Die Schlösser der Loire
Amboise und Chenonceau

Juni 2025 

Eine Fahrt mit Studiosus zu den Schlössern im Tal der Loire und weiter nach Norden in die Ile-de-France vom 20. bis 29. Juni 2025.

Von unserer Reise, den Schlössern, Kathedralen, Städten und Landschaften berichte ich in Tagesabschnitten entsprechen dem Reiseverlauf:


(1) Metz – Nancy – Sancerre
(2) Chambord – Cheverny – Blois
(3) Amboise – Chenonceau
(4) Tours – Villandry – Azay-le-Rideau
(5) Chartres – Rambouillet – Versailles
(6) Fontainebleau – Troyes  

Hier der dritte Bericht: 

 Amboise und Chenoncceau 


5. Tag Dienstag, 24. Juni
Amboise – Chenonceau
Übernachtung in Blois im Hotel Mercure 

Von Blois nach Amboise und Chenonceau und zurück nach Blois. 

Ein Tagesausflug von Blois zu den Schlössern Amboise und Chenonceau. Zunächst im Loire-Tal hinunter bis Amboise. Das Schloss thront auf einem Felsen 40 Meter über der Loire. Besichtigung. Weiterfahrt zum Schloss Chenanceau. Das Schloss liegt im Tal der Cher, ein Nebenfluss der Loire, der weiter westlich bei Tours in die Loire mündet. Zur Abwechselung machen wir vor der Besichtigung von Chenanceau eine Bootsfahrt auf dem Cher und können vom Fluss aus das über den Fluss gebaute Chateau bestaunen.

 

Schloss Amboise

Baujahr 1483 bis 1468
Bauherr König Ludwig XI.
Erweiterung 1492 durch König Karl VIII. (1470 – 1498, auf Schloss Ambois geboren und gestorben) 

Auf dem Weg durch Aboise zum Schloss


Das Schloss ist auf einem Felsplateau über der Stadt Amboise gelegen.
Hier der Teil mit der Hubertuskapelle zu sehen.

Bick hinunter auf die Stadt

Blick hinunter auf die Loire

Zuerst war hier ein gallisches Oppidum (eine befestigte Siedlung aus gallischer Zeit), dann ein römisches Castellum (ein befestigtes Militärlager). Im 1. Jahrtausend entstand eine erste Burg. Mitte des 15. Jahrhunderts begannen die Um- und Erweiterungsbauten zu einem Schloss. Mit 247 Zimmern war es eine der größeren Schlossanlagen.
Im 15. und 16. Jahrhundert war das Schloss mehrfach die Residenz französischer Könige. Es wurde die Hauptresidenz Königs Karl VIII.. Er wurde 1470 hier geboren und starb hier 1498 (nachdem er mit dem Kopf gegen die Tür einer Galerie des Schlosses gestoßen war). Danach wohnte Caterina de‘ Medici, durch Heirat mit Heinrich II. ab 1547 Königin von Frankreich, zeitweise in dem Schloss.

Die Medici herrschten in Florenz von 1434 bis 1737 mit nur kurzen Unterbrechungen. Die Ehe war auf betreiben Franz I., dem Vater von Heinrich II., und Papst Leo X., Großonkel von Katharina und ihr Vormund, zustande gekommen.  

Nach 1563 wurde das Schloss nur noch militärisch und als Gefängnis genutzt. In napoleonischer Zeit wurden Teile der Schlossanlage abgerissen.

Die Schlossanlage im 16. Jahrhundert
Nur wenig ( die schwarz markierten Gebäudeteile) ist erhalten geblieben
(beide Bilder stammen aus dem Internet)

Erhalten geblieben ist der zweiflügeliger Schlossbau mit der Schlosskapelle (Hubertuskapelle) und vier Rundtürme mit der Schlossmauer. Genutzt wird der erhaltene Gebäudeteil heute als Industriemuseum. 


Der zweiflügelige Schlossbau.
Der linke  Flügel wurde von Karl VIII. (Gotik) 
und der rechte Flügel von Franz I. (Renaissance) in Auftrag gegeben.


Der große Saal

Die Säulen sind mit den Emblemen der Königin und des Königs verziert.
Der weiße Hermelin ist das Symbol der Bretagne und von Anne de Bretagne.
Die Lilie ist das Symbol der französischen Könige, hier von Karl VIII..

Kamin im großen Saal


Einer der beiden Kavallerietürme (Heurtault-Turm).
Ende des 15. Jahrhunderts von Karl VIII. errichtet.
Die Türme waren mit Spiralrampen versehen, über die das auf dem Felsen gelegene Schloss zu Pferde erreicht werden konnte. 

In der Schlosskapelle St. Hubertus sollen die Gebeine von Leonardo da Vinci beigesetzt sein.  Er starb am 2. Mai 1519 im Alter von 67 Jahren auf Schloss Le Clos Lucé, unweit von Schloss Amboise.  Im Kreuzgang der Kirche Saint-Florentin in Amboise wurde er beigesetzt. Das Grab wurde in den Hugenottenkriegen (1562-1598) zerstört. Leonardos Überreste galten seitdem als verschollen. Bei späteren Grabungsarbeiten auf dem Gelände der Kirche wurden Gebeine entdeckt, die für die Überreste Leonardos gehalten wurden. Diese wurden in die Hubertuskapelle von Schloss Amboise umgebettet, wo sich heute das angenommene Grab Leonardos befindet.

Die Schlosskapelle auf dem Plateau

Die Schlosskapelle von der Stadt aus gesehen

Eingang

Kirchenraum

Grabplatte des Grabs von Leonardo da Vinci

Buntglasfenster über dem Grab von da Vinci

Das Schloss Le Clos Lucé befindet sich in Amboise, etwa 500 Meter entfernt vom Loire-Schloss Amboise.

Erbaut wurde das Schloss in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Danach kaufte es der französische König Karl VIII. für seine Frau Anne de Bretagne. Später wurde es von König Franz I. genutzt. 1516 überließ er das Schloss Leonardo da Vinci.

Heute ist es ein Leonardo da Vinci-Museum.

Erhalten sind der Landschaftsgarten und der Schlossgarten.


Ein orientalischer Garten erinnert an den algerischen Freiheitskämpfer Abd el-Kadir, der mit Frauen und Gefolge im Schloss gefangen gehalten wurde. In der Gefangenschaft gestorbene Angehörige seines Gefolges sind hier begraben. 

Der Orientalische Garten wird gerade renoviert und ist gesperrt.

Abd el-Kadir vereinigte die Berberstände in Westalgerien gegen die Franzosen, die 1830 Algier eroberten.    1847 geriet er in französische Gefangenschaft und wurde mit seinen Frauen und Dienern nach Amboise gebracht. Napoleon Bonaparte, damals französischer Staatspräsident bevor er sich zum Kaiser ausrief, ließ el-Kadir 1852 frei, der nach Damaskus ging. Dort rettete er 1860 im Bürgerkrieg im Libanongebirge tausende Christen vor einem Massaker durch die Drusen. 



Chrysanthemen auf der Schlossterrasse

Lavendel vor dem Schloss


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Zwischen den beiden Schlössern Amboise und Chnonceau hat die Studiosus-Reiseleitung klugerweise eine Schiffstour auf dem Cher eingeplant. Bei den vielen Schlossbesichtigungen helfen ohnehin nur die Fotoaufnahmen, sich an die Unterschiede der Schlösser zu erinnern. 

Die Anlegestelle für die Bootsfahrt war ein Stück vor dem Schloss Chenonceau. Mit dem Ausflugsboot fuhren wir den Cher hinunter und schon sahen wir Schloss Chenonceau mit der über den Fluss gebauten zweistöckigen Galerie. Nur vom Fluss aus kann man die Eleganz des Galeriegebäudes erfassen. Unser Boot fuhr durch eine der Bogenbrücken hindurch und nach dem Wenden ein Stück hinter dem Schloss wieder durch die Bogenbrücke zurück zur Anlagestelle. Wir konnten also beide Flussseiten der Galeriefassade betrachten und natürlich auch fotografieren. 



Flussfahrt: 

Die Loire ist im Mittel- und Unterlauf ein wilder Fluss geblieben. Nur im Oberlauf ist eine Staustufe zum Hochwasserschutz gebaut worden. Die angebotene Loire-Flusskreuzschifffahrt muss sich auf das Kurze Stück zwischen Nantes und der Atlantikküste beschränken. 

Der Cher ist dagegen kanalisiert worden. Aber die 13 Staustufen und Schleusen sind nur im Sommer in Betrieb. Dann wird das Wasser gestaut, damit die Ausflugsboote fahren können. Im Winter sind die Schleusen geöffnet und der Wasserstand des Cher ist ziemlich niedrig. 

Der Cher ist an der Anlegestelle ziemlich breit

Reguliert wird der Wasserstand mit sogenannten Nadelwehren, erklärte uns der Bootsführer auf dem Cher. Die „Nadeln“ sind lange Kanthölzer, die dicht an dicht an einem Gestell aufgereiht sind und je nach Bedarf aus dem Gestell gezogen werden, so dass eine bestimmte Menge an Wasser abgelassen werden kann.

Nadelwehren gibt es nur noch selten, allerdings auch in Deutschland, zum Beispiel in der Havel bei Ratheow, nordwestlich von Potsdam.

 

Das Foto aus dem Internet zeigt das Nadelwehr in der Havel.  


Schloss Chenonceau

Baujahr 1513 bis 1517

Bauherr Thomas Bohier, Finanz- und Steuerminister der Könige Karl VIII., Ludwig XII. und Franz I. 

Das Schloss bei der Hinfahrt, von Osten aus gesehen.

Auf der Rückfahrt, von Westen aus gesehen:
Der Turm und das Schloss mit der Gallerie.

Ein Wasserschloss am Cher (Nebenfluss der Seine) mit der Galerie über den Fluss soll nach Versailles das meist besuchte Schloss in Frankreich sein, ein Schloss mit 426 Zimmer, 77 Treppen und 282 riesige Kamine. 


Chenonceau (ohen x) heißt das Chateau, Chenonceaux (mit x) der Ort, zu dem das Schloss gehört. 

Der Ursprung war eine Burg mit einer Wassermühle, die Thomas Bohier zusammen mit dem umliegenden Land um 1500 aufkaufte und darauf das Schloss bauen ließ. Das Hauptgebäude steht, von einem Wassergraben umgeben, auf den Pfeilern der abgerissenen Mühle auf der Nordseite des Flusses. Der Vorhof des Schlosses entspricht dem Grundriss der alten Burg, deren Turm im Renaissance-Stil umgebaut wurde. Später ließ Katharina von Medici die Galerie über den Cher bauen.

Der Burgturm mit dem Wassergraben

Schwalben haben ihre Nester am Turm

Die Tür des Turms mit dem Wappen von Catherine Brissonnet,
Frau von Thomas Bohier, ist noch erhalten.

Nach dem Tod Bohiers wurde dieser der Veruntreuung königlicher Gelder beschuldigt. Das Schloss ging in den Besitz König Franz I. über, der es als Jagdschloss nutze. 

König Heinrich II. schenkte das Schloss seiner Mätresse Diane de Piters (sie war 19 Jahre älter). Nach dem Tod Heinrich II. beanspruchte seien Witwe, Katharina de Medici, das Schloss und de Piters musste in ein anderes Schloss umziehen. Katharina von Medici vermachte das Schloss ihrer Schwiegertochter. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts bekam die Mätresse König Heinrichs IV. das Schloss. Bei so vielen Frauen im Schloss wundert es nicht, wenn es gelegentlich als „Chateau des Dames“, Schloss der Frauen, bezeichnet wird. 

Eine 300 Meter lange Platanen-Allee führt zum Schloss

Parkanlage vor dem Schloss

Rechts vor dem Schloss ist der Burgturm

Der Schlossgraben ist eine "Entenweide"

Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Schloss verlassen und 1733 von dem Steuerpächter und Verwalter der Krongüter, Dauphin, gekauft. Seine Frau machte das Schloss zu einem kulturellen Treffpunkt. Voltaire und Montesquieu waren dort. Jean-Jacques Rousseau (Schriftsteller und Philosoph, 1712 – 1778) wohnte als Erzieher des Sohnes im Schloss. 

Das Schloss wurde in der Französischen Revolution nicht geplündert. Es heißt, Madame Dauphin habe dies durch ihren freundlichen Umgang mit der Bevölkerung erreicht. Auch wird die Schreibweise des Schlosses, Chenonceau ohne „x“, auf sie zurückgeführt. Sie habe sich damit von dem königlichen Schloss Chenaneaux (mit „x“ wie die Schreibweise des Dorfes) absetzen wollen. 

Die Schlossküche im Untergeschoss

Flämischer Wandteppich aus dem 16. Jahrhundert

Kamin mit den Wappen 
von Franz I., ein Salamander,
und seiner Frau Anne de Bretagne, ein Hermelin.


Zwei der Appartements


Die zwei Etagen der Galerie


Alle Räumen waren mit Blumen geschmückt.

 Seit 1913 gehört das Schloss der Schokoladen-Familie Menier, die es aufwändig erhält. Zurzeit sind zwei Museen und eine Kunstgalerie im Schloss. 


Menier gründete 1816 in Paris ein Unternehmen zur Herstellung von Arzneien, als Schokolade als Arzneimittel verwendet wurde. Seine Schokolade wurde hauptsächlich zum Überziehen bitterer Medizin verwendet. In Noisel am Stadtrand von Paris gründete er 1925 die erste mechanisierte Fabrik in Frankreich zur Herstellung von Kakaopulver. 1836 brachte er die ersten Schokoladentafeln auf den Markt. Unter seinem Sohn wurde die Fabrik der größte Schokoladenhersteller in Frankreich. Seit 1988 wird die Schokolade von Nestle hergestellt. 

Die zum Schloss gehörenden beiden Renaissance-Gärten sind mit einer Mauer umgeben, um sie vor dem Hochwasser des Cher zu schützen.

Fontaine im Garten des Schlosses


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