Meine Ostsee Radtour
2 Von Röpersdorf nach Ueckermünde

August 2020



2. Tag                         Röpersdorf am Unteruckersee – Ueckermünde
                                     82 Kilometer
Dienstag, 18. Aug. Übernachtung im Hotel Am Markt 

RöpersdorfPrenzlau  Schönwerder – Bandelow – Trebenow – Nechlin  -  Nieden –  Schmarsow - Rollwitz - Pasewalk – Friedberg – Viereck - Militärgebiet –Torgelow – Torgelow Holländerei – Eggesin – Hoppenwalde -  Ueckermünde

 

Röpersdorf bis Ueckeermünde - 82 Kilometer

In Röpersdorf hatte ich die Dorfkirche nur noch im Abendlicht fotografieren können. Jetzt habe ich sie noch schnell in der Morgensonne abgelichtet. 
Kirche in Röpersdorf am Morgen

Start in den nächsten Tag. Prenzlau am nördlichen Abfluss des Unteruckersees war schnell erreicht.


Prenzlau
19.000 Einwohner, Kreisstadt des Landkreises Uckermark, Land Brandenburg. 

Prenzlau liegt am nördlichen Ausgang des Unteruckersees. Hier verlässt die Ucker (in Brandenburg heißt der Fluss „Ucker, in Vorpommern „Uecker“, der Flussname ist von dem slawischen Stamm der Ukranen abgeleitet) den See und mündet bei Ueckermünde in das Stettiner Haff der Ostsee. Prenzlau ist zentraler Ort der Uckermark.

 

Prenzlau am Nordufer des Unteruckersees

Die Uckermark ist eine historische Landschaft, die die heutigen Landkreise Uckermark, Oberhavel, Barnim und Teile in Vorpommern umfasste. Es ist eine hügelige, eiszeitlich geprägte Moränenlandschaft mit zahlreichen Seen.

 

Im 7. – 12. Jahrhundert war das Land von den elbslawischen Ukranen besiedelt. Nach dem Wendenkreuzzug (1147) kam das Siedlungsgebiet der Ukranen in den Besitz der slawischen (christlichen) Greifenherzöge Pommerns, die das Land missionierten. Allerdings war das Land zwischen den Pommern und den Brandenburger Askaniern umstritten. Albrecht der Bär war im Wendenkreuzzug bis nach Stettin vorgestoßen, die pommerschen Herzöge bis auf den Barnim-Höhenzug.

 

Mitte des 13. Jahrhunderts (1230 und 1250) erwarb der Markgraf von Brandenburg die Uckermark von Pommern durch Kauf und im Tausch gegen das Land Wolgast, das den Askaniern durch Erbschaft zugefallen war (durch eine Tochter des Herzogs von Schleswig, der auch König von Dänemark war).

 

Heute gilt die Uckermark als eine der strukturschwächsten und am dünnsten besiedelten Regionen in Deutschland.

 

Der Name Prenzlau hat einen slawischen Ursprung und bedeutet „Siedlung eines Mannes namens Premyslaw“. Der Ort entstand aus drei Siedlungskernen, die ihre eigenen Kirchen hatten.

Die ältere Siedlung ist die slawische Siedlung (im Bereich der Sabinenkirche außerhalb der späteren Stadtmauer).

Es folgte die kaufmännische (deutsche) Siedlung mit der Kirche St. Nikolai. Ende des 12. Jahrhunderts entstand die bäuerliche (deutsche) Siedlung mit der Kirche St. Jakobi, nachdem die pommerschen Herzöge deutsche Siedler ins Land geholt hatten.

Prenzlau war im Mittelalter mit 7 Kirchen und 3 Klöstern nach der Domstadt Brandenburg die Stadt mit den meisten Kirchen in der Mark Brandenburg

Sabinenkirche

Kirche der slawischen Siedlung.

Etwa 1170 erbaute Feldsteinkirche, damals außerhalb der Stadtmauer, d.h. die Stadtmauer hatte nicht die slawische Siedlung, sondern nur die deutschen Siedlungen einbezogen.

Ab 1240 Kirche des neu gegründeten Klosters der Büßenden Schwestern vom Orden der Maria Magdalena (der wurde 1230 gegründet, mit dem Ziel, die Huren von der Straße zu holen). Danach wurde das Kloster wie viele Nonnenkloster ein „Versorgungsinstitut“ für die unverheirateten Töchter des heimischen Adels. Das Kloster existiert nicht mehr.

1799 wurde der Westgiebel der Kirche durch den Uckersee unterspült und musste neu aufgebaut werden. Dazu passt der Name der Kirche, die aber schon vorher so hieß. Sabinus war ein italienischer Bischof, der bei Überschwemmungen angerufen wurde.

Der Name „St. Sabinen“ soll einmalig in Deutschland sein. 

 St. Nikolai

 Kirche der deutschen, kaufmännischen Siedlung.
 Baubeginn 1275, geweiht 1243.
 Frühgotischer Backsteinbau. 
 Als Kirche des Dominikanerklosters ohne Kirchturm geplant.
 Das Kloster wurde nach der Reformation aufgehoben. Heute ist es              Museum und Kurturzentrum.                                                                       
1976 hatte Rolf Biermann in der Kirche seinen letzten Auftritt in der DDR vor seiner Ausbürgerung.

 

St. Jakobi
In der deutschen, bäuerlichen  Siedlung.  An der Schnittstelle
von Verkehrs- und Handelsstraßen gebaut, die nach Neubranden-
burg und Greifswald führten.
Erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. 
Feldsteinbau.

1945 von durchziehenden sowjetischen Truppen angezündet und bis auf die Grundmauern abgebrannt. Noch nicht vollständig wiederaufgebaut. 


           Heilig-Geist-Kapelle

Backsteinbau aus dem 14. Jahrhundert. Ab 1899 als Museum                    genutzt.
St. Marien

 St. Marien

Hauptpfarrkirche der Stadt.

Backsteingotik, ab 1289 gebaut. Ein Feldstein-Vorgängerbau wurde teilweise einbezogen. Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Wiederaufbau ab 1970 bis Mai 2020. 

St. Maria Magdalena

Neugotische Backsteinkirche von 1892. 1945 ausgebrannt. Einzige katholische Kirche.


Dazu die Prenzlauer Zeitung 2017: „Martin Luther vertrieb durch seine Reformation den katholischen Glauben fast ganz aus Prenzlau. Erst der preußische König Friedrich der Große und der Ausbau zur Garnisonsstadt brachte den katholischen Glauben zurück. Zahlreiche Soldaten waren aus katholischen Gebieten nach Prenzlau versetzt worden.“

 Im 13. Jahrhundert erhielt die Stadt wie viele märkische Städte eine     Stadtmauer. 

          Steintorturm

Mitteltor und St. Marien
        1306 gebaut, im 14. 
          Jahrhundert  erhöht. Das 
          dazu gehörende Tor 
          wurde 1835  abgetragen. 

Stadtmauer 
und Wiekhäuser

Etwa die Hälfte der alten Stadtmauer ist noch erhalten, ab 1287 gebaut, damals 2,6 Kilometer lang und bis 9 Meter hoch, mit vier Stadttoren, Wehrtürmen und 66 Wiekhäusern.

 

Wiekhäuser waren in Mecklenburg, Vorpommern und Brandenburg Teil der Stadtmauer und dienten der Verteidigung und Beobachtung des Vorfeldes. Ab dem 18. Jahrhundert wurden die Wiekhäuser zu kleinen Wohnhäusern ausgebaut.

Am Niederrhein, so in Köln, waren solche Bauten als Wiechhäuser bekannt. 

Mitteltorturm

Der Mitteltorturm aus dem 15. Jahrhundert soll Vorlage für die Berliner Oberbaumbrücke gewesen sein. Der Anbau ist von 1928. 

Blindower Torturm (Stettiner Turm)

Torturm aus dem 13.  Jahrhundert, im 15. Jahrhundert                                 aufgestockt. 

Der Handel machte Prenzlau zu einer der reichsten Städte der Mark Brandenburg.

Stadtmauer

Im Landbuch Kaiser Karls IV. von 1375 sind die Städte Prenzlau und Stendal mit je 500 Mark Silber als Landbebe (Abgabe der Städte an den Landesherren) vermerkt, mit deutlichem Abstand gefolgt von der Stadt Brandenburg mit 300 Mark Silber. 

Zum Zeichen ihrer Marktfreiheit errichtete die Stadt 1495 auch eine Roland-Statue.

 

Der Roland, ein Standbild eines Ritters mit Richtschwert, galt im Mittelalter als Sinnbild der Stadtrechte (Marktrecht und Gerichtsbarkeit). Er stand vor allem in nord- und ostdeutschen Städten auf den Märkten und vor den Rathäusern.

Die Figur des Rolands ist aus einem Lied entstanden. In dem Lied, das Rolandlied, wird ein bretonischer Graf Hruotland (Roland) besungen, der bei einem Feldzug Karls des Großen gegen die Mauren (es sollen aber Basken gewesen sein) ruhmhaft fiel.

Zur Verbreitung des Rolands hat wohl auch der Bremer Roland beigetragen. Ein früher hölzerner Roland soll 1336 auf Geheiß des Bremer Erzbischofs verbrannt worden sein. Als Reaktion (?) wurde 1404 ein Roland aus Kalkstein als Symbol für Recht und Freiheit auf dem Rathausplatz gegenüber dem Bremer Dom errichtet. Es war wohl ein beabsichtigter Affront der Bürgerschaft gegen den Bischof und gegen seine Vorherrschaft. Diesmal blieb der Roland aber stehen und verbreitete sich als Freiheitsymbol. 

Die heute auf dem Marktplatz stehende Roland-Figur ist neueren Datums. Im Jahr 2000 wurde der Roland zur Erinnerung an den mittelalterlichen Roland neu geschaffen. Der alte Roland war schon 1737 bei einem Sturm zu Bruch gegangen. Der Rumpf wurde ein Gedenkstein, die übrigen Teile an Ort und Stelle verscharrt, heute werden sie im kunsthistorischen Museum ausgestellt. 

Der 30-jährige Krieg führte wie überall zum Niedergang der Stadt und dem Rückgang der Bevölkerung, die erst wieder mit dem Zuzug von Hugenotten Ende des 17. Jahrhunderts anstieg (Toleranzedikt von Potsdam 1685). 

Nach dem 2. Weltkrieg war der Stadtkern größtenteils zerstört (716 von 832 Häusern in der Altstadt). Der Wiederaufbau erfolgte in Plattenbauweise.

 

Ich bleibe im Tal der Ucker. Ackerfelder und Weiden wechseln sich ab. Irgendwo überfahre ich vor Pasewalk die nur auf den Landkarten gekennzeichnete Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Und ich weiß, dass die Ucker jetzt die Uecker ist. 


Pasewalk
10.000 Einwohner, Landkreis Vorpommern-Greifswald, Land Mecklenburg-Vorpommern.

Pasewalk liegt etwa auf halber Strecke zwischen Prenzlau und Ueckermünde am Ostufer der Uecker. 20 Kilometer östlich verläuft die deutsch-polnische Grenze, Stettin ist nicht weit. 

Der mittelalterliche Stadtname von Pasewalk war „Pozdewolk“ (slawischen „poz“ – Ringwall und "wode"

Prenzlauer Tor
– Wolf), was auf einen dänischen Fürsten Jarl Wolf zurückgehen soll, der in dieser Gegend eine Herrschaft gegründet haben soll. Aus Pozdewolk wurde Pozwolc und dann Pasewalk. 

Die (nördliche) Unterstadt mit der Nikolaikirche (1176) ist eine wendische (slawische) Gründung, die (südliche) Oberstadt wurde von deutschen Siedlern gegründet (mit der Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert, Vorgängerbau war die Marktkirche aus dem 12. Jahrhundert).

Prenzlauer Tor

Gotisches dreigeschossiges 
Backsteintor aus dem 
15. Jahrhundert. 

Mühlentor und Stadtmauer

Gotisches zweigeschossiges 
Backsteintor aus dem 15. Jahrhundert. 

Kirche St-Marien

Norddeutsche Backsteingotik aus dem 14. Jahrhundert. Eine der bedeutendsten Backsteinkirchen Norddeutschlands. Vorgängerbau war die „Marktkirche“ aus

St. Marien Kirche
            dem 12. Jahrhundert aus 
            Feldsteinen.

In Folge von Schäden im Zweiten Weltkrieg stürzten in den 80er Jahren der Kirchenturm und das Dach ein. Wiederaufbau nach der Wende.

Von den sechs Glocken ist nur eine Glocke historisch, von 1814. Die fand man nach dem 2. Weltkrieg im Hamburger Glockenlager, als Glockenfriedhof bezeichnet.

 

Während des Zweiten Weltkrieges mussten die Glocken als kriegswichtiges Gut (Bronze, 80 % Kupfer und 20 % Zinn) an zentrale Sammelstellen abgegeben werden. Sie waren Teil der „Metallspenden des deutschen Volkes“ (das war auch schon im 1. Weltkrieg so). Nur eine Läuteglocke pro Kirche durfte bleiben.

Schon Napoleon hat auf seinen Eroberungszügen als erstes die Kirchenglocken mitgenommen. Die wurden in Kanonenrohre umgeschmolzen.

 

45.000 Glocken aus Deutschland und 35.000 Glocken aus den besetzten Gebieten wurden im 2. Weltkrieg eingeschmolzen. Bei Kriegsende lagerten noch rd. 10.000 Glocken im Hamburger Lager, die noch nicht eingeschmolzen waren. Bei vielen zeigten sich aber Transport- und Lagerschäden, die eine Wiederverwendung nicht möglich machten.

 

Feldsteinkirche St. Nikolai

In der Kirche wurde 1632 der Leichnam des schwedischen Königs Gustav Adolf II.  während seiner Überführung nach Schweden aufgebahrt (tags zuvor hatte er Bernau passiert). Er war bei Lützen, heute Sachsen-Anhalt, gefallen. Sein Eingreifen in den 30-jährigen Krieg verhinderte den Sieg des katholischen Lagers.

Nach ihm ist das „Gustav Adolf Werk“ der evangelischen Kirche benannt, das evangelische Gemeinden in der Diaspora unterstützt. 

           St. Nikolai

Größte Feldsteinkirche in Mecklenburg-Vorpommern aus dem frühen 13. Jahrhundert, mit späteren An- und Umbauten.  Sie wurde in der Unterstadt im Zuge der Christianisierung errichtet.

 

Nach dem Westfälischen Frieden gehörte die Stadt 1648 zu Schwedisch-Pommern.

Nach den Nordischen Kriegen (Schweden verlor seine Vormachtstellung im Ostseeraum) kam Pasewalk 1720 zu Preußen.

Preußen förderte die Stadtentwicklung durch Ansiedlung von Hugenotten und durch die Verlegung eines Dragoner-Regiments in die Stadt. Zu der Zeit war die Stationierung von Soldaten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. 

Die Hugenotten brachten den Tabakanbau nach Pasewalk. Im 18. Jahrhundert war Pasewalk der Hauptumschlagplatz für uckermärkischen Rohtabak.

 

Tabak kam nach der Entdeckung Amerikas durch heimkehrende Seefahrer nach Europa.

Amtsgericht
Die Niederländer sollen den Tabak  als erste in Europa geraucht haben. Weitere  Verbreitung erreichte der  Tabakkonsum im 30- jährigen KriegAusländische Soldaten verbreiteten die Sitte des Rauchens in  Deutschland.
 

Der Tabakkonsum wurde bald zu einer staatlichen Abgaben-Quelle. Die Idee einer Tabak-Steuer soll auf den englischen König Jakob I. (König von Schottland und ab 1603 bis 1625 englischer König) zurückgehen.

1638 verlangte die Stadt Cölln (heute Teil Berlins) eine Abgabe auf Tabakblätter.

Ab 1819 (nicht früher ?) besteuerte Preußen die Tabakfabrikanten mit einer Abgabe auf Rohtabak.

 1906 führte der preußische Finanzminister die direkte Besteuerung der Raucher mit der „Banderolensteuer“ ein, wie wir sie heute noch kennen. 2018 brachte das Rauchen über 14 Milliarden EUR in die deutsche Steuerkasse.

 

Nördlich von Pasewalk fahre ich durch ein großes militärisches Sperrgebiet mit Kasernen und Truppenübungsplätzen. Am Rande des Militärgebietes liegt Torgelow an der Uecker. Hier ist interessant, dass früher Raseneisenerz gewonnen wurde. Zwei aus Raseneisenerz gegossene Glocken erinnern in der Dorfmitte daran.

Es folgt die „Holländerei“, eine Kolonisten-Siedlung, die nicht von Holländern angelegt wurde (s.u.).

 

Torgelow
10.000 Einwohner, Landkreis Vorpommern-Greifswald, Land Mecklenburg-Vorpommern.

Die Kleinstadt liegt an der Uecker südlich von Ueckermünde. 

Torgelow entstand als Handelsplatz am Zusammenfluss von Uecker und Randow, wurde im 30-jährigen Krieg vollständig zerstört.

Die schwedische Königin Christine ließ die Ortschaft mit Finnen und Livländern neu besiedeln (genauso auch Ueckermünde). Schweden hatte mit dem Westfälischen Frieden


Schwedisch Vorpommern erhalten. Finnland und das Baltikum gehörten im 17. Jahrhundert zu Schweden.
 

Christine war die Tochter des schwedischen Königs Gustav II. Adolf, der 1626 im 30-jährigen Krieg in der Schlacht bei Lützen (Sachsen-Anhalt) fiel und dessen Leiche auf dem Weg nach Schweden des Nachts in mehreren Kirchen aufgebahrt wurde.

Mitte des 18. Jahrhunderts ließ Friedrich II. der Große eine Eisenhütte errichten (Schwedisch Vorpommern war 1720 preußisch geworden). In Torgelow war Raseneisenerz gefunden worden, das mit der Holzkohle aus den umliegenden Wäldern geschmolzen wurde.

Bis 1861 war die Eisenhütte ein königlicher Betrieb. Danach wurde die Hütte privatisiert. Bis 1910 bestanden 13 Gießereien. Nachfolgebetriebe arbeiteten bis 1989. 


Raseneisenerz entstand nach der letzten Eiszeit vor allem in Flussauen.     Eisen- und Mangansalze im Grundwasser oxydierten unter Einfluss von Sauerstoff und wurden oberflächennah abgelagert. Der Eisengehalt von Raseneisenerz ist deutlich geringer als der von Eisenerz. 

Glockenturm

von 1811 mit zwei aus Raseneisenerz gegossenenR Glocken. Ein eher beschauliches Glocken-Denkmal.

Holländerei

Torgelow-Holländerei ist ein weitläufiger Ortsteil von Torgelow. 1775 erfolgte auf Initiative Friedrichs II. der Große die Ansiedlung von Kolonisten.

Das waren allerdings keine Holländer. Die Bezeichnung Holländerei ist vielmehr von der Art der Besiedlung abgeleitet. Sumpfige Wiesen wurden trockengelegt und mit auseinandergezogenen Höfen besiedelt. Das Siedlungsmodell wurde im Gebiet der Weichselmündung von Holländern eingeführt und für das Ueckertal übernommen. Die Siedler erhielten das Land zunächst in Erbpacht, später wurde es freies Eigentum.

 

Schon ab 1763 hatte sich Friedrich II. um die Trockenlegung und Urbarmachung von Sumpfgebieten gekümmert (Warthe- und Netzebruch, Oderbruch).

 

Friedrich II. der Große hatte sein Land in jahrelangen Kriegen zur Vergrößerung und Stärkung Preußens geführt. Der 7-jährige Krieg ging 1763 zu Ende.

Danach förderte er den Wiederaufbau des darniederliegenden Landes.  1756 kam der sog. Kartoffelbefehl (Anbau von Kartoffeln zur Minderung der Hungersnot).

1763 wurde die Königliche Porzellanmanufaktur Berlin gegründet.

1772 wurde die Seehandelsgesellschaft zur Förderung des Außenhandels gegründet.

 

Ab der Holländerei fuhr ich den dunklen Gewitterwolken, die aus Südwest kamen, vorweg. Immer wieder der Blick rückwärts. Es grummelte, aber es regnete noch nicht. Noch hielt sich das Wetter. Überquerung der Uecker und der Randow, die nördlich von Eggesin zusammenfließen.

Bis nach Ueckermünde habe ich es geschafft. Doch vor der Ueckerbrücke musste ich mich unterstellen. Ein richtiger Gewitterguss prasselte herunter. Gut eine halbe Stunde musste ich warten. Dann fuhr ich die paar hundert Meter bis zum Hotel in Ueckermünde durch den nachlassenden Regen. Die erste „Taufe“ war überstanden. Es sollten noch mehrere folgen.


Ueckermünde
8.600 Einwohner, Landkreis Vorpommern-Greifswald, Land Mecklenburg-Vorpommern.

Ueckermünde liegt an der Mündung der Uecker in das Stettiner Haff der Ostsee. Vom Stadthafen bis zur Ostsee sind es allerdings noch drei Kilometer. 

Ueckermünde war in slawischer Zeit ein Fischerdorf, das nach der Christianisierung

Marktplatz
durch die slawischen Pommern-Herzöge zum Kloster Grobe auf Usedom gehörte. 

1284 wurde eine Burg errichtet, die später (1530) zum Schloss der pommerschen Herzöge erweitert wurde. 

Im 30-jährigen Krieg wurde die Stadt fast völlig zerstört. Nach dem Krieg wurden Finnen und Livländern angesiedelt (wie in Torgelow).

Im bzw. nach dem Großen Nordischen Krieg ging Ueckermünde mit Stettin und Teilen Vorpommerns im Frieden von Stockholm (Teilfrieden zwischen Preußen und Schweden) an Preußen.

Nach der Entdeckung von Raseneisenerz (wie in Torgelow) wurde aus dem Fischerort ein Industriedorf mit mehreren Eisengießereien (zur DDR-Zeit gab es noch 1.100 Gießerei-Beschäftigte). Ende des 18. Jahrhunderts begann der Schiffbau. Heute ist die Wirtschaft der Stadt vom Tourismus geprägt. 

Herzogschloss und Rathaus

Ehemaliges Herzogschloss und Rathaus
Das Schloss der Pommern-Herzöge aus Mitte des 16. Jahrhunderts war ursprünglich ein vierflügeliger Renaissancebau, der den Bergfried einer pommerschen „Burg Rochow“ aus dem 12. Jahrhundert einbezogen  hatte. Es wurde mehrfach  verändert.   Seit 1781 wird es als Rathaus genutzt. Nach der Wende wurde die Ueckermünder Altstadt ab 1991 zusammen mit dem Stadtschloss saniert.
        
Markt
und restaurierter historischerAltstadtkern. 

Giebelhaus am Markt

St. Marienkirche

Die dritte Kirche an der Stelle, nach einem Stadtbrand 1473 und Baufälligkeit des Nachfolgebaus 1766 gebaut.

Bemalte Holzbalkendecke, Ratsgestühl aus dem Vorgängerbau.

 

Am Abend konnte ich ohne Regen durch die Stadt gehen. Aber allzu lange brauchte ich nicht dafür. Ueckermünde ist eine kleine Stadt. Natürlich habe ich am Abend Fisch gegessen. Auf einem Fischerkahn am Alten Bollwerk an der Uecker.

 

Zu dem Bericht gibt es auch ein Fotoalbum