Mit dem Rad von Pforzheim bis Karlsruhe
15. bis 25. August 2023
540 Fahrrad-Kilometer durch den Schwarzwald und
das Oberrhein- tal mit Beginn in Pforzheim und Ende in
Karlsruhe.
4. Etappe am 19. August 2023
Neustadt/Titisee – Feldberg - Lörrach
Neustadt/Titisee – Nordufer Titisee – Feldberg-Bärental – Feldberg Passhöhe (1200 Meter) - Feldberg-Ort (Höhe 1320 Meter) – Feldbergkirche - Passhöhe Feldberg (1233 Meter) – Quelle der Wiese – Tal der Wiese/Passstraße – Todtnau – Schönau im Schwarzwald – Mambach – Atzenbach – Zell im Wiesental - Hausen im Wiesental - Schopfheim – Maulburg - Brombach – Lörrach
Meine erste Planung hatte eine Route über den Feldberg, 1493 Meter hoch. Bei näherer Betrachtung waren mir die Anstiege, auch mit einem E-Bike, zu stark und ich bin unterhalb des Feldbergs geblieben.
Von Titisee am Nordufer des Sees entlang. Ab Feldberg-Bärental fahre ich auf der Feldbergstraße, die Bundesstraße über den Feldbergpass. Die ist gut ausgebaut und die Alternative wären Schotterwege und Wege mit teilweise losem Untergrund gewesen.
Feldberg-Ort ist ein Touristen-Magnet (Wohl am Stärksten im Winter. Am Feldberg sind zahlreiche Skipisten und Lifte). Das größte Gebäude ist ein Parkhaus mit 1.200 Einstellplätzen. Bei meiner Ankunft am Morgen war es aber noch sehr ruhig. Bis zum „Tor zum Höchsten“, ein Tor aus drei großen Granitsteinen, schiebe ich mein Fahrrad (Hier beginnt der Wanderweg hinauf zum Feldberg). Dann begann die Abfahrt, zunächst zur Feldbergkirche, die es seit 1965 gibt.
Feldberg-Ort ist der
höchstgelegene Ort Baden-Württembergs. War ich nicht auf dem höchsten Berg, dem
Feldberg, so war ich doch in dem höchsten
Ort. Feldberg-Ort ist ein Ortsteil der erst 1939 gebildeten Gemeinde Feldberg, die mehrere
Ortslagen unterhalb des Feldbergs umfasst. Der älteste Ortsteil ist
Altglashütten, der im 17. Jahrhundert aus der Gründung einer Glashütte
entstand. Das Gebiet gehörte zu der Herrschaft Lenzkirch im Fürstentum
Fürstenberg. Um das Jahr 1000 herum war das Gebiet des Feldbergs im Besitz des
Klosters St. Blasien.
Unweit von Altglashütten liegt der Schluchsee. Ein schon vorhandener natürlicher Gletschersee des Feldberg-Gletschers wurde durch Aufstauung der Schwarza vergrößert. Durch Stollen fließt das Wasser zum
südlich gelegenen Hochrhein (Abschnitt
zwischen Bodensee und Basel, Einmündung bei Albbruck) und treibt dabei drei
Kraftwerke an (gesamte Fallhöhe 610 Meter, fast 25 Kilometer Stollenlänge).
Umgekehrt wird bei geringer Strom-Nachfrage Wasser vom Rhein hinauf in den Schluchsee gepumpt.
Das (kurze) Stück von der Feldbergkirche zum Feldbergpass bin ich dreimal gefahren, einmal hinunter, wieder hinauf und dann endgültig hinunter. In der Kirche hatte ich meinen Fahrradhelm abgelegt und beim Abfahren vergessen. Gemerkt habe ich es erst am Pass.
Der Feldbergpass hat die Höhe 1232 Meter und ist Teil der 1885 eröffneten Straße von Todtnau nach
Altglashütten. Im Gegensatz zur „Feldberg Passhöhe 1200 Meter“ vor Feldberg-Ort ist der Pass mit 1232 Metern hinter Feldberg-Ort nicht ausgeschildert (jedenfalls habe ich nichts gesehen). Er ist in Höhe einer
Skibrücke über die Passstraße.
Nicht weit unterhalb des Passes ist die Quelle der Wiese, durch deren Tal ich ab jetzt fahre.
Die Wiese fließt durch den Schwarzwald und mündet in den Rhein. Das
Flusstal wurde im Oberlauf durch einen Gletscher des Feldbergs und dessen
Schmelzwasser geformt. Wie andere Schwarzwaldflüsse auch, wurde die Wiese bis
Ende des 18. Jahrhunderts für die Holz-Flößerei
genutzt. Das Holz wurde in Basel u.a. für die Papierindustrie gebraucht.
Den steilen Abstieg der Wiese umfährt die Passstraße etwas oberhalb des Tales mit einer großen Serpentine. Ich fahre weiter abwärts auf der Passstraße im Wiesental. Das ist Fahrradfahren mit den Händen, immer stark bremsen. Im Wiesental fahre ich über Todtnau, Zell und Hausen bis nach Lörrach.
An der Passstraße
Todtnau war im 14. Jahrhundert ein Zentrum des Silberbergbaus im Südschwarzwald. Der Ort gehörte dem Kloster St. Blasien. Die Bergwerke waren dem Kloster zinspflichtig und machten das Kloster zu einem der wohlhabendsten im Schwarzwald.
Zell im Wiesental ist
wahrscheinlich eine Gründung des
Klosters Säckingen (Bad Säckingen am Hochrhein. Gründung Mitte des 1.
Jahrtausend durch einen Merowinger Frankenkönig). Ab dem 14. Jahrhundert war es
der Hauptort einer Vogtei des Klosters.
Die Vogtei kam an das elsässische Adelsgeschlecht der von Schönau.
Deren Amtmann in Zell war Mitte des 18. Jahrhunderts Franz Fridolin Weber. Er war der Onkel des Komponisten Carl Maria von Weber (den Adelstitel hatte sich der Vater von Carl Maria, Bruder des Franz Fridolin, angemaßt) und Schwiegervater Mozarts (Mozart heiratete die Tochter Constanze).
Die Industrialisierung begann in Zell in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts mit dem Bau einer Hammerschmiede. Es folgte eine Baumwollspinnerei durch die aus Frankreich eingewanderten Brüder Montfort. Zell wurde ein bedeutender Standort der Textilindustrie (bis Ende der 1980er Jahre).
Meinrad
Montfort beschäftigte Ende des
18. Jahrhunderts rund um Zell bis zu 2.000 Heimarbeiter, die auf ihren Höfen
woben und spannen. Monfort bearbeitete die Stoffe in seinen Bleichen in Zell. Die Heim-Spinnerei wurde später durch Spinnmaschinen abgelöst.
Genau so arbeiteten die sogen.
Schleierherren im Hirschberger Tal in
Schlesien. Schleierherren kauften die Webwaren der Heimarbeiter im Gebirge
auf und veredelten sie in ihren Bleichen, bis die Heimarbeiter durch
maschinelle Webstühle arbeitslos wurden und verarmten. (siehe „Zu Gerhart
Hauptmann und den Schlössern im Hirschberger Tal“, Teil 3)
Hausen im Wiesental war lange Zeit Standort der Eisenindustrie und später der Textilindustrie (wie Zell). Ausgangspunkt war ein Ende des 17. Jahrhunderts errichtetes Eisenwerk. Das Eisenerz kam aus der Umgebung von Kandern am Westrand des Schwarzwaldes (nördlich von Lörrach), die Wälder lieferten genügend Holz für Holzkohle, die Wasserkraft der Wiese konnte genutzt werden .
In Hausen ging der Schriftsteller Johann Peter Hebel (1760 – 1826, u.a. „Alemannische Gedichte“) in die Volksschule. Das Haus seiner Mutter in Hausen ist jetzt ein Museum.
Lörrach
Erstmals erwähnt wird der Ort im Zusammenhang mit dem Kloster St. Alban in Basel (1102).
Lörrach gehörte zu der rechtsrheinischen
Vogtei des Klosters, das vom Bischof von Basel gegründet wurde. Der setzte einen Herren von Rötteln als
Vogt ein.
Um 1200 entstand oberhalb von Lörrach die Burg Rötteln. Sie gehört zu einem Lehen, das die Fürstabtei
Murbach (im südlichen Elsass, die Äbte waren Reichsfürsten des Heiligen
Römischen Reiches) an die Grafen von
Habsburg vergab. Die gaben die Burg als Afterlehen an die Herren von Rötteln weiter. Die Burg wurde deren
Stammsitz, den sie weiter ausbauten.
Durch Erbschaften kamen die Herrschaft Rötteln (Lörrach, Gebiet bis
zum Rhein), die Herrschaft Badenweiler
(Badenweiler, Müllheim) und die Landgrafschaft
Sausenberg (Kandern, Gebiet zwischen den beiden anderen Herrschaften) an
eine Nebenlinie des Hauses Baden, die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg (1444)
und später an die Markgrafschaft Baden
(1503). Das Gebiet wurde als Markgräfler
Land bezeichnet.
Die Burg Rötteln ist das Wahrzeichen von Lörrach. Es ist eine Höhenburg auf einem Felsvorsprung oberhalb von Lörrach. Im 17. Jahrhundert wurde sie zerstört. In der Folgezeit diente die Ruine als Steinbruch, bis die Burgruine geschützt wurde.
Neben der Burg Rötteln bestand eine weitere Burg in der Stadt, das sogen. Schloss Lörrach. Diese Burg wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert als herrschaftlicher Gutsbetrieb (Dinghof) der Burg Rötteln errichtet. Im 30-jährigen Krieg zerstört, wurde die Burg nicht wieder aufgebaut. Heute ist an der Stelle der Burg das Lörracher Kulturhaus Burghof Lörrach.
Lörrach hat keine richtige Altstadt und wenig historische Gebäude. Gibt man auf der Seite der Tourist-Information „Altstadt Lörrach“ ein, erscheint „Baseler Altstadt“.
In Lörrach wird die Milka-Schokolade hergestellt. Das Werk ist der größte Arbeitgeber. Begründet wurde die Schokoladenherstellung 1825 im Schweizer Neuenburg (westlich von Bern) von dem Zuckerbäcker Philippe Suchard (Suchard-Schokolade). 1901 entstand die Marke „Milka“ (Milch + Kakau). 1990 wurde Suchard von Kraft Foods (heute Mondelez, USA-Lebensmittelkonzern) übernommen. In Lörrach wird die meiste Milka-Schokolade hergestellt (täglich 4,5 Millionen Tafeln).
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