Bergwandern in Berlin


August 2017


Bergwandern in Berlin, das geht auch. Nicht so hohe Berge wie auf Teneriffa, aber mit guter Aussicht über Berlin. Wir haben sie bestiegen. Drei Berge im Grunewald: Drachenberg, Teufelsberg und Karlsberg.
Gewandert sind wir entsprechend der Touren-Beschreibung in dem Wanderbuch "Auf Försters Wegen". Es enthält viele gut wanderbare Routen in den Berliner Forsten.

Der Drachenberg und der Teufelsberg sind nach dem Zweiten Weltkrieg aus Trümmerschutt entstanden. An manchen Stellen des Abhangs wird das sichtbar, die alten Trümmerteile kommen wieder zum Vorschein. Der Karlsberg ist ein Endmoränenhügel aus der letzten Eiszeit (vor 110.000 Jahren bis vor 10.000 Jahren).

Oben auf dem Drachenberg ist eine flache Wiese mit vielen Pflanzen und Blumen, von der man eine wunderschöne Sicht auf Berlin, das Messegelände mit dem Funkturm und das Olympiastadion hat. Reste von Feuerstellen weisen auf Picknick-Ausflüge hin. Und die ebene Kuppe eignet sich, wie wir erleben konnten, auch als Übungsplatz für Drohnen.

Auf dem Teufelsberg ist die ehem. Abhörstation der Amerikaner zu besichtigen. Bis 1991 wurde von hier der Funkverkehr weit in den Osten hinein abgehört. Nach 1991 waren vorübergehend Flugsicherungsanlagen untergebracht. Seit 1999 steht alles leer. Die Gebäude sind immer noch ziemlich stabil. Nur an den Hüllen der Radar-Kuppeln nagt der Wind. In den Räumen haben sich viele Graffiti-Künstler verewigt, zum Teil mit schönen Bildern.

Unterhalb des Teufelsberg liegen der Teufelssee  mit FKK-Badestelle und das Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin.  Unser Weg ging daran vorbei, weiter durch den Grunewald Richtung Wannsee und Grunewaldturm, mit einem Umweg zum Friedhof im Grunewald.

Dieser Friedhof im Grunewald wurde um 1900 von der Forstverwaltung angelegt. Er war ein Selbstmörderfriedhof. Unter den Wasserleichen, die aus dem Wannsee geborgen wurden, waren viele von Selbstmördern. Die durften noch bis ins 19. Jh. nicht auf normalen Friedhöfen bestattet werden. Also musste die Forstverwaltung sich darum kümmern und bestattete sie in einer Waldlichtung. Das sprach sich herum, so dass auch Selbstmörder aus der weiteren Umgebung dort bestattet wurden.. 1920 kam der Friedhof in die Verwaltung des Bezirks, seit einiger Zeit ist er für Neubestattungen geschlossen. Auf dem Friedhof erinnern orthodoxe Kreuze an russische Kriegsgefangene des Ersten Weltkriegs, die sich als Anhänger des Zaren nach dem Sieg der Bolschewiki selbst getötet hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ums Leben gekommene Zivilisten, die vorher in verschiedenen Berliner Parks provisorisch begraben wurden, auf den Waldfriedhof im Grunewald umgebettet.

Vor dem Grunewaldturm erreicht der Wanderweg die Halbinsel Schildhorn. Hier steht ein Denkmal zur Erinnerung an den Slawenfürsten Jacza von Köpenick. Der soll vor Albrecht der Bär durch die Havel geflohen sein (1157, im Gründungsjahr der Mark Brandenburg). Am Havelufer soll er sein Schild an einen Baum gehängt haben - daher der Name Schildhorn - und aus Dankbarkeit für seine Rettung zum Christentum übergetreten sein, so die Sage.

Der Grunewaldturm steht auf dem dritten Berg unserer Wanderung, dem Karlsberg. 1899 wurde er als Aussichtsturm eröffnet, gebaut vom Landkreis Teltow (der Wannsee gehörte damals noch nicht zu Berlin, erst 1920 erhielt Berlin durch Eingemeindungen seine jetzige Größe). Nicht weit davor liegt das Restaurantschiff "Alte Liebe" am Ufer des Wannsee. Bestens für eine Pause und mehr - köstliche Fischgerichte - geeignet.

Drei Berge in Berlin - eine sehr schöne Tageswanderung.

Die Bilder zu dem Bericht:
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