Leba/Leba
bis Jastrzebia Gora/Habichtsberg und Hel/Hela
Leba/Leba – Nowecin/Neuhof - Sarbsk/Sarsen – Osetnik/Stilo – Lubiatowo/Lubtow - Bialogora/Wittenberg
– Debki/Dembeck –
Ostrowo/Ostrau - Jastrzebia Gora/Habichtsberg – Wladyslawowo/Großendorf
– Halbinsel Hel/Hela
Heute ist unser vorletzter Radtag.
Es ist der 17. Juni. Vor 71 Jahren, 1953, war der Volksaufstand in
Ostberlin und Ostdeutschland gegen die kommunistische SED-Regierung.
Wir fahren von Leba nach
Jastrzebia Gora, Habichtsberg. Den Jezioro Sarbsko/Sarsener See umradeln
wir am Südufer. Auch dieser See ist ein Strandsee, durch die Sandanlandungen
der Wasserströmung von der Ostsee abgetrennt. Wir fahren nicht den Küstenweg
über die Nehrung, zu sandig ist dort der Weg.
Es sind kleine Dörfer durch die
wir auf ruhigen Landstraßen und Waldwegen fahren. Bei Ostnik/Stilo
besuchen wir noch einen weiteren Leuchtturm, den Laterna morska Stilo. Der deutsche Name des Leuchtturms von
1804/1908 wurde von den Polen beibehalten. Das Besondere an dem Turm ist, dass
er nicht gemauert wurde, sondern aus verschraubten Stahlgussplatten besteht.
Wir hätten den Turm besichtigen können, wenn wir nicht in bzw. kurz vor der
Mittagspause angekommen wären. Die beginnt hier immer um 13 Uhr, wir waren 10
Minuten vorher an der Treppe und hätten die Stufen im Turm hinauf und wieder
herunter gut bis zur Mittagspause der Turm-Wächterin geschafft. Aber sie traute
uns das wohl nicht zu und so wurde es nichts mit der Aussicht auf die Ostsee.
Dabei hatte uns der Weg hinauf
auf den Hügel schon etwas Anstrengung abverlangt. Der Leuchtturm steht auf
einer mit Kiefern bewaldeten Düne und die Waldwege waren hier nur sandig. Also schieben, etwas steil den Berg hinauf. Hinunter waren wir etwas klüger und sind
den durch einen Bogen längeren, aber besser zu fahrenden Forstweg gefahren.
Die Sanddüne des Leuchtturms ist Teil der Grundmoränenlandschaft
an der Ostsee. Entstanden sind die Dünen nach dem Abschmelzen des
skandinavischen Gletschereises, als auch die Ostsee entstand, vor 12.000
Jahren.
In Lubiatowo/Lübtow war „Schichtwechsel“. Angelika und Andreas haben sich die heutige Tour geteilt und ab hier ist Angelika mit mir gefahren.
In Lubiatowo plant die polnische
Regierung seit 2021 den ersten Bau eines Atomkraftwerks in Polen.
Wir fahren durch einen ausgedehnten
Küstenwald. Lichter Kiefernwald mit grünem Boden, Heidelbeerbüsche
soweit man sehen kann. Und es waren blaue Beeren daran. Natürlich haben wir
angehalten.
Und hier haben wir auch nicht den
Längengrad übersehen, hier den 18. Längengrad Ost. Bei Bialogora/Wittenberg
verläuft die Linie zwischen den beiden Erdpolen. Stockholm ist in 502 Kilometer
Entfernung zu erreichen und Kapstadt ist 9870 Kilometer entfernt.
Bis 1910 waren die zwei Leuchttürme
in Betrieb. Der erste Leuchtturm Rozewie I stammt von 1822, 1875 kam der zweite
Leuchtturm Rozewie II hinzu. Die Leuchttürme sollten die Fahrt der Schiffe um
das Kap Rixhöft (Kap Rozewie) am nördlichsten Punkt von Pommern und heute von
Polen sichern.
Das Leuchtfeuer von Rozewie I wurde von den
Seeleuten oft mit dem Leuchtfeuer von Hela verwechselt und viele Schiffe liefen
dadurch auf Grund. Durch das zweite Leuchtfeuer konnte keine Verwechselung mehr
mit Leba erfolgen.
1910 wurde der alte Leuchtturm auf ein anderes Licht umgestellt und war nicht mehr mit Leba verwechselbar. Der zweite Leuchtturm konnte abgeschaltet werden, blieb aber stehen.
Rozewie II
Unsere letzte Radtour (18. Juni) war von Jastrzebia Gora nach Hel/Hela auf der gleichnamigen Halbinsel. Hier schieben wir die Räder nur noch auf die Fähre und schippern gemütlich durch die Danziger Bucht (Angelika und ich, Andreas muss das Auto auf dem Landweg nach Danzig bringen).
Die Halbinsel Hela war zum Ende des
2. Weltkriegs die letzte Möglichkeit für die
Evakuierung militärischer Einheiten, Verwundeter und Zivilflüchtlingen auf
dem Seeweg. Daher flohen bereits im März 1945 über 100.000 deutsche
Zivilisten nach Hela, im April kamen weitere 265.000 hinzu. Flüchtlinge und
Soldaten lagerten in den Wäldern und Dünen von Hela dicht zusammengedrängt. Wenn
man auf dem Radweg über die schmale Nehrung fährt, kann man sich das kaum
vorstellen. Laufende sowjetische Luftangriffe forderten zahlreiche
Todesopfer und erschwerten auch die Schiffstransporte. Trotzdem konnten
allein im Monat April 387.000 Menschen von Hela evakuiert werden.
Der Ort Hel/Hela liegt am Ende der Nehrung, mit einem Fischerei- und Fährhafen zu den Orten an der Danziger Bucht. Die Halbinsel ist schon seit über 700 Jahren besiedelt. Der Ort Hela geht auf die Gründung einer Kaufmannssiedlung Lübecker Kaufleute im 13. Jahrhundert zurück.
In Hel sehen wir den vorletzten Leuchtturm unserer Radtour. Es wird nur noch der Leuchtturm an der Einfahrt zum Danziger Hafen kommen. Angelika ist in dem Latarnia morska Hel hochgestiegen. Ich war bei meiner vorherigen Radtour auf der Plattform und habe mir diesmal das Treppensteigen erspart.
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Leuchtturm Hel |
Mit der Fähre fahren wir durch die Danziger Bucht. Vorbei an den Städten Gdynia/Gdingen und Sopot/Zopot.
Bei Danzig mündet die
Weichsel in die Danziger Bucht der Ostsee. Im Nordwesten wird die Bucht von der
Halbinsel Hel teilweise umschlossen. Dieser Teil der Danziger Bucht ist die Putziger
Wiek (polnisch Zatoka Pucka). Der Name geht auf die Küstenstadt Putzig
(polnisch Puck) zurück (Wiek bezeichnet eine flache Bucht innerhalb eines
Boddens oder einer Bucht).
Im Osten wird die Küstenlinie der Danziger Bucht durch die Frische Nehrung gebildet, die das Frische Haff von der Danziger Bucht trennt. Die Frische Nehrung ist doppelt so lang wie die Halbinsel Hel. Durch die Frische Nehrung und das Frische Haff verläuft die Grenze zwischen Polen und Russland. Nach dem 2. Weltkrieg kamen die deutschen Gebiete Pommern und Teile Ostpreußens zu Polen. Den nördlichen Teil von Ostpreußen mit Königberg verleibte sich Russland ein.
Puck/Putzig
Puck/Putzig war und ist noch eine
Hochburg der Kultur der Kaschuben.1308 kam Putzig zum Deutschordensstaat
(Staat des Deutschen Ordens) und erhielt 1348 vom Deutschen Orden das
Stadtrecht.
Interessant ist die Geschichte
von Schloss Rutzau in Puck. Ein von
Friedrich August Stüler entworfenes Schloss, das Gustav von Below 1840 - 1845
auf dem Rittergut in Rutzau (Rucewo) bauen ließ, das seine Familie 1837
erworben hatte.
Sobieski besiegte 1683 in
der Schlacht bei Wien mit polnischen und deutschen Truppen die
einfallenden Osmanen. Die Schlacht war der Beginn des Großen Türkenkriegs,
der 1697 beendet wurde. Der entscheidende Sieg, der zum Ende des Großen
Türkenkrieges führte, war die Schlacht an der Theiß, die Prinz Eugen von
Savoyen als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen gewann.
Dreistadt Gdynia, Sopot und Gdansk
Die Städte Gdynia (Gdingen), Sopot (Zopot) und Gdansk (Danzig) bilden eine sog. Dreistadt mit über 750.000 Einwohnern.
Gydnia/Gdingen
1920
lebten in Gdingen nur etwas
über 1000 Menschen. Den Aufschwung nahm die Region durch den Ausbau des Hafens
1920 bis 1936 durch Polen nach der Festlegung des Polnischen Korridors nach dem 1. Weltkrieg, der Polen einen
Zugang zum Meer sichern sollte (Zweite Republik Polen).
Ab
1939 hieß die Stadt Gotenhafen und war wichtiger
deutscher Marinestützpunkt. Zum Ende des 2. Weltkriegs zogen viele Flüchtlinge zu
den Ostsee-Häfen in der Hoffnung, von dort mit Schiffen vor den sowjetischen
Truppen fliehen zu können. Doch der Oberbefehlshaber der Marine, Karl
Dönitz, gewährte für Flüchtlinge nur 20 % des Frachtraums, je
40 % dienten dem Abtransport von Kriegsgerät und Verwundeten. Erst am 9.
April erhöhte er den Anteil für Flüchtlinge im Frachtraum auf 40 %, nicht
etwa zu Lasten des Kriegsgeräts, sondern zu Lasten der Verwundeten.
Von Gotenhafen lief die Wilhelm Gustloff mit Flüchtlingen an Bord aus, die
vor Stolpmünde von einem russischen Torpedo versenkt wurde.
Sopot (Zopot)
Als Folge des 1. Weltkriegs wurde der Freistaat Danzig durch den Versailler Vertrag begründet, mit eigener autonomer Verwaltung unter Regie eines vom Völkerbund ernannten Hochkommissars. Außenpolitisch wurde der Freistaat von Polen vertreten, er gehörte zum polnischen Zollgebiet und der Hafen war durch Polen frei nutzbar. Die Post war polnisch. 97 % der Einwohner des Freistaates waren aber Deutsche.
In Sopot wurde Klaus Kinski als Klaus Günter Nakszynski geboren.
Erwähnenswert ist das Grand Hotel von 1927, als Kasinohotel gebaut.
Nachdem wir die Küstenlinie von Sopot passiert haben, kommt der Danziger Leuchtturm (Mole Ost) an der Spitze der Westernplatte und das Denkmal in Sicht.