An der polnischen Ostseeküste
Mit dem Rad von Bansin nach Danzig


2. Tagestour
12. Juni 2023

Miedzyzdroje/Misdroy bis Rewahl/Rewal

72 Kilometer
Unterkunft Holiday Resort Alcest

 

Miedzyzdroje über Kamien Pomorski bis Rewal

 

Gleich hinter Miedzyzdroje ist im Nationalpark Wolin das Wiesentgehege. Es ist noch nicht geöffnet, als wir dort vorbeifahren. So viel hätten wir auch nicht anschauen können. Es ist eine kleine Anlage mit derzeit fünf Wisenten.

Übersichtskarte des Nationalparks

Wisentgehege im Nationalpark Wolinski Park Narodowy

Östlich von Misdroy befindet sich ein Wisentgehege mit einer Schauanlage und einer Zuchtstation. Es ist eine kleine Anlage, 1976 aufgebaut. Jährlich werden 1 bis 2 Wisente geboren, die an andere Parks gegeben werden. 

 

Fahrt durch den Wald des Nationalparks. Vorbei am Czajcze-See, einer der Seen der Woliner Seenplatte. Bei Miedzywodzie/Heidbrink sind wir wieder an der Ostseeküste. Wenig später biegen wir nach Süden ab und fahren nach Kamien Pomórski. Westlich von uns liegt der Zalew Kamienski, in deutscher Zeit der Camminer Bodden. Es ist eine Ausbuchtung des östlichen Abflusses des Stettiner Haffs in die Ostsee.

Czajcze-See


Miedzywodzie/Seebad Heidebrink

Auf der Insel Wollin. Zwischen der Ostsee und dem Binnensee Zalew Kamienski/Camminer Bodden, eine Ausweitung der Dziwna, der dritte Ablauf des Stettiner Haffs zur Ostsee. Von der Lage des Ortes ist auch der polnische Name abgeleitet, „zwischen den Wassern“ – Miedzywodzie.


Dziwnow/Dievenow
Auf einer Landzunge zwischen der Ostsee und dem Fluss Dziwna/Dievenow. Im 19. Jahrhundert gehörte der Fischerort West-Dievenow der Stadt Cammin.

Landschaft auf dem Weg nach Kamien Pomorski:




Die Swiniec, ein Zufluss des Zalew Kamienski

Kamien Pomorski/Cammin


Am Zalew Kamienski/Camminer Bodden gelegen, einer Ausbuchtung des östlichen Abflusses des Stettiner Haff in die Ostsee. Über 100 Jahre war hier das politische und religiöse Zentrum Pommerns, Hauptstadt des pommerschen Herzogtums und des Bistums. Neben Danzig war in Cammin das älteste Dominikaner-Kloster an der südlichen Ostsee.

Der polnische Name übersetzt ist „Pommerscher Stein“, nach einem großen Findling benannt (20 Meter Umfang), der früher auch ein Orientierungspunkt der Schiffer war. Der Stein steht am Nordufer der dem Kamien Pomorski gegenüberliegenden Insel Buniewice. Der Findling wurde mit den Eismassen in prähistorischer Zeit aus Schweden hierhergeschoben. Ursprünglich war er dreimal so groß. Im 19. Jahrhundert wurde er aufgespalten, um Baumaterial zu erhalten. Der Rest ist jetzt als Denkmal geschützt. In deutscher Zeit war er der Königsstein.

 

Der deutsche Ortsname Cammin geht ebenfalls auf die slawische Bezeichnung „kamén“ für Stein oder Fels zurück. An der Ostsee gibt es auch andere Orte mit dem Namen Cammin, deren Namen wahrscheinlich ebenfalls auf einen besonders großen Findling verweisen.


Um 11oo bestand eine slawische Siedlung. Anfang des 12. Jahrhunderts hatte der Pommernherzog Wartislaw I. seine Residenz in Cammin. 


Wartislaw I. (1100 – 1148) gilt als Begründer der Adelsdynastie der Greifen, der pommerschen Herzöge. Er förderte die Einführung des Christentums in Pommern.

(siehe: Meine Ostseeradtour – 11. Geschichte zur Tour - Link zum Beitrag)

1175 wurde das Bistum Cammin gegründet, nachdem Heinrich der Löwe Hinterpommern erobert hatte. Niederdeutsche Einwanderer besiedelten den Ort, der Ende des 13. Jahrhunderts von dem pommerschen Herzog das Lübische Stadtrecht erhielt. 


Das Lübische Stadtrecht war das von der Reichsstadt Lübeck übernommene Stadtrecht, das in über 100 Ostseestädten eingeführt wurde.

Anfang des 14. Jahrhunderts verkaufte der Herzog von Pommern-Wolgast die Stadt Cammin an den Camminer Bischof.

Nach dem 30-jährigen Krieg kam das Bistum Cammin an das Kurfürstentum Brandenburg. 


In Cammin erfand Ewald Georg von Kleist (1700 – 1748) 1745 die „elektrische Verstärkungsflasche“, den ersten elektrischen Kondensator. Kurz nach ihm entdeckte auch der Leidener Professor von Musschenbroeck die Wirkungsweise des Kondensators. Entsprechend wurden die Vorläufer der Kondensatoren als „Kleistsche Flasche“ und „Leidener Flasche“ bezeichnet.

 

Die von Kleist sind ein hinterpommersches Adelsgeschlecht, zu dem auch der Dichter Heinrich von Kleist (1777 – 1811) gehörte. Seine Werke waren u.a. Der zerbrochene Krug, Das Käthchen von Heilbronn, Michael Kohlhaas. Nahezu mittellos nahm er sich am Kleinen Wannsee in Berlin zusammen mit seiner Freundin Henriette Vogel das Leben.



Rundgang durch Cammin:


Besichtigung Cammin
(vereinfachte Wegeführung)


Kathedrale St. Johannes – Camminer Dom  (2)
Konkatedra św. Jana Chrzciciela. Ein Holz-Vorgängerbau wurde 1176 errichtet, nachdem Dänen die Stadt Wollin zerstört hatten und der Sitz des 1140 gegründeten pommerschen Bistums nach Cammin verlegt wurde. Cammin blieb bis 1810 Bischofssitz, der danach nach Kolberg verlegt wurde. Der steinerne Dom wurde im 13. Jahrhundert gebaut.
Im Camminer Dom sind 5 Mitglieder des pommerschen Herzogshaus und 8 Bischöfe begraben.
Nach der Reformation ab 1534 evangelisches, ab 1946 wieder katholisches Gotteshaus.

Langhaus des Doms mit Altar

Altes Chorgestühl

Taufkapelle aus dem 14. Jahrhundert
(barocker Gitterumhang aus dem 17. Jh.)

Die Orgel des Doms ist eine Rekonstruktion (2004)
der Orgel von 1672

Jedes Jahr feiert Cammin den Orgelsommer
Denkmal vor dem Domplatz
 

Bischofshaus / Palac Biscupi (3)
Neben dem Dom um 1300 erbaut, in seiner heutigen Form aus dem 16. Jahrhundert. Bis zur Reformation war der Palast Sitz der bischöflichen Kurie und Residenz der Bischöfe von Cammin. Nach der Reformation blieb das Haus zunächst im Eigentum des protestantischen Domkapitels. Nach 1500 hatte es private Eigentümer. 

Spätgotisches Rathaus (5)
von 1426 mit später angebauten Laubengängen


Spätgotisches Wolliner Tor /Brama Wolinska (7)
Teil der Stadtbefestigung mit ehemals 8 Türmen, 1308 gebaut

Stadtmauer am Ufer (6)

Schulgebäude von ? (4)
 

Eines der wenigen erhaltenen Fachwerkhäuser (9)

 

Am Hafen von Kamien Pomorski (1)

Fischerdenkmal am Hafen (1)
Fischerdenkmale, meist aus Holz genschnitzt, sieht man in vielen Orten.

Pause im
Sklep Rybny (8)
Fischräucherei mit einem Imbiss. 
Die Restaurantauswahl in Cammin war nicht groß.

Man merkt, dass Kamien Pomorski etwas abseits der Küste und der Urlaubsorte liegt. Ein ruhiges und ein wenig verschlafenes Städtchen, von der Größe eher ein Dorf. Wenige Touristen und kaum Restaurants. 

Zurück zur Küste fahren wir auf dem gleichen Weg. Unser nächstes Ziel ist die Kirchenruine Hoff. Die hatte ich auch bei meiner ersten Ostsee-Radfahrt besucht. Das Ufer vor der Ruine war damals schon befestigt gewesen, um eine weitere Unterspülung des Steilufers zu verhindern. Inzwischen wurde der Ort touristisch ausgebaut. Neben der Kirchenruine wurde ein Steg über die Steilküste hinaus gebaut, damit die Besucher die Seeseite der Kirchenruine gut sehen und fotografieren können. Die Ruine zieht viele Touristen an. Nur mit Glück gelingt ein Foto ohne fremde Köpfe. 


Kirchenruine Hoff
Landseite und Seeseite

Der "Foto-Steg" neben der Kirchenruine


Trzesacz/Hoff

Hoff ist ein ehemaliges Rittergut mit dem Schloss Hoff (aus dem 17. Jahrhundert).

Das Ostseeufer war/ist an dieser Stelle Unterwaschungen ausgesetzt. Das führte dazu, dass die in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts 2 Kilometer vom Uferrand entfernt gebaute Kirche 1874 wegen Gefährdung geschlossen werden musste. Die Kirchenausstattung kam überwiegend in das Camminer Dommuseum. 1901 stürzte die Kirche zur Hälfte ab, ebenso Teile des Kirchfriedhofs. Seitdem ist die Kirchenruine Hoff eine Touristen-Attraktion.
 

Die Ufer an der Ostsee sind hauptsächlich eine Ausgleichsküste. Ziemlich parallel zur Küste verlaufende Meeresströmungen tragen an der Küste Kies und Sand ab und lagern das an anderer Stelle wieder an. Es entstehen Flachküsten mit ziemlich geradlinig verlaufenden Küstenlinien.

Typisch sind die so entstandenen Nehrungen, die durch Sandabtrag vor einer Bucht entstehen. Erreicht die Sandanlandung den gegenüberliegenden Küstenvorsprung, wird die Bucht abgeschnitten und ein Strandsee entsteht.

 

Kliff-Küsten sind an der Ostsee eher selten. Die gegen Steilküsten anprallenden Meeresströmungen unterspülen den Fuß des Steilufers und Überhänge stürzen ein. Die Küste wird ins Landesinnere rückversetzt.

 

Wir waren zwar in der Vorsaison an der Ostseeküste, die polnischen Schulferien begannen erst nach unserer Radreise, aber alle Küstenorte waren schon voller Urlauber. Seit meiner ersten Ostsee-Reise ist auch enorm gebaut worden. Neue Hotels, Appartement- und Eigentumswohnanlagen säumen die Straßen. Und dazwischen immer wieder eine Menge Neubauten in Erwartung steigender Urlauberzahlen.

Gegen Abend erreichen wir Rewal. Das Ende jeder Tagesetappe ist immer gleich. Zuerst duschen. Dann ist man erfrischt und wieder munter. Spaziergang durch den Ort und Besichtigungen interessanter Gebäude oder Plätze. Danach in ein Restaurant, möglichst mit polnischer Küche.

In Rewahl war nicht so viel zu besichtigen. Aber der Strand war schön, wie in allen Orten an der Küste. Ein Strandspaziergang bildete den Tagesabschluss.


 

Rewaler Wale
Zwei Stahlgerippe erinnern an die Sage, dass vor vielen Jahren ein riesiger Wal an Land gespült worden sei. Legende oder nicht - jedenfalls hat Rewal so eine Sehenswürdigkeit erhalten.

Rewal/Rewahl

An einem Ostsee-Kliff gelegen. Ursprünglich ein Fischerdorf, wurde es ab dem 19. Jahrhundert ein Seebad.

Strandszenen:





Und noch einmal Abendstimmung:



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