Rundwanderung Erjos und Monte del Agua
Das Auto von Gabi haben wir in der Nähe unseres Ziels nach der Wanderung geparkt und sind auf dem Camino el Guanche durch die Charcas de Erjos gegangen. Es sind allerdings ehemalige Charcas, Wassertümpel. Seit 8 Jahren ist kein Wasser mehr in den alten Teichen, erklärte uns ein Einwohner von Erjos, der auf dem Weg zu seinem Feld war.
Entstanden sind die trockengefallenen Teiche durch den Abbau der hier dicken Erdschicht in den 1970er und 1980er Jahren, die für die Anlegung von Bananenplantagen abtransportiert wurde. In den Vertiefungen sammelte sich das Regenwasser und es entstand ein zusammenhängendes System von Teichen mit vielen Pflanzenarten und Vögeln. 400 Enten seien auf den Teichen gezählt worden, berichtete uns der Erjos-Einwohner. Bei unseren ersten Wanderungen bei Erjos sind wir auch noch vorbei an Wassertümpeln gegangen.
Vor dem Abbau der fruchtbaren Erde wurde hier ab dem 17. Jahrhundert Getreide angebaut, das die getreidearmen Gebiete, die sich auf den Weinanbau konzentriert hatten, versorgte. An den Hängen des Erjos-Tals kann man noch das alte Terrassen-System erkennen. Jetzt, wo die Tümpel trocken sind, kehrt die Landwirtschaft wieder zurück. Der Boden der flachen Senken wird beackert. Dazwischen wachsen Ginsterbüsche und Gänsedisteln.
Unter den ehemaligen Teichen verläuft (so die Googlemap-Karte den richtigen Verlauf zeigt) der inzwischen fertig gebohrte Tunnel der Süd-West-Autobahn. Die Eingänge der doppelten Tunnelröhre sind bei El Tanque und bei Santiago del Teide. Die Inbetriebnahme des Tunnels soll 2027 erfolgen. In Santiago del Teide war (und ist offiziell immer noch) wegen des Tunnelbaus der Einstieg in den Wanderweg nach Masca gesperrt. Inzwischen gibt es am Bauzaun einen Trampelpfad zur Umgehung der Baustelle, so dass der Aufstieg zur Degollada de la Mesa wieder von Santiago aus und nicht nur von Erjos möglich ist.
Hinter der ehemaligen Teichlandschaft beginnt der Aufstieg auf den Bergrücken über dem Erjos-Tal. Wir kommen auf die Zufahrt zu den Antennenanlagen auf dem Großen Gala. Hier biegt der Weg von Erjos über die Degollada de la Mesa (zwischen dem Großen und dem Kleinen Gala) nach Masca ab, den ich schon öfter gegangen bin. Wir folgen dem Teerweg hinauf zum Gala.
Der Wanderweg führt am Tor der Zufahrt zu den Antennenanlagen vorbei und wir müssen erst etwas suchen, bis wir den Pfad hinauf auf den Kammweg gefunden haben. Links und rechts vom Kammweg ist eine breite Schneise, die, so in einer Wegbeschreibung zu lesen, als Feuerschneise baum- und buschlos gehalten wird. Wir haben einen herrlichen Ausblick auf die trockenen Teiche von Erjos und sehen die stehengebliebenen Erdwälle zwischen den Erdlöchern und die neu angelegten Felder in den flachen Löchern. Wir sehen den Teide in seiner Breite und Mächtigkeit. Von uns aus in La Paz schauen wir nur auf die Spitze des Vulkankegels. Weihnachten war der Teide weiß von Schnee. Jetzt gibt es nur noch wenige Schnee- und Eisflächen, wobei der Pico Viejo sogar noch größere Schneefelder als der Pico del Teide hat. Es ist ja auch nur nachts kalt, tagsüber haben wir Sommerwärme. Die lässt auch auf dem Teide das Eis schmelzen.
Wir verlassen den Kamm und wenden uns nach Nordwesten. Der Pfad wird hauptsächlich von Gagelsträuchern und -bäumen (immergrüne Bäume, die früher zu Holzkohle verarbeitet wurden) und Lorbeerbäumen (das ist nicht der Gewürzlorbeer, den wir in der Küche kennen) gesäumt und erinnert ein wenig an den Weg nach Erjos über den Cumbre Bolico. Nur die dort zahlreich blühenden Kanaren-Glockenblumen fehlen hier.
Am tiefsten Punkt unseres Wanderweges (1.130 Höhenmeter, die höchste Höhe war 1450 Höhenmeter) treffen wir auf einen breiten Forstweg, die Pista Monte del Agua. Die Besenheide löst die Gagelbüsche langsam ab. In weiten Kurven führt der Weg leicht aufwärts. In dem Weg verläuft eine der größeren Wasserleitungen, was die in regelmäßigen Abständen auf dem Weg zu sehendem Kanaldeckel zeigen. Der Weg führt über zahlreiche Barrancos, die früher den Monte del Agua entwässerten, jetzt aber trocken sind. In zahlreichen Wassertunnel wird das Niederschlagswasser aufgefangen, bevor es die alten Barrancos erreichen kann.
Wir erreichen den Mirador Monte Agua. Ein Holzsteg führt zu einer Aussichtsplattform mit Blick über die Wälder des weitläufigen Barrancos del Agua (auch: Barranco de los Cochinos) bei Sonnenschein und blauem Himmel. Das ist hier nicht immer so. Bei früheren Wanderungen konnte ich lediglich gegen eine Nebelwand blicken.
Eine Informationstafel am Mirador weist darauf hin, dass wir im Parque rural de Teno sind. Das Teno-Gebirge bildet den westlichen Teil der Insel, der im Osten von einer Linie Los Gigantes – Santiago del Teide – Erjos – El Tanque abschließt, im Norden an Buenavista del Norte grenzt und im Westen an den Atlantik stößt. Ich hatte bisher immer gedacht, die Grenze des Teno-Gebirges sei das El Palmar-Tal. Das Gebirge hat hier einen durchgehend kargen Character mit fast keiner Bewaldung. Aber es gehört auch das durchgehend bewaldete und regenreiche Gebiet östlich des El Palmar-Tals dazu, wie das die Info-Tafel beschreibt. Das Teno-Gebirge hat also zwei charakteristische Landschaften. Es ist vor 17 Millionen Jahren als selbständige Insel durch Vulkanausbrüche entstanden, wie das Anaga-Gebirge und das zentrale Teide-Massiv.
Nach dem Mirador Monte Agua beginnt ein behindertengerecht (!?) ausgebauter Weg mit zahlreichen Informationstafeln über die Bedeutung des Waldes. Am Ende dieses Wegeabschnitts führen rustikale Treppenstufen den Berg hinunter zum Ortsrand von Erjos. Nicht weit entfernt ist der Einstieg in den Barranco de Cuevas Negras (manchmal auch als Barranco del Agua bezeichnet) mit dem Wanderweg nach Los Silos. Wir gehen an der Kirche von Erjos vorbei zu unserem Abschlussziel.
In Erjos verläuft unsichtbar die Gemeindegrenze zwischen Los Silos und El Tanque. Die Häuser westlich der Straße La Union gehören zu Los Silos, die auf der östlichen Straßenseite sind Teil von El Tanque. Die kleine Pfarrkirche, an der wir vorbeikommen, ist noch auf dem El Tanque-Gebiet. Nach der Googlemaps-Karte verläuft die Grenze durch das Haus der Bar Abreu, in der wir zum Abschluss der Wanderung gegessen haben. Das kann aber eigentlich nicht sein. Bei der nächsten Einkehr werde ich die Wirtsleute fragen, an welche Gemeinde sie ihre Steuern zahlen.
Das Restaurant „Bar Abreu“ ist empfehlenswert. Wir mussten zwar eine halbe Stunde (gefühlt) warten,
bis wir einen freien Tisch bekamen, obwohl das Restaurant und die angrenzende
überdachte Terrasse sehr groß sind. Die Mittagsgäste sprachen fast ausschließlich
spanisch und kamen wohl aus dem Ort und der Umgebung. Es war also keine
Touristen-Küche. Für mich gibt es dort das beste Carne Cabra (geschmortes
Ziegenfleisch) der Insel. Auch den Rotwein kann man sehr gut trinken.