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Teneriffa Wochenbuch

Ein halbes Jahr sind wir auf Teneriffa. Was passiert in dieser Zeit.  Was machen wir.  Ich will das einmal die Woche aufschreiben.  Wie ein Tagebuch, aber als ein Wochenbuch.


51. Woche


(51/1) Diese Woche war ich im Esperanza-Wald. Das ist ein schönes Wandergebiet mit alten Kiefernbeständen, bequeme Wanderwege, nicht zu steil. Die beste Wanderzeit ist eigentlich der Sommer, wenn man trotz der heiß scheinenden Sonne durch den schattigen Wald geht. Im Herbst oder Winter kann es schon mal etwas kühl sein.

Heute schien die Sonne. Blauer Himmel. Angenehme Kühle unter den hohen Kiefern.

Anfahrt über die Autobahn. Auch für den Esperanza-Wald muss man wie für das Teno- und das Anaga-Gebirge eine Stunde Anfahrtszeit einkalkulieren. Unterwegs bin ich noch schnell in Tacoronte bei Cash & Carry vorbeigefahren. Hier bekommt man deutsche Lebensmittel, wenn sie nicht im Einzelhandel in Puerto geführt werden oder sie sind preiswerter. Bei La Laguna biegt die Landstraße zum Teide ab, die durch den Esperanza-Wald führt. Die Orte La Esperanza und Las Rosas, die ganze Gegend ist das Gebiet der Gemeinde El Rosario (benannt nach der heiligen Jungfrau des Rosenkranzes), bis Las Raices.

La Esperanza, die Hoffnung, nannten die spanischen Eroberer den Ort, als sie nach der ersten Schlacht von Acentejo, die sie gegen die Guanchen verloren hatten, hier ihr Lager bei dem heutigen Santa Cruz sahen. Mehrere Orte auf der Insel sind nach Eroberungs-Ereignissen benannt: La Matanza de Acentejo – die Schlacht (die Spanier wurden 1494 hier im Tal von Acentejo von den Guanchen besiegt), La Victoria de Acentejo – der Sieg (1495 besiegten die Spanier in der letzten Eroberungsschlacht die Guanchen). Der Barranco de Acenteco verläuft zwischen La Matanza und La Victoria Richtung Meer. Der Name Valle de Guerra ist aber nicht das „Tal des Krieges“, vielmehr ist der Ortsname abgeleitet von Hernán Guerra , ein Cousin des Eroberers Lope Fernandéz, von dem er das Tal erbte.

Ich starte an der Zona Recreativa Las Raices (die Wurzeln), einem großen Grillplatz, wie bei unseren früheren Esperanza-Wanderungen und gehe auch ein Stück den gleichen Weg. Der Forstweg war wie gefegt. Das Regenwasser hatte Geröll und Kiefernnadeln hinweggespült. An der „Pista los Ovejeros“, Weg der Schäfer, verlasse ich den gekennzeichneten Wanderweg und gehe auf einem der älteren Wege weiter.


Beginn der Wanderung

Führte uns die frühere Wanderroute Richtung Südwesten und dann im Bogen zurück zum Beginn des Rundweges, war mein Weg diesmal fast eine gegensätzliche Runde, zum El Hoyon im Süden und dann nach Nordosten Richtung Carretera de la Esperanza (die zum Teide führt).


Die Wege sind in den Berghang geschnitten

Meist waren es auch breite Forstwege. Zwischendurch ein paar kleine Pisten. Die Wege passten sich den zahlreichen Barrancos an, die sie im oberen Teil querten und die dann an ihnen entlang irgendwann vor vielen Jahren in die Berghänge eingeschnitten wurden. Weiter oberhalb ist der Pico de las Flores.

Ganz zu Anfang begegnete ich ein paar Mountainbiker und einem älteren Wanderpaar. Das war alles an Begegnungen. Jetzt ist absolute Ruhe. Selbst das Rauschen der Kiefernkronen im Wind hat aufgehört. Ich bin völlig allein auf diesem Teil der Erde.


Hier wurde keine Erde abgegraben (wie in El Palmar).
Wahrscheinlich dient der gegrabene Einschnitt der Abfuhr
der zusammengeharkten Kiefernnadeln.  Die Nadelhaufen
können durch den Einschnitt besser auf die Ladefläche geschoben werden.




Die Affodil warten darauf, dass sie blühen dürfen
.




Auf Teneriffa hat es wohl überall irgendwann einmal gebrannt.
Hier sind noch deutlich die Brandspuren an einer alten Kiefer zu sehen.



Für die Verjüngung sorgt der Kiefernwald ganz allein.




Hier sind die Eukalyptus-Bäume abgestorben.
Warum? An Wassermangel kann es nicht liegen.

Dann quert der Wanderweg die Carretera. Ein kurzes Stück auf einer Piste durch Besenheide. Dann bin ich wieder auf breiteren Forstwegen. Der Weg wendet sich nach Süden, Richtung Las Raices, meist leicht abschüssig. Die Höhe, die ich bisher gewonnen hatte, musste ich ja wieder hinunter zum Ausgangspunkt. Kiefern lösen sich jetzt mit Besenheide und Stechpalmen (mit ihren fast weißen Stämmen, fast wie Birken) ab. Dieser Abschnitt erinnert mich etwas an den Weg von Aguamansa nach St. Ursula, der Bewuchs und die Lehmwege.


Wenn es regnet, schießt dass Wasser mit Macht durch die kleinen Barrancos
und die Kraft des Wassers muss mit Holz-Verbauungen gebremst werden.





Blühte des Erdbeerbaums und Früchte der Stechpalme.




Santa Cruz unten an der Küste.



Auch im Anaga-Gebirge (im Hintergrund des Bildes) ist heute gutes Wanderwetter.


Ich komme direkt oberhalb der Terraza de Betty aus dem Wald heraus. Die Terraza ist ein rustikales Restaurant kurz vor dem Grillplatz. Hier kehre ich ein, bevor ich das kurze Stück zum Auto weitergehe. 


Terraza de Betty.

Die wenigen Tische auf der Terrasse (der größte Teil war gesperrt) waren besetzt, so dass ich nach drinnen musste. Das war allerdings nicht so gemütlich wie sonst. An jedem zweiten Tisch waren die Stühle hochgestellt. Aber so entstand ein wirklich großer Corona-Abstand.  Carne Cabra, Ziegenfleisch, das ich gern gegessen hätte, war aus. Also habe ich ein kleines (halbes) Hühnchen vom Holzkohlengrill gegessen. Und ein Viertel Roten (ich musste ja noch fahren). Der schmeckte gut und war auch nicht eisgekühlt, was oft in Guachinchen gemacht wird, gekühlt ist auch ein nicht so guter Wein trinkbar. Der hier hatte Zimmertemperatur (wärmer als im Nachmittags-Schatten vor der Tür) und war gut.

Auf der Rückfahrt bin ich dann von La Esperanza quer über die Dörfer und Berge Richtung Tacoronte gefahren. Besenheide-Wald, kleine Dörfer, Landwirtschaft, Esskastanien und Weinhänge. Der größere Ort vor Tacoronte ist Agua Garcia. Der Ortsname geht auf Garcia de Morales zurück, die in Tacoronte wohnte, und die den Berg und die Quellen von dem Eroberer und Gouverneur der Insel, Fernándes de Lugo, bekam. Jetzt gehört der Berg den Wasserwerken von Tacoronto.

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(51/2) Das "Gelbe Haus" von La Paz.  Zwischen dem Hotel Rio Garoe und der Küste sehen wir bei unseren Spaziergängen das „Gelbe Haus“ bzw. das, was davon übriggeblieben ist. Es war einmal ein Gutshaus, gelb angestrichen, inmitten einer großen Bananenplantage. Die gibt es dort schon lange nicht mehr. Die Plantage am Meer wurde aufgegeben und ist jetzt ödes Land. Solange wir auf der Insel sind, liegt das Land brach, in Erwartung einer Wohn- oder Hotelbebauung, die aber wohl in weiter Ferne ist.


Das "Gelbe Haus" ist nur noch eine Ruine.

Das Besondere des „Gelben Hauses“ ist seine zeitweilige Nutzung. Von 1913 bis 1918 war in dem Haus das erste (?) Zentrum der deutschen Primatenforschung, das von der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin unterstützt wurde. Neben dem Haus war ein großer Käfig für die Affen, eine Art Freigehege.

Das Orotava-Tal war wegen seiner klimatischen Vorzüge ausgesucht worden. Hier wollten deutsche Anthropologen das Verhalten von Primaten erforschen. Führender Vertreter der damaligen deutschen Forschung war Wolfgang Köhler (von 1921 bis 1935 Direktor des Instituts für Psychologie in Berlin und danach Präsident der American Psychological Association). Die Schimpansen kamen aus der deutschen Kolonie Kamerun.  


Der Erste Weltkrieg erschwerte die Arbeit der Forschungsstation. 1918 wurde das Gelbe Haus und die Bananen-Finca von dem Eigentümer (das Haus war nur gemietet) an den Briten Yeoward verkauft (Yeoward gehörten auch die Bananenplantagen, an deren Stelle das Hotel Botanico steht). Die Forschungsstation zog in den Ortsteil El Durazno oberhalb von Puerto de la Cruz, in die Finca „El Cipres“ am Camino el Cipres.

Der Camino el Cipres war ein historischer Verbindungsweg von La Orotava zum Hafen, damals Puerto de la Orotava – heute Puerto de la Cruz. Ein Teilstück steht seit einiger Zeit unter Denkmalschutz. Der geschützte Camino beginnt gegenüber dem ehemaligen Restaurant „Casa Lala“ und endet an der „Villa Nati“ (großzügiger Villen-Komplex, der einmal einem Venezolanischen Minister (?) gehört haben soll) in der Nähe der Autobahn.                                                                                                                                              In der Finca „El Cipres“ war die Forschungsstation bis 1920. Dann musste sie wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Deutschland schließen. Die sechs Schimpansen der Station kamen in den Berliner Zoo.

       

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(51/3) Spaziergang zum Monasterio. Der Weg führt teilweise durch den Barranco Martiánez. Durch den Barranco führt ein gepflasterter Spazierweg, der aber schon seit Jahren nicht mehr unterhalten wird. Er ist dennoch gut begehbar.Man muss nur etwas auf das Geröll achten, das vom Berghang auf den Weg gespült wird. Am Ausgang des Weges beobachten wir immer eine Weile die dort wildlebenden Hühner. Weiter oberhalb ist das Restaurant Tito´s Bodegita in der ehemaligen Hazienda St. Nicolas.

Danach ist der Weg nicht ganz so schön. Man muss durch das Gewerbegebiet San Jeronimo und dann am Ortsteil La Vera vorbei hinauf nach La Montañeta gehen. Das Monasterio liegt am Fuß eines erloschenen Vulkans. Oben, am ehemaligen Kraterrand, steht eine kleine Kapelle, die Ermita de la Cruz. Ein Wanderweg führt hinauf.

Der Eingang zum Monasterio und Pfaue im Hof


Das Monasterio wurde im 18. Jahrhundert (um das Jahr 1788) von Dominikaner-Mönchen gebaut. Später wohnten Familien dort. 1999 kaufte es die Columbus S.A., die seit 1971 auf der Insel mehrere Lokale eröffnet hat (u.a. das Columbus-Center am Charco in Puerto de la Cruz) und baute die Gebäude zur Mesón el Monasterio mit mehreren Restaurants um.

Eigentümer der Columbus S.A. ist ein Deutscher aus Frechen in Nordrhein-Westfalen, der Bäcker Heinz Meul mit seiner Frau Katharina. Ihr Wohnhaus haben sie in La Paz oberhalb des Martiánez-Strandes.

Wir haben in dem großen Innenhof gesessen und sehr gut gegessen. So gut, dass ich die nächsten Tage meine Gewichtszunahme wieder runterkriegen muss. Und weil wir in Corona-Zeiten leben, ist auch der Hinweis wichtig, dass das Hygiene-Konzept mit Tischabstand, Desinfektion, abgesperrten Einbahn-Wegen überzeugte.

Zur Mesón el Monasterio gehört auch das Fischrestaurant San Pedro (nicht zu verwechseln mit dem Restaurant San Pedro am gleichnamigen Mirador, das wir meist am Ende unserer Küstenwanderung besuchen), in dem wir früher schon gut gegessen haben. Demnächst wollen wir uns dort einen Tisch auf der Terrasse reservieren. 


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