Meine Ostseeradtour
August 2020

8. Von Wismar nach Timmendorfer Strand


 

8. Tag                       Wismar – Timmendorfer Strand
                                   67 Kilometer
Montag, 24. Aug. Hotel Best Western 

Wismar – Zierow – Gramkow - Wohlenberg – Tarnewitz - Boltenhagen – Grenzstein zwischen Pötenitzer Wiek und Ostsee - Priwall – Personenfähre über die  Trave - Travemünde –- Timmendorfer Strand

 

Wismar bis Timmendorfer Strand

Der heutige Tourenabschnitt verläuft die längste Zeit direkt an der Ostseeküste. Die erreiche ich bei Gramkow an der Wohlenberger Wiek. Vorher habe ich mir noch in Zierow, gleich hinter Wismar, das klassizistische Herrenhaus der von Biel angesehen. Das 1824 errichtete Gebäude beherbergt jetzt das Berufsschulzentrum des Landkreises Nordwestmecklenburg. 

Ich fahre entlang der Wohlenberger Wiek und komme dann zur Boltenhagener Bucht. Beide Buchten sind Ausbuchtungen der Mecklenburger Bucht, die sich von der Halbinsel Fischland-Darß im Osten bis zur Insel Fehmarn im Westen erstreckt. Die Wismarer Bucht und die Lübecker Bucht sind Teil der Mecklenburger Bucht. 

Zwischen dem Wohlenberger Wiek und der Boltenhagener Bucht liegt die Landspitze Tanewitzer Huk, an der ich vorbeifahre. Die Landspitze gibt es auch erst seit den 1930er Jahren. Sie wurde in den 1930er Jahren im Flachwassergebiet aufgespült, um einen Militärflugplatz anzulegen. Heute ist das Tanewitzer Huk größtenteils Naturschutzgebiet. Der seinerzeit mit dem Flughafen angelegte Militärhafen wurde zu dem Yachthafen "Weiße Wiek", der zu Boltenhagen gehöret.

Steilküste bei Boltenhagen


Boltenhagen

Das Ostseebad nimmt für sich in Anspruch, das zweitälteste Seebad Mecklenburgs zu sein (nach Heiligendamm). 1803 stand der erste Badekarren am Strand und ab 1830 wurde das Fischer- und Bauerndorf eines der bedeutendsten Ostseebäder. Im Gegensatz zu dem adligen Luxusbad Heiligendamm sollte Boltenhagen aber ein Familienbad werden. 

Am Ende der Boltenhagener Bucht ist die in der Eiszeit entstandene Steilküste, die bis auf 35 Meter ansteigt. Dahinter beginnt die Lübecker Bucht.


Landseitig fällt eine Radarkuppel auf. Sie gehört zum Luftraumüberwachungs-Radarsystem der Luftwaffe. 

An dem folgenden Küstenabschnitt sind keine größeren Bäderorte (warum?). Es folgt die Halbinsel Priwall (zwischen Pötenitzer Wiek, Travemündung und

Ehem. innerdeutsche Grenze
Ostsee), die zu Travemünde gehört. Hier war die innerdeutsche Grenze und davor die Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Ein Gedenkstein „Nie wieder geteilt“ erinnert daran. 

Am Hafen Priwall liegt das Viermast-Segelschulschiff Passat. Die Passat und die baugleiche Pamir waren die letzten frachtfahrenden Großsegler weltweit. Sie fuhren ab den 1950er Jahren als Segelschulschiffe für die deutsche Handelsschifffahrt. Gebaut wurde die Passat 1911 bei Blohm & Voss in Hamburg. 1957 sank die Pamir in einem Hurrikan. 80 der 86 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Danach wurde die Passat auch wegen sinkender Rentabilität außer Dienst gestellt.1959 kaufte die Stadt Lübeck das Schiff. Später diente es als Jugendherberge. Jetzt ist es ein Museumsschiff. 

Mit der Personen- und Fahrradfähre fahre ich über die Trave nach Travemünde. 

Hafen Priwall gegenüber Travemünde,
Segelschulschiff Pamir und das Maritim-Hochhaus im Hintergrund



Travemünde
13.500 Einwohner, Stadtteil von Lübeck.

Travemünde liegt am westlichen Ufer der Mündung der Trave in die Lübecker Bucht der Ostsee. 20 Kilometer südwestlich ist das Stadtzentrum von Lübeck. Gegenüber liegt die Halbinsel Priwall. 

Travemünde entstand als Fischersiedlung neben einer vom Grafen von Holstein 1187 errichteten Burg. Der Ort gehörte mit Unterbrechung durch dänische Herrschaft den Grafen von Holstein.

1329 verkaufte der Graf von Holstein Travemünde an die Stadt Lübeck. 1913 wurde die Stadt nach Lübeck eingemeindet. 

1802 bekam Travemünde den Titel Seebad. 1898/1899 entstand die Ostsee-Strandpromenade 

Alter Leuchtturm von 1539

Ältester erhaltener Leuchtturm in Deutschland, seit 1922 technisches Denkmal, ein neues Leuchtfeuer wurde 1974 auf dem Maritim-Hochhaus installiert. 

Maritim-Hochhaus – höchstes Gebäude in Schleswig-Holstein 

Lübsche Vogtei

Von 1551 im Stil der Backsteinrenaissance. Die Lübecker Vögte waren Gerichtsherren und verwalteten Travemünde im Auftrag Lübecks. 


Über die Strandpromenade von Travemünde bin ich weiter entlang der Lübecker Bucht oberhalb der Steilküste bei Hermannshöhe über Niendorf nach Timmendorfer Strand gefahren. Die beiden Orte gehen ineinander über. 

Travemünde Strand und Seebrücke
Fast ohne Urlauber - wetterbedingt

Die Radstrecke heute war kürzer und ich war früh in Timmendorfer Strand. Zu früh für das Hotel. Das Zimmer war erst ab 15 Uhr verfügbar. Schuld war – wie schön – „Cornona“. Wegen des Virus dauere die Reinigung der Zimmer länger, war die Erklärung auf meine Frage, ob vielleicht schon ein Zimmer gereinigt sei. Punkt 15 Uhr waren dann alle Zimmer auf einmal fertig – was ein Wunder -. Kundenorientierung a la Best Western? 


Timmendorfer Strand
9.000 Einwohner, Land Schleswig-Holstein, Landkreis Ostholstein. 

1945 wurden Niendorf, Groß und Klein Timmendorf sowie Hemmelsdorf auf Anweisung der britischen Militärregierung zu einer Gemeinde Timmendorfer Strand zusammengefasst.

Klein Timmendorf hieß früher „Wendisch Tymmendorff“ und war vor der deutschen Besiedlung von Wenden bewohnt (1260 urkundlich erwähnt). Groß Timmendorf ist dagegen wohl eine deutsche Gründung, von einem Timmo gegründet. Niendorf wurde als „Nyendorpe“ 1385 urkundlich erwähnt. Es war ein dem Lübecker Domkapitel gehörendes Bauerndorf. Fischfang war den Bewohnern erst ab 1817 erlaubt, bis dahin lagen die Fischereirechte in der Lübecker Bucht ausschließlich bei Lübecker Fischern. 

Aus dem Bauern- und Fischerdorf Niendorf entwickelte sich das Ostseebad. Timmendorfer Strand entstand ab 1880 als reines Seebad. Daraus wird oft abgeleitet, dass Niendorf das dörflichere und Timmendorfer Strand das städtischere Bad geworden sei. 

An der Kurpromenade gesehen

Auffallend ist das Café auf der Timmendorfer Seebrücke mit seinem Pagoden-Dach, das asiatisch anmutende Mikado-Teehaus. Initiiert hat das der ehemalige HSV-Präsident Jürgen Hunke.
Ein gleiches Aussehen hat das reetgedeckte Haus Mikado Garden, Lesehalle, Buchhandlung und Galerie. Sie gehört Jürgen Hunke.
Das dritte Hunke-Objekt in Timmendorfer Strand sind die drei weißen Japan-Häuser an der Strandallee. Ein Wochenenddomizil von Jürgen Hunke. Ein bisschen groß vielleicht, aber schön anzusehen. 


In Timmendorfer  Strand hatte ich schon vor Reisebeginn zwei Treffen verabredet. 

Das eine mit Rudolf, einem Freund aus unserem Teneriffa-Freundeskreis, der in Timmendorfer Strand wohnt, das aber ausfiel, da er kurzfristig ins Krankenhaus musste. Wir konnten nur telefonieren. In dem Jahr ist er in seiner Wohnung in Timmendorfer Strand gestorben.

Die andere Verabredung war mit Freunden aus der Göttinger Studentenzeit, Monika und Helmut aus München. Die hatten am Montag ihren letzten Urlaubstag in Timmendorfer Strand. Im Holsteiner Hof haben wir zusammen zu Abend gegessen. Helmut habe ich danach nicht wiedergesehen. Er starb im Jahr nach unserem Treffen.
 

Zu dem Bericht gibt es auch ein Fotoalbum