Teneriffa Spaziergänge: Bananen

November 2018


Der Norden Teneriffas ist grün. Das machen die Bananen-Plantagen, die das Aussehen des Landes entlang der Küste prägen. Große Felder mit den grünen Blättern der Bananenstauden. Eine weite, grüne Landschaft. In den 1960er Jahren war das noch ausgeprägter. Wo heute die Feriensiedlungen rund um Puerto de la Cruz angelegt sind, waren Bananenfelder, auch im Stadtteil „La Paz (Frieden)“, in dem wir wohnen. Am Rand

Bananen-Plantage unterhalb von San Pedro

der Siedlungen erkennt man noch die alte Feld-Struktur. Aufgegebene Terrassen-Felder, auf denen bis vor einigen Jahren noch Bananen wuchsen. Jetzt liegen sie brach, in der Erwartung ihrer Eigentümer, dass hier die nächsten Feriensiedlungen entstehen. Aber das ist wohl in weiterer Ferne und das ist gut. Jedenfalls kann man entlang der Küste noch immer an grünen Bananen-Plantagen entlang wandern.

Seit Ende des 19. Jh. werden auf Teneriffa Bananen auf Plantagen angebaut. Die Engländer waren die ersten, die auf der Insel Bananen als Monokultur anbauten und exportierten.

Vor den Bananen wurde Zuckerrohr angebaut. Gleich nach der Eroberung der Inselbegannen die Spanier mit der Anpflanzung von Zuckerrohr als erster Monokultur auf der Insel (Zucker aus Rüben gab es erst Anfang des 19. Jh.). 

1496 war die Eroberung Teneriffas abgeschlossen und die Insel wurde Teil der Krone Kastiliens. 1492 hatte Kolumbus Amerika entdeckt (siehe Blog-Beitrag „Spanien – durch die nördlichen Regionen, Teil 4 Geschichte Spaniens“). Im gleichen Jahr wurde die Wiedereroberung Spaniens (Reconquista) durch die Eroberung des letzten maurischen Emirats Granada abgeschlossen.
Es begannen die Erkundungen und Eroberungen der Kolonien in Afrika: u.a. Guinea, Westafrika, Marokko, Ceuta an der afrikanischen  Mittelmeerküste (noch heute spanische Exklave, mit dem große Problem der Füchtlingsabwehr); Nord- und Mittel-Amerika: u.a. Mexiko, Florida, das Mississippi-Delta, Jamaika, Hispaniola (Haiti und Dominikanische Republik), Kuba; Süd-Amerika: u.a. Peru, Argentinien, Uruguay, Paraguay, Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Panama; Asien: u.a. Philippinen – und die Eroberung der Kanarischen Inseln.

Bananen-Staude im Garten
 unserer Wohnanlage
Der Zuckerrohr-Anbau funktionierte bis Mitte des 16. Jahrhunderts. Dann waren die größten Waldbestände abgeholzt, das Holz brauchte man für die Beheizung der Siedekessel. Durch die Waldrodung veränderte sich das Mikroklima, der Waldboden wurde abgetragen und speicherte nicht mehr das Wasser, viele Quellen versiegten. Holz musste herangeschafft werden. Die Produktionskosten stiegen und der Insel-Zucker war nicht mehr konkurrenzfähig gegenüber dem aus den Anbaugebieten in den mittelamerikanischen Kolonien Spaniens. Also verlegten die Zucker-Barone die Produktion insbesondere nach Kuba. Die Arbeits-Sklaven

Usprünglich waren es die besiegten Guanchen, die Ureinwohner der   Insel, dann kamen Sklaven aus Afrika.

und etwa ein Drittel der Canarios

Canarios waren aus Spanien eingewanderte Tagelöhner, die sich zum Teil mit den Ureinwohner-Frauen vermischten – die Bevölkerung betrug damals auf Teneriffa etwa 10.000 Einwohner, etwa 2.500 stammten von der Urbevölkerung der Kanaren ab – heute hat Teneriffa knapp 900.000 Einwohner.

 wurden mit der Produktion dorthin „verlagert“.

Die Entwicklung einer
Bananen-Dolde
Die dem Zuckerrohr folgende Monokultur war der Weinanbau. Angebaut wurden die Malvasier-Reben, aus denen ein süßer und schwerer Wein gekeltert wurde. Die Reben kamen von der Mittelmeerinsel Kreta. Der Wein wurde nach England und Nordamerika, aber auch in die spanischen Kolonien exportiert und machte die Weinhändler reich. Das war nach einem Jahrhundert beendet. Die Engländer begünstigten Anfang des 17. Jh. den Madeira-Wein von der portugiesischen Insel durch niedrigere Zölle. Im 19. Jh. kam der Weinbau durch eine Rebenkrankheit fast zum erliegen.

Einen Ausweg bot im ersten Drittel des 19. Jh. die Zucht der Cochenille-Laus. Sie lieferte den Grundstoff für den natürlichen Farbstoff Karminrot zum Färben von Textilien (und u.a. noch heute für Lippenstifte). Die Läuse leben auf den Gliedern der Kaktusfeige. Mit der Entdeckung der Teerfarben (1834 durch den deutschen Chemiker Ferdinand Runge, ab der 2. Hälfte des 19. Jh. industriell genutzt) gab es einen Ersatzstoff für das natürliche Karminrot und der Cochenille-Boom ging schnell zu Ende.

Die Entwicklung
einer Bananen-Dolde
Heute gehört der Bananen-Anbau zu den Haupt-Agrarprodukten, die auf den Kanarischen Inseln angebaut werden. An erster Stelle steht der Weinanbau (auf rd. 19.000 Hektar Anbaufläche), dann folgen Bananen (auf etwas über 9.000 Hektar, mit Schwerpunkt auf Teneriffa und La Palma, 136.000 Tonnen werden jährlich auf Teneriffa geerntet) und Kartoffeln (auf etwas über 4.000 Hektar, nur für den heimischen Markt, trotzdem findet man in den Supermärkten meistens englische Kartoffeln) und Tomaten (119.000 Tonnen jährlich auf Teneriffa, Gran Canaria und Fuerteventura).

90 % der kanarischen Bananen-Ernte wird exportiert, hauptsächlich nach Spanien. In der übrigen EU sind die kanarischen Bananen trotz spanischer und europäischer Subventionen nicht konkurrenzfähig gegenüber den mittelamerikanischen Bananen.
Die europäischen Länder (außer Spanien) beziehen die Bananen aus Mittelamerika (72 %). 17 % kommen aus Afrika und der Karibik (AKP-Länder, ehem. französische und englische Kolonien), von den Kanaren nur rd. 10 %.

Der weltweit größte Bananenproduzent ist Indien mit 29 Millionen Tonnen (2016),
Die Entwicklung 
einer Bananen-Dolde
gefolgt von China mit 13 Millionen Tonnen. Kolumbien und Ecuador (die Hauptlieferländer für Europa) kommen zusammen auf 8,5 Millionen Tonnen. Die Kanarischen Inseln produzieren unter 400.000 Tonne.

Jeder Deutsche isst im Jahr durchschnittlich 12 kg Bananen, nur die US-Amerikaner essen mehr.
Der erste Bananen-Import nach Deutschland erfolgte schon 1895 durch einen Hamburger Kolonialwarenhändler, der erstmals 40 Tonnen Dessert-Bananen von den Kanaren und Madeira nach Deutschland einführte.
Konrad Adenauer soll 1957 bei den Verhandlungen über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft durchgesetzt haben, dass Bananen nach Deutschland zollfrei importiert werden können. Bananen wurden dadurch nach dem 2. Weltkrieg ein Luxus, den sich jeder leisten konnte.

Ursprünglich kommen die Bananen aus Südostasien. Araber brachten sie nach Afrika und von dort wurden sie von Portugiesen/Spaniern (?) um 1500 auf die Kanarischen Inseln gebracht. Von hier aus kamen sie später auch nach Mittelamerika und in die Karibik, die heutigen großen Bananen-
Die Entwicklung
einer Bananen-Dolde
Konkurrenten der Kanaren.

Unser Wort Banane stammt aus dem arabischen und bedeutet Finger. Wie Finger an einer Hand sind die einzelnen Bananen an den Dolden angeordnet.  Der wissenschaftliche Name ist Musa. Der schwedische Botaniker Carl von Linné (erster Präsident der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, er begründete die wissenschaftliche Nomenklatur/Benennung der Botanik und der  Zoologie) gab der Banane den Namen (nach dem griechischen Arzt Antonius Musa, 50 v. Chr., Leibarzt des römischen Kaisers Augustus - Warum?). Der spanische Name ist Plàtano (von „plantación“ – Plantage ?) und in Südamerika heißen die Bananen Banana.

Neben den bei uns bekannten Obst- oder Dessert-Bananen gibt es auch noch Kochbananen und Textilbananen. Kochbananen (bekommt man auch auf Teneriffa zu kaufen) sind in vielen Teilen Südamerikas, Afrikas und Asiens ein Grundnahrungsmittel. Kochbananen werden ähnlich wie die Kartoffeln vor dem Verzehr gekocht und auch frittiert. Textilbanane werden auf den Philippinen angebaut. Die
Die Entwicklung
einer Bananen-Dolde
Blätter werden zu Herstellung von Papier und Tauen genutzt. Da die Fasern nicht im Wasser faulen, waren sie früher für die Herstellung von Schiffstauen wichtig.

Die auf den Plantagen angebauten Bananen sind Hybrid-Pflanzen, d.h. aus Kreuzungen hervorgegangene Sorten. In den 1960er Jahren wurde in Mittelamerika vor allem die Sorte Groß Michel angebaut, bis die Monokulturen von einer Pilzkrankheit befallen wurden. Heute wird dort die Sorte Cavendish angebaut. Die Sorte geht auf eine Züchtung des Engländers William Cavendish (Herzog von Devonshire) zurück, der bereits 1830 diese Bananen-Sorte aus China in seinen Gewächshäusern anpflanzte. 

Auf den Kanarischen Inseln werden hauptsächlich Bananen der Sorte Kleiner Zwerg (wegen der Höhe der Pflanzen, 2,25 Meter hohe Stauden, geringere Wind-Angriffsfläche) angebaut. Es ist eine Unterart der Cavendish-Bananen. Sie sind  süßer als die südamerikanischen (22 % Fruchtzucker, mittelamerikanische haben 17 %). In Mittelamerika werden die Bananen in großen Plantagen internationaler Konzerne angebaut. Auf den Kanaren betreiben Familienbetriebe die Bananen-Plantagen.

Die Vermehrung der Plantagen-Bananenstauden erfolgt vegetativ. Die
Die Entwicklung
einer Bananen-Dolde
Mutterpflanzen bilden Schösslinge aus, die genetisch identisch sind (Klone). Eine Bestäubung der Blüten und Samenbildung erfolgt bei den kultivierten Plantagen-Bananen nicht mehr. Die kleinen schwarzen Punkte, die man in den reifen Bananen sieht, sind die verkümmerten Samen.

Die Klonung macht die Pflanzen aber anfällig gegen Pilzkrankheiten. Auch die Cavendish-Banane wird inzwischen wie die „Groß Michel“ durch Pilzkrankheiten bedroht, da die Pilze mit der Zeit gegen die eingesetzten Pestizide resistent werden. Durch Genveränderung (in Australien) und durch Neuzüchtungen aus wilden Sorten (in Honduras) sucht man derzeit neue resistente Sorten, damit es auch im nächsten Jahrzehnt Bananen gibt.

Aktualisierung August 2019: In Kolumbien sind lt. Zeitungsberichten erste Bananenplantagen mit dem Pilz  "Tropical Race 4" befallen.
Wildformen der Bananen gibt es in etwa 70 Arten, die oft von Fledermäusen bestäubt werden.

Die Bananen reifen nicht an der Staude, sie werden grün geerntet und reifen dann nach. An der Staude gereifte gelbe Bananen schmecken nicht süß sondern mehlig.
Die mittelamerikanischen Bananen werden während des Seetransports gekühlt und dann in
Es dauert noch einige Zeit,
bis die Bananen reif sind
den Häfen in Reifekammern kontrolliert gereift. Ein Ethylen-Gas, das Bananen auch selber bilden, unterstützt die Reifung und Umwandlung von Stärke in Zucker. Bei grünen Bananen ist das Stärke-Zucker-Verhältnis 20 : 1, bei reifen Bananen umgekehrt 1 : 20.

Auf Teneriffa lässt man die grünen Bananen-Stauden  ein paar Tage an einem schattigen Ort liegen, dann sind sie reif. Die geernteten Bananen-Dolden können bis zu 50 kg schwer werden. Sie werden von Hand von der Staude geschnitten und auf den Schultern zu den LKWs getragen. Eine nicht ganz leichte Männerarbeit.

Die Bananen-Blätter sehen meist zerrupft aus, die Blätter sind eingerissen. Das ist der natürliche Schutz gegen starken Wind, der damit keine so große Angriffsfläche hat. Vor dem Schutz vor Wind sind die Bananen-Plantagen an der Küste oft mit Plastikfolie seitlich geschützt oder auch gänzlich überdacht. Die Bananen-Dolden sind in  blaue Plastiksäcke eingehüllt, die mit Pflanzenschutzmitteln besprüht werden, um sie vor Insekten zu schützen.

Etwa 9 Monate dauert es, bis die Bananenstaude blüht und Früchte bildet. Drei Monate haben die Bananen dann in Mittelamerika Zeit zur Reife. Die kanarischen haben 6 Monate Reifezeit.

Bananen-Felder
oberhalb der Bollullu-Bucht
Bananen benötigt viel Wasser. Ein Engpass und Kostenfaktor auf den Kanaren (in Mittelamerika kommt man ohne Bewässerung aus).
Erntezeit ist das ganze Jahr. Jede Bananenstaude hat ihre eigene Blüte- und damit auch unterschiedliche Erntezeit. Zwischen 150 bis 300 Bananen bringt eine Blütendolde hervor. Nach der Ernte werden die Stauden abgeschnitten und oft als Viehfutter verwendet. Neben der abgeschnittenen Staude ist bereits eine Schössling herangewachsen. Und nach 15 Monaten kann wieder geerntet werden. Der Kreislauf endet nach 10 bis 12 Jahren. Dann müssen auf den Plantagen die Wurzelknollen erneuert werden.