Radtour Berlin - Göttingen
30. März - 1. April 2016
Über den Harz und durch vier Bundesländer.
Von Berlin nach Wörlitz und
Dessau. Elbe-Fähre bei Coswig. Weiter nach Halberstadt und dann durch den Harz,
an der Oder-Talsperre vorbei. Nach Gieboldehausen im Eichsfeld und dann nach
Göttingen.
Mit Informationen und Geschichte zu den Orten. Zum Beispiel über die Hakeburg, den Beelitzer Spargel, Quedlinburg, die Gierseilfähre über die Elbe und vieles mehr.
Fahrt in drei Tagestouren:
1. Tagestour: Berlin nach Dessau (130 km),
2. Tagestour: Dessau nach Halberstadt (113 km)
3. Tagestour: Halberstadt nach Göttingen (129 km)
Der Anlass der
E-Bike-Radtour durch vier Bundesländer und quer durch den Harz war der 80. Geburtstag meiner Schwägerin Inge in Göttingen. Der Grund aber war, dass es
eine Vorbereitung auf eine längere und bergigere Reise sein sollte (die Radtour
nach Verona).
Bei meinen Reisen interessieren mich auch die Orte und die
Geschichte der Regionen, durch die ich fahre. Darum ist dieser Reisebericht
etwas umfangreicher. Die Beschreibungen der Orte und die Darstellung der
Geschichte stammen aus Wikipedia-Artikeln im Internet (ohne Zitierung im Einzelnen). Ich habe sie zur
Vorbereitung auf die Reise gelesen und, da ich mir nicht alles merken kann,
das, was mich interessierte, aufgeschrieben. Und vielleicht interessiert es
auch nicht nur mich.
Grundlage der
Strecken-Auswahl waren Fahrradrouten aus dem Internet (gps Göttingen-Berlin)
und der App outdooractive ( geo
Köln-Berlin), die aber zum Teil schwierige Wegeführungen hatten, so dass
Überarbeitungen auf der Grundlage von ADVC-Radfahrkarten notwendig
waren und zum Teil sehr abweichende Streckenführungen brachten.
Neben der
gewählten Streckenführung hatte ich mir auch Routen über Potsdam und vorbei am
Schwielowsee, durch den Fläming über Belzig sowie über Zerbst und Barby statt
über Dessau angesehen.
1. Tagestour Berlin bis Dessau
Mittwoch, 30. März 2016
Die Strecke:
Lichterfelde-West -
Stahnsdorf - Saarmund - Seddiner See - Beelitz - Treuenbriezen - Lobbese -
Boßdorf - Kerzendorf - Berkau - Strauch - Möllensdorf - Coswig (Elbe-Fähre) -
Wörlitz - Dessau.
Übernachtung: Hotel 7 Säulen in Dessau
Start morgens
in Lichterfelde-West bei Regen, der bis zum späten Nachmittag anhielt; mit
Regenanorak und Regenhose über der Radlerhose. Radweg an der B 1 bis
Zehlendorf.
Die B 1, bis 1945 Reichsstraße 1, entwickelte
sich aus den alten Handelsstraßen „Hellweg“ und „Via Regia“- von West (Santiago
de Compostela) nach Ost (Kiew bzw. Moskau). Im Heiligen Römischen Reich war es
ein Handelsweg unter königlichem Schutz (1252 erstmals erwähnt).
Über Machnower Straße
und Zehlendorfer Damm nach Klein Machnow in Brandenburg. Über den Teltow-Kanal, die
Machnower Schleuse in Sichtweite, nach Stahnsdorf. Unter der BAB
Berliner Ring hindurch bis Tremsdorf. Von dort Richtung Süd-West am Seddiner
See vorbei bis Seddin (bekannt durch den Golfplatz). Alles gute
Straßen, bis auf einen kurzen Abschnitt am See.
Klein
Machnow und der Teltowkanal
ist eine Gemeinde südlich des Berliner Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Durch
den Stadtteil fließt der Bäke-Bach. Die Bäke entspringt am
Fichtenberg im Stadtteil Steglitz, östlich des Botanischen Gartens, mitten in
Berlin. Der Bach wird heute unterirdisch Richtung Teltow-Kanal geführt, fließt
durch den Bäke-Park (gar nicht weit von uns entfernt, im Bäke-Café waren wir
schon oft) in den Teltow-Kanal. Der Teltow-Kanal ist in dem
Bachbett der Bäke angelegt worden, die früher auch Telte hieß, wovon die
Bezeichnung Teltow-Kanal abgeleitet ist. Gebaut wurde der Teltow-Kanal ab 1900,
in Betrieb genommen 1906. Die Frachtkähne mussten zur Schonung der Ufer mit
elektrischen Treidellokomotiven gezogen werden (das war schon modern, früher
wurden die Kähne von Pferden gezogen, auch von Menschen). Eine der Lokomotiven
steht als Denkmal an der Brücke der Drakestraße über den Teltow-Kanal. Zum
Kanal gehört die ebenfalls 1906 eröffnete, heute Denkmal geschützte, Schleuse
in Klein Machnow.
Die Hakeburg
Der Übergang über die Bäke wurde im Mittelalter durch verschiedene Burgen gesichert. Erwähnt wurde der Ort erstmals im Landbuch Karl IV. von 1375 (auch Landbuch der Mark Brandenburg, statistische Erfassung der Dörfer und Einnahmen des Markgrafen). Die letzte der nicht mehr erhaltenen Burgen gehörte den Rittern von Hake, die Hakeburg. Das zugehörige Rittergut blieb bis zu Beginn des 20. Jh. im Besitz der Familie Hake. 1908 wurde nördlich des Machnower Sees die Neue Hakeburg, ein Herrenhaus in einem 50 Hektar großen Gelände, gebaut. 1937 wurde das Haus aus Geldnot verkauft. Die Nachfolgen der Ritter hatten über ihre – reichen – Verhältnisse gelebt. Der NS-Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge griff zu und errichtete in der Villa seine Dienstwohnung und seine Privatwohnung ein. Auf dem Gelände wurde die Reichspostforschungsanstalt angesiedelt. Erforscht wurden u.a. fernsehgestützte Steuerungen von Raketen, Infrarotsichtgeräte, Abhörtechniken und Geheimcodes und, damals schon, Breitbandkabel.
Der Übergang über die Bäke wurde im Mittelalter durch verschiedene Burgen gesichert. Erwähnt wurde der Ort erstmals im Landbuch Karl IV. von 1375 (auch Landbuch der Mark Brandenburg, statistische Erfassung der Dörfer und Einnahmen des Markgrafen). Die letzte der nicht mehr erhaltenen Burgen gehörte den Rittern von Hake, die Hakeburg. Das zugehörige Rittergut blieb bis zu Beginn des 20. Jh. im Besitz der Familie Hake. 1908 wurde nördlich des Machnower Sees die Neue Hakeburg, ein Herrenhaus in einem 50 Hektar großen Gelände, gebaut. 1937 wurde das Haus aus Geldnot verkauft. Die Nachfolgen der Ritter hatten über ihre – reichen – Verhältnisse gelebt. Der NS-Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge griff zu und errichtete in der Villa seine Dienstwohnung und seine Privatwohnung ein. Auf dem Gelände wurde die Reichspostforschungsanstalt angesiedelt. Erforscht wurden u.a. fernsehgestützte Steuerungen von Raketen, Infrarotsichtgeräte, Abhörtechniken und Geheimcodes und, damals schon, Breitbandkabel.
Nach dem Weltkrieg übernahm die SED die Immobilie und richtete die
Parteihochschule Karl-Marx ein. Nach weiteren anderen Nutzungen war das
Herrenhaus vor der Wiedervereinigung Gästehaus der DDR-Regierung, in dem
u.a. Michail Gorbatschow, Fidel Castro und Nikita Chruschtschow
übernachteten.
Die Sommerfeld Siedlung und die Rückgabe von Alteigentum
927 erwarb der Bauunternehmer Adolf Sommerfeld 100 Hektar des Gutes Hakeburg in Klein Machnow und begann mit der Erschließung der Sommerfeld-Siedlung. Zuvor hatte er in Berlin-Zehlendorf mit den Architekten Walter Gropius und Bruno Taut (die auch für die GSW gearbeitet haben, aber das war lange vor meiner Zeit) verschiedene Siedlungen errichtet, u.a. die Waldsiedlung Onkel Tom. 1933 musste Sommerfeld als Jude emigrieren. Über die Eigentumsverhältnisse von rd. 1000 Grundstücken wurde/wird nach der Wiedervereinigung gestritten, es ist einer der größten vermögensrechtlichen Auseinandersetzungen (Prinzip Rückgabe vor Entschädigung, Auseinandersetzung der „DDR“-Mieter und der Alteigentümer, Rückübertragung jüdischen Eigentums).
927 erwarb der Bauunternehmer Adolf Sommerfeld 100 Hektar des Gutes Hakeburg in Klein Machnow und begann mit der Erschließung der Sommerfeld-Siedlung. Zuvor hatte er in Berlin-Zehlendorf mit den Architekten Walter Gropius und Bruno Taut (die auch für die GSW gearbeitet haben, aber das war lange vor meiner Zeit) verschiedene Siedlungen errichtet, u.a. die Waldsiedlung Onkel Tom. 1933 musste Sommerfeld als Jude emigrieren. Über die Eigentumsverhältnisse von rd. 1000 Grundstücken wurde/wird nach der Wiedervereinigung gestritten, es ist einer der größten vermögensrechtlichen Auseinandersetzungen (Prinzip Rückgabe vor Entschädigung, Auseinandersetzung der „DDR“-Mieter und der Alteigentümer, Rückübertragung jüdischen Eigentums).
Künstler-Villen
Klein Machnow war vor dem Krieg mit seinen vielen Villen beliebter Wohnort am Rande Berlins. Kurt Weil, Komponist der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht, wohnte hier, Adolf Grimme (nach ihm ist der Adolf-Grimme-Preis benannt), Arnold Schönberg (entwickelte die Zwölftonmusik).
Klein Machnow war vor dem Krieg mit seinen vielen Villen beliebter Wohnort am Rande Berlins. Kurt Weil, Komponist der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht, wohnte hier, Adolf Grimme (nach ihm ist der Adolf-Grimme-Preis benannt), Arnold Schönberg (entwickelte die Zwölftonmusik).
Ehem. Grenzgebiet
In der Gemeinde war die ehemalige Grenzübergangsstelle Drewitz. Inzwischen ist dort das Gewerbegebiet Europarc Dreilinden entstanden, u.a. mit der eBay-Zentrale.
In der Gemeinde war die ehemalige Grenzübergangsstelle Drewitz. Inzwischen ist dort das Gewerbegebiet Europarc Dreilinden entstanden, u.a. mit der eBay-Zentrale.
Stahnsdorf - Friedhof für Berlin
Gemeinde
südlich von Klein Machnow.
Zum Ende des 19. Jh. zeichnete sich durch das
Bevölkerungswachstum in Berlin eine Verknappung an Begräbnisplätzen ab. Der
Berliner Stadtsynodalverband erwarb darum 1909 in Stahnsdorf, außerhalb
des Stadtgebietes, eine größere Fläche für die Neuanlage eines Friedhofs
für den Südwesten Berlins. Die S-Bahn wurde bis zum Friedhof
verlängert (heute nicht mehr in Betrieb). Die ersten Beerdigungen erfolgten
1909. Die Friedhofskapelle wurde nach dem Vorbild der norwegischen Stabkirche
Kirche Wang in Schlesien ganz aus Holz gebaut. Der Friedhof ist mit einer
Gesamtfläche von über 200 Hektar der zweitgrößte Friedhof Deutschlands, nach
dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg.
Neben Neubelegungen wurden im 3. Reich auch
Umbettungen einschließlich Grabsteinen und Mausoleen von Berliner Friedhöfen
vorgenommen, die auf der Nord-Süd-Achse der „Welthauptstadt Germania“ lagen.
Zahlreiche Berliner Prominente sind so mit ihren Gräbern nach Stahnsdorf
gekommen.
Die Friedhofsführungen sind recht interessant,
meine Frau und ich haben sie schon mitgemacht.
Beelitzer Spargel
Beelitz ist der
Mittelpunkt des brandenburgischen Spargelanbaugebietes.
Die drei größten
Anbaugebiete in Deutschland sind Beelitz, Nienburg/Weser und Schwetzingen,
insgesamt 24.000 Hektar. Der meiste
Spargel wird in Niedersachsen angebaut, gefolgt von Nordrhein-Westfahlen,
Brandenburg, Bayern, Hessen, Baden-Württemberg.
In Beelitz hat der Bauer Wilhelm Herrmann
1861 das erste Spargelfeld angelegt. Noch älter ist die Spargel-Tradition
in Schwetzingen. Bereits vor 350
Jahren ließ der Pfälzer Kurfürst Karl Ludwig den ersten Spargel in seinem
Jagdschloss in Schwetzingen anbauen.
Den Griechen war der Spargel als Medizin
bekannt. Schon Hippokrates (um 370 v.Chr., er gilt als Begründer der
Medizin als Wissenschaft) erwähnte ihn. Von den Römern wurde er als Gemüse kultiviert. Eine Anleitung zum Anbau von
Spargel im Garten ist aus der Zeit um 150 v.Chr. überliefert.
Zu Anfang wurde der
Spargel als Grünspargel angebaut, erst später wurde der weiße Bleichspargel in
Deutschland bevorzugt.
Weiter auf dem Radweg (meistens) entlang der B
2, vorbei am Spargelhof Jakobs , durch den Ort Beelitz, bis Treuenbriezen.
Mittagspause. Die Spargelfelder entlang der Straße sahen von weitem aus
wie Seen. Sie waren mit Folie abgedeckt, damit der erste
Spargel früh geerntet werden kann.
Ein kleines Stück weiter auf dem B 2–Radweg bis Marzahn. Von jetzt auf Landstraßen über die Dörfer. Der Regen hatte aufgehört, am späten Nachmittag zeigte sich dann sogar ein wenig die Sonne. Aber, kräftiger Wind von vorn. Und dann noch ansteigende Landstraße und grobes Kopfsteinpflaster nach dem Verlassen der B 2. Hier ist der Wiederaufbau Ost nicht angekommen, dachte ich. Aber es war nur eine kurze Schiebe-Strecke (das Pflaster war so holprig, dass auch ein E-Bike nicht darüber hinweg kam), dann waren die Wege wieder in Ordnung. Aber der Wind blieb. Nach Straach führte der Weg weitgehend durch Wald. Mit gutem Wildschwein-Bestand, wie man an der aufgewühlten Erde neben der Straße sehen konnte (wie im Grunewald in Berlin).
Unweit von Coswig ist Wittenberg. Eine Steinsäule am Weg nach Coswig kennzeichnet den Luthersteig bei Möllensdorf mit der Entfernungsangabe 10 km bis Wittenberg. Es muss wohl ein historischer Weg sein, den Luther gegangen ist. Leider habe ich im Internet nichts darüber gefunden.
Ein kleines Stück weiter auf dem B 2–Radweg bis Marzahn. Von jetzt auf Landstraßen über die Dörfer. Der Regen hatte aufgehört, am späten Nachmittag zeigte sich dann sogar ein wenig die Sonne. Aber, kräftiger Wind von vorn. Und dann noch ansteigende Landstraße und grobes Kopfsteinpflaster nach dem Verlassen der B 2. Hier ist der Wiederaufbau Ost nicht angekommen, dachte ich. Aber es war nur eine kurze Schiebe-Strecke (das Pflaster war so holprig, dass auch ein E-Bike nicht darüber hinweg kam), dann waren die Wege wieder in Ordnung. Aber der Wind blieb. Nach Straach führte der Weg weitgehend durch Wald. Mit gutem Wildschwein-Bestand, wie man an der aufgewühlten Erde neben der Straße sehen konnte (wie im Grunewald in Berlin).
Unweit von Coswig ist Wittenberg. Eine Steinsäule am Weg nach Coswig kennzeichnet den Luthersteig bei Möllensdorf mit der Entfernungsangabe 10 km bis Wittenberg. Es muss wohl ein historischer Weg sein, den Luther gegangen ist. Leider habe ich im Internet nichts darüber gefunden.
Die Lutherstadt Wittenberg
Seit 1938 kann sich Wittenberg "Lutherstadt Wittenberg" nennen. Hier in Wittenberg hat Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen
an der Schlosskirche verkündete. Er studierte von 1508 bis 1509 in Wittenberg
Theologie und war dann wieder ab 1511 in Wittenberg. 1512 wurde er zum Doctor Theologiae" promoviert und
übernahm einen Lehrstuhl für Bibelauslegung.
Auch Lucas Cranach der Ältere, Maler der Renaissance, lebte als Hofmaler in der Stadt. Ab 1518 lehrte auch Philipp Melanchton (Weggefährte Luthers) an der Universität.
Angezogen wurden sie durch die Universität, die Friedrich III, der Weise, Kurfürst von Sachsen, 1502 in seiner Residenzstadt Wittenberg errichtete. Es war die erste Universität im Deutschen Reich, die nicht von der Kirche, sondern von einem Landesherrn gegründet wurde.
Auch Lucas Cranach der Ältere, Maler der Renaissance, lebte als Hofmaler in der Stadt. Ab 1518 lehrte auch Philipp Melanchton (Weggefährte Luthers) an der Universität.
Angezogen wurden sie durch die Universität, die Friedrich III, der Weise, Kurfürst von Sachsen, 1502 in seiner Residenzstadt Wittenberg errichtete. Es war die erste Universität im Deutschen Reich, die nicht von der Kirche, sondern von einem Landesherrn gegründet wurde.
In Coswig mit der Fähre über die Elbe.
Eine Gierseilfähre über die Elbe
Die Fähre braucht keine Motorkraft sondern nutzt den Druck des anströmenden Wassers. Sie hängt an einem langen Drahtseil, das sich kurz vor der Fähre aufteilt und an Bug und Heck befestigt ist. Durch Änderung der Seillänge an Bug oder Heck verändert sich der Anstellwinkel der Fähre zur Strömung und das Wasser drückt die Fähre an das andere Ufer. Da das Seil in Ufernähe verankert ist, bleibt die Fahrrinne für die Schifffahrt frei.
Eingesetzt werden solche Fährtypen auf der Elbe und der Weser. Erfunden wurde die Gierseilfähre (von gieren – drehen) von einem Niederländer (Hendrick Heuck) im Jahr 1657.
Coswig in Sachsen-Anhalt -
von Jever in Niedersachsen finanziert
von Jever in Niedersachsen finanziert
Erwähnenswert ist das Schloss der Fürsten von Anhalt-Zerbst.
Erbaut wurde es ab 1670 mit Mitteln aus einer Sondersteuer aus Jever, das
damals zu Anhalt-Zerbst gehörte. Später als Witwensitz genutzt. Mit dem Tod
der letzten Fürstenwitwe des Hauses Anhalt-Zerbst endete die Nutzung als
Schloss Nach Zwischennutzungen u.a. als Gefängnis (bis 1957) wurde das
Schloss von einer italienischen Unternehmerin gekauft und soll künftig kulturellen Zwecken dienen.
Am Wörlitzer
Park vorbei nach Vockerode und dann zum Tagesziel Dessau.
Vockerode hatte das erste HGÜ-Kabel
Ein Ort an der Elbe, zwischen Wörlitz und Dessau. Hier wurde 1940 ein
Braunkohlekraftwerk errichtet und nach Berlin das erste deutsche HGÜ-Kabel verlegt, das aber nie in Betrieb genommen
wurde.
HGÜ:
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung. Bei großen Distanzen hat
die HGÜ weniger Übertragungsverluste als die übliche Wechselstrom-Übertragung.
Nachteil ist ein höherer technischer Aufwand. Das Desertee-Projekt -
Stromübertragung von Skolarkraftwerken in der Wüste - wird mit einer HGÜ
geplant. Offshore-Windparks haben meist eine HGÜ.
Nach
dem Krieg wurden die Kraftwerks-Anlagen und die HGÜ-Leitung als
Reparationsleistung in die Sowjetunion transportiert. Wiederaufbau des
Kraftwerks nach 1953, Stilllegung 1994.
Der "Alte Dessauer" und das Gartenreich
Mit Dessau verbindet man den „Alten Dessauer“
und das Dessau-Wörlitzer Gartenreich.
Der
"Alte Dessauer" war Leopold I, Fürst von Anhalt-Dessau
(1676 – 1747). Er wurde mit 17 Jahren wie sein Vater Befehlshaber
des brandenburgischen Regiments Anhalt, später auch Generalfeldmarschall und
Vertrauter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. Er trug wesentlich
zum Aufbau Preußens als Militärmacht bei. Nach der Thronübernahme durch
Friedrich den Großen (König in Preußen, später König von Preußen. Siehe: Geschichte
Preußens im Reisebericht Ostsee-Radreise nach Danzig) unterstützte er diesen in
seinen schlesischen Kriegen, kam aber mit dem jungen König nicht zurecht und
zog sich nach Dessau zurück.
Leopold
I heiratete entgegen den Gepflogenheiten und gegen den Widerstand seiner Mutter
seine Jugendliebe, die bürgerliche Tochter des Dessauer Hofapothekers, die –
damit sie dann „standesgemäß“ wurde - mit der Heirat zur Reichsgräfin
erhoben wurde. Leopold I war zwar nur selten in Dessau, sanierte aber das
überschuldet übernommene Fürstentum. Er kaufte, auch mit Druck, die
Güter der Adligen in seinem Fürstentum auf und bewirtschaftete sie selber. Zur
Erhöhung der Einnahmen führte er die Akzise,
eine Art Verbrauchssteuer bzw. ein Binnenzoll auf Lebensmittel, ein, die an
den Stadtmauern kassiert wurde.
Seine
Mutter war niederländische Prinzessin aus dem Haus Nassau-Oranien. Auf sie geht
das Dorf Oranienbaum (früher Nischwitz) bei Wörlitz zurück, in
dem sie das Schloss Oranienbaum bauen ließ. Ähnlich ist es mit Oranienburg (früher
Bötzow) nördlich von Berlin; die Schwester der Mutter Leopold I heiratete
Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und ließ das Schloss Oranienburg
bauen.
Das Gartenreich
Dessau-Wörlitz geht auf Leopold III zurück, ein Enkel des „Alten
Dessauer“. Die Idee zu der Parkanlage brachte er von Reisen nach England mit.
Wie viele Adlige ging er in jungen Jahren auf Studienreise (Kavalierstour)
durch mehrere europäische Länder, darunter auch England. Die Gartenanlage
besteht aus mehreren Landschaftsparks nach englischem Vorbild. 142 km²
sind bis heute erhalten. Der zentrale Teil ist der Wörlitzer Park, 1769 – 1773
erschaffen und 1813 erweitert. Er liegt mit dem Schloss Wörlitz am Wörlitzer
See, einem Altarm der Elbe, östlich von Dessau gelegen.
An
eine Bootsfahrt unter den vielen Brücken hindurch während eines Ausflugs mit
Kollegen der Berliner Wohnungswirtschaft zusammen mit meiner Frau erinnere ich
mich noch gut.
Ein
anderer Landschaftspark besteht in Bad Muskau östlich und
westlich der Neiße (1815 – 1845 errichtet, ich habe ihn während meiner Radfahrt
nach Löwenberg in Schlesien angesehen) und in Branitz bei Cottbus (1845
– 1850 errichtet). Beide Parks wurden von Fürst Hermann von
Pückler-Muskau ebenfalls im Stil des englischen Landschaftsgartens angelegt.
Englische
Landschaftsgärten sind eine Abkehr von den französisch
geprägten Barockgärten mit ihren geometrischen Blumenbeeten, beschnittenen
Hecken und geraden Wegen. Die neuen Gärten sollten eine natürliche Landschaft
mit großen Rasenflächen widerspiegeln, durch die sich Wege und Bäche mit
natürlichem Lauf schlängeln. Weitere Landschaftsgärten sind der Englische
Garten in München und der Georgengarten in Hannover.
Das Bauhaus Dessau
Bekannt ist das Bauhaus Dessau. Vorgänger-Institut war die Kunstgewerbeschule in Weimar, ab 1919 unter Leitung von Walter Gropius. Aus politischen Gründen wurde es aufgelöst (dem NSDAP-Stadtrat passte die Architektur-Richtung nicht). Die Stadt Dessau holte daraufhin die Schule (ab 1919 Staatliches Bauhaus in Weimar) in ihre Stadt. Walter Gropius erhielt den Auftrag, das Bauhaus neu zu errichten, 1926 war es fertiggestellt. Möbel und Einbauten wurden von den eigenen Werkstätten entworfen und hergestellt. In der Nähe baute Gropius die Meisterhäuser für die Meister des Bauhauses, die Musterhäuser modernen Wohnens wurden. 1930 bis 1933 (Auflösung durch die NS-Regierung) leitete Ludwig Mies van der Rohe das Bauhaus.
Walter Gropius, in
Berlin war er u.a. an dem Bau des Hansa-Viertels im Rahmen der Internationalen
Bauausstellung 1957 beteiligt)
Gropius, van der Rohe und Le Corbusier gelten als die Begründer der modernen Architektur. Merkmale sind u.a. die kubischen Baukörper und Glas-Vorhangfassaden. Möbel wurden in geometrischen Formen entwickelt, typisch der Freischwinger-Stuhl.
Gropius
hat auch das Fagus-Werk (Schuhleistenfabrik) in Alfeld bei Hildesheim
entworfen, ein Stahlskelettbau mit einer Glasvorhängefassade.
2. Tagestour Dessau bis Halberstadt
Donnerstag, 31. März 2016
Die Strecke:
Dessau -Lödderitz -
Patzertz - Calbe - Brumby - Ünitz - Förderstedt - Atzendorf - Wolmirsleben
- Egeln - Kroppenstedt - Gröningen - Halberstadt.
Übernachtung : Hotel Halberstädter Hof in Halbrstadt
Am 2. Tag Start morgens in Dessau, an den
Meisterhäusern und dem Bauhaus vorbei. Ohne Regen. Aber es war kalt, grauer
Himmel und den ganzen Tag keine Sonne. Meist an großflächigen Ackerflächen
vorbei, etwas langweilig.
Durch Aken an der
Elbe nach Calbe an der Saale. Das Zeichen der Hanse-Mitgliedschaft, der Roland, steht gut erhalten am
Marktplatz. Aber sonst hat die Stadt viele verfallene Gebäude, kaputtes
Kopfsteinpflaster, selbst die große Kirche ist nur baulich gesichert. Hier hat
der Aufbau Ost nicht stattgefunden. Warum?
Ganz anders
war es in Egeln. Meist gut sanierte oder wiederhergestellte Gebäude.
Auch Kopfsteinpflaster, aber befahrbar. Gut erhalten ist die Wasserburg.
Für die Strecke
hinter Egeln empfiehlt die Fahrradkarte einen Umweg, da die direkt nach
Halberstadt führende B 27 keinen Fahrradweg hat. Aber, der Preis für die
Umfahrung war hoch. Über eine Stunde längere Fahrzeit mit Schiebestrecke über
holpriges Kopfsteinpflaster.
Calbe - Erster und einziger Niederschachtofen
In Calbe wurde
im 14. Jh. eine Schloss-Festung als Zweit- und
Sommerresidenz der Erzbischöfe von Magdeburg gebaut, die bis etwa 1680 genutzt
wurde. Sie ist nicht mehr erhalten. Am Ende des 2. Weltkriegs brannte sie aus
und wurde von der DDR abgetragen.
1950
wurde in Calbe das erste und einzige Niederschachtofen-Werk der
Welt errichtet, das aber 1968 wieder wegen Unrentabilität geschlossen wurde.
Der Niederschachtofen war – im Gegensatz zu den Hochöfen – nur 10 m hoch. Es
konnten geringwertige Erze mit Braunkohle und Briketts verhüttet werden, was in
Hochöfen nicht möglich ist.
Kloster Marienstuhl in Egeln
In Egeln war das Zisterzienserkloster Marienstuhl, 1259 gegründet, 1809 von Jerome Bonaparte, König von Westphalen, aufgelöst und verkauft. Heute sind die Gebäude mit Ausnahme der Kirche in privater Hand.
In Egeln war das Zisterzienserkloster Marienstuhl, 1259 gegründet, 1809 von Jerome Bonaparte, König von Westphalen, aufgelöst und verkauft. Heute sind die Gebäude mit Ausnahme der Kirche in privater Hand.
Eine Wasserburg zum
Schutz der Furt über die Bode wurde vom Domkapitel des Magdeburger Doms als
Schloss und Sommerresidenz umgebaut, eine von mehreren Residenzen (Calbe und
Sandau an der Elbe.
Der Weg von Calbe nach Egeln
führt nördlich an Staßfurt vorbei. Einen Abstecher in
die Stadt habe ich aus Zeitgründen ausfallen lassen. Ich wäre gern dorthin gefahren. Der Kalibergbau dort ist die Verbindung zu meinem Heimatort Giesen, in dem ebenfalls ein Kalischacht war..
Staßfurt - die Wiege des Kalibergbaus
Der Beginn des deutschen Kalibergbaus ist
in Staßfurt. Das interessiert mich natürlich, war doch in meiner Heimatgemeinde
Giesen auch ein Kalischacht (der evtl. wieder genutzt werden soll). Die
Kalischächte „v.d. Heydt“ und „v. Manteuffel“ in Staßfurt gelten als die ersten
Kalischächte der Welt.
Seit 1797 bestand in Staßfurt eine Saline. Ab 1839 wurde mit Bohrungen begonnen, um ein vermutetes Steinsalzvorkommen zu erschließen. Erst 1851 wurde mit dem Abteufen des ersten Schachtes begonnen. 1857 begann die Salzgewinnung.
Seit 1797 bestand in Staßfurt eine Saline. Ab 1839 wurde mit Bohrungen begonnen, um ein vermutetes Steinsalzvorkommen zu erschließen. Erst 1851 wurde mit dem Abteufen des ersten Schachtes begonnen. 1857 begann die Salzgewinnung.
Kali ist
ein Düngemittel, das bei Pflanzen den Stoffwechsel und das Wachstum
beschleunigt. Steinsalz ist Rohstoff für Kochsalz (70 % werden
aus Steinsalz, 30 % aus Meersalz gewonnen ). Kali und Steinsalz haben die
gleiche Entstehung durch die Austrocknung von Meersalzbecken, bei der
Kalkstein, Gips, Steinsalz und Kalisalz kristallisierten.
Das Deutsche Kalisyndikat
In der Kaliindustrie gab es sehr früh Preisabsprachen, wahrscheinlich wegen der hohen Gründungskosten der Bergwerke. 1890 wurde das erste "Deutsche Kalisyndikat" in Leopoldshall, heute zu Staßfurt gehörend, gegründet. Das Syndikat legte Preise, Löhne und Förderquoten fest und förderte den Export. Die größten Mitglieder waren die Wintershall AG (heute BASF-Tochter mit Firmensitz in Kassel, neben Kaliförderung jetzt hauptsächlich Erdöl- und Erdgasproduzent), Burbach-Kaliwerke AG (dazu gehörte auch den Kalischacht in Giesen bei Hildesheim, 1988/89 wurde die AG von der Wintershall AG übernommen).
In der Kaliindustrie gab es sehr früh Preisabsprachen, wahrscheinlich wegen der hohen Gründungskosten der Bergwerke. 1890 wurde das erste "Deutsche Kalisyndikat" in Leopoldshall, heute zu Staßfurt gehörend, gegründet. Das Syndikat legte Preise, Löhne und Förderquoten fest und förderte den Export. Die größten Mitglieder waren die Wintershall AG (heute BASF-Tochter mit Firmensitz in Kassel, neben Kaliförderung jetzt hauptsächlich Erdöl- und Erdgasproduzent), Burbach-Kaliwerke AG (dazu gehörte auch den Kalischacht in Giesen bei Hildesheim, 1988/89 wurde die AG von der Wintershall AG übernommen).
Bis
zum Ende des 1. Weltkriegs hatte Deutschland
das Weltmonopol für Kali. Durch die Abtretung von Elsass-Lothringen wurde
Frankreich neben Deutschland ein weiterer großer Kaliproduzent. 1919 wurden
alle deutschen Kaliproduzenten gesetzlich gezwungen, dem Kali-Syndikat
beizutreten. Es sollte der Export zu Schleuderpreisen unterbunden werden. 1926
bildeten Frankreich und Deutschland ein gemeinsames Kartell, das
Förderquoten im Verhältnis 30 zu 70 regelte. Durch die Weltwirtschaftskrise
zerfiel dieses Kartell. 1933 wurde das Reichskaligesetz erlassen,
mit dem alle Kalibergwerke zu einer gemeinsamen Vertriebsgesellschaft
zusammengeschlossen wurden. Das Reichswirtschaftsministerium hatte die
Oberaufsicht. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Syndikat durch die Alliierten
aufgelöst.
In der DDR war in Staßfurt das größte Fernsehgerätewerk, das aus der
Staßfurter Rundfunk GmbH (Marke: Imperial) hervorgegangen ist. Heute werden
hier Digitalfernseher hergestellt (TechniSat GmbH).
Ankunft in Halberstadt am
Abend bei Nieselregen. Von weitem sieht man schon die beiden Kirchtürme des Doms
und daneben die ungleich hohen Türme mit Verbindungsgang der Martinskirche. Kurzer Gang durch die Stadt. Beeindruckend
ist die Domplatte zwischen Liebfrauenkirche und Petershof im Osten und
dem Dom St. Stephanus und St. Sixtus im Westen. Viel größer und schöner als die
des Kölner Doms.
Die an den Dom neu gebaute Domschatzkammer passt aber
nicht zum Dom, wirkt wie ein Betonbunker. Das hätte man auch gegliederter, der
gotischen Kathedrale angepasster, bauen können. Genauso hat die Fachhochschule Harz (Standorte
in Halberstadt und Wernigerode, in Halberstadt ist der FB
Verwaltungswissenschaften, in Wernigerode u.a. Wirtschaftswissenschaften,
3.200 Studenten -2014-) an der Südseite des Domplatzes einen
modernen Verbindungsbau zwischen den historischen Gebäuden der Dompropstei und
des Domgymnasiums gebaut, der architektonisch trennt und nicht verbindet. Auch
dies hätte man besser gestalten können, ohne gleich nur eine angepasste Fassade
aufzubauen, wie das bei dem Berliner Schloss jetzt gemacht wird.
Viele gut erhaltene und
renovierte Fachwerkhäuser. Aber in den Randbereichen unsensible Neubauten neben
alten Fachwerkhäusern, die gar nicht zu der alten Bebauung passen.
Halberstadt
Halberstadt liegt am Ostrand der Magdeburger
Börde, eine Lössbörde mit ertragreicher Schwarzerde. Benachbart ist die
Hildesheimer Börde.
Lössbörden sind in der Eiszeit entstanden, als Teile
Norddeutschlands von Gletschern bedeckt waren. Fallwinde wehten Lössstaub aus
dem Vorland der Gletscher über hunderte von Kilometern und lagerten ihn im
Vorland der Mittelgebirge ab.
Von Karl dem Großen wurde ein
bestehender Missionsstützpunkt 804 zum Bischofssitz erhoben. Der Dom wurde 1491 nach 255 Jahren
Bauzeit geweiht. Bekannt ist der Halberstädter
Domschatz, ein Beispiel mittelalterlicher Sakralkunst. Die Domherrenkurie
ist heute das Städtische Museum. Der Petershof, ein ehem. Bischofspalast, ist
Sitz der Stadtverwaltung.
1326 schlossen sich die Städte Halberstadt, Quedlinburg und Aschersleben
für mehr als 150 Jahre zum Halberstädter
Städtebund zusammen. 1387 wurde Halberstadt Mitglied der Hanse. Das Symbol der Hanse,
der Roland, wurde 1433 aufgestellt. 1648 (Westfälischer Friede, Beendigung des
30-jährigen Krieges) wurde das Fürstbistum Halberstadt Bestandteil des
Kurfürstentums Brandenburg.
1750 war Johann Wilhelm Ludwig Gleim Domsekretär.
Sein Haus, das heute Literaturmuseum ist, wurde Zentrum der deutschen Aufklärung. Er korrespondierte mit über 400
Freunden und Bekannten, darunter Herder, Kloppstock, Seume, Moses Mendelssohn
und fast allen deutschsprachigen Dichtern. Etwa 10.000 seiner Briefe sind heute noch erhalten.
Die 1712 gestiftete Synagoge
wurde von den Nationalsozialisten zerstört. Gestiftet wurde die Synagoge von
dem in Halberstadt wohnenden Bankier Berend Lehmann, der dem sächsischen
Kurfürsten August der Starke den Erwerb der polnischen Königskrone finanzierte.
Mitte des 18. Jh. waren 10 % der Halberstadter Bürger Juden.
Halberstadt war lange Zeit Garnisonstadt (1623 bis 1994). Im 1. Weltkrieg
wurden Flugzeuge gebaut. 1935 entstand ein Zweigwerk der Dessauer Junkers-Flugzeugwerke.
1945 wurden 80 % der Innenstadt durch Fliegerbomben zerstört. Die noch
erhaltenen Fachwerkhäuser wurden
während der DDR-Zeit systematisch dem Verfall preisgegeben, um Platz für
sozialistische Bebauung (Platte) zu bekommen. Als ich nach der Wende im Kreis
der Dezernenten der Stadt Salzgitter in Halberstadt war, war das noch deutlich
zu sehen. Mehrere Straßen mit ihren Fachwerkhäusern waren abgesperrt und
entmietet worden. Nur dank der fehlenden Abriss-Kapazität standen die Häuser
noch. Als erste Notmaßnahme wurden mit Bundesmittel die Dächer erneuert, um den
Verfall zu stoppen. Etwa 450
Fachwerkhäuser sind in der historischen Altstadt noch erhalten. Ab 1995
erfolgte der Aufbau des neuen Stadtzentrums einschließlich Rathaus auf den
Grundmauern und in der Maßstäblichkeit des historischen Stadtkerns.
Im Jagdschloss Spiegelsberg ist das
älteste noch erhaltene Weinfass Deutschlands, angeblich auch der
Welt, mit 144.000 Litern Volumen, das 1594 in Gröningen gefertigte Gröninger Fass.
Fachwerkstadt Quedlinburg
Durch
Quedlinburg bin ich nicht gefahren, ich hatte die Strecke durch Halberstadt
gewählt, das nur wenige Kilometer nördlich von Quedlinburg liegt. Trotzdem will
ich den Ort erwähnen, weil er viel Interessantes hat.
Erhalten
geblieben sind rund 2.000 Fachwerkhäuser aus acht Jahrhunderten. Planungen der
DDR sahen in den 1960er Jahren den vollständigen Abriss der historischen
Altstadt vor, was aus Geldmangel scheiterte. Nach der Wende wurde die
Restaurierung konsequent begonnen.
Vom 10.
bis 12. Jh. war Quedlinburg Königspfalz.
Die Könige des Mittelalters regierten nicht von einer Hauptstadt oder Hauptburg aus. Sie zogen mit
Familie und Gefolge durch das Land, um die Kontrolle über die lokalen Herrscher
zu behalten. Sie regierten, indem sie durch das Land reisten. Stationen
waren die Königspfalzen, in denen der König und das Gefolge untergebracht und
versorgt wurden. Die Reisestrecken waren erstaunlich. So soll Kaiser Heinrich
IV. in einem Jahr (Jahr 1193) 4000 km kreuz und quer durch das Reich gereist
sein.
König
Heinrich I., Herzog von Sachsen und König des Ostfrankenreiches, wurde 936 in
der Pfalzkapelle auf dem Schlossberg (warum Schlossberg?) bestattet. Seine
Witwe ließ von beider Sohn, Otto I, auf dem Schlossberg ein Damenstift als Gemeinschaft
unverheirateter hochadliger Frauen gründen.
Damenstifte waren
religiöse Lebensgemeinschaften. Es wurde aber kein Ordensgelübde abgelegt. Das
Leben in den Stiften war freier als in Klöstern und die Stiftsdamen, auch
Chorfrauen oder Kanonissen genannt, konnten das Stift jederzeit verlassen.
997 wurde
die Stiftskirche St.Servatius
(häufig auch als Dom bezeichnet) als dreischiffige Basilika errichtet. Bekannt
ist der Quedlinburger Domschatz
mit wertvollen Reliquien und kostbar verzierten Evangelistaren
(Handschriften mit Abschnitten aus der Bibel für Lesungen im Gottesdienst).
Nach dem 2. Weltkrieg wurden Teile des Domschatzes illegal in die USA
gebracht. Der größte Teil konnte 1992 nach Deutschland zurückgeholt werden.
Quedlinburg
gehörte zum Halberstädter Dreierbund (s. dort) und war Mitglied der Hanse ab
1426.
Der
Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock wurde
1724 in Quedlinburg geboren (er hatte 16 Geschwister). Im Geburtshaus (von
1570) ist heute das Klopstock-Museum untergebracht. Klopstock war deutscher
Dichter, Anhänger des deutschen Nationalstaatgedankens und der Französischen
Revolution.
3. Tagestour Halberstadt bis Göttingen
Freitag, 1. April 2016
Die Strecke:
Halberstadt – Heimburg/Blankenburg – (Harz-Aufstieg)
– Elblingerode – Elend – Braunlage –
Odertalsperre – Bad Lauterberg – an Herzberg vorbei – Gieboldehausen – Ebergötzen
- Göttingen
Übernachtung: Hotel Park Inn in Göttingen
Entgegen der Radkarten-Empfehlung (Vermeiden wegen
zu starken Verkehrs) bin ich die B 81 aus Halberstadt hinausgefahren, auch ohne
Radweg war es völlig problemlos. Eine andere Route wäre auch wieder ein großer
Umweg gewesen.
Ich hatte mir eine Strecke über Heimburg, nördlich von Blankenburg, in den Harz nach Elblingerode ausgesucht, ziemlich
direkt und mit ordentlichen Anstiegen.
Aber es kam anders.
Nach den letzten Häusern von Heimburg kam ein ziemlich schlammiger Wiesenweg, zunächst hinab und dann hinauf. An Fahren war nicht zu denken. Also habe ich das Fahrrad geschoben. Nach dieser Strecke sollte ein befestigter Weg in den Harz führen. So hatte ich die Fahrradkarte interpretiert.
Doch, so war das nicht.
Der Wiesenweg führte auf einen ebenso schlammigen Waldweg. Und der sollte lt. Karte Steigungen von über 7 und 10 % haben; und das über 14 km. Das war nicht zu machen.
Also, zurück.
Auf dem Schlammweg nach Heimburg. Das Fahrrad und die Radlerhose waren „eingesaut“ (Die Fahrradhose habe ich in der Pause in Elend gewechselt. Das Fahrrad wollte ich vor der Bahnfahrt nach Berlin in Göttingen an der Tankstelle waschen. Das ging nicht, in Niedersachsen ist am Sonntag KFZ-Waschverbot). Von dort zurück nach Blankenburg und weiter auf der B 27 über Hüttenrode nach Elblingerode und weiter nach Elend.
Aber es kam anders.
Nach den letzten Häusern von Heimburg kam ein ziemlich schlammiger Wiesenweg, zunächst hinab und dann hinauf. An Fahren war nicht zu denken. Also habe ich das Fahrrad geschoben. Nach dieser Strecke sollte ein befestigter Weg in den Harz führen. So hatte ich die Fahrradkarte interpretiert.
Doch, so war das nicht.
Der Wiesenweg führte auf einen ebenso schlammigen Waldweg. Und der sollte lt. Karte Steigungen von über 7 und 10 % haben; und das über 14 km. Das war nicht zu machen.
Also, zurück.
Auf dem Schlammweg nach Heimburg. Das Fahrrad und die Radlerhose waren „eingesaut“ (Die Fahrradhose habe ich in der Pause in Elend gewechselt. Das Fahrrad wollte ich vor der Bahnfahrt nach Berlin in Göttingen an der Tankstelle waschen. Das ging nicht, in Niedersachsen ist am Sonntag KFZ-Waschverbot). Von dort zurück nach Blankenburg und weiter auf der B 27 über Hüttenrode nach Elblingerode und weiter nach Elend.
Zwischen Blankenburg und Elend war der Aufstieg in den Harz. Das bedeutet
kräftig treten, kleinster Gang und hohe E-Bike-Unterstützung. Trotzdem nur
10-Stunden-km. Bergabwärts war das Rad dann umso schneller. Es ging ins
Tal hinunter, aber dann wieder den Berg hinauf. Berg und Tal und Berg. Bei jeder „Schuss-Fahrt“ bergabwärts habe
ich mich gefragt, ist das jetzt die Harz-Abfahrt oder kommt wieder ein Berg?
Irgendwann nach Braunlage ging es dann
meist bergab.
In Elend habe ich den Fahrrad-Akku gewechselt. Die
Tagesstrecken von über 100 km mit Anstiegen sind nicht mit einer Batterie zu
schaffen. Darum hatte ich den Akku und das Ladegerät des Fahrrads meiner Frau
mitgenommen (beim Kauf ihres Fahrrads hatte ich darauf geachtet, dass das
Fahrrad den gleichen Bosch-Akku hat!).
Doch jetzt kam das Problem. Auf dem Straßenwegweiser stand 69 km bis Göttingen. Ich hatte aber nur noch 63 km Batterie-Kapazität. Trotz des Batterie-Wechsels. Warum eigentlich? Das konnte ja zum Schluss noch heiter, sprich anstrengend, werden. E-Bike treten ohne Akku ist anstrengender als bei einem normalen Fahrrad. Aber welch ein Wunder, die Reichweite wurde mit einem Mal immer länger. Hinter der Oder-Talsperre hat es der Akku auf 135 km Reichweite gebracht. Der Rad-Computer hatte eine niedrige Kapazität aufgrund der hohen Unterstützungsleistung vor dem Batteriewechsel ausgerechnet. Mit zunehmender Bergab-Fahrt wurde die Unterstützungsleistung immer geringer und die Reichweite länger. Das muss man aber erst einmal wissen, um keinen Schreck zu bekommen.
Es war also alles wieder in Ordnung. So bin ich sorgenfrei von Elend (noch in Sachsen-Anhalt) über Braunlage (in Niedersachsen) nach Bad Lauterberg und dann an der Odertalsperre immer neben und manchmal auf der B 27 stressfrei und locker bei schönstem Sonnenschein geradelt.
Blankenburg - ein blanker Fels
An der
Stelle des heutigen Schlosses wurde
im 12. Jh. eine Burg auf einem blanken
Kalkfelsen errichtet. Davon ist der Name abgeleitet.
Die
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg erhoben den Ort im 17. Jh. zu einem Nebensitz. Friederike
von Hannover, spätere Königin von Griechenland, wurde in Blankenburg
geboren.
Elend ist nicht elend
Elend liegt im
Oberharz direkt an der ehem.
innerdeutschen Grenze. Ende des 18. Jh. wurde eine Eisenhütte gegründet. Der Hochofen
wurde bereits 1818 wieder abgerissen.
Der Name kommt aus der althochdeutschen Sprache und bedeutet Ausland. Der Ort war früher von mehreren Klostergebieten umgeben, gehörte aber zu keinem. Woher man kam, man kam immer ins Ausland, außerhalb des Klostergebietes.
Aus dem Althochdeutschen stammt auch der Name Braunlage und bedeutete Fichtenwald. Das meinen jedenfalls die Harzer Heimatforscher.
Der Name kommt aus der althochdeutschen Sprache und bedeutet Ausland. Der Ort war früher von mehreren Klostergebieten umgeben, gehörte aber zu keinem. Woher man kam, man kam immer ins Ausland, außerhalb des Klostergebietes.
Aus dem Althochdeutschen stammt auch der Name Braunlage und bedeutete Fichtenwald. Das meinen jedenfalls die Harzer Heimatforscher.
Braunlage, ein Hüttendorf
Der Ort geht auf
ein Berg- und Hüttendorf (Eisenhütten - etwa ab 1518)
zurück. Erhalten ist noch die Faktorei (Handelsniederlassung) der Braunlager Eisen-hüttenwerke (von 1658). Es
ist jetzt das Hotel Altes Forsthaus. Eine Glashütte
bestand bis 1905.
Am benachbarten Wurmberg wurde Granit gebrochen.
1963 wurde
die Wurmbergseilbahn für den Wintersport
in Betrieb genommen. Die auf dem Gipfel stehende Wurmbergschanze wurde 2014 abgebrochen. Am Fuß des Wurmbergs
befindet sich jetzt die Brockenwegschanze.
Zwischen
den Ortsteilen von Braunlage (Braunlage, Hohegeiß, St. Andreasberg) befindet
sich das gemeindefreie Gebiet des
Harzes.
Gemeindefreie Gebiete gehören dem jeweiligen Land oder der Bundesrepublik. In Deutschland gibt es
in 5 Bundesländern 227 gemeindefreie Gebiete (Stand 2011). Gemeindefreie
Gebiete sind meist Waldgebiete (wie z.B. weite Flächen im Harz),
Truppenübungsplätze und Wasserflächen. Der Ammersee und der Chiemsee sind
solche gemeindefreien Seen, auch das deutsche Gebiet des Bodensees. Die Gebiete
jenseits der Strandlinien von Nord- und Ostsee sind ebenfalls gemeindefreie
Gebiete.
Odertalsperre
Von 1930
bis 1933 durch die Harzwasserwerke als Hochwasserschutz und zur Stromgewinnung gebaut. Ursprünglich als
Pumpspeicherkraftwerk mit einem Unterbecken konzipiert. Ab 1986 wurde der
Pumpbetrieb eingestellt, weil er nicht mehr wirtschaftlich war – was angesichts
der heutigen Energiepolitik verwundert - und die Talsperre nur noch als
Speicherkraftwerk betrieben. Der Staudamm ist eine Schotterschüttung mit einer
inneren Betonmauer und Lehmschicht als Abdichtung. Die Betonmauer
ist mit Fugen versehen, um der Verformung des Dammes zu folgen, ohne undicht zu
werden (durch die Lehmdichtung?).
Die Oder fließt über die Rhume in die Leine. Die Quelle ist im Harz bei Oderbrück (Stadt Braunlage).
Bergbaustadt Bad Lauterberg
Bad Lauterberg ist
ebenfalls eine ehem. Bergbaustadt.
1521 bekam die Grafschaft Lutterberg (wie Lauterberg bis etwa 1530 hieß) die Bergfreiheit.
Bergfreiheit bedeutet
das vom Grundeigentum unabhängige Recht, bestimmte Bodenschätze zu suchen und
zu fördern, zum Teil mit Privilegien wie Steuerfreiheit verbunden. Den
Landesherren stand ein bestimmter Teil des Erlöses zu.
Die Bergleute kamen aus dem Erzgebirge und
aus Franken. Die Silberadern waren aber nicht mächtig genug, im Gegensatz zu
dem benachbarten St. Andreasberg. Allerdings wurde ausreichend Kupfer gefunden.
Um 1840 waren dann auch die Kupferadern
erschöpft. Eine Kaltwasserheilanstalt wurde errichtet, als Alternative zum
zurückgegangenen Bergbau. 1906 erhielt der Ort die Bezeichnung Bad durch die
Bezirksregierung Hildesheim verliehen.
In Deutschland dürfen staatlich anerkannte Heilbäder
die Bezeichnung „Bad“ dem
Städtenamen voranstellen. In Italien wird der Zusatz „Terme“ dem Ortsnamen nachgestellt, in Frankreich „les-Bains“.
Der Nationalpark Harz
2006 wurde
der Nationalpark Harz durch Zusammenlegung des Nationalparks Harz in
Niedersachsen (1994 errichtet) und des Nationalparks Hochharz in
Sachsen-Anhalt (1990 errichtet) begründet. Er umfasst etwa 10 % des
Harzes rund um den Brocken.
Der Harz
ist ein Mittelgebirge und das höchstes Gebirge Norddeutschlands, mit dem 1.141
m hohen Brocken (zum Vergleich: Der
Teide auf Teneriffa ist 3.718 m hoch). Die Auffaltung des Harzes
erfolgte vor etwa 320 – 300 Millionen Jahren.
Im Harz
grenzen die Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
aneinander.
Bergbau und Wasserregal
Bereits im 12. und 13. Jh. gab es im Harz Bergbau, der von den Mönchen des Zisterzienserklosters Walkenried organisiert wurde. Dann entvölkerte eine mittelalterliche Pest den Harz weitgehend.
Eine Wiederbelebung erfolgte etwa ab 1520 durch Herzog Heinrich II von Braunschweig-Wolfenbüttel, zugl. Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel. Um die benötigten Arbeitskräfte und auch Kapitalgeber anzulocken, gewährte Heinrich II. Bergfreiheit. Er gründete die Hütten in Langelsheim im Landkreis Goslar (1556 gegründet, bis 1941 betrieben, Blei und Zink) und Oker, Ortsteil von Goslar, (1527 gegründet, bis 1970 betrieben, Blei und Kupfer).
1864 wurden die Harzer Bergwerke durch das Königreich Hannover (s.u. Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel) verstaatlicht, die Bergfreiheiten und die Wasserrechte gingen an den Staat. Nach dem Anschluss des Königreichs Hannover an das Königreich Preußen (1866, nach dem an der Seite Österreichs verlorenen Krieg) übernahm Preußen und später die Preussag (Gründung 1923 als staatliche Aktiengesellschaft, 1959 Privatisierung des im Bundesgebiet gelegenen Unternehmensteile), den Betrieb der Bergwerke.
Der Oberharz gehörte zu den bedeutendsten Metallrevieren Deutschlands. Hauptprodukte waren Silber, Kupfer, Blei und Eisen. Silber war Haupteinnahmequelle. Ab dem 16. bis Mitte des 19. Jh. wurden etwa 40 – 50 % des deutschen Silbers im Harz gewonnen. Die Abgaben für den Betrieb der Bergwerke waren eine wichtige Einnahmequelle der Fürsten zu Braunschweig-Wolfenbüttel bzw. der Könige von Hannover.
Um 1930 erfolgte die Stilllegung der meisten Bergwerke. Grund waren sehr niedrige Metallpreise in der Weltwirtschaftskrise und die Konkurrenz ausländischer Bergwerke.
Der Bergbau im Harz führte ab dem 16. Jh. zu umfangreicher Nutzung der Wasserläufe. Es wurde zum Antrieb der Wasserräder in den Bergwerken ein System der Umleitung und Speicherung der Bäche und Flüsse geschaffen, das Oberharzer Wasserregal, mit 143 kleinen Talsperren, 500 km Gräben und 30 km unterirdischen Wasserläufen. Es gilt als das weltweit bedeutendste vorindustrielle Wasserwirtschaftssystem des Bergbaus. Mit den wassergetriebenen Wasserrädern wurde das in die z.T. senkrechten Schächte einsickernde Wasser abgepumpt. Zuvor erfolgte das durch Wasserknechte mit Ledereimern und durch unter Tage von Pferden angetriebene Göpelanlagen (Schöpfwerke).
Die noch
bestehenden Anlagen des Wasserregals werden ab 1991 von der Harzwasserwerke GmbH mit Sitz in
Hildesheim unterhalten. Deren Aufgabe ist die Trinkwasserversorgung und der
Hochwasserschutz. Eigentümer des ehem. landeseigenen Betriebes sind seit
der Privatisierung 1996 (Ministerpräsident Gerhard Schröder) ein Konsortium aus
Energieversorgern und Kunden der Harzwasserwerke.
Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel
und das Königreich Hannover:
Ursprung ist das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, das 1235 als Reichslehen von Kaiser Friedrich II (1194 – 1250, Staufer, Kaiser des römisch-deutschen Reiches) an den Enkel Heinrichs des Löwen (Welfe) gegeben wurde.
Durch Teilungen entstanden 1269 das Fürstentum Lüneburg (1269 – 1705) und das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel (1269 – 1807).
Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel
und das Königreich Hannover:
Ursprung ist das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, das 1235 als Reichslehen von Kaiser Friedrich II (1194 – 1250, Staufer, Kaiser des römisch-deutschen Reiches) an den Enkel Heinrichs des Löwen (Welfe) gegeben wurde.
Durch Teilungen entstanden 1269 das Fürstentum Lüneburg (1269 – 1705) und das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel (1269 – 1807).
Von Braunschweig-Wolfenbüttel wurden die Fürstentümer Calenberg, Göttingen und Gubenhagen durch Erbteilungen abgetrennt, die 1692 und etwas später auch das Fürstentum Lüneburg zum Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, auch Kurfürstentum Hannover genannt, wieder zusammengeführt wurden (bis 1807).
1814 entstand als Ergebnis des Wiener Kongresses aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg das Königreich Hannover (bis 1866, als das Königreich Hannover vom Königreich Preußen annektiert wurde). Von 1714 bis 1837 war der Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg bzw. später der König von Hannover gleichzeitig König von Großbritannien.
Daneben bestand das Herzogtum Braunschweig, das ebenfalls 1814 auf dem Wiener Kongress Nachfolger des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel wurde. Bis 1918, als es zunächst eine „sozialistische Republik“ und ab 1922 der Freistaat Braunschweig wurde.
Letzter Herscher war Prinz Ernst-August von Hannover (1887 - 1953), der mit Viktoria Luise, Tochter des preußischen Kaisers Wilhelm II., verheiratet war. Ein Enkel ist der mit der monegassischen Prinzessin Caroline verheiratete Ernst-August, dem u.a. die Marienburg bei Nordstemmen im Landkreis Hildesheim gehört.
Herzberg, die Gewehrschmiede der Welfen
Ein Welfen-Schloss wird 1151 erstmals
in einer Schenkungsurkunde Heinrich des Löwen (Herzog von Sachsen und Bayern)
erwähnt. Nach einem Brand wurde das heutige Fachwerk-Schloss 1510 gebaut.
1732 wurde
eine Gewehrfabrik errichtet, da das Kurfürstentum Hannover seine Waffen selber herstellen wollte. Das
Roheisen stammte aus Hüttenwerken im Harz. Nach der Annexion durch Preußen
(1866) nahm die Bedeutung der Gewehr-Herstellung rasch ab. Preußen hatte seine eigenen Waffenschmieden.
1940 wurde
eine Sprengstofffabrik der Dynamit
AG Alfred Nobel für Minen und Bomben errichtet.
Alfred Nobel (1833
– 1896) war schwedischer Chemiker, Erfinder des Dynamits und Stifter des
Nobelpreises. Im Ruhrgebiet experimentierte Nobel mit Sprengstoffen für den
Bergbau und entwickelte die Initialzündung zur sicheren Zündung von
Nitroglyzerin. Etwa zeitgleich baute Nobel Fabriken bei Stockholm und in
Krümmel bei Hamburg zur Produktion des Sprengstoffs Nitroglyzerin. 1867 ließ er
sich eine handhabungssichere Mischung von Nitroglyzerin und Kieselgur
patentieren, das Dynamit.
Herzberg habe ich nördlich liegen
lassen und dann in Gieboldehausen noch einmal Pause
gemacht. Weiter durch Ebergötzen und Waake Es waren nur noch rd. 30 km. Die Verabredung zum Abendessen im
„Gaudi“ im Göttinger Börner-Viertel war gut zu schaffen. .
Gieboldehausen - Glocken aus französischen Kanonen
Gieboldehausen gehörte ab
dem 13. Jh. dem Kloster Gandersheim, danach u.a. dem Herzog
Heinrich von Braunschweig-Lüneburg und dem Kurfürsten von Mainz.
Aus dem
16. Jh. stammt das Herrenhaus der Herren von Minnigerode. Die Familie war noch Besitzer des Hauses
und des Rittergutes, als meine Frau als Kind bei ihren Großeltern in
Gieboldehausen lebte. Der Großvater war als Gärtner am Gut beschäftigt. Auf dem
Gut wurde nach dem Krieg auch Tabak angebaut.
Neben der
katholischen Kirche St. Laurentius (1727-29 erbaut) ist die evangelische
Gustav-Adolf-Kirche interessant, 1877 im neugotischen Stil von
Conrad-Wilhelm Hase erbaut. Er war auch Architekt von Schloss Marienburg bei
Nordstemmen (Hildesheim). Die Glocken
der Kirche wurden 1873 aus französischen Kanonen gegossen (deutsch-französischer Krieg 1870-1871, 1871
Gründung des deutschen Reiches, Kaiserproklamation in Versailles), ein
Geschenk Kaiser Wilhelms I. an die Kirchengemeinde. Da die Kirche erst 1877
erbaut wurde, die Glocken aber schon 1873 gegossen wurden, müssen sie wohl „auf
Vorrat“ hergestellt worden sein.
Ebergötzen, Erinnerung an Wilhelm Busch
Der Ort ist vor allem deshalb bekannt, weil der Zeichner und Dichter Wilhelm Busch (1832–1908) hier von 1841 bis 1846 den größten Teil seiner Schulzeit verbrachte. Die Mühle, die in seiner Geschichte Max und Moritz eine zentrale Rolle spielt, gehörte dem Vater seines Freundes Erich Bachmann.
Der Ort ist vor allem deshalb bekannt, weil der Zeichner und Dichter Wilhelm Busch (1832–1908) hier von 1841 bis 1846 den größten Teil seiner Schulzeit verbrachte. Die Mühle, die in seiner Geschichte Max und Moritz eine zentrale Rolle spielt, gehörte dem Vater seines Freundes Erich Bachmann.
Wilhelm
Busch war ein humoristischer Zeichner und Dichter. Bekannte Bildergeschichten
sind Max und Moritz, Die fromme Helene, Hans Huckebein und viele andere.
In Ebergötzen befindet sich das Europäische Brotmuseum.
Dann kam noch einmal eine Schiebestrecke, den Roringer Berg hinauf. Der neu angelegte Radweg hinter Waake
wurde ein unbefestigter Waldweg bis zum Gasthaus Södderich, das sehr
schön zurecht gemacht ist. Danach ging es an der Roringer Warte vorbei immer bergab nach Göttingen hinein.
Dort wurde ich von meiner Frau erwartet, die mit dem Zug angereist war.
Die Geburtstagsfeier konnte beginnen.
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