Mit dem Rad von Pforzheim bis Karlsruhe
15. bis 25. August 2023
Mit dem Fahrrad 540 Kilometer durch den Schwarzwald und das Oberrheintal mit Beginn in Pforzheim und Ende in Karlsruhe.
5. Etappe am 20./21. August 202
Lörrach bis Freiburg
Lörrach - Eimeldingen – Istein – Kleinkems - Bamlach – Schliengen – Mauchen – Auggen – Müllheim – Zunzingen – Dattingen – St. Ilgen - Heitersheim – Grunern - Staufen im Breisgau – Bad Krozingen – Kirchhofen – Wolfenweiler – Freiburg im Breisgau.
Heute fahre ich durch das Markgräfler Land und den Breisgau, weitgehend auf dem Badischen Weinradweg. Der führt von Basel über Freiburg bis nach Mannheim. Ein Weg, über lange Strecken von Weingärten und Weinbergen begleitet.
Die Landgrafschaft Breisgau gab es ab etwa dem 7. Jahrhundert. Ende des 14. Jahrhunderts gehörte der Breisgau den Grafen von Freiburg. Danach kam die Landgrafschaft zu Niederösterreich (das zum Habsburger Herzogtum Österreich gehörte). 1806 wurde der Breisgau als Teil Niederösterreichs im Frieden von Pressburg dem Großherzogtum Baden zugeordnet. Der Friede von Pressburg ist ein Vertrag zwischen Österreich und Frankreich nach der Niederlage Österreichs im 3. Koalitionskrieg gegen Napoleon. Im gleichen Jahr erlosch das Heilige Römische Reich deutscher Nation.
Zunächst
von Lörrach und dem Tal der Wiese hinüber in das Nachbartal der Kander.
Die Quelle der Kander ist im Berner Oberland. Nordwestlich von Lörrach fließt
sie in den Rhein. Hinter der Mündung fahre ich ein Stück am rechten Rheinufer entlang. Vorbei am Klotz von Istein, den ich auf der Rheinseite umfahre. Bei Bad
Bellingen verlasse ich den Rhein
schon wieder und fahre in nordöstlicher Richtung über Müllheim, vorbei an St.
Ilgen und Heitersheim, zunächst nach Staufen im Breisgau und dann weiter nach Freiburg im Breisgau.
Der Klotz von Istein
Nördlich von Istein ist der Klotz
von Istein, ein 150 Meter hoher Kalkstein-Felsrücken, der zum Rhein hin
steil abfällt. Er ist ein Ausläufer des Oberjura-Kalkgebirges, zu dem die
Schwäbische Alb gehört. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts, vor der
Rheinregulierung, floss der Rhein an dem Felsrücken entlang, sichtbar noch
durch die Brandungshohlkehle.
Vor dem 1. und dem 2. Weltkrieg wurden auf bzw. im Berg wegen der exponierten Lage an der Grenze zu Frankreich Festungen gebaut, die nach den Kriegen geschliffen wurden.
Im 11. und 12. Jahrhundert bauten die Bischöfe von Basel auf dem Isteiner Berg eine Burg, deren letzten Reste in die Festungsbauten der beiden
Weltkriege einbezogen wurden und mit ihnen untergingen.
Das Gebiet um Istein gehörte den Bischöfen von Basel (Fürstbistum im Heiligen Römischen Reich von 1006 bis zur Auflösung 1803). Nach der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch Napoleon wurden auf Druck Napoleon's die deutschen Fürsten für die Verluste auf linksrheinischem Gebiet entschädigt (Reichsdeputationshauptschluss). Kirchliche Fürstentümer und Gebiete wurden dafür enteignet. Das Fürstbistum Basel musste 1802 u.a. das Isteiner Gebiet an die Markgrafschaft Baden abtreten.
Der Rhein
Der Rhein ist der längste Fluss in Deutschland (in der Gesamtlänge ist die Donau allerdings deutlich länger) und ist eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. Das Quellgebiet ist das St. Gotthard Massiv im Schweizer Kanton Graubünden. In den Niederlanden fließt er bei Rotterdam in die Nordsee.
Der Oberrhein floss zwischen Basel und Rastatt ursprünglich mäandernd in einem bis zu 3 Kilometer breiten Flussgebiet mit veränderndem Flussverlauf und häufigen Überschwemmungen der in der Niederung gelegenen Ansiedlungen. Deshalb führten Frankreich und Deutschland zwischen 1817 und 1876 eine Flussbegradigung durch. Das war die Voraussetzung für die Schiffbarkeit des Rheins bis Basel.
Anhand
der Geschichte von Müllheim im
Markgräflerland kann man die einzelnen Epochen
wie in einem Zeitraffer erfahren:
Die
erste Besiedlung fand um 1200
v.Chr. statt, das war die Bronzezeit (so genannt, weil gefundene Waffen und
Schmuckstücke aus Bronze, einer Legierung aus Kupfer und Zinn, waren). Die
Leichen wurden verbrannt und in Urnen beigesetzt (Urnenfeldzeit, bis etwa 800
v.Chr.).
Keltische
Stämme besiedelten das Land
zwischen Burgund in Frankreich und Württemberg und verbreiteten sich von hier
aus über nahezu ganz Europa (ab dem 7. und 6. Jahrhundert v.Chr.).
Römer
eroberten das Gebiet um 70 n.Chr.
(Fundamente unter der Martinskirche stammen aus römischer Zeit). Der Weinanbau
wurde eingeführt.
Ab 230 n.Chr. durchbrachen germanische Stämme den Limes. Alemannen
(germanischer Stamm) eroberten das
südliche rechtsrheinische Gebiet. Die Römer zogen sich hinter den Rhein-Iller-Donau-Limes
zurück.
Das
Frankenreich (Nachfolgestaat des
Weströmischen Reiches) erobert das Land der Alemannen (Mitte des 1.
Jahrtausend). Otto I., König des Ostfrankenreiches und römisch-deutscher Kaiser
(812 – 973) gab das Markgräflerland dem Bischof von Konstanz.
Die aus Schwaben stammenden Herzöge von Zähringen erobern das Land
(11. Jahrhundert). Es folgten die Grafen von Freiburg. Die Martinskirche wurde
in dieser Zeit gebaut (um 1266).
1444
entstand das Markgräflerland
durch den Zusammenschluss mehrerer Herrschaftsgebiete (Rötteln, Sausenberg,
Badenweiler). Durch Erbschaft kam das Markgräflerland zur Markgrafschaft Baden.
1556 übernahm der Markgraf von Baden die protestantische Religion und mit ihm
mussten alle seine Untertanen evangelisch werden.
1618
begann der Dreißigjährige Krieg
mit abwechselnden Besetzungen und Plünderungen. Es folgten der Holländische Krieg (französischer
Eroberungskrieg), der Pfälzische
Erbfolgekrieg, der Spanische
Erbfolgekrieg, der Polnische
Thronfolgekrieg, der Österreichische
Erbfolgekrieg, die Napoleonischen
Kriege, immer verbunden mit Besetzungen, Plünderungen und Kriegslasten.
Zwischendurch schaffte der Markgraf von
Baden 1793 die Leibeigenschaft ab. Er förderte
den Weinbau, indem er u.a. die Anpflanzung
von Gutedelreben anordnete (1780). Die hatte er bei einer Reise in der
Schweiz gesehen. Etwa ein Jahrhundert später fand zum ersten Mal der Müllheimer
Weinmarkt statt (1872). Es soll der älteste badische Weinmarkt sein.
Für den Markgrafen von Baden hatte die
napoleonische Zeit auch etwas Gutes (aber nur für ihn). Das Herzogtum wurde Großherzogtum und der
Großherzog durfte den Titel „Königliche Hoheit“ tragen. Dafür war er 1806 dem
Französisch dominierten Rheinbund
beigetreten.
1914
bis 1918 war der 1. Weltkrieg.
Danach war die Stadt Teil der entmilitarisierten
Zone entlang des Rheins. Es folge die Weimarer Republik. 1933 kamen die
Nazis an die Macht und 1935 besetzte die
Wehrmacht die entmilitarisierte Zone. Es folgte der 2. Weltkrieg. Müllheim lag in der „Roten Zone“. Das war ein 400 Kilometer langer und 10 Kilometer
breiter Streifen, der 1939 geräumt wurde, d.h. die Bewohner von Müllheim (und
mit ihnen etwa 1 Million Menschen) wurden in das innere Deutschlands gebracht.
1940 konnten sie wieder zurück und kurz vor Kriegsende 1944 mussten sie noch
einmal die Stadt verlassen.
Nach
dem Krieg lag Müllheim in der französischen Besatzungszone.
Französisches Militär verließ ab 1994 das Besatzungsgebiet (zuletzt 1999
Auflösung des Hauptquartiers in Baden-Baden). Seit 1992 sind wieder
französische Soldaten in Müllheim, als Teil der Deutsch-Französischen Brigade.
Ein Gegenstück ist im französischen Graffenstaden, wo eine Einheit der
Bundeswehr stationiert ist (ich komme bei der Tour von Straßburg nach Karlsruhe
durch Illkirch-Graffenstaden).
1949 wurde Müllheim Teil der Bundesrepublik Deutschland. 1953 entstand aus den
französisch verwalteten Gebieten Baden und Württemberg-Hohenzollern sowie dem
amerikanisch verwalteten Württemberg-Baden das Bundesland Baden-Württemberg.
Vor St. Ilgen: Blick zum Schwarzwald(mit Fernsehturm am Berghaus Hochblauen ?)
Heitersheim und der Johanniterorden
Von Heitersheim aus wurde einmal der gesamte Johanniterorden verwaltet. Die Stadt hat das Johanniter- bzw. Malteserwappen in ihrem Wappen.
Dem Johanniterorden bin ich schon in Villingen begegnet. Dort hatte der Graf von Fürstenberg den Orden nach Villingen geholt. Mitte des 13. Jahrhunderts war Heinrich zu Fürstenberg Vorsteher aller Ordenshäuser in Deutschland (siehe 2. Etappe).
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Ordensleitung der Johanniter von der Kommende Freiburg nach Heitersheim verlegt. Heitersheim wurde Sitz des Großpriors von Deutschland (einschließlich den Besitzungen in Norditalien, Burgund, Schweden und Ungarn?).
Kaiser Karl V. ernannte die
Großprioren des Ordens Mitte des 15. Jahrhunderts zu Reichsfürsten. Heitersheim und die dem Orden gehörenden Dörfer
(u.a. der jetzige Freiburger Stadtteil Sankt Georgen) bildeten ein
selbständiges Fürstentum im Heiligen
Römischen Reich.
Als Sitz des Großpriors wurde eine mittelalterliche Wasserburg zum Malteserschloss ausgebaut (Residenz und Verwaltungssitz des Orden).
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss und der Entschädigung der Fürsten für die von Napoleon annektierten linksrheinischen Gebiete wurde das Ordens-Fürstentum aufgelöst und 1806 dem Großherzogtum Baden eingegliedert.
Teile der Schlossanlage wurden abgerissen. Zwischenzeitlich nutzte der Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul Teile des Gebäudes. 2022 kaufte die Stadt das Schloss. Im ehemaligen Kanzleigebäude ist ein Johanniter- und Maltesermuseum eingerichtet worden.
Die Römer in Heitersheim
Um 70 n.Chr. eroberten die Römer das von Kelten besiedelte Gebiet und kultivierten es. Auf den Hügeln wurden Landgüter errichtet (Villa Rustica), oft von Veteranen des Römerheeres, die Land bekamen. Im heutigen Heitersheim entstand die Villa Urbana. Das 110 n.Chr. gebaute Steinhaus war ca. 1.500 m² groß. Die angrenzenden Weinberge und Äcker waren mit einer Mauer umgeben. Später wurde die Villa Urbana aufgegeben und verfiel.
Ende des 3. Jahrhunderts kam es im römischen „Agri decumates“ (der Südwesten des heutigen Baden-Württembergs) zu vermehrten Plünderungszügen durch Alemannen. Die Römer gaben den Limes zwischen Rhein und Donau auf und zogen sich hinter den Rhein zurück.
1991 begannen Ausgrabungen, nachdem man durch Luftaufnahmen die Gebäudegrundrisse erkannt hatte. Das 5,5 Hektar große Anwesen ist heute Teil des Römerparks. Dort wo das Haupthaus stand, wurde ein Römermuseum mit Rekonstruktionen des Wohnhauses und Ausgrabungsfunden errichtet.
Staufen im Breisgau
Die Stadt liegt am Ausgang des aus dem Schwarzwald kommenden Münstertals. Auf etwa der gleichen Breitenlinie liegt weiter östlich der Feldberg. Die Rheinebene westlich von Staufen ist durch Wein- und Obstbau geprägt. Im Münstertal gab es in früheren Zeiten Bergbau (Silber und Blei).
Der Ursprung des Ortes geht auf die Burg Staufen der Herren von Staufen zurück.
Die von Staufen waren zunächst Ministeriale der Herzöge von Zehringen (ein schwäbisches Fürstengeschlecht), dann Vögte der Klosters St. Trupert im Münstertal. Die Vögte hatten als Lehen das Bergregal im Münstertal erhalten, d.h. das Recht, Bodenschätze zu heben und darüber zu verfügen. Im 12. Jahrhundert erhielten die Herren von Staufen das Gebiet um Staufen als Lehen und bauten die Burg Staufen. Dort waren sie, bis 1602 das Geschlecht ausstarb und die Burg mit der Herrschaft und der Stadt Staufen an Österreich fiel . Mit dem Breisgau kam Staufen nach dem Sieg Napoleons über Preußen und dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 zum Großherzogtum Baden.
Die Burg Staufen wurde im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb die Stadt die Ruine.
Auffällig
sind Risse an Gebäuden in der Innenstadt, so auch zwischen dem
Rathaus und dem Nebengebäude. Teile des Rathauses mussten abgebrochen werden. Ursache
dieser Risse sind Geländehebungen, die nach Geothermiebohrungen entstanden sind. Für die Heizung des Rathauses
mit Erdwärme wurden 2007 Bohrungen niedergebracht, wobei eine Gipskeuperschicht durchbohrt wurde und
Grundwasser in die Schicht eindringen konnte. Dadurch ist die Gipsschicht
aufgequollen und hat die darüber liegenden Erdschichten angehoben.
Nach Abdichtungsmaßnahmen geht die Stadt
davon aus, dass kein weiteres Wasser in die Gipskeuperschicht eindringt. Der
Aufquellprozess in der Gipsschicht ist aber noch nicht beendet. Die
Hebegeschwindigkeit hat sich aber deutlich verlangsamt.
Durch das Aufquellen der Gipskeuperschicht
sind Gebäude um bis zu 70 cm gehoben
und bis 50 cm verschoben worden. Bis jetzt sind rund 15 Millionen EUR
Entschädigung gezahlt worden. Mit grundlegenden Sanierungsmaßnahmen kann erst nach Beendigung der Anhebungen
begonnen werden. Derzeit hebt sich die Erde in der historischen Altstadt noch
um einen Millimeter pro Monat.
Bei tieferen Geothermiebohrungen sind Probleme wie in Staufen allerdings eine Seltenheit. Das lässt hoffen. Allerdings nicht für Staufen im Breisgau.
Freiburg im Breisgau – die Stadt der Bächle
Freiburg liegt am südöstlichen Rand des Oberrheingrabens und am westlichen Rand des Schwarzwaldes. Das Stadtgebiet erstreckt sich mit dem 1284 Meter hohen Schauinsland bis in den Schwarzwald. Freiburg hat mit rd. 1000 Metern den größten Höhenunterschied unter den deutschen Großstädten.
1120 erhielt eine Siedlung von Dienstleuten und Handwerkern der Burg auf dem Schlossberg (Castrum de Frieburch, nicht mehr erhalten) von Konrad I. von Zähringen das Marktrecht.
Nach dem Aussterben der Zähringer übernahmen die Grafen von Freiburg (ursprünglich Grafen von Urach, Schwäbische
Alb, 1218) die Herrschaft.
Um die Herrschaft der Grafen los zu werden, kaufte sich die Stadt Freiburg Mitte des 14. Jahrhunderts durch
Zahlung eines beträchtlichen Betrages frei und unterstellte sich den Habsburgern.
Ein Beispiel für die damalige Zeit:
1390 fand in Freiburg eine Volkszählung statt. Die Zählung ergab
etwa 9.000 Einwohner. Interessant ist die Zusammensetzung
der Bevölkerung, ein Beispiel für die damalige Zeit:
Es bestanden
20 Klöster und Klosterhöfe.
In der Stadt wohnten 57 Adlige und 77
Weltgeistliche (Geistliche, die nicht Mitglied eines Mönchsordens waren).
Folgende Handwerker arbeiteten in der Stadt:
109 Schmiede, 73 Küfer, 95 Schneider, 103 Tucher (Tuchmacher/Wollweber), 40
Kürschner, 78 Gerber, 130 Schuhmacher, 115 Maurer und Zimmerleute, 44 Maler.
Für die Versorgung gab es 90 Krämer, 112
Grempler (Kleinhändler), 61 Karrer (Fuhrleute), 84 Metzger, 72 Bäcker, 45
Wirte, 271 Rebleute (Wein war wie Brot und Fleisch ein Grundnahrungsmittel), 19
Fischer.
1457 stiftete Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (Vorderösterreich) die Freiburger Universität.
1677 ließ König Ludwig XIV. von Frankreich die Stadt Freiburg (das zu Frankreich gekommen war) durch den Festungsbaumeister Vauban zu einer französischen Festung ausbauen. Um 1700 wechselten sich Frankreich und Österreich mehrfach in der staatlichen Zugehörigkeit ab. 1745 mussten die Franzosen Freiburg verlassen und zerstörten die Festung. Erhalten blieb nur das Breisacher Tor.
Nach
dem Festungsbaumeister Vauban
haben die französischen Streitkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg die von der Wehrmacht
übernommene Kaserne im Stadtteil St. Georgen, der einmal zum Fürstentum des
Johanniterordens gehörte, benannt. Nach Abzug der Franzosen wurde auf dem
Gelände das „Quartier Vauban“ für
5.500 Einwohner entwickelt, Niedriegenergiebauweise und autoreduziert.
(Einen anderen Festungsbau von Vauban haben wir bei unserer Nordfrankreichtour gesehen. Siehe „Eine Fahrt durch die Normandie – 5. Etappe)
Französische Revolutionstruppen besetzten Freiburg wieder (1796). In der Napoleonischen Zeit kam der gesamte Breisgau zunächst an die italienische Adelsfamilie d’Este (als Ausgleich für das in der Repubblica Cisalpina - später in das Königreich Italien eingegliedert - aufgegangene Herzogtum Modena) und durch Verfügung Napoleons 1805 zum Großherzogtum Baden.
Größter Arbeitgeber ist die Universität.
Charakteristisch für Freiburg sind die kleinen Wasserläufe in den Straßen der Altstadt, die Bächle. Seit dem Mittelalter sind sie belegt, wahrscheinlich sind sie älter. Sie waren zunächst Rinnen inmitten der Straßen und wurden später in Buntsandstein- und Granitplatten gefasst und an den Rand der Straße gelegt.
Für
Trinkwasser wurde Quellwasser in
die Stadt geleitet, das sich die Bewohner aus den städtischen Laufbrunnen (Laufbrunnen – das Wasser lief
beständig) holen konnten.
Das konnte aber den Bedarf an Brauchwasser
und Wasser zum Tränken der Tiere nicht decken. Darum leitete man das Wasser des Flusses Dreisam (Quelle im
Schwarzwald) in die Stadt und verteilte es in die Bächle.
Die Bächle leiteten auch das Regenwasser und mit ihm den Unrat aus der Stadt („Ärgernis
erregende Stoffe“ durften entsprechend einer Verfügung im 14. Jahrhundert nicht
vor Einbruch der Dunkelheit entsorgt werden). Außerhalb der Stadt dienten die
Bächle der Bewässerung der Felder.
Rundgang durch Freiburg
Für Freiburg (und später für Straßburg) habe ich einen ganzen Tag eingeplant, um in Ruhe die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zu erleben.
Das Freiburger Münster unserer Lieben Frau
Bauzeit von etwa 1200 bis 1513, im romanischen Stil
begonnen und im Stil der Spätgotik vollendet. Mit der Einrichtung eines
Bischofssitzes des Erzbistums wurde das Münster offiziell eine Kathedrale (1)
Als Kathedrale
(aus dem Lateinischen) oder Dom (aus dem Französischen) wird die Kirche eines
Bischofs bezeichnet.
Ein Münster
(vom lateinischen Monasterium) ist eigentlich eine Klosterkirche.
Die Basilika ist eine dreischiffige Kirche. „Basilica minor“ ist ein Ehrentitel, den der Papst einem bedeutenden Kirchengebäude verleiht. Kennzeichen sind die gekreuzten Schlüssel, wie sie auf dem Papstwappen sind. „Basilica major“ sind die vier ranghöchsten katholischen Kirchengebäude (alle in Rom).
Veranlasst wurde der Kirchenbau vom Herzog von Zähringen (Berthold V.), der Patronatsherr und Hauptgeldgeber des Kirchenbaus wurde. Das Geld hatte er aus den Einnahmen der Silberminen im Schwarzwald. Er wollte sich eine angemessene Grablege in Freiburg schaffen (davor wurden die Zähringer im Kloster St. Peter im Schwarzwald bestattet).
Das Freiburger Münster gehört nicht der Katholischen Kirche. Die Rechte an der Kirche gingen an die Erben des Herzogs und Patronatsherren, die Grafen von Freiburg, über. Als die Grafen von Freiburg Mitte des 13. Jahrhunderts den Kirchenbau nicht weiter finanzieren konnten oder wollten, bildeten die Freiburger Bürger eine Stiftung, den Münsterfabrikfonds (Fabrica ecclesiae - heute eine Stiftung kirchlichen Rechts, im Stiftungsrats sind Mitglieder des Domkapitels und gewählte Mitglieder der Pfarrgemeinde). Der Fonds wurde Eigentümer des Kirchengebäudes, vom Rat der Stadt beaufsichtigt.
Als der Münsterfabrikfonds die Mängelbeseitigung am Münster nicht mehr finanzieren konnte, wurde 1890 der Münsterbauverein gegründet. Er unterhält seitdem im Auftrag des Münsterfabrikfonds das Bauwerk.
Münsterplatz
Jeden Vormittag (außer Sonntag) ist auf dem Münstermarkt auf der Nordseite des Münsters Markt. Nach dem Besuch des Münsters schlendere ich erst einmal an den Marktständen vorbei.
Rund um das Münster ist der Münsterplatz. Am Rande fließen die Bächle (aber nicht nur hier). Das war nicht immer so. Im Mittelalter war hier der Kirchfriedhof (wie neben allen Kirchen). Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Friedhof abgeräumt und die Friedhofskapelle (in der auch ein Beinhaus war) abgerissen. Ein Rheinwackenpflaster (Wacken sind faust- bis kopfgroße Rollsteine, durch die Bewegung im Wasser abgerundete Gesteinsbrocken) kennzeichnet heute ihren früheren Standort.
Auf dem Platz vor dem Hauptportal wurden 1719 drei Patronatssäulen (2) errichtet, die damals von den drei Landständen Vorderösterreichs gestiftet und mit ihren Wappen versehen wurden. Auf den Säulen stehen Figuren der Patrone des Münsters (Gottesmutter Maria, Bischof Lambert und der römische Märtyrer Alexander).
Vorderösterreich, auch Vorlande genannt, waren die
Besitzungen der Habsburger Monarchie westlich von Tirol und Bayern. 1368 hatte
sich die Stadt Freiburg mit allen Besitzungen im Breisgau freiwillig den
Habsburgern unterstellt, nachdem sie sich von der Herrschaft der Grafen von
Freiburg losgekauft hatten. Das dauerte bis 1805 an, als in der napoleonischen
Zeit Freiburg und der gesamte Breisgau zum Großherzogtum Baden kamen.
Die Vereinigung der drei Landstände (auch: Breisgauer Landstände) entstand nach einem Aufstand der oberrheinischen Städte ab Mitte des 15. Jahrhunderts und hatte bestimmte Mitspracherechte bei der Verwaltung des Breisgaus. Die Stände waren die Prälatenbank (Kirchen und Klöster), die Adelsbank (Freiherren, auch Ritterschaft genannt) und die Städtebank (Städte und von der Hofkammer verwaltete Herrschaften).
Um den Münsterplatz stehen das Kornhaus mit dem Fischbrunnen (Nordseite) und auf der Südseite die Alte Münsterbauhütte, die Alte Wache, das Historische Kaufhaus und das Haus zum Ritter.
Das Kornhaus (3) wurde für den von Kaiser Maximilian I. einberufenen Reichstag im Jahr 1497/1498 gebaut. Es wurde aber nicht rechtzeitig fertiggestellt, so dass der Reichstag in der Gerichtslaube hinter dem Alten Rathaus stattfinden musste.
Der Reichstag in Freiburg war die Fortsetzung des Reichstags in Worms 1497, der im gleichen Jahr in Freiburg weiter tagen sollte. Aber mit der Einhaltung von Terminen war es so eine Sache. Einberufen war der Reichstag für September. Die ersten Teilnehmer kamen Mitte Oktober. Der Kaiser kam erst im Juni 1498 nach Freiburg. Die Reichsstände hatten schon mehrfach mit Abreise gedroht. Als der Reichstag dann im Herbst beendet wurde, konnte der Kaiser seine Zeche nicht zahlen (er hatte ständig Geldnot). Als Pfand ließ er bei seiner Abreise seine Frau in Freiburg, die dort drei Jahre ausharren musste.
Das zu spät fertiggestellte Haus mit Tanz- und Festsaal wurde als Zunfthaus genutzt. Der Kornmarkt wurde hier abgehalten. Nach Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde es neu aufgebaut.
Vor dem Kornhaus steht der Fischbrunnen, der älteste Lauf-Brunnen der Stadt. Ursprünglich stand er in der Stadtmitte und wurde als Marktbrunnen benutzt. Die Fischhändler deponierten an Markttagen ihre Fische im Brunnen. Er wurde mehrfach versetzt und schließlich abgebaut und teilweise eingelagert. Zur 850-Jahrfeier der Stadt wurde er 1970 als Kopie neu errichtet.
Die Artistenfakultät (von: artes liberales - freie Künste) diente der Vorbereitung auf das Studium an einer der höheren Fakultäten (Theologie, Jurisprudenz, Medizin) und der Ausbildung zum Schullehrer.
Die Alte Münsterbauhütte (4) ist das ältestes erhaltenes Fachwerkgebäude der Stadt aus dem 16. Jahrhundert. Bis 1956 arbeiteten hier die Steinmetze für das Münster.
Die Alte Wache (5) wurde
1733 in der österreichischen Zwischenzeit als Hauptwache errichtet (erst 1745
zogen die französischen Truppen endgültig aus Freiburg ab). Seit Mitte der
1990er Jahre wird sie von der Badischen Winzergenossenschaft genutzt.
Das Historisches Kaufhaus (6) am Münsterplatz wurde Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet. Es war der Nachfolgebau eines im 14. Jahrhundert errichteten kommunalen Kaufhaus der städtischen Marktverwaltung, das für den Warenumschlag und zur Zollabwicklung errichtet wurde. Bis zum Bau des Kaufhauses mussten die Händler an den Stadttoren warten, bis dort die Waren kontrolliert und die Höhe des Zolls festgelegt wurde.
Rathausplatz
Rathausplatz (8) mit dem ehemaligen Franziskanerkloster, heute Kirche St. Martin mit einem Dominikaner-Konvent, und dem Alten Rathaus mit der Gerichtslaube und dem Neuem Rathaus.
An der Kirche St. Martin errichtete der Dominikanerorden 2011 einen Konvent als zweiten Standort in Freiburg (am Schlossberg ist seit 1934 wieder ein Kloster, nachdem das 1253 an der Stadtmauer errichtete Kloster 1804 säkularisiert worden war).
Im Hinterhof des alten Rathauses ist die Gerichtslaube, zwischen 1280 und 1300 gebaut, umgebaut zu Beginn des 16. Jahrhunderts. In dem Gebäude waren der Gerichtssaal und Versammlungssaal der Freiburger Bürger und Adligen, 1498 hielt der Kaiser hier seinen Reichstag ab. Bis 1901 tagte der Freiburger Stadtrat in dem großen Saal.
Das Neue Rathaus gegenüber dem Alten Rathaus war anfangs ein Universitätsgebäude. 1595 erwarb die Universität für das Collegium Universitatis zwei Häuser am damaligen Franziskanerplatz und verband sie mit einem Zwischenbau. Um 1900 kaufte die Stadt das Gebäude und baute es als Rathaus um. Das Neue Rathaus reichte nicht mehr aus. Seit 2017 gibt es ein neues Neues Rathaus im Stadtteil Stühlinger.
Universität Freiburg
1457 stiftete Erzherzog Albrecht VI. von Österreich die Freiburger Universität. Finanzieren sollte sich die Universität aus Lehen, die die Habsburger an die Universität abtraten. Jetzt hat die Universität etwa 25.000 Studenten (die Universität Göttingen ist mit fast 29.000 Studenten etwas größer, Semester 2021/22). 430 Professoren und über 11.000 wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Angestellte arbeiten an der Universität.
Das Universitätszentrum mit den Geisteswissenschaften ist in der Freiburger Altstadt in vier Kollegiengebäuden (12). Das Kollegiengebäude I ist eines der Hauptwerke des Jugendstils in Baden, gebaut von 1907 bis 1911. Den in der nationalsozialistischen Zeit am Kollegiengebäude I angebrachte Schriftzug „Dem ewigen Deutschtum“ hat man am Gebäude belassen. Die Universität will damit an die nationalsozialistische Schreckensherrschaft erinnern, so die Erklärung auf der Informationstafel. Ob das so gelingt?
Kollegiengebäude I
Der moderne Neubau der Universitätsbibliothek
Die Freiburger Universitätskirche (9) war die Kirche des Jesuitenkollegs,
1701 fertiggestellt. Nach Aufhebung des Jesuitenordens (1773) ging die Kirche
an die Universität. Das Jesuitenkolleg wurde die so genannte Alte Universität,
bis 1911 die neuen Universitätsgebäude fertiggestellt wurden.
UniversitätskircheWohnort für studierende Mönche und für Professoren war der Peterhof (9). Das Benediktiner-Kloster St.
Peter hatte mehrere Bürgerhäuser in der Niemensstraße aufgekauft, die 1587 zu
einem repräsentativen Klosterhof umgebaut wurden. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss
ging das Kloster und mit ihm der Peterhof in Freiburg an die großherzogliche
Domänenverwaltung. Eine Zeitlang war das Badische Weinbauinstitut dort untergebracht. Der historische
Weinkeller ist erhalten geblieben.
Eingang zum Peterhof
Vom Martinstor bis zum Schwabentor
Die Markthalle (10) war ehemals ein Druckereigebäude, in dem die Freiburger Zeitung gedruckt wurde. Ab 1985 als Markthalle genutzt. Jetzt ist es ein "Gastronomie-Tempel" mit regionalen und internationalen Gerichten an zahlreichen Ständen.
Das Martinstor (11) und das Schwabentor (17) sind die erhaltenen Reste der städtischen Befestigung. Der Bau erfolgte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Mit dem Gewerbekanal (1) hat die Stadt Wasser der Dreisam in die Stadt geleitet. Abgezweigt wurde das Dreisam Wasser süd-östlich des Schlossberges. Das Wasser versorgte die Handwerksbetriebe damals außerhalb der Stadt mit Brauchwasser. Die Straßen Fischerau und Gerberau südlich der Stadtmauer erinnern noch daran. Vom Gewerbekanal wurde und wird auch das Wasser für die Bächle abgeleitet.
Das Augustinerkloster (16) ist innerhalb der Stadtmauer, an der Salzstraße, gelegen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts begannen der Augustinerorden mit dem Bau des Klosters (im 18. Jahrhundert erweitert). Kurze Zeit war es das Kloster der Franziskanermönche. Dann wurde es 1810 säkularisiert. Der Chor der Klosterkirche wurde 1823 eines der ersten Theatergebäude in Deutschland. Im übrigen Teil des Klosters ist ein Museum.
Übernachtung im Hotel Schwarzwälder Hof
🔄Link zur nächsten Etappe Freiburg bis Straßburg