Meine Ostseeradtour

7. Von Wismar nach Schwerin

August 2020

                               

7. Tag                          Wismar – Schwerin - Wismar          
                                       78 Kilometer
Sonntag, 23. Aug. Hotel New Orleans

WismarDorf Mecklenburg – Groß Stieten – Niendorf – Zickhusen – Kirch Stück – Groß Medewege - Schwerin – Wickendorf – Seehof – Hundorf – Lübstorf – Schloss Wiligrad – Gallentin – Bad Kleinen – Dorf Mecklenburg - Wismar 

 

Wismar nach Schwerin und zurück

Dass an der Küste immer ein Wind weht, daran habe ich mich während der Radtour gewöhnt. Mit E-Bike-Unterstützung ist das auch nicht so schlimm.

Dass die Küste kein flaches Land ist, das habe ich auf dem Weg nach Schwerin praktisch erfahren. Die während der letzten Eiszeit entstandenen Wellen der Grundmoränen haben die Zeit überdauert. Und die Wellen lagen quer zu meinem Radweg von Wismar nach Schwerin. Eine Welle hoch, in die Senke hinunter, die nächste Welle. 

Macht nichts, habe ich gedacht. Dann fahre ich halt mit etwas mehr Elektro-Unterstützung. Wozu habe ich ein E-Bike und wofür habe ich einen zweiten Akku mitgenommen. 

So weit so gut. Auf dem Rückweg hinter Schwerin war der erste Akku leer gefahren. Macht nichts. Dann tausche ich schnell mal den abgefahrenen Akku gegen den aufgeladenen Akku. Dachte ich, machte ich. Doch dann der Schreck. Der aufgeladene Akku zeigte nur noch 15 Kilometer Leistung an, über 30 Kilometer waren noch zu fahren. Was war passiert? Ich hatte am Vorabend vergessen, den zweiten Akku aufzuladen. 

Jetzt musste ich ökonomisch fahren. Nur die kleinste Unterstützung auch bei langanhaltenden Wellen bergauf. Zwischendurch ganz ohne Elektro-Unterstützung fahren. Ich habe es fast geschafft. Nur ein kurzes Stück in der Wismarer Altstadt musste ich herkömmlich treten. Glück gehabt, denn E-Bikes sind schon schwerer und ohne Unterstützung anstrengender zu fahren als normale Fahrräder. 

Vom Dorf Mecklenburg bin ich ziemlich geradeaus nach Süden gefahren. Vor Schwerin verläuft der Weg zwischen dem Medeweger See und dem Ziegelsee, zwei in der Weichseleiszeit entstandene Rinnen, die sich mit Schmelzwasser füllten. 

Zwischen Dorf Mecklenburg und Schwerin 

In Schwerin bin ich durch die Altstadt direkt zur Schlossinsel gefahren. Die Altstadt habe ich als kleinstädtisch, ohne Flair, ein bisschen langweilig empfunden. Das Schloss dagegen ist prächtig, groß und dominierend. 

Dorf Mecklenburg
100 Einwohner, Amt Dorf Mecklenburg - Bad Kleinen, Nordwestmecklenburg, Land Mecklenburg-Vorpommern. 
Das Dorf liegt zwischen Wismar und dem Schweriner See. Es ist im 13. Jahrhundert als Siedlung vor der Burg Mecklenburg entstanden.           

Reste des Burgwalls

Im 10. und 11. Jahrhundert war hier der Hauptsitz der abodritischen Fürsten.

Früher Burgwall - Jetzt Friedhof
           Ende des 10. 
            Jahrhunderts 
            war die Burg   
            auch Bischofs-  
            sitz mit einem
            Kloster.                    

Die Burg wurde mehrfach zerstört. 1870 wurde auf dem Burggelände ein Friedhof angelegt.

 

Eine Informationstafel weist auf den ehemaligen Burgwall hin. Aber für den geschichtlichen Ursprung des Landes eigentlich etwas untertrieben. Ich hatte eine größere Herausstellung des Ortes erwartet. Aber vielleicht macht man das wegen des Friedhofs nicht? Könnte man trotzdem, meine ich. 

Die Burg stammte wahrscheinlich aus dem 7. Jahrhundert. Im 10. und 11. Jahrhundert war die Mecklenburg Hauptburg der Abodriten-Fürsten. Der deutsche Name der Burg war Mikelenburg, woraus Mecklenburg entstand. Der Name Mecklenburg wurde auf das Fürstengeschlecht und die gesamte Landschaft Mecklenburg übertragen. 

Ende des 10. Jahrhunderts waren in der Burg ein Nonnenkloster und der Bischofssitz. Der Bischofssitz gehörte zum Missionsbereich des Slawenbistums Oldenburg in Holstein.

 

Gegründet wurde das Bistum Oldenburg (in Holstein) von Otto I. (Herzog von Sachsen, König des Ostfrankenreiches, römisch-deutscher Kaiser 962 - 973) in der zweiten Hälfte des 1o. Jahrhunderts. Das Bistum hatte wegen der immer wieder stattfindenden Slawenaufstände eine wechselhafte Geschichte. So musste der Oldenburger Bischof Bernhard auf der Mecklenburg residieren, weil die Lage in Oldenburg zu unsicher war, bis er 1018 auch dort durch Slawen vertrieben wurde.

 

Mitte des 12. Jahrhunderts wurde das Bistum Mecklenburg von Heinrich dem Löwen errichtet. Als Bischof setzte er 1158 den Zisterziensermönch Berno aus dem Kloster Amelungsborn im Weserbergland ein. 1167 verlegte der den Bischofssitz von der Mecklenburg nach Schwerin.

 

Bischof Berno gründete mit Unterstützung des Abodritenfürsten Pribislaw das Kloster Doberan 1171 und weihte im gleichen Jahr den Vorgängerbau des jetzigen Schweriner Doms. 

Von der Burg ist nur noch der Ringwall erkennbar, innerhalb dessen jetzt der Friedhof der evangelischen Dorfkirche (aus dem 14. Jahrhundert) ist. 

Der Ursprung Mecklenburgs ist zurückhaltend ausgewiesen (sehr zurückhaltend ausgedrückt). Aber die Glorifizierung der erzwungenen Bodenreform-Enteignung in der DDR ist protzig am Dorfrand stehen geblieben. Das passt nicht zusammen – oder doch? 


Schwerin
95.000 Einwohner, Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, Kreisfreie Stadt.

Schwerin liegt am Südwestufer des Schweriner Sees. Der Schweriner See ist in der letzten Eiszeit (Weichsel-Eiszeit) entstanden und gehört zur Mecklenburgischen Seenplatte. 

Eine slawische Burg hat schon Ende des 1. Jahrtausend in Schwerin bestanden. Sie wurde von den Abodriten selbst zerstört, um sie nicht in die Hände des sächsischen Heeres unter Führung Heinrichs des Löwen fallen zu lassen (1160). Nach dem Sieg über die Abodriten ließ Heinrich der Löwe die Burg auf der heutigen Schlossinsel als sächsischen Außenposten wiedererrichten. Die vorgelagerte Siedlung wurde als Stadt ausgebaut. 

1167 gab Heinrich der Löwe das eroberte Abodritenland dem Abodritenfürsten Pribislaw als tributfreies Lehen. Die Burg Schwerin und das umliegende Land erhielt aber sein Gefolgsmann Gunzelin von Hagen. Daraus entstand die Grafschaft Schwerin.


Gunzelin von Hagen stammte von der untergegangen Burg Hagen im braunschweigischen Amt Salder. Bei der Burg Hagen dürfte es sich um die Wasserburg Gebhardshagen in Salzgitter-Gebhardshagen gehandelt haben.

 

Die ehemalige Wasserburg in Gebhardshagen wurde 1186 als Burg Hagen urkundlich erwähnt. Nach dem Erlöschen des Braunschweiger Geschlechtes derer von Hagen ging die Burg 1280 in den Besitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg über. Sie verpfändeten die Burg an die Brüder Gebhard und Ludolf von Bortfeld. Nach dem Gebhardt von Bortfeld wurde die Burg Gebhardshagen genannt.

Im 30-jährigen Krieg wurde die Burg und der Ort zerstört. In der 2.Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde sie wiederaufgebaut, verlor aber ihre militärische Bedeutung und wurde landwirtschaftliche Domäne.

1539 wurde in der Burg ein herzogliches Justizamt eingerichtet (die letzte Hinrichtung fand dort 1750 statt).

Im Dritten Reich übernahmen die in Salzgitter gegründeten „Hermann Göring Werke“ (die spätere Salzgitter AG) die Domäne. 1986 bekam die Stadt Salzgitter die Domäne.

 

In Salzgitter war ich von 1988 bis 1993 als Stadtrat mit den Dezernaten Wirtschaftsförderung, Liegenschaften und Schulen. Gewohnt haben wir damals in Salzgitter-Lebenstedt am Salzgitter See.               

1167 verlegte der von Heinrich dem Löwen eingesetzte Bischof Berno seinen Bischofssitz von der Mecklenburg nach Schwerin. 1171 wurde der von Heinrich dem Löwen gestiftete Schweriner Dom geweiht (1270 wurde mit dem Bau eines zweiten Doms begonnen).

Die Stadt war (1170) Ausgangspunkt für die Missionierung des Mecklenburger Landes. Von den 500 Einwohnern hatte ein Fünftel ein geistliches Amt. Entsprechend dominierend waren die Geistlichkeit und der Burgherr. 

Mitte des 14. Jahrhunderts starb die Schweriner Grafenlinie Gunzelin von Hagen aus und die Grafschaft Schwerin ging an das Herzogtum Mecklenburg über. Die Mecklenburger Herzöge verlegten daraufhin 1358 ihre Residenz von Wismar nach Schwerin. Die Stadt wurde kulturelles und politisches Zentrum des Landes. Wirtschaftlich stärker entwickelten sich aber die verkehrsmäßig besser angebundenen Städte Rostock und Wismar. Um 1500 hatte die Stadt keine 2.000 Einwohner, Rostock war fast fünfmal so groß.
 
Von 1837 bis 1857 wurde das Schweriner Schloss grundlegend renoviert. 

Schloss Schwerin


Das Schweriner Schloss war lange Zeit Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge (Mecklenburg-Schwerin). Heute ist es Sitz des Landtages des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Es soll das prächtigste der über 2.000 Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern sein.

 

Das Schloss ist in einer über tausendjährigen Zeit entstanden. Es geht auf eine slawische Burg auf einer Insel im Schweriner See zurück (941/942).

Im Kampf mit den Sachsen zerstörten die Abodriten selber vor dem Heranrücken Heinrich des Löwen ihre Burg. Der ließ sie 1160 wiederaufbauen.

Mitte des 17. Jahrhunderts begann die Gestaltung des Schlosses im Stil der Niederländischen Renaissance.

Im 18. Jahrhundert wurde die Herzogs-Residenz vorübergehend nach Ludwigslust verlegt. 1837 sie nach 70 Jahren wieder von Ludwigslust nach Schwerin zurückverlegt.   

Im 19. Jahrhundert wurde das Schloss grundlegend um- und neugebaut. An den Planungen waren auch Gottfried Semper (Semper-Oper Dresden) und Friedrich August Stüler (preußischer Baumeister) beteiligt. Vorbild waren die französischen Renaissanceschlösser.  1857 erfolgte die Einweihung.

Es war nicht die einzige Residenz der Herzöge. Daneben gab es noch Residenz-Schlösser in Güstrow, Ludwigslust und Neustrelitz. Aber es war das schönste aller Schlösser.

 

Schloss am Schweriner See


Lange konnte der Großherzog nicht in dem neuen Schloss wohnen. 1918 musste er abdanken. Das Schloss ging in staatliches Eigentum über und wurde ab 1921 museal genutzt. 

Aus dem Großherzogtum wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin. Der Landtag des Freistaats, das erste demokratische Parlament, tagte nicht im Schweriner Schloss, sondern im Stadttheater.

 

1948 wurde im Schloss ein Plenarsaal für den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern eingerichtet. Der Landtag verlor bereits 1949 mit der Bildung der DDR wieder seine wesentlichen Funktionen. 1952 wurden die Länder in der DDR aufgelöst und eine pädagogische Schule zog in das Schloss ein.

 

Seit 1990 hat der Landtag des wieder gegründeten Landes Mecklenburg-Vorpommern seinen Sitz im Schloss. 2014 wurde ein neuer Plenarsaal angebaut, mit einer Glasfassade zum See hin.  In Teilen des Schlosses ist ein Schlossmuseum untergebracht. 

Nach der Wiedervereinigung wurde Schwerin in Konkurrenz zu Wismar Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern.    

Orangerie

       
Residenzbauten in Schwerin: 

Schweriner Schloss

Die Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge beherbergt heute den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.

Zum Schlossareal gehören der Schlossgarten, angelegt von Peter Joseph Lenné im Stil eines englischen Landschaftsparks, und der Burggarten mit der Orangerie. Zur Bundesgartenschau 2009 wurde der Garten des 21. Jahrhunderts am Burgsee angelegt. 


Staatskanzlei

Staatskanzlei

         Der klassizistische Bau 
            war von 1825 bis 1918 
            Sitz des 
           Großherzoglichen 
           Staatsministeriums. 
           Seit 1990 ist es Sitz der
            Staatskanzlei.
         
           




           
        Schweriner  Siegessäule

Wie die Berliner Siegessäule wurde auch die Siegessäule in Schwerin zur Erinnerung an die siegreichen Einigungskriege errichtet. Auftraggeber war in Schwerin der Großherzog. Auf der Schweriner Säule steht die „Megalopolis“, eine Frauengestalt, die das Land Mecklenburg darstellen soll. In Berlin ist es die Siegesgöttin Victoria. 

Theater

Theatergebäude in Stil der italienischen Renaissance, 1886 fertiggestellt. Ein klassizistischer Vorgängerbau war abgebrannt.

Staatstheater
            Von 1919 bis 1933 tagte hier 
            der Landtag des Freistaates 
            Mecklenburg-Schwerin.

Die Mecklenburgische Staatskapelle des Theaters ist nach Dresden und Kassel das drittälteste Orchester in Deutschland. Hervorgegangen ist die Staatskapelle aus der herzoglichen Hofkapelle von 1563. 

Marstall

Der Zeit entsprechend bis 1842 im klassizistischen Stil errichtet. Seit 1990 Ministeriumsgebäude. 

           Altstädtisches Rathaus

Ein erstes Rathaus stammte aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.  Zwei Nachfolgebauten wurden durch Feuer zerstört. Mitte des 17. Jahrhundertserfolge ein Neubau, der im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und erweitert wurde. 1835 wurde an der Marktseite die heutige Tudorstil-Fassade vorgebaut.

 

Ein weiteres Rathaus war in der Neustadt, das 1740 am Neustädter Schelfmarkt gebaut wurde. 2005 wurde es von der Stadt verkauft und Wohnhaus. Von 1705 bis 1832 war die Neustadt, auch als Schelfstadt bezeichnet 

(Schelfe wahrscheinlich

Säulengebäude am Markt
           von „Schelp“ – 
           Schilf),  eine
            eigenständige 
            Stadt nebe
            Schwerin.  
            1832  wurden die 
            Neustadt und die 
            Altstadt 
            zusammengelegt. 



Säulengebäude am Altstädter Markt

Der Altstädter Markt besteht seit der Gründung der Siedlung 1160. Seine heutige Form erhielt er nach einem großen Stadtbrand, der auch das Rathaus zerstörte. Danach durften die Häuser am Markt keine Reet- oder Strohdächer mehr haben.

Das Säulengebäude entstand 1785 als Markthalle auf Veranlassung des Herzogs. Ihm waren die „Krambuden“ (Händlerstände) auf dem Markt zuwider. Das repräsentative Gebäude sollte auch den Marktplatz aufwerten. Um den Blick auf den Dom nicht zu versperren, wurde das Gebäude nur zweigeschossig errichtet. Heute wird es gastronomisch genutzt. 

           

          Kirchen in Schwerin:

           Schweriner Dom
        Mit der Marienkirche in Lübeck und der Nikolaikirche in
          Stralsund  gehört der Schweriner Dom
Schweriner Dom
           der Schweriner Dom zu den 
          Hauptwerken der 
          Backsteingotik.

Der Dom ist das einzige verbliebene mittelalterliche Gebäude der Stadt.

 

1171 erfolgte in Anwesenheit Heinrichs des Löwen die Weihe eines romanischen Vorgängerbaus. Er war einer der Löwendome. So werden die von Heinrich dem Löwen gestifteten Kirchen zusammengefasst (Lübecker, Braunschweiger, Ratzeburger und Schweriner Dom).

 

1270 wurde ein neuer Dom gebaut. Schwerin war durch eine Heilig-Blut-Reliquie zu einem bedeutenden Pilgerort geworden.

Andere Hansestädte wie Rostock, Stralsund und Greifswald hatten auch den Bau neuer Kirchen begonnen. Also musste der Schweriner Bischof gleichziehen. Die notwendigen Finanzmittel hatte er aus den zahlreichen

Schweriner Dom
            Pilgerspenden. 1416 war der 
            Bau vollendet. 1893 folgte 
            der Anbau des heutigen 
            Turmes.

Das Triumphkreuz des Schweriner Doms stammt aus der Wismarer Marienkirche, die 1960 gesprengt wurde.

 

Triumphkreuze gehörten zur Ausstattung der mittelalterlichen Kirchen. Meist wurden sie zwischen Chor (mit dem Altar, der dem Klerus vorbehalten war) und Kirchenschiff (Laienkirche) aufgestellt. Der Begriff Triumphkreuz weist auf den Triumph des auferstandenen Christi über den Tod. 


Nach der Reformation wurden der Chorumgang und die Kapellen mit den Nebenaltären zur Grablege der mecklenburgischen Fürsten umgebaut. 

            Kirche St. Nikolai (Schelfkirche)

Barocke Backsteinkirche in der Schelfstadt. 1713 fertiggestellt, einer der ersten Kirchenbauten nach der Reformation in Meckleburg.

Löwe am Dom 


Zwei der drei Glocken von St. Nikolai wurden im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. Die Bronze (80 % Kupfer, 20 % Zinn) wurde für die Rüstungsindustrie gebraucht. Im 2. Weltkrieg passierte den 1925 gegossenen neuen Bronze-Glocken das gleiche Schicksal (zum Glockenfriedhof siehe: „Aus Ucker wird Uecker“ – 2. Reisetag). 1959 wurden Ersatzglocken angeschafft, allerdings aus Eisenhartguss, es fehlte an Geld und Bronze. Die mussten 2015 ersetzt werden, jetzt wieder in Bronze, da die gusseisernen mit der Zeit Korrosionserscheinungen zeigten.


 

Zurück nach Wismar bin ich weitgehend am Schweriner See gefahren. Ich wollte auch das am See gelegene Schloss Wiligrad sehen. 

Schloss Wiligrad

1896 bis 1898 für Johann Albrecht zu Mecklenburg gebaut.

Das Schloss mit mehreren Nebengebäuden steht am Steilufer des Schweriner Sees und ist von einem Landschaftspark umgeben.

 

Schloss Wiligrad
Der Name Wiligrad ist von dem arabischen „Wîli-Grâd“ - „Große Burg“ abgeleitet. Von einer Große Burg berichtete ein Fernhändler Ibraim, der 965 bis 967 das Land bereiste. Dabei handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Mecklenburg, mittelalterlich „Mikelinburg“, was auch Große Burg bedeutet. Herzog Johann Albrecht hat in Anlehnung an diesen Bericht den Namen für sein Schloss gewählt.

 

Schweriner See bei Schloss Wiligrad
Johann Albrecht zu Mecklenburg bewohnte das Schloss bis zu seinem Tod 1920 (Beisetzung im Doberaner Münster). Danach wurde ein Museum eingerichtet.

Zu DDR-Zeiten war das Schloss erst eine Partei- und dann eine Polizeischule. Nach der Wende wurden das Schloss und der Park weitgehend in den ursprünglichen Zustand wiederhergestellt.

 

Johann Albrecht zu Mecklenburg war von 1897 bis 1901 als Vormund seines Neffen Regent des Großherzogtums Mecklenburg. 1901 wurde der Sohn seines Bruders als 19-jähriger Großherzog.

 

Danach war Johann Albrecht von 1906 bis 1913 Regent des Herzogtums Braunschweig. Die Braunschweiger Landesversammlung (Ständeparlament) wählte ihn zum Nachfolger des kinderlos gestorbenen Herzogs Albrecht von Preußen.

 

Albrecht von Preußen war zuvor 1885 zum Nachfolger des kinderlos gestorbenen Herzogs Wilhelm von Braunschweig gewählt worden. Eigentlich war die Nachfolge innerhalb des Welfenhauses vorgesehen. Der mögliche Nachfolger, Ernst
August von Hannover (II.) hatte jedoch seinen Anspruch auf das Königreich Hannover, das 1866 von Preußen annektiert worden war, nicht aufgegeben. Der Bundesrat des Deutschen Bundes schloss ihn deswegen auf Betreiben Preußens von der Nachfolge in Braunschweig aus. Die Braunschweiger Landesversammlung wählte Prinz Albrecht von Preußen, ein Neffe Kaiser Wilhelm I., zum Braunschweiger Herzog.


Erst durch die Hochzeit Ernst Augusts III. mit der Tochter des Deutschen Kaisers Wilhelm II., Victoria Luise, kam es 1913 zum Ausgleich der Hohenzollern mit den Welfen. Bei seiner Verlobung hatte der Prinz einen Treueeid auf den Kaiser geschworen. Der Vater Ernst August II. verzichtete auf seine Ansprüche auf das Herzogtum Braunschweig zu Gunsten seines Sohnes und der Bundesrat beschloss, dass er regierender Herzog von Braunschweig werden sollte (Johann Albrecht von Mecklenburg musste als Braunschweiger Regent zurücktreten). Das blieb er bis zur Novemberrevolution 1918.

Die Rückkehr eines Welfen als Braunschweiger Herzog änderte allerdings nichts daran, dass das ehemalige Königreich Hannover preußische Provinz blieb.

 

Auf der weiteren Rückfahrt nach Wismar bin ich dann noch durch Bad Kleinen gekommen. Der Bahnhof der Stadt war 1993 Schauplatz der versuchten Festnahme von zwei RAF-Terroristen (Die RAF – Rote Armee Fraktion – war eine linksextremistische terroristische Vereinigung, die über 30 Morde verübte. 1970 war sie u.a. von Baader und Meinhof gegründet worden). 

In Hohen Viecheln verlasse ich den Schweriner See und fahre fast geradeaus zum Dorf Mecklenburg und von hier auf der Hinfahrt-Strecke zurück nach Wismar. In ökonomischer Fahrweise, wie oben beschrieben. 

Es ist ja alles gut gegangen. Und am Abend bin ich noch einmal durch Wismar gegangen und habe noch einmal in die Fischergaststätte der Wismarer Fischereigenossenschaft Fisch gegessen. Wieder sehr gut und ich war zufrieden mit dem Tag.

 

Zu diesem Bericht gibt es auch ein Fotoalbum