An der
polnischen Ostseeküste
Mit dem Rad von Bansin nach Danzig
Ustronie Morskie/Henkenhagen bis Darlowo/Rügenwalde
Ustronie Morskie/Henkenhagen
– Gaski/Funkenhagen – Sabrinowo/Sorenbohm – Chlopy/Bauernhufen – Mielno/Groß
Möllen – Jamno/Jamunder See – Lazy/Laase –
Osieki/Wusseken – Iviecino/Eventin – Bukowo Morskie/See Buckow – Dabki/Neuwasser – Darlowo/Rügenwalde
Unser erster Haltepunkt ist der Leuchtturm Latarnia Morska Gaski / Leuchtturm Funkenhagen.
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Leuchtturm Funkenhagen |
Das Ergebnis war die Gründung des Deutschen Kaiserreichs und die Proklamation des Preußischen Königs zum Deutschen Kaiser in Versailles. Neben Gebietsverzichten (Elsass und Lothringen) musste Frankreich 4,5 Milliarden Mark /5 Milliarden Goldfrancs Reparationsleistungen zahlen. Die Zahlungen waren Auslöser des wirtschaftlichen Aufschwungs der Gründerzeit in Deutschland.
Am Wegrand:
Verpasst haben wir den 16. Längengrad Ost. Wir sind an dem Gedenkstein glatt vorbeigefahren (vielleicht war er auch nicht so gut zu sehen). Dafür haben wir später die Überquerung des 18. Längengrads Ost auf der Strecke von Leba nach Jastrzebia Gora festgehalten.
Meridiane oder Längengrade bezeichnen die
Linien von einem Pol (Nordpol) zum anderen Pol (Südpol) der Erde. Der 0-Meridian
ist seit 1884/1911 eine Linie durch Greenwich in England. Die Linien werden in
Ost- und Westrichtung aufsteigend gekennzeichnet (0 Grad bis 180 Grad). Der
180. Längengrad West und Ost sind identisch und liegen auf der anderen Hälfte
der Erde genau gegenüber von Greenwich.
Nach den Längengraden richten sich die Zeitzonen. Eine
Zeitzone ist der Bereich von 15 Längengraden. Alle 15 Längengrade verschiebt
sich die Zeit um 1 Stunde (360 Längengrade rund um die Erde auf 24 Stunden
verteilt). Ausgangspunkt ist der Greenwich-0-Längengrad als Greenwich-Mean-Time
(GMT, entspricht der weltweit festgelegten UTC –
Universial-Time-Coordinated).
In Deutschland liegt Görlitz auf dem 15. östlichen
Längengrad, also 1 Stunde von dem Greenwich-Längengrad entfernt.
Entsprechend beginnt ab Görlitz in östlicher Richtung die System-Zeit GMT +
1 Stunde.
Das ist die Zeit, die als MEZ - Mitteleuropäische Zeit
– (Greenwich-Zeit + 1 Stunde) festgelegt wurde und einheitlich für alle
mitteleuropäischen Staaten gilt. Die Staaten Mitteleuropas haben sich auf
diese Anwendung der MEZ geeinigt (Anwendung in Ungarn ab 1890, in Österreich ab
1893, in Schweden ab 1900, Gibraltar 1957). Ohne diese Vereinbarung würde es verschiedene
Zeitzonen geben. Für Frankreich wäre zum Beispiel die Greenwich-GMT-Zeit
anzuwenden , denn der Greenwich-Längengrad verläuft durch Frankreich.
In Deutschland wurde die
Anwendung der MEZ-Zeit 1893 gesetzlich festgeschrieben. Die einheitliche
Anwendung der Zeit war durch die Ausbreitung des Eisenbahnnetzes
notwendig geworden. Zuvor wandten die Eisenbahngesellschaften die jeweiligen
Ortszeiten für ihre Fahrpläne an. Das führte gelegentlich zu einem Zeitchaos.
Deshalb einigten sich z.B. die Eisenbahngesellschaften von Preußen,
Mecklenburg, Sachsen und andere auf die Berliner Zeit. Die galt aber nur für
die Fahrpläne. Die Bahnhöfe hatten immer noch ihre Ortszeit, so dass die
Bahnmitarbeiter ständig mit zwei Uhren arbeiten mussten.
Es folgen der Jezioro Jamno/Jamunder See und der Buckowo Morskie/See Buckow. Beide Seen waren ursprünglich eine Bucht der Ostsee. Im Laufe der Zeit entstand eine Nehrung, die die beiden Seen von der Ostsee trennte. Auf der Landzunge des Jamno-Sees liegen Mielno/Groß Möllen und Lazy/Laase.
Köslin wurde als Cussalin im Zuge der deutschen Ostkolonisation gegründet und lag an der wichtigen Straße von Stettin nach Danzig. Im 13. Jahrhundert erhielt der Ort das Lübische Stadtrecht und war Mitglied der Hanse.
Zwischen dem Jamunder See und dem Buckower See kommen wir im Dorf Iwiecino/Eventin an der Kirche aus dem 14. Jahrhundert vorbei.
Bukowo
Morskie/See Buckow
Das
Zisterzienserkloster Dargun lag im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Es
wurde 1172 an der Stelle einer slawischen Burg und Tempelanlage gebaut, nachdem
Heinrich der Löwe 1164 die Slawen am Kummerower See besiegt hatte.
Von dem Zisterzienserkloster Buckow ist nur noch die gotische
Backsteinkirche aus dem 14. Jahrhundert erhalten, mit einem Abtstuhl von
1474.
Rügenwalde wurde im 13. Jahrhundert gegründet. Das Gebiet gehörte dem Fürsten von Rügen. Ende des Jahrhunderts wurde die Stadt in einem Erbfolgestreit zerstört. Anfang des 14. Jahrhunderts wiederaufgebaut, erhielt Rügenwalde lübisches Stadtrecht (1312). 15 Jahre später erwarb die Stadt die wendische Burg Dirlow bei dem Dorf Münde, die spätere Ortschaft Rügenwaldermünde (Darlowko). Von dem Namen der wendischen Burg ist der polnische Name für Rügenwalde, Darlowo, abgeleitet.
Rügenwalde war seit 1350 Mitglied der Hanse. 1356 wurde die Stadt aber für 14 Jahre suspendiert, weil sie sich im Krieg gegen Dänemark nicht an der Handelssperre beteiligte.
In der Zeit des Erwerbs der Burg Dirlow fällt auch der Bau der Rügenwalder Marienkirche (1321), ein spätgotischer Ziegelbau. In der Kirche befindet sich die Fürstengruft mit dem Sarkophag des Pommern-Herzogs Erich I. (1382 – 1459), der von 1412 bis 1439 zugleich König von Dänemark (Erik VII.), Norwegen (Erik III.) und Schweden (Erik XIII.) war.
In der Marienkirche sind auch begraben: Hedwig von Braunschweig-Wolfenbüttel (+ 1650, Frau des nichtregierenden Herzogs Ulrich, evangelischer Bischof von Cammin) und die letzte Herzogin von Pommern, Elisabeth von Schleswig-Holstein-Sonderburg (+ 1653).
Das Rathaus
Nach dem 2. Weltkrieg musste die Familie Müller den Betrieb in Rügenwalde aufgeben und floh nach Westerstede im Ammerland in Niedersachsen. Später wurde der Betrieb nach Bad Zwischenahn verlagert. Seit 2014 ist das Unternehmen Rügenwalder Mühle führender Hersteller veganer Wurst. In diesem Jahr (2024) hat der Kölner Lebensmittelkonzern Pfeifer & Langen die Mehrheitsanteile an der Rügenwalder Mühle übernommen. Pfeifer & Langen ist ein Familienunternehmen, das als Zuckerhersteller (Diamant-Zucker) bekannt ist.
Mit
seiner Gänsebrust wurde Wilhelm Brandenburg bekannt, nachdem er 1885
seine Schlachterei in Rügenwalde gegründet hatte. In unserem Hotel in
Rügenwalde (s.u.) haben wir in einem Bildband die Anzeige der Wurst- und
Gänsewarenfabrig Max Brandenburg (der Sohn) von 1935 gesehen. Auch Brandenburg
hatte damals die Rügenwalder Teewurst im Angebot.
Nach der Vertreibung aus Rügenwalde baut der Enkel in Timmendorf eine neue Fabrik. In den 1950er Jahen wurden über 6000 Geschäfte beliefert. 1986 wurde das Familienunternehmen von der Rewe-Gruppe übernommen.
Unser Hotel Schloßgasthof Zamkowy
Die Hotels unserer Ostsee-Radtour waren durchweg gut (gut von Angelika
ausgesucht). Das Hotel in Rügenwalde hebt sich davon noch etwas ab, warum es
hier besonders erwähnt werden soll.
Es ist ein Fachwerkgebäude gleich neben dem Rügenwalder Schloss und dem Fluss Wieprza/Wipper. Im 18. Jahrhundert war es eine Herberge und beherbergte danach eine Bäckerei. Aufwändig saniert ist es jetzt ein klassisch eingerichtetes Hotel, mit 17 Zimmern und Appartements überschaubar, familiengeführt (sie ist Polin, er Amerikaner) und mit einer sehr guten Küche.
Erinnerung an
meine erste Ostseefahrt
Eine ähnliche
Fahrradfahrt wie unsere jetzt habe ich schon einmal 2015 unternommen. Damals
bin ich noch zusätzlich von Darlowo/Rügenwalde aus nach Jannewitz/Kreis Schlawe
(Janiewice/Slawno) gefahren. Dort war meine Mutter nach ihrer Volksschulzeit
(also mit 14 Jahren, es ist schon lange her) im damaligen Pflichtjahr in einem
Schullehrer-Haushalt und sie hat immer von dieser Zeit geschwärmt.
(siehe: Radreise von
Berlin nach Danzig, (3) Ausflug nach Jannewitz,
Der amerikanische
Familienchef des Hotels, der lange in Deutschland als Soldat stationiert war
und sehr gut Deutsch sprach, hatte mehrere Bild- und Heimatbände aus dem Land
Schlawe. Und in einem war auch Jannewitz beschrieben.
„Das Dorf Jannewitz
war ein Bauerndorf. … Der Boden war sandig, auch lehmig … Es wurden Roggen,
Hafer, Kartoffeln, Wruken (Anmerkung: Steckrüben) und Runkeln (Anmerkung:
Futterrüben) angebaut.“
„Die Schule war schon
im alten Schulgebäude zweiklassig. Das 1. bis 4. Schuljahr war in einer Klasse,
das 5. Bis 8. Schuljahr in der anderen Klasse zusammengefasst.“
Das Schulgebäude, in dem auch der Lehrerhaushalt war, habe ich bei meinem Abstecher nach Jannewitz/Kreis Schlawe gesehen.
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