Stadtwanderung
um den Müggelsee


5. Juni 2021 mit Angelika und Andreas 
Start und Ziel Spreetunnel in Rahnsdorf

 

Die Wanderstrecke um den Müggelsee - 12 Kilometer

Beginn und Ende der Rundwanderung
Der Große Müggelsee im Bezirk Treptow-Köpenick ist Berlins größter See, viereinhalb Kilometer lang und zweieinhalb Kilometer breit, mit einer Fläche von 750 Hektar (Nächstgroßer See ist der Tegeler See mit 450 Hektar. Der Wannsee hat eine Fläche von 270 Hektar und ist damit etwas größer als die Parkanlage des Großen Tiergartens in Berlin-Mitte mit 210 Hektar).

An den Großen Müggelsee grenzt der Kleine Müggelsee, mit nur 15 Hektar auch deutlich kleiner. Er liegt an der Mündung der Müggelspree (ein Teilstück der Spree) in den Großen Müggelsee und ist von ihm durch eine

Wir drei
Landzunge getrennt.  Die Spree durchfließt den Müggelsee und verlässt ihn zwischen den Ortsteilen Friedrichshagen und Köpenick. Das Stück bis zum Zufluss der Dahme heißt noch Müggelspree, danach ist es dann wieder die „normale“ Spree, die durch Berlin fließt und in Spandau in die Havel mündet. 

Entstanden sind der Müggelsee und die im Süden davon liegenden Müggelberge (mit 115 Metern die höchste Erhebung in Berlin) in der Eiszeit vor mehr als 100.000 Jahren durch von Skandinavien kommende Gletscher. 

Wir beginnen unsere Wanderung in Friedrichshagen und unterqueren die ablaufende Müggelspree in dem Fußgängertunnel, der 1927 gebaut wurde.

 

Friedrichshagen wurde als Kolonistendorf 1753 im Auftrag Friedrichs II. der Große gegründet. Baumwollspinner aus Böhmen und Schlesien wurden dort angesiedelt.

Im 19. Jahrhundert wurde Friedrichshagen ein Villenvorort von Berlin und der Müggelsee wurde ein Ausflugsziel. 1880 wurde Friedrichshagen „Klimatischer Luftkurort“. Badestellen, ein Kurpark, Biergärten und Cafés entstanden.

Die Hauptstraße und Einkaufsstraße ist die Bölschestraße, benannt nach einem Friedrichshagener Dichter.  Angelegt wurde die Straße als Dorfstraße mit der Errichtung des Kolonistendorfes. Typisch waren Doppelhäuser, zunächst in Lehmbauweise, die später durch Steinbauten im Gründerzeit- und Jugendstil ersetzt wurden.

 

Der Fußgängertunnel ist 120 Meter lang und wurde in zwei Teilen vorgefertigt, die in das Flussbett abgesenkt wurden. Er ersetzte 1927 eine Fähre, die bis zu 40.000 Personen täglich befördert hatte.

Am Müggelsee


Am See sind zahlreiche Biergärten und Gartenlokale entstanden, so dass „Rübezahl am Müggelsee“. Den Namen hat der Biergarten von einem vollbärtigen Wächter der Schiffsanlegestelle. Fabrikarbeiter aus Schlesien wurden bei seinem Anblick an den bärtigen Rübezahl ihrer Heimat erinnert und so hieß es bald, „wir fahren zu Rübezahl“.

 

Südlich des Müggelsees ist in den Müggelbergen der Müggelturm. 1890 wurde ein erster 27 Meter hoher Holzturm von dem Köpenicker Wäscherei- und Färbereibesitzer Carl Spindler zusammen mit einer Gastwirtschaft errichtet (Es gibt in Köpenick auch eine Ortslage Spindlersfeld, die aus einer Werkssiedlung der Firma entstanden ist). Nachdem der Turm abgebrannt war, wurde 1961 ein Stahlbeton-Turm eröffnet. Nach der Wende stand der Turm lange Zeit leer. Seit 2018 sind der Turm und die Gastronomie wieder geöffnet.


Eigentümer des Müggelturms ist Matthias Große, Immobilienunternehmer und Präsident und Sponsor der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft und Lebensgefährte der Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein.



Blick auf das Nord-Ufer


Denkmal für Rudolf Rühl
Nach dem „Rübezahl“ kommen wir an dem Denkmal für Rudolf Rühl vorbei. Es erinnert an die Entwicklung des Müggelsees als Erholungsgebiet durch Rudolf Rühl. Aufgestellt wurde der Gedenkstein 1913, damals hieß die Stadt noch „Coepenick“. 

Wir passieren das Hotel Müggelsee, ein Plattenbau aus DDR-Zeit mit 176 Hotelzimmern und Tagungsräumen, zurzeit Corona bedingt geschlossen. Nach 1970 wurde es als Hotel Müggelseeperle gebaut. Davor stand dort die Gaststätte Prinzengarten, die bis 1953 von der Familie Prinz geführt wurde, danach eine HO-Gaststätte wurde (HO – Handelsorganisation, staatliche Einzelhandels- und Gaststättenbetriebe der DDR).

Neben dem Hotel steht der sog. Wendenturm, der um 1900 gebaut wurde. Warum der Turm nach den Wenden benannt wurde und wer ihn gebaut hat, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. 

Der Turm


Wendenturm
Am Uferrand kommen wir danach an einem Moorgebiet vorbei, der Thyrn, mit Erlen bewachsen. 

Am Kleinen Müggelsee nehmen wir die BVG-Fähre ab Müggelhort zum Müggelwerder. Eine Brücke gibt es nicht über die Müggelspree, nur noch eine weitere Fähre, eine Ruder-Fähre. Dazu müssten wir einen großen Umweg machen. Auch die Siedlung „Neu Venedig“ mit vielen Kanälen ist für die Einbeziehung in die Wanderroute zu weit vom Müggelsee-Rundweg entfernt.

 

Neu Venedig. Ab 1925 wurden sumpfige Wiesen des damaligen Gutes Rahnsdorf entwickelt. Ein Kanalsystem entwässerte das Gebiet und ließ knapp 400 Baugrundstücke mit Wasserlage entstehen, 3,50 Mark kostete damals ein Quadratmeter Bauland. Heute liegen die Grundstückspreise teilweise über 750 EUR/m².

Die Elektro-Fähre passiert die Müggelsee-Bucht „Die Bänke“ und legt am Müggelwerderweg in Rahnsdorf an.

 

Rahnsdorf wurde als slawisches Fischerdorf am Müggelsee gegründet. Später gehörte der Ort zur Burg Köpenick (1375, Landbuch Karls IV.). Landwirtschaftliche Höfe mit Landbesitz gab es nicht. 

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die erste Villenkolonie für Berliner entwickelt (Rahnsdorf-Hessenwinkel). Um die Jahrhundertwende baute eine „Initiative der Deutschen Volksbaugesellschaft“ Häuser für Bürger aus dem einfachen Volk in Rahnsdorf-Wilhelmshagen. 1926 wurde die lagunenartige Kolonie Neu-Venedig angelegt.

Am Kleinen Müggelsee


Hinter dem Fähranleger gehen wir durch mehr oder weniger ungeordnete Straßen eines Einfamilienhaus-Gebietes und überqueren den Fredersdorfer Mühlenfließ (ein Zufluss in den Müggelsee, der bei Strausberg östlich von Berlin entsteht und in früheren Jahrhunderten Wassermühlen antrieb).

Am Fredersdorfer Mühlenfließ


Nach dem Mühlenfließ kann man auch auf der nach Norden führenden Ingeborg-Hunziger-Straße (Ingeborg Hunziger war eine Berliner Bildhauerin) zur S-Bahn-Station Rahnsdorf gehen und von dort mit der S-Bahn fahren. Dann wird die Wanderstrecke etwas kürzer. Man vermeidet den Müggelseedamm, aber auch die Wanderstrecke entlang des nördlichen Müggelsee-Ufers.

 

Strandbad Müggelsee

Durch den Wald führt der Weg zum Strandbad Müggelsee. Der Eintritt in das Freibad mit einem 750 Meter langen Strand ist frei (im Gegensatz zu dem Strandbad Wannsee im Westen Berlins). Der Wanderweg führt durch das Freibad (angesichts des Sommerwetters sehr gut besucht) und dann weiter am Ufer durch einen Kiefernwald, über eine längere Strecke ein Sandweg, etwas mühsamer zu gehen, aber mit schönen Ausblicken auf den See. Auch dieser Strandabschnitt ist stark von Ausflüglern und Erholungsuchenden besucht. 

Am Müggelsee Nordufer

Vor dem Wasserwerk-Gelände biegt der Wanderweg auf den Müggelseedamm ab, an dem es weiter in das Zentrum von Friedrichshagen geht. Eine nicht so schöne Wegstrecke. 

Am Müggelseedamm (Haus-Nr. 254) wohnte Wilhelm Bölsche (1861 – 1939). Nach ihm ist die Bölschestraße benannt. Er redigierte die kulturpolitische Zeitschrift „Freie Bühne“ des Verlegers S. Fischer. Wilhelm Bölsche wohnte ab 1918 in Schreiberhau im Riesengebirge. Mit Gerhart und Carl Hauptmann gehörte er zum Schreiberhauer Künstlerkreis. 
(siehe "Zu Gerhart Hauptmann und dem Glas im Riesengebirge" 4. Teil des Blog-Beitrags "Zu Gerhart Hauptmann und den Schlössern im Hirschberger Tal", August 2022)

 

Gebäude des Wasserwerkes


Sieht aus wie eine Kapelle - 
es ist der erste Sammelbrunnen zur Grundwassergewinnung

Das Wasserwerk Friedrichshagen nahm 1893 seinen Betrieb auf. Es war das größte und modernste Wasserwerk Europas. Das Areal am Müggelseeufer, beiderseits des Müggelseedamms, umfasst 55 Hektar (der größte Teil davon ist nördlich des Müggelseedamms). Das ist ein Viertel der Fläche des Großen Tiergartens. Anfangs wurde Müggelsee-Wasser zu Trinkwasser aufbereitet. Nach 1904 wurde die Trinkwassergewinnung auf Grundwasser umgestellt. Dafür wurden 350 Tiefbrunnen am Müggelseeufer gebaut. Teilweise wurde Grundwasser und Oberflächenwasser gemischt. Seit 1991 wird kein Oberflächenwasser mehr entnommen.

 

Ein Teil der Wasserwerke wurde nach 2005 stillgelegt. Es wurde das „Museum im Wasserwerk“ zur Geschichte der Wasserversorgung und Stadtentwässerung eingerichtet. In einem anderen Gebäudeteil forscht das „Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)“. Eines der Projekte ist der „Tomatenfisch“. In einem Wasserkreislauf werden Fische gezüchtet und Tomaten in Aquakultur angebaut.

 

Das gesamte Areal ist ein Flächendenkmal. Die Gebäude des Wasserwerkes (Pumpenhäuser, Maschinenhallen, Filterbecken, Verwaltungsgebäude) wurden in Ziegelbauweise im Historismus-Stil gebaut.

 

Zum Schluss der Wanderung kann man im Biergarten am Spreetunnel einkehren, oder in einem der Restaurants in der Bölschestraße. Wir haben das nicht gemacht, weil wir uns im Englers-Restaurant am Botanischen Garten verabredet hatten.


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            Die Erläuterungen stammen meist aus Wikipedia-  und anderen               Artikeln im Internet, ohne Zitierung im Einzelnen.
             Fotos zum Teil von Andreas.

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