CanariaSol
Teneriffa Wochenbuch
Ein halbes Jahr sind wir auf Teneriffa. Was passiert in dieser Zeit. Was machen wir. Ich will das einmal die Woche aufschreiben. Wie ein Tagebuch, aber als ein Wochenbuch.
(Die Erläuterungen in den Berichten stammen meist aus Wikipedia- und anderen Artikeln im Internet, ohne Zitierung im Einzelnen)
50. Woche
(50/1) Diese Woche konnten wir bei unserem Spaziergang an der Küste den Start von Paragleitern beobachten. In der Nähe der Apartmentanlage Tarahal ist eine nur wenige Quadratmeter große Absprungrampe leicht oberhalb des Weges. Dahinter ist der Abhang
hinunter zum Meer. Wenn der Wind von der See hier hochkommt, ist das wohl ein guter Startplatz (Eine größere Absprungrampe gibt es am Mirador de la Corona in Icod Alto). Fünf Paragleiter starteten ziemlich schnell hintereinander. Doch dann, als wir am Hotel Semiramis vorbeigingen, trudelte einer der Paragleiter und fiel hinunter. Ein Unglück? Wir gingen schnell am Semiramis vorbei, um näher an die Küste zu kommen und zu sehen, was passiert war. Doch dort sahen wir wieder alle fünf Paragleiter über dem Meer. Und dann sahen wir auch was sie machten. In waghalsigen Kurven spielten sie im Wind Karussell. Der Absturz war also keiner. Es war ein absichtliches Trudeln und Spiel mit dem Wind.
Wir schauten noch eine Weile dem für uns waghalsigen Treiben der Paragleiter zu. Uschi hat das in einer Videoaufnahme festgehalten. Sehr spektakulär. Hier das Video:
* * *
(50/2) Corona ist auch auf den Canaren ein Thema, insbesondere für
Teneriffa. Hier sind die höchsten Fallzahlen aller Inseln. Diese Tage wurde ein
Corona-Ausbruch in einem Altenheim in der Siedlung oberhalb des Loro-Parks
gemeldet. 164 von 588 Bewohnern waren positiv getestet worden. Die
Inselregierung versucht dagegen zu halten. Nur vier Personen dürfen künftig
zusammen sein, im Restaurant und auch in den Familien. Bis 23 Uhr müssen alle
Bewohner die Restaurants und Straßen verlassen haben (für Weihnachten und
Silvester bis 1 Uhr nachts verlängert). Das wird in den Restaurants gut eingehalten.
Aber ob das auch für das familiäre Umfeld gilt? Da bin ich mir nicht sicher. In
dem Seniorenheim können sie die Abstands- und Hygieneregeln nicht richtig
eingehalten haben.
Trotzdem ist das Leben nicht sehr verändert. In der Öffentlichkeit
und in Geschäften ist Masken-Pflicht. Aber bei Spaziergängen begegnen wir oft
keinem und können ohne Masken gehen. Kommt jemand entgegen, heißt es Maske auf.
Und beim Wandern begegne ich sowieso kaum jemandem.
Hier im Ortsteil La Paz sind mehr
als die Hälfte der Restaurants geöffnet und gut besucht, mit ausreichendem
Abstand zwischen den Tischen. Ein Großteil der Boutiquen hat geöffnet,
allerdings mit reduzierten Öffnungszeiten. Es fehlen die Touristen.
Um die bemüht sich die
Inselregierung. Aber es klappt nicht so richtig. Die Notwendigkeit, einen
negativen Corona-Test bei der Einreise vorzulegen, hat viele vor einer Reise
auf die Insel abgehalten. In Deutschland ist es vielfach nur mit Mühe möglich,
ein Testergebnis innerhalb von drei Tagen zu bekommen. Darum bemüht sich die
Inselregierung jetzt bei der spanischen Zentralregierung, dass ein negativer Schnelltest auch ausreichend ist.
* * *
(50/3) Welchen Wein trinken wir in dieser Saison. In der letzten Saison
hatten wir uns für den „Tajinaste“ entschieden.
Die Weine der Insel sind inzwischen sehr gut geworden. Freunde auf
Teneriffa erzählten uns, dass der Wein in früheren Jahren mit Alkohol
aufgespritet wurde, um ihn haltbar zu machen. Das ist lange her. Inzwischen
gibt es fünf DO-Anbaugebiete auf der Insel, die „Denominación de Origen“.
Überwacht wird die Qualität der Weine von einem Kontrollrat „Consejo
Regulador“. Die DOs sind Tacaronte-Acentejo und Valle de Orotava im Norden,
Valle de Guimar im Nordwesten, Ycoden-Daute-Isora im Westen und Abona im Süden
der Insel.
Begonnen hat der Weinbau auf den Canaren mit der Eroberung der
Insel. Spanier und Portugiesen brachten die Weinstöcke mit auf die Insel, die
wegen der Böden und des Klimas gute Weine hervorbrachten. Damals waren süße und alkoholschwere Weine
beliebt, die aus Moscatel- und Malvasia Trauben gekeltert wurden. Anfang des
16. Jahrhunderts wurden die ersten Weine als „Canari sack“ nach England exportiert („Sack“ ist eine historische
Bezeichnung für gespriteten (?)Wein aus Spanien, wohl abgeleitet von dem
spanischen „sacar“, auspressen). Das passte gut, denn etwa ab Mitte des 16.
Jahrhundert bekam das auf Teneriffa angebaute Zuckerrohr Konkurrenz durch den
preiswerter in Mittelamerika erzeugten Rohrzucker. Wein wurde das
Hauptexportgut der Inseln.
Der Niedergang des Weinbaus
begann in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als England spanische Weine
mit einer hohen Steuer belegte und portugiesischer Portwein und Madeira Wein
bevorzugt wurden. Im 19. Jahrhundert kam der Weinbau fast zum Erliegen. Zu den
Handelsproblemen kamen verschiedene Pflanzenkrankheiten.
Allerdings blieben die kanarischen Inseln von einer Plage verschont, der Reblaus, die 1860 von Amerika nach Europa eingeschleppt wurde. Die Folge ist noch heute, dass in Europa die einheimischen Rebsorten auf reblausresistente Unterlagsreben aufgepropft werden müssen. Nur die Rebstöcke auf Teneriffa sind noch wurzelecht.
Das aber hielt den Niedergang des Weinanbaus nicht auf. Eine Zeit lang war die auf Kakteen gezüchtete Cochenille-Laus zur Herstellung von Karminrot ein Ersatz. Dann kam der Bananen-Anbau, der heute die Landschaft des Insel-Nordens prägt.
Der Wein, insbesondere der Weißwein, wird frisch getrunken. Die
Reben werden im September und Oktober geerntet und sind bis Dezember vergoren.
Den ersten 20er Wein gibt es schon zu kaufen. Aber man muss ihn probieren,
evtl. muss er noch etwas liegen. In den ersten Jahren haben wir den Weißwein länger
als 1 Jahr gelagert. Der Wein schmeckte nach längerer Lagerung aber anders,
firnig. Seitdem trinken wir allen Wein aus, bevor wir nach Berlin zurückkehren.
Unsere Weinprobe in dieser Woche:
Marba Blanco Seco wird aus den Trauben Listan Blanco (85 %) und Vidueño (15 %) gekeltert. Die Bodegas Marba ist in Tegueste. Die Weinberge sind außer in Tegueste auch in den Gemeinden La Laguna, El Sauzal und Valle Guerra. 1993 wurden die ersten Reben gepflanzt und seit 2000 wird der Wein als „Marba“ , eine Abkürzung des Familiennamens Martin Báez, verkauft.
Flor de Chasna Blanco wird nur aus der Traube Listan Blanco gekeltert. Die Weingenossenschaft Sociedad Cooperativa Cumbres de Abona ist in Arico, im Süden der Insel. Die Genossenschaft wurde 1989 gegründet. 720 Weinbauern gehören zu der Genossenschaft im Anbaugebiet Abona im Südwesten Teneriffas (Fasnia, Arico, Granadilla, San Miguel, Vilaflor, Arona und Adeje). Neben dem Flor de Chasna werden noch die Weinsorten „Cumbres de Abona“ und „Testamento“ hergestellt. Kennengelernt haben wir den Flor de Chasna vor vielen Jahren in einem kleinen Restaurant in der Altstadt von Puerto de la Cruz, dem „La Carta“.
Arautava Blanco Seco wird aus der Traubensorte Listan Blanco gekeltert. Die 80 Jahre alten Rebstöcke stehen im Orotava Tal. So lange besteht die Bodega El Penitente. Weitere Weinsorten der Bodegas sind „Tanganillo“, „Cruz del Teide“ und „Bodegas de Myranda“.
Tajinaste Blanco Seco wird von der Bodega Tajinaste in La Orotava aus 90 % Listan Blanco und 10 % Albillo gekeltert. Die Trauben kommen von zwei eigenen Wein-Bauernhöfen und 50 selbständigen Winzern im Orotava-Tal, die ihre Trauben an die Bodegas liefern.Teilweise werden die Weinstöcke noch in der traditionellen canarischen Art gezogen. Die Weintriebe werden etwa einen halben Meter über dem Boden drei bis vier Meter lang an einer Schnur geführt. Alte Weinstöcke können bis zu 15 Meter lange Weintriebe haben. Diese traditionelle Art sieht man eigentlich nur noch wenig.
Begründet wurde die Bodega 1939 von einem aus Kuba zurückgekehrten Canario mit der Finca El Ratiño. Das war auch der Name des ersten Weins. Seit 1994 wird der Wein als Tajinaste vertrieben.
Entdeckt haben wir den Wein vor einigen Jahren im Restaurant „El Rincon de San Diego“ oberhalb der Bollullu-Bucht. Inzwischen haben viele Restaurants in Puerto de la Cruz den Wein auf ihrer Karte.
* * *
(50/4) Im Teno-Gebirge war ich in dieser Woche wandern. Von El Palmar bin ich hoch nach Teno Alto gegangen. Von dort am Baracán vorbei zum Tabaiba Pass und in weitem Bogen hinunter ins Tal und zurück nach El Palmar.
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El Palmar - Baracán - El Palmar, 10 Kilometer |
El Palmar gehört zur Gemeinde Buenavista del Norte im gleichnamigen Tal, in dem die Straße über den Tabaiba-Pass nach Masca verläuft. Von Buenavista sind es noch acht Kilometer, die ich in vielen Serpentinen hinauffahren musste. So lang hatte ich das nicht in Erinnerung. Aber die Autofahrt ersparte einen Teil des Anstiegs. Auf Höhe 530 Meter begann der Wanderweg. Den Höhenunterschied hat man zusätzlich, wenn man den Weg von Buenavista über den Riscosteig nach Teno Alto geht.
Ich gehe den Callejón
(Gasse) de Teno hinauf. Es ist
ein sog. „Camino Real“. Königliche Wege wurden im 17. und 18. Jahrhundert als Erschließungswege
gebaut. Der Callejón de Teno verbindet die Teno-Hochebene mit El Palmar.


Der Weg führt fast schnurgerade den Berg hinauf. Rechts und links sind am Anfang noch die Steinwälle als Begrenzung und Schutz erhalten. Der Weg ist mit Lavasteinen befestigt. Das ist so mit Unterbrechungen bis oben in Teno Alto. Im Laufe der Zeit hat der Regen allerdings einige Lücken hinausgespült.
Es ist bewölkt. Ab und zu geben die Wolken die Sonne frei. Dann leuchtet der Weg in der Sonne und der Schritt wird gleich ein wenig schneller. Auf halber Höhe kreuzt der Wanderweg die Straße von El Palmar nach Teno Alto. Die windet sich in Serpentinen den Berg hinauf. Erst 1972 wurde die Straße gebaut. Der alte Verbindungsweg, der jetzt der Wanderweg ist, ist kürzer, aber auch ein bisschen steiler.
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Blick auf den Cumbre de Bolico (Wanderweg nach Masca) |
Der erste Sattel ist erreicht. Höhe 816 Meter. Gleich in der Nähe ist auch die Straße, die den gleichen Sattel überwindet. In leichtem Bogen geht der Weg danach am Barranco del Charco hinunter und wieder hinauf auf den nächsten Sattel. Dann wieder tiefer hinab in den Barranco la Baranda und wieder hinauf.
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Der erste Sattel mit den Sendemasten |
Blumenfotos gibt es bei dieser Wanderung wenig. Es ist Winter (obwohl der Schnee auf dem Teide schon wieder fast vollständig weggetaut ist) und nur wenige Pflanzen blühen.
Die "Wanderjule", eine alte Wegmarkierung
In der Bar Los Bailaderos mache ich – wie immer – Pause mit einem Puchero de Verduras, einer Gemüsesuppe, und einem Viertel Rotwein. Es gibt dort auch ein gutes Carne Cabra, aber das ist mir zu viel, wenn ich anschließend weitergehe. Viel ist heute nicht los. Vier (italienische?) Wanderer kamen noch dazu. Es gibt zurzeit nicht viel Wanderer auf der Insel. Trotzdem waren im Ort drei Gaststätten geöffnet. Eine Käserei, die es schon immer gab und die jetzt auch kleine Gerichte auf der Karte hat. Und seit wenigen Jahren ist ein neueres Restaurant am Ortsausgang nach Punta de Teno, dem Leuchtturm unten an der Küste. Wobei Ortsausgang nicht viel besagt. Der ganze Ort besteht aus einer Kirche und wenigen Häusern auf 770 Meter Höhe.
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Meine Pause |
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Ein altes Steinhaus in Teno Alto |
War es bisher bewölkt, kamen jetzt die Nebelwolken von der Küste herauf. Die Fortsetzung der Wanderung war im Nebel. Aber das war nicht weiter schlimm, ich kannte ja den Weg und notfalls hatte ich die Wegeführung auf dem Handy. Der Wanderweg folgt dem Kamm des Baracán. Zunächst durch einen Besenheide-Wald. Dann wechselt der Weg mehrmals zwischen der westlichen und östlichen Kammseite. Zu sehen ist an beiden Seiten nur grauer Nebel, im Osten nicht das El Palmar -Tal und im Westen nicht die Küste. Auf der Westseite ist Windschatten. Auf der Ostseite kommt der feuchte Wind herauf.
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Abzweigung zum Baracán-Kammweg |
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Durch den Baumheide-Wald |
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Fels im Nebel |
Am
Tabaiba-Pass (auch: Mirador Altos de Baracán) sehe ich die dort parkenden
Autos an der Straße nach Masca im Nebel. Die Bergstrecke hatte ich geschafft.
Jetzt musste ich nur noch hinunter ins
Tal gehen. Im Regen. Denn je tiefer ich kam, umso feuchter wurde die Luft.
Aber für so etwas habe ich ja einen Wanderanorak mit Kapuze. Und Wanderstöcke,
die beim bergabgehen auf feuchtem Grund ganz hilfreich sind. Ich bin gut unten
in El Palmar angekommen.
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In El Palmar angekommen |