Reit im Winkl
Eindrücke einer Urlaubswoche
Juli 2020

Vor Jahrzehnten waren wir einmal dort. Jetzt haben wir eine Urlaubswoche hier verbracht. Der Ort ist gewachsen, aber noch genau so schön, wie wir ihn in Erinnerung haben. So schön wie das ganze Tal und die Berge drumherum.
Wir waren von Berlin aus zunächst in Erlangen zu unserem jährlichen Familientreffen. Und von dort ist es nicht so weit bis in die Alpen. Es sind nur gut drei Fahrstunden. Mehr als den halben Weg hatten wir schon hinter uns. Der Rückweg nach Berlin war dann länger. Aber es hat sich gelohnt. Es war eine schöne Woche.

Wir haben die Woche gut ausgefüllt. Eine Wanderung auf der Winklmoosalm mit unseren Münchener Freunden Eva und Eckhard. Ein etwas lang geratener Spaziergang zum Peternhof und von dort weiter zum am anderen Ende liegenden Gut Steinbach. Eine Wanderung von der Hindenburghütte um die Hemmersuppenalm. Ausflug zum Chiemsee mit der Herreninsel und Fraueninsel. Eine größere Wanderung zur Klausenbachklamm und weiter im Klausenbachtal und oberhalb der Großache zum Peternhof und zurück nach Reit im Winkl. Und natürlich haben wir uns den Ort und das Tal und die Alpenstil-Häuser angesehen.

Dorfzentrum Reit im Winkl

Reit im Winkl

2.400 Einwohner, Regierungsbezirk Oberbayern, Grenzort zu Österreich.
Reit im Winkl ist eine Marktgemeinde. Die gibt es in Deutschland nur in Bayern. Dort ist eine Marktgemeinde wegen ihrer Bedeutung und überörtlichen Einrichtungen mehr als eine gewöhnliche Gemeinde, aber noch keine Stadt. Das bayrische Innenministerium verleiht die Bezeichnung „Markt“ und manche Gemeinde ist wohl bestrebt, bedeutender als ihre Nachbargemeinden zu sein. Die letzte „Rangerhöhung“ erfuhr 2008 die Gemeinde Ruhstorf an der Rott.

Hotel Unterwirt
Die ältesten Marktgemeinden können auf die Zeit zurückblicken, in denen die Bezeichnung Markt noch mit dem Recht zusammenhing, einen Markt abhalten zu dürfen. Das sind die Marktgemeinden Hengersberg in Niederbayern und Kreuzwertheim in Unterfranken, die 1009 ihr Marktrecht erhielten. Damals verlieh der Bairische König das Marktrecht. Das konnte ein ständiger Markt sein, oder ein Wochen- oder Jahrmarkt. Jedenfalls bedeutete das Recht, einen Markt abzuhalten, Einnahmen und Wachstum.

Die Marktgemeinde Reit im Winkl liegt im Chiemgau, eine durch den Chiemsee und die Chiemgauer Alpen geprägte Kulturlandschaft. Die Chiemgauer Alpen liegen zwischen den Bayrischen Voralpen mit dem Inntal im Westen und den Berchtesgadener Alpen mit dem Saalachtal. im Osten. Südwestlich ist das Kaisergebirge mit dem Wilden Kaiser und dem Zahmen Kaiser (von Reit im Winkl gut zu sehen). Nicht weit entfernt ist Kössen in Österreich und Schleching in Deutschland.

Reit im Winkel entstand als Gemeinde durch das Gemeindeedikt von 1818. Die Selbstverwaltung der Gemeinden wurde für das Königreich Bayern eingeführt. Die damals geschaffene Gemeindegliederung galt bis zur bayrischen Gebietsreform in den 1970er Jahren, die für Reit im Winkl keine Veränderungen brachte.

Am Rathausplatz
Das Herzogtum Bayern war 1806 „durch Napoleons Gnade“ Königreich geworden und Mitgliedsstaat im Deutschen Bund. 1818 erließ der Bayrische König eine neue Verfassung für das Königreich als konstitutionelle Monarchie. Im gleichen Jahr wurde die Gemeinde- 
verfassung mit weitgehenden Selbstverwaltungsrechten erlassen.  

Eine erste Verfassung war für das Königreich 1808 erlassen worden. Sie war beeinflusst von den Napoleonischen Reformen der Verwaltung und des Rechts- und Finanzwesens.
In der Zeit begannen auch in Preußen unter dem Druck der Niederlage gegen Napoleon die Reform des Staates (Stein-Hardenbergsche Reformen).
           
Als Schöpfer der Bayrischen Verfassung und der Gemeindeverfassung kann Maximilian von Montgelas (1759 – 1838) angesehen werden. 1799 bis 1817 war er wichtigster Minister des Kurfürsten und Königs Maximilian I. Er modernisierte die bayrische Verwaltung und das Finanz- und Steuerwesen. Er war es auch, der das Bündnis mit Napoleon und dann rechtzeitig „den Absprung“ organisierte und damit die Beförderung Bayerns zum Königreich und die Vergrößerung seines Staatsgebietes erreichte.

Das Hotel Bayrischer Hof in München war seine Stadtwohnung (Palais Montgelas) und gleichzeitig das Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten. In Bogenhausen war später sein Landsitz mit Sommerresidenz. Er veranlasste den
Bau der zweiten Isarbrücke (heute Max-Joseph-Brücke), um besser nach München zu kommen.  Die Sommerresidenz an der heutigen Montgelas Straße existiert nicht mehr. Auf dem Areal wurde später das Gebäude des Reichsfinanzhofs, heute Bundesfinanzhof, errichtet.

Wie Bismarck (1815 – 1898) in Preußen war Montgelas (1759 – 1838) in Bayern wesentlicher Gestalter des Staatswesens. Wie Bismarck wurde er vom Kronprinzen verdrängt. Ludwig I. von Baiern (die Schreibweise mit y wurde von ihm erst 1825 verfügt, siehe "Radreise Berlin - Verona, 7. Teil Geschichte" 🔄Link zum Beitrag) verlangte 1817 von seinem Vater Maximilian I. die Entlassung Montgelas‘. Bismarck wurde 1890 von Kaiser Wilhelm II. entlassen, nachdem er knapp zwei Jahre zuvor die Nachfolge seines Vaters angetreten hatte.

Reit im Winkl ist Grenzort zu Österreich. Das war nicht immer so. Anfang des 16. Jahrhunderts gehörte u.a. auch das südlicher gelegene Kitzbühel zu Bayern. Doch ein Erbschaftsstreit zwischen Bayern-Landshut und Bayern-München führte 1504 zum Landshuter Erbfolgekrieg. Den beendete 1505 ein Schiedsspruch des römisch-deutschen Königs Maximilian I. aus dem Haus Habsburg. Für seine Mühen beanspruchte er die Gebiete um Kufstein, Kitzbühel, Rattenberg und das Zillertal, die heute österreichisch sind. Reit im Winkl blieb bayrisch. Und wir wanderten im deutschen und österreichischen Grenzgebiet.
Blick vom Hotel-Balkon

Der Name Reit im Winkl ist aus der Entstehung des Ortes durch Rodung des Waldes abgeleitet. Reit bedeutet roden oder urbarmachen. Und das geschah in einem Bergwinkel: Ein Tal, das zwischen zwei Bergen in einem spitzen Winkel endet („Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Joachim Campe). Die Landschaft von Reit im Winkl ist nach Westen hin offen (Kössen), im Norden und Süden sind Berge, die im Osten zusammentreffen.

Reit im Winkl lebt vom Fremdenverkehr. Den soll es einem Besuch des Bayrischen Königs Maximilian II. 1858 und der Berichterstattung darüber verdanken. Das wäre dann so ähnlich wie bei den Kaiserbädern auf Usedom, die ihre Anziehung auch den häufigen Besuchen Kaiser Wilhellm II. verdanken sollen. Vielleicht.
Den Höhepunkt des Tourismus hatte Reit im Winkl 1992/93 mit über 890.000 Übernachtungen (2016: 570.000) auch Dank des Wintersports. Danach waren die Mittelmeer-Länder stärker gefragte Urlaubsziele.
Und natürlich spüren die Hotels und Restaurants und Läden die Corona-Einschränkungen. Aber alle haben wieder geöffnet und sich neu organisiert. In unserem Hotel wurde die Bierbar in ein Frühstücksbüfett umgewandelt, an dem man sich alles aussuchen, aber nicht nehmen durfte. Das machten akkurat und mit Maske die Mitarbeiterinnen. In Chiemgauer Tracht (oder Reit im Winkler Tracht?) hübsch aussehend. Gut gemacht.


Wanderung Winklmoosalm

Die Winklmoosalm ist ein bekanntes Skigebiet. Das sieht man beim Wandern an den vielen Skiliften. Und im Sommer natürlich auch ein herrliches Wandergebiet. Ansonsten ist es eine Almweide.
Zur Winklmoosalm muss man die mautpflichtige Straße ab Seegatterl fahren (im Sommer, im Winter fährt eine Gondelbahn).


Winklmoosalm

Bekannt wurde die Winklmoosalm auch durch die Skirennläuferin Rosi Mittermaier. Ihr Vater war Skilehrer und bewirtschaftete auf der Winklmoosalm ein Gasthaus. Nicht nur Rosi Mittermaier, auch ihre Schwestern Heidi und Evi zählten zur nationalen Spitze der Skirennläuferinnen.
Wir (Uschi und unsere Freunde aus München, Eva und Eckhard, die für  zwei Tage nach Reit im Winkl gekommen waren) sind den „Gebirgspanoramaweg“ (komoot-App) gegangen. Eine Wanderung über die Alm und, mit etwas Anstieg, durch den angrenzenden Wald.

🔄 Link zum Fotoalbum: Reit im Winkl - Winklmoosalm

Wanderung Hindenburghütte und Hemmersuppenalm

Hinauf kommt man nur mit dem Shuttle-Bus von Reit im Winkl.  Es sei denn, man geht zu
Hindenburghütte 
Fuß hinauf. Das wollten wir aber gleich am ersten Tag nicht. Wir haben uns auf einen dreistündigen Rundweg von der Hindenburghütte aus um das Weidegebiet der Hemmersuppenalm beschränkt.
Der Name Hemmersuppenalm ist ungewöhnlich. Er ist von Hemmer abgeleitet. So wird die giftige Pflanze “Weißer Germer“ (auch Nießwurz oder Hemmerwurz) genannt. Die vom Vieh gemiedenen Pflanzengruppen sind oft an feuchten, moosigen Stellen zu finden, im    Volksmund als Suppen bezeichnet.
In Bayern gibt es noch 709 Almen, Sommerweideflächen im Gebirge (Stand 2016). Entstanden sind die Almen in den Chiemgauer Alpen im 8. Jahrhundert mit der Besiedlung der Bergtäler durch die Klöster. Die Flächen in den Tälern waren dem Ackerbau vorbehalten. Im Gebirge waren die Weideflächen für das Vieh. Teilweise entstanden Almen auch durch Rodungen innerhalb der Baumzone.

Spaziergang Peternhof und Gut Steinbach

Es ist ein schöner Weg am Rand des Tals von Reit im Winkl zur Hotel- und Golfanlage Peternhof.

Skischanze
Seit 1926 gibt es das Hotel. Neben dem Stammhaus sind die Chalets Elisabeth und Theresia sowie das Kaiser- und das Romantik-Schlössel hinzugekommen. Und der Golfplatz, der keine Grenze kennt, teils auf deutschem und teils auf österreichischem Boden ist.
Entstanden ist das Hotel der Familie Mühlberger aus einem Bauernhaus der Großeltern. Die Eltern betrieben dort ein Gasthaus. Christian Mühlberger baute den Hotelbetrieb auf und aus. Vielleicht ist das Hotel ein wenig zu groß geworden. Aber vielleicht brauchen die Wellness-, Sport- und Reitanlagen auch eine solche Größe.

Über die Zufahrt des Hotels gehen wir hinunter ins Tal des Loferbachs, der nicht weit entfernt in die Großache fließt. Dort bin ich bei meiner Wanderung von der Klausenbachklamm vorbeigekommen. Im Loferbachtal gehen wir an Reit im Winkl vorbei bis zum Gut Steinbach. Den Weg hatten wir allerdings etwas kürzer eingeschätzt. Und zurück nach Reit im Winkl mussten wir dann auch noch. Aber wir wollten uns die Hotelanlage mit ihren Chalets auf der Wiese ansehen.

Seit 1435 gibt es den „Steinpacher Hof“.  In den 1960er Jahren erfolgt der Umbau zum Hotel Steinbacher Hof. 2011 kaufte die Familie Graf Moltke das Hotel und die Landwirtschaft.  Es entstanden neben dem Haupthaus ein Chalet-Dorf mit 7 Gästehäusern, der Steinbacher Hof und das Forsthaus und ein landwirtschaftlicher Betrieb zur Selbstversorgung.
Am Tegernsee betreibt die Moltke-Familie das Parkhotel Egerner Höfe.

Wanderung zur Klausenbachklamm und weiter


16 Kilometer, 380 Höhenmeter. Die Wanderroute ist im Fotoalbum abgebildet.
Reit im Winkl ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen ins Gebirge. Für meine Wanderung (allein) hatte ich mir die Klausenbachklamm ausgesucht. Und da der Weg dorthin für eine Tagestour zu kurz ist, bin ich im großen Bogen um die südlichen Berge von Reit im
Klausenbach Klamm
Winkl -  Heuchenberg, Bruthennkopf, Loferberg – gewandert.

Es war fast eine Täler-Wanderung. Beginn am Lofer-Bach, der an Reit am Winkl vorbeifließt. Zwischen Lofer und dem Klausenbach liegt das kleine Skigebiet Benzeck (wohl gut für Familien mit Kindern und zum Üben geeignet). Dann folgt der Klausenbach, der unweit der österreichischen Grenze in den Loferbach fließt.

In der Klausenbachklamm verliert der Bach an Höhe. Die Klamm selber ist gut ausgebaut und relativ bequem zu begehen. Dann folgt eine Wald- und Almlandschaft, die sich fast bis in das Quellgebiet im Bereich Loferberg und Bruthennkopf hinzieht.

Hinter dem Loferberg ist das Tal der Großache, die in Deutschland Tiroler Ache heißt und in den Chiemsee fließt. Ich bleibe oberhalb der Großache und erreiche das Taldreieck der Mündung des Loferbachs in die Großache. Von hier geht es ein bisschen bergauf bis zum Peternhof-Hotel und dann wieder hinunter nach Reit im Winkl.

Ausflug an den Chiemsee


Von Reit im Winkl ist es nicht weit zum Chiemsee (gut 30 Kilometer). Es ist der größte Bayrische See (gefolgt vom Müritz-See in Brandenburg, nur der Bodensee in Baden-Würtemberg ist größer). Wir haben einen Tagesausflug dorthin gemacht. Rechtzeitig, einige Tage später, am 14. Juli, wäre das nicht möglich gewesen. Da war die Insel für die Tagung des Bayrischen Kabinetts mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gesperrt Bei unserem Besuch wurde gerade das Podest für die Pressekonferenz auf der Schlossauffahrt aufgebaut.

Frauenchiemsee

Entstanden ist der Chiemsee wie viele Voralpenseen durch Gletscherausschürfungen (Zungenbeckenseen) vor ca. 10.000 Jahren in der Würm-Kaltzeit, der letzten Kaltzeit im Alpenraum. Gespeist wird der See durch die Tiroler Ache und die Prien.  Der Abfluss erfolgt über die Alz, die in den Inn fließt.
Mit der Zeit wird der Chiemsee kleiner. Ursprünglich war das südliche Ufer bei Marquardt, 8 Kilometer entfernt. Der Grund für die laufende Verkleinerung sind Sedimenteinlagerungen durch die Zuflüsse. Die Tiroler Ache transportiert jährlich 300.000 Kubikmeter Sand in den Chiemsee.

Neues Schloss Herrenchiemsee

Von Prien sind wir mit dem Ausflugsboot zunächst zur Herreninsel (Herrenchiemsee) und dann weiter zur Fraueninsel (Frauenchiemsee) übergesetzt. Die Herreninsel wird geprägt von dem Schloss Herrenchiemsee Ludwigs II.. Der Bayrische König ließ es nach seinem großen Schloss-Vorbild Versailles bauen. Aber so großartig wie Versailles wirkt das Schloss nicht. Es ist ja auch nicht vollendet worden. Der König starb vorher und Geld hatte er auch keins mehr.

Gartenbrunnen
Ludwig II. hat die Insel vor der Abholzung bewahrt. Er kaufte die Insel 1873 von einer Holzverwertungsgesellschaft, an die der letzte Eigentümer, ein Graf von Hunolstein, sie veräußert hatte.

Auf der Insel wurde um 620 das älteste bairische Kloster von dem Abt der Benediktinerabtei Luxeuil in Burgund im Rahmen der Bajuwaren-Missionierung gegründet.          Ab 1215 gehörte das Kloster als Augustinerchorherrenstift zum Bistum Chiemsee, das von Salzburg aus verwaltet wurde und bis 1808 bestand. 1803 wurde das Kloster im Rahmen der bayrischen Säkularisierung aufgelöst und der Besitz verstaatlicht.
Danach wurde es zeitweilig als Brauerei genutzt. Dann war ab 1840 der Graf von Hunolstein für drei Jahrzehnte Besitzer der Insel. Er ließ die ehemaligen Klostergebäude zu einem Schloss umbauen, das Alte Schloss Herrenchiemsee.
Im Alten Schloss Herrenchiemsee tagte 1948 der Verfassungskonvent zur Vorbereitung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.

Durchblick vom Marmorhof in den Garten
Ludwig II. verwirklichte auf der Insel seinen Traum, ein Schloss nach dem Vorbild von Versailles zu besitzen. 1878 wurde der Grundstein für das Neue Schloss Herrenchiemsee gelegt. 1881 waren Teile des Schlosses fertig und Ludwig II. konnte sein Prunkschlafzimmer bewohnen. Er nutzte es aber immer nur für einige Tage im Jahr.  1886 starb der König und sein Versailles blieb unvollendet. Das hufeisenförmige Hauptgebäude sollte noch Seitenflügel erhalten. Sichtbares Zeichen der Unvollendung ist neben dem Nordtreppenhaus auch der Teich zwischen dem Kanal und der Gartenanlage, der das Apollobassin werden sollte.

Das Schloss Herrenchiemsee soll das teuerste der Bauprojekte Ludwigs II. sein. Es soll in dem unvollendeten Zustand mehr als der Linderhof und Neuschwanstein zusammen gekostet haben. Nach heutigem  Baukosten sollen es 1,7 Milliarden EUR (?) gewesen sein. Es war auch sein letztes Bauprojekt, bevor er 1886 abgesetzt wurde und im gleichen Jahr im Würmsee (Starnberger See) ertrank.

Finanziert hat Ludwig II. seine Schlossbauten zu großen Teilen mit Krediten und mit den Bestechungsgeldern Bismarcks für die Kaiserwahl des preußischen Königs.

Marmorhuf des Neuen Schlosses
Ludwig II. wollte im Gegensatz zu Bismarck eigentlich die Großdeutsche Lösung unter Einschluss Österreichs. Außerdem hatte er noch nicht die Niederlage in dem letzten der Bismarckschen Einigungskriege, dem Preußisch-Österreichischen-Krieg 1866, vergessen. Bayern musste an Preußen 30 Millionen Gulden Entschädigung zahlen und im Kriegsfall sein Heer unter preußischen Oberbefehl stellen.
Umgestimmt wurde der Bayrische König durch Zahlungszusagen Bismarcks in Höhe von 6 Millionen Goldmark (heute etwa 600 Millionen EUR ?, es gibt unterschiedliche Angaben). Dafür schlug Ludwig II. als ranghöchster deutscher Monarch nach dem Preußischen König diesen zur Wahl als Kaiser des Deutschen Reiches vor. Proklamiert wurde er von den deutschen Fürsten 1871 in Versailles.

Das Geld an Ludwig floss ab 1873 in mehreren jährlichen Raten. Genommen hat Bismarck das Geld aus den Erträgen des 1866 beschlagnahmten Privatvermögens
Blick von der Fraueninsel auf die Herreninsel
des Hannoverschen Königshauses (sog. Welfenschatz – das Königreich Hannover hatte wie das Königreich Bayern auf der Seite Österreichs gegen Preußen verloren). Bismarck verwaltete das Welfenvermögen außerhalb des Staatshaushalts und nutzte die Erträge als Schwarzgeldkasse (Reptilienfonds).
Die Zahlungsabwicklung organisierte der Vertraute Ludwigs II., der Graf von Holnstein. Dafür erhielt er vom Bayrischen König 10 % der an Ludwig II. geflossenen Gelder. Zusätzlich kassierte er bei Bismarck eine jährliche Provision, wobei Bismarck nichts von den Zahlungen Ludwigs wusste.  Auch sonst war der Graf geschäftstüchtig. Er war Gründungsmitglied der Bayrischen Vereinsbank.

Mit der bayrischen Regierung hatte sich Bismarck zuvor über den Beitritt Bayerns zum Deutschen Reich geeinigt. Damals begann schon die bayrische Sonderrolle, die Bayern noch heute innerhalb der Bundesrepublik beansprucht. Bismarck musste den Bayern Zugeständnisse machen. Sie erhielten ein eigenes Post- und Fernmeldewesen, eigene Eisenbahnen und ein eigenes Heer (in Friedenszeiten).

Benediktinerinnen-Kloster
Auf der Fraueninsel besteht neben der Klosteranlage auch ein kleines Dorf mit rund 50 Häusern und 300 Einwohnern. 782 gründete der Bairische Herzog Tassilo III. ein Kloster auf der Insel. Die heutigen Klostergebäude wurden 1728 bis 1732 errichtet. Das Kloster wurde in der Säkularisation 1803 aufgehoben. 1836 ließ Ludwig I. ein Benediktinerinnen-Kloster wieder zu, das bis heute aktiv ist. Der Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert erhielt im 17. Jahrhundert seine prägende barocke Zwiebelhaube.
Aus der Frühzeit des Klosters stammt die karolingische Torhalle.

Auf der Insel laden einige Hotels und Restaurants zur Pause ein. Bis auf den Inselwirt. Der lässt sein Restaurant geschlossen. Weil er den „entwürdigenden Regulierungs-Wahnsinn“ der Corona-Hygiene-Bestimmungen seinen Angestellten und Gästen nicht zumuten will. Ob er auch konsequent auf die Corona-Hilfsgelder verzichtet? Und seine Angestellten bekommen dadurch auch kein Kurzarbeitergeld? Dazu sagt sein Aushang leider nichts.

Auch zwei 1000-jährige Linden hat die Insel, die Tasso-Linde und die Marien-Linde. Aber wahrscheinlich ist es mit dem Alter so wie bei dem 1000-jährigen Drachenbaum in Icod de los Vinos auf Teneriffa, der nach Meinung von Botanikern allenfalls halb so alt sein kann. Sommerlinden können allerdings bis 1000 Jahre alt werden.

Reit - der Ort im Tal


Es ist ein weitläufiges Tal. Neben dem Hauptort gibt es noch einige weitere Dörfer, die zur politischen Gemeinde Reit im Winkl gehören.  Aber der Hauptort ist der schönste. Die Häuser im Alpenländischen Stil prägen das Ortsbild. Auch die neuen Häuser behalten den Stil bei. Und es macht schon Spaß über die hügeligen Wiesen und Weiden zu gehen mit all i
St. Pankatius neben dem Hotel Unterwirt
hrer Blütenpracht. Viele bekannte Blumen in den Gärten und viele unbekannte auf und am Rand der Wiesen. Da hilft mir jetzt eine neue Handy-App, mit der man Blüten und Blätter fotografiert und so die Pflanzennamen erhält. Das ist schon erstaunlich. Es ist auch schön zu wissen, welche Pflanze man gerade vor sich hat. Aber es hält auf und die Spaziergänge

dauern länger. Macht nichts. Es ist schön.

Und natürlich haben wir gut gegessen, in unserem Hotel Unterwirt, in der Zirbelstube, im Peternhof, im Lenzenhof. Dort war der Kaiserschmarrn am besten. Mit viel Rosinen und Beeren und schön locker war er. Die Empfehlungen unserer (anderen) Münchener Freunde Monika und Helmut waren treffend. Sie kennen sich aus. Sie haben im Nachbarort Schleching eine Ferienwohnung. Und eigentlich wollten wir uns auch in Reit im Winkl treffen. Aber das musste ausfallen. Noch ein Grund, noch einmal in den Alpenstil-Ort in dem Wiesen-Tal mit den Wander-Bergen zu fahren.

🔄 Link zum Fotoalbum: Reit im Winkl - Ort


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