Rom - Freundeskreis der KAS

Reise des Freundeskreises der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)
im Mai/Juni 2016

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(6) Spaziergang zu Viert


Den freien Ausflug haben wir gemeinsam gemacht. Wir, Bettina und Wilhelm, Uschi und ich. 

Begonnen haben wir an der Piazza Venezia, ein guter Ausgangspunkt mitten in der Stadt und vom Gästehaus gut erreichbar (Endhaltestelle der Bus-Linie 60). Gegenüber ist der Altar des Vaterlandes, dahinter das Capitol und das Forum Romanum. Auf der anderen Seite die Via del Corso, die durch die Stadt geradezu zur Piazza del Popolo führt. Wir  sind Richtung Tiber durch verwinkelte Gassen mit Wohngebäuden, Restaurants, Werkstätten, Läden, Galerien, kleinen Plätzen gegangen. Durch das jüdische Ghetto in der Nähe des Marcellus Theaters und der heutigen Synagoge. 

Das römische Ghetto
wurde 1555 aufgrund des Ediktes von Papst Paul IV. eingerichtet. Hohe Mauern mit fünf Toren wurden um das Gebiet gezogen, in dem bereits seit vorchristlicher Zeit Juden siedelten. Die Lage war nicht sehr gut, der Tiber überschwemmte Teile des Viertels regelmäßig. Aufgelöst wurde es im Jahre 1870 nach Gründung des italienischen Staates, die Juden erhielten die vollen Bürgerrechte. 















Das Marcellus Theater
wurde durch Kaiser Augustus gebaut und dem Gedenken an seinen verstorbenen Neffen Marcellus gewidmet. Wir sind diesem Kaiser schon öfter begegnet. Es wollte Rom von einer Stadt der Ziegel zu einer Stadt aus Marmor machen und entsprechend baute er Paläste und Tempel. Für den Bau des Marcellus Theaters mussten zwei kleinere Tempel abgerissen werden. Das war offensichtlich kein Problem. Etwa 10.000 bis 14.000 Zuschauer fanden Platz in dem Theater aus Travertin, dessen Baukonstruktion Vorbild für das später entstandene Kolosseum (50.000 Zuschauer) war.

Wie das Forum verfiel das Theater und wurde als Steinbruch verwendet. Irgendwann im Lauf des Mittelalters wurden die noch erhaltenen Teile als Wohnraum genutzt. Auf die ersten beiden Arkadenreihen baute man Wohnhäuser. Später, wohl im 16. Jahrhundert, fiel es in den Besitz der römischen Adelsfamilie Orsini (aus der Familie stammen 3 Päpste und 24 Kardinäle). Diese bauten den Komplex im Renaissancestil um und stützten die Fassadenteile durch stabilisierende Mauern ab. Noch heute ist dieser Zustand erhalten und noch heute ist das Theater bewohnt. Aufgrund der zentralen Lage handelt es sich sogar um sehr begehrte römische Stadtwohnungen.

Die Große Synagoge 
wurde 1901-1904 in der Form eines griechischen Kreuzes errichtet. Dafür wurde ein Teil des Gettos, auch 5 kleinere Synagogen, abgerissen. Im Untergeschoß ist das Museum zur Geschichte der Juden in Rom. Ebenfalls im Untergeschoß des Gebäudes ist die Spanische Synagoge. Die Große Synagoge ist im Hauptgeschoß des Gebäudes.

Seit der Eroberung Jerusalems durch Babylon (Euphrat-Gebiet) 597 v.Chr. (babylonisches Exil) siedelten Juden im gesamten Mittelmeer-raum, so auch in Rom. Der Bevölkerungsanteil in Rom betrug einmal 10 % der städtischen Bevölkerung. Heute sind es rd. 16.000  (von 2,6 Millionen Römern – 2012).

Weiter am Tiber entlang zum Monte Aventino, am linken Tiberufer etwa gegenüber dem Circus Maximum (Circo Massimo) gelegen.  Oben auf dem Monte Avention hat man vom Orangengarten (Giardino degli Aranci) einen sehr schönen Blick auf den Petersdom und die Stadt. Die Orangen im Garten waren reif und man hätte sie leicht pflücken können und reife Früchte lagen auch unter den Bäumen. Wir brauchten es aber gar nicht versuchen. Es waren Bitterorangen (Pomeranzen), genauso wie im Garten des Deutschen Ordens. Nur für (die klassische englische) Marmelade geeignet. Gleich neben dem Garten ist die Basilika Santa Sabina und hinter Klostermauern die Prioratskirche des Malteserordens. Dort ist auch „Il buco – das Schlüsselloch“, durch das man auf den Vatikan sehen kann. Wir nicht – die Schlange der Wartenden war zu lang. Und wir hatten den Blick ja schon vom Garten aus.















Der Circus Maximus
war die größte Arena in Rom, i.w. für Wagenrennen und Versammlungen. Ab dem 6. Jh. verfiel der Circus. Der große Obelisk aus dem Innenbereich wurde auf dem Piazza del Popolo aufgestellt. Die marmornen Sitzstufen wurden für den Bau des Petersdoms verwendet. Heute finden auf dem ebenen Gelände in einer Senke u.a. große Konzerte statt.

Der Monte Aventino
ist der südlichste der sieben Hügel in Rom. Auf ihm sind die Basilika Santa Sabina, die etwa zeitgleich mit der Basilika Santa Maria Maggiore im 5. Jh. gebaut wurde, und die Priorats(Kloster)-Kirche Santa Maria des Souveränen Malteserordens („Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta“  - Der Orden hat eine eigene Währung, unterhält diplomatische Vertretungen mit über 100 Staaten und der UN.  Der Hauptsitz ist in der Nähe des Vatikans). 

Den Berg hinunter, über die Tiberbrücke, am Markt an der Porta Portese vorbei (es soll der größte Flohmarkt sein, doch nur sonntags, in jedem Reiseführer erwähnt, aber mit höchst unterschiedlichen Bewertungen im Internet) und schon waren wir am Rand von Trastevere. Mittagspause auf einer kleinen Restaurantterrasse. Wieder auf die andere Tiber-Seite, mit dem Stadtbus am Tiber entlang bis zur Ponte Cavour. Wilhelm war der perfekte Bus-Führer.

Weiter durch die Seitenstraßen der Via del Corso mit den vielen Geschäften und Restaurants (nur als Anmerkung: das Jackett habe ich dann doch nicht gekauft, es passte in keiner Größe) zur Piazza del Popolo.

           Die Piazza del Popolo
Die antike Aurelianische Mauer (wir haben sie schon südlich des Gästehauses des Deutschen Ordens gesehen) hat hier das Stadttor der Via Flaminia, die Rom mit der Adria (Rimini) verband. Porta Flaminia hieß dementsprechend auch das Tor, bis es nach der neben dem Stadttor gebauten Santa Maria del Popolo benannt wurde (Porta del Popolo). Die Ursprungskirche wurde schon 1099 geweiht, im 15. Jh. neu gebaut und durch ein Augustiner-Kloster ergänzt. (Hier wohnte Martin Luther 1511 während seines Rom-Aufenthalts.) Ein Jahrhundert später wurde der Obelisk in der Mitte des Platzes aufgestellt.














Der Obelisk stammt, wie viele andere in Rom, auch aus Ägypten (dieser wurde unter Ramses II 1200 v.Chr. erschaffen), von Kaiser Augustus 10 n.Chr. für den Circus Maximus nach Rom geholt und dann zur Verschönerung der Piazza del Popolo wiederverwendet.

Im 17. Jh. kamen die Marien-Zwillingskirchen gegenüber dem Stadttor, die Brunnen und die Platzgestaltung  hinzu.
















Wir gehen die Treppe hinauf zum Pincio-Park, der in den Park der Villa Borghese übergeht, oberhalb der Stadt entlang, an der Villa Medici vorbei, bis zur Spanischen Treppe mit der
Trintina del Monti.

Die Villa Borghese
mit dem 5 Quadratkilometer großen Park wurde 1605 von dem Kardinal Caffarelli-Borghese, einem Papst-Neffen, erworben. In der Villa befindet sich die bekannte Kunstsammlung, die auf den gleichen Kardinal zurückgeht. Einige der Bilder hängen heute allerdings im Louvre in Paris. Sie mussten in der napoleonischen Zeit an eine  Schwester Napoleons, die einen Borghese geheiratet hatte, verkauft werden.

Die Villa Medici
wurde etwas früher gebaut, auf den Resten der Villa eines römischen Senators (letztes Jh. v.Chr.). Erworben wurde sie von dem Kardinal de Medici für seine Antikensammlung (nach den Kaisern des römischen Roms haben Päpste und Kardinäle das neue Rom gebaut). Galileo Galilei war in der Villa während des Kirchenprozesses gegen ihn („Die Erde dreht sich doch“) in Arrest. Er hatte gute Beziehungen zum Großherzog der Toskana (er war dort früher u.a. Hofmathematiker), die Villa war die Botschaft des Herzogtums Toskana in Rom.

Santa Trinita dei Monti und Spanische Treppe
Die „Dreifaltigkeitskirche am Berg“ wurde im 16. Jh. neben einem Paulaner-Kloster errichtet. Diesmal nicht von einem Kardinal, sondern von dem französischen König, Ludwig XII.
Die Verbindung zu der unterhalb des Berges verlaufenden Piazza di Spanga bildet die Spanische Treppe (eigentlich Scalinata (Treppe) der Trinita dei Monti). Der für deutsche Touristen geläufige Name wurde von der spanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl abgeleitet, die sich noch heute an der Straße befindet.

Das Gelände vor der Botschaft gehörte zum exterritorialen Gebiet. Bürger konnten sich hierhin vor der päpstlichen Polizei (zur Zeit des Kirchenstaates) retten. Allerdings mussten die Ausländer damit rechnen, zum Dienst in der spanischen Armee verpflichtet zu werden. Das hat die Zahl der Asylsuchenden sicher nicht zu groß werden lassen. 

Hinter der Piazza di Spagna beginnt das noble Einkaufsviertel, die Via Condotti und Seitengassen, mit all den Läden bekannter Bekleidungs- und Schmuck-Marken, durch das wir nur an den Schaufenster vorbei bummelnd gegangen sind. Noch einmal quer durch die Innenstadt. Mit einem romantischen Abschluss vor einem kleinen Straßenkaffee. Ein Hobby(?)-Tenor und ein Gast unterhielten uns mit kleinen Arien und „O sole mio“, fast wie Luciano Pavarotti.

(7) Spaziergang zu Zweit

Nach dem offiziellen Programm sind wir (Uschi und ich) ein paar weitere Tage in Rom geblieben und haben uns einige Plätze noch einmal in Ruhe angeschaut und auch Neues erkundet.

Ein Spaziergang führte uns nach Trastevere und auf den Monte Gianicolo

Trastevere war einst ein Arbeiterviertel mit kleinen Häusern und engen und verwinkelten Gassen, in denen die Wäscheleinen über die Straße gespannt waren. So habe ich es auch aus einem Rom Besuch vor langer Zeit, zusammen mit meiner Frau,  in Erinnerung. Die engen Gassen sind geblieben, auch die vielen Restaurants, zwischendurch auch immer noch kleine Handwerker und Läden, aber Wäscheleinen haben wir keine mehr gesehen. Es ist immer noch schön. Besonders am Abend ist das Viertel voller Leben (der vielen Touristen). Aber es ist anders geworden, meine ich, aufgeräumter, eben ohne Wäscheleinen.

Natürlich haben wir Santa Maria de Trastevere angesehen. Im  Franziskanerkloster der Kirche San Pietro in Montorio ist im Innenhof das Tempietto (Tempelchen) von Bramante. Die um 1500 gebaute kleine Kapelle gilt als Musterbeispiel der Hochrenaissance-Architektur (vor der Barock-Zeit).

Santa Maria in Trastevere
ist die älteste Marienkirche Roms, Mitte des 4. Jh. gebaut. Im 12. Jahrhundert wurde sie durch einen Neubau mit Material aus den Caracalla-Thermen ersetzt. Das wundert uns nicht mehr.  Viele Kirchen, Paläste und Plätze wurden mit Marmor antiker Anlagen gebaut.

Der Weg von Trastevere auf den Berg Gianocolo führt an der Fontana delle Aqua Paola vorbei. Eine wuchtiges, barockes Bauwerk, das den Auslauf einer Wasserleitung aus den Sabiner Bergen fasst. Auch dieses Bauwerk wurde mit Marmor aus dem Forum Romanum gebaut, vom Tempel der Minerva, der dadurch zerstört wurde. Ein Borghese- Papst  hat sich hier Anfang des 16.Jh. mit dem Barockbau verewigen lassen. Er ließ die Wasserleitung entlang des alten Traian-Aquädukts zur Versorgung der rechten Tiber-Seite legen, der während des Niedergangs Roms zerstört wurde (im Jahr 537, Belagerung Roms durch die Goten, alle Aquädukte wurden zerstört). Ein Papst kümmerte sich um die Wasserversorgung Roms? Ja, der Papst war nicht nur geistliches Oberhaupt, er leitete auch den Kirchenstaat.

Auf der Piazza Garibaldi waren wir nicht Punkt 12.oo Uhr. Dann hätten wir die Salutschüsse gehört, die hier immer jeden Mittag zu Ehren des Freiheitshelden Garibaldi abgeschossen werden. Auf dem Platz steht das Garibaldi-Denkmal, zur Erinnerung an den Kampf 1849 für die Italienische Republik, gegen den durch Frankreich unterstützen Kirchenstaat. Nicht weit davon entfernt ist Garibaldi´s Frau Anita verewigt, ebenfalls auf einem Pferd, in einer Hand eine Pistole und im Arm ihr Kind. Und ein Stück weiter ein anderes Denkmal, ein Leuchtturm. Er wurde  der Stadt Rom von nach Argentinien ausgewanderten Italienern geschenkt. Nach der italienischen Staatsgründung 1870 bis  etwa zum Wirtschaftsaufschwung der 1960er Jahre verließen 25 Millionen Italiener aus wirtschaftlichen Gründen das Land.

Giuseppe Garibaldi

war ein Kämpfer für die Einheit Italiens. Aber nicht nur das.
Nach einem gescheiterten Aufstand im Piemont floh er 1836 nach Südamerika. Dort beteiligte er sich an der Revolution in Brasilien und kämpfte auch in Uruguay und Argentinien.
1848 kehrte Garibaldi nach Italien zurück und wurde Anführer der Revolutionsarmee zur Befreiung des Kirchenstaates (zur Erinnerung: 1848 war in Deutschland die März-Revolution, Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche, fast ganz Europa war in Aufruhr). Auf dem Gianicolo kämpfte er gegen die französische Armee, die der Papst zu Hilfe gerufen hatte. Garibaldi verlor. Der aus   dem Kirchenstaat geflohene Papst kehrte zurück.

1860 trug Garibaldi die Revolution nach Sizilien und Süditalien. Im Norden kämpfte der König von Sardinien und Piemont, Emanuele II (der spätere italienische König) gegen Österreich, das das nach dem Wiener Kongress 1815 gebildete Königreich Lombardei-Venetien kontrollierte. Beider Ziel war die Errichtung eines einheitlichen Königreiches Italien, das Risorgimento. 1861 wurde Emanuel II zum König von Italien ausgerufen. 1870 besetzte die Armee des Königreichs den Kirchenstaat und 1871 wurde Rom die Hauptstadt des Königreichs.     

            Anita Garibaldi

In Brasilien heiratete Garibaldi eine brasilianische Revolutionärin, Tochter portugiesischer Einwanderer, Ana Maria (Anita) de Jesus Ribeiro da Silva. Beide kehrten nach Italien zurück und sie kämpfte mit ihrem Mann für die Einheit Italiens. Sie starb bei Ravenna an Malaria.

Der nordwestliche Teil des Monte Gianicolo ist exterritoriales Gebiet des Heiligen Stuhls. In Rom sieht man immer wieder Schilder an Plätzen, Gebäuden und Kirchen, die auf die  Zugehörigkeit zum Kirchenstaat hinweisen. Der Kirchenstaat ist größer als das Vatikan-Gebiet. Hier am Gianicolo befindet sich die päpstliche Universität Urbania, Und das Kloster Sant Onofrio al Giancolo, auch exterritorial. Im Kloster ist der italienische Dichter Torquato Tasso gestorben und begraben, den Goethe in seinem gleichnamigen Schauspiel verewigt.

Auf der anderen Tiber-Seite, nördlich des Justizpalastes, ist das Augustus Mausoleum und der Altar des Friedens des Augustus. 

          Das Augustus Mausoleum
hat der Kaiser zu Lebzeiten für sich bauen lassen. Das Mausoleum ist so groß, dass neben Familienangehörigen noch einige nachfolgende Kaiser dort beigesetzt wurden. Und Mussolini wollte angeblich auch dort bestattet werden. Aber das hat sich dann 1944 am Westufer des Comer Sees erledigt (dort wurde er von Partisanen aufgehängt und danach in Mailand anonym beerdigt).


Der Altar des Friedens
neben dem Mausoleum wurde ebenfalls zu Lebzeiten des Augustus gebaut. Allerdings vom römischen Senat in Auftrag gegeben, zu Ehren des in Spanien und Gallien siegreichen Kaiser Augustus. Tatsächlich war es das erste Denkmal öffentlicher Selbstdarstellung eines römischen Herrschers. Der über dem Altar errichtete moderne Museumsbau wurde 2006 eröffnet



Im nächsten Kapitel:
(8)   Die Bauten des christlichen Rom
(9)   Die Umgestaltung der Stadt

        

Rom - Freundeskreis der KAS

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im Mai/Juni 2016

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(5) Spaziergang durch das Antike Rom


Auf den Spuren des römischen Reiches wanderten wir mit unserer Gruppe über den Kapitolshügel und durch das Forum Romanum mit den Kaiserforen.

Die Ausgrabung der verschütteten und überbauten antiken Stadt ist in der Zeit Mussolinis vorangetrieben worden. Er wollte die Größe und den Glanz des antiken Roms mit seiner Herrschaft verbinden. Nur darum ging es ihm. Um sich ein anderes Denkmal zu setzen, ließ er einfach quer durch die antiken Kaiserforen seine Prachtstraße, die heutige Via dei Fori Imperiali, bauen, die dreiviertel der gerade freigelegten Kaiserforen gleich wieder zerstörte.



Während unseres Rundgangs begegneten wir auch dem aktuellen Rom. Ein großer Protestzug zog über die Via dei Fiori, Abordnungen wohl aller städtischen Behörden und Betriebe. Wahrscheinlich demonstrierten sie für bessere und sicherere Arbeitsbedingungen. Auch die immer wieder praktizierten Spontan-Streiks erlebten wir. An einem Tag fuhren vormittags keine öffentlichen Verkehrsmittel. Und bei den Rundgängen in der Stadt fiel auf, dass die Müllabfuhr besser funktionieren müsste. Die Straßen und Bürgersteige sind in schlechtem Zustand. Roms Verwaltung gilt als korrupt und unregierbar. Jetzt im Juni wurde wieder ein neuer Bürgermeister, eine Bürgermeisterin, gewählt. Der vorherige Bürgermeister steht im Zusammenhang mit Mafia-Prozessen vor Gericht.
Aber zurück zum Rom der Antike.

Konstantin der Große ist uns schon oben bei St. Agnese begegnet. Er war von 306 bis 337 römischer Kaiser. Sein Vater war einer von vier Kaisern in der von Kaiser Diokletian eingeführten Vierer-Herrschaft (Tetrarchie) mit zwei Seniorkaisern mit dem Titel Augustus und zwei Juniorkaisern mit dem Titel Caesar. Sie herrschten in vier Präfekturen (Frankreich/Gallien und Britannien) (Italien, Spanien, Nordafrika) (Griechenland, Dalmatien), (Türkei, Ägypten).

In der Präfektur Gallien und Britannien und später auch Hispanien herrschte Konstantin als Mitkaiser. Seine Residenz war Trier (alter Name: Augusta Treverorum). Hier erinnern die Konstantinbasilika (als Palastaula/Residenzhalle gebaut) und die Kaiserthermen an seine Zeit.

In der Nachfolge Diokletians bzw. der drei Mitkaiser setzte sich Konstantin durch und herrschte ab 324 allein. Von ihm wurde die sog. Konstantinische Wende eingeleitet, mit der der Aufstieg des Christentums zur wichtigsten Religion im römischen Reich ermöglicht wurde. Noch unter Diokletian waren die Christen verfolgt worden.
Nach 324 verlegte Konstantin den Regierungssitz von Rom nach Byzanz im Osten des Reiches, das später nach ihm benannte Konstantinopel und heutige Istanbul. Das war der Beginn des Niedergangs Roms.

Der Konstantinsbogen
ist in der Nähe des Kolosseums und erinnert an den Sieg bei der Milvischen Brücke, in der er seinen Rivalen besiegte. Der Konstantinsbogen überspannte die damalige Via Triumphalis, über die alle Herrscher durch das Forum Romanum zum Capitol zogen.

Auf dem Capitol standen die wichtigsten Tempel Roms, u.a.  der Tempel der Juno mit dem Beinahmen Moneta. Dort befand sich auch eine Münzstätte.

Am südlichen Rand des Kapitol
befand sich das Tabularium, in dem sich das Staatsarchiv des römischen Reiches befand. Dort steht jetzt der Senatorenpalast, auf dem Unterbau des antiken Tabulariums errichtet.

Der Kapitolsplatz vor dem Senatorenpalast und die beiden seitlichen Palästen  wurden von Michelangelo im 16. Jh. entworfen. Seit 1871 ist der Senatorenpalast das römische Rathaus.

Neben dem Kapitol wurde das Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II (Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II.) errichtet. Es erinnert an die  italienische Reichsgründung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, den Risorgimento (Widerstand) und an den ersten König des neu gegründeten Italiens, Vittorio Emanuele II., aus dem Haus Savoyen (Fürstentum um den Genfer See, Turin, Piemont. Zum Heiligen Römischen Reiches gehörend).

Das Forum Romanum
ist das älteste Forum Roms. Der Kapitolshügel und das Forum Romanum mit den später hinzugekommenen Kaiserforen (oft werden alle Foren als Forum Romanum zusammengefasst) waren das Zentrum des politischen Lebens des antiken Roms. Bis zum 7. Jh. v.Chr. war dort ein Sumpf, der durch die „Cloaca Maxima“  trockengelegt wurde (Haupt-Abwasserkanal zum Tiber hin. Das über Aquädukte in die Bäder und Brunnen geleitete Frischwasser wurde über ein Kanalsystem abgeleitet, mit dem Müll und Fäkalien entsorgt wurden. Der Begriff Kloake ist davon abgeleitet).


Um 600 v.Chr. entstand ein erstes Forum auf einem Plateau mit religiösen und politischen Bauten sowie Handelsplätzen. Die Regia (Residenz des Königs, errichtet ca.  525 v.Chr.) wurde gebaut. Die „Rostra“ (Rednertribüne, der Name Rostra bedeutet Schiffsschnabel, die wurden als Trophäen erbeuteter Schiffe hier angebracht) und die „Curia“ (Sitz des römischen Senats) entstanden.  An der Rostra wurde das Zwölftafelgesetz angebracht (450 v.Chr.) Es ist eine Gesetzessammlung auf 12 bronzenen Tafeln. U.a. wurden auch Bestattungen geregelt: Übertriebener Luxus war verboten. Goldene Grabbeigaben und Gelage bei Totenfeiern wurden untersagt. Offensichtlich  muss es Gründe für solche Regelungen gegeben haben.
           

 S.P.Q.R.
In Rom  sind alle Schrifttafeln, Kanaldeckel, Mülleimer und andere öffentliche Einrichtungen mit den vier Buchstaben S.P.Q.R. versehen. Senatus Populusque Romanus (Der Senat und das Römische Volk) oder Senatu Populoque Romano (Dem Senat und Volk Roms) versehen.  Dieser Schriftzug war das Hoheitszeichen des antiken Roms. Scherzhaft wird S.P.Q.R. auch mit „Sono Pazzi Questi Romani“ übersetzt, was so viel heißt wie:„Die spinnen, die Römer“.



Die Kaiser des römischen Reiches ergänzten das erste Forum mit ihren Platzerweiterungen und Tempeln (Kaiserforen), um ihre Bedeutung zu demonstrieren und auch um die Bürger Roms für sich zu gewinnen:

Galius Lulius Cäsar
baute die erste Erweiterung des Stadtzentrum, ab 54 v.Chr.,  das Forum Lulium. 

Nach Ende der Königszeit (um 500 v.Chr.) übernahm der Senat in der Zeit der Römischen Republik (bis Errichtung des Kaisertums 27 v.Chr) die Gesetzgebung und Regierung. Im Senat waren zunächst die alteingesessenen Familien vertreten, später auch die Plebejer (einfaches Volk). Die Konsuln waren die höchsten Beamten der Republik und je nach Stärke oder Schwäche des Senats auch die Herrscher. Innere Unruhen destabilisierten die Senatsherrschaft. Julius Cäsar wurde in dieser Situation zum „Diktator auf Lebenszeit“ ernannt (45 v.Chr.). Die Machtkämpfe nach dessen Ermordung gewann sein Großneffe Octavian, der 27 v.Chr. vom Senat den Titel „Augustus“ – der Erhabene – erhielt. Er begründete das Kaisertum. Der Senat bestand weiterhin, hatte aber seine Macht eingebüßt.

Kaiser Augustus
ließ das Forum vergrößern und mit Marmor (aus Carrara und anderen Provinzen Roms) und Travertin (poröser Kalkstein, „Lapis Tiburtinus“ – „Stein aus Tivoli“, Vorkommen auch anderswo)  prunkvoll ausbauen, es entstand das Augustusforum.
           
Kaiser Augustus (Gaius  Octavius, 63 v.Chr. – 14 n.Chr.) war erster Kaiser und  Alleinherrscher nach der Zeit der Römischen Republik (s.o.). Nach seinem Tod wurde seine Asche in dem von ihm gebauten Augustus-Mausoleum beigesetzt (nahe am Tiber, südlich der Piazza del Popolo. (Wir sehen das Mausoleum noch: s. u. Spaziergang zu Zweit). In die Zeit der Herrschaft Augustus fiel die Zeitenwende, Christi Geburt, in dem römisch besetzten Judäa. Und auch die Varusschlacht im Wiehengebirge/Teuteburger Wald, die mit einer Niederlage der römischen Legionen gegen die vom Cheruskerfürsten Arminus (Hermann) organisierten germanischen Stämme endete. Zur Erinnerung an den Sieg wurde 1875 das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald eingeweiht.

Kaiser Vespasian
errichtete das Friedensforum mit dem Friedenstempel (warum der Name?) nach der Eroberung Jerusalems (70 n.Chr.).
Teile des  Friedenstempels (wahrscheinlich die Bibliothek) wurden im 5. Jh. als Kirche  umgebaut, Santi Cosma e Damiano (zwei griechische Ärzte und Märtyrer). Auch die Unterkirche ist ein umgenutzter antiker Tempel (Temel des Romulus).



















Auch das Kolosseum 
ließ Vespasian bauen. Es ist das größte der im antiken Rom erbauten Amphitheater und der größte geschlossene Bau der römischen Antike überhaupt. Nach einer neueren Rekonstruktion der Bauinschrift des Kolosseums wurde seine Errichtung aus der Beute des jüdischen Krieges im Jahr 70 finanziert, unter anderem mit dem geplünderten Goldschatz des Tempels von Jerusalem. Nach seiner Fertigstellung im Jahr 80 wurde das Kolosseum mit hunderttägigen Spielen eröffnet, mit Gladiatorenkämpfen, nachgestellten Seeschlachten und Tierhetzen, bei denen 5.000 Tiere in der Arena getötet worden sein sollen. Als Arena war das Kolosseum über 400 Jahre lang in Betrieb.

Ab dem späteren 6. Jahrhundert nutzten die verbliebenen Bewohner der verfallenden Stadt die Arkaden und Gänge des Kolosseums, um Wohnräume darin einzurichten. Im 12. Jahrhundert wurde die Arena zum Teil in die Stadtfestung des Adelsgeschlechts der Frangipani (die Frangipani-Blume soll davon den Namen bekommen haben, weil ein Frangipani Parfüm daraus herstellte) einbezogen.
Während des ganzen Mittelalters bis in die Zeit der Renaissance und des Barocks wurde das Kolosseum immer wieder als Steinbruch für neue Bauten genutzt. So blieb vom äußeren Ring der monumentalen, viergeschossigen Fassade nur die nördliche Hälfte erhalten.
Die allmähliche Zerstörung wurde erst beendet, nachdem Papst Benedikt XIV. das Kolosseum im 18. Jahrhundert zur geweihten Märtyrer-Stätte erklärte.

Kaiser Nerva
errichtete zwischen Augustusforum und Friedensforum das Nerva-Forum.















Kaiser Trajan
baute das letzte der Kaiserforen, das Trajansforum. Es ist heute noch am besten erhalten. Unweit des Trajansforum steht die Trajanssäule. Der spiralförmig aufsteigende Fries hat 200m Länge und stellt Szenen aus erfolgreichen Kriegen dar. Im Sockel der Trajanssäule ist die Asche Trajans beigesetzt (damit innerhalb der Stadtmauern, was unüblich und ungewöhnlich war). Trajans Nachfolger ließ ihn zum Staatsgott erheben.

Unter der Herrschaft Trajans (98 bis 117 römischer Kaiser) hatte das römische Reich seine größte Ausdehnung. Es umfasste die an das Mittelmeer angrenzenden Länder, einschließlich der gesamten nordafrikanischen Küste, Ägypten,  Türkei, Griechenland, Armenien, Vorderasien, den Balkan, das Gebiet nördlich der Alpen bis zur Rhein-Donau-Linie, England und natürlich Italien.

Ende des 8. Jh. verliert das gesamte Forum seine Bedeutung. Gebäude werden teilweise zerstört oder verfallen (Rom hat um das Jahr 530 nur noch 100.000 Einwohner, s.o.). Mitte des 12. Jh. ist das Forum nicht mehr passierbar. Auf den Trümmern werden einfache Wohnhäuser gebaut, Weideflächen entstehen. Mit der Rückkehr der Päpste nach Rom werden die antiken Monumente geplündert und als Baumaterial verwendet. Das Forum Romanum wird zum Steinbruch. Der Petersdom und andere Kirchen wurde damit gebaut.

Im 18. Jh. erfolgten die ersten Ausgrabungen.


Im nächsten Kapitel:
(6)   Spaziergang zu Viert
(7)   Spaziergang zu Zweit                                

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(8) Die Bauten des christlichen Rom


Zusammen mit der Reisegruppe und dann später allein haben wir die wichtigsten Plätze in Rom besucht. Ich habe hier die Bauten und Plätze der „christlichen“ Epoche zusammengestellt.

Das antike Rom ging mit dem Verfall des Weströmischen Reiches unter (Ende des Weströmischen Reiches 480). Rom wurde bedeutungslos.

Die Verfolgung des Christentums wurde 313 durch Kaiser Konstantin mit der Mailänder Vereinbarung beendet (Konstantinische Wende). 380 wurde das Christentum Staatsreligion. Durch Konstantin bekam die Christliche Kirche bedeutende Privilegien: Befreiung von Tributen und Steuern. Übertragung des in Tempeln geltenden Asylrechts auf Kirchen. Anerkennung des Bischofsgerichts für Zivilstreitigkeiten (man konnte zwischen kaiserlichem und bischöflichem Gericht wählen), Festlegung der Sonntagsruhe (nur in der Stadt). Die Kirche konnte Erbschaften annehmen.

Nach der Mailänder Vereinbarung wurden die ersten Kirchen gebaut bzw. heidnische Tempel in christliche Kirchen umgewandelt.

Das Pantheon

Anfang des 2. Jh. von Kaiser Hadrian als heidnischer Tempel erbaut, wurde es 609 die Kirche Sancta Maria ad Martyres.

Das Hauptgebäude des Pantheons ist ein überwölbter Rundbau von ca. 43 m Innendurchmesser und -höhe. Da er im Inneren ebenso breit wie hoch ist, berührt die Kuppel – als vollständige Kugel gedacht – etwa den Boden. Diese gewaltige, ursprünglich vergoldete Kuppel ist durch Kassetten verstärkt, der Schlussstein hat eine neun Meter große Öffnung, die als einzige Lichtquelle dient. Um das Gewicht zu verringern, wurde der Beton der Kuppel mit leichtem, vulkanischen Tuff- und Bimsstein vermischt. Die Mauern sind großenteils aus mit Ziegeln ummauertem Beton gebaut. Damit gehört das Pantheon zu den ältesten großen Betonbauwerken der Welt. Die Bauweise des Pantheons ist Vorbild für Bauten der Neuzeit, so für die Jahrhunderthalle in Breslau, die Rotunde im von Schinkel erbauten Alten Museum in Berlin.

Der byzantinische Kaiser Phokas (Oströmisches Reich. Reichsteilung 395. Untergang Westroms und Langobarden-Königeich in Italien. Rom, Sizilien, Ravenna und weitere Gebiete Italiens gehörten zu Ostrom.) schenkte das Pantheon im Jahre 608 dem Papst, der es als „Sancta Maria ad Martyres“ zum Gedenken aller Märtyrer als Kirche weihte (Hier liegt auch der Ursprung des alljährlich gefeierten Festes Allerheiligen).
Die italienischen Könige Viktor Emanuel II. und Umberto I. sind im Pantheon begraben.

Die Basilika Santa Sabina

die wir bei unserem Spaziergang auf den Aventin-Hügel gesehen haben, wurde 423 fertiggestellt.

Die Basilika Santa Maria Maggiore

stammt aus der 1. Hälfte des 5. Jh., ein Vorgängerbau soll 352 errichtet worden sein. Sie ist eine der 4 Papstbasiliken (direkt dem Papst unterstehend) und der 7 Pilgerkirchen (für Rom-Pilger ist der Besuch dieser Kirchen, die man an einem Tag erreichen kann, obligatorisch). Die Säule der Haupthalle der Basilika stammen aus dem antiken Juno-Tempel (das ist der mit der Münzanstalt und den Gänsen – siehe oben).

Die Basilika St. Paul vor den Mauern

ist, wie der Name sagt, außerhalb der aurelianischen Mauer gelegen. Die erste Basilika wurde schon von Kaiser Konstantin über dem vermuteten Grab des Apostel Paulus errichtet (Konstantin verschaffte dem Christentum nicht nur dieAnerkennung, er war auch ein eifriger Kirchen-Bauer). Im Innenraum befinden sich Medaillons mit den Porträts von 265 Päpsten, beleuchtet wird das des aktuellen Papstes Franziskus, ein wenig von dem Licht fällt auf das Nachbarmedaillon Papst Benedikts.

Medaillon von Franziskus und Benedikt

Weitere frühe Kirchen waren die Grabkapelle Santa Constanza und die inzwischen nur noch als Ruine bestehende  alte Basilika über der Agnese-Katakombe  (4. Jh.) vor den Toren Roms an der Via Nomentana., die wir am Anfang besucht  haben.

Wir haben die Basilika St. Paul nach dem Ausflug nach Ostia Antika besucht. Sie liegt auf dem Weg von dort in die Innenstadt. Und wir sind auch durch die Heilige Pforte gegangen. Durch eine weitere Heilige Pforte bin ich in der Lateran-Basilika gegangen, als ich zur Basilika Santa Maria Maggiore (gut vom Bahnhof Termini aus zu erreichen, dort steht auch eine moderne, überlebensgroße Statue Papst Johannes Paul II, des polnischen Papstes) und dann zum Lateranpalast gefahren bin. Damit habe ich alle 4 Papstbasiliken besucht, es aber versäumt. durch alle Heiligen Türen zu gehen (siehe unten).

                     Die Heilige Pforte

Die Heilige Pforte wird nur in einem Heiligen Jahr geöffnet. Heilige Pforten gibt es in den Papstbasiliken (St. Peter, Lateranbasilika, St. Paul vor den Mauern, Santa Maria Maggiore). Papst Franziskus hat dieses Jahr als Heiliges Jahr (8. Dezember 2015 bis 20. November 2016) ausgerufen.

Das erste Heilige Jahr war 1300 für Pilger in Rom und gewährte Ablass von Sünden („Wer dreimal durch diese Pforte schreitet, dem werden die Schuld und Sündenstrafen nachgelassen“ – das habe ich aber erst jetzt gelesen, ich bin nur einmal durch die Tür gegangen). Ursprünglich sollte es alle 100 Jahre gefeiert werden, doch die Abstände wurden mit der Zeit kürzer. Das letzte Heilige Jahr wurde von Papst Johannes Paul II für das Millenniumjahr 2000 verkündet.
Die Tradition des Heiligen Jahres knüpft an das biblische Erlassjahr der Israeliten an, das alle 50 Jahre einen Schuldenerlass und Besitzausgleich für alle Israeliten vorsah (ob die das wirklich so gemacht haben?).          













Die Lateranbasilika
(vollständig: „Erzbasilika des Allerheiligsten Erlösers, des heiligen Johannes - ital. Giovanni - des Täufers und des heiligen Joheannes des Evangelisten im Lateran“) ist die Bischofskirche Roms.
Der Kirchenbau geht auf Kaiser Konstantin zurück. Er ließ die an der Stelle bestehende Kaserne eines besiegten Konkurrenten niederreißen (nicht ganz selbstlos, die gegnerische Basis war damit vernichtet) und darauf die Lateranbasilika bauen. Sie lag innerhalb der Stadtmauern gleich neben dem Kaiserpalast. Die Türen des Hauptportals stammen von der antiken Kurie (das Versammlungsgebäude des römischen Senats) auf dem Forum Romanum.

Schräg gegenüber der Basilika ist die Kapelle Scala Santa (Sancta Sanctorum), zu der die Heilige Treppe hinaufführt. Sie soll von der Mutter Kaiser Konstantins 326 aus Jerusalem hierher gebracht worden sein. Auf den Stufen soll Jesus zu seinem Prozess im Palast des Pontius Pilatus gegangen sein. In Erinnerung daran darf die Treppe nur kniend erklommen  werden (Das habe ich aber nicht gemacht, ich bin die Seitentreppe gegangen). Daneben steht ein Rest des ehemaligen Papstpalastes, um 800 errichtet.

Neben der Basilika ist der  (neue, im 16. Jh. gebaute) Lateranpalast. Der Lateran-Hügel ist seit Konstantin Sitz der Bischöfe von Rom. Konstantins Frau stellte ihr Haus dem Bischof von Rom für ein Konzil zur Verfügung. Es war der Ursprungsbau des späteren  (alten, unter Kaiser Konstantin I als Wohnsitz gebauten) Bischofspalastes.

Mit dem Zerfall des römischen Reiches beanspruchten die Päpste unter Berufung auf die so genannte (im 15. Jahrhundert als Fälschung enttarnte) konstantinische Schenkung die weltliche Herrschaft über das Territorium um Rom, welches somit zur Keimzelle des künftigen Kirchenstaats wurde. 751 wurde ihnen dieser Staat durch die Pippinische Schenkung endgültig garantiert.

Die Päpste residierten im Lateranpalast bis zur Verlegung der Residenz nach Avignon 1309 (Rückkehr nach Rom 1377). Die Kathedrale des Papstes als Bischof von Rom ist bis heute die Lateranbasilika.

                        Avignon und die Zeit des Schisma

Im 14. Jh. war Avignon vorübergehend Sitz der Päpste. Danach war die Zeit der Doppelpäpste (Schisma). Neben dem Papst in Rom waren weitere Päpste gewählt worden. Mit dem Konzil von Konstanz (1414 – 1418)  wurde das Schisma beendet. Es war auf Betreiben des römisch-deutschen Königs (Heiliges Römisches Reich) einberufen worden (Abstimmung erstmals nach Nationen, nicht nach Köpfen, um eine italienische Majorisierung zu verhindern).  Es setzte drei Päpste ab und wählte 1417 einen neuen Papst.

Die ersten Kirchenführer waren die Bischöfe. Petrus soll der erste Bischof von Rom gewesen sein, auf dessen Nachfolge sich die künftigen Bischöfe und dann auch die Päpste berufen.

Mit dem Entstehen der christlichen Gemeinschaften gab es aber auch in anderen Regionen Bischöfe. Der oberste Bischof einer Region war Patriarch. Um das 5. Jh. gab es fünf Patriarchate: Rom, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem. Die Patriarchen waren grundsätzlich ranggleich, aber in einer abgestuften Ehrenordnung, an deren Spitze Rom mit den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus stand. Das war aber nicht ganz unumstritten. Konstantinopel beanspruchte zeitweise den gleichen Rang.

Als römischer Patriarch führte Leo der Große (440 – 461) den Titel „Pontifex Maximum“ für den Bischof von Rom ein. Vorher wurde der Titel von den römischen Kaisern in ihrer Funktion als (heidnische) Oberpriester beansprucht. Um  600 bestimmt Gregor der Große den Titel „Papst“ als Amtsbezeichnung für den Bischof von Rom als Oberhaupt aller Christen.

Die oströmische Kirche sah aber ihren Patriarchen weiterhin als ihr Oberhaupt an. Außerdem war in der weströmischen Kirche Latein die Kirchensprache, in der oströmischen Kirche Griechisch. 1054 kam es zum Bruch beider Kirchenteile.


Der Vatikan

Vatikan bezeichnete zunächst einen am rechten Tiberufer gelegenen Hügel Roms (mons vaticanus). Dort befand sich in der Antike der Zirkus des Kaisers Nero. Nördlich des Zirkus war ein kleiner Friedhof, auf dem der Apostel Petrus begraben sein soll. Kaiser Konstantin  ließ an dieser Stelle eine große Grabeskirche errichten - St. Peter. Der Vatikan wurde damit zum zentralen christlichen Wallfahrtsort.














Nach Beendigung des Schisma (mehrere Päpste) sollte die wiedergewonnene kirchliche Einheit durch große Bauten demonstriert werden. Und die wieder in Rom residierenden Päpste wollten näher am Petersgrab sein, weil davon der Führungsanspruch innerhalb der Weltkirche abgeleitet wurde. Für die nach Rom zurückgekehrten Päpste wurden darum auf dem Vatikan-Hügel Kirchen, Verwaltungsgebäude, Unterkünfte gebaut. 1589 wurde der Bau des Apostolischen Palastes in Auftrag gegeben, noch heute die Wohnung des Papstes. Allerdings wohnt der jetzige Papst Franziskus demonstrativ bescheidener im Gästehaus des Vatikans.

1506 wurde der Grundstein für die neue Peterskirche gelegt. Die alte konstantinische Basilika wurde abgerissen (gegen viel Kritik). Finanziert wurde der Bau mit dem Peterspfennig (eine Kollekte, mit der die Verbundenheit der Gläubigen mit dem Papst zum Ausdruck gebracht werden soll, noch heute wird die Kollekte am Fest der Apostel Peter und Paul als Peterspfennig für den Heiligen Stuhl gesammelt) und dem Verkauf von Ablassbriefen (in Deutschland u.a. durch Johann Tetzel, einer der Anlässe für die Reformation).

           Im Vatikanstaat 
sind die wichtigsten Einrichtungen der Staatsverwaltung auf einer Fläche von 44 ha untergebracht, einschließlich Petersdom, Museen, Regierungspalast, Gästehaus und Wohnungen, Park und Bahnhof.  Die meisten der zum Vatikan gehörenden Kardinäle wohnen allerdings außerhalb der Vatikanmauern.














Staatsoberhaupt des Vatikanstaats ist – natürlich – der Papst. Regierungschef ist der Präsident des Guvernatorrats (sieben Kardinäle).

Das Einkaufen im Vatikan ist  preiswerter als im übrigen Rom, die italienischen Steuern werden hier nicht erhoben. Der Zugangsschein für den vatikanischen Supermarkt und die zwei Tankstellen ist entsprechend beliebt. Offiziell dürfen nur die 842 Einwohner (Stand 2014), Diplomaten und die Angestellten des Vatikans und deren Familienangehörige einkaufen. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, gibt es aber über 4.000 Tankberechtigte

                     
                     Der Kirchenstaat

Parallel zum Ausbau des Vatikans weitete sich auch das Territorium des Kirchenstaats aus. Im 6. Jh. war die römische Kirche größter Grundbesitzer
in Italien mit Gütern in Mittel- und Süditalien und Sizilien. Bis ins 19. Jahrhundert erstreckte sich der Kirchenstaat etwa über ganz Mittelitalien. Die Päpste waren geistiges und weltliches Oberhaupt.
1798 wurde im Zuge der französischen Revolution der Kirchenstaat zur „Römischen Republik“ erklärt, 1808 wurden die Territorien dem Königreich Italien einverleibt. Der Wiener Kongress stellte den Kirchenstaat 1815 jedoch wieder her.

Von den revolutionären Unruhen 1848 blieb dann auch der Kirchenstaat nicht verschont (siehe: Garibaldi). Im Zuge der italienischen Einigung wurde der Kirchenstaat unter König Viktor Emanuel II. im Jahre 1870 besetzt. Der Status der Vatikanstadt (etwa das heutige Territorium) war zunächst ungeklärt, jedoch blieb in ihr de facto die Herrschaft der katholischen Kirche bestehen, so dass sich ab 1870 die kirchlichen Verwaltungsorgane aus dem restlichen Kirchenstaat in der Vatikanstadt konzentrierten. In dieser Zeit entwickelte sich die bauliche und institutionelle Abschottung vom Rest Roms.

Erst durch die Lateranverträge (im Lateranpalast unterzeichnet) von 1929 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem faschistischen Königreich Italien unter Benito Mussolini wurde der Kirchenstaat wieder als souveräner Staat festgeschrieben. Danach umfasst er aber nur noch das von einer Mauer begrenzte Gelände um den Petersdom und einige exterritoriale Gebiete und Gebäude.

Die Engelsburg

Sie war Mausoleum für Kaiser Hadrian, von ihm in Auftrag gegeben, aber erst von seinem Nachfolger im Jahr 139 fertiggestellt.  Neben Hadrian wurden auch Kaiser Mark Aurel und andere Kaiser begraben. Der untere Teil ist ein fensterloser Rundbau durch den man über eine Rampe zu den Grabkammern gelangt.

Ab dem 10. Jh. war die Burg im Besitz der Päpste. Der (oberirdische) Verbindungsgang zum Apostolischen Palast wurde gebaut. Mehreren Päpsten diente sie als Fluchtburg.
Im 15. Jh. wurde die Engelsburg zur Festung für die Päpste ausgebaut und im oberen Teil mit einer prächtigen Wohnung versehen. Wobei Wohnung sehr untertrieben ist. Es sind prächtig ausgestattete Säle. In dem mit Nymphen und Putten ausgestatten Privatbad (von Clemens VII) floss das Wasser aus einer (heute nicht mehr vorhandenen) nackten Venus-Figur in die gemauerte Wanne.

Auf der Spitze der Burg wurde eine Engels-Statue aufgestellt, Namensgeber der Burg.


(9) Die Umgestaltung der Stadt


Ende des 16. und des 17. Jh. war die Zeit der großen Neugestaltungen. Die großen Hauptkirchen sollten für Pilger leicht erreichbar sein, eine zentrierte Stadtanlage entsteht. Öffentliche Brunnen werden wieder aktiviert, antike Obelisken in der Stadt aufgestellt und mit Kreuzen gekrönt. Die großen Plätze in der Stadt erhalten eine Umgestaltung. Eine Barockstadt entsteht.

Der Kapitolsplatz
befindet sich an der Grenze zur ausgegrabenen antiken Stadt, durch die wir am Anfang des Rombesuchs gegangen sind.














Der Senatorenpalast steht auf dem Unterbau des antiken Tabulariums. Ergänzt wird er durch die Gebäude der Kapitolinischen Museen, dem Konservatorenpalast (von Michelangelo) und dem Palazzo Nuevo. Dort sind die  Antikensammlungen und Kunstgalerien, u.a. das Original der Reiterstatue des Kaisers Marc Aurel (vermutlich um 165 n.Chr., 
ursprünglich vollständig vergoldet, auf dem Kapitolsplatz steht nur die Kopie). 
Am Kapitolshügel hat man später zur Erinnerung an die italienische Staatsgründung das Nationaldenkmal (Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II) gebaut (Einweihung 1911, Fertigstellung 1927).

Der Piazza Navone
war im 1. Jh. n.Chr. ein Kaiserforum. Im Mittelalter waren dort Pferderennen. Durch Francesco Borromini wurde der Platz neu gestaltet, unter anderem durch den Bau der Kirche St. Agnese in Agone. Das Baumaterial stammt u.a. auch vom Forum Romanum – wir kennen das ja. Auf dem Platz befinden sich drei Brunnen, der bekannteste ist Berninis Fontana dei Quattro Fiumi (Vierströmebrunnen). Die damals bekannten größten Ströme der Kontinente (Donau, Nil, Ganges und Rio de la Plata) werden durch Figuren symbolisiert, die zu Füßen eines Obelisk lagern. (Die weiteren Brunnen sind die Fontana del Moro im Süden und der Neptunbrunnen im Norden.)
An der Südwestseite des Platzes befindet sich der barocke Palazzo Pamphili, heute brasilianische Botschaft. Die Gebäude sind zum Teil auf den Grundmauern der Tribüne des Kaiserforums errichtet. Im 18. Jh. hat man den Platz sogar geflutet, um Bootsfahrten zu ermöglichen.

Der Petersplatz
mit den Kolonnaden wurde von Bernini angelegt.

Der Trevibrunnen
ist der, in dem Anita Eckberg in Fellinis „La Dolce Vita“ ein nächtliches Bad nimmt. Es ist sicher einer der schönsten Brunnen Roms, bei Tag und bei Nacht.














Ursprung des heutigen Brunnens ist einer der Wasserausläufe des antiken Aquädukts Aqua Virgo mit Wasser aus den Sabiner Bergen. Mitte des 17. Jh. fasste Bernini den Brunnen neu. In seiner jetzigen Gestaltung entstand er fast ein Jahrhundert später. Ein mächtiger Triumphbogen umfasst den Brunnen und verdeckt teilweise den dahinterstehenden Palast (die Proteste des adligen Eigentümers blieben ungehört, Auftraggeber war ja die Obrigkeit).

Die Via del Corso
gehört zu den im Zuge der Neugestaltung Roms durch die Päpste angelegten oder wiederhergestellten Straßen. Den Namen erhielt die Straße (Straße des Rennens) durch  die während der Karnevalszeit durchgetriebenen Pferde (ähnlich dem Stierlauf in Pamplona). Ganz früher war die Via del Corso eine antike Verbindungsstraße zur Adria (Via Flaminia- s.o. Porta Flaminia), die aber durch Tiberüberschwemmungen kaum nutzbar war.
Die heutige Via del Corso führt von der Piazza Venezia (mit dem Altar des Vaterlandes) bis zur Piazza del Popolo. An ihr liegen eleganten Geschäfte und am Piazza Colonna der Sitz des italienischen Ministerpräsidenten (s. Gebäude des politischen Roms).

Der Palazzo Barberini 
          
ist einer der großen Barockpaläste, am Quirinalshügel gelegen. Auftraggeber waren zwei Papst-Neffen, ein Fürst und ein Kardinal. Gebaut wurde der Palast weitgehend von Bernini, aber auch Borromini war beteiligt. Heute ist in einem Teil des Palastes ein Kunstmuseum, u.a. mit Gemälden des Kirchenstaates, die nach der    Auflösung in den Besitz des italienischen Staates kamen.Ganz in der Nähe ist auch der Bienenbrunnen, ebenfalls von Bernini. Drei Bienen dienen als Wasserspeier. Bienen waren im Wappen der Papst-Familie Barberini, man sieht sie oft in Rom.





Die Gebäude des politischen Roms

Auf dem Quirinal (einer der 7 Hügel Roms) ist der Palast des italienischen Staatspräsidenten (Quirinalspalast). Früher war er einmal
die Sommerresidenz eines Papstes. Danach war er Residenz der italienischen Könige, bis er jetzt der Republik dient. Ein riesiges Gebäude mit einer nicht enden wollenden Gebäudefront. Wir sind daran entlang in sehr warmer Junisonne gelaufen, ehe wir um die Ecke zum Eingangsportal kamen.

Der Sitz des Ministerpräsidenten ist der Palazzo Chigi am Piazza Colonna an der Via del Corso. Wenn Ministerpräsident Renzi aus dem Fenster schaut, sieht er auf die Mark-Aurel-Säule (mit einem Reliefband ähnlich der Trajanssäule).
Daneben ist das italienische Parlament (Abgeordnetenkammer) im Palazzo Montecitorio.
Der Senat (die 2. Parlamentskammer) ist in der Nähe der Piazza Navona im Palazzo Madame (mit der Parlamentsreform von Matteo Renzi verliert der Senat künftig an Bedeutung, wenn die Reform „durchkommt“).
Alle Paläste sind aus der Neugestaltungs-Zeit Roms. Der Palazzo Chigi, (2. Hälfte des 16.Jh.) war ein Adelspalast, den der italienische Staat kaufte. Die beiden anderen Paläste wurden vom Kirchenstaat „übernommen“. Der Palazzo Madame (Ende 15. Jh.) war zur Zeit des Kirchenstaates Sitz verschiedener päpstlicher Behörden. Und im Palazzo Monecitorio (Mitte 17. Jh. – Architekt war wieder Bernini) waren die päpstlichen Gerichte untergebracht.

Das soll als Überblick genügen.

Ein Wort noch zu den Baumeistern:         
Ohne sie wäre Rom nicht wie es ist. Baumeister und Bildhauer Gianlorenzo Bernini (1598-1680) und Architekt Francesco Borromini (1599-1667)  waren heftige Konkurrenten. Wenn man so will, war Bernini Sieger, mit den meisten Aufträgen. In 60 Jahren diente er acht Päpsten und prägte Roms Bauten, Plätze, Brunnen und Figuren. Er sollte auch den Ostflügel des Louvre in Paris bauen. Aber er musste unverrichteter Dinge nach Rom zurückkehren. Die französischen Architekten hatten sich durchgesetzt.


Im nächsten Kapitel:
(10)  Ostia Antica                               
 (11)   Ausflug in die Albaner Berge