Wanderung zum Faro de Anaga

30. März 2023

14 Kilometer, Auf- und Abstieg 1.060 Meter.



Es ist eine weite Autoanfahrt in das Anaga-Gebirge und unser Startpunkt liegt am Ende der Straße zum nordöstlichsten Teil der Insel. Wir waren extra schon um 7.30 Uhr losgefahren – und sind in den täglichen Stau auf der Autobahn nach Santa Cruz geraten. Um 9.30 konnten wir (ich bin mit Ulrike gewandert) in Chamorga mit unserer Wanderung zum Faro de Anaga beginnen.
 

Chamorga ist ein Weiler, ein kleiner Ort, am Ende der um 1970 gebauten Straße, die bei El Bailaderos von der Hauptverbindungsstraße von Las Mercedes (bei La Laguna, am Eingang zum Anagagebirge) nach San Andres (Santa Cruz) abzweigt. Das Gebiet im Nordosten des Anagagebirges war seit der Landverteilung nach der Eroberung der Insel Ende des 15. Jahrhunderts besiedelt. Entstanden ist der Weiler aber erst Ende des 18. Jahrhunderts nach dem Holzeinschlag und der Rodung der umliegenden Wälder.

Wir sind dem Wanderweg gefolgt, wie er im Rother Wanderführer beschrieben ist, haben jedoch den Abstecher hinunter an das Meer und zu dem kleinen Hafen Roque Bermejo ausgelassen.

Im Barranco de Chamorga


Der Wanderweg umrundet den Nordosten des Anagagebirges mit dem Roque Icoso oberhalb von Chamorga, dem Roque Bichuelo und dem Roque de Adermo sowie dem Montaña Tafada. Über den Montaña Tafada führt ein weiterer Wanderweg vom Leuchtturm nach Chamorga.

Am Ortseingang steigen wir in den Barraco de Chamorga ein. Die grobe Pflasterung an steileren Stellen und die Trockenmauern zeigen, dass der Weg Teil eines alten Verbindungswegs hinunter zur Küste ist. Der Weg steigt bis zu einem quer verlaufenden Kammweg an und führt dann in vielen Windungen ziemlich steil am Berg hinunter. Auf der Karte sehen die vielen aneinandergereihten Zickzack-Kurven lustig aus. Doch sie sind ziemlich schweißtreibend. 

Eine der Stützmauern am Barranco-Weg

Der Kanaren-Storchenschnabel ist hier schon fast verblüht

Kanarischer Drachenwurz (Ahornstabgewächs)

Im Barranco gab es viele Kanaren Glockenblumen.
Ihr Fruchtansatz ist seltener zu sehen. Zur Bestäubung der orangenfarbigen Blüten braucht die Rankenpflanze den Zilpzalp (Weidenlaubsänger - Zilpzalp heißt er wegen seines Gesanges).Im Gegensatz zu den Früchten der bei uns bekannten blauen Glockenblume sind die saftigen Beeren der Kanaren Glockenblume essbar - ich habe die gelbe Frucht aber nicht probiert.

Die saftige Frucht der Kanaren Glockenblume

Der Lorbeerwald lichtet sich allmählich und wir sehen den kleinen Ort El Draguillo. Erste Drachenbäume stehen am gegenüberliegenden Barranco-Hang. Aber bis wir die teilweise bewohnten (oder auch nur als Wochenendhäuser genutzten) Häuser erreichen, müssen wir noch weiter hinabsteigen. Wir kommen an den ersten kleinen Feldern mit Kartoffeln und Zuchiniranken vorbei. Ein großer Drago, Drachenbaum, steht am Ortseingang. Hier machen wir erst einmal Rast. Wir sind nicht die einzigen Wanderer unter dem Drachenbaum. 

El Dragillo ist in Sicht

Ein erster Drachenbaum (Drago)

Lila Mohn (Schlafmohn) am Weg.
Die Pflanze für Mohn zum Backen, aber auch für Opium.
Hier am Weg stand nur eine Pflanze. 
Mehr davon blühten in einem Garten in El Draguillo.

Kartoffeln und Zucchini am Ortsrand

Klatschmohn, wie wir ihn an Ackerwegen kennen. 
An vielen Stellen waren die Blüten zu sehen.
Ein Überbleibsel des Kornanbaus in früheren Jahren?

Neue Tür und altes Haus

Der alte Drachenbaum am Ortseingang

Ein Rotkehlchen beobachtete uns bei der Rast

Brücke über den Barranco de las Casas.
Der Beginn des Küstenweges

Neben dem Drachenbaum führt eine Brücke über den Barranco. Hier beginnt der ansteigende Weg entlang der Küste. Von oben blicken wir zurück auf El Draguillo und die Küste. Wir sehen Benijo und weiter weg Taganana. Der Leuchtturm von Hidalgo ist gerade noch zu erkennen. 

An der Spitze des Bergrückens 
ist schwach der Leuchtturm von Hidalgo zu sehen

Blick zurück - vom Bergsattel sind wir heruntergekommen

Vor uns liegt im Meer der Roque de Tierra (auch: de Dentro – der Innere) und dahinter der Roque de Fuera (der Äußere). Unser Weg quert jetzt zwei steil zum Meer abfallende Geröllfelder. In der Komoot-App ist diese Stelle als gefährlich markiert. Der Hang ist hier aber gut passierbar. Generell gilt für den gesamten Küstenabschnitt, dass der Weg an recht steil zum Meer abfallenden Berghängen, rund 200 Meter über dem Meer, entlangführt. Viele zum Meer führende Barrancos sind zu umgehen. Immer wieder auch mit etwas ausgesetzten Stellen. Und es ist ein ständiges Auf und Ab mit zum Teil steil hinunterführenden Serpentinen. Belohnt wird das alles mit sehr schönen Blicken hinunter zur Küste und auf die blühenden Bergwiesen am Weg und den Berg hinauf. Allerdings sollte man bei feuchtem Wetter und nassem Boden die Wanderung lieber nicht machen. 

Die Küste unter uns

Im Meer die Roques de Dentro und Fuera

Unser Weg 

Weit unterhalb des Wanderweges sind an der Küste immer wieder alte Felder und aufgegebene Gehöfte zu sehen, zum Teil auf flachen Landzungen über den Küstenklippen, meist aber in Terrassen den Berghang hinauf. An einem dieser aufgegebenen Gehöfte kommen wir vorbei. Es ist der kleine Weiler Las Palmas. Von oben sind die Strukturen der Terrassenfelder gut zu erkennen. Kommt man der aufgegebenen Finca dann näher, erwarten einen große Flächen mit Feigenkakteen. Sie sehen so aus, als ob sie von den früheren Bewohnern angepflanzt wurden. Vielleicht um darauf Cochenillen, Schildläuse, zu züchten, mit denen der Farbstoff Karmin gewonnen wurde. Im 19. Jahrhundert war das ein wichtiger Erwerbszeig. 

Kakteen aus früherem Anbau?

Ein alter Feigenkaktus-Baum

Gebäude und Terrassenfeld der alten Finca

Auch hier: Drachenbäume

Das Hauptgebäude  mit dem kleinen Glockenturm der Hacienda-Kapelle

Der Durchgang in den Innenhof

Die Hacienda, dessen Grundbesitzer (wie die meisten von ihnen) in La Laguna wohnte, wurde in den 1960er Jahren aufgegeben. 1610 erwarb ein Gonzalo Fernández de Ocampo das Landgut. Gut ist noch der C-förmige Grundriss des Hauptgebäudes der Hacienda zu erkennen. Nicht weit entfernt sind noch einige Bauernhäuser erhalten, in denen die Landarbeiter wohnten. 

Muschelreste hinter der Finca.
Bei einer Wanderung am Golfplatz von Buenavista waren Muschelreste 
aus der Guanchenzeit als archäologisches Denkmal zu sehen.
Der Platz hier sieht genau so aus wie der in Buenavista.

Gerstenfeld im Wind.
Überbleibsel der früheren Felder-Bewirtschaftung.

Auf der Hacienda wurde neben Getreide und Kartoffeln, ganz früher wohl auch Zuckerrohr, auch Wein angebaut, wie auch an den benachbarten Berghängen. Nicht weit hinter der Finka stehen noch die Reste einer alten Weinpresse. Ein gewaltiger Holzbalken und die in den Felsen gehauenen Becken sind noch erhalten. 

Die Struktur der alten Terrassenfelder ist gut zu erkennen

Die Reste einer alten Weinpresse

Noch ein wenig später kommen wir an einer Quelle unter einer hohen Felswand vorbei. Die Quelle soll einmal über eine kilometerlange Leitung den Leuchtturm und seine Bewohner versorgt haben. Zu sehen ist ein moderner Zapfhahn, aus dem allerdings kein Wasser kam. Gut, dass wir genug Wasser mitgenommen hatten. 

Noch einmal die beiden Roques im Meer
und ihr Gegenstück an Land, der Roque de Adermo.

Dann endlich ist der Faro de Anaga zu sehen. Zunächst nur die Kuppe des Leuchtturms. Von rechts stößt der vom Montaña Tafada kommende Pfad auf unseren Weg. Im letzten Jahr bin ich ihn, vom Leuchtturm kommend, hinauf gegangen und dann hinunter nach Chamorga. Damals bin ich, von Chamorga kommend, den Barranco de Roque Bermejo bis zum Leuchtturm hinuntergegangen. 

Wanderung durch blühende Berge

Der Wanderweg über den Tafada stößt auf unseren Weg

Der Leuchtturm ist gleich erreicht, seine Kuppe ist schon zu sehen.

Der Faro de Anaga

Unter uns der Serpentinenweg
und die Küste Roque Bermejo mit den Fischerhäusern

Am Faro eine kurze Rast. Dann geht es recht steil in Serpentinen hinunter ins Tal des Barrancos. Von hier kann man hinunter an das Meer und den Kleinen Ort an der Bucht des Roque Bermejo gehen. Die Höhenmeter hinab muss man allerdings auch wieder hinauf gehen. Vor vielen Jahren waren wir (damals auch mit Ulrike) bis dorthin hinunter gegangen. Heute wollen wir uns den zusätzlichen Weg ersparen.
 

Ein Dyke (durch einen Felsspalt wurde während der Vulkanaktivität
flüssige Lava nach oben gedrückt) am Berg unterhalb des Leuchtturms.

Wir gehen also gleich im Barranco de Roque Bermejo bergauf. Wir passieren einige Gärten und wohl an Wochenenden genutzte Häuser und Hütten. Der Weg verläuft im und teilweise am Rand des tief eingeschnittenen Barrancos. Bis wir Chamorga erreichen und die Bar, die auch geöffnet hat. Es ist die einzige Erfrischungsmöglichkeit in dem kleinen Weiler. Es war in der Wärme, den vielen Höhenmetern und dem Pfad durch die Steilhänge oberhalb der Küste eine recht anstrengende Tour.


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