Berliner Spaziergänge
Um den Lietzensee
Der Lietzensee ist der nördlichste See in der Seenkette der Grunewaldrinne, einer eiszeitlichen Schmelzwasserrinne (letzte Eiszeit, die Weichsel-Kaltzeit, Beginn vor 100.000 Jahren), zu der auch der Nikolassee, Schlachtensee und der Grunewaldsee gehören. Die Seen sind grundwassergespeist.
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An der Kantstraßenbrücke |
Das Dorf wurde
bereits 1719 in die damals selbständige Stadt
Charlottenburg eingemeindet (die 1705 gegründet und 1920 nach Groß-Berlin
eingemeindet wurde). Der Lietzensee gehörte dem Benediktinerkloster
St. Marien in Spandau, deren Nonnen den See als Fischteich
nutzten (Das 1239 von dem askanischen Markgrafen Johann I. von Brandenburg
gegründete Kloster und seine Gebäude existieren nicht mehr).
Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte der See und das umliegende Land dem späteren preußischen Staats- und Kriegsminister Job von Witzleben. Nach mehrmaligen Besitzerwechseln begann 1899 die „Terrain-Gesellschaft Park Witzleben“ mit der Entwicklung des Gebietes. Die Neue Kantstraße wurde als Erschließungsstraße angelegt und mit einem Damm mitten durch den Lietzensee geführt.
An einer der Straßen am Ufer des Lietzensees muss man sich einen
Parkplatz suchen. Wir haben in der Lietzenseeufer-Straße
gleich nach dem Haus See-Eck
geparkt. Das Haus See-Eck liegt neben dem Ringhotel Seehof, in dem wir unseren
Spaziergang beenden werden.
Das Haus See-Eck wurde 1910 für den Direktor der Witzleben-Terrain-Gesellschaft, Werner Eichmann, gebaut. Werner Eichmann war auch an der Erschließung von Wilmersdorf und der Villenkolonie Zehlendorf-Grunewald (Gründung der Erschließungs-AG 1899) beteiligt. Es war die Zeit der großen Grundstrücksentwicklungen am Westrand des damaligen Berlins.
Siehe dazu den Beitrag in diesem Blog:
Radtour zum Olympiagelände.
Es ist das Gebäude des ehemaligen Reichsmilitärgerichts (bis 1920). Danach war dort das Reichswirtschaftsgericht und das Kartellgericht und ab 1936 das Reichskriegsgericht der NS-Wehrmacht. In dieser Zeit wurden hier zahlreiche Wehrdienstverweigerer und Widerstandskämpfer zum Tode verurteilt. Ab 1951 war dort das Kammergericht bis zu seinem Umzug zum Kleistplatz untergebracht. Nach 2006 entstanden in dem Gebäude 100 Mietwohnungen (vielleicht sind es inzwischen auch schon Eigentumswohnungen).
Erwin Barth (1880 - 1933) gestaltete viele Plätze und Gartenanlagen in Charlottenburg, so z.B. auch den Savignyplatz. 1919 bis 1922 legte er den Landschaftspark am Lietzensee an (1910 hatte die Stadt Charlottenburg den See und das Parkgelände gekauft).
Die Anlegung des Parks erfolgte 1918 bis 1920 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Die Parkpläne entstanden schon 1912, nachdem die komplette Bebauung des Seeufers durch einen Bebauungsplan gestoppt wurde. Das West- und Nordufer blieben als Park frei zugänglich.
Königin Elisabeth war Namensgeberin eines preußischen Grenadierregiments. Ein Gefallenendenkmal des Regiments erinnert an vier Kriege:
Die ersten drei
Kriege waren die sogen. Einigungskriege, nach denen das preußisch dominierte
Deutsche Kaiserreich entstand (1871 Kaiserproklamation im Spiegelsaal von
Versailles).
Siehe dazu in diesem Blog:
Elbe-Radtour IV. Teil, 7. Tagestour
Die Große Kaskade ist ein Wasserspiel, bei dem das Wasser (aus dem See gepumpt) über mehrere Etagen in den Lietzensee fließt (fließen sollte, zurzeit sind die Becken trocken). Neben dem Wasser-Schauspiel sollten die Kaskaden auch das Wasser mit Sauerstoff anreichern, um so das Algenwachstum zu verhindern (eine Idee der Königlichen Landesanstalt für Wasserhygiene). Mit geringem Erfolg, das Bauwerk als solches ist gelungener.
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Der östliche See-Teil mit der Großen Kaskade im Hintergrund |
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Das Knappschafts-Gebäude vom Kuno-Fischer-Platz aus |
Das Knappschaftsgebäude wurde 1930 als
Verwaltungsgebäude für die Knappschafts-Berufsgenossenschaft Berlin gebaut.
Von 1950 bis 1953 war es Notaufnahmestelle für Flüchtlinge aus der DDR. In dieser Zeit war die Notaufnahme erste Anlaufstelle für 300.000 Menschen, bis im Herbst 1953 das Notaufnahmelager Marienfelde eingerichtet wurde. Heute ist die Deutsche Krebsgesellschaft in dem Haus.
Die Knappschaft war eine Renten- und
Krankenkasse für Bergleute. Ihre Geschichte geht bis auf das Jahr 126o zurück,
als in Goslar eine Bruderschaft zur Unterstützung kranker Bergleute und der Hinterbliebenen
verstorbener Bergleute gegründet wurde. Es entwickelten sich regionale Knappschaftsvereine
für die Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung.
1969 wurden sie zur „Bundesknappschaft“ zusammengefasst. Heute sind die Bundesknappschaft, die Bahnversicherungsanstalt und die Seekasse (Kranken- und Rentenversicherung für Seeleute) als Renten- und Krankenversicherungsträger „Knappschaft Bahn See“ zusammengefasst.
Abschluss-Kaffee auf der Terrasse des Hotels Seehof. Das Hotel wurde 1966 auf einem Trümmergrundstück
errichtet. Damals als erstes Westberliner Hotel mit eigenem Hallenbad. Es ist
ein familiengeführtes Hotel geblieben.