An der polnischen Ostseeküste
Mit dem Rad von Bansin nach Danzig
Rewal/Rewahl bis Ustronie Morskie/Henkenhagen
Rewal/Rewahl - Pogorzelica/Fischerkaten - Trzebiatow/Treptow -Mrzezyno/Treptower Deep - Dzwirzyno/Kolberger Deep - Kolobrzeg/Kolberg -Ustronie Morskie/Henkenhagen
Auf diesem Abschnitt verlassen wir noch einmal die Ostseeküste und fahren in das Landesinnere, um Treptow an der Rega zu besuchen. Eine weitere interessante Stadt ist Kolberg. Hier sind wir dann wieder an der Ostseeküste.
Leuchtturm Niechorze/Horst
Der Leuchtturm (polnisch: Latarnia Morska) ist einer von sieben an der polnischen Ostseeküste, die Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurden, um den zunehmenden Schiffsverkehr des Hafens Swinemünde zu sichern. Einigen werden wir auf unserer Radtour noch begegnen.


Trzebiatow/Treptow
Der Ursprung der Stadt war eine slawische
Festung und Siedlung an der Rega aus dem 9. Jahrhundert. Anfang des 13.
Jahrhunderts kamen deutsche Einwanderer, die der pommersche Herzog zur
Besiedlung des Landes angeworben hatte. Treptow war als Hafenstadt Mitglied
der Hanse.
„Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen“ soll der britische Feldmarschall Wellington am Abend der entscheidenden Schlacht gegen Napoleon ausgerufen haben. Mit den Preußen waren die Truppen des damals 73-jährigen Marschalls Blücher gemeint. Napoleon hatte nach seiner Rückkehr aus dem Verbannungsort Elba erneut versucht, Europa zu beherrschen. Den französischen Truppen stellten sich die Armeen Englands und Preußens entgegen. Am 18. Juni 1815 standen sich französische und englische Soldaten bei Waterloo gegenüber und die englische Armee geriet in starke Bedrängnis. Gerettet wurde sie durch das Eintreffen Blüchers und seiner Armee und damit war auch die Niederlage Napoleons besiegelt.
In Treptow war Johannes Bugenhagen (1485 – 1558, Reformator und Weggefährte Luthers) zunächst Lehrer und Rektor der Stadtschule (der Lateinschule der Marienkirche) und danach Priester und Vikar der Marienkirche. Nachdem er Luthers Schriften gelesen hatte, ging er nach Wittenberg und wurde auf Empfehlung Luthers Stadtpfarrer an der Wittenberger Stadtkirche. Später ging er nach Braunschweig, Hamburg, Lübeck und zurück nach Wittenberg. Dort schrieb er die reformatorischen Kirchenordnungen. Auf Veranlassung der gemeinsam regierenden Herzöge von Pommern verfasste er 1535 die Pommersche Kirchenordnung.
Nach der Großen Pest Mitte des 14. Jahrhunderts (in Europa starben
etwa 25 Millionen Menschen, ein Drittel der Bevölkerung) wurden im Ostseeraum Hospitäler
für Pilger und auswärtige Kranke errichtet. Sie bestanden meist bis zum 16. und
17. Jahrhundert.
Gewidmet wurden sie der Heiligen Gertrud von Nivelles (Äbtissin des Augustiner-Klosters in Nivelles, Belgien, und Verwandte Karls des Goßen, 7. Jahrhundert), die sich für die Armen- und Krankenfürsorge einsetze.
Nach dem Ausflug nach Treptow kehren wir zurück zur Küste, und fahren etwa parallel zu der bei Mrzezyno/Treptower Deep ("Deep" bedeutet "tief") in die Ostsee fließenden Rega.
Der ursprüngliche Name von Kolberger Deep war Regamünde. Bis in das 16. Jahrhundert floss die Rega durch den Kamper-See (Resko Przymorskie) in die Ostsee, als der Mündungsarm versandete. Um weiter einen Ostseehafen zu haben, ließ die Stadt Treptow einen Kanal von der Rega zur Ostsee graben und einen neuen Hafen, Treptower Deep, anlegen.
Es folg die Stadt Kolberg/Kolobrzeg. Danach fahren wir entlang der Küste zwischen Ostsee und einem Moor-Naturschutzgebiet weiter bis Ustronie Morskie/Henkenhagen.
Kolobrzeg/Kolberg
Der Ursprung der Stadt sind Salzquellen, die auch den späteren Reichtum begründeten. Heute erinnert noch eine eingefasste Salzquelle auf der Salzinsel Wyspa Solina daran (die bei unserem Besuch aber trocken war).
Eine erste Siedlung Kolberg bestand schon um das Jahr 1000, die die Salzquellen ausbeutete. Sie wurde Sitz des ersten Bischofs in Pommern. Diese Siedlung lag südlich des heutigen Kolbergs (heute als Budzistowo/Alt-Kolberg ein Stadtteil von Kolberg). Nur wenige Jahre später wurde der Bischof vertrieben und das Bistum ging unter.
Auf Bitten des polnischen
Herzogs Boleslaw III., der das heidnische Pommern unterwarf und
christianisierte, unternahm Bischof Otto von Bamberg Anfang des 12.
Jahrhunderts zwei Missionsreisen nach Pommern.
1125 wurde in der slawischen Siedlung (Alt-Kolberg) die Marienkirche
(heute die Kirche Johannes der Täufer) von Bischof Otto geweiht.
Im Zuge der deutschen Ostsiedlung wurde zwei Kilometer nördlich der slawischen Siedlung eine deutsche Stadt gegründet. Der Name der benachbarten slawischen Siedlung Kolberg ging auf die deutsche Gründung über. Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt die Siedlung das Lübische Stadtrecht. Das Domkapitel der Altstadt Kolberg und die Marienkirche wurden in die neue Stadt verlegt. Der Bau der neuen Marienkirche, der spätere Dom, wurde 1321 vollendet.
Von 1361 bis 1610 war Kolberg Mitglied der Hanse. Salzproduktion, Salzhandel und Fischfang waren die Quellen des Reichtums.
Die Hanse
Die Wurzeln
der Hanse (althochdeutsch Hansa: Schar, Bund) liegen in der Mitte des
13. Jahrhunderts. Aus einem anfänglichen Kaufmannsbund wurde ein Städtebund
niederdeutscher Städte, die einen regen Handel zwischen West- und Osteuropa
begannen. Seine vorrangigen Ziele bestanden in der Sicherung der Handelswege
über die Ostsee, dem Ausbau der Privilegien in anderen Staaten und gegenseitiger
Hilfe im Kriegsfall. Die Tätigkeit der Hanse erstreckte sich auf den Norden
Deutschlands und den gesamten Ostseeraum.
Der Hanse
gehörten etwa 70 Städte fest an. An der deutschen Ostseeküste waren das
zum damaligen Zeitpunkt Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Demmin,
Anklam, Stettin, Danzig und Riga. Weitere Städte kamen später hinzu.
Der Erfolg
der Hanse war darauf zurückzuführen, dass sie sich ausschließlich zur
Verfolgung ihrer wirtschaftlichen Interessen von Fall zu Fall mit anderen
Städten verbündete und sich aus der Machtpolitik der Staaten heraushielt.
Die Hanse
wurde sehr mächtig und konnte enormen wirtschaftlichen Druck ausüben.
Widerstände, z. B. der norwegischen Kaufleute, wurden mit Handelsblockaden
aufgeweicht. Ungeliebte Konkurrenten, wie die englischen Handelsleute,
erhielten Einfahrtsverbote in den Ostseeraum.
Aufgrund
ihres Wohlstands waren die Städte in der Lage, ihren Landesherren Kredite zu
gewähren, die ihnen dafür wiederum Privilegien zusicherten. Der Handel mit
Getreide, Fischen (vor allem Hering), Butter, Tuchen und Salz führte die Hanse
bis nach Russland im Osten, Norwegen im Norden, nach England, den Niederlanden
und Belgien im Westen sowie Venedig und Italien im Süden.
Im 16.
Jahrhundert wurde Amerika und damit neue Seewege entdeckt. Der Handelsschwerpunkt
verlagerte sich nach Westen auf den Überseehandel und schwächte die Hanse
zunehmend. Es fehlte der Hanse Geld für den eigenen Schutz. Sie konnte den
Landesherren keine Kredite mehr zahlen und verlor ihre Privilegien. Die Stadtrechte
wurden ebenfalls eingeschränkt.
Den endgültigen Untergang der Hanse besiegelte die Abtretung der Städte Wismar und Stralsund an Schweden im Dreißigjährigen Krieg.
In Kolberg saß u.a. Friedrich-Ludwig (Turnvater) Jahn in
Festungshaft. Kolberg war im 1. Weltkrieg für einige Monate das letzte
Hauptquartier der obersten Heeresleitung unter Hindenburg (davor war sie
u.a. in Kassel-Wilhelmshöhe und im belgischen Spa).
Vom Turm der Kirche aus hat man einen weiten Blick auf die Stadt und den Hafen (wir sind nicht auf den Turm gestiegen).
Leuchtturm
Interessant ist ein Lapidarium
auf dem 1881 eröffnete Zentralfriedhof, der nach dem 2. Weltkrieg zerstört
wurde und heute ein Park ist. Zur Erinnerung an die ehemaligen deutschen
Bewohner und Ihren Friedhof wurde im Jahr 2000 ein Lapidarium mit alten
Grabsteinen, die noch erhalten waren, errichtet.