Botanischer
Garten Berlin
und
Caspar
David Friedrich
23. April 2024
Gemalt hat Caspar David Friedrich nicht im Botanischen Garten. Zu seiner Zeit gab es den Botanischen Garten in Berlin-Steglitz noch gar nicht. Es gab lediglich einen Vorläufer, den Hopfen- und Küchengarten, an der Stelle des heutigen Heinrich-von-Kleist-Parks an der Potsdamer Straße in Schöneberg. Der kam 1809 zur Friedrich-Wilhelm-Universität (heute Humboldt-Universität), damit ihn der Botaniker Carl Ludwig Wildenow zu einem Garten mit wissenschaftlichem Character entwickeln konnte. Das war etwa 100 Jahre vor der Anlegung des heutigen Botanischen Gartens in Berlin-Steglitz.
Was ist nun das Gemeinsame? Nur, dass am gleichen Tag Andreas und ich durch den Botanischen Garten gewandert sind und unsere Frauen durch die Ausstellung der Bilder des deutschen Malers der Romantik in der Alten Nationalgalerie. Über beide Ereignisse wird hier kurz gemeinsam berichtet.
Der Botanische Garten Berlin
Der Botanische Garten ist seit 1996 eine Zentraleinrichtung der Freien Universität (davor war er eine städtische Anlage). Die Humboldt Universität hatte 1961 das Späth-Arboretum (begründet von der Baumschule Späth) als botanischen Garten übernommen. Der Botanische Garten in Dahlem lag im West-Teil der Stadt.
Der Botanische Garten an der Potsdamer
Straße war aus einem Hopfengarten für die
Berliner kurfürstliche Brauerei in der Feldmark des damaligen Dorfes Schöneberg entstanden (1506 hatte Kurfürst Joachim I.
das Dorf Schöneberg erworben). Der Hopfengarten wurde 1679 aufgegeben.
Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620 – 1688) schaffte die Bier-Deputate für seine
Bediensteten ab und gleich damit auch die kurfürstliche Brauerei. Im Garten
wurde statt Hopfen „Küchen- und Gartengewächse“, Kohl und Gemüse,
angepflanzt. Daran mangelte es damals offensichtlich auch in der kurfürstlichen
Küche.
Der Küchengarten wurde ein
landwirtschaftlicher Mustergarten.
Carl Ludwig Wildenow (1765 – 1812) übernahm nach einem Medizinstudium
zunächst die Apotheke seines Vaters in Berlin. Er veröffentlichte
zahlreiche pflanzenkundliche Bücher. 1798 wurde er Professor für
Naturgeschichte am „Berliner Collegium medico-chirurgicum“ (eine
Einrichtung zur Ausbildung von Ärzten und Aufsichtsbehörde für medizinische
Berufe). Das Berliner Collegium wurde mit der Gründung der Berliner
Friedrich-Wilhelm-Universität (1809) aufgelöst. Wildenow wurde an der
Universität Professor für Botanik.
Die Wildenowstraße am Botanischen Garten,
die von der Altensteinstraße abbiegt, ist nach ihm benannt.
Auf einer Teilfläche des
alten Gartens wurde eine Parkanlage erhalten, der „Heinrich-von-Kleist-Park“
an der Potsdamer Straße. Auf einer anderen Teilfläche wurde 1909 eine Radrennbahn
angelegt. Nach dem schweren Unfall eines Schrittmacher-Motorrades (9 Tote,
über 40 Verletzte) am Tag der Einweihung 1909 wurde die Rennbahn gleich wieder
abgebaut. Auf dem Gelände wurden u.a. das Kammergericht (heute
Oberlandesgericht) neu gebaut und die Königskolonnaden wiederaufgebaut.
Die Kolonnaden waren ursprünglich ein Eingangstor der Stadt Berlin an der Königsbrücke am Bahnhof Alexanderplatz (1780 errichtet). Sie sollten die dahinter liegenden Kramläden verstecken, um einen besseren Eindruck von der Stadt zu vermitteln. Als 1911 das Warenhaus Wertheim entstand, mussten sie weichen und wurden zum Kleist-Park versetzt, als Sichtachse zum Kammergericht.
Erster Direktor des neuen Botanischen Gartens in Dahlem/Lichterfelde wurde Adolf Engler, der die Neuanlage geplant hatte.
Adolf Engler (1844 – 1930) war bis 1889 Direktor des Botanischen Gartens Breslau, nachdem er in Kiel einen ersten botanischen Garten angelegt hatte. 1889 wurde er Professor für Botanik an der Berliner Universität.
Der Botanische Garten ist als Landschaftsgarten gestaltet und umfasst geographisch und systematisch geordnete Anlagen sowie ein etwa 14 Hektar großes Arboretum (Sammlung von Bäumen und Sträuchern) mit einer Sammlung einheimischer Pflanzen. Es gibt 14 Schaugewächshäuser am Südwesthang des Fichtenbergs, darunter das Große Tropenhaus. Angeschlossen ist das Botanische Museum mit einem Herbarium.
Caspar David Friedrich
Der Botanische Garten hat in diesem Jahr
seinen 120. Geburtstag, Caspar David Friedrich seinen 250sten. 1774 wurde er in
Greifswald, damals Schwedisch-Pommern, geboren, 1840 in Dresden gestorben. Aus
Anlass des 250. Geburtstag gibt es in mehreren Städten in Deutschland
Ausstellungen der Bilder des Malers der Romantik, auch in Berlin.
In Berlin ist die Ausstellung in der Alten Nationalgalerie. Sie hat eine der größten Friedrich-Gemälde-Sammlungen weltweit.
Die Alte Nationalgalerie gehört zu den Bauten auf der Museumsinsel,
1876 im Stil des Klassizismus errichtet. Auftraggeber des Baus für eine Galerie
zeitgenössischer Kunst war der preußische König Friedrich Wilhelm IV. (1840 –
1861, Zeit der Märzrevolution 1848). Den Grundstock der Galerie bildete dann
die Gemäldesammlung des Berliner Bankiers Wagner, der diese dem Nachfolger,
Wilhelm I. (1861 – 1888, Deutscher Kaiser ab 1871) schenkte (1861).
Wilhelm IV. förderte Caspar David Friedrich. Der Kauf zweier Gemälde 1810 verschaffte dem Maler großes Renommee und er wurde in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen. Nachdem Friedrich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Vergessenheit geraten war, führte eine Ausstellung der Nationalgalerie 1906 zu einer Wiederentdeckung des Romantikers.