Unsere
Kreuzfahrt Westeuropa
Mai 2019

Anfang Mai, genau gesagt vom 5.  bis zum 16. Mai, sind wir mit dem Kreuzfahrtschiff   "Mein Schiff 4" die Küste von sechs Ländern Westeuropas entlang gefahren. Ungefähr 2.500 Seemeilen oder 4.620 Kilometer waren das.  Viele Meilen, um in den Häfen von 7 Städten anzulegen, die Einschiff- und Ausschiffhäfen La Palma und Hamburg nicht mitgerechnet. Dazwischen waren 2 Seetage mit nur Wasser um uns herum.

Die Hafenstädte waren:
La Palma als Einschiffhafen,
(1) Cadiz in Spanien,
(2) Lissabon und 
(3) Porto in Portugal,
(4) La Coruña in Spanien,
(5) Le Havre in Frankreich,
(6) Brügge in Belgien,
(7) Amsterdam in den Niederlanden,
Hamburg als Ausschiffhafen.

Ganz schön viel in kurzer Zeit.

1. Etappe La Palma bis Cadiz

- Anreisetag. 5. Mai
- Seetag im Mittelmeer: 6. Mai
- Landgang Cadiz: 7. Mai

        - Excurse:     Spantische Geschichte 1, 2, 3
                                Die Wikinger
                                Kreuzformen

Anreisetag
Sonntag 5. Mai

Der Flug von Berlin nach La Palma auf Mallorca, Hauptstadt der Balearen, war problemfrei. Was hätten wir eigentlich gemacht, wenn der Flug ausgefallen wäre? Bei unserem Flug von Teneriffa nach Berlin im März war das so. Wir „durften“ eine Nacht in einem (Massen-) Hotel im Süden der Insel verbringen, ehe wir am nächsten Tag fliegen konnten. Wären wir zum ersten Zielhafen hinterher geflogen worden? Aber es hat ja geklappt.

Mallorca ist die größte Insel Spaniens und siebtgrößte Mittelmeerinsel (die größeren sind Sizilien, Sardinien, Zypern, Korsika, Kreta und die griechische Insel Euböa – dem Festland bei Athen vorgelagert).
Mallorca bildet zusammen mit den anderen Balearischen Inseln (Menorca, Cabrera, Ibiza, Formentera) eine der 17 Autonomen Gemeinschaften (Region) Spaniens.

La Palma ist Inselhauptstadt und Sitz der Regierung der Autonomen Gemeinschaft der Balearen.
900.000 Einwohner.


La Palma mit Kathedrale

La Palma liegt an einer großen Bucht. Das war mir von einem früheren Aufenthalt auf Mallorca gar nicht mehr so bewusst. Damals waren wir nur in der Altstadt. Die liegt am Ende dieser großen Bucht. Davor reiht sich ein Schiffssteg an den anderen. Eine unendliche Menge an Booten, Mehrmaster-Segler, Katamarane, Motorjachten, große und größere und natürlich auch normale (kleinere) Segelboote und Motorschiffe. Einige Millionen Vermögen liegen da auf dem Wasser still vor sich hin.

Mit dem Zubringer-Bus sind wir die ganze Bucht entlang gefahren. Am Ende der Bucht liegen die Kreuzfahrtschiffe. Ein ganz schön langer Weg vom Hafen in die Altstadt. Es wurde zwar ein Bus-Shuttle vom Schiff zur Kathedrale von La Palma angeboten, aber die Zeit dafür war uns zu knapp. So haben wir die Kathedrale von La Palma und das Castell de Belluver mit der Silhouette der Altstadt nur vom Schiff aus gesehen.

Die Stadt La Palma ist eine römische Gründung, die gleich nach der Eroberung der Insel im Jahr 123 v.Chr. erfolgte (römischer Name: Palmaria Palmensis - Siegesplame). Davor gehörten Mallorca und die spanische Mittelmeerküste ab dem 1. Jahrtausend v.Chr. zum Machtbereich Karthagos (auch als Punien oder Phönizien bezeichnet). Besiedelt war die Mittelmeerinsel schon 5.000 Jahre davor.

Vom 10. bis 13. Jh. kam Mallorca in den maurischen Machtbereich (Emirat von Córdoba - Terrassen-Trockenmauern, Bewässerungsgräben und Brunnen für die Landwirtschaft gehen auf diese Zeit zurück).
In der Reconquista (722 – 1492) wurde Mallorca von Jakob I., König von Aragon und Graf von Barcelona, erobert (1229), der ein Königreich Mallorca als Teil der Krone von Aragón gründete.

Der Bau der Kathedrale der Heiligen Maria war eine Demonstration des Sieges über die Mauren. Ein Jahr nach der Eroberung legte Jakob I.. auf dem Platz einer islamischen Mosche den Grundstein für die Kathedrale (1230). Aber erst 1587 wurde der Bau des Kirchenschiffs abgeschlossen. Die Arbeiten an der Hauptfassade wurden noch später, Anfang des 20. Jh., beendet. An diesen Abschlussarbeiten war der berühmte Architekt des katalanischen Jugendstils Antoni Gaudi 1904 bis 1914 beteiligt (in Barcelona erinnern viele Gebäude an ihn, das berühmteste ist die Basilika „Sagrada Familia“).

Die Burg Belluver (schöner Blick) wurde 1300 bis 1311 als Verteidigungsanlage und als Wohnsitz der Könige von Mallorca gebaut. Ein Teil der Steine wurde in Höhlen unterhalb der Burg gebrochen. Sehr praktisch, der Transport war kurz.
           
Mit der Wiedereinführung der Demokratie in Spanien wurden die Balearen 1983 eine Autonome Provinz.

           
Exkurs Spanische Geschichte 1:
Karthageser – Römer – Sueben – Westgoten – Mauren

Karthago war eine Handelsstadt an der Küste Nordafrikas, die im 9. oder 8. Jh. v.Chr. von phönizischen Siedlern in der Nähe der heutigen Stadt Tunis gegründet worden war. Der ursprüngliche Name der Stadt war „Qart Hadasht“ (neue Stadt), der Name Karthago ist eine römische Bezeichnung.

Phönizier besiedelten ab dem 1. Jahrtausend v.Chr. die Levante (das sind die Länder am östlichen Mittelmeer). Ihre Handelsrouten führten entlang der gesamten afrikanischen Mittelmeerküste.
573 v.Chr. wurde Phönizien von den Persern (erstes Persisches Großreich: Türkei, Irak, Iran, Afghanistan, Turkmenistan) erobert.

Die Stadt Karthago wurde nach der Eroberung des phönizischen Reichs selbständig und entwickelte sich zu einer bedeutenden See- und Handelsmacht im Mittelmeer (ab 539 v.Chr.). Sie  gründete Kolonien an der nordafrikanischen und spanischen Mittelmeerküste und auf den großen Inseln im Mittelmeer.

Ab dem 8. Jh. v.Chr. entstand das Römische Reich. Ab dem 3. Jh. expandierte es über die italienischen Territorien hinaus.   Seine größte Ausdehnung erreichte Rom in der Zeit 117 n.Chr. (Kaiser Trajan). Rom beherrschte in der Zeit die gesamte afrikanische Mittelmeerküste, Spanien, Frankreich, England, den Alpenraum (einschließlich den Süden Germaniens), Griechenland, Türkei.

Südspanien war für Karthago eine wichtige Militärbasis. Bekannt ist der Marsch des Punischen Heerführers Hannibal über die Alpen während des 2. Punischen Krieges (50.000 Krieger und u.a. 37 Elefanten), um das Römische Reich an der Landseite anzugreifen.

In der Auseinandersetzung zwischen dem Karthago-Reich und dem Römischen Reich (Punische Kriege, 264 bis 146 v.Chr.) ging das Karthago-Reich unter. Rom eroberte zunächst die Mittelmeerinseln (Mallorca) und dann ganz Spanien.

Die römische Herrschaft führte in vielen Teilen des Römischen Reiches zu einer Romanisierung (Vermischung der Römer mit der Urbevölkerung, Einführung des Lateinischen als Verwaltungssprache).
Die auf den Balearen und im spanischen Katalonien gesprochene katalanische Sprache ist aus dem Vulgärlatein (vulgaris – gemein, das gesprochene Latein im Unterschied zum literarischen Latein) hervorgegangen.

Ein wichtiges Datum ist das Jahr 313 n.Chr., es war das Jahr der konstantinischen Wende. Nach der Christenverfolgung wurde das Christentum im Römischen Reich toleriert. Keine einhundert Jahre später, im Jahr 380, wurde das Christentum zur Staatsreligion und kam so auch in die eroberten Länder.

Es folgte die Aufspaltung des Römischen Reiches in das Weströmische Reich (mit unterschiedlichen Hauptstädten – Rom, Mailand, Ravenna) und das Oströmische Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) Ende des 4. Jh..
Danach zerfiel das Weströmische Reich und wurde im 5. Jahrhundert von Vandalen, Westfranken und Goten übernommen.

Die Volksstämme in den von Rom eroberten Ländern stellten zuerst meist Hilfstruppen und Söldner für das Römische Heer. Mit der Zeit verselbständigten sie sich und wandten sich gegen die römische Herrschaft. Einer dieser Stämme, die Sueben, sagte sich vom Römischen Reich los und überquerte im 5. Jh. die Pyrenäen und verdrängte die sich untereinander bekämpfenden Römer auf der spanischen Halbinsel.  In Galizien gründeten sie ein  Sueben-Königreich.

In Frankreich entstand auf die gleiche Weise das Westgotenreich (418 – 725). Zunächst umfasste es Teile des römischen Galliens (etwa Frankreich) und Teile der iberischen Halbinsel. Hauptstadt war das heutige Toulouse (Tolosanisches Westgotenreich).
Gallien und rechtsrheinische Gebiete ging an das Frankenreich (ab dem 5. Jh. von westgermanischen Stämmen gebildet) verloren und das Westgotenreich bestand i.w. nur noch auf der iberischen Halbinsel. Neue  Hauptstadt wurde das heutige Toledo (Toledanische Westgotenreich).
Die Westgoten eroberten 585 das Sueben-Reich und gliederten es in ihr Reich  ein.

711 überfielen Mauren und Araber das christliche Westgotenreich und brachten den größten Teil der spanischen Halbinsel unter islamische Herrschaft. Es entstand das maurische Al Andalus, zunächst als Teil des moslemischen Umayyaden-Reiches (das die nordafrikanische Mittelmeerküste, die arabische Halbinsel und Persien beherrschte), später als unabhängiges Kalifat von Cordoba. Nur den Norden, das heutige Baskenland und Galicien, beherrschten sie nicht vollständig.

Vom Norden Spaniens aus formierte sich der Widerstand gegen die Maurische Herrschaft. Die Reconquista (Rückeroberung) begann. 1492 wurde das letzte maurische Herrschaftsgebiet in Europa, das Emirat von Granada, von den christlichen Königen besiegt.

Seetag im Mittelmeer
Montag 6. Mai
           
Schifffahrt von Mallorca durch das westliche Mittelmeer, das Alborán-Meer. Anrainer sind Spanien (im Norden) und Marokko und Algerien (im Süden). Weiter durch die Straße von Gibraltar, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet.

Die Straße von Gibraltar ist etwa 60 km lang und 14 bis 44 km breit. Das heißt, an der engsten Stelle sind Europa und Afrika nur 14 km auseinander. Die Straße ist die meistbefahrene Wasserstraße der Welt. Unser Kreuzfahrtschiff war eines von durchschnittlich 300 Handelsschiffen, die die Meerenge zwischen Afrika und Europa jeden Tag durchfahren.
Da unser Kreuzfahrtschiff aus dem Mittelmeer in den Atlantik fuhr, musste es gegen die Oberflächenströmung fahren, weil das Mittelmeer ein niedrigeres Niveau hat als der Atlantik (etwa 1,4 Meter). In der Tiefe (300 bis 600 Meter unter Meeresspiegel) gibt es aber eine gegenläufige Strömung, die salzhaltigeres Wasser aus dem Mittelmeer in den Atlantik drückt. Im Mittelmeer ist der Salzgehalt durch Verdunstung höher. Je weiter man in das östliche Mittelmeer kommt, umso salzhaltiger ist dort das Wasser.
Da der Wind meist von Westen kommt, ist das Segeln aus dem Mittelmeer in den Atlantik gegen Wind und Strömung gar nicht so einfach. In der Antike schafften das Segler nur mit Hilfe von Treibankern, die die Gegenströmung als Antrieb nutzten. Sie kannten also schon damals die unterschiedlichen Strömungen.

Nach Mitternacht passierten wir Gibraltar. Aber es war nur ein Lichtstreifen auf der europäischen und auf der afrikanischen Seite zu sehen. So klar wie der U-Boot-Kapitän in dem Film „Das Boot“ (mit den Schauspielern  Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer,  Martin Semmelrogge, Uwe Ochsenknecht – eine Star-Besetzung) die beleuchtete Uferstraße von Gibraltar gesehen hat, waren die Lichter nicht auszumachen (vielleicht fehlte mir auch nur ein Fernglas).

Die Stadt Gibraltar liegt auf einer Halbinsel an der Meerenge zwischen dem  Atlantik und dem Mittelmeer. Südlicher und damit näher an Afrika liegt die spanische Stadt Tarifa.  Gegenüber an der nordafrikanischen Küste liegt Ceuta, eine spanische Exklave und damit Teil der Europäischen Union (nach der Unabhängigkeit der spanischen Kolonie Marokko blieben Ceuta und Mellia spanische Gebiete, von Marokko beansprucht).

Gibraltar ist seit 1830 britische Kronkolonie (jetzt als Britisches Überseegebiet bezeichnet) mit Selbstverwaltung außer in den Bereichen Verteidigung, Außenpolitik und Innere Sicherheit. Im Gegensatz zu allen anderen Britischen Überseegebieten ist Gibraltar Teil der EU (noch), gehört aber nicht zum Binnenmarkt und an der Grenze erfolgen Identitätskontrollen.

Die Halbinsel ist nur 6,5 km² groß, die Grenze zu Spanien nur etwas über 1 km lang. Rd. 35.000 Einwohner leben dort (1/4 spanisch-stämmig, ¼ britisch-stämmig).  Markant ist ein großer  Kalksteinfelsen (462 m hoch, bekannt durch die dort lebenden Berberaffen).

Der Name Gibraltar stammt aus dem Arabischen. Er bedeutet „Berg des Tarik“. Tarik war ein maurischer Feldherr. Er eroberte Gibraltar 711 als erstes spanisches Gebiet.
1160 entstand auf der Halbinsel eine maurische Festung.
1462 wurde Gibraltar in der Reconquista von Kastilien zurückerobert (das benachbarte Tarifa schon 1292). Das muslimische Emirat von Granada bestand noch bis 1492.

1704 wurde Gibraltar im Spanischen Erbfolgekrieg von Georg von Hessen-Darmstadt, General des österreichischen Heeres, mit einer englisch-niederländischen Flotte besetzt.
Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg musste Spanien im Frieden von Utrecht 1713 die Halbinsel Gibraltar an Großbritannien abtreten. Seitdem ist Gibraltar britisches Überseegebiet, von Spanien beansprucht.


           Exkurs Spanische Geschichte 2:
          Die Katholischen Könige - König Karl V - Spanischer                    Erbfolgekrieg

Ab 711 wurde die spanische Halbinsel  von Mauren erobert. Im Norden formierte sich schon bald (Mitte des 8. Jh.) der  Widerstand gegen die maurische Besetzung. In Asturien entstand ein unabhängiges Territorium, aus dem das Königreich Asturien hervorging. Aber die maurische Herrschaft dauerte noch bis zum Ende des 15. Jahrhunderts.

1492 besiegten die Katholischen Könige (Isabella, Königin von Kastilien und Leon, hatte den König Ferdinand von Aragon und von Kastilien geheiratet) das letzte noch maurische Gebiet in Spanien, das Emirat von Granada. Die beiden spanischen Königreiche waren durch die Hochzeit als Personalunion vereinigt und bildeten das Spanische Königreich.
(s. dazu ausführlicher: Internet-Blog „Sattel und Schuh“, Spanien – durch die nördlichen Regionen)

Durch Heirat kam das Spanische Königreich zum österreichischen Haus Habsburg. Erster Habsburger auf dem spanischen Thron war Carlos I. (ab 1516), der auch das Erzherzogtum Österreich erbte und als Karl V. römisch-deutscher König und Kaiser wurde (1520 in Aachen gekrönt). Zu seinem Reich gehörten Spanien, Österreich, die Niederlande und Italien sowie die spanischen Kolonien.

Karl V. war es, der Martin Luther 1521 zum Reichstag in Worms vorgeladen hatte, nachdem Luther durch päpstliche Bulle exkommuniziert worden war.
In seiner Zeit standen auch die Truppen des Osmanischen Reichs das erste Mal vor Wien (1529, Ungarn war in der Zeit ein osmanischer Vasallenstaat).

Nach 35 Kaiser-Jahren trat Karl V.  zurück und teilte sein Reich zwischen seinem Bruder Ferdinand I. und seinem Sohn Philipp II. auf (1555/1556).
Ferdinand I. erhielt den Kaisertitel und die österreichischen Erblande. Es entstand die Österreichische Linie der Habsburger.
Philipp II. bekam die Länder der spanischen Krone. Es entstand die  Spanische Linie der Habsburger.
Zu Spanien gehörten die Niederlande, Neapel, Sardinien, Sizilien, Mailand und das spanische Kolonialreich. Ab 1580 kamen Portugal und dessen Kolonialreich durch Erbschaft dazu. Spanien war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Es war das Siglo de Oro, das Goldene Zeitalter, das bis in das 17. Jahrhundert dauerte. Möglich wurde das durch das Gold und Silber, das aus den amerikanischen Kolonien nach Spanien gebracht wurde.

1700 starb der letzte spanische Habsburger-König Karl II.. Da er keine Nachkommen hatte, bestimmte er den Neffen des französischen Königs, Philipp von Bourbon, zu seinem Nachfolger. Das gefiel den Habsburgern nicht, die den Thron für sich beanspruchten. Neben Österreich wollten aber auch Großbritannien und die Niederlande ein französisches Übergewicht durch die Übernahme des spanischen Throns verhindern. Wie damals üblich wurde der Streit militärisch ausgefochten. Es begann der von 1701 bis 1714 dauernde Spanische Erbfolgekrieg.

Beendet wurde der Krieg 1713 (Friedensvertrag von Utrecht) und 1714 (Friedensvertrag von Rastatt). Der Bourbone Philipp V. blieb spanischer König, musste sich aber verpflichten, dass Spanien und Frankreich niemals in Personalunion regiert würden.
Spanien behielt seine Übersee-Kolonien, musste aber die Spanischen Niederlande (südliche Niederlande) und die italienischen Gebiete an Österreich abtreten. Großbritannien erhielt Gibraltar (und Menorca).

Indirekt profitierte auch Preußen von dem Spanischen Erbfolgekrieg.
Der brandenburgische Kurfürst Friedrich III strebte eine Rangerhöhung zum König an. Zur Anerkennung einer solchen Rangerhöhung durch die europäischen Mächte benötigte er die Zustimmung des deutschen Kaisers (des Heiligen Römischen Reiches), Leopold I. aus dem österreichischen Haus Habsburg. Nach längeren Verhandlungen gab Leopold I. angesichts der drohenden Auseinandersetzungen um die spanische Erbfolge seine Zustimmung. Dafür stellte Brandenburg/Preußen u.a. 8.000 Mann brandenburgische Hilfstruppen zur Verteidigung Habsburger Ansprüche auf die spanische Krone.
Friedrich III konnte sich 1701 in Königsberg zum König in Preußen krönen (König in Preußen und nicht König von Preußen).
(s. dazu ausführlicher: Internet-Blog „Sattel und Schuh“, Radreise von Berlin nach Danzig)


Landgang Cádíz
Dienstag 7. Mai

Unser erster Hafen war Cádiz. Das Schiff hatte am frühen Morgen angelegt. Als wir zum Frühstück gingen, konnten wir schon auf den Hafen und die Stadt sehen. Das Anlegen haben wir in keinem Hafen erlebt, es war immer vor unserem Aufstehen.

Cádiz liegt auf einer Landzunge an der Bucht von Cádiz. Die Stadt gehört zur spanischen Autonomen Region Andalusien und hat rd. 118. 000 Einwohner.

           Cádiz Geschichte:

Der Legende nach wurde die Stadt durch Herakles (griechisch, römisch: Herkules) gegründet. Darauf beruft sich noch heute das Stadtwappen mit der Inschrift „Hercules Fundator Gadium Dominatorque“ (Herkules, Gründer und Herrscher von Cádiz). Aber das ist nur eine Legende. Richtig ist, und das ist wohl der Hintergrund der Legende, dass in Cádiz ein Heiligtum des Herakles war. Hannibal soll vor seinem Heerzug über die Alpen in dem Heiligtum Beistand für sein Vorhaben gesucht haben.

Gegründet wurde Cádiz (phönizisch Gadir, Festung) von Phöniziern vor etwa 3.000 Jahren. Es ist eine der ältesten Städte Europas. Seit etwa 500 v.Chr. war es ein bedeutendes Handelszentrum des Karthagischen Reiches. Zwei Sarkophage erinnern an diese Zeit (s. Stadtbesichtigung).

Nach dem Sieg des römischen Reiches über die Phönizier kam auch Cádiz unter römische Herrschaft. Es wurde auch hier wieder eine der reichsten und größten Städte im Westen des Römischen Reiches. Der römische Stadtname war Gades, später Augusta Urbs lulia Gaditana (Stadt der Lulia – Tochter des Kaisers Augustus). Noch heute nennen sich die Cádizer „Gaditanos“.
Julius Cäsar selber soll Gadir das Stadtrecht verliehen haben, weil sich die Stadt (wohl eher die römische Garnison) im Machtkampf mit seinem Rivalen Pompeius auf seine Seite gestellt hatte. Das Römische Reich eroberte zwar Europa, aber intern bekriegten sich die Heerführer und Familien ziemlich heftig.  Mit dem Stadtrecht war das „Municipium“ verbunden, die Bürger der Stadt hatten alle Rechte eines römischen Bürgers. Das Römische Theater (s. u. Stadtbesichtigung), heute zur Hälfte ausgegraben, bezeugt die römische Zeit. Mit dem Ende des Römischen Reiches verlor Cádiz seine Bedeutung.

Ab 711 kam Cádiz  bis 1262 unter maurische Herrschaft.

            Wikinger plünderten und verwüsteten die Stadt 844.     

                     Exkurs Die Wikinger

Es wird von zwei Raubzügen dänischer Wikinger im 9. Jh. berichtet. Der erste Raubzug (844) galt der französischen und spanischen Küste am Golf von Biscaya (u.a. La Coruña) und danach den maurischen Küsten der spanischen Halbinsel (Lissabon, Cádiz, Sevilla).
Noch einmal erschienen die Wikinger-Schiffe 859 bis 862 an den Küsten Asturiens und Andalusiens und den Balearen-Inseln im Mittelmeer.

Ende des 9. Jh. unternahmen die Wikinger, auch als „Nordmänner“ bezeichnet, Raubzüge auf die reichen Kirchen und Klöster in der heutigen Normandie. So wurde Rouen (ein Ausflugsziel des Kreuzfahrtschiffes von Le Havre aus) im Jahr 841 niedergebrannt. Das Land entlang der Seine wurde bis in die Gegend von Paris verwüstet.

Beendet wurden diese Angriffe 911 durch einen Vertrag zwischen dem Wikinger-Führer Rollo und dem westfränkischen König. Die Nordmänner erhielten das Gebiet der heutigen Normandie als Lehen und die Überfälle waren vorbei.
Nachfahren Rollo´s wurden die Herzöge der Normandie. 1066 eroberte der normannische Herzog Wilhelm England und die englische Königskrone. 
(s. dazu ausführlicher: Internet-Blog „Sattel und Schuh“ , London und Südengland)

In der Reconquista wurde Cádiz von Kastilien zurückerobert. Christen aus dem Norden Spaniens wurden in der Stadt angesiedelt.

Nach der Entdeckung Amerikas wurde Cádiz bedeutender Hafen für den Handel mit den spanischen Kolonien. Von Cádiz aus startete Columbus 1493 seine 2. Amerikareise.
Cádiz hatte den besseren Hafen, wodurch der Handel mit den spanischen Kolonien immer mehr von Sevilla nach Cádiz verlagert wurde.         

1503 wurde die „Casa de Contratación de Indias” für die Steuerung und Besteuerung des Handels mit den spanischen Kolonien (in Amerika, Afrika und Asien) in Sevilla gegründet. 1717 wurde die Behörde nach Cádiz verlagert.
1543 wurde von den „Indien-Händlern“ (sogenannt, sie betrieben Handel mit allen spanischen Überseegebieten)  das „Consulado de Cargadores a Indias“ (vergleichbar einer Handelskammer) gegründet, um zivilrechtliche Streitigkeiten der Händler schneller als durch die „Casa de Contratación“ zu entscheiden.  Finanziert wurde die „Genossenschaft“ aus einer Seeversicherung. 1717 erfolgte ebenfalls die Verlagerung nach Cádiz.

Mit dem Ende des spanischen Kolonialreiches (Mitte des 19. Jh.) endete auch die Bedeutung des Hafens Cádiz.          

Noch einmal erlangte Cádiz Bedeutung durch die spanische Verfassung von Cádiz von 1812, die in Cádiz verabschiedet wurde.

           Exkurs Spanische Geschichte 3:
          Französische Revolution und Napoleon

Die Französische Revolution von 1789 bis 1799 veränderte Europa. Der französische Bourbonen-König wurde 1792 abgesetzt. 1793 wurde er von den Revolutionären hingerichtet.
Die Absetzung seines Verwandten veranlasste den spanischen König (aus dem französischen Königshaus Bourbon) noch zu keiner Reaktion. Nach dessen Hinrichtung erklärte er jedoch dem revolutionären Frankreich den Krieg. Französische Truppen besetzten daraufhin den Norden Spaniens.

Napoleon hatte  1799 als Erster Konsul der Französischen Republik die Macht in Frankreich an sich gerissen. 1804 krönte er sich in der Kathedrale Notre Dame in Paris (selbst) zum Kaiser (Der Papst war zwar bei der Krönung anwesend. Die Kaiserkrönung, bisher ein Vorrecht des Papstes, durfte er aber nicht vornehmen. Die Krone setzte sich Napoleon selbst auf).
Als Napoleon 1807 Portugal angriff, um die Kontinentalsperre gegen England durchzusetzen, ließ Spanien  französische Truppen durch Spanien marschieren und ein Teil der Soldaten blieb in Spanien.
1808 zwang Napoleon den spanischen König zum Thronverzicht und ernannte seinen Bruder Joseph Bonaparte zum König von Spanien.

Die Spanier wehrten sich mit Aufständen und Kleinkriegen gegen die französische Besatzung. In den nicht durch französische Truppen besetzten Gebieten bildete sich eine Art Gegenregierung, die 1810 eine Verfassunggebende Versammlung, die „Cortes Generales“, einberief und die in Cádiz zusammentrat. 1812 verkündete die Cortes die Verfassung von Cádiz.

Nach der Niederlage Napoleons in Russland konnte Napoleon die Besetzung Spaniens nicht mehr aufrecht erhalten. 1813 setzte er den in Frankreich festgesetzten Ferdinand VII. wieder als spanischen König ein.
Nach seiner Rückkehr nach Spanien 1814 erklärte dieser die Verfassung von Cádiz und alle von der Cortes erlassenen Gesetze für nichtig und löste die Cortes auf.
Der sich gegen die Wiederherstellung der absolutistischen Monarchie regende Widerstand wurde mit Hilfe der anderen europäischen Monarchien unterdrückt. Der Wiener Kongress hatte nach der Niederlage Napoleons nicht nur die territoriale Neuordnung Europas bestimmt, sondern auch das monarchistische System garantiert.

Wirtschaft in Cádiz:
Airbus-Fabriken in Puerto Real und in Puerto Santa Maria in der Bucht von Cádiz.
Hohe Arbeitslosigkeit in der Provinz Cádiz, 30 % (bezogen auf die Provinz, in der Stadt  bei unserem Rundgang davon nichts zu bemerken).


Cádiz Stadtrundgang:


Der Hafen ist gleich neben der Altstadt von Cádiz, er ist ein Teil der Altstadt, und so konnten wir unseren Rundgang fast am Schiff beginnen.

"Mein Schiff 4" im Hafen von Cádiz
Heute ist der Hafen wichtig für die Verbindung zu den Kanarischen Inseln und nach Marokko – und für die Kreuzfahrtschiffe, rund 200 im Jahr.

Als wir unsere Wohnung auf Teneriffa eingerichtet haben, wollten wir zunächst das  Auto meiner Frau (den kleinen VW-Polo) selber nach Teneriffa bringen. Der Fährhafen wäre Cádiz gewesen. Aber wir haben den Wagen dann doch mit dem Container ab Hamburg verschiffen lassen. Der Landweg bis Cádiz war uns etwas zu weit (3.000 km, dreiviertel unsrer Kreuzfahrt-Strecke).

Die Fährverbindung nach Marokko ist nicht ganz problemfrei. 100.000 Tonnen Haschisch sollen jedes Jahr auf den Fähren von Marokko beschlagnahmt werden.

Cádiz sollte auch für einen prominenten russischen Revolutionär Abschiebe-Hafen werden. Leo Trotzki war 1916 in Madrid verhaftet und nach Cádiz gebracht worden. Von dort sollte er mit einem Dampfer nach Havanna abgeschoben werden. Er erreichte allerdings, von Barcelona nach New York fahren zu können. Das war alles vor der russischen Revolution und dem Konflikt zwischen Trotzki und Stalin und der Ermordung Trotzkis in Mexiko im Auftrag Stalins.


Zunächst sind wir durch den Park der Plaza de las Tortugas (Schildkröten) zur Plaza España gegangen.

Das ist der Mittelpunkt der Altstadt. Um den Platz herum sind viele historische Gebäude aus dem 18. Jh. erhalten geblieben.

Casa de las Cinco Torres
Die Casa de las Cinco Torres (Haus der fünf Türme) ist eines der palastartigen Wohnhäuser, die von reichen Kolonie-Händlern in Cádiz und seinen Nachbarstädten an der Cádizer Bucht gebaut wurden (Sanlucár de Barrameda, El Puerto de Santa Maria). In das Gebäude konnten wir allerdings nicht kommen.
Ein ähnlicher Wohn-Palast, die Casa de las Quatro Torres, ist gleich neben der Plaza de España, das 1736 bis 1745 für einen syrischen Kaufmann Fragela gebaut wurde. Hier sind vier Häuser um einen Innenhof angeordnet.
Heute sind in Cádiz noch 126 Turmhäuser erhalten.

Im Palacio Diputación/Provinzialpalast wurde die Verfassung von 1812 verkündet. In einem Volks-Umzug wurde die Verfassung mehrmals in der Stadt verlesen. Der Provinzialpalast war im 18. Jh. als Zollhauptverwaltung gebaut worden (das Gebäude wird darum auch als Palacio Aduana – Zoll - bezeichnet), bevor er Sitz der Diputación wurde.


Monumento a la Constitucion de 1812

Ebenfalls am Plaza de España erinnert das großes Verfassungsdenkmal, das Monumento a la Constitucion de 1812,  an die Verfassungsgebung in Cádiz.  Gebaut wurde das Denkmal  1912 bis 1929.

Weiter zur Baluarte de la Candelaria. Von dort ein Spaziergang entlang der Strandpromenade und durch den Parque Genovés bis zum Castillo de Santa Catarina mit Blick auf das Castillo de San Sebastian.

Cádiz war nach der Entdeckung Amerikas eine bedeutende und reiche Hafenstadt. Das weckte Begehrlichkeiten. Piraten aus Algerien versuchten Beute zu machen. Die Engländer griffen die spanische Armada im Hafen an und versuchten die Stadt zu erobern. Deswegen brauchte die Stadt eine starke Befestigung, die noch heute gut erhalten ist. Drei Festungen schützten den Hafen und die Stadt zur Seeseite hin.

Gleich am Hafen ist die Baluarte de la Candelaria (Bollwerk, Bastion), errichtet 1672.
Das Castillo de Santa Catalina ist das älteste Verteidigungswerk. Ein Angriff englischer Schiffe im Englisch-Spanischen-Krieg Ende des 16. Jh. war der Anlass zum Bau der Anlage. Ein Jahrhundert später wurde in der Festung die Kapelle Santa Catalina de Alejandria gebaut. Sie gab der Anlage den Namen.
Auf einer kleinen Felseninsel vor der Altstadt wurde das Castillo de San Sebastian errichtet, zunächst nur über eine Hängebrücke erreichbar. 1860 wurde der heutige Verbindungsdamm gebaut. Der Name des Castillos wurde von der Kapelle San Sebastian übernommen, die zuvor 1457 hier auf den Grundmauern eines alten, maurischen Leuchtturms gebaut wurde. 1613 wurde an der Stelle ein Wachturm errichtet, 1706 die Burg gebaut.
Zwischen den beiden Castillos liegt der Strand von Cádiz, die Playa de La Caleta.
Für einen James Bond-Film diente die Burg als Kulisse für den Film „Stirb an einem anderen Tag“. Im Film ist der Ort aber auf Kuba.

Der Parque Genovés ist nach dem Gartenarchitekten benannt, der den Park ab 1892 neu gestaltete. Bestandteil ist auch eine von Gustav Eiffel entworfene Theater-Metallkonstruktion (inzwischen so stark heruntergekommen, dass wir, ohne sie zu beachten und zu erkennen, daran vorbeigegangen sind). Der Park ist heute ein botanischer Garten mit über 100 Baumarten.

Vom Strand durch die Straßen der Altstadt zum Plaza Falla mit dem Gran Teatro Falla.

Die schachbrettartig angelegten Straßen der Stadt zeigen eine systematische Stadtentwicklung. Dies dürfte mit der christlichen Besiedlung nach der Rückeroberung von den Mauren erfolgt sein. Der Stadtaufbau wird etwa zeitgleich mit der Anlegung der Stadt „Puerto Real“ auf dem Festland erfolgt sein, die 1483 auf Anordnung der katholischen Könige erfolgte.
Der Stadtplan kann aber auch nach dem 16. Jh. entstanden sein. Denn 1596 wurde die Stadt von den Engländern nahezu komplett zerstört, nachdem fast zehn Jahre zuvor Francis Drake die Stadt geplündert hatte. Daraufhin wurde die Stadt in den folgenden Jahrhunderten stark befestigt.
Die Straßen der Stadt, ihre Plätze und ihre historische Bebauung sind sehr gut erhalten und gepflegt. Das spricht für einen gewissen Wohlstand, im Gegensatz zu den Arbeitslosenzahlen (aber vielleicht sind die für die Stadt selber auch besser?).

Das Gran Teatro ist ein Bau aus dem Ende des 19. Jh. mit islamischen Architekturelementen. 1926 erhielt es den Namen des spanischen Komponisten Manuel de Falla, der in Cadiz geboren wurde und der in der Kathedrale begraben ist.

Plaza San Antonio mit der Parroquia (Kirche) de San Antonio und dem Gebäude einer in der Kolonialzeit bedeutenden spanischen Bank aus der ersten Hälfte des 18. Jh., der Banca Aramburu.

Weiter zur Oratorio (Kirche) de San Felipe Neri.

Fassade der "San Felipe Neri"
mit den Erinnerungs-Tafeln
In der Kirche San Felipe tagte ab 1811 die Cortes zur Ausarbeitung der spanischen Verfassung von 1812  (eine der fortschrittlichsten ihrer Zeit).
Die Verfassung wurde bereits ab 1810 in Cádiz beraten, allerdings zunächst auf dem zum Festland gehörenden Stadtteil San Fernando, da zu der Zeit eine Gelbfieberepidemie auf der Altstadt-Insel wütete.
An der Hauptfassade der Kirche sind zahlreiche  Marmortafeln zur Erinnerung an die Verfassungsgebung angebracht.
          Gebaut wurde die Kirche 1688 – 1719.

Nicht gesehen haben wir die Oratorio de la Santa Cueva (Kirche der Heiligen Höhle), weil wir dazu in Richtung Plaza España hätten zurückgehen müssen, was uns aus Zeitgründen nicht gut erschien. Ich will die Kirche aber dennoch nicht unerwähnt lassen
           
Sie ist ein bedeutendes Bauwerk des Klassizismus aus dem 18. Jh.. Eigentlich sind es zwei Kapellen. Eine „unterirdische“, ein schlichter Raum der Buße. Und eine darüber liegende Sakrament-Kapelle mit dekorativen Ausschmückungen, darunter drei Gemälde von Francisco de Goya (spanischer Maler).
Joseph Haydn (Österreichischer Komponist) hat für die Kirche seine Komposition „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ geschrieben.

Haydn hat die Österreichische Kaiserhymne komponiert, deren Melodie für das Deutschlandlied (Text von Hoffmann von Fallersleben) und für die Deutsche Nationalhymne (3. Strophe des Deutschlandliedes) verwandt wurde/wird.

Den Torre Tavira haben wir auf dem Weg zum Mercado Central „links liegen“ gelassen, weil keiner (nur einer) den Turm besteigen wollte.

Der "Torre" aus der
"Ameisen-Perspektive"
Mit 45 Metern ist der Torre Tavira der höchste Wachturm der Stadt. Im 18. Jh. gebaut, konnte von hier aus die Ankunft der Schiffe aus Amerika beobachtet werden. Benannt nach dem ersten Turmwächter, Antonio Tavira.
In der wirtschaftlich bedeutenden Zeit des Amerika-Handels (17. und 18. Jh.) entstanden zahlreiche Wachtürme. Jeder Kaufmann schmückte sein Stadthaus mit einem Wachturm.  Von den Türmen konnten sie den Hafen und die ankommenden Schiffe beobachten. 129 solcher Aussichtstürme gibt es noch in der Stadt.
Man kann die Stadt von der Aussichtsterrasse betrachten oder im Turm mit Hilfe einer Camera Obscura auf einem 360°-Panorama-Bild.

Eine Camera Obscura (dunkel) ist eine „große Lochkamera“, bei der Licht durch eine kleine Öffnung auf eine Projektionswand fällt. Es entsteht ein spiegelverkehrtes und auf dem Kopf stehendes Bild.
Das Prinzip erkannte bereits der griechische Gelehrte Aristoteles (384 – 322 v.Chr.).
Bernardo Bellotto (Canaletto) benutze eine Camera Obscura für die Entwürfe seiner Stadtansichten.
(s. Internet-Blog „Sattel und Schuh“, Von Prag nach Magdeburg Teil II)

Der Mercado  Central, auch Mercado de Abastos (Großmarkt), ist eine Markthalle von 1928 auf dem Plaza de la Libertad. Auf dem Platz befand sich bereits seit 1838 ein Markt. Ursprünglich war der Platz der Garten des inzwischen verschwundenen“ Convento de los Descalzos“ (Kloster des Barfüßer-Ordens).
In der Markthalle ist das reiche Fischangebot unübersehbar. Rund um die Halle herum sind Arkaden mit Verkaufs- und Imbissständen.
Da wir auf dem Kreuzfahrtschiff „All inclusiv“ hatten, haben wir schweren Herzens aber guten Gewissens auf einen Fisch-Imbiss verzichtet.

Und weiter ging es zur Catedral Nueva Cádiz (Kathedrale zum Heiligen Kreuz über dem Meer).

1720 bis 1830 gebaut weist sie verschiedene Baustile auf, Barock, Rokoko, Neoklassizismus. Sie hat eine neoklassizistische Sandstein-Fassade und eine mit gelben Kacheln verkleidete Kuppel. Der Grundriss entspricht einem lateinischen Kreuz (das ist die uns bekannte  Kreuzform).
In das Innere der dreischiffigen Kathedrale sind wir nicht vorgedrungen. Die Schlange an der Kasse war uns zu lang.
          
Catedral Nueva 

Exkurs: Kreuzformen

Lateinisches Kreuz: (unser Kreuz): Der Querbalken ist kürzer als der Längsbalken.
Griechisches Kreuz: Vier gleich lange Seiten. 
Jerusalem Kreuz: Quer- und Längsbalken gleich lang, mit vier kleinen Kreuzen zwischen den Balken (fünf Wunden Jesu). 
Zeichen des Ordens der Ritter vom Heiligen Grab.
Petruskreuz: Umgekehrtes Kreuz, 
Petrus soll kopfüber gekreuzigt worden sein.
Malteserkreuz: Kreuz mit acht Spitzen (für die acht Seligkeiten).
Andreaskreuz: Wie ein x
Apostel Andreas soll so gekreuzigt worden sein.
Byzantinisches Kreuz: Zwei Querbalken und darunter ein schrägstehender
Querbalken.
Papstkreuz: Drei Querbalken, die .drei Reiche - Kirche - Welt - Himmel , über die der Papst Schlüsselgewalt hat.
Henkelkreuz: T mit einem Kreis darüber
Ägyptisches oder Koptisches Kreuz: Ursprünglich die Hieroglyphe „ankh – Leben“.
Schächterkreuz: Y.
 Das Symbol ist älter als das Christentum. Es soll auf denLebensbaum hinweisen.
Antoniuskreuz: T. Abgeleitet vom griechischen Buchstaben „Tau“. 
Auf römischen Soldatenlisten bedeutete das T, dass der Soldat lebt. 
Im Christentum Kennzeichnung der Ausgewählten oder Glaubenstreuen auf der Stirn (das Aschermittwoch-Aschekreuz?). 
Apostel Antonius hatte ein solches Kreuz als Mönchsstab.

Da die große Kathedrale von Cádiz die „Nueva“ ist, gibt es auch ein „Alte Kathedrale“, die Parroquia de Santa Cruz.

Sie ist die älteste Kirche von Cádiz. 1263 wurde sie als Kathedrale im Mudéjar-Stil auf dem Gelände einer – wie könnte es in der Zeit anders gewesen sein - ehemaligen maurischen  Mosche gebaut.  Bei der Zerstörung von Cádiz durch die Engländer Ende des 16. Jh. wurde auch die Kathedrale fast vollständig zerstört. Der heutige Bau, der bis 1838 die Kathedrale von Cádiz war, entstand 1602. Heute sieht sie recht schlicht aus. Für die neue Kathedrale wurden einfach Elemente der Fassade der alten Kirche verwendet.

Neben der Alten Kathedrale wurde erst 1980 bei Grabungen das Römische Theater entdeckt. Da die alten Mauern größtenteils überbaut sind, ist die Restaurierung schwierig.

Das Römisches Theater stammt aus dem 1. Jh. vor Chr. und bot damals Platz für 20.000 Menschen. Mit 120 Metern Durchmesser war es das zweitgrößte Theater im römischen Spanien. Es soll auch das zweitälteste Theater des gesamten römischen Reiches gewesen sein, nur das Theater des Pompeius in Rom soll älter gewesen sein.
Ab dem 4. Jh. n.Chr. wurde das Theater nicht mehr benutzt und verfiel. Auf den Ruinen wurde eine maurische Festung gebaut, von der nichts mehr zu sehen ist.

Aus der maurischen Zeit sind offenbar keine baulichen Zeugnisse mehr vorhanden. Was bei der Reconquista nicht zerstört wurde, ist wohl bei der englischen Stadtzerstörung vernichtet worden (?).
Aus der phönizischen Zeit sind auch nur zwei Sarkophage erhalten geblieben. Aber besonders herausgestellt und gepflegt werden sie offensichtlich nicht. Wir haben sie in einer leeren, ziemlich heruntergekommenen Halle neben der Kathedrale entdeckt. Eigentlich sollten sie im Kunstmuseum stehen.

Wir waren vor einigen Jahren im Rahmen einer Andalusien-Reise auch in Cádiz. Damals waren die Sarkophage in der Kathedrale aufbewahrt.

Die phönizischen Sarkophage stammen aus dem 5./4. Jh. v.Chr.. Die Särge aus weißem Marmor wurden in einer phönizischen Begräbnisstätte gefunden. Bekannt sind auch zwei Tempel aus dieser Zeit.

Wir gehen weiter zum westlichen Teil der Altstadt. Dort ist das Stadttor aus dem 18. Jahrhundert, die Puerta de Tierra, mit Teilen der alten Stadtmauer erhalten.
Dabei kommen wir an der Casa de Iberoamerika vorbei. Ein großer Palast. Aber im Inneren nur leere Räume (es soll nach einem aktuellen Zeitungsbericht ein Museum für städtische Sammlungen eingerichtet werden). Gebaut wurde der Palast im 18. Jh. als Königliches Gefängnis (man glaubt es kaum), später war es Gerichtsgebäude. Den Namen „Iberoamerika“ hat das Gebäude in jüngster Zeit im Zusammenhang mit einem jährlichen Südamerika-Theaterfestival erhalten.

Die Stadtseite der "Puerta de Tierra"

Die Puerta de Tierra (Tor zum Festland) am Plaza de la Constitución und die angrenzenden großen und gut erhaltenen Teile der alten Stadtmauer stammen aus dem 18. Jh.. Das Stadttor ist prunkvoll aus Marmor errichtet. Der Ursprung der Anlage ist im 16. Jahrhundert, als die Stadtbefestigung um Cádiz gebaut wurde. Damals gab auch noch zwei Festungswerke.
Ab 1850 war der Turm des Stadttors eine Station der optischen Telegraphenlinie, mit der man Nachrichten von Madrid in zwei Stunden (wenn das Wetter es erlaubte) erhalten konnte. Ab 1857 gab es eine elektrische Telegraphenverbindung.

Zurück Richtung Schiff. Auf dem Weg wollten wir uns noch den Alten Bahnhof und die ehemalige Königliche Tabakfabrik am Plaza de Sevilla ansehen.

Wollten, denn der Alte Bahnhof war verschlossen. Er liegt vor dem Stadtbahnhof und wird nicht mehr genutzt. Wir konnten nur die Außenfassade sehen. Das Interessante des alten Bahnhofs  ist die Eisenarchitektur von 1890.

Ähnlich war es mit dem Gebäude der ehemaligen Königlichen Tabakfabrik, 1741 im Mudéjar-Baustil errichtet. Später wurde die Tabakfabrik zu einem Kongress-Zentrum umgebaut. Über den Eingangsbereich kamen wir nicht hinaus. So sehr viel konnten wir nicht von dem Mudéjar-Stil entdecken.

Der Mudéjar-Baustil entstand nach der Rückeroberung der maurischen Gebiete in Spanien. Es ist die Verbindung von christlicher und islamischer Kunst.  Typisch waren die Hufeisenbogen und die ornamentale Gestaltung mit Ziegelsteinen.
Mudéjare waren moslemische Bewohner, die nach der Reconquista in Spanien bleiben durften und zunächst auch ihren moslemischen Glauben behalten konnten.

Letzte Station unseres Rundgangs war der gegenüber dem Hafen liegende Plaza San Juan de Dios mit dem Rathaus. Der Platz war im Mittelalter der Hauptplatz der Stadt mit dem Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum. Der Platz-Name stammt von der Kirche, die neben dem Rathaus steht.

"Plaza de San Juan de Dios" mit dem Rathaus
Das Rathaus der Stadt befindet sich seit dem 16. Jh. an der Stelle. Das jetzige Gebäude ist ein Neubau aus dem Ende des 18. Jh. im neoklassizistischen Stil. Auf dem Giebeldreieck zeigt ein Relief den mystischen Helden Herkules, der die Stadt gegründet haben soll. Aber das ist nur Legende, nicht die Wahrheit, wie oben zu lesen war.

Das Besondere der Kirche San Juan de Dios (Heiliger „Johannes von Gott“ aus Granada) ist ihr Grundriss in der Form eines griechischen Kreuzes. Solche Kirchen-Grundrisse  (vier gleich lange Balken – siehe oben) findet man selten.

Auf der Mitte des Platzes steht ein Denkmal für Sigismundo Moret. Er war spanischer Ministerpräsident (1905 bis 1912 mit Unterbrechung), der 1838 in Cádiz geboren wurde.

Keine Erklärung fand ich für die Figur auf dem Dach des Gebäudes der Tageszeitung „Diario de Cádiz“ – vielleicht ist es eine fliegende Frau (?).
Eine lesende Frau ist am Sockel des Moret-Denkmals zu erkennen. Die würde zu einer Tageszeitung passen. Aber ihr fehlen die Flügel der Frau auf dem Dach.







Das war unser erster Landgang. Bei schönem Wetter in einer sehr gut erhaltenen und gepflegten Stadt. Die anderen Landgänge sollten etwas anders werden.
Dazu mehr im nächsten Bericht.

                       Die Informationen stammen meist aus Artikeln im Internet,                         ohne einzelne Zitierung.

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