Unsere
Kreuzfahrt Westeuropa
Mai 2018

2. Etappe Lissabon

- Landgang Lissabon: 8. Mai
- Der ausgefallene Teil des Landgangs

        - Excurs: Geschichte Portugals


Landgang Lissabon Mittwoch 8. Mai

Bei unserem zweiten Landgang spielte das Wetter nicht mit. Es war kalt und es regnete so sehr, dass wir uns erst am Nachmittag für einen sehr kurzen Stadtgang vom Schiff trauten. Wir schafften es man grade zur Kathedrale und der Fußgängerzone. All die anderen vorbereiteten Besichtigungen fielen buchstäblich „ins Wasser“.

Der Ankerplatz des Kreuzfahrtschiffes lag „strategisch“ gut gegenüber Lissabons ältestem Stadtteil Alfama mit seinen vielen Fado-Restaurants.

Doch zunächst ein kleiner Überblick über Lissabon und Portugal.

Lissabon/Lisboa ist Hauptstadt Portugals, an der Mündung des Tejo gelegen, 500.000 Einwohner.

           Lissabon Geschichte
Ab 1.ooo v.Chr. wurde Lissabon von Phöniziern gegründet.
Römisch wurde die Stadt ab 205 v.Chr., sie wurde der  größte Ort in der römischen Provinz Lusitania.
Dann gehörte Lissabon zum (germanischen) Königreich der Sueben (410 – 585 n.Chr.) und danach zum Westgotenreich.
719 wurde Lissabon von Mauren erobert und später Teil des Emirats von Córdoba.
Ab 798 versuchte die spanische Recoquista die Rückeroberung. Aber erst 1147  wurde die Stadt zurück erobert.

Die Rückeroberung erfolgte durch ein Kreuzritterheer. 
1147 begann der Zweite Kreuzzug (unter Führung des Stauferkönigs Konrad III.) zur Unterstützung des Kreuzfahrerstaates in Palästina, zu dem der Papst aufgerufen hatte. Eine Flotte englischer, flämischer und deutscher Kreuzfahrer überwinterte auf dem Weg ins Heilige Land an der iberischen Küste.  Zu der Zeit belagerten Kreuzritter der Iberischen Halbinsel, Italiens und Frankreichs Lissabon und versuchten die Rückeroberung der Stadt. Da kam ihnen die Hilfe der Kreuzfahrer-Flotte gerade recht. Zusammen konnten sie die Stadt einnehmen.

Im Jahr 1256 wurde Lissabon Hauptstadt des neu gegründeten Königreichs Portugal.

1755 wurde Lissabon von einem Erdbeben mit einem Großbrand und einem Tsunami fast vollständig zerstört. Bis zu 100.000 Menschen kamen dabei um. Ein Großteil der Lissaboner Unterstadt wurde zerstört (der König musste in einer Zeltstadt residieren).


            Exkurs  Geschichte Portugals:

Die Reconquista dauerte auf der Iberischen Halbinsel  770 Jahre. In dieser Zeit bildeten sich in den rückeroberten Gebieten verschiedene neue Königreiche.
Im Gebiet des heutigen Portugals entstand gegen Ende des 9. Jh. eine erste Grafschaft  „Portucale“, zum spanischen Königreich Asturien-Leon gehörend. Daraus entstand ein vom Königreich Leon unabhängiges Königreich Portugal (1166).

Ab dem 16. Jahrhundert wurde Portugal zu einer führenden Handels- und Seemacht.  1499 war Vasco da Gama von seiner Asien-Reise nach Lissabon zurückgekehrt. Er hatte den Seeweg nach Indien entdeckt. Portugal entwickelte den Handel mit Indien. Bis in das 17. Jahrhundert erwarb Portugal Kolonien in Indien, Amerika, Afrika, Sudostasien und China (Die letzte Kolonie war Macao, die 1999 an China zurückgegeben wurde).

Ende des 16. und Anfang des 17. Jh. gehörte Portugal vorübergehend wieder zum spanischen Königreich. Das portugiesische Königshaus starb 1580 aus und der Königsthron ging an die spanische Krone. 1640 putschte der portugiesische Herzog von Braganca gegen die Spanier und wurde als Johann IV. König von Portugal.

Seit 1836 stammten die portugiesischen Könige aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha. Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha heiratete die verwitwete Königin von Portugal, Maria II., und wurde als Ferdinand II. portugiesischer König

1807 besetzte Napoleon Portugal um die Kontinentalsperre gegen Großbritannien durchzusetzen.
Die Königsfamilie floh mit 36 Schiffen und 15.000 Personen in die Kolonie Brasilien.
Der Wiener Kongress mache Brasilien 1815 zu einem eigenständigen Königreich. Durch Personalunion war es mit Portugal verbunden (Vereintes Königreich Portugal, Brasilien und den Algarven - Die Algarve ist heute die südlichste Region Portugals, im 16. Jh. war sie teilautonomes Gebiet unter der Krone Portugals). 
1822 erklärte sich das Königreich Brasilien unabhängig vom Königreich Portugal und wurde das Kaiserreich Brasilien (später, 1889,  wurde Brasilien Republik).
Kaiser von Brasilien wurde der Sohn des portugiesischen Königs Peter I. (1826). Als sein Vater1826 starb, wurde Peter I. als Peter IV. auch König von Portugal. Er weigerte sich allerdings, Brasilien zu verlassen, und wollte Portugal von Brasilien aus regieren. Das funktionierte nicht, so dass Peter IV. noch im gleichen Jahr seine minderjährige Tochter zur Königin von Portugal ernannte.

1910 endete in Portugal die Monarchie und die Republik wurde auf dem Balkon des Lissaboner Rathauses ausgerufen
Die republikanische Regierung war aber politisch instabil. 1926 putsche das Militär. Oliveria Salazar gründete 1933 den neuen Staat „Estado Novo“ und war Diktator bis 1968. Sein Nachfolger bekam die Probleme Portugals, Kolonialkrieg und Wirtschaftskrise, nicht in den Griff.
Unzufriedene Offiziere  putschten 1974 mit Unterstützung eines großen Teils der Bevölkerung. Es war die „Nelkenrevolution“ - die aufständischen Soldaten hatten sich rote Nelken in die Gewehrläufe gesteckt.
Eine neue Verfassung mit parlamentarischer Demokratie wurde 1976 verabschiedet. 1986 wurde Portugal Mitglied der Europäischen Gemeinschaft.

Wirtschaft Lissabon:
Der Großraum Lissabon erzeugt 45 % des portugiesischen Bruttosozialprodukts.


Lissabon Stadtrundgang:

Im Stadtteil Alfama wird die Fado-Musik gepflegt. Gleich zu Anfang und noch ein paar Mal danach kamen wir an einem Fado-Restaurant, man könnte das auch als Kneipe 
Eine Fado-Kneipe
bezeichnen, vorbei.

Fado (portugiesisch: Schicksal) ist eine portugiesische Volksmusik, die traditionell die unglückliche Liebe, Sehnsucht und Weltschmerz besingt. Die hohen Tonlagen des Gesangs sollen ein arabisches Erbe sein. Um Fado länger ertragen zu können, muss man den Gesangstil mögen. 

Aufgefallen sind uns bei dem kurzen Stadtgang die doch sehr heruntergekommenen Häuser (ähnlich wie auch später in Porto). Portugal ist wirtschaftlich noch nicht „über dem Berg“.

Ein Merkmal Lissabons waren die mit Fliesen behangenen Hausfassaden. Das ist eine aus Andalusien übernommene Tradition, die wir später noch viel ausgeprägter in Porto sehen werden (siehe dort).

Unser erstes Ziel war die Kathedrale von Lissabon. Die
Catedral Sé Patriacal
wollten wir wenigstens sehen
Die Catedral Sé (portugiesisch: Dom, Kathedrale) Patriacal, auch Igreja de Santa Maria Major,  wurde an dem Standort einer früheren Mosche ab 1147 gebaut (etwa zur gleichen Zeit wie Notre Dame in Paris). 1380 und 1755 wurde die Kathedrale durch Erdbeben beschädigt. Der Beginn des Dom-Baus fällt zusammen mit der Wiedergründung des Bistums, das 716 mit der maurischen Eroberung erloschen war (erste Gründung im 4. Jh., also in römischer Zeit,  – 380 war das Christentum römische Staatsreligion geworden).
"Patriacal" weist darauf hin, dass die Kathedrale auch die Kirche des "Patriarchen von Lissabon" ist. Seit dem 18. Jh.  die Erzbischöfe von Lissabon auch den Titel eines Patriarchen. Die römisch-katholische Kirche kennt vier Patriarchate.

Den ursprünglich vorgesehen „Umweg“ zum  Teatro Romano haben wir ausgelassen. Die Ruine des römischen Theaters aus dem 1. Jh. n.Chr. (zur Zeit Kaiser Augustus) wurde schon gegen Ende des 18. Jh. entdeckt.

Pflaster der Rua Augusta
Wir sind gleich zur  Rua Augusta im Barrio Baixa (Stadtzentrum) gegangen. Es ist das „Herz“ von Lissabon. Nach dem Erdbeben von 1755 wurde das Stadtviertel als „Baixa Pombalina“ komplett neu aufgebaut. Der „Marques de Pobal“ hat der Stadt damals ein streng geometrisches Straßennetz verpasst. Die „Rua Augusta“ ist die Haupt-Einkaufsstraße.

Die Erdbebensicherheit der neuen Gebäude wurde damals getestet, indem man Truppen des Militärs um Architekturmodelle marschieren ließ (was ein leichtes Erdbeben simulieren sollte).

Am Anfang der Einkaufsstraße steht der Arco Rua Augusta. Der Triumphbogen wurde mit der Neugestaltung der Stadt zwischen der Einkaufsstraße und dem Platze Praca do Cemercio gebaut. Er sollte die Kraft der wiederaufgebauten Stadt demonstrieren. Skulpturen erinnern an die „Großen“ Portugals (u.a. Vasco da Gama und der Marques de Pobal, der nicht nur den Wiederaufbau Lissabons nach dem Erdbeben organisierte sondern auch als Erster Minister der königlichen Regierung das in vielen
Arco Rua Augusta
Dingen noch mittelalterliche Portugal in die Moderne führte).
Die Plattform auf dem Arco ist begehbar, was wir nicht gemacht haben. Bei dem Wetter hätten wir so viel nicht zu sehen bekommen.

Auch der Platz Praca do Comercio (Handelsplatz) ist im Zuge der Stadtplanung nach dem Erdbeben entstanden. Vorher stand hier 200 Jahre lang das königliche Uferschloss. Im Nahbereich waren der Lissaboner Hafen, Reedereien und die Casa da India. Hier war das Zentrum des portugiesischen Handels.

Die Casa da India war die königliche Zetralbehörde für die portugiesischen Kolonien. Aller Warenverkehr wurde über die Casa abgewickelt, die die Preise festsetzte, Zoll erhob und Militärschutz für die Überseefahrten organisierte. Zeitweise hatte die Casa auch das königliche Monopol für Gewürze, Seide, edle Metalle.
Z.B. wurde Kupfer im damaligen Handelszentrum Antwerpen von den Fuggern gekauft, die es aus Ungarn anlieferten, und nach Indien und Westafrika verschifft.
Reiterstatue Joseph I.
(Die „Casa de Contratación de Indias“ wurde von Spanien nach dem portugiesischen Vorbild der „Casa da India“ organisiert - s. Cadiz).

Auf dem Platz steht die Reiterstatue Joseph I.. Er war der portugiesiche König, der die Regierungsgeschäfte weitgehend dem Ersten Minister seiner Regierung, Marquis von Pombal, überließ. Die Stadtgestaltung Lissabons nach dem großen Erdbeben und damit auch der Praca do Comercio ist sein Werk.

Und mit dem Praca do Comercio war unser kurzer Ausflug beendet. Regen setzte wieder ein. Also zurück zum Schiff.


Auf dem Rückweg sahen wir dann eine alte – historische ? – Brunnenanlage. D. h. dass es ein Brunnen war, habe ich erst bei den Recherchen für diesen Bericht gelesen. Es war die flußseitige Front des ehemaligen Stadtschlosses Chafiraz del Rei. Im 13. Jh. hatte man die Brunnenanlage gebaut. Es war der erste öffentliche Wasserbrunnen der Stadt. Er hatte mehrere künstlerisch gefasste Wasserspender. Die gesellschaftlichen Schichten hatten
Palacete Chafiraz d'el Rei
mit der Brunnenanlage
jeweils ihren eigenen Wasserlauf. Das Wasser war immer das gleiche.

Oberhalb der Brunnenmauer steht das Palacete Chafiraz d’el Rei, dessen Eingang wir eine Straße oberhalb gesehen hatten. Heute ist der Stadtpalast, der Ende des 18. Jh. seine jetziges Aussehen erhielt, ein Boutique-Hotel.


Für einen späteren Besuch von Lissabon halte ich die ursprünglich Planung fest  – Es lohnt sich ganz sicher mit dem Flugzeug nach Lissabon zu fliegen und in ein paar Tagen mit mehr Zeit alles anzusehen, was für unseren Kreuzfahrt-Landgang vorgesehen war.


Der Nicht-Stadtrundgang

Geplant war eine umfangreichere Stadtbesichtigung. Doch der Regen ließ nur einen kurzen Spaziergang zu.
Für einen späteren Besuch von Lissabon (vielleicht schaffen wir das ja irgendwann) habe die Plätze und Sehenswürdigkeiten der vorbereiteten Route hier festgehalten.

Vom Praca (Platz, Markt) do Comercio sollten es noch kurz zum Paços do Concelho (Rathaus) gehen. Das Rathaus von Lissabon ist ein Neoklassizismus-Bau , errichtet zwischen 1865 und 1880.

Einer der Wasserspeier
am Palacete Chafiraz
an der unteren Straße
Dann war eine kurze Fahrt mit Tram E 12 vorgesehen. Sie fährt in einem Rundkurs von nur 20 Minuten um das Castelo de Sao Jorge herum. Unsere Einstiegs-Stelle wäre in der „Rua da Conceigão“ gewesen, bis zur „Sao Tome“. Dann ein kurzer (aber heftiger weil steiler) Fußmarsch zum Castelo de Sao Jorge.

Die Burg de Sao Jorge wurde von den Mauren gebaut. Bei Ausgrabungen wurden neben maurischen auch römische und phönizische Zeugnisse entdeckt.
Im Zuge der Rückeroberung der spanischen Halbinsel eroberte Alonso I. die Burg und sie wurde über Jahrhunderte Königsburg.
Im Turm Torre do Tombo befand sich (mindestens seit 1378) die königliche Urkundensammlung. Die Burg wurde bei dem großen Erdbeben zerstört, die Urkunden konnten weitgehend gerettet werden.
Blick über die gesamte Stadt und den Tejo.

Ein anderer Wasserspeier
am Palacete Chafiraz
Alonso I. (1109 – 1185) war als Graf von Portucaila ein Vasal des Königreichs Leon. Er kämpfte gegen die Mauren, die die spanische Halbinsel erobert hatten. 1140 rief er sich gegen den Widerstand des Königreichs Leon zum König von Portugal aus.
1147 eroberte er mit Hilfe von Kreuzrittern Lissabon.

Nach der Burgbesteigung Weiterfahrt mit der Straßenbahn bis zum Praca da Figueira.

Der „Platz des Feigenbaums“ ist im Barrio Baixa. Auch dieser Platz ist erst nach dem Erdbeben entstanden. Vorher stand hier das Königliche Allereiligen Spital. Auf der freien Fläche entstand ein Markt und später wurde eine Markthalle errichtet, die 1949 abgerissen wurde, so dass der heutige Platz entstand.
Seit 1829 ist an dem Platz (südwestliche Ecke) die Confeitaria                  Nacional.

Der Eingang des
Palacete Chafariz
an der oberen Straße
In der Confeitaria Nacional  „entstand“ durch französische Konditoren der Bolo Rei, ein ringförmiger Kuchen mit karamellisierten Früchten, der hauptsächlich in der Weihnachtszeit gegessen wird. Außerhalb dieser Zeit gibt es den gleichen Kuchen, nur mit Nüssen, der „Bolo Rainha“ genannt wird, Königinnenkuchen.
Auf Teneriffa gibt es, auch zur Weihnachtszeit, einen gleichen Kuchen mit karamellisierten Früchten, den „Roscón de Reyes“, mit und ohne Creme-Füllung.

Gleich neben dem Praca da Figueira liegt der Praca do Rossio, die beiden Plätze trennt nur eine Häuserzeile. Vollständig heißt der Platz „Praca de Dom Pedro IV“.  Der Name Rossio bedeutet im alten Portugiesisch „Feld ohne Einwohner“.

           Dom – „Herr“, war in Portugal ein adliger Ehrentitel.
Dom Pedro IV. war König von Portugal (1826) und als Dom Pedro I. Kaiser von Brasilien (1822 – 1831).

Der Boden des Platzes ist mit wellenförmig verlegten Pflastersteinen gestaltet. Auf dem Platz ist Pedro IV. als Bronzestatue auf einer Säule in der Platzmitte verewigt.

Der Praca do Rossi besteht schon seit dem Mittelalter und war Hauptzentrum der Stadt.
Der Praca da Figueira und der Praca do Comercio sind nach dem Erdbeben durch die neue Stadtplanung entstanden..

Die umliegenden Gebäude des „do Rossi“ wurden bei dem Erdbeben bis auf einen Palast, den Unabhängigkeitspalast, zerstört.  Heute ist in dem Palast das „Teatro Nacional“.

Der Name „Unabhängigkeitspalast“ erinnert an die Treffen von Portugiesen 1640 zur Verschwörung gegen Spanien, das 1580 bis 1640 in Personalunion mit Portugal von den (Habsburger) Spanischen Königen regiert wurde.
           
Eine Straße weiter ist der Elevador de Santa Justa. Der Aufzug verbindet den Stadtteil Baixa mit den höher gelegenen Stadtteilen Chiado und Barrio Alto. 1902 wurde die 45 Meter hohe Stahlkonstruktion gebaut. Zunächst wurden die Kabinen mit einer Dampfmaschine bewegt, 1907 wurde sie durch Elektromotoren ersetzt.
Im oberen Stockwerk ist ein Café mit guter Aussicht über die Stadt.

Durch die Altstadt-Gassen bis zum Praça Luís de Camões. Dieser Platz liegt zwischen den Stadtteilen Barrio Alto und Barrío Chiado. Benannt ist der Platz nach dem portugiesischen Nationaldichter Luis de Camões. Sein Todestag ist portugiesischer Nationalfeiertag. In der Mitte des Platzes steht eine Statue des Dichters.

Nicht weit entfernt ist der Elevador da Bica. Der Elevador ist kein Aufzug (wie der Santa Justa, s.o.) sondern eine Standseilbahn. Lissabon  ist sehr hügelig (Stadt der sieben Hügel). Um die Höhen besser überwinden zu können, wurden der Aufzug und drei Standseilbahnen gebaut.

Bei der Standseilbahn werden Straßenbahn-Wagen den Hügel mit Hilfe von Seilen hinaufgezogen, wobei der abwärtsfahrende Wagen das Gegengewicht für den aufwärts gezogenen Wagen bildet.
Die Standseilbahn da Bica verbindet die obere Station „Largo do Calhariz“ mit der tiefer gelegenen „Rua do Sao Paulo“ und nutzt den Straßenraum der Rua da Bica.
Die Strecke ist 250 Meter lang und überwindet einen Höhenunterschied von 45 Metern (wie der Aufzug Santa Justa).
Seit 1872 besteht die Standseilbahn. Der Antrieb erfolgte zunächst mit Wasserkraft, dann mit einer Dampfmaschine und ab 1914 elektrisch.

Mit der Straßenbahn E 12, dem Elevador Santa Justa und dem Elevador da Bica hatten wir die drei traditionellen „Fortbewegungsmittel“ Lissabons im Programm.

Nächste Station sollte der Mercado da Ribeira sein. Ein Markt-Besuch ist in den Küstenstädten ein Muss, schon wegen der vielfältigen Fisch-Angebote.

Der Mercado wurde 1882 als moderne Eisenarchitektur gebaut.
Neben dem traditionellen Markt (mit Gemüse, Fisch und Fleisch) wurde ein Kulturzentrum und ein „Essplatz“ mit Kochständen, die um Tische im Innenraum gruppiert sind, eingerichtet.

Noch einmal war eine Straßenbahnfahrt vorgesehen. Zu Fuß wäre es zum Stadtteil Belém zu weit gewesen (15 Haltestellen von der Station „Cais do sodre“ bis „Lago Princesa“). Belém im Westen Lissabons ist von dem großen Erdbeben nicht betroffen worden. Dadurch sind viele alte Sehenswürdigkeiten erhalten geblieben:
Torre de Belém, der Leutchtturm und das Entdeckerdenkmal (das aber jünger ist) gleich nebenan, das Mosteiro de Jerónimus mit der Klosterkirche Santa Maria, der Nationalpalast.          

Der Torre de Belém hat das große Erdbeben überstanden, sein  Zwillingsturm auf der gegenüberliegenden Seite des Tejo wurde allerdings zerstört. Errichtet wurde der Turm als Leuchtturm und Schutzturm des Hafens auf einer Felseninsel im Mündungstrichter des Tejo im Jahr 1521. Durch Aufschüttungen steht der Turm jetzt aber am Land.

Der Bau des Turms erfolgte in dem „Goldenen Zeitalter“ Portugals.  Der Seeweg nach Indien war entdeckt, der Überseehandel wurde aufgebaut,  Brasilien wurde in Besitz genommen.
An der Nordseite des Turms ist die Abbildung eines Nashornkopfes. Es soll die erste plastische Darstellung eines Nashorns in Europa sein.  Das Vorbild der Plastik, ein Panzernashorn, brachte ein Seefahrer aus Indien mit.

Dasselbe Nashorn war auch die Vorlage für den Holzschnitt von Albrecht Dürer „Rhinozerus“ (1515). Dürer hat das Nashorn allerdings nie gesehen. Sein Holzschnitt basiert auf einer fremden Beschreibung und Skizze.

 Aussichtsplattform in 35 Meter Höhe.

Nicht weit vom Torre steht der Leuchtturm aus dem Jahr 1865, etwas kleiner, nur 8 Meter hoch.

Etwas weiter davon ist das Entdeckerdenkmal „Padrão dos Desobrimentos (Epoche der Entdeckung)“. Es ist noch jung, 1960 wurde es zum 500. Todestags Heinrich des Seefahrers errichtet. Das Denkmal soll an das Zeitalter der Entdeckung erinnern und bildet  33 Personen unterschiedlicher Zeiten ab.

Heinrich der Seefahrer, Dom Henrique de Avis, war der Bruder des portugiesischen Königs. 1415 eroberte eine Flotte unter seiner Leitung die Nordafrikanische Stadt Ceuta (später kam die Stadt in spanischen Besitz und ist noch heute spanische Exklave). Ansonsten unternahm er keine Entdeckungsreisen. Seinen Beinamen hat er für die Förderung der Seefahrt bekommen. Er veranlasste zahlreiche Entdeckungsfahrten: Madeira, Azoren, afrikanische Goldküste (Ghana), Lagos, Senegal, Gambia, Kapverdische Inseln,  Sierra Leone.

Dann folgt das Mosteiro de Jerónimus mit der Klosterkirche Santa Maria war ein Hieronymitenkloster.

Die Eremiten des Heiligen Hieronymus sind eine katholische Ordensgemeinschaft, die hauptsächlich in Spanien und Portugal Klöster gründete.

1502 wurde der Grundstein durch den portugiesischen König Manuel I. gelegt, der auch den Torre de Belem bauen ließ.  Das Kloster überstand das Erdbeben.

1834 mussten die Hieronymiten das Kloster verlassen, der Orden wurde im Rahmen der Säkularisierung verboten.

Im Kloster ist die Kirche Santa Maria de Belém, eine königliche Grablege (1516 – 1705) 
Auch Vasco da Gama hat hier seit 1880 ein Ehrengrab. 1524 starb er als Vizekönig von Indien in Indien, 1538 wurde der Leichnam in seine Heimatgemeinde in Portugal überführt, 1880 bekam er sein Grab in Lissabon.

Der Nationalpalast Palácio Nacional de Belém ist die Residenz des Portugiesischen Staatspräsidenten.  Gebaut wurde der Palast 1559, als Belem noch ein Vorort von Lissabon war. Königlicher Palast wurde das Gebäude 1726, genannt „Casa Real de Campo de Belém“  (Königliches Landhaus zu Belém).

Lissabon Stadtansicht im Regen
vom Schiff aus mit dem Pantheon

Von Belém kann man gut mit dem Bus zurück zum Schiffsanleger fahren. Bevor es auf das Schiff geht, sollte aber die Igreja de Santa Engrácia im Barrio Alfama auf dem Programm stehen. Es ist eine Barockkirche aus dem 17. Jh.,  vollendet wurde sie erst 1966. Das Besondere an dieser Kirche ist, dass sie in der Zeit des portugiesischen Diktators Salazar nach französischem Vorbild als nationales Pantheon deklariert wurde.  Neben Staatspräsidenten und anderen Persönlichkeiten wurde auch der Fußballspieler Eusébio hier beigesetzt.

Das wäre das Programm für den zweiten Landgang-Tag gewesen. In der Realität wegen des Regens leider stark verkürzt. Aber wir hatten die  Hoffnung, dass der nächste Ausflugs-Tag besser werden wird.
Dazu mehr im nächsten Bericht.

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