Die Schlösser der Loire
Chartres, Ramboillet
und Versailles
Juni
2025
Eine Fahrt mit Studiosus zu den Schlössern im
Tal der Loire und weiter nach Norden in die Ile-de-France vom
20. bis 29. Juni 2025.
Von unserer Reise, den Schlössern, Kathedralen,
Städten und Landschaften berichte ich in Tagesabschnitten entsprechen dem
Reiseverlauf:
(1) Metz – Nancy – Sancerre
(2) Chambord – Cheverny – Blois
(3) Amboise – Chenonceau
(4) Tours – Villandry – Azay-le-Rideau
(5) Chartres –
Rambouillet – Versailles
(6) Fontainebleau – Troyes
Hier
der fünfte Bericht:
Chartres – Rambouillet – Versailles
Es ist die Landschaft der Beauce, eine
Bördelandschaft, flach, dünn besiedelt. Getreide- und Zuckerrübenfelder, Maisflächen
für die Viehwirtschaft, Sonnenblumen und Raps bestimmen das Bild. Es ist die
Kornkammer von Paris.
Chartres
Chartres liegt an der Eure, ein Nebenfluss der Seine, in der Bördelandschaft Beauce. Es ist eine weitgehend baum- und strauchlose Ebene mit fruchtbarem Lehmboden, wohl ähnlich der Magdeburger Börde. Getreide- und Zuckerrübenfelder prägen die Landschaft.
An Marceau wird auch in Koblenz mit einer Grab-Pyramide erinnert. Marceau starb im Ersten Koalitionskrieg, die französische Revolutions-Armee kämpfte gegen ein Bündnis Preußens und Österreichs, und wurde in Koblenz beerdigt. Später wurde sein Leichnam eingeäschert und die Graburne steht heute im Pariser Pantheon.
Cathédrale Notre-Dame de Chartres
Die gotische Kathedrale Unserer Lieben Frau entstand 1194 bis 1260. Eine erste Kirche entstand bereits im 4. Jahrhundert. Die wurde von Westgoten zerstört. Die nächste Kirche zerstörten Wikinger.
Im 9. Jahrhundert begannen sie, in das Gebiet der heutigen Normandie einzufallen. Sie plünderten die großen Handelszentren wie Rouen und Paris und darüber hinaus. Um dem ein Ende zu machen, bot der westfränkische König Karl III. dem Anführer der Wikinger, Rollo, im Jahr 911 die Normandie als Siedlungsgebiet an. Rollo erhielt die Grafschaft Rouen und ließ sich taufen.
Es folgte eine weitere Kirche, auf deren Grundmauern die heutige Kathedrale errichtet wurde. Erhalten ist von der Vorgängerkirche die Krypta Saint-Lubin (nach dem Heiligen Leobinus von Chartres), dieTeil der heutigen Kathedrale ist.
Der nach dem Wikingerüberfall neu gebaut Kirche schenkte 876 der römisch-deutsche Kaiser eine Marien-Relique. Die daran anknüpfenden Marienwallfahrten waren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt.
Mehrere nachfolgende Kirchenbauten wurden durch Brände zerstört. Die Kirchen wurden damals weitgehend mit viel Holz gebaut. Der letzte Neubau begann 1194 und war 1260 beendet. Neben der Krypta Saint-Lubin (mit einem Brunnen aus römischer Zeit) blieb auch das dreiteilige Königsportal, das Portal Royal, beim letzten Brand erhalten und ist heute der älteste Teil der Kathedrale.
Die insgesamt neun Portal der Kathedrale sind mit insgesamt 1.500 Skulpturen geschmückt. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen ist alles auch in der Französischen Revolution erhalten geblieben.
Bedeutend sind die insgesamt 176 Fenster der Kathedrale aus dem 12. und 13. Jahrhundert, die im Original erhalten sind. Sie gehören zu den ältesten und am besten erhaltenen Kirchenfenstern.
Die Region Íle-de France umfasst den Ballungsraum Paris. Sie besteht aus der Kernstadt Paris, den Departments direkt um Paris (Erster Vorortgürtel oder Petite Couronne) und den Departments des äußeren Kranzes (Zweiter Vorortgürtel oder Grande Couronne). 30 % der französischen Wirtschaftsleistung werden hier erbracht.
Der Name der Region wird mit der Lage zwischen den Flüssen Seine, Marne, Osie und Beuvronne erklärt, die die Region wie eine Insel umschließen. Eine andere Interpretation ist die Ableitung aus der altfränkischen Bezeichnung Liddle Franke (kleines Frankreich - lil, l’ile).
Die Ìle-de-France war das Kernland Frankreichs, meist als Francia oder Franzien bezeichnet. Seit dem 7. Jahrhundert war es ein politisches Zentrum des merowingischen und karolingischen Frankenreiches und ab dem 9. Jahrhundert des Westfrankenreiches. Es war fast deckungsgleich mit der französischen Krondomäne (in direktem Besitz des französischen Königs). Die französische Standardspräche beruht auf der Sprache des Köngshofes, die aus nordfranzösischen Dialekten entstand.
Das Departmen Yvelines liegt im westlichen Teil der Region und ist nach dem früheren Namen des Waldes von Rambouillet benannt.
Rambouillet ist durch sein Schloss bekannt. Ursprünglich war es ein einfacher Landsitz, den Jean Bernier, zuletzt Mitglied im Regentschaftsrat Karls V., im 14. Jahrhundert kaufte und zu einer Burg umbaute. Es war die Zeit des 100-jährien Krieges (siehe den 1. Teil des Reiseberichts ). Nachfolgende Eigentümer bauten die Burg zu einem Schloss aus. Im 13. bis 17. Jahrhundert waren die Marquise von Rambouillet, d’Angennes, Eigentümer. In dieser Zeit starb der französische König Franz I. während eines Jagd-Aufenthalts im Schloss Rambouillet (1547).
Franz I. wäre
gern römisch-deutscher Kaiser geworden. Aber der Habsburger Karl V. wurde 1519
von den Kurfürsten gewählt. Der Großteil der notwendigen Investition hierfür,
die Bestechung der Kurfürsten mit etwa 800.000 Gulden, wurde von den Fuggern
bezahlt. Franz I. hatte nur etwa 300.000 Gulden im Angebot und auch der
aufwändige Bau von Schloss Chambord (siehe oben) half nicht.
Franz I. verzieh Karl V. die Niederlage nie. Die Feindschaft zwischen ihnen war der Ursprung eines andauernden Konfliktes zwischen dem Haus Habsburg und dem Königreich Frankreich um die Vorherrschaft in Europa.
Anfang des 18. Jahrhunderts kaufte Ludwig XIV. das Schloss für einen seiner anerkannten unehelichen Söhne, den Comte de Toulouse. Danach war Napoleon Bonaparte ab 1800 Besitzer des Schlosses, bis er nach Elba verbannt wurde. Nächster Besitzer war der französische König Ludwig XVIII., nachdem die Monarchie wiederhergestellt wurde (unterbrochen durch eine erneute Herrschaft Napoleons für 110 Tage, nach denen er den Kontinent endgültig verlassen musste und nach St. Helena gebracht wurde). Ludwigs Bruder und Nachfolger, Karl X., erklärte im Schloss 1830 den Verzicht auf den Thron, wo er in der Französischen Revolution nach seiner Flucht aus Paris untergekommen war.
1896 entdeckte der französische Präsident Faure das Schloss als Sommersitz. Seitdem war es bis 2009 die offizielle Sommerresidenz der französischen Präsidenten.
In den Jahren 1959, 1960 und 1963 empfing der französische Präsicent Charles de Gaulle den deutschen Kanzler Konrad Adenauer zu Gesprächen über die deutsch-französische Annäherung und Aussöhnung. Die Gespräche mündeten in den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, den Élysée-Vertrag von 1963.
Rückfahrt nach Rambouillet. Am nächsten Tag gehen wir noch schnell über den Markt auf dem Platz vor dem Rathaus.
Schloss Versailles
Der Ursprung der größten Palastanlage Europas war ein 1623 von Ludwig XIII. errichtetes kleines Jagdhaus in dem kleinen Dorf Versailles bei Paris. Zuvor stand hier eine Mühle mit einem verfallenen Schloss. Zehn Jahre später (1631 – 1634) wurde das Jagdhaus zu einem dreiflügeligen Schloss ausgebaut. Es bildet den Kern der neuen Schlossanlage.
Im Jahr 1661 beschloss König Ludwig XIV., den Palast und den Park zu vergrößern. In den folgenden Jahren wurden mehrere Gebäude hinzugefügt. Anstelle der Terrasse des Schlosses wurde der Spiegelsaal mit dem Zugang zu den königlichen Gemächern geschaffen. Die beiden Flügel des Schlosses, die den Marmorhof (4) begrenzten, wurden umbaut und vergrößert. Vor dem Marmorhof entstand der Königshof (3). Der Süd- (6) und der Nordflügel (5) wurden hinzugefügt. Beide Flügelbauten bestehen aus jeweils zwei parallel zueinander errichteten langen Gebäuderiegeln. Teil des Nordflügels ist die Schlosskapelle und die Hofoper. Vor die Süd- und Nordflügel wurden die Ministerflügel (8 und 7) gebaut. Zwischen ihnen wurde der Ehrenhof (2) mit dem Ehrentor angelegt. Vor dem Ehrentor entstanden der große Waffenplatz (1) mit den Kleinen Marstall (9) und Großen Marstall (10).
Am Bau arbeiteten über 22.000 Arbeiter (1685 sollen es sogar 36.000 gewesen sein). In Friedenszeiten wurden Soldaten zu Bauarbeiten herangezogen. Die Kosten für den Schlossbau waren immens. Bis zum Tod Ludwig XIV. 1715 sollen 300 Millionen Livres (die damalige Währung) in die Schlösser, den Park, die Ausstattung und den Unterhalt geflossen sein, 50 bis 60 Millionen allein für das Mobiliar. Nach heutigem Wert entsprechen die 300 Millionen Livres etwa 1,5 bis 4,5 Milliarden EUR (die Umrechnung ist schwierig).
Versailles hat über 2.300 Zimmer. Das Gebäude ist einen halben Kilometer lang. Die Spiegelgalerie (Spiegelsaal) hat eine Länge von 75 Meter und ist 357 Spiegeln ausgestattet. Er war die überdachte Promenade für den Hofstaat. In der Mitte des Spiegelsaals befanden sich die Übergänge zu den Gemächern der Königin und des Königs mit ihren Prunkschlafzimmern. Hier waren die Zeremonien des Lever und des Coucher. Das war der Morgenempfang und Abendempfang im Kreis des Hochadels. Der König stand quasi öffentlich auf und ging öffentlich zu Bett.
Der Spiegelsaal:
Ludwig XIV. bestimmte Versailles zu seinem künftigen Regierungssitz und zog 1682 mit seinem Hofstaat in die noch nicht vollständig hergestellte Schlossanlage. Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts war das Schloss in seinen heutigen Dimensionen fertiggestellt. Zwischendurch gab es immer wieder Unterbrechungen. So musste im Jahr 1689 die zum Teil massiven Silbermöbel der Spiegelgalerie eingeschmolzen werden, um die Kriegsausgaben im Pfälzischen Erbfolgekrieg (es ging um von Frankreich besetzte Gebiete Kurpfalz, Luxemburg, Lothringen und andere) zu finanzieren.
Das
Hauptgebäude (das dreiflügelige Schloss) diente hauptsächlich der Königlichen
Familie. Die Seitenflügel und Nebengebäude waren für den Hofstaat vorgesehen. Je nach Stand
und Rang erhielten die Schlossbewohner zum Teil mehrere Zimmer große
Appartements mit Wohn- und Arbeitszimmern, Ankleideräumen und Küchen zur
Verfügung gestellt oder lediglich kleine, zum Teil nicht einmal beheizbare
Kammern, die nur kurzen Aufenthalten dienen konnten. Ende des 18.
Jahrhunderts hatte das Schloss 288 Appartements mit mehreren Zimmern, 1.252 heizbare Räume und 600
Räume ohne Kamin.
Die Prunksäle:
Zum Hofstaat gehörten 1000 Adelige, 4000 Bedienstete, 5000 Diener. Im Palast lebten etwa 5.000. Der größere Teil des Personals wohnte in dem zur Stadt gewordenen Dorf Versailles.
Von den Appartements des Schlosses sind nur noch die Räumlichkeiten im dreiflügeligen Schloss erhalten, bzw. rekonstruiert. Es handelt sich vorwiegend um die Prunkgemächer des Königs und der Königin, deren jeweilige Privatkabinette sowie um einige weitere Appartements verschiedener Familienmitglieder. Von den Wohnungen des Hofstaats in den großen Seitenflügeln existiert heute keine mehr.
Das Mobiliar ging in der Zeit der Revolution zum Teil durch Plünderung verloren. Was noch vorhanden war wurde in einer großen Versteigerung verkauft. Im 19. Jahrhundert, nach der Umgestaltung des Schlosses in das Museum, konnten Teile der einstigen Ausstattung zurück erworben werden.
Der
Park des Schlosses
ist rd. 800 Hektar groß, das ist mehr als 1.000 Fußballfelder. Im Park wurden
drei Gartenschlösser (Trianonschlösser – kleine elegante Villen) errichtet. In
der Orangerie neben dem Schloss haben 1.500 Kübelpflanzen Platz, davon 900
Orangenbäume. Mehr als 1.400 Fontänen sind im Park verteilt. 160 Kilometer
Wasserleitung wurden dafür verlegt. Allerdings funktionierte die Wasserversorgung
nur begrenzt und die Fontänen konnten nicht alle gleichzeitig betrieben werden.
Bei den Spaziergängen des Königs wurden immer nur die Wasserspiele
eingeschaltet, an denen er sich gerade befand.
Während der Herrschaft von Ludwig XV. (1710 – 1774, ab 1715 König von Frankreich, Enkel
Ludwig VIV.) wurde Versailles sowohl innen als auch außen stark
verändert. Der Bau des Theaters Royal Opera wurde abgeschlossen.
Ludwig XVI. heiratete 1770 auf Schloss Versailles die
Erzherzogin von Österreich Marie-Antoinette. Er übernahm die Regierung am Rande
des finanziellen Ruins Frankreichs. In dieser Not rief er 1789 zum ersten Mal
seit 175 Jahren wieder die Generalstände ein, um die Steuern zu erhöhen. Die
Versammlung der Generalstände verlief nicht nach seinen Vorstellungen (siehe
„Generalstände“ im vierten Bericht). 1791 musste er der Umwandlung in eine
konstitutionelle Monarchie zustimmen, mit dem Nationalkonvent als
parlamentarische Versammlung. Der setzte ihn ein Jahr später ab und verurteilte
den König 1793 zum Tode durch die Guillotine.
Am
5. Oktober 1789 stürmten bewaffnete Zivilisten und Soldaten das Schloss
und zwangen den König und seine Familie, das Schloss zu verlassen und nach Paris umzuziehen. Das Schloss
wurde geplündert und stand dann weitgehend leer.
Napoleon I. Bonaparte (1769 – 1821) residierte kurzzeitig im Grand Trianon (eines der Schlösser im Park) und wollte Versailles zur kaiserlichen Residenz ausbauen, was er aber nicht mehr in Angriff nehmen konnte.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss Versailles zu einem Museum.
Für
Deutschland und Frankreich
war Versailles zweimal ein bedeutender Ort. Nach dem Sieg Deutschlands im
Deutsch-Französischen Krieg wurde hier am 18. Januar 1871 das Deutsche Reich
gegründet und König Wilhelm I. von Preußen wurde zum deutschen Kaiser ausgerufen.
Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg musste Deutschland 1919 im Spiegelsaal den
Friedensvertrag unterzeichnen, eine Vergeltung für 1871.
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