An der polnischen Ostseeküste
Mit dem Rad von Bansin nach Danzig

6. Tagestour

16. Juni 2023 

Rowy/Rowe bis Leba/Leba

68 Kilometer

Unterkunft Villa Nautica

Rowy bis Leba

Rowy/Rowe – Gardna Wielka/Groß Garde – Smoldzino/Schmolsin – Kluki/Kluki -Glowczyce/Glowitz - Wicko/Vietzig - Leba/Leba 


Von Rowy aus fahren wir am West- und Südufer des Jezioro Gardno/Gardersee entlang und radeln danach landseitig über Gardna Wielka/Groß Garde zu dem kaschubischen Dorf Kluki. Der Gardersee ist der zweitgrößte Strandsee in Pommern (25 Quadratkilometer groß), durch eine Nehrung von der Ostsee getrennt. Größer ist nur der Lebsko/Lebasee zu dem wir heute noch kommen (Lebsko 75 Quadratkilometer, das Steinhuder Meer bei Hannover ist 30 Quadratkilometer groß, der Bodensee misst 536 Quadratkilometer).

Hinter Rowy am Garder See

Beobachtungsturm
Bei meiner ersten Ostseefahrt konnte ich den Turm noch besteigen.
Jetzt war er wegen Baufälligkeit gesperrt.

Der Garder-See


Gardna Wielka/Groß Garde

Eine St.-Stanislaus-Kirche wurde schon 1284 in einer Schenkungsurkunde des Pomerellen-Herzogs zugunsten der Kirche genannt. Die jetzige Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert.

St. Stanilaus Kirche



Die Bewohner des Dorfes waren zum großen Teil evangelische Kaschuben. Bis 1827 wurde noch in Kaschubisch gepredigt und unterrichtet. Nach 1900 gab es niemanden mehr, der Kaschubisch sprach. 

Kaschuben sind ein westslawischer Volksstamm mit eigener Sprache und Kultur, die ab dem frühen Mittelalter auf dem Gebiet zwischen der Oder im Westen und der Weichsel im Osten siedelten. Vier polnische Landkreise haben heute noch eine überwiegend kaschubische Bevölkerung: Wejherowski/Neustadt (unsere Radstrecke in dem Landkreis: Sassinow bis Sluchowa vor dem Zarnowieckie-See), Puck/Putzig (unsere Radstrecke in dem Landkreis: Zarnowieckie-See bis vor Gdynia), Kartuski/Karthaus, Koscierski/Berent.

 

Das westlichste Gebiet mit kaschubischer Bevölkerung war am Leba-See. Die dort wohnenden Kaschuben (Leba-Kaschuben, Slowinzen) haben mit der Reformation den evangelischen Glauben angenommen. Die Kaschuben in den östlichen Gebieten (Westpreußen, Pomerellen) sind katholisch geblieben.

 

Zwischen Groß Garde und Klucken


Kluki/Klucken

Ein Fischer- und Bauerndorf. Die kaschubischen Einwohner wurden nach dem 2. Weltkrieg vertrieben. Heute ist das Dorf ein Freilichtmuseum. Einige Fachwerkhäuser standen hier, andere wurden in der Umgebung gerettet und hierher transportiert. Fünf komplette Höfe und drei Fischerhütten sowie Wirtschaftsgebäude und eine Gaststube können besichtigt werden.

Das älteste Gebäude ist die Hütte von Charlotte Klick aus dem späten 18. Jahrhundert mit einer für die damalige Zeit charakteristischen Rauchküche. Der Reimann-Hof aus dem 19. Jahrhundert ist die Keimzelle des Museumsdorfes. Im 1850 am heutigen Standort errichteten Haupthaus für zwei Familien ist die zentrale Ausstellung zur Geschichte von Kluki sowie der Slowinzen zu sehen.




Von Klucki fahren wir in südlicher Richtung bis nach Glowczyce/Glowitz und dann geradezu in östlicher Richtung, bis wir bei Wicko/Vietzig wieder nach Norden zur Ostseeküste und nach Leba fahren.

Bevor wir aber in Glowczyce angekommen waren, mussten wir – ungewollt aber (falsch) geplant – durch ein Sumpf- und Moorgebiet fahren. Die Komoot-Karte zeigte hinter Klucki ein kurzes Stück „Singlepfad“, also schwierige Wegstrecke, und danach eine „normale“ Wegstrecke. Es wurden ein paar Kilometer Singelpfad, Bretterstege und Sumpflöcher. Die Bretterstege mittendrin waren dabei keine wirkliche Erleichterung. Wir mussten jedes Mal das Fahrrad auf den Steg heben. Nach dem Bau der Stege müssen die Pfade tiefer gefallen sein. Da war nichts mehr mit Fahren, da war nur noch schieben möglich, mehrere Kilometer. Mittendrin kam uns ein Ehepaar entgegen, sie waren umgekehrt, es ginge nicht weiter. Nach so langer Schinderei wollten wir nicht umkehren. Also weiter Schieben, auf feuchtem Pfad an Sumpflöchern vorbei. Aber auch das hatte ein Ende und wir waren froh über die (nicht wirklich gut zu fahrende) Lochplatten-Strecke, die nun folgte.

Die Sumpflandschaft:








Glowczyce/Glowitz

Das Dorf Glowitz galt früher als Mittelpunkt der pommerschen Kaschubei und hieß im Volksmund „Kaschubsch Jerusalem“. 1252 wurde es erstmals erwähnt.  

Die Pfarrkirche Glowitz
Das Gut Glowitz gehörte seit 1475 (bis 1945) den von Puttkammer. Eine erste Kirche soll es schon 1062 gegeben haben. In der Zeit gab es schon eine Kirchengemeinde.  Die heutige Kirche ist von 1891. 1535 wurde die Kirchengemeinde lutherisch. Bis 1886 wurde auf kaschubisch gepredigt.

Der Friedhof unter dem Kirchen-Hügel


Gut Zezenow

Im 13. Jahrhundert gehörte der Ort Cecenow0/Zezenow dem Kloster Zuckau bei Danzig. Danach waren bis zum Ende des 2. Weltkriegs  die von Zitzewitz Eigentümer. Anfang des 19. Jahrhundert bauten die Zitzewitz das Herrenhaus. Die Kirche stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine davor bestehende Fachwerkkirche gab es schon im 12. Jahrhundert.

Herrenhaus mit Wappen


In der Nähe des Herrenhauses


 
Leba/Leba

Der Ort liegt an der Ostsee zwischen dem Lebasee (Jezioro Lebsko) und dem kleineren Sarsener See (Jezioro Sarbsko). Beides sind Strandseen, die durch die quer zur Küste verlaufende Strömung der Ostsee und West-Ost-Winde entstanden sind. Dabei bildeten sich Nehrungen, die die jetzigen Seen im Laufe der Zeit von der Ostsee abtrennten.

Die Leba vor Wicko

Bekannt ist Leba durch die Sanddünen auf der Nehrung des Leba-Sees.

Entstanden ist der Ort im 11. Jahrhundert, wie die meisten Küstenorte, als Fischersiedlung. Damals lagen  die Siedlung Lebamünde und die Flussmündung der Leba weiter westlich des heutigen Ortes. Sturmfluten haben die Flussmündung verlegt und die Häuser mussten den nach Osten wandernden Sanddünen weichen und an der jetzigen Stelle neu aufgebaut werden. Das war 1570.

Im 19. Jahrhundert wurde ein Hafen für den Umschlag von Salz, Holz und landwirtschaftlichen Erzeugnissen gebaut. Stadtrecht nach Kulmer Recht hatte die Siedlung schon 1357 vom Deutschen Orden erhalten.

Seit 1862 darf sich Leba als Seebad bezeichnen. Neben dem Ostseestrand hat Leba auch Sole- und Moor-Anwendungen. Genug Moore gibt es ja am Leba-See, wie wir auf der Fahrt hierher feststellen mussten.

In Leba lebte lange Jahre bis 1945 der Maler Max Pechstein (1881 bis 1955).

Hafen Leba

Denkmal für die Fischer von Leba

Wanderung durch die Dünenlandschaft

Auf der Nehrung des Lebasees, zwischen der Ostsee und dem Lebsko-See, bestehen bzw. bewegen sich 30 bis 40 Meter hohe Wanderdünen. Der Wind versetzt die Sanddünen jedes Jahr um 3 bis 10 Meter. Im 16. Jahrhundert wurde der alte Ort Leba von den Dünen erreicht und 4 Kilometer weiter östlich an der heutigen Stelle neu angelegt.

Im Dritten Reich unterhielt die deutsche Luftwaffe zusammen mit der Firma Rheinmetall-Borsig eine Raketenerprobungsstelle und in der Nähe war ein Truppenübungsplatz, auf dem der Wüstenkrieg geprobt wurde.

In die Wanderdünen gelangt man nur zu Fuß. Mit dem PKW kann man nur bis zum Parkplatz Rabka am Rande von Leba fahren. Dort steigt man in eine kleine Elektrobahn ein, die bis an den Rand der Dünen fährt. 







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