Radreise Berlin – Verona
Juni 2017
7. Teil : Geschichte zur Radreise Berlin - Verona
Eine kurze Beschreibung
der Geschichte der Regionen, durch die die Radreise führte (meist aus Wikipedia-Artikeln im Internet, ohne Zitierung):
(1) Brandenburg und Berlin
- Gründung der Mark Brandenburg
- Die Wittelsbacher in Brandenburg
- Hohenzollern und Preußen
- Nach dem 1. Weltkrieg
- Land und Bundesland Brandenburg
- Berlin
(2) Sachsen-Anhalt
- Die preußische Provinz Sachsen-Anhalt
- Das Herzogtum Anhalt
- Land und Bundesland Sachsen-Anhalt
(3) Sachsen
- Askanisches Erbe
- Von der Markgrafschaft Meißen zum Kurfürstentum Sachsen
- Napoleon und das Königreich Sachsen
- Nach dem 1. Weltkrieg
- Land und Bundesland Freistaat Sachsen
(4) Bayern
- Drei Volksstämme
- Römisches Reich
- Frankenreich
- Welfen und Wittelsbacher
- Dreißigjähriger Krieg
- Napoleonische Zeit
- Deutsches Reich
- Nach dem 1. Weltkrieg
- Bundesland Freistaat Bayern
(5) Tirol (Österreich und Italien)
(6) Venetien
(1) Brandenburg und Berlin
Gründung der Mark Brandenburg
Das Gebiet der Mark Brandenburg wurde bis zum 6. Jh. von
den Sueben, eine germanische Stammesgruppe, besiedelt. Während
der Völkerwanderung verließen die Sueben das Gebiet und Slawen zogen in das weitgehend siedlungsleere Land. Sie waren in
Stammesverbänden organisiert, aus denen sich Fürstentümer entwickelten.
So
regierte z.B. Mitte des 12. Jh. auf der Burg Köpenick (heute Stadtteil von
Berlin) ein Slawenfürst Jacza von Copnic. Er war der Gegner des Askanier Albrecht
der Bär im Kampf um die Mark Brandenburg (s.u.). Jacza
soll 1157 auf der Flucht vor Albrecht dem Bär bei Berlin durch die Havel
geschwommen sein und beim Schildhorn das Ufer erreicht haben. Dort legte er
sein Schild ab (darum Schildhorn). Aus Dank für die Rettung soll er zum
Christentum übergetreten sein, so die Sage. Ein Denkmal auf Schildhorn, Ende
des 19. Jh. dort errichtet, erinnert an die Sage.
Die Sueben
(auch als Elbgermanen bezeichnet) lebten
im Nordosten Deutschlands, von der Ostsee bis zur Elbe und dem deutschen
Mittelgebirge. Im Zuge der Völkerwanderung (zwischen dem 4. und 6. Jh. n.Chr.)
zogen Teile der Sueben westwärts und gelangten bis auf die Spanische Halbinsel,
wo sie das Suebische Königreich gründeten. Zu den suebischen Germanenstämmen
gehörten auch die Langobarden (die später ein Königreich in Norditalien
errichteten) und die Alamanen (später
auch als Schwaben bezeichnet, die in Südwestdeutschland siedelten), s.u.
Bayern.
Germanischen Stammesgruppen waren:
Nord-Germanen
(Wikinger) in Skandinavien.
West-Germanen
mit den Nordsee-Germanen (zu denen u.a. die Friesen und Sachsen gehören) und
den Elb-Germanen (suebische Stämme, s.o.) sowie den Rhein-Weser-Germanen (u.a. Cherusker, Franken).
Ost-Germanen
, auch als Oder-Weichsel-Germanen bezeichnet (u.a. Vandalen, Goten).
Völkerwanderungen waren
wohl nicht die Bewegung ganzer Völker sondern es waren vielmehr Söldnerheere,
die mit ihrem Tross, sicher auch Angehörigen, auf Beutezügen waren, aus welchen
Gründen auch immer. Völker in unserem Sinn bestanden damals wohl auch nicht. Es
waren Stammesgruppen, die sich auf den Wanderzügen auch mit anderen Gruppen
verbanden.
Die Christianisierung der Germanen begann
etwa im 4. Jh. n.Chr.. Die Goten hatten als erste Berührungen mit dem
Christentum. Die Sachsen wurden erst im 8. Jh. durch Karl der Große zum
Christentum gezwungen. Die Wulfiabibel
als gotische Übersetzung des Neuen Testamentes aus dem Griechischen entstand. Es war das erste Buch in einer germanischen
Sprache. Bischof Wulfia (Jahre 311 – 388, er missionierte im Gebiet der Donau,
in Konstantinopel begraben) entwickelte dafür die Gotische Schrift in Anlehnung
an das griechische Alphabet (die Goten hatten wie die anderen Germanen-Stämme nur
Runen-Schriftzeichen).
Zu Anfang
war es das Christentum in der
arianischen Form (Gottvater allein
ist Gott), im Gegensatz zum trinitarischen
Glauben (Dreifaltigkeit – Gott Vater, Gott Sohn, Heiliger Geist). Die Auseinandersetzung zwischen Arianern und
Trinitariern beherrschte ab dem 4. Jh. n.Chr. das Christentum. Das erste
ökumenische Konzil von Nicäa wurde deswegen von dem römischen Kaiser Konstantin
I. in der Nähe des heutigen Istanbul 325
n.Chr. einberufen. Im 2. Konzil von Konstantinopel 381 n.Chr. wurde die Trinität als katholische Lehre bestimmt.
Ende des
5. Jh. setzte sich im Frankenreich der Trinitarismus durch (der Merowinger
König Clodwig I. trat zum Katholizismus in der Form des Trinitarismus über).
In Teilen
bestand der Arianismus aber weiter. Die Goten hatten diese Glaubensrichtung mit
nach Spanien gebracht. Erst um 600 n.Chr. konvertiert dort der westgotische
König vom Arianismus zur katholischen Lehre.
Die Slawen:
Ihre Herkunft ist nicht
vollständig geklärt. Römische Quellen (6. Jh.) orten die Slawen im Raum nördlich
der Karpaten und am Schwarzen Meer. Von dort aus verbreiteten sie sich in den
östlichen Gebieten bis Russland (Ostslawen).
Gegen Ende des 5. Jh. besiedelten sie den mittleren Donauraum (Ungarn,
Slowakei - Südslawen). Ab Mitte des 6. Jh. drangen slawische Gruppen in
mehreren Wellen bis in das heutige Deutschland vor (Westslawen).
Ein Beleg der slawischen Besiedelung ist die Tempelburg am Kap Arkona auf der
Insel Rügen. Sie wurde im Jahr 1168 von Dänen zerstört. Auch in Berlin-Marzahn
gibt es slawische Funde.
Slawische
Minderheiten leben
in Deutschland noch im niedersächsischen Wendland (Wenden) und in der brandenburgischen/sächsischen/polnischen
Lausitz (Sorben).
Auf die slawische Sprache (russisch,
ukrainisch, polnisch, slowakisch, sorbisch, kaschubisch sind slawische Sprachen)
gehen auch deutsche Ausdrücke (Gurke,
Grenze) und Stadtnamen zurück
(Berlin, Chemnitz, Görlitz, Graz).
Zum Ende des 1. Jahrtausend begann die deutsche Ostexpansion und die Zurückdrängung der Slawen.
Nach
dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches (Jahr 476 – das Weströmische Reich
war im Jahr 395 durch die Teilung des Römischen Reiches entstanden) wurde das Frankenreich bedeutendster Nachfolgestaat.
Das Frankenreich ging auf germanische
Stämme am rechtsrheinischen Niederrhein zurück (Rhein-Weser-Germanen), die während
des Zusammenbruchs des Weströmischen Reiches das von den Römern beherrschte Gallien (und dann
das Westgotenreich) eroberten. Zuvor waren sie im Römischen Reich sog.
Foederaten. Das waren Krieger, die unter eigenen
Anführern im Dienste der römischen Kaiser die Grenzen sicherten und dafür
Anspruch auf Versorgung durch den römischen Staat hatten.
Die eroberten
Gebiete regierte das Frankenreich durch Einsetzen von Gefolgsleuten als Herzöge
in den Siedlungsgebieten der Stämme, die über Generationen mit der Bevölkerung
zusammenwuchsen, zum Teil durch Heirat von Töchtern einheimischer Adliger.
Die
Franken beherrschten
weite Teile West-, Mittel- und Südeuropas.
Nach dem Merowinger Adelsgeschlecht führten die Karolinger das Frankenriech.
Bekanntester Vertreter war Karl der Große (Jahre 768 – 814). Im Jahr 800 ließ er sich in Rom durch den
Papst zum Kaiser krönen.
Er eroberte das Siedlungsgebiet der Sachsen (zwischen den Jahren 772 und 804). Es
umfasste die Gebiete westlich von Elbe
und Saale (heutiges Niedersachsen, Bremen, die Teile Westfalen und Lippe
von Nordrhein-Westfalen, den westlichen Teil von Sachsen-Anhalt ((Halberstadt,
Quedlinburg)), nicht aber das heutige Land Sachsen). Als Stammes-herzogtum war es gegliedert in Westfalen (Lingen, Osnabrück, Münster,
Dortmund), Engern (Hamburg, Bremen,
Verden, Minden, Paderborn) und Ostfalen
(Lüneburg, Werben an der Elbe, Braunschweig, Hildesheim, Goslar, Magdeburg,
Halberstadt, Merseburg).
Weitere
Stammesherzogtümer des
Frankenreiches waren Bayern (das Gebiet westlich Augsburgs bis Regensburg,
Passau, Linz und südlich bis zu den Alpen mit Salzburg und Innsbruck), Schwaben (Elsass bis Augsburg und Chur
in der heutigen Schweiz, bis zum 11. Jh. als Alamannien bezeichnet), Franken (u.a. Hessen, Teile Baden-Württembergs,
Rheinland-Pfalz, Thüringens, die heute
fränkischen Gebiete Bayerns).
Durch Erbteilung entstanden im Jahr 843 das Westfrankenreich (etwa
Frankreich), das Mittelfrankenreich (etwa Lothringen) und das Ostfrankenreich (etwa Deutschland). Erster
König des Ostfrankenreiches war der
Karolinger Ludwig II. der Deutsche.
Im Laufe der Zeit wurde die Zentralmacht der Könige schwächer und die
regionalen Stammesherzöge stärker, was in der Wahl des Königs durch die Herzöge
gipfelte. Erstmals erfolgte die Wahl, als im Ostfrankenreich die Karolinger
Linie ausstarb (Jahr 911) und nicht der erbberechtigte König des
Westfrankenreiches sondern der Herzog von Franken als ostfränkischer König bestimmt wurde.
So wurde der Herzog von Sachsen, Otto I., König des Ostfrankenreiches (Herzog von Sachsen, König des
Ostfrankenreichs, König von Italien, römisch-deutscher Kaiser, 962 bis 973).
Er ließ sich in Aachen wählen (wie Karl der Große) und er beanspruchte wie Karl
der Große die Nachfolge des antiken
römischen Kaisertums.
Hintergrund des Nachfolge-Anspruchs ist die Vier-Reiche-Lehre,
die auf eine Prophezeiung des Propheten Daniel zurückgeht. Danach folgt nach
dem Ende des vierten Reiches die Apokalypse (der Weltuntergang). Die Reiche
waren das babylonische Reich, das Perserreich, das Alexanderreich und als
viertes und letztes das Römische Reich. Das Römische Reich durfte darum nicht
untergehen und sollte im Heiligen-Römischen-Reich weiterbestehen.
Otto I. sah sein Reich als Einheit von Staat und
Kirche an und legte sich den Titel-Zusatz „von
Gott gekrönter Kaiser“ zu. Es war der Ursprung der Bezeichnung „Heiliges“ Römisches Reich. Bis 1806 war
es die Bezeichnung des Deutschen Reiches (der Habsburger römisch-deutsche
Kaiser Franz II. legte die Kaiserkrone nieder und erklärte das Reich als
aufgelöst). Und es war Ausdruck des
Gottesgnadentums. Der Herrschaftsanspruch wurde nicht mehr auf das Geblütsrecht (Abstammung von der
Königsfamilie) zurückgeführt sondern war durch
göttliches Recht legitimiert. Das religiöse Ritual der Salbung zum König nach dem Vorbild der biblischen Könige war das
äußerliche Zeichen. Später (15. Jh.) kam der Zusatz „Deutscher Nation“ hinzu.
Kaiser Otto I. errichtete in den eroberten slawischen Gebieten östlich der Elbe und
Saale bis etwa zur Oder abhängige Marken (Grenzregionen). Innerhalb des
Frankenreiches westlich von Elbe/Saale war das Land in Stammesherzogtümern
organisiert. Er gründete Bistümer
zur Christianisierung der Slawen und zur Festigung seiner Herrschaft (so die Bistümer Brandenburg und Havelberg). ). Die in den slawischen Gebieten herrschenden slawischen
Fürsten waren tributpflichtig. Es kam aber immer wieder zu Slawenaufständen. Nach
seinem Tod wurde Otto I. im Magdeburger Dom beigesetzt
Der Askanier Albrecht der Bär wurde Mitte des 12.Jh. vom Kaiser (Lothar
III, Sachsen-Herzog, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 1133 - 1137) zum Markgrafen der Nordmark ernannt, der späteren Mark Brandenburg. Er konnte seine
Herrschaft gegen die Slawen festigen (auch in Kämpfen mit dem Slawenfürsten Jacza von Copnic) und
eroberte die slawische Burg Brandenburg.
Er nannte sich danach Markgraf von
Brandenburg.
Die Askanier, auch als Haus Anhalt bezeichnet,
waren ein Adelsgeschlecht aus dem
heutigen Sachsen-Anhalt. Namens-Ursprung ist die Burg Ascherleben, damaliger
Name Burg Askania. Wir begegnen den Askaniern wieder in Sachsen-Anhalt (s.u.).
Sie bestimmten maßgeblich die Entwicklung der östlichen Landesteile (jenseits
Elbe und Saale).
In das Land kamen Neusiedler aus dem Westen, aus
Flandern, Rheinland, Westfalen, Schwaben, Franken. In den Herkunftsgebieten
wurden die bewirtschaftbaren
Ackerflächen durch Erbteilung immer kleiner, die Abgabenlasten an die
Grundherren waren hoch. In den neuen Gebieten waren die Ackerflächen größer und
die Landesherren des Ostens lockten die Siedler mit niedrigeren Abgaben.
Die Wittelsbacher in Brandenburg
Im Jahr 1320 erlosch die brandenburgische Linie der Askanier. Der deutsch-römische
Kaiser Ludwig IV. (aus dem Haus Wittelsbach) übertrug die Mark Brandenburg
seinem Sohn.
Die Wittelsbacher
waren ursprünglich die Grafen von
Scheyern, eine Burg und späteres Kloster
im heutigen Bayrischzell in Oberbayern. Im 12. Jh. verlegten sie ihre Residenz
auf die Burg Wittelsbach nordöstlich von Augsburg und nannten sich die Grafen
von Wittelsbach. Aus dieser Adelslinie stammten die späteren bayrischen Könige.
Im Jahr 1356 erhielt die Mark Brandenburg durch die Goldene Bulle die Kurwürde und wurde Kurfürstentum.
Die Goldene Bulle (Jahr 1356) - der Name bezieht sich auf das goldene
Siegel der Urkunde - regelte unter anderem das Wahlverfahren der
römisch-deutschen Könige.
Sie setzte die Anzahl und Namen der Kurfürsten fest, sieben, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier,
der Pfalzgraf der Rheinpfalz, der Herzog
von Sachsen, der Markgraf von
Brandenburg und der König von Böhmen. Für die Wahl zum König war die Mehrheit
notwendig, nicht mehr die Zustimmung aller. Päpstliche Mitbestimmungsansprüche
wurden ausgeschlossen. Die Kurfürsten erhielten das Münz- und Zollrecht und
weitgehende Privilegien. In Nürnberg musste künftig der erste Reichstag eines
neu gewählten Königs stattfinden (Hitler hat darum die NSDAP-Reichstage in
Nürnberg abgehalten?). Nürnberg war damit gleichrangig mit Frankfurt als Ort
der Königswahl und Aachen als Krönungsort. Die Goldene Bulle wurde das
„Grundgesetz“ des Reichs bis zu seinem Untergang im Jahr 1806.
Beschlossen wurde sie unter Kaiser Karl IV. auf den Hoftagen zu Nürnberg und zu Metz im
Jahr 1356. Er wollte die Struktur des Reiches stabilisieren. Zuvor waren die
sog. Großen des Reiches wahlberechtigt und es war nicht immer klar, welche
Fürsten (Herzöge und Grafen) des Reiches dazu gehörten. Ende des 12. Jh. kam es
gar zur Doppelwahl zweier Kandidaten.
Der Kreis der Kurfürsten hatte sich im Laufe der Zeit (ab
der ersten Wahl 911) herausgebildet. Zunächst entstand eine Gruppe an sog.
Vorwählern, die der Königswahl unbedingt zustimmen mussten. Das waren die
Fürsten, deren Territorien auf altfränkischem Gebiet waren. Daraus entwickelte
sich eine Gruppe von Fürsten (Kurvereine von Rhense – Rehnse: Ort im heutigen
Rheinland-Pfalz), die die Königswahl bestimmten. Die Goldene Bulle bestätigte
im Wesentlichen diese Gruppe.
Das sog. „Männleinlaufen“,
ein Uhrwerk an der Frauenkirche in Nürnberg, erinnert noch heute daran – wir
haben das Männleinlaufen bei unserem Nürnberg-Besuch im vergangenen Jahr
gesehen (Familientreffen 2016).
Die Wittelsbacher Herrschaft in Brandenburg dauerte nur rd. 50 Jahre. Kaiser Karl IV. zwang den Wittelsbacher Kurfürsten Otto V. „der
Faule“, zum Verzicht auf das
Kurfürstentum zu seinen Gunsten. Damit sicherte er sich eine weitere
Kurstimme. Zuvor hatte er ihn mit seiner Tochter verheiratet.
Karl IV. ließ nach der Übernahme
Brandenburgs das Landbuch der Mark
Brandenburg (im Jahr 1375) erstellen.
Es zählt zu den bedeutendsten statistischen Erfassungen des Mittelalters und
enthält u.a. eine Übersicht über die Einkünfte und die Dörfer der Mark mit
Detailbeschreibungen über Fläche, Höfe, Abgaben, Gerichtsbarkeit und ob die
Ackerflächen wüst lagen oder bestellt wurden. Die Befragten wurden zu wahren
Angaben verpflichtet, mit der Drohung, dass verschwiegene Güter an den
Landesherren fallen würden (das müsste man heutzutage vielleicht für
Steuererklärungen einführen …).
Hohenzollern und Preußen
Im Jahr 1417 – genau vor 600 Jahren (2017) - belieh der Sohn Karls IV. den Hohenzollern Friedrich VI. zu Nürnberg mit
dem Kurfürstentum Mark Brandenburg (vorher war er ab 1411 dort schon als
Verwalter des Kaisers eingesetzt.). Als Friedrich
I, Markgraf und Kurfürst von Brandenburg, machte er Berlin zu seiner Residenz. Damit stand
die Region bis zum Jahr 1918 unter der Herrschaft
der Hohenzollern und entwickelte
sich zum Kernland Preußens.
Das Adelsgeschlecht der Hohenzollern stammt aus dem heutigen Baden Württemberg, von der Burg
Hohenzollern bei Hechingen in der Nähe von Tübingen. Ein Zweig der Familie wurde Ende des 12. Jh. Burggraf von Nürnberg und Anfang des
15. Jh. wurde der Burggraf von Nürnberg, Friedrich IV., Markgraf und Kurfürst von Brandenburg (als Friedrich I., s.o.).
Ein Nachkomme des Kurfürsten von
Brandenburg wurde im Jahr 1618 durch Erbschaft auch Herzog von Preußen (Das Herzogtum Preußen war Nachfolger des
Deutschordensstaates, etwa das spätere Ostpreußen). Es war der Beginn der Personalunion von Brandenburg und Preußen.
Daraus entstand – als Realunion - das Königreich
Preußen, mit dem Königstitel zunächst „in
Preußen“ und dann „von Preußen“ (ausführlicher
beschrieben im Bericht Fahrradreise nach Danzig).
1871 wurde der preußische König in
Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert.
Napoleon besiegte Preußen im Vierten Koalitionskrieg (s.u.
Koalitionskriege) in der Schlacht bei
Jena und Auerstedt vernichtend und zog in Berlin ein. Der preußische König
floh nach Ostpreußen.
Nach dem Wiener Kongress - nach dem
Ende der Koalitionskriege und der Niederlage Napoleons - und den daraus
folgenden neuen Landesgrenzen in Deutschland und Europa wurde das Königreich Preußen im Jahr 1815 in zehn
Provinzen gegliedert. Eine war die Provinz Brandenburg, mit großen Teilen
der Mark Brandenburg, aber auch
ehemals sächsischen Gebieten. Sachsen
musste sie an Preußen abtreten, weil es Napoleon unterstützt hatte. Dazu
gehörten u.a. die Ämter Belzig, Jüterborg, Dahme und die Niederlausitz.
Preußen erhielt neben den o.g. Ämtern das
gesamte nördliche Gebiet des Königreichs Sachsen, das mit anderen preußischen
Gebieten zur preußischen Provinz Sachsen zusammengefasst wurde (s.u.).
Der Wiener Kongress ordnete nach der Niederlage Napoleons Europa neu. Unter Leitung des
österreichischen Außenministers Metternich verhandelten die Oberhäupter und
Vertreter von rund 200 europäischen Ländern, Körperschaften und Städten.
Unterzeichnet wurde der Vertrag von Österreich, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Portugal, Preußen,
Russland und Schweden.
Auch die Deutsche Bundesakte, der völkerrechtliche Vertrag über die Gründung des Deutschen Bundes (ein loser Staatenbund als Nachfolger
des Heiligen Römischen Reiches, unter Einschluss Österreichs), wurde in Wien
verhandelt und von den Bevollmächtigten der deutschen Staaten in Wien
unterzeichnet.
Hauptziele des Wiener Kongresses waren gegenseitiger Schutz fürstlicher Interessen vor
revolutionären Bewegungen und die Wiederherstellung des politischen Zustandes
vor der französischen Revolution und Napoleons (Restauration).
Die Auflösung von kleinen
Fürstentümern und Stadtstaaten und die Säkularisierung geistlicher Territorien
durch den Reichsdeputations-hauptschluss
wurden aber nicht rückgängig gemacht.
Reichsdeputationshauptschluss: Der
Wiener Kongress stellte die monarchistische Herrschaft wieder her. Davor hatte
Napoleon die europäischen Monarchien besiegt und neu organisiert. Nach dem
ersten Koalitionskrieg (s.u.) musste das
linke Rheinufer an Frankreich abgetreten werden. Der Friedensvertrag bestimmte, dass die
dadurch eingetretenen Gebietsverluste deutscher Fürsten im übrigen Reich
entschädigt werden sollten.
Die Entschädigungs-Regelungen wurden von
einem Ausschuss des Immerwährenden
Reichstages (die Ständevertretung im Heiligen Römischen Reich) beraten. Dem
Ausschuss, der Reichsdeputation, gehörten Vertreter der Kurfürsten und der
Reichsfürsten an. Auf der letzten Tagung des Reichstags 1804 wurde die Annahme
des Reichsdeputations-hauptschlusses beschlossen. Der Reichstag stimmte
getrennt in den drei Kammern Kurfürstenrat, Reichsfürstenrat,
Reichsstädtekollegium ab. Die geistlichen Reichsstände und die Reichsstädte,
die ihre Gebiete verlieren sollten, wurden in den Sitzungen und Abstimmungen als
„abwesend“ erklärt und nicht beteiligt (so waren auch nur 6 verbleibende
Reichsstädte dabei).
Die Entschädigung
erfolgte durch Säkularisierung und
Mediatisierung.
Säkularisierung: Die geistlichen Fürstentümer wurden aufgelöst und das Vermögen einschließlich
der Klöster wurde enteignet und den angrenzenden Fürstentümern übereignet.
Mediatisierung: Die kleineren weltlichen Herrschaften verloren ihre
Reichsunmittelbarkeit und wurden den benachbarten Fürstentümern zugeordnet, behielten
aber ihr Vermögen. Die Reichsstädte wurden (bis auf die 6 Ausnahmen, u.a.
Hamburg, Bremen, Frankfurt, Lübeck, Augsburg, Nürnberg) den benachbarten größeren
Fürstentümern zugeschlagen (Frankfurt und Lübeck verloren später durch Preußen
ihre Selbständigkeit, Augsburg und Nürnberg durch Bayern).
Gewinner der Regelungen waren Preußen,
Bayern, Baden und Württemberg, die deutlich mehr Territorien erhielten, als sie
linksrheinisch verloren hatten. Die Vorlage für die Entschädigungsregelung
wurde im Wesentlich von Frankreich und Russland geschrieben.
Das Reichsgebiet
wurde umgestaltet. Die Reichsritterschaft und viele kleine Fürstentümer
verschwanden. Die reichsunmittelbaren Territorien verringerten sich von einigen
hundert auf vierunddreißig. Ein Nebeneffekt war, dass der katholisch dominierte
Reichsfürstenrat mehrheitlich evangelisch wurde.
Nach dem 1. Weltkrieg
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges 1918 führte der Druck der
Novemberrevolution zum Ende der
Monarchie. Da der preußische Kaiser zögerte, verkündete der Reichskanzler
Max von Baden den Verzicht des Kaisers auf beide Kronen (Kaiser- und preußische
Königskrone) ohne dessen Zustimmung. Erst nach seiner Flucht in die Niederlande
dankte er erst von dort formell ab. Der Versailler Vertrag verkleinerte Preußen durch Gebietsabtretungen, im Wesentlichen an
Polen (Westpreußen, Posen, Oberschlesien). Das vorher von Russland und Preußen
unter sich auf geteilte Polen entstand als 2. Republik Polen neu
.
Preußen wurde ein Freistaat und erhielt im Jahr 1920 eine
demokratische Verfassung. Bis dahin galt in Preußen ein Dreiklassenwahlrecht.
Die Provinz Brandenburg blieb als Kernland Preußens im Wesentlichen bestehen.
In der Weimarer Republik, (die neue Reichsverfassung war in Weimar beschlossen worden, in Berlin
herrschten Unruhen), war das Land
Preußen größter Teilstaat mit mehr
als der Hälfte der Bevölkerung und mehr als 3/5 der Fläche. Durch
Stimmrechtsregelungen im Reichsrat (Vertretung der Länder) war der Einfluss
Preußens aber geschwächt: Kein Land durfte mehr als 2/5 der Stimmen haben. Die
preußischen Stimmen waren zudem in die der Staatsministerien und die der
unabhängigen Stimmen der Provinzen aufgeteilt.
Das „neue“ Deutsche Reich (Weimarer
Republik) war ein Bundesstaat. Die deutsche Staatsangehörigkeit leitete
sich aus der Staatsangehörigkeit in
einem der Bundesstaaten ab. Wer
Bürger eines Teilstaates war, war zugleich Deutscher. Die Staatsbürgerschaft erhielt
man u.a., wenn man von der Regierung eines Bundesstaates eine Anstellung im Staatsdienst
erhielt. Dadurch war es möglich, dass z.B. der
staatenlose Adolf Hitler im Freistaat Braunschweig die Staatsbürgerschaft bekam. Er hatte im Jahr 1925 selber die
Entlassung aus der österreichischen Staatsbürgerschaft beantragt, um einer
drohenden Ausweisung zuvorzukommen. In Braunschweig wurde Hitler im Jahr 1932, kurz vor der
Reichspräsidenten-Wahl, als
Sachbearbeiter bei der Braunschweigischen Gesandtschaft in Berlin angestellt. Nur
so konnte Hitler bei der Reichspräsidentenwahl im Jahr 1932 überhaupt kandidieren.
Vor der Einbürgerung in Braunschweig
hatte es bereits mehrere solcher
Versuche gegeben, jedoch erfolglos: Im Jahr 1925 in Thüringen, 1929 in
Bayern, 1930 in Weimar und noch einmal in Thüringen. 1931 die ersten Versuche
im Freistaat Braunschweig, er sollte außerordentlicher Professor werden - was
aber scheiterte. Danach sollte er kommissarischer Bürgermeister in Stadtoldendorf
werden – auch das scheiterte.
Noch vor der NS-Machtergreifung
wurde die sozialdemokratische Preußische Regierung im Jahr 1932 unter
Reichskanzler Papen durch den Reichspräsidenten Hindenburg abgesetzt. Der Reichskanzler machte sich zum Reichskommissar für Preußen. Die Regierungsgewalt ging auf das
Reich über.
Land und Bundesland Brandenburg
Nach dem 2.Weltkrieg wurde in der DDR im Zuge der Auflösung
Preußens das Land Brandenburg aus der preußischen Provinz Brandenburg
gebildet, im Jahr 1952 aufgelöst und in verschiedene Bezirke aufgeteilt.
Als Land der Bundesrepublik Deutschland gründete sich Brandenburg im Jahr 1990 wieder neu.
Berlin
Entstanden ist Berlin als
Residenzstadt im Jahr 1709 durch
die Zusammenlegung der Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt
und Friedrichstadt. Slawische Siedlungen sind seit dem 12. Jh. belegt. Der Name Berlin soll slawischen Ursprungs sein
(bri/brio/berlo = Morast, Sumpf / angehängte Silbe „in“ für Ortsnamen). Im 13. Jh. entstand die Doppestadt Cölln-Berlin auf
dem Gebiet des heutigen Bezirks Mitte. Cölln wird
als mittelalterliche Kaufmannssiedlung an der Spree das erste Mal 1237 erwähnt,
die Siedlung Berlin 1244. Beide Siedlungen schlossen sich 1307 zusammen und bauten
eine gemeinsame Stadtmauer.
Im Jahr 1815 war Berlin Teil der
Provinz Brandenburg des Königreichs
Preußen. Sitz der Provinzialregierung war Potsdam, danach Berlin und dann
wieder Potsdam. Im Jahr 1860/1861 wurden die damaligen Vorstädte Moabit,
Wedding, Tiergarten sowie Ackerflächen von Schöneberg und Tempelhof
eingemeindet.
Im Jahr 1881 schied die „Haupt- und
Residenzstadt Berlin“ aus dem Provinzialverband (Selbstverwaltung der
Kommunen) Brandenburg aus, blieb aber Teil der Provinz. Ein besonderer Kommunalverband aus der
Hauptstadt und angrenzenden Gemeinden sollte gebildet werden (wurde aber nicht?).
Im Jahr 1912 wurde der Zweckverband
Groß-Berlin gegründet, um die Infrastrukturprobleme der wachsenden Stadt zu
regeln. Ihm gehörten die kreisfreien Städte Berlin, Charlottenburg,
Deutsch-Wilmersdorf, Lichtenberg, Neukölln, Schöneberg und Spandau sowie die
Landkreise Niederbarnim und Teltow an. Aufgaben waren der Straßenbahnbetrieb,
Bebauungspläne und der Ankauf von Freiflächen.
Ähnliche
Aufgaben hatte später in Niedersachsen der Zweckverband Großraum Hannover (ZGH)
mit der Landeshauptstadt Hannover und dem Landkreis Hannover, bei dem ich meine
erste Arbeitsstelle nach der Universitätszeit in Göttingen als Leiter der
Wirtschaftsförderung hatte. Er war Vorläufer des Zusammenschlusses von
Landeshauptstadt und Landkreis zur Regionalstadt Hannover.
Im Jahr 1920 beschloss die Preußische verfassunggebende Landesversammlung
(sie tagte nach der Novemberrevolution von 1919 bis 1921) das Groß-Berlin-Gesetz. Zu Berlin kamen
sechs kreisfreie Städte: Lichtenberg, Schöneberg, Wilmersdorf, Charlottenburg,
Neukölln und Spandau.
Die
Spandauer pflegen noch heute die Erinnerung an ihre Selbständigkeit. Bei meinem
Antrittsbesuch als neuer Geschäftsführer der GSW bei dem Spandauer
Bezirksbürgermeister verabschiedete mich dieser mit einem „guten Weg nach
Berlin“.
Außerdem kamen 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke aus den benachbarten
Kreisen dazu. Das Stadtgebiet vergrößerte sich von 66 auf 878 km². Zu den 1,9
Mio. Berlinern kamen noch einmal 1,9 Mio. Einwohner hinzu. Berlin war damals
nach Los Angeles die zweitgrößte Stadt
der Welt und gemessen an den Einwohnern nach London und New York die
drittgrößte Stadt.
Im Freistaat Preußen der Weimarer
Republik bildete Berlin einen eigenen Regierungsbezirk mit provinzähnlichen
Funktionen.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde im Jahr 1946 in Groß-Berlin (Ost und West)
eine gemeinsame Stadtverordnetenversammlung gewählt. Im Jahr 1948 erfolgte die Trennung. Im Jahr 1990 wurde nach der Wiedervereinigung
das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt, das im Jahr 1991 den ersten Gesamtberliner Senat wählte.
(2) Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt ist nach dem 2. Weltkrieg aus den Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg der ehem. preußischen Provinz
Sachsen und dem ehem. Herzogtum Anhalt gebildet worden.
Die preußische Provinz Sachsen
Die preußische Provinz Sachsen wurde
nach dem Wiener Kongress 1815 bei
der Neugliederung Preußens aus preußischen Gebieten (Altmark,
Magdeburg, Halberstadt, Eichsfeld, Erfurt u.a.) und dem nördlichen Teil des Königreichs
Sachsen (i.w. Zeitz, Wittenberg, Merseburg, Naumburg) gebildet. Die Provinz
erhielt den Rang eines Herzogtums und der preußische König nannte sich in
seinem „Großen Titel“ auch „Herzog zu Sachsen“, Herzog zu Magdeburg“ und
„Landgraf zu Thüringen“ - Größe musste wohl durch Titel demonstriert werden. Die Provinz blieb bis 1944 bestehen.
Inmitten
dieser neuen preußischen Provinz wurde das selbständige Herzogtum Anhalt (mit
den Städten Bernburg, Cöthen, Dessau, Zerbst) durch den Wiener Kongress
bestätigt (s.u.).
Gegen Ende des NS-Staates wurde
1944 die preußische Provinz Sachsen
aufgelöst, um die Verwaltungsgrenzen den Reichsverteidigungsbezirken
anzugleichen. Die Neugliederung ergab
die Provinz Magdeburg und die Provinz Halle-Merseburg
(beide heute Sachsen-Anhalt) und den Regierungsbezirk
Erfurt (heute Thüringen).
Das Herzogtum Anhalt
Das Herzogtum Anhalt hat seinen Ursprung im askanischen Fürstentum Anhalt und geht letztlich zurück auf Heinrich der Bär, der auch die Mark
Brandenburg gründete (s.o.). Er teilte
sein Erbe unter seinen Söhnen auf.
Der älteste Sohn erhielt die Mark Brandenburg.
Der zweite Sohn Bernhard erbte den askanischen Hausbesitz Askanien (Aschersleben nördlich des Harzes). Später
erhielt er von Kaiser Barbarossa die östlichen
Teile des Stammesherzogtums Sachsen als Lehn (und den Titel Herzog von Sachsen) in der
Nachfolge des Welfen Heinrich der Löwe. Dieser war Mitte des 12. Jh. mit
der Mark Brandenburg und dem Stammesherzogtum Sachsen (zu den
Stammesherzogtümern s.u.) beliehen
worden. Als er bei Kaiser Friedrich II Barbarossa in Ungnade fiel, zog dieser
das Lehen wieder ein und belieh es neu. Der westliche Teil ging als Herzogtum Westfalen an den Kölner
Erzbischof. Der östliche Teil des
Herzogtums ging an den Askanier Bernhard. Dieser östliche Teil war aber zuvor
aufgeteilt worden, so dass Bernhard nur einen kleinen Teil des ursprünglichen
welfischen Herzogtums erhielt. In den übrigen östlichen Gebieten des alten
Herzogtums Sachsen entstanden zahlreiche reichsunmittelbare Grafschaften und
Bistümer.
Das Lehnsystem bildete die Grundlage der Gesellschaftsordnung
im Mittelalter und im Heiligen Römischen Reich.
Entwickelt wurde es im Frankenreich.
Oberster
Lehnsherr war der König, ihm gehörte das Land. Er vergab Land (Land und Dörfern
mit unfreien Bauern) als Lehn an die Lehnsmänner, die Vasallen. Sie konnten den
Nutzen daraus ziehen und mussten dafür ihren Lehnsherrn unterstützen und
Dienste leisten, zu Anfang Kriegsdienste (die Stellung von Kriegern). Die Vasallen konnten ihre Lehen wiederum
anderen zu Lehen geben. So entstand eine Kette an Lehnsabhängigkeiten.
Ursprünglich
wurden die Lehn auf Lebenszeit vergeben, fielen nach dem Tod an den Lehnsgeber
zurück, der die Lehn neu vergeben konnten. Auch nach Eroberungskriegen konnte
der König neue Lehn vergeben.
Lehn
konnten vorzeitig bei Pflichtverletzung oder Treuebruch zurückgefordert werden.
Das verschaffte
dem König/Kaiser entsprechende Macht. Die Vasallen waren von ihm abhängig. Später wurden die Lehn erblich, weil der
Kaiser in Schwächezeiten Zugeständnisse machen musste. Im 12. Jh. waren alle
Herzogtümer und Grafschaften als Lehn vergeben. Dies stärkte die Lehensnehmer
und schächte die königliche/kaiserliche Macht deutlich.
Das Lehnsystem
wurde nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches beendet. In Bayern z.B.
durch Landesgesetze 1848.
Nach dem Tod Bernhard‘s wurde das Erbe wiederum geteilt.
Sohn Albrecht I. wurde Herzog von Sachsen und erhielt das Herzogtum (s.u.
Sachsen).
Sohn Heinrich I. erhielt die askanischen
Erblande. Zur Abgrenzung von andern askanischen Linien nannte er sich von Anhalt, nach der Burg Anhalt bei Harzgerode im Harz. Durch weitere Erbteilungen wurde das Land mehrfach
aufgeteilt Anhalt-Ascherlseben, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Zerbst), wieder als Herzogtum vereinigt (1570) und wieder
geteilt.
Zur Zeit des Wiener
Kongresses bestanden drei
Herzogtümer, die vom Wiener Kongress bestätigt wurden: Anhalt-Bernburg,
Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau.
Da die Köthener und die Bernburger Linien
ausstarben, wurden alle drei Herzogtümer im Jahr 1863 zum Herzogtum Anhalt vereinigt, das so bis zum Ende des 1. Weltkriegs
bestehen blieb.
Nach der Novemberrevolution im Jahr 1918 wurde das
Herzogtum Anhalt Republik und Freistaat
in der Weimarer Republik. In der NS-Zeit wurden die Zuständigkeiten der
Länder aufgehoben und auf die Reichsregierung übertragen (Jahr 1934).
Land
und Bundesland Sachsen-Anhalt
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das ehem. Herzogtum
Anhalt zusammen mit den Provinzen
Magdeburg und Halle-Merseburg der ehem. preußischen Provinz Sachsen zum Land Sachsen-Anhalt zusammengelegt. Bei
der DDR-Verwaltungsreform im Jahr 1952 wurde das Land in die Bezirke Halle und
Magdeburg aufgeteilt.
Nach der Wiedervereinigung im Jahr 19190 entstand das Land Sachsen-Anhalt als Bundesland
etwa in den alten Grenzen wieder.
(3) Sachsen
Askanisches Erbe
Albrecht I., zweiter Sohn des Askanier Bernhard (s.o.), erbte das Herzogtum Sachsen mit Gebiete um Lauenburg an der Elbe und um Wittenberg.
Durch Erbteilung wurden Lauenburg und Wittenberg getrennte Herzogtümer. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erhielt
im Jahr 1356 durch die Goldene Bulle die Kurfürstenwürde.
Nach dem Aussterben der askanischen Linie kam das Kurfürstentum zur Grafschaft
Meißen.
Von der Markgrafschaft Meißen zum
Kurfürstentum Sachsen
Die Markgrafschaft Meißen (die
Gebiete um Freiberg, Dresden, Meißen, Leipzig) war wie die Mark Brandenburg
eine der Grenzmarken des Frankenlandes östlich von Elbe und Saale. Sie ist das Kernland des heutigen Sachsens.
Das Gebiet war nur dünn besiedelt, im Norden von Slawen (Leipzig, Meißen, Bautzen), im Süden erfolgte eine Besiedlung wohl erst im Zuge der deutschen
Ostsiedlung.
Im 11. Jh. wurde ein Wettiner vom Kaiser mit der Markgrafschaft beliehen.
Das Haus Wettin ist nach der Burg Wettin an
der Saale in Sachsen-Anhalt benannt. Begründet wurde es im 10. Jh. Die meisten
anderen Adelshäuser (außer den Welfen) sind erst nach dem Jahr 1000 belegt. Es
ist nach den Welfen das älteste nachgewiesene deutsche Adelsgeschlecht.
Durch Erbschaft kam Mitte des 13. Jh. die Landgrafschaft
Thüringen (Gebiete um Eisenach, Mühlhausen, Nordhausen, Saalfeld.) zur
Markgrafschaft Meißen.
Ebenso kam das Kurfürstentum
Herzogtum Sachsen-Wittenberg (s.o.) nach dem Aussterben der askanischen
Linie in der ersten Hälfte des 15. Jh. zur Markgrafschaft
Meißen.
Der Markgraf übernahm die Bezeichnung
Kurfürstentum Sachsen für seine
gesamte Herrschaft. Damit ging der Name
Sachsen vom Stammesgebiet der
Sachsen westlich der Elbe auf Meissner und Thüringer Gebiete im Osten über.
Das Land gehörte wegen seiner Größe und seiner Wirtschaftskraft zu den
bedeutendsten Teilen des Reiches. Der Silberbergbau im Erzgebirge brachte große
Einnahmen. Leipzig war eines der wichtigen Handelszentren.
1485 entstanden im Kurfürstentum Sachsen nach Erbteilung die ernestinische und die abertinische Linie
der Wettiner (nach den Brüdern Ernst und Albrecht).
Ernst erhielt das Kurland Sachsen-Wittenberg (Belzig, Wittenberg, Grimma, Plauen, Jena) den größeren Teil Thüringens (Eisenach, Gotha, Coburg), das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft Reuß, verbunden mit der Kurfürstenwürde. Residenzstadt war Weimar.
Sein Sohn, Friedrich der Weise, gründete 1502 die Universität Wittenberg. Er versteckte auch Martin Luther auf der Wartburg bei Eisenach.
Sein späterer Nachfahre, Johann Friedrich der Großmütige, musste die Kurfürstenwürde aber an die albertinische Linie abgeben. Er
gehörte zum Schmalkaldischen Bund protestantischer Landesfürsten, die im Schmalkaldischen Krieg gegen Kaiser
Karl V. verloren hatten.
Johann
Friedrich blieben nur die Thüringer Gebiete (Coburg, Eisenach, Gotha, Jena, - Ursprung
des Landes Thüringen). Die übrigen Gebiete gingen mit der Kurfürstenwürde an
die Albertiner. In der Folgezeit wurde das übrig gebliebene Herzogtum der
Ernestiner durch fortgesetzte Erbteilungen
bedeutungslos.
Eines der
ernestinischen Kleinst-Länder war das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Aus diesem Haus stammte Albert von Sachsen-Coburg und Gotha,
der Ehemann der englischen Königin Victoria (1837 – 1901 Königin, sie stammt
väterlicherseits aus dem Welfen-Könighaus Hannover). Die in England regierende
Dynastie führte fortan den Namen Saxe-Coburg-Gotha.
Während des 1. Weltkriegs legte das
Königshaus den zu Deutsch klingenden Familiennamen ab und nannte sich Windsor
(nach der englischen Stadt Windsor und der Burg Windsor Castle).
Auch der
Ehemann Philip von Königin Elisabeth II. stammt von deutschen Adelshäusern ab.
Sein Vater kommt aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, er war
Prinz von Griechenland und Dänemark. Seine Mutter war eine geborene von
Battenberg (aus dem Haus Hessen-Darmstadt). Philip nahm den Namen seiner Mutter
an und änderte ihn in Mountbatten.
Albert regierte als Herzog
von Sachsen die Markgrafschaft Meißen (Leipzig, Dresden, Freiberg, Chemnitz), das nördliche Thüringen und das Bistum Merseburg (Naumburg, Sangershausen, Langensalza). Er wählte Dresden statt Meißen als seine Residenz.
Ein Nachfahre, Moritz von Sachsen, erhielt nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547 auch
die sächsische Kurfürstenwürde und Gebiete der Ernestiner (s.o.). Außerdem
erhielt er die Ober- und die Niederlausitz, die vorher zum Königreich Böhmen
gehörten. Sein ihm nachfolgender
Bruder August I. säkularisierte die Hochstifte (der Bischof war auch
Landesherr) Merseburg, Naumburg und Meißen und einverleibte sie in sein Kurfürstentum
Sachsen.
Ein
weiterer Nachfahre der albertinische Linie war August der Starke, der 1694 Kurfürst wurde (als August I.). Um die
polnische Königkrone (als August II.) zu erwerben, trat er zum katholischen
Glauben über. 1697 bis 1763 bestand mit einer Unterbrechung die Personalunion des Sächsischen Kurfürstentums mit der Wahlmonarchie Polen-Litauen.
Napoleon und das Königreich
Sachsen
1806 kämpfte und verlor das Kurfürstentum
Sachsen mit Preußen gegen Napoleon (Schlacht bei Jena und Auerstedt).
Sachsen wurde von Frankreich besetzt, wechselte die Seite und trat dem französisch
dominierten Rheinbund bei. Zum Dank wurde
Sachsen von Napoleon zum Königreich erhoben (wie auch Württemberg und
Bayern – s.u.).
Nach der Niederlage Napoleons (Völkerschlacht bei Leipzig 1813)
musste das mit Napoleon verbündete Königreich Sachsen 1815 (Wiener Kongress) etwa die Hälfte seines Territoriums an Preußen
abtreten (s.o. preußische Provinz Sachsen). Das Königreich Sachsen behielt
nur sein südliches Territorium (Leipzig, Plauen, Zwickau, Chemnitz, Freiberg,
Dresden, Bautzen, Zittau). 1866 musste es
Mitglied des von Preußen
beherrschten Norddeutschen Bundes
werden (nach dem Deutschen Krieg, Preußen gegen Österreich, Sachsen hatte mit
Österreich verloren).
Nach dem 1. Weltkrieg
1918 übernahmen Soldaten- und Arbeiterräte die Macht. 1919 wurde Sachsen Freistaat und Republik im Deutschen
Reich der Weimarer Republik. 1934
wurde der Freistaat Sachsen mit dem NS-Gleichschaltungsgesetz
(Gesetz über den Neuaufbau des Reiches) aufgelöst.
Land und Bundesland Freistaat
Sachsen
1945 wurde das Land Sachsen in der
Sowjetischen Besatzungszone aus dem ehem. Freistaat
Sachsen und Teilen der Preußischen Provinz Niederschlesien (Oberlausitz
westlich der Oder-Neiße-Grenze, die östlichen Gebiete gingen an Polen) gegründet. 1952 wurde das Land aufgelöst und in Bezirke gegliedert.
1990 wurde der Freistaat als Bundesland der Bundesrepublik Deutschland neu gegründet.
(4) Bayern
Drei Volksstämme
Die Abstammung der bayrischen Bevölkerung kann man in drei Gruppen einteilen,
die auch in den Gebietsbezeichnungen wiederzufinden sind. Das sind die Bayern/Bajuwaren, die Franken und die Schwaben. Auch der
Volksstamm der Thüringer (von denen
das Land Thüringen seinen Namen hat) besiedelte Teile des heutigen Bayerns,
etwa nördlich der Donau und Regensburg.
Auf dem Gebiet Altbayern (etwa
Ober- und Unterbayern) entwickelte sich nach
dem Zusammenbruch des Römischen bzw. des Weströmischen Reiches (im 5. Jh.) der Volksstamm
der Bayern aus der Vermischung der dort ansässigen Kelten, eindringenden germanischen Stämmen und im Land verbliebenen
Römern.
Als Kelten werden Siedlungsgemeinschaften
mit ähnlicher Kultur und Sprache etwa im 8. bis 1. Jh. v.Chr. zusammengefasst. Bekannteste Gemeinschaft ist
die Hallstattkultur (benannt nach einem Gräberfeld bei Hallstatt in Österreich,
etwa ab 800 v.Chr.). Verbreitungsgebiet der Kelten war West- Ost- und Mitteleuropa
(bis nördlich etwa zur Donau). Keltische Sprachen werden heute noch in der
Bretagne, Irland und Wales gesprochen.
Der Volksstamm der Franken
entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer germanischer Kleinstämme im Rhein-
und Wesergebiet. 250 n.Chr. erwähnen römische Quellen erstmals „Francii (Freie,
Kühne)“. Im 5. Jh. zogen die Franken mainaufwärts
bis in das heutige Franken. Davor haben dort wahrscheinlich Kelten gelebt. Andere fränkische Stammesgruppen zogen
westwärts nach Gallien (s. Frankenreich).
Als Schwaben oder auch Alamanen werden die Sueben bezeichnet,
die im 3. Jh. n.Chr. im Südwesten
Deutschlands siedelten. Bayrisch
Schwaben (mit Augsburg) war der östlichste Teil des Siedlungs- und
Sprachgebietes. (zu den Sueben s.o.)
Im römischen Reich
In der Zeit des Römischen Reiches
bzw. des Weströmisches Reiches (bis zum 5. Jh.) gehörten bayrische Landesteile
zur römischen Provinz Raetia. Die
Provinz reichte im Norden bis zur Donau, im Süden gehörten Graubünden und
Nordtirol dazu. Hauptstadt der Region war
ab 95 n.Chr. Augsburg. Ein
römisches Militärlager bestand dort schon 110 Jahre vorher. Die Provinz war über zwei Römerstraßen an
Italien angebunden, die Via Raetia
(Augsburg, Partenkirchen, Mittenwald, Seefeld, Zirl, Innsbruck, Brenner,
Brixen, Verona, Bau ab 2. Jh. n.Chr.) und die Via Claudia Augusta (Augsburg, Füssen, Reschenpass, Trient, Verona,
Bau ab 15. Jh. v.Chr.).
Im Frankenreich
Mit dem Untergang des Weströmischen Reiches zogen die Ostgoten (König Theoderich 451 bis 526) in das Alpengebiet und nach
Italien. Ihnen folgten die Langobarden, die in Norditalien ihr
Königreich errichteten (Mittel- und Süditalien war vom Oströmischen Kaiserreich
erobert worden).
Franken eroberten vom Niederrhein aus das römische Gallien (im Wesentlichen
das heutige Frankreich). Daraus entstand zwischen dem 5. und dem 9. Jh. das Frankenreich
(erst von den Merowingern und dann von den Karolingern regiert). In seiner größten Ausdehnung umfasste es das
Gebiet von den Pyrenäen bis etwa zur Elbe bzw. Oder einschließlich Oberitalien
(Karl der Große eroberte das Langobardenreich).
Unter den Franken wurde 739 Freising Bischofssitz, 742 wurde das Bistum
Würzburg gegründet.
Ein erstes bairisches
Stammesherzogtum (die Schreibweise
„Baiern“ wird weiter untern erklärt)
entstand zur Zeit des Merowinger Frankenreichs.
Welfen und Wittelsbacher
Ab 1070 bis 1180 stellt das welfische Adelsgeschlecht die Herzöge
von Bayern. Davor war das fränkische/österreichische Adelsgeschlecht der Babenberger (der Name ist von der Stadt Bamberg
abgeleitet) mit dem Herzogtum beliehen.
Die Welfen sind ursprünglich ein fränkisches
Adelsgeschlecht, das mit den Karolingern verwandt war, später mit der
oberitalienischen Adelsfamilie d’Este. Die Welfen stellten Herzöge von Bayern,
von Sachsen und von Braunschweig-Lüneburg. Bekannt ist Heinrich der Löwe. Er war Herzog von Sachsen und unterstützte den Staufer-Kaiser Barbarossa Friedrich I., der ihn dafür mit dem Herzogtum Baiern belieh (1070).
Heinrich
der Löwe hielt sich nicht oft in Bayern
auf. Überliefert ist, dass er eine Brücke bei München (Oberföhring) auf dem
Gebiet des Bischofs von Freising zerstören ließ, damit der Berchtesgadener
Salzhandel künftig über die Münchener Brücke erfolgen musste und er so den Zoll
erheben konnte. Da der Kaiser die Unterstützung des Welfenherzogs brauchte,
griff er nicht ein sondern entschied nur, dass ein Drittel der Einnahmen an das
Hochstift Freisingen abgeführt werden mussten.
Nach der Säkularisierung des Hochstifts floss das Geld an das Königreich
Bayern.
Ab dem
13. Jh. bis zur Annexion durch Preußen 1866 waren Welfen Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg und später Könige von Hannover.
1180 fiel der Welfe Heinrich der Löwe in Ungnade und wurde als Herzog von
Sachsen und von Baiern abgesetzt (s.o. Sachsen). Das Herzogtum Bayern wurde aufgeteilt. Die Steiermark und Meran wurden eigenständige Herzogtümer.
Mit dem verkleinerten Herzogtum Baiern wurde
der Wittelsbacher Pfalzgraf (der
Pfalz in Regensburg) beliehen. Die Wittelsbacher regierten
fortan Baiern bis zum Ende der Monarchien 1918.
Die Wittelbacher stammen
wahrscheinlich von der Burg Scheyern
in Oberbayern. Sie waren die Grafen von Scheyern. 1119 zogen die Grafen auf die Burg
Wittelsbach in Schwaben und nannten sich Grafen
von Wittelsbach. Die Burg Scheyern
wurde Benediktiner-Abtei.
1214 ging auch die Pfalz (am Ober- und Mittelrhein gelegen - Rheinpfalz) von den Welfen an die Wittelsbacher. Zeitweise
gehörten auch Brandenburg, Tirol und niederländische Provinzen zum Wittelsbacher
Herrschaftsbereich (s.o.).
Durch Erbteilung erfolgte 1255
die Aufteilung in Oberbaiern (mit
der Rheinpfalz und den später Oberpfalz genannten Gebieten nördlich der Donau),
mit dem Sitz in München, und Niederbayern,
mit dem Sitz in Landshut. Es folgten weitere Erbteilungen. 1505 wurden Ober- und Niederbayern - nach einem Erbfolgekrieg, Streitigkeiten
wurden damals meistens kriegerisch entschieden - wieder zu einem Herzogtum vereint. Um weitere Erbteilungen zu vermeiden,
wurde die Erbfolge auf den erstgeborenen Sohn beschränkt (Primogeniturgesetz).
Im Jahr 1329 wurde im wittelsbacher Hausvertrag die Rheinpfalz und die Gebiete nördlich der Donau, später als Oberpfalz bezeichnet, vom Herzogtum Bayern getrennt.
Es entstanden die pfälzische Linie (Rheinpfalz und
Oberpfalz) und die altbairische Linie
(Ober- und Unterbayern) des Hauses Wittelsbach. Im Jahr 1356 erhielt die (Rhein-)
pfälzische Linie durch die Goldene Bulle die Kurfürstenwürde, zum Ärger der altbairischen Linie.
Dreißigjähriger Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg (1618 –
1648) gehörte Bayern zur Katholischen
Liga. Die Reformation (Luther hatte 1517 seine 95 Thesen verkündet) hatte
in Bayern wenige Chancen, da der Bayrische Herzog ein eifriger Gegner der
Reformation war. 1524 ließ er sich dafür vom Pabst die Hoheitsrechte über die
bayrischen Bischöfe und die Einnahmen der Kirche abtreten.
Nach einem Sieg des bayrischen Feldherrn Tilly erhielt der
katholische bayrische Herzog 1624/1628 vom Kaiser die Kurfürstenwürde (damit gab es im Reich 8 Kurfürsten) und die von
Bayern besetzte Oberpfalz, die bis dahin von der protestantischen (Rhein-) pfälzer
Linie der Wittelsbacher regiert wurde. Für die bayrischen Wittelsbacher war der
Dreißigjährige Krieg erfolgreich.
Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648)
war u.a. ein Religionskrieg zwischen katholischen und protestantischen
Herrschern (Kaiser und Katholische Liga
–im Wesentlichen Bayern und süddeutsche Hochstifte) (Protestantische
Union – im Wesentlichen Brandenburg, Württemberg, Anhalt und zahlreiche
Reichsstädte) und eine Auseinandersetzung um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich. Es war auch ein Kampf um
Herrschaftsinteressen in Europa, der
Habsburgern in Österreich und Spanien gegen Frankreich, die Niederlande,
Schweden und Dänemark. Auslöser des Dreißigjährigen Krieges war der Prager Fenstersturz, mit dem der
Aufstand protestantisch böhmischer Stände gegen die Rekatholisierung ausbrach.
Der
Dreißigjährige Krieg überlagerte den 80-jährigen
Unabhängigkeitskrieg der Niederlande gegen Spanien und den Französisch-Spanischen Krieg. Im Jahr
1648 beendete Spanien die Auseinandersetzung mit den Niederlanden (Westfälischer Friede, in Münster und
Osnabrück geschlossen, er beendete auch den Dreißigjährigen Krieg).
Vorausgegangen war eine Schwächung Spaniens durch innere Aufstände gegen die
Kriegslasten (1640 Aufstand der katalanischen Provinzen – die sich ja auch
heute wieder gegen den Zentralstaat Spanien auflehnen -, Abspaltung Portugals,
das seit 1580 in Personalunion vereinigt war). 1659 wurde der
Französisch-Spanische Krieg beendet, nachdem 4 Jahre zuvor England auf Seiten
Frankreichs in den Krieg eingriff. Mit dem Frieden endete Spaniens und begann Frankreichs Vorherrschaft.
Eine Zwischen-Episode hatten die
Wittelsbacher, als ihr Kurfürst
und Herzog Karl I. Kaiser des Heiligen
Römischen Reiches wurde (als Karl VII. von 1742 bis 1745). Nachfolger des
wittelsbacher Kaisers wurde dann der Mann der österreichischen Erzherzogin
Maria Theresia aus dem Haus Lothringen.
Der
Nachfolge vorausgegangen war der Streit um das Erbe der österreichischen Erzherzogin Maria Theresia nach dem Tod ihres
Vaters. Die bayrischen, spanischen und sächsischen Herrscherhäuser machten ihr
das Erbe streitig. Die Folge war der Österreichische
Erbfolgekrieg (1740 – 1748).
Friedrich II. von Brandenburg-Preußen nutzte die Situation und besetzte Schlesien. Das Kurfürstentum Hannover, dessen Herrscher
zugleich König von Großbritannien und Irland war, und das Königreich Frankreich
mischten mit. Das Ergebnis war, dass Preußen die reichste Provinz Österreichs,
Schlesien, erhielt und zu einer Großmacht aufstieg.
1777 starb die bayrische Linie der Wittelsbacher aus und die (Rhein-) pfälzer Linie übernahm das Herzog-
und Kurfürstentum Bayern zu der
Kurpfalz (Rheinpfalz mit Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen) hinzu (da sie jetzt zwei Kurstimmen
hatte, wurde die pfälzer Kurstimme eingezogen). Damals gehörten auch noch die
rechtsrheinischen Herzogtümer Jülich und Berg dazu (die später an Frankreich
und dann an Preußen gingen). Auch diese Erbschaft verursachte einen Krieg, den
Bayrischen Erbfolgekrieg. Österreich beanspruchte Altbayern (Ober- und
Niederbayern und die Oberpfalz). Preußen setzte sich für Bayern ein (Österreich
sollte nicht stärker werden). Nur das Innviertel ging an Österreich (Gebiet am
unteren Inn, südlich von Passau).
Napoleonische Zeit
Die bayrische Rheinpfalz ging nach
dem verlorenen Zweiten Koalitionskrieg (1799 – 1802) wie alle deutschen linksrheinischen Gebiete an Frankreich verloren.
Koalitionskriege waren
die Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und den übrigen europäischen
Staaten.
Der Erste Koalitionskrieg wurde gegen die
französische Revolutionsarmee geführt, weil sich die europäischen Monarchien
von der französischen Revolution bedroht fühlten. Den Zweiten, Dritten und Vierten Koalitionskrieg führte Napoleon gegen
die europäischen Monarchien.
Nach dem
gegen Napoleon verlorenen Zweiten
Koalitionskrieg (Jahr 1805, Österreich, Russland, Großbritannien u.a. gegen
Napoleons Frankreich und seine deutschen Verbündeten, u.a. Bayer) musste
Österreich auf große Gebiete und 1/6
seiner Untertanen verzichten. Tirol
ging an Bayern.
Im Jahr 1809 führte das zum Aufstand der Bauern unter Andreas Hofer gegen die Einführung der Wehrpflicht durch die
Bayern.
Württemberg und Bayern wurden zu Königreichen erhoben.
Bayern wurde Mitglied des französisch dominierten Rheinbundes. 1810 erhielt Bayern die Markgrafschaft Bayreuth, das
Fürstentum Regensburg, das Innviertel sowie Gebiete um Salzburg und Berchtesgaden,
musste aber das südliche Tirol an das von Napoleon geschaffene Königreich
Italien wieder abgeben.
In dem Friedensvertrag nach dem Zweiten
Koalitionskrieg wurde von Frankreich bestimmt, dass die deutschen Fürsten
für die linksrheinisch verlorenen
Gebiete im übrigen Reich
entschädigt werden sollten. Das erfolgte
(auch auf Druck Frankreichs) u.a. durch die Auflösung geistlicher Fürstentümer,
Klöster und Stifte, die wie auch die meisten Reichsstätte und kleinere
Standesherrschaften benachbarten Fürstentümern
zugeschlagen wurden (s. Reichsdeputationshauptschluss). Die Kirche erhielt allerdings später für die
eingezogenen Vermögen Entschädigung durch jährliche Zahlungen, die noch heute
erfolgen. Durch die Aufhebung der
kleineren Territorien verringerten sich die über 1000 Herrschaften im Reich auf
weniger als 40. Es war eine ziemlich radikale Umgestaltung des Reiches. Gewinner waren vor allem die süddeutschen
Fürsten. Bayern verlor zwar
linksrheinisch 10.000 km², erhielt aber 14.000
km² (unter anderem die Hochstifte Freisingen, Regenburg, Bamberg, Würzburg
sowie große Teile Frankens und Schwabens – Augsburg, Kempten/Allgäu). Preußen
musste Ansbach und Bayreuth an Bayern geben. (Anmerkung: das Fürstbistum
Hildesheim ging an Preußen).
Diese
Regelung der Gebietsentschädigungen wurde im Reichsdeputations-hauptschluss festgelegt. Der wurde 1803 als letztes Gesetz des Heiligen Römischen
Reiches beschlossen. 1804 legte der letzte
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der Habsburger Franz II, auf Druck
Frankreichs die Reichskrone nieder und erklärte das Reich für aufgelöst. Zuvor hatte er sich zum Kaiser von Österreich ausgerufen.
Rechtzeitig vor dem Ende der Herrschaft Napoleons wechselte Bayern 1813 kurz vor
der Völkerschlacht bei Leipzig die Seiten und stellte sich gegen Napoleon. Das verhinderte beim Wiener Kongress größere
Gebietsverluste. Bayern musste zwar die
österreichischen Gebiete (u.a. Tirol) abgeben, behielt aber Teile der Pfalz und
fränkische Gebiete.
Ab 1825
gilt die Schreibweise Bayern
statt Baiern. König Ludwig I.
war ein Verehrer des antiken Griechenlands und ordnete die Schreibweise mit dem griechischen Y an.
In seiner
Zeit entstanden auch der „Ruhmestempel“ Walhalla
an der Donau bei Regensburg nach dem Vorbild des Pantheons in Athen, die Feldherrenhalle, das Siegestor und die Alte Pinakothek in München. Auch die Villa Ludwighöhe in Edenkoben in der (Rhein-)Pfalz ließ er bauen
(wir haben sie bei unserem Teneriffa-Pfalztreffen gesehen).
Die Einrichtung
der ersten deutschen Eisenbahn für
den Personenverkehr zwischen Nürnberg und Fürth war in seiner Zeit (1835 – nur
10 Jahre nach der ersten Eisenbahn-Fahrt in England zwischen Liverpool und
Manchester). Er regte den Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanal
(Vorgängerbau des Main-Donau-Kanals) an.
Die Theresienwiese und das Oktoberfest in
München gehen übrigens auch auf Ludwig. I zurück, sie entstanden anlässlich
seiner Verlobung mit der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (aus
einer Nebenlinie der ernestinischen Wettiner).
1832 protestierte die Bevölkerung auf dem Hambacher Fest bei Neustadt a.d. Weinstraße, damals zur bayrischen
Rheinpfalz gehörend, gegen die bayrische Verwaltung und forderte Freiheit und
nationale Einheit. Der Kampf gegen Napoleon hatte den deutschen
Einigungsgedanken geweckt. Die Durchführung von Wahlen zu einer
verfassunggebenden Nationalversammlung (die dann in der Paulskirche in
Frankfurt/Main stattfand) wurde erzwungen.
Die in der Paulskirche verabschiedete
Reichsverfassung von 1849 lehnte Bayern wie die meisten deutschen Länder
ab. Die Einheits- und Freiheitsbewegung war gescheitert.
Deutsches Reich
Nach dem Scheitern der deutschen Revolution und der Beibehaltung der
monarchistischen Strukturen strebte Preußen unter dem Reichskanzler von Bismark die Kleindeutsche
Lösung (ohne Österreich) an. Dem dienten auch die sog. Einigungskriege (Deutsch-Dänischer
Krieg, Deutscher Krieg Preußen gegen Österreich, Deutsch-Französischer Krieg).
Bismark erreichte die Gründung des
Deutschen Reichs (ohne Österreich) und die Krönung des preußischen Königs
zum Deutschen Kaiser in Versailles 1871.
Bayern wurde Bundesstaat im neu gegründeten Deutschen Reich, obwohl der
bayrische König Ludwig II. (Bauherr
von Neuschwanstein, Herrenchimsee, Lindnerhof) die Reichsgründung unter preußischer Vorherrschaft ablehnte. Er wollte
lieber die großdeutsche Lösung mit Österreich. Dennoch schlug er den preußischen König Wilhelm als neuen deutschen Kaiser vor.
Eingefädelt hatte dies Bismark.
Gezahlt hat er dafür rd. 6 Millionen
Goldmark in die Privatkasse König Ludwig II. Finanziert wurde das aus den
Erträgen des sogen. Welfenfond, dem nach
der Annexion Hannovers durch Preußen beschlagnahmten Privatvermögen des
Königshauses Hannover. Die Erträge wurden außerhalb des preußischen Haushalts
und ohne parlamentarische Kontrolle von Bismark als sog. Reptilienfonds
(schwarze Kasse) verwendet.
Nach dem 1. Weltkrieg
In der Novemberrevolution 1918
wurde Bayern zum Freistaat
erklärt. Der bayrische König ging nach Ungarn ins Exil. 1919 trat die bayrische Verfassung in Kraft (Bayern
als Freistaat und Mitglied des Deutschen Reichs), verkündet in Bamberg, da die
Regierung wegen Unruhen in München nach Bamberg ausweichen musste. Sie galt
auch für die noch zu Bayern gehörende Rheinpfalz. 1920 kam durch
Volksabstimmung der Freistaat Coburg zu
Bayern. Im Versailler Vertrag wurde die Rheinpfalz dem neugegründeten Saarland zugeschlagen, das der
Verwaltung durch den Völkerbund unterstellt wurde.
1933 ernannte die NS-Reichsregierung
einen Reichskommissar für Bayern. 1934
verlor Bayern wie die anderen deutschen Länder ihre Kompetenzen durch das
Gesetz zum Neuaufbau des Reiches.
Land und Bundesland Freistaat Bayern
Nach 1945 wurde Bayern
US-Besatzungsgebiet, mit Ausnahme der Rheinpfalz und von Lindau am
Bodensee, die zur französischen Besatzungszone kamen. Durch Proklamation der
Amerikaner wurde Bayern als Staat wiederhergestellt, unter Leitung einer
Militärregierung.
1946 wurde die neue Bayrische
Verfassung durch Volksentscheid angenommen. Zuvor hatte die Besatzungsmacht
einen Artikel aus dem Entwurf der verfassungsgebenden Versammlung gestrichen, der
das Recht Bayerns auf Nichtbeitritt zu einem zukünftigen deutschen Bundesstaat
beinhaltete.
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wurde vom bayrischen Landtag als zu wenig
föderalistisch abgelehnt, jedoch die Verbindlichkeit auch für Bayern anerkannt,
wenn 2/3 der Bundesländer es annahmen.
1955 wurde Lindau in das Bundesland Bayern eingegliedert.
Die ehemals bayrische Rheinpfalz wurde Teil des Bundeslandes
Rheinland-Pfalz.
(5) Tirol (Österreich und
Italien)
Tirol gehörte über eine lange Zeit zum Herzogtum
Bayern. Ab etwa dem 6. Jh. begann die Besiedlung
Tirols durch die Bajuwaren. Das Siedlungsgebiet reichte bis ins heutige Südtirol.
Um die Zeitenwende eroberten die Römer
die Alpenregion. Mit der Völkerwanderung und dem Niedergang des Weströmischen
Reiches entstand das Ostgotenreich
im Alpenraum und Italien. Nach dem Zusammenbruch des Ostgotenreiches folgte in
Norditalien das Langobarden-Reich
(ein germanischer Stamm, zu den Sueben gehörend- der Name der Region Lombardei
(Mailand) erinnert daran),
Unter Karl dem Großen fiel das Königreich der Langobarden im 8.Jh. an das Frankenreich. Karl der Große ließ sich in Pavia (nördlich
von Mailand) zum „König der Langobarden und Franken“ mit der
eisernen Langobarden-Krone krönen.
Nach der fränkischen Reichsteilung (Ost-, West- und Mittelfränkisches
Reich) wurde das Langobardenreich in Italien (das zunächst zum
Mittelfränkischen Reich gehörte) selbständiges Königreich, mit fränkischen
Königen. Anfang des 10. Jh. wurde der Ostfränkische König Otto I. (der auch
Herzog der Sachsen war) durch Heirat auch König von Italien, ab dem Jahr 962 war
er römisch-deutscher Kaiser (s.o. deutsche Ostsiedlung).
Während des Frankenreiches entstand das
Herzogtum Baiern. Gegen Ende des 10. Jh. gehörte der gesamten Alpenraum südlich der Donau bis zum Mittelmeer zum
Herzogtum. Es umfasste das Gebiet nördlich der Alpen ab etwa Eichstädt,
Regensburg, Linz; einschließlich Tirol. Außerdem beherrschte das Herzogtum im Süden die Markgrafschaft Verona (Bozen bis
Verona, Triest), im Osten das Herzogtum Kärnten (Villach, Graz) und die Ostmark
(St. Pölten).
Diese Ausdehnung konnte das Herzogtum Bayern allerdings nicht halten. Als
der Welfe Heinrich der Löwe von Kaiser Barbarossa das Herzogtum im Jahr 1154 zum
Lehen bekam, wurde das Gebiet der Markgrafschaft östlich von Linz (Ostmark, St.
Pölten) als neues Herzogtum herausgelöst. Es wurde die Keimzelle Österreichs. Kärnten
wurde schon im Jahr 976 zusammen mit den Markgrafschaften südlich Bozens bis
Verona, Padua, Triest von Bayern getrennt und kam später zu Österreich. Nachdem Heinrich der Löwe im Jahr 1180 das
Herzogtum Bayern (und Sachsen) verlor, wurde die Steiermark (nördlich und östlich von Kärnten, Hauptstadt heute
Graz) als eigenständiges Herzogtum abgetrennt und kam später ebenfalls zu
Österreich. Auch Meran wurde ein selbständiges Herzogtum.
Anfang des 11. Jh. entstand durch Übertragung der Grafschaften Trient,
Bozen und Vintschgau das Hochstift
Trient (Fürstbistum mit geistlicher und weltlicher Herrschaft).
TIm 12. Jh.
konnten sich die Vögte des Hochstifts
Trient (Vögte waren Verwalter und Vertreter der Landesherren) von diesen
unabhängig machen. Nach ihrer Burg Tirol
bei Meran nannten sie sich Grafen
von Tirol. Im 13. Jh. erhielten sie
die Reichsunmittelbarkeit (sie unterstanden nur noch dem Kaiser) und schieden aus dem Herzogtum Bayern aus.
Nach dem Aussterben des Grafengeschlechts von Tirol regierten Luxemburger
und Wittelsbacher die Grafschaft Tirol. Mitte des 14. Jh. ging die Grafschaft Tirol an
den Habsburger Herzog von Österreich, Kärnten
und der Steiermark. Die Grafschaft
Tirol umfasste im Wesentlichen die Gebiete des heutigen Nordtirols (nördlich des Brenners, die
Orte Reutte, Innsbruck, Kufstein, Kitzbühl), Südtirols (südlich des Brenners, die Orte Meran, Brixen, Bozen,
Bruneck) und Osttirols (östlich von
Südtirol, der Ort Lienz).
Mit dem Ende des Heiligen Römischen
Reiches wurden die Bistümer Brixen und Trient dem Land Tirol eingegliedert
(Reichsdeputationshauptschluss
1803).
Nach dem gegen Napoleon verlorenen 3. Koalitionskrieg (Schlacht bei
Austerlitz 1805) musste Österreich die Grafschaft
Tirol an das Kurfürstentum Bayern abtreten. Tirol wurde wieder bayrisch.
Gegen die bayrische Besetzung und
damit verbundene Eingriffe in die Selbständigkeit Tirols wehrten sich die
Tiroler im Volksaufstand, der von Andreas
Hofer und anderen angeführt wurde. Unterstützt und teilweise organisiert
wurde der Aufstand von Österreich. Niedergeschlagen wurde der Aufstand von
bayrischen und französischen Truppen. Andreas Hofer wurde gefangen genommen und
auf Anordnung Napoleons in Mantua in der Lombardei zum Tode verurteilt und
erschossen.
Auf dem Wiener Kongress (1814/1815)
musste Bayern Tirol an Österreich
abgeben. Dafür erhielt es aber den größten Teil von Franken und der Oberpfalz
mit der Rheinpfalz zurück. Bayern hatte gerade noch rechtzeitig vor dem Fall Napoleons
die Seiten gewechselt (im Gegensatz zu Sachsen, die die Hälfte ihres Gebietes
an Preußen abgeben mussten). Tirol blieb
bis zum Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie 1918 bei Österreich.
Nach dem 1. Weltkrieg kam der
südlich des Brenner gelegene Teil
Tirols (Südtirol und Trient) an Italien. Italien war 1915 nach
geheimen Gebietszusagen (Südtirol und Trentino) an der Seite der Entente
(England und Frankreich) in den Krieg eingetreten.
Unter Mussolini (von 1922 bis 1943
Ministerpräsident und faschistischer Diktator) wurde die Italianisierung Tirols
betrieben (Ansiedlung von Italiener, Abschaffung des deutschen Unterrichts,
Italienisch wurde einzige Amts- und Gerichtssprache, Verbot deutscher
Zeitungen).
Nord- und Osttirol kam zur neu gegründeten Republik Deutschösterreich (später Republik Österreich).
Nach dem 2. Weltkrieg blieb die Grenze bestehen. Aber viele Tiroler
wollten den Anschluss an Österreich. Zwischen Österreich und Italien wurde 1946
ein erstes Autonomie-Abkommen für Tirol
geschlossen. Es umfasste nicht nur Südtirol
sondern auch das mehrheitlich italienische Trentino,
so dass im Autonomiegebiet eine italienische Bevölkerungsmehrheit bestand und
die Autonomie-Regelungen unterlaufen wurden. Die Tiroler Politiker und
Bevölkerung forderten die Autonomie für die Provinz Bozen. Es kam zu
zahlreichen Bombenattentaten. 1972 wurde der Autonomiestatus verbessert. Die
Region Trentino-Südtirol blieb zwar bestehen, aber wesentliche Autonomie-Kompetenzen wurden den Provinzen Südtirol und Trentino
jeweils direkt übertragen. Beide
Provinzen haben eine weitgehende Selbstverwaltung
mit Gesetzgebungs- und Finanzkompetenzen.
(6) Verona (Region Venetien)
Verona ist Stadt und Provinz in der Region Venetien in Italien, die südlich der Region Trentino-Südtirol liegt.
Wie der gesamte Alpenraum war Verona im
letzten Jahrhundert v.Chr. römische Kolonie.
Im 5. u. 6. Jh. n.Chr. war Verona neben Pavia und Ravenna Residenz der Ostgotenkönige, danach der Langobarden.
Mit der Eroberung des
Langobarden-Reichs durch Karl der Große kamVerona zum Frankenreich. Gegen Ende des 10. Jh. war Verona Markgrafschaft und gehörte zum Herzogtum
Bayern.
Anfang des 15. Jh. kam Verona zur
Republik Venedig.
Im Rahmen des Italienfeldzugs
Napoleons wurde die Republik besetzt. 1805 bis 1814 wurde sie Teil
des französischen Königreichs Italien.
Der Wiener Kongress kam die
ehem. Republik Venedig zusammen mit der Lombardei an Österreich, als Königreich
Lombardei-Venetien mit dem österreichischen Kaiser als König.
Der Deutsch-Deutsche Krieg (s.o.)
mit der Niederlage Österreichs hatte
unter anderem zur Folge, dass Venetien
1866 zu dem 1861 gegründeten Königreich Italien kam.
Das Königreich Italien war in der Folge der 1848er März-Revolutionen und nach
mehreren Unabhängigkeitskriegen und Aufständen gegen die österreichische
Herrschaft entstanden. Im Deutsch-Deutschen Krieg war Italien Verbündeter Preußens und erhielt
dafür nach dem Sieg über Österreich Venetien.
In der Republik Italien ist Venetien eine der 20 Regionen. (wie sie 1970 eingerichtet wurden). Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte der Wandel von einer landwirtschaftlich
geprägten Region zu einer Industrieregion. Seitdem gehört Venetien zu den
wirtschaftsstarken Gebieten Italiens.