Elbe-Radtour
Von Magdeburg nach Cuxhaven
Juli 2019

           
III. Teil:  Von Havelberg nach Lauenburg

(3) Von Havelberg bis Lenzen            
Freitag 5. Juli 2019

Die Strecke:  Havelberg – Abbendorf – Gnevsdorf – Bälow – Hinzdorf -  Wittenberge – Wentdorf - Cumlosen – Lenzen
Übernachtung im Hotel Burg Lenzen

Havelberg bis Lenzen - 65 Kilometer

Es ist heute eine Radfahrt durch natürliche Landschaften. Hinter Havelberg beginnt ein Biosphärenreservat, das sich rechtselbisch bis nach Dömitz ausdehnt. Weite Landschaft, Kühe, Schafe, Störche. Eine sehr idyllische Fahrt. Wenn nicht immer nur der Wind von vorn wäre. Kräftig, teilweise sehr böig müssen wir dagegen treten. Das wird so noch bis Cuxhaven sein.

Von Havelberg verläuft der Radweg zunächst zwischen den beiden Flüssen Elbe und Havel. Etwa gegenüber von Werben machen die Elbe und die Havel einen fast rechteckigen Knick nach Westen. Dahinter mündet die Havel in die Elbe. Der Weg über die Havel führt über ein Wehr, dass die unterschiedlichen Wasserstände von Elbe und Havel regelt. Ein Teil des Havelwassers wird in den Gnevsdorfer Vorfluter geleitet, der 11 Kilometer nördlicher bei Gnevsdorf mit der Elbe verbunden ist. Somit hat die Havel eigentlich zwei Elbmündungen, die bei Werben und die bei Gnevsdorf.
Gebaut wurde der Vorfluter Anfang des 20. Jh., um die jährlichen Hochwasser in der Havelniederung bis spätestens 1. Juli abzuführen.
 
Elbe hinter Havelberg


Das Land ist dünn besiedelt. Wenige kleine Dörfer. Wittenberge ist die einzige Stadt an der Strecke. Am Stadtanfang „begrüßt“ uns der Uhrenturm inmitten des Industriegebietes. Gebaut wurde der Turm als Wasserspeicher für das Singer Nähmaschinenwerk.

Wittenberge (Brandenburg)
17.200 Einwohner.
Landkreis Prignitz.

Sehenswert:
- Uhrturm des Singer-Nähmaschinenwerkes, 1828/29 als Wasserturm für  die Fabrik gebaut,  größte freistehende Turmuhr in Europa. Die Steuerung der Uhren erfolgte früher mittels Gewichtsantrieb mit elektrischem Aufzug, heute durch Funksignale der Atomuhr des Physikalischen Instituts Braunschweig.

Uhrenturm
des Singer-Nähmaschinenwerkes

Gegründet wurde Wittenberge im Zuge der deutschen Ostbesiedlung nach der Eroberung der Gebiete östlich der Elbe. Der 30-jährige Krieg zerstörte und entvölkerte die Stadt und Umgebung vollständig.
Ab 1903 wurden in Wittenberge Singer-Nähmaschinen hergestellt (bis 1992).  Das Werk wurde als Zweigbetrieb der amerikanischen Singer Company errichtet, die 1851 durch den Erfinder Isaac Singer in Amerika gegründet wurde. Das Werk war der größte Nähmaschinenproduzent der Welt (Ich erinnere mich, dass meine Mutter auch eine Singer-Nähmaschine hatte.).
Der Mitbegründer der Singer Company,  Edward Clark, entwickelte bereits 1856 einen Ratenkaufplan. Es war der Prototyp der Ratenzahlungsverkäufe.

Der industrielle Aufschwung zur Jahrhundertwende führte zum Bau des sehr wuchtig wirkenden Rathauses im Stil des Historismus, das noch vor dem Beginn des 1. Weltkrieges fertiggestellt wurde. Der Weltkrieg und die Wirtschaftskrise bremsten jedoch die weitere wirtschaftliche Entwicklung.


Direkt neben dem Rathaus ist ein sowjetischer Soldatenfriedhof. Etwas ungewöhnlich. Vielleicht wollte die sowjetische Militärkommandantur durch die zentrale Lage erreichen, dass immer an den Krieg und die sowjetischen Opfer gedacht wird? Jeder, der zum Rathaus geht, kommt an der Gedenkstätte vorbei. Aber eine Erklärung oder einen Hinweis auf die sowjetischen Soldatengräber habe ich weder am Ort noch im Internet-Auftritt der Stadt und auch sonst im Internet nicht gefunden.

In Wittenberge war ich schon einmal nach der Wende. Eine lange Fahrstrecke auch mit dem PKW von Berlin dorthin, vor allem bei den damaligen Straßenverhältnissen. Anlass war ein Konzert in der evangelischen Stadtkirche, das die GSW-Tochtergesellschaft für Stadtentwicklung organisiert hatte. Die GSW (Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft, ich war damals Geschäftsführer) war nach der Wende in vielen brandenburgischen Städten als Entwicklungsträger tätig. Die Stadtverwaltungen hatten noch nicht das notwendige Personal.

Wir halten uns nicht lange in Wittenberge auf.  Hinter Cumlosen machen wir im Cafe Jaap in Lütkenwisch Pause. Der Name „Jaap“ begegnete uns noch öfter. Gegenüber dem Café war die Pension Jaap. In Lenzen gibt es das Architektur- und Baubüro Jaap.

Der Ortsname Lütkenwisch ist niederdeutsch. Das wurde im 16. Jahrhundert hier und die Elbe hinauf gesprochen. Der Name kommt von „tor lutken Wisch“ und bedeutet „zur kleinen Wiese“ wohl eine kleine Erhebung an der Elbe.
An der Elbe
Die Elbeniederung stand größtenteils unter Wasser. Eine Besiedlung war erst nach Eindeichung der Elbe möglich Das geschah um die Mitte des 16. Jahrhunderts.

Nach der deutschen Teilung lag der Ort in der DDR-Sperrzone (ein 5 km breiter Korridor entlang der innerdeutschen Grenze, der Zugang war auch für die Einheimischen nur mit einem Passierschein möglich) und im 500-m-Schutzstreifen. 1952 erfolgte in der „Aktion Ungeziefer“ die Umsiedlung der meisten Dorfbewohner. Bis zur Wende verlor der Ort 85 % seiner Einwohner. Für 1992 war geplant, alle Gebäude in dem Ort bis auf die Grundmauern abzureißen, weil der Schutzstreifen frei von Bebauung und Bewuchs sein sollte. Dem kam die Wende und Wiedervereinigung 1989/1990 zuvor.
Nach der Wende kehrten viele ehemalige Dorfbewohner in den Ort zurück. So auch die Familie Jaap, die das Café und die Pension in zwei sanierten Bauernhöfen aufbauten. 

Das gab es also auch, dass die Bevölkerung nach der Wende wuchs. Aber meist war es umgekehrt. Die Menschen verließen die Orte und zogen in den Westen der Bundesrepublik. Meistens, weil Betriebe geschlossen wurden und damit die Arbeitsplätze verloren gingen. Wir konnten das noch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung an den vielen noch heute leer stehenden Wohnhäusern und Geschäften sehen. Der Kontrast ist besonders groß, wenn das daneben stehende Haus saniert und renoviert ist.


Von Lütkenwisch biegt eine Straße  in das Dorf Lanz ab. Ein Hinweisschild weist auf die Jahn Gedenkstätte in Lanz hin. In dem Ort wurde der „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn geboren.

Friedrich Ludwig Jahn besuchte das „Gymnasium zum Grauen Kloster“ in Berlin ohne Abitur-Abschluss. Danach studierte er Theologie (damals war das Abitur noch nicht Voraussetzung für ein Studium). Er war an mehreren Universitäten, u.a. auch in Göttingen, eckte schon früh mit der „Obrigkeit“ an und erhielt ein Verbot für alle deutschen Universitäten.

Zunächst arbeitete er als Privat- und Hauslehrer. 1810 gründete er in der Hasenheide bei Berlin (damals Landkreis Teltow) den geheimen „Deutschen Bund“ zur Befreiung und Einigung Deutschlands. Daraus entwickelte sich der Berliner Turnverein,  Beispiel für weitere Turnvereine in 150 Städten Deutschlands.

Die Aufgabe der Turnbewegung war nur vordergründig der Sport. Hauptanliegen von Jahn war die Förderung der deutschen Nation und der Kampf gegen die Kleinstaaterei. Das Turnen als körperliche Tätigkeit für Jedermann war für ihn auch eine Vorbereitung auf einen Befreiungskrieg gegen die napoleonische Herrschaft.

1819 wurde das Turnen verboten (1814/15 war der Wiener Kongress und die Restaurierung der alten monarchistischen Ordnung). Jahn wurde fünf Jahre in verschiedenen Festungen inhaftiert.

Friedrich Ludwig Jahn und Johann Gottlieb Fichte sowie Ernst Moritz Arndt  gelten als geistige Väter der studentischen Freiheits- und Einheitsbewegung.


Lütkewisch fast gegenüber liegt auf dem westlichen Elbeufer die Gemeinde Schnackenburg. Bis zur Wiedervereinigung war hier an der Elbe eine Schifffahrt-Kontrollstelle für den innerdeutschen Handel.

Im „Herzen des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg“ (so die Beschreibung) liegt das Besucher- und Tagungszentrum Burg Lenzen des BUND. Das ist unser heutiges Tagesziel. Wir erreichen es am Nachmittag.

Lenzen, Brandenburg
 2.100 Einwohner.
Landkreis Prignitz.

           Sehenswert:
 - Burg.
- Im Burgmuseum Lenzen zeigt ein Diorama mit rund 8000 Zinnfiguren die Schlacht bei Lenzen im Jahre 929.
Fachwerkstädtchen mit nahezu erhalten gebliebenem Ortskern.
Großsteingrab in Mellen. Hügelgrab,  das zwischen 3500 und 2800 v. Chr. angelegt wurde (11 km von Lenzen entfernt).

Burg Lenzen
Seit dem 7. Jahrhundert siedelten Slawen in dem Gebiet um Lenzen. Der Abodritenfürst Gottschalk gründete in Lenzen eines der ersten christlichen Klöster östlich der Elbe (s. „Slawische Geschichte“).
Auf dem slawischen Burgwall wurde im 13. Jh. eine Burg errichtet, von der noch der Burgturm mit 3 Meter dicken Wänden vorhanden ist. Seit 1219 gehörte die  Burg den Markgrafen von Brandenburg.

1767 wurde das Amt Lenzen aufgelöst und die Burg von Friedrich dem Großen verkauft. 1931 wurde die Anlage ein „Pensionat für Höhere Töchter an der Elbe“. Die DDR enteignete Burg und Grundstück . Nach dem Mauerfall bekam die Familie ihr Eigentum zurück und schenkte die Burg dem BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz), der die Burganlage aufwändig zu einem Informations- und Tagungszentrum ausbaute. Das vor der Burg stehende Schulgebäude wurde zu einem Hotel ausgebaut (wir haben dort übernachtet).

"Til Eulenspiegel"
der Lenzer Narrenfreiheit
Vor dem Burgaufgang steht eine bronzene Figurengruppe, die Lenzer Narrenfreiheit des Brandenburger Künstlers Bernd Streiter, die als Projekt der Stadtsanierung und Neugestaltung des Burgplatzes entstand.

Den Anfang der Figurengruppe  macht Til Eulenspiegel (damit man sich selbst sieht) und dann folgen Figuren in Anlehnung an einen Bericht des Admirals Gijsels van Lier (Amtmann von 1651 – 1676 in Lenzen). Der beklagte sich bei seinem Kurfürsten wie folgt:

Zum Spott der fremdem Leute und zum eigenen Nachteil lieget der Mist ellenhoch auf den Gassen, ja so hoch, dass kein Mensch zum anderen kommen kann“, oder „Es befindet sich, dass niemand der Amtsuntertanen, sei er Schulze oder Richter, weder lesen noch schreiben kann. Deshalb möchte ich untertänigst bitten, neben dem Amtsschreiber ein paar qualifizierte Personen benennen zu können.“, und „Selbst der Sonntag, da er sollte gefeyert und geheiliget werden, zum überflüssigen Saufen und Schwelgen - insbesondere unter der Predigt - von vielen gebrauchet und geschendet wird, und oft große Ungelegenheiten und Schlegerey entstehe“.

Übernachtung im Burghotel Lenzen, in einem ausgebauten, ehemaligen Schulhaus mit großzügigen  Zimmern.
Abendessen im „Café am Markt“ mit guter Deutscher Küche (Bestellungen wieder nur bis 19.30 Uhr). 

Zu dem Reisebericht gibt es ein Fotoalbum:

(4)  Von Lenzen bis Hitzacker                 
Samstag 6. Juli 2019

Die Stecke: Lenzen – Gaarz -  Dömitz – (auf das linke Elbufer wechseln) – Damnatz – Wussegel – Hitzacker.
Übernachtung im Parkhotel Hitzacker

Lenzen bis Hitzacker - 48 Kilometer

Unsere heutige Tagesstrecke ist unter 50 Kilometer. Geplant war eine deutlich längere Strecke. Die fiel nicht „ins Wasser“ sondern wurde Opfer des Wassers, des zu wenig Wassers der Elbe. Die Fähre Lenzen fuhr nicht.

Wir wollten mit der Fähre übersetzen und über Gorleben nach Lüchow fahren. Hinter Lüchow sind einige für das Wendland typische Rundlingsdörfer, die wir uns anschauen wollten, um dann über Dannenberg nach Hitzacker zu radeln. Daraus wurde nun nichts

Für eine spätere Tour dorthin nehme ich die Beschreibung des geplanten Abschnittes dennoch in diesen Bericht mit auf.

Gorleben (Niedersachsen)
 600 Einwohner.
Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Gorleben ist bekannt durch das Atommülllager, das in dem Salzstock unter Gorleben errichtet werden sollte. Das Erkundungsbergwerk wird derzeit nicht weiter vorangetrieben, weil eine neue „ergebnisoffene“ Suche nach einem sicheren Endlager beschlossen wurde. Daneben besteht seit 1995 ein Transportbehälterlager als Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente und  hochradioaktiven Abfall.
Jahrelang war Gorleben der Ort der Proteste gegen die Behälter-Transporte und gegen die Errichtung des Endlagers.

Das Wendland (auch Hannoversches Wendland) ist eine Landschaft im östlichen Niedersachsen, weitgehend deckungsgleich mit dem heutigen Landkreis Lüchow-Dannenberg (westlich der Elbe). 

Im Mittelalter und in geringer Zahl bis in die frühe Neuzeit wurde das Wendland von  den zu den Slawen gehörenden Wenden bewohnt. Typisch sind die wendischen Dörfer, die als Rundlinge gebaut wurden.
Die Höfe und Gebäude sind um einen runden oder ovalen Platz gruppiert, der nur einen Zugang hat.
Kreisförmig angelegte Dörfer waren vor allem im Mittelalter in Deutschland und Europa zwar weit verbreitet, nur im Wendland entwickelten sich Grundriss und Bebauung jedoch zu der heute als Rundling bekannten Dorfform.
Fast alle Rundlinge tragen auch heute noch Ortsnamen slawischen Ursprungs (Lüchow, Dömitz).
           
                        Ortsnamen slawischen Ursprungs haben folgende                                  Endungen:
                       -ow: Güstrow, Kummerow, Treptow, Spandow (heute                                      Spandau)
                        -itz: Dömitz
                        -witz: Jannowitz, Kattowitz
                        -gast: Wolgast

            Lüchow (Niedersachsen)
            9.300 Einwohner.
            Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Vom Schloss Lüchow, das Ende des 14. Jh an der Stelle eines slawischen Ringwalls und einer späteren Burg entstand, ist nach einem Stadtbrand (1811) nur noch der Amtsturm erhalten.

Die Rundlingsdörfer:
Reetze: Großer Rundling mit elf Vierständer-Hallenhäusern aus dem Zeitraum zwischen 1809 und 1873.
Hallenhäuser vereinigen alle Funktionen des bäuerlichen Lebens unter einem Dach: Zentrale Diele mit den Ställen links und rechts, am Ende der Diele die Flett (Wohnküche) mit der offenen Feuerstelle, dahinter die Schlafstuben.
Satemin: 1850 wurden nach einem Brand alle Häuser in einheitlicher Bauweise wieder aufgebaut (außer der Kirche von 1300, die nicht abbrannte)
Jabel:Der Name stammt vom altslawischen jablŭ = Apfelbaum ab.
Das gesamte Dorf, das eine Struktur aus Rundling und Straßendorf hat, steht unter Denkmalschutz. Im einzelnen sind das zehn Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie zwei Scheunen.
Seerau im Drawehn: (slav. /irava=Weideland) Ursprünglich waren acht Höfe um einen dreieckigen Dorfplatz gruppiert. Die Struktur ist nicht mehr zu erkennen.
Meuchefitz: Rundling mit sieben Vierständerhäuser um einen länglichen Dorfplatz.
Gühlitz: (slaw. gola = Heide) Kleiner, charakteristischer Rundling mit kaum verändertem Ortsbild des 18. Jahrhunderts. Sehr schönes Vierständerhaus von 1774. Dreiständerhaus von 1732, teilweise noch Lehmgeflechtausfachungen.
Lübeln: Großrundling mit 12 Höfen aus dem 17. bis 19. Jh., heute das Freilichtmuseum „Wendlandhof“. Das Museum veranschaulicht das ländliche Leben in den Rundlingsdörfern der letzten Jahrhunderte. In dem Museum sind ein Zwei-, ein Drei- und ein Vierständerhaus wieder aufgebaut worden. Daneben gibt es im Museum eine Schmiede, eine Stellmacherei und ein Backhaus, die alle noch betrieben werden.

            Dannenberg (Niedersachsen)
            8.300 Einwohner.
            Landkreis Lüchow-Dannenberg.

            Sehenswert:
Historisches Rathaus: Es trägt auf der Fassade den selbstironischen Spruch „ Wi Börgers hebbn de Last dorvon un mütt dat all betahlen“. Es wurde 1780 erbaut und von 1999 bis 2000 wieder aufgebaut.
St. Johannis Kirche, eine Kirche der norddeutschen Backsteingotik (erbaut etwa ab 1245)
Waldemarturm, der Bergfried der ehemaligen Burg Dannenberg (erbaut um 1200)
Von dem Schloss Dannenberg der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg (1569) ist nur der Bergfried erhalten. Vorgängerbau war eine Burg aus der Zeit Heinrich des Löwen.


Wir sind also nicht bei Lenzen übergesetzt, sondern zunächst die Elbe auf dem rechten Ufer entlang gefahren, meist auf dem Deich mit Blick auf die Elbe. Nicht weit
Elbe zwischen Lenzen und Dömitz
hinter Lenzen erreichen wir das Landstädtchen Dömitz, das eigentlich erst durch die hier errichtete Festung bekannt wurde. Die Besiedlung erfolgte wegen der häufigen  Elbehochwasser und schlechter Böden erst spät.

Wir sind jetzt in Mecklenburg-Vorpommern. Bei Dömitz stoßen auf der Mitte der Elbe die Grenzen dreier Bundesländer aufeinander, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Die Elbe-Mitte bildete bis zur Wende die innerdeutsche Grenze (und die Landesgrenzen zwischen Niedersachsen und Brandenburg, zwischen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern).

Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern
3.000 Einwohner
Landkreis Ludwigslust-Parchim.

Sehenswert:
- Festung Dömitz

Wie viele Orte am östlichen Elbeufer leidet auch die Stadt Dömitz unter den Bevölkerungsverlusten nach der Wende. Das Kaufhaus der Stadt steht leer. Sehr schöne alte Fachwerkhäuser sind unbewohnt und drohen zu verfallen. Andere sind sehr gut restauriert worden.

Festung Dömitz
Die Festung Dömitz sollte die Südwestgrenze Mecklenburgs und die Elbübergänge sichern. Gebaut wurde sie 1559  bis 1565. Dazu wurde eigens eine Ziegelei in der Nähe errichtet. Wegen Arbeitskräftemangel wurden italienische Maurer beschäftigt, die vielleicht der italienische Festungsbauer mitgebracht hatte.
1894 wurde die Festung aufgegeben. Die Festungsbauten verloren wegen veränderter Kriegstechniken ihre Bedeutung.

Von 1838 bis 1840 musste Fritz Reuter (1810 – 1874, Niederdeutscher Schriftsteller) hier die letzte Zeit seiner Festungshaft (wegen Mitgliedschaft in einer Burschenschaft) absitzen und beschrieb dies in seinem Buch „Ut mine Festungstid“.


Hinter Dömitz wechselten wir über die nach der Wende wiederaufgebaute Straßenbrücke auf das linke Elbeufer. Die in den 1930er Jahren errichtete Elbebrücke war im 2. Weltkrieg zerstört worden. Sie war dann die erste Elbebrücke, die nach der Wiedervereinigung wieder eröffnet wurde.

Nur noch in Teilen als Denkmal erhalten ist die Eisenbahnbrücke über die  Elbe. Sie war 20 Jahre vor der Aufgabe der Festung Dömitz gebaut worden, mit der Maßgabe, dass sie nicht weiter als 2.000 Schritte von der Festung entfernt sein durfte, damit die Festungsgeschütze sie erreichen konnte. Und sie musste einen Drehbrücken-Teil haben, der bei Feindes-Annäherung weggedreht werden konnte.
Im 2. Weltkrieg wurde auch die Eisenbahnbrücke zerstört. Die Reste der Brücke auf der östlichen Seite wurden abgerissen. Die am westlichen Ufer stehen gebliebenen Vorlandbrücken sind jetzt unter Denkmalschutz.

Die Altstadt von Hitzacker liegt auf einer Insel, die von zwei Armen des Elbezuflusses Jeetzel gebildet wird. Die neueren Stadtteile befinden sich etwas erhöht auf den Elbehöhen. Auch unser Hotel, so dass wir zum Schluss noch eine kleine „Bergtour“ hatten.

Hitzacker (Niedersachsen)
4.900 Einwohner.
Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Sehenswert:
- Stadtinsel mit Fachwerkhäusern

Ab ungefähr 700 kamen slawische Siedler in die weitestgehend unbewohnte Region östlich der Elbe. Zur Zeit Karls des Großen (747 bis 814 König des Frankenreiches) wurde eine Befestigungsanlage am Elbeufer gebaut, die Heinrich der Löwe (Herzog von Sachsen) 1150 zur Burg ausbaut.

Herzog August II. zu Braunschweig-Lüneburg und Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel (1579 – 1666), aus dem Welfenhaus,  lebte von 1604 bis 1636 in Hitzacker und machte Hitzacker zu seiner Residenzstadt. Er baute das Schloss (nicht mehr erhalten) und legte den Grundstein für die später (1636) von ihm nach Wolfenbüttel verlagerte Herzog-August-Bibliothek. 
 
Wappen am ehem. Rathaus:
August II. und seiner beiden Frauen
Im Alter von 25 Jahren kam August II. nach Hitzacker, wo er mit höchstens 30 Bediensteten einen (für Herzoge) bescheidenen Haushalt hatte. Die Herrschaft umfasste auch lediglich ein Elbfischerdorf mit rund 500 Einwohnern. Er verbrachte 30 Jahre in Hitzacker, das er zu einem kleinen Musterstaat umbaute, und sammelte Bücher.

Nach dem Aussterben der Wolfenbütteler Linie der Welfen-Dynastie im Jahre 1635 wurde er nach langem Erbfolgestreit im Alter von 56 Jahren Thronfolger, musste jedoch noch neun weitere Jahre in Braunschweig auf der Burg Dankwarderode ausharren, bevor er 1644 endgültig seine Residenz in Wolfenbüttel beziehen konnte. Dabei brachte er 55 Bücherkisten aus Hitzacker mit und begründete damit in Wolfenbüttel die für seine Zeit größte Bibliothek Europas, die heutige Herzog August Bibliothek.

Bis zu seinem Tod 1666 wurde Hitzacker von Wolfenbüttel               aus regiert.
Das Schloss in Hitzacker verfiel und wurde im 18. Jh.                           abgebrochen.

Rathaus - früheres Amtshaus am Schlossplatz
Claus von Amsberg, später Ehemann der niederländischen Königin Beatrix, wurde auf einem Gut bei Hitzacker geboren.

Kristina Söderbaum, schwedische Schauspielerin, verheiratet mit dem Regisseur Veit Harlan, starb 2001 in Hitzacker. Spöttisch war sie bekannt als „Reichswasserleiche“,  weil sie in einigen NS-Filmen den Tod im Wasser suchte.
2001 verstarb sie in einem Pflegeheim im niedersächsischen Hitzacker. Ihre Grabstätte befindet sich am Starnberger See.
Kristina Söderbaum war die Tochter des schwedischen Chemieprofessors und zeitweiligen Vorsitzenden des Nobelpreiskomitees Henrik Gustaf Söderbaum. Nach dem Tod ihrer Eltern zog sie zu einer Verwandten nach Berlin. Im Februar 1945 floh sie mit  ihrer Familie aus Berlin nach Hamburg. So kam sie im Alter in das niedersächsische Hitzacker.

Wir waren schon am frühen Nachmittag in Hitzacker und hatten genügend Zeit, uns das kleine Städtchen anzusehen, einschließlich eines Spaziergangs von unserem Hotel oberhalb der Elbe hinunter in den Ort.

Es war ein Unterschied zu sehen, zwischen den Orten östlich der Elbe, durch die wir bisher gefahren waren, und Hitzacker auf dem westlichen Ufer der Elbe.
Leiden die östlichen Elbeorte an der Entvölkerung während der DDR-Zeit (Entvölkerung der Orte in den Grenz-Schutzstreifen und Zwangskollektivierung) und nach der Wende durch Wegzug wegen fehlender Arbeitsplätze, verdoppelte sich in Hitzacker nach Ende des Weltkrieges die Einwohnerzahl durch den Zustrom von Flüchlingen (von 2.000 auf 4.000 Bewohner). Schon früh begann kulturelles Leben. Bereits 1946 veranstaltete die Stadt die ersten Sommerlichen Musiktage Hitzacker, die sich bis heute gehalten haben.
Wir waren zu früh in Hitzacker, die Musiktage beginnen erst Ende Juli.

Übernachtung im Parkhotel Hitzacker. Sehr ordentlich. Das Hotel hat sich zu einem Trainingslager für Fußballmannschaften entwickelt. Aktuell war der Altonaer Fußball Club aus Hamburg mit Mannschaft und Begleitung im Hotel untergebracht (eine ganz schön große Truppe, deutlich mehr als 11 Spieler).
Auch das Restaurant war sehr gut. Wir brauchten zum Abendessen nicht noch einmal in die Stadt hinunter zu gehen.


            Exkurs: Zur Geschichte Niedersachsen‘s

Niedersachsen ist das zweitgrößte Flächenland (47.600 km² - nach Bayern 70.500 km²) und das zweitbevölkerungsreichste Land (13 Millionen - nach Nordrhein-Westphalen 17,9 Millionen) der Bundesrepublik Deutschland.
Die großen Flüsse sind Elbe, Weser und Ems.

Als Bundesland entstand Niedersachsen nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zusammenlegung des Landes Hannover (ehem. preußische Provinz) mit den Freistaaten Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe.

Niedersachsen war einst von Sachsen und  Friesen und den slawischen Polaben besiedelt (vermutlich ab dem 3./4. Jh.).
Die Sachsen waren ein westgermanischer Völkerverband, zu dem die Stämme der Chauken (siedelten an der unteren Weser), Angrivarier (siedelten an der mittleren Weser, Steinhuder Meer) und Cherusker (siedelten im heutigen Ostwestfalen und bis an die Elbe) gehörten. Von Karl dem Großen wurden sie unterworfen und Teil seines Frankenreiches (Sachsenkriege 772 – 804).
Die Friesen waren eine Bevölkerungsgruppe, die an der niederländischen und deutschen Nordseeküste siedelte.
Die westslawischen Polaben siedelten zwischen Trave und Elbe.

Bei der Gründung der Reichskreise des Heiligen Römischen Reiches im Jahr 1500 wurde das westliche Gebiet der Sachsen als Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis und das östliche Gebiet als Sächsischer Reichskreis gebildet. Später wurde der Sächsische Reichskreis in den Niedersächsischen Reichskreis (i.w. heutiges Niedersachsen, Holstein und Mecklenburg, einschließlich Hamburg und Bremen, Teile von Sachsen-Anhalt) und den Obersächsischen Reichskreis (i.w. heutiges Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Vorpommern) aufgeteilt.

Die Reichskreise waren übergeordnete territoriale Einheiten des Heiligen Römischen Reiches, die mehrere Landesherrschaften (Geistliche Fürstentümer, Weltliche Fürstentümer, Reichsstädte) umfassten. Im 16. Jh. existierten 11 Reichskreise, die bis 1806 bestanden.

Im Niedersächsischen Reichskreis war das welfische Herzogtum Braunschweig-Lüneburg dominierend.

Die Welfen sind eines der ältesten Hochadelsgeschlechter (Fürsten) in Europa. Bekanntester Vertreter war Heinrich der Löwe. Er war Herzog von Sachsen (1142 – 1180) und bekam von Kaiser Barbarossa (sein Vetter) zusätzlich das Herzogtum Bayern als Lehen (1156 – 1180), weil er ihn bei der Kaiserwahl unterstütz hatte, Er verlor beide Herzogtümer, als er später dem Kaiser die Gefolgschaft im Krieg mit den lombardischen Städten versagte.

Nach der Entmachtung Heinrich des Löwen wurde das Herzogtum Sachsen aufgeteilt (es war kaiserliches Lehen).  Der westliche Teil ging an den Erzbischof von Köln (als Herzogtum Westfalen-Engern). Den östlichen Teil erhielt zusammen mit dem Titel des „Herzogs von Sachsen“ ein Sohn des Askanier Albrecht der Bär, allerdings verringert um einige selbständige Grafschaften und Bistümer. Es gehörten im Wesentlichen nur Gebiete um Lauenburg und Wittenberg zum Herzogtum.

Heinrich der Löwe musste nach Südengland fliehen (er war mit der englischen Königstochter Mathilde verheiratet). Später bekam er seine Eigenbesitz-Güter in Sachsen zurück. Aus diesem Eigenbesitz und den Burgen Braunschweig und Lüneburg als neues kaiserliches Lehen entstand 1235 das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg.

Im 13. Jh. erwarben die Welfen Gebiete westlich von Hannover (Nienburg und Neutstadt a.R. / Springe, Nordstemmen und Eldagsen / Wunstorf). Sie errichteten die Burg Calenberg, um die Macht des Hildesheimer Bischofs zurückzudrängen. Das welfische Fürstentum Calenberg entstand. Es wurde das Kernland des künftigen Königreichs Hannover.

Die Welfen schafften es einmal, auch den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zu stellen. Otto IV. von Braunschweig, Sohn Heinrich des Löwen, wurde 1209 zum Kaiser gekrönt (bis 1218).
             
Durch Vererbungen wurden die Fürstentümer oft geteilt und wieder zusammengeführt. So gab es zeitweilig das Fürstentum Göttingen, das Fürstentum Gubenhagen und das Fürstentum Calenberg, das Herzogtum Verden und das Herzogtum Bremen (beide Herzogtümer kauften die Welfen den Dänen ab) sowie die Grafschaft Hoya als welfischen Besitz.

Der Wiener Kongress (1814 – 1815, Neuordnung Europas nach der Niederlage Napoleons) bestätigte das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg (auch Kurfürstentum Hannover genannt) und das Herzogtum Braunschweig (ehem. Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel). Das Kurfürstentum erklärte sich bei den Verhandlungen des Wiener Kongresses selbst zum Königreich Hannover. Es konnte auch sein Territorium vergrößern (Gebiete um Lingen, Meppen, Bentheim, Hildesheim, Goslar, Teile des Untereichsfeldes und Ostfrieslands).

Von 1714 bis 1837 war der Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg bzw. der König von Hannover zugleich König des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Irland.

1866 gliederte Preußen das Königreich Hannover als Provinz Hannover in sein Staatsgebiet ein. Das Königreich Hannover hatte im Deutschen Krieg Preußens gegen Österreich an der Seite Österreichs verloren und wurde aufgelöst.
Das Herzogtum Braunschweig konnte bis zum Ende des 1. Weltkrieges bestehen  bleiben und wurde 1922 der Freistaat Braunschweig.

Neben den welfischen Fürstentümern wurden vom Wiener Kongress in Norddeutschland auch das Fürstentum Schaumburg-Lippe (Bückeburg, Stadthagen, Steinhuder Meer/Inselfestung Wilhelmstein – entstanden Mitte des 17. Jh. durch Aufteilung der Grafschaft Schaumburg) und das Großherzogtum Oldenburg (Jever, Bremerhaven, Cloppenburg, Vechta – bestand als Grafschaft seit dem Mittelalter) wieder errichtet.
Nach dem 1. Weltkrieg wurden beide Territorien  Freistaaten im Deutschen Reich.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde von der britischen Besatzungsmacht auf dem Gebiet der preußischen Provinz Hannover das Land Hannover errichtet. Die ehemaligen Freistaaten Oldenburg,  Braunschweig und Schaumburg-Lippe wurden zunächst ebenfalls als eigenständige Länder begründet.  1946 wurden dann die Länder Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe zum Land Niedersachsen zusammengeführt.


Zu dem Reisebericht gibt es ein Fotoalbum:


(5) Von Hitzacker bis Lauenburg           
Sonntag 7. Juli 2019

Die Strecke: Hitzacker – Pommau – Darchau – Viehle – Neu Garge – Neu Bleckede – Boitzenburg – Lauenburg.
Übernachtung im Hotel Bellevue

Hitzacker bis Lauenburg - 54 Kilometer

Wir verlassen Hitzacker und setzen mit der Fähre auf das östliche Elbeufer über. Es war nur eine Personenfähre. Dafür reichte das Elbewasser noch. Auf dieser Seite der Elbe fahren wir gen Norden bis nach Lauenburg.
 
Elbe hinter Hitzacker

Was uns wunderte, waren Ortschilder auf der östlichen Seite der Elbe, die Lübeck als Landkreis auswiesen. Wir waren doch auf ehemaligem DDR-Gebiet. Das konnte doch nicht zum niedersächsischen Landkreis Lübeck gehören? Ein Blick in das Internet lieferte die Erklärung. Das Land östlich der Elbe gehörte in der Tat vor der Wiedervereinigung  zur DDR und dort zu Mecklenburg-Vorpommern. 

Nach den ersten Gemeinderatswahlen nach der Wende schlossen sich acht Gemeinden östlich der Elbe zur Gemeinde Amt Neuhaus zusammen und beschlossen den Wechsel zu Niedersachsen, was am 30. Juni 1993 durch einen Staatsvertrag verwirklicht wurde.

Hintergrund war, dass die Gemeinden des Amtes Neuhaus seit 1693 zum Fürstentum Lüneburg und späteren  Königreich Hannover gehörten. Nach dem 2. Weltkrieg war das Gebiet Teil der britischen Besatzungszone. Da es aber keine Brückenverbindung gab und somit die Versorgung der Bevölkerung schwierig war, überließ Großbritannien das Land der sowjetischen Besatzungszone  und somit der späteren DDR.

Nach der Wende wurde diese „Schenkung“ wieder korrigiert.


In Boitzenburg war Mittagspause in den „Ratsstuben“ an der Boize, einem kleinen Nebenfluss der Elbe. Boitzenburg ist ein kleines Landstädtchen, das zur DDR-Zeit im DDR-Sperrgebiet der innerdeutschen Grenze lag. Nach der Wende wurde der historische Stadtkern mit dem Rathaus im Rahmen der Städtebauförderung saniert.

Rathaus Boitzenburg 
Erwähnen will ich, dass ich bei der Reisevorbereitung den Ort Boitzenburg an der Elbe mit dem Schloss Boitzenburg verwechselt habe.
Das ist nach Sanssouci in Potsdam das größte Schloss in Brandenburg. Mitte des 19. Jh. wurde es durch Friedrich August Stüler im neugotischen Stil erweitert. Heute erscheint das Schloss nach einer weiteren Umgestaltung im Neorenaissancestil. Den Landschaftspark entwarf Peter Joseph Lenné.

Gestolpert bin ich dann darüber, dass das Schloss eine Standesherrschaft der von Arnim war (eine der größten in Preußen). Die von Arnim waren aber nicht an der Elbe zu Hause sondern in der Uckermark. So war es dann auch. 

Das Schloss Boitzenburg liegt in der Uckermark westlich der Stadt Prenzlau.

Die Burg Boitzenburg an der Elbe gibt es nicht mehr. Auf einer Anhöhe bei der Stadt Boitzenburg an der Elbe sind nur noch Reste der Grundmauern vorhanden.


In Lauenburg mussten wir auch wieder bergan fahren, um zu unserem Hotel auf dem hohen Elbeufer zu kommen. Dafür hatten wir von der Terrasse einen hervorragenden Blick auf die Elbe.

Die Anhöhen am Ufer der Elbe sind Geestrücken (von niederdeutsch „gest“ – trocken, unfruchtbar). Das sind Sandablagerungen, die während der Eiszeit am Rande des Elbe-Urstromtals entstanden.

Das Elbe-Urstromtal wurde während der Weichseleiszeit (begann vor 115.00o Jahren und endete vor 11.600 Jahren) vom Schmelzwasser des skandinavischen Inlandeises in der Norddeutschen Tiefebene geformt.
Die Elbe fließt etwa ab Jerichow bis zur Mündung in die Nordsee im Elbe-Urstromtal. Unterhalb der Nordsee setzt sich das Urstromtal fort und führt an Helgoland vorbei.
 
Elbe von der Hotel-Terrasse auf dem Geestrücken

Lauenburg (Schleswig-Holstein)
11.500 Einwohner.
Kreis Herzogtum Lauenburg.

Sehenswert:
 - Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jh..
- Vom Lauenburger Schloss  ist nur noch der Schlossturm erhalten, Ursprung ist eine 1182 von den Askaniern errichtete Burg.
Palmschleuse (Älteste Kesselschleuse Europas, benannt nach dem Schleusenwärter Palm,  1398 aus Holz gebaut, 1724 ausgemauert)

Die Palmschleuse wurde 1398 komplett aus Holz gebaut und war eine von 15 Schleusen des Stecknitz-Delvenau-Kanals. Bis zu 12 Kähne fanden pro Schleusungsvorgang in der (runden) Kesselschleuse Platz. Im 17. Jahrhundert bekam sie ihren heutigen Namen nach dem damaligen Schleusenwärter Palm. 1724 erfolgte der Ausbau mit behauenen Natursteinen. Die Schleuse blieb bis zum 1. September 1896 in Betrieb.
1962 wurde die Palmschleuse im Zuge der Eindeichung des Stecknitz-Mündungsgebietes restauriert.

Der Name Lauenburg leitet sich von dem slawischen Wort für Elbe, Lave, ab. Lave heißt die Elbe in Tschechien (s.  Elbetour von Prag bis Magdeburg).

             Exkurs: Geschichte des Herzogtums Lauenburg

Heinrich der Löwe errichtete 1142 im Rahmen der sächsischen Ostkolonisation die Grafschaft Ratzeburg, die Teile des heutigen Kreises Lauenburg umfasste. 1154 errichtete er das Bistum Ratzeburg.
Nach dem Sturz Heinrich des Löwen kam die Grafschaft 1180 als Teil des Herzogtums Sachsen an die Askanier. Die errichteten 1182 die Lauenburg.

1201 folgte eine 20-jährige dänische Oberhoheit.

1296 wurde das Herzogtum Sachsen durch Erbteilung in die Herzogtümer Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg aufgeteilt.

Zwischen den beiden Herzogtümern kam es 1314 zum Streit über die Teilnahme an der Königswahl. Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg beanspruchten beide die Kurstimme des Herzogtums Sachsen und  gaben ihre Stimme jeweils unterschiedlichen Kandidaten. Es kam zur Doppelwahl eines Habsburgers und eines Wittelsbachers.
Den Doppelwahlen setzte 1356 Karl der IV. mit seiner Goldenen Bulle ein Ende. Er bestimmte die wahlberechtigten Kurfürsten. Sachsen-Wittenberg erhielt die Kurwürde, Sachsen-Lauenburg ging leer aus.

Ende des 17. Jh. starben die Askanier in Sachsen-Lauenburg aus und das Herzogtum kam nach Auseinandersetzungen mit Dänemark (denen Holstein gehörte) zum Fürstentum Calenberg und in der Folge zum Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg / Hannover.

1810 bis 1813 folgte eine französische Episode. Lauenburg wurde in das „Departement des Bouches de l’Elbe“ als Teil des napoleonischen Kaiserreichs eingegliedert.

Die größte Ausdehnung erreichte das napoleonische Kaiserreich 1812:
Die Niederlande, Belgien, die deutsche Nordseeküste mit Bremen, Hamburg und Lübeck wurden Departements des französischen Kaiserreichs.
Ebenso wurde Katalonien (Spanien), der Kirchenstaat und Teile Italiens annektiert.
Spanien, Italien, Neapel, die deutschen Rheinbund-Staaten, Dänemark, Preußen, Warschau, Österreich waren vom französischen Kaiserreich abhängig, hatten Geschwister Napoleons als Monarchen oder waren von Frankreich besetzt.

Nach dem Wiener Kongress (1815) wurde das Herzogtum Lauenburg (rechts der Elbe) preußisch. Preußen tauschte Lauenburg gegen das dänisch gewordene Schwedisch-Vorpommern. Lauenburg wurde also wieder dänisch.
Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg kamen Lauenburg, Schleswig und Holstein unter österreich-preußische Verwaltung. Gegen finanzielle Abfindung trat Österreich seine Anteile an Preußen ab. 1865 wurde König Wilhelm I. auch Herzog von Lauenburg.

1871 schenkte Wilhelm I. den im Herzogtum Lauenburg gelegenen Sachsenwald dem Reichskanzler Bismarck wegen dessen Verdienste  um die Gründung des Deutschen Kaiserreichs.

1876 endete die Geschichte des Herzogtums Lauenburg durch Eingliederung in die preußische Provinz Schleswig-Holstein.


Blick auf die Elbe vom Burgturm
1182 errichtete Bernhard von Sachsen eine Burg auf der Anhöhe über der Elbe. Der ursprüngliche Burg-Name war „Polabenburg“, die Burg im Land des unterworfenen slawischen Stammes der Polaben. Nach anderer Quelle hieß sie gleich „Lavenburg“, die Burg an der Lave (Elbe – tschechisch „Labe“), aus der dann Lauenburg wurde.
Das Stadtrecht erhielt Lauenburg 1260. Ob die Siedlung unterhalb der Lauenburg eine sächsische Gründung ist (1227) oder 1209 von Dänen gegründet wurde, ist nicht klar.

Durch die Lage an der Elbe und dem Stecknitz-Delvenau-Kanal (im 14. Jh. gebaut, Vorgänger-Kanal des Nord-Ostsee-Kanals) wurde Lauenburg einer der wichtigen Umschlagplätze Nordeuropas.

Der Stecknitz-Delvenau-Kanal verband die Elbe (bei Lauenburg) mit der Ostsee (bei Lübeck). Er wurde aufgrund einer Vereinbarung der Hansestadt Lübeck mit dem Herzog von
Altstadt an der Elbe
Lauenburg 1392 bis 1398 gebaut. Er überwand die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee (er ist der erste Wasserscheidekanal Europas) und nutzte größtenteils die natürlichen Wasserläufe der Delvenau (die bei Lauenburg in die Elbe mündet) und der Stecknitz (die in die Trave mündet, die wiederum der Ostsee zufließt).

Mit dem Stecknitz-Delvenau-Kanal konnten gefährliche und zeitaufwändige Schiffsfahrten durch den Öresund, um in die Ostsee zu gelangen, vermieden werden. Noch bedeutender war aber die Ablösung der Alten Salzstraße zwischen Lüneburg und Lübeck. Das Salz wurde fortan über die Elbe und den neuen Kanal nach Lübeck transportiert und von dort weiter in den gesamten Ostseeraum geliefert.

Ende des 19. Jahrhundert wurde der Kanal durch den neuen Elbe-Lübeck-Kanal abgelöst, der zum Teil die Trasse des Stecknitz-Delvenau-Kanals nutzte.

Der Stecknitz-Delvenau-Kanal war für kleine Handelsschiffe geplant, hauptsächlich für die flachen Salzkähne, die „Prahmen“, die getreidelt (d.h.
Altstadt an der Elbe
mit Pferde- oder Menschenkraft gezogen) wurden. Der Elbe-Lübeck-Kanal war schon für größere Frachtschiffe bis 1.000 t und eigenem Antrieb ausgebaut. Heute ist der Elbe-Lübeck-Kanal für die Binnenschifffahrt wegen der zu kleinen Schleusen eher unbedeutend.

Die Verbindung zwischen Nordsee und Ostsee stellt heute der Nord-Ostsee-Kanal sicher. Er gehört zu den meistbefahrenen künstlichen Wasserstraßen für Seeschiffe. Von Anfang an wurde der Kanal so konzipiert, dass „alle Kriegs- Handels- und Dampfschiffe gut passieren können“, so die Order des preußischen Kanzlers Otto von Bismarck. Flottenbewegungen sollten zwischen Nord- und Ostsee ohne dänische Bedrohung (am Skagerrak) möglich sein. Der Deutsch-Dänische Krieg, der 1864 begann, war wohl schon sichtbar, als Bismarck erste Planungen in Auftrag gab.
1887 begann der Bau des Kanals, der bis 1948 „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ hieß. 1895 wurde der Betrieb aufgenommen. Der Kanal beginnt an der Elbemündung bei Brunsbüttel und hat den Endpunkt bei Kiel-Holtenau an der Kieler Förde.

Vom Lauenburger Schloss auf dem Geestrücken oberhalb der Elbe und des Ortes ist nur noch der Schlossturm erhalten.  Das Schloss entstand im 15. Jahrhundert durch Ausbau der Burg. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde ein Teil des Schlosses durch einen Brand zerstört. Den Rest erledigte 1656 die  kaiserliche Artillerie, als Schweden die Burg besetzt hielten.
Die herzogliche Residenz war schon 1619 von Lauenburg nach Ratzeburg verlegt worden.

Bei unserem Spaziergang durch den Ort haben wir unten am Hafen an der Elbe auch den Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ gesucht – und gefunden. Es soll einer der letzten kohlebefeuerten Schaufelraddampfer in Deutschland sein (über 100 Jahre alt) und in den Sommermonaten auch noch bis nach Hitzacker fahren. Aber was wir gesehen haben, war das Fotografieren nicht wert. Ein Kahn aus Eisen ohne Schornstein. Auch Schaufelräder waren nicht zu sehen.

Die Stadt am Elbeufer mit vielen historischen Fachwerkhäusern ist hübsch. Auch unser Übernachtungshotel Bellevue auf dem hohen Ufer über der Elbe passte zu der gepflegten Altstadt. Es war im Stil der 60er Jahre eingerichtet.
Am Abend gab es Fischgerichte (natürlich) und einen „Schwedenbecher“ zum Nachtisch. Der erinnerte uns an unsere erste Elbe-Radfahrt. Am Alten Markt in Magdeburg haben wir ihn damals probiert. Der Schwedenbecher ist ein Vanilleeis mit Apfelmus und Eierlikör.

Zu dem Reisebericht gibt es ein Fotoalbum:

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