SPANIEN – DURCH DIE NÖRDLICHEN REGIONEN

Mai 2017

Nordspanien war das Ziel unserer gemeinsamen Reise. Reinhard und seine Frau Therese, meine Frau und ich waren vom 8. bis 20. Mai dieses Jahres (2017) dort. Reinhard kenne ich aus der Zeit der Jungen Union.

Gestartet sind wir in Bilbao (Anreise mit dem Flugzeug) und dann sind wir mit einem Mietwagen nach San Sebastian, Burgos, Leon, Santiago de Compostela (Land-Route) und zurück über Ribadeo, Santillana del Mar wieder nach Bilbao (Küsten-Route) gefahren. Meine Frau und ich sind danach noch zwei weitere Tage in Bilbao geblieben.

Die Fahrt ging durch die spanischen Regionen Baskenland (Pais Vasco - baskisch: Euskal), Kastilien und Leon (Castilla y León), Galicien (Galicia) und zurück an der Küste durch Asturien (Asturia), Kantabrien (Cantabria) wieder ins Baskenland.


Unser Weg von Bilbao nach Santiago de Compostela
und wieder zurück nach Bilbao 

Ich habe die Stationen und das, was wir gesehen haben, beschrieben. Um das Gesehene und Erlebte auch ein bisschen besser einordnen zu können,  ist im Anhang an diese Reisebeschreibung die Geschichte Spaniens und Nordspaniens als Überblick zusammengefasst. 

                    Die Beschreibungen stammen hauptsächlich aus Wikipedia-  
                    und anderen Artikeln im Internet, ohne einzelne Zitierung.

Die Stationen der Reise:

1. Teil: Start und Ziel Bilbao
    (1) Bilbao
2. Teil: Die Land-Route nah Santiago de Comostela
    (2) San Sebastian
    (3) Burgos
    (4) Leon
    (5) Santiago de Compostela
3. Teil: Die Küsten-Route zurück nach Bilbao
    (6) Ribadeo
    (7) Santillana del Mar
4. Teil: Geschichte Spaniens

Nordspanien war das Ziel unserer gemeinsamen Reise. Reinhard und seine Frau Therese, meine Frau und ich waren vom 8. bis 20. Mai dieses Jahres (2017) dort. Reinhard kenne ich aus der Zeit der Jungen Union.

Gestartet sind wir in Bilbao (Anreise mit dem Flugzeug) und dann sind wir mit einem Mietwagen nach San Sebastian, Burgos, Leon, Santiago de Compostela und zurück über Ribadeo, Santillana del Mar wieder nach Bilbao gefahren. Meine Frau und ich sind danach noch zwei weitere Tage in Bilbao geblieben.

Die Fahrt ging durch die spanischen Regionen Baskenland (Pais Vasco), Kastilien und Leon (Castilla y León), Galicien (Galicia) und zurück an der Küste durch Asturien (Asturia), Kantabrien (Cantabria) wieder ins Baskenland.

1. Teil: Start und Ziel Bilbao                               


(1) Bilbao
8. und 9. Mai 2017 
und zwei weitere Tage
Hotel Barcelo in Bilbao
                           
Bilbao wurde im Jahr 1300 gegründet. Schon vor der Stadtgründung bestand eine Stationskapelle für Jakobs-Pilger, die heutige Kathedrale des Apostels Jakobus. Noch früher war dort die römische Siedlung Bellum. In der Zeit wurde dort auch Eisenerz von den Römern abgebaut.

Mitte des 19. Jh. war die Eisenverarbeitende Industrie bedeutend. Ab den 1970er Jahren begann der industrielle Niedergang. Die Antwort darauf war die Umgestaltung und Aufwertung der Stadt ab den 1990er Jahren durch neue Architektur (Guggenheim-Museum, Gestaltung der Metro-Stationen etc.).

Guggenheim-Museum

Das bedeutendste Gebäude in Bilbao ist das Guggenheim-Museum für moderne Kunst. Ein beeindruckender Baukörper, selbst ein Kunstwerk,  große und hohe Räume (die Höhe des Atriums ist 50 m.), keine Wand ist gerade sondern geschwungene Linie bestimmen das Gebäude-Bild (dekonstruktivistischer Baustil). Im Inneren ist eine Sammlung zeitgenössischer Kunst. Der großflächige, 10 m breite Original-Siebdruck „150 vielfarbige Marilyns“ von Andy Warhol ist wie für die  Räume geschaffen. Das Museum wurde 1997 eröffnet. Entworfen wurde es von dem amerikanischen Architekten Frank Owen Gehry.

Gehry entwarf auch die Busstopps in Hannover (halboffene Wartehäuschen als Teil  der Kunst im öffentlichen Raum) und den Gehry-Tower am Steintorplatz (mit  verdrehtem Baukörper).
Das Guggenheim-Museum gehört zu den weltweiten Museen der  amerikanischen Guggenheim-Stiftung (in Berlin betrieb die Guggenheim-Stiftung bis  2012 die Berliner Kunsthalle, heute ist dort die Deutsche Bank  KunstHalle, Straße  Unter den Linden).

Zu der Umgestaltung der Stadt gehören auch die U-Bahnstationen von Norman Foster mit muschelförmigen Eingängen (Postmoderne). Die U-Bahn  wurde   1995 eröffnet.

Norman Foster hat auch die Reichstagskuppel in  Berlin                  entworfen.

Sehenswert ist die 1997 fertiggestellte Zubizuri-Brücke (baskisch, Weiße Brücke), eine Fußgängerbrücke über den Fluss  Nervión, ursprünglich mit Glas-Fußboden. Der Nervión entspringt bei Burgos und mündet nördlich von Bilbao im Golf von Biskaya. Architekt war Santiago Calatrava.

Santiago Calatrava hat auch das Konzertgebäude in Santa Cruz auf Teneriffa entworfen.

Viele Neubauten und viele gut erhaltene Wohngebäude des 19. Jh. bestimmen das Stadtbild. Das Rathaus (Ende des 19. Jh.. Stilrichtung des Historismus) wurde mit einem modernen Anbau versehen, der dazu passt.

Die Markthalle Mercado Ribera muss man besuchen, nicht nur wegen des Fisch-, Fleisch- und Gemüseangebotes sondern auch wegen der Pintxos-Imbisse. Pintxos sind die baskische Art der spanischen Tapas, kleine und leckere Häppchen in unterschiedlichsten Variationen. Sie sind das gastronomische Wahrzeichen des Baskenlandes, eigentlich der gesamten Nord-Region. Und dazu haben wir Txakoli, den Weißwein des Baskenlandes, getrunken.

In der Altstadt sind die Siete Calles (7 Gassen, der älteste Teil der Altstadt, in dem die Handwerker ihre Straßen hatten) und die Plaza Nueva (umgeben von neoklassischen Gebäuden mit Säulengängen). Überall Restaurants mit Pintxos. Am Wochenende war es „brechend voll“, von Einheimischen, die sich dort am Vormittag und Mittag treffen. Am Nachmittag war der Platz fast leer. Am Abend kamen die Touristen.

An den Fenstern fielen uns zwei Plakate auf. Eines, „Etxera“, forderte die Überführung von ETA-Häftlingen in die baskische Region.

Die ETA war eine terroristische  Untergrundorganisation, die lange Jahre die Unabhängigkeit des Baskenlandes von Spanien und auch von Frankreich (s. Geschichte) erzwingen wollte. Die verurteilten ETA-Kämpfer wurden aus Sicherheitsgründen in fernab gelegenen Gefängnissen untergebracht. Jetzt, nach der Aufgabe des Kampfes, fordern die Angehörigen und Anhänger eine Verlegung   in das Baskenland.

Ein anderes Plakat, „Ongi Etori“ heißt die Flüchtlinge in der Stadt willkommen und will die Weltoffenheit Bilbaos demonstrieren.

Die Forderungen auf den Plakaten waren in baskischer Sprache, eine eigenständige Sprache neben dem Spanisch (s.u.). Die Straßenschilder waren zweisprachig, aber sonst dominierte entgegen meinen Erwartungen das Spanische.

Jugendstil-Café Iruna

Sehr schön ist auch das Jugendstil-Cafè Iruna in der Neustadt, eröffnet 1903. Auch wieder eine fast unglaubliche Auswahl unterschiedlicher Pintxos.

In der Altstadt sind noch wichtig: Die Kathedrale de Santiago, gotische Kirche, im 14. – 16. Jh. gebaut. Sie ist eine Basilica minor (Titel-Verleihung erfolgt durch den Papst, höheren Rang haben nur die 6 Hauptkirchen in Rom und Assisi). Das  Teatro Arriaga, Opernhaus, 1890 am Nervión gebaut (Neobarock) musste nach Überschwemmung 1983 komplett neu aufgebaut werden. Arriaga  war  baskischer Komponist (1806 – 1826),  der dort mit  Mozart verglichen wird.

An die Industrie-Stadt Bilbao erinnert nur wenig. Das Gelände der Stahlgießerei  oberhalb der Altstadt wurde ein Park. Nur ein erhaltener Schornstein inmitten der Wiesen und Blumen erinnert noch daran. Früher gab es eine direkte Aufzug-Verbindung von der Altstadt in den Park (der sollte wieder aktiviert werden). Und noch zwei Details der modernen Stadt Bilbao: An verschiedenen Stellen wurden Fahrsteige (flache Rolltreppe, Laufband) gebaut, um das Gehen in der hügeligen Stadt zu erleichtern und Autofahrten zu vermeiden. Bilbao ist eine Sport- und Fahrradstadt. Ein Triathlon kostete uns zwar bei unserer zweiten Fahrt in die Stadt über eine Stunde Zeit, weil wir uns wegen Sperrung einer Fahrbahn vor unserem Hotel durch das unendliche Einbahnstraßen-Gewirr der Stadt kämpfen mussten. Vorbildlich sind aber die Abgrenzungen zwischen Fahrradweg und Straße, die die Autos durch „Höcker“ fernhalten (das sollte man auch in Berlin so machen).

Bilbao war unsere erste Station in Nordspanien. Hier waren wir  (meine Frau und ich) noch zwei weitere Tage im Anschluss an die gemeinsame Rundreise. Wir sind an die Mündung des Nervión, den Ria de Bilbao, nördlich von Bilbao gefahren. Und wir haben Guernika besucht.

Am Nervión befindet sich bei der Stadt Portugalete die Puente Colgante (Hängende Brücke), eine 1893 eröffnete Schwebefähre für Fahrzeuge und Fußgänger über den Ria de Bilbo. Es ist die Älteste ihrer Art. Die Fähre hängt mit Seilen an einer 50m hohen Brücke (das ist die Höhe des Atriums im Guggenheim-Museum), über die wir natürlich gegangen sind.

Rias sind schmale, tief ins Land reichende Meeresbuchten. Ähnlich den Fjorden in Norwegen, aber nicht durch Gletscher gebildet sondern es sind  überschwemmte Mündungsarme von Flüssen. Wir haben sie auch an der Nord-West-Küste gesehen.

Danach sind wir nach Guernika (baskisch Gernika), nordwestlich von Bilbao, gefahren. 1937 bombardierten deutsche (Legion Condor) und italienische Flugzeuge während des Spanischen Bürgerkriegs die Stadt. Es war ein Test für den späteren Krieg. Die Bevölkerung wurde überrascht. Es war Markttag und viele Einwohner aus Bilbao und der Umgebung trafen sich hier und kamen im Bombenhagel um. Das erzählte uns ein Mitarbeiter des Parlamentshauses von Guernika. Kurze Zeit nach dem Angriff malte Pablo Picasso sein berühmtes Bild Gernika, das den Schrecken des Krieges darstellt, es ist heute in Madrid ausgestellt.

1991 wurde in Guernika ein Park der Europäischen Völker zur Erinnerung an das Massaker eröffnet. In ihm sind u.a. Skulpturen von Henry Moore und Eduardo Chillida (baskischer Bildhauer) aufgestellt.

Eine Bronzeskulptur von Henry Moore ist auch im Garten der Kaiserpfalz Goslar aufgestellt, der „Gefallener Krieger“ bzw. „Goslarer Krieger“. Sie soll die Sinnlosigkeit des Todes im Krieg ausdrücken. Ein Abguss der Skulptur steht auf der Rambla in Santa Cruz auf Teneriffa.

Eine Skulptur von Eduardo Chillida, die die Wiedervereinigung symbolisiert, steht vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Gestiftet wurde die Skulptur von einem Münchener Kustsammler.

Am Eingang des Parks steht die Büste Wilhelm von Humboldts als „Freund des baskischen Volkes“. Humboldt hatte auch das Baskenland bereist und mit seiner Schrift „Die Vasken“ wohl erstmals eine umfassende Darstellung über die Basken und ihre Sprache verfasst.

Der Baum von Gernika
Das Parlamentshaus ist Sitz des Provinzparlaments. Es ist zusammen mit dem Baum von Gernika Symbol der baskischen Geschichte. Seit dem Mittelalter fanden hier Ratsversammlungen des Baskenlandes statt (Vertreter der Gemeindebezirke) und die Könige von Kastilien beschworen unter der Eiche von Gernika die baskischen Autonomierechte. Der Stamm eines der alten Eichen ist in dem Denkmal neben dem Parlament aufgestellt - nach der Original-Eiche mussten im Laufe der Zeit einige neue Eichen gepflanzt werden. Die Glasdecke des Parlamentsgebäudes stellt eine Schwurszene unter der Eiche dar. Der Versammlungssaal wurde als Parlaments-Kirche konzipiert, mit politischen und religiösen Funktionen (es gibt ein Taufbecken und einen Altar)

Bilbao hat uns gefallen. Die Stadt mit ihrer unserer Meinung gelungenen Mischung aus Alt und Neu, dem Leben, den Pintxos und dem Txakoli. Erlebens- und lebenswert. Und entgegen allen Warnungen hatten wir Sonnenschein und auf der ganzen Fahrt – fast – keinen Regen.

Das Baskenland (spanisch: País Vasko, baskisch: Euskal Herria oder Euskadi) ist eine autonome Gemeinschaft (Comunidad Autónoma des Pais Vasco, baskisch: Euskal  Autonomia Erkidegoa - s.u. Spanien – Verfassung)  und umfasst die Provinzen Guipúzcoa (baskisch Gipuzkoa, Hauptstadt San Sebastian), Vizcaya (baskisch Bizkaia, Hauptstadt Bilbao), Álava (baskisch Araba, Hauptstadt Vitoria-Gasteiz).
Am Golf von Biskaya gelegen.
Rd. 2 Mio. Einwohner.

Hauptstadt ist Vitoria-Gasteiz (spanisch Vitoria, baskisch Gasteiz). Größere Städte sind Bilbao (Bilbo) und San Sebastian (Donostia).

Das Baskenland gehört wirtschaftlich zu den wohlhabenderen Regionen Spaniens.
BIP Baskenland (Bruttoinlandsprodukt pro Kopf – wirtschaftliche Leistung, im Verhältnis zum EU-Durchschnitt, 2015) Baskenland 119% (EU 100 %, Spanien 90 % , Deutschland 124 %). Katalonien, das seine Unabhängigkeit von Spanien u.a. mit dem Steuerabfluss an den Zentralstaat begründet, liegt bei 107%,  hinter Madrid, dem Baskenland und Navarra.

Zum kulturellen Baskenland  gehören außerdem die spanische Region Navarra und das französische Baskenland

Navarra (offiziell: Comunidad Foral de Navarra, baskisch Nafarroa) ist autonome Gemeinschaft und zugleich Provinz.  Südlich der Pyrenäen gelegen. Teil des ehemaligen Königreichs Navarra.
Rd. 640.000 Einwohner.

Hauptstadt ist Pamplona.
Navarra ist nach Madrid und dem Baskenland die drittwohlhabendste Region Spaniens. In Pamplona ist ein VW-Werk, BSH (Bosch und Siemens Haushaltsgeräte, größter Hausgerätehersteller Europas, jetzt nur noch zum Bosch-Konzern gehörend, auch die Marken Gaggenau, Neff, Constructa, Junker gehören dazu) produziert in der Stadt Estella. In Navarra wurde die NH-Gruppe, drittgrößter Hotelbetreiber in Europa, gegründet.