die weltweit angebaut werden.
1945 wurden vor der Besetzung durch russische Truppen Saatgutbestände
und Zuchtunterlagen nach Einbeck in
Niedersachsen gebracht. Dort hatte die Familie Rabbethge eine
landwirtschaftliche Domäne. Es entstand die Kleinwanzlebener Saatzucht AG (vormals
Rabbethge & Gieseke - Gieseke war der Schwiegersohn Rabbethges), die
heutige KWS-SAAT SE (SE ist die Abkürzung für Europäische Aktiengesellschaft – Societas Europaea) in Einbeck. Der KWS-konzern ist weltweit der viertgrößte Saatguthersteller für
landwirtschaftlichen Nutzpflanzen (2015).
Nach 1845 wurde in Klein Wanzleben nur noch in
geringerem Umfang Saatzucht und Rübenforschung unter der Leitung der Akademie
der Landwirtschaftswissenschaften der DDR betrieben. Nach der Wende wurde der Saatzuchtbetrieb von
der KWS Einbeck zurück erworben, die Rübenzüchtung dort fortgesetzt. Ein
Straßenname erinnert an Rabbethge.
Die Zuckerfabrik wurde als VEB –
Volkseigener Betrieb – weitergeführt. Nach der Wende übernahm die Nordzucker AG
den Betrieb und baute 1994 auf der „grünen Wiese“ eine der modernsten
Zuckerfabriken Europas. In Sachsen-Anhalt gibt es neben diesem Werk der Nordzucker AG in Klein Wanzleben nur noch zwei weitere Fabriken, in Zeitz das Werk der Südzucker AG und in Könnern das Werk der Pfeifer & Langen KG (es sind
die drei großen Zuckerproduzenten in Deutschland).
In Hötensleben erinnert das Grenzdenkmal daran, dass hier einmal
die innerdeutsche Grenze verlief.
In Schöningen wurde Hermann Münchmeyer 1815 geboren. Er ist der Begründer des Hamburger
Bankhauses „Münchmeyer & Co.“. 1969
fusionierte die Bank mit zwei anderen Privatbanken zur SMH-Bank in Hamburg.
Durch Großkredite an die Baumaschinenholding von Horst-Dieter Esch (u.a.
Hanomag-Kauf in Hannover 1980) geriet die Bank in Schwierigkeiten und wurde von
der Schweizer Bank UBS übernommen. Die ehem. niedersächsische
Wirtschaftsministerin Birgit Breuel gehört zur Münchmeyer-Familie.
In Wolfenbüttel wohnen
Freunde von uns, Ilse und Karl-Heinz, die ich aber nicht besuchen
konnte, da sie gerade bei einem Sohn auf Mallorca waren. Ilse war Ratsherrin in
Salzgitter und Karl-Heinz Vorsitzender des Kreissportbundes Salzgitter; er war
auch Mitglied des Jugendlagers der Olympischen Spiele 1952 in Helsinki. Sie
sind vor längerer Zeit nach Wolfenbüttel gezogen. Im Vergleich zu Salzgitter
ist Wolfenbüttel schöner. Es hat seinen Residenz-Charakter erhalten, obwohl die
Fürstenzeit schon lange vorbei ist. Es ist nicht so zerrissen wie Salzgitter
mit seinen vielen Ortsteilen, die einmal selbständige Dörfer waren. Wolfenbüttel hat auch
eine andere Bevölkerung, man erlebt es, wenn man am Samstag auf den Markt geht.
Etwa ab 1430 wurde Wolfenbüttel zur ständigen Residenz der Herzöge zu Braunschweig
und Lüneburg bzw. des späteren Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel, bis die
Residenz 1753 nach Braunschweig verlegt wurde.
In dieser Zeit entstand unter niederländischer Bauleitung ein
verzweigtes Kanalsystem, der Stadtteil „Klein
Venedig“.
Im 16. Jh. gründete Herzog Julius zu Braunschweig-Lüneburg
die Bibliotheca Julia. Nach der
Reformation wurden die Bibliotheken mehrerer Klöster in diese Julius-Bibliothek
überführt. Herzog August brachte seine in Hitzacker angelegte Büchersammlung mit nach Wolfenbüttel, als er Regent des
Hauses Braunschweig-Lüneburg wurde, und begründete damit den Ruf der
Bibliothek. Sie galt lange Zeit als die
größte Bibliothek nördlich der Alpen. Nach der Residenz-Verlegung nach Braunschweig 1753 blieb die Bibliothek in Wolfenbüttel.
Von 1691 bis 1716 war der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothekar
in Wolfenbüttel, ebenso Gotthold Ephraim
Lessing.
Die Stadt ist evangelische Bischofsstadt und Sitz der Kirchenregierung für die Evangelisch-Lutherische-Landeskirche Braunschweig.
Seit
über 200 Jahren besteht in Wolfenbüttel die Privatbank C.L. Seeliger, die auf eine Handelshaus-Gründung 1794
zurückgeht.
Weltbekannt
ist der Kräuterlikör-Hersteller Jägermeister.
Inhaber und Geschäftsführer Günter Mast führte 1973/74 als erstes Unternehmen
die Trikotwerbung bei dem damaligen Bundesliga-Verein Eintracht Braunschweig
ein.
Kuba-Tonmöbel
(Kuba-Imperial) wurden 1948 bis 1966
in Wolfenbüttel hergestellt. In den 1960er Jahren war die Firma drittgrößter deutscher
Hersteller von Radios und Fernsehern. Das Unternehmen wurde an General Elektric
verkauft.
Das ist eine Brücke zu meiner Zeit in Salzgitter. Es wurde nach meiner
Dezernenten-Zeit gebaut. Als Wirtschaftsdezernent war ich mit der Frage
konfrontiert, ob ein IKEA-Möbelhaus nach Salzgitter kommen sollte. Es hätte das
Aus des ansässigen Möbelhauses in Salzgitter-Lebenstedt bedeutet. Ein weiteres
„Ausbluten“ der Innenstadt, was ich nicht wollte. Eine Entscheidung war dann
aber nicht notwendig, Ikea entschied sich für Braunschweig. Das Möbelhaus
in Lebenstedt besteht allerdings heute auch nicht mehr. Einen anderen Wettbewerb mit
Braunschweig habe ich gewonnen, die Ansiedlung der Ölmühle und Mälzerei von Cargill (eine der weltweit größten
Agrar-Handelsgesellschaften), die auch Braunschweig als Alternative hatten. Es entstand die erste von Cargill in Deutschland gebaute Produktionsstätte.
Wegen der großen Eisenerzvorkommen Gebiet von Salzgitter
gründeten die Nationalsozialisten am 15. Juli 1937 die "Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten Hermann Göring" (Hermann-Göring-Werke). Der Raum zwischen Goslar, Wolfenbüttel und Braunschweig wurde in
dieser Zeit eine der größten Baustellen Europas. Viele landwirtschaftliche
Betriebe wurden in das Gebiet von Hannover umgesiedelt.
In etwa der gleichen
Zeit entstand das Volkswagen-Werk und die Stadt Wolfsburg; „Stadt des
KdF-Wagens bei Fallersleben“, wie die Stadt ursprünglich hieß.
Die der
Bundesrepublik gehörende Nachfolgegesellschaft der Reichswerke in Salzgitter
wurde 1989 an die Preussag AG (ehem. Preußische Bergwerks- und Hütten-AG) verkauft. Die Preussag AG wurde später zu dem Touristik-Unternehmen TUI umgebaut und die
Stahlsparte als Salzgitter AG ausgegründet. Die in Salzgitter ansässige
Salzgitter AG besteht aus über 100 Unternehmen mit 9 Mrd. Umsatz und 25.000
Mitarbeitern (2014), allerdings nicht nur in Salzgitter.
Die derzeitige Diskussion über die Aufnahme von Flüchtlingen
erinnert mich an meine Zeit in Salzgitter. Damals hatten wir die
Aussiedlerwelle der Russland-Deutschen, die untergebracht werden mussten. Ich
wollte eine wenig genutzte Sporthalle im Ortsteil Lichtenberg belegen und
musste mich in einer Bürgerversammlung dem geballten Widerstand der Anwohner
stellen. Es war nicht zu machen. Zum Glück fand ich in einem anderen Ortsteil
eine Gewerbehalle, die wir als Unterkunft herrichten konnten. Und dann mussten
Wohnungen gebaut werden. Ich konnte die städtische Wohnungsbaugesellschaft und
ein privates Bauunternehmen aus Braunschweig gewinnen, in kürzester Zeit einen neuen, kleinen Stadtteil am Rande
der Ortschaft Fredenberg zu bauen. Und die städtische Gesellschaft baute für
die Stadt auch die sofort benötigte neue Grundschule.
Auch an andere Projekte erinnere ich mich, wenn ich in Salzgitter bin: Die
Errichtung der Fachhochschule in
Salzgitter-Calbecht, ein Ableger der Wolfenbüttler Fachhochschule. Der
Salzgitter Landtagsabgeordnete Peter-Jürgen Schneider hatte dies bei der
Landesregierung durchsetzen können. Aber die Finanzierung war nicht gesichert. Die
städtische Wohnungbaugesellschaft übernahm darum für das Land Niedersachsen den
Ausbau der leerstehenden (sehr schönen Klinker-) Gebäude eines ehem. Erzschachtes und
die Finanzierung. Ich war damals schon Geschäftsführer der Gesellschaft und aus
dem Dezernentenkollegium der Stadt ausgeschieden. Die benötigten Studentenwohnungen baute ebenfalls die
Wohnungsbaugesellschaft. Und - noch als Wirtschaftsdezernent - konnte ich mit
der Wohnungsbaugesellschaft einen mit EG-Mitteln geförderten Gewerbepark bauen lassen.
Weitere Werke von Jürgen Weber haben wir
bei einem Familientreffen in Nürnberg gesehen, die beiden Brunnen „Ehekarussel“
und „Narrenschiff“. In Göttingen stammen die bronzenen Türen des neuen Rathauses von Jürgen Weber.
Eine Arbeitsskizze zum "Turm der Arbeit" habe ich zum Abschied als Dezernent von der Stadt Salzgitter erhalten.
Als ich jetzt in der Innenstadt Salzgitter-Lebenstedt war,
war das Salzgitter-Monument mit Drahtnetzen zur Fernhaltung von Tauben
verhangen. Scheußlich. Bei der Trauerfeier für Georg (ein Freund aus der Salzgitter-Zeit, damals Fraktionsvorsitzender der SPD) saß ich nehmen dem
jetzigen Oberbürgermeister der Stadt und ich habe ihn auf diese
„Verschandelung“ angesprochen. Er war wohl auch nicht glücklich darüber. Ob
sich etwas ändert?
Auch der Verkauf der Stahlwerke an die Preussag AG war in meiner
Salzgitter-Zeit. Wenn schon die Stahlwerke verkauft wurden, wollten wir doch
wenigstens den Wohnungsbestand des Konzerns, rd. 14.ooo Wohnungen, für die Stadt sichern. Ein Kaufmodell für den
Kauf durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft hatte ich entwickelt und
zusammen mit dem Oberstadtdirektor in Bonn verhandelt. Die Verbindungen des Vorstandsvorsitzenden
des Salzgitter-Konzerns, vorher Abteilungsleiter im Finanzministerium, waren
stärker.
Als Ausgleich für den Verkauf
des Salzgitter-Konzerns bestimmte die Bundesregierung Salzgitter als Sitz des
Bundesamtes für Strahlenschutz. Ein magerer Ausgleich, denn der Erlös aus dem
Verkauf der Stahlwerke floss nach Osnabrück, in die neu gegründete Bundesstiftung Umwelt.
Zu Freunden aus der Salzitter-Zeit haben wir noch guten Kontakt. Eine
Gruppe trifft sich zwei oder dreimal im Jahr zu unserer „Essen-Runde Salzgitter“. Allerdings ist sie kleiner geworden. Von Georg und Wolf-Dieter mussten wir uns im letzten Jahr (2016) verabschieden, von Georgs Frau Mira schon früher. Dieser Bericht meiner Salzgitter-Radfahrt soll auch an sie erinnern.
Der Abschluss der Radfahrt war im Hotel am See, dem Gästehaus der Salzgitter AG, bei einer schönen Geburtstagsfeier mit vielen Freunden.
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