Nicht nur Lavendel und Flamingos 
Eine Rundfahrt durch die Provence.

1. Teil

Arles – Die römische Stadt

9. bis 10. Juli
Hotel Jules César MGallery

Unser erster Ort war Arles, die ehemalige Hauptstadt des römischen Galliens, Bischofssitz seit dem 3. Jahrhundert, die Stadt, in der Vincent van Gogh und Pablo Picasso ihre Bilder malten.

Arles

50.000 Einwohner.
Department Bouches-du-Rhone, Region Provence-Alpes-Cote d’Azur.
An der Rhone gelegen, 24 Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Nördlich von Arles teilt sich die Rhone und bildet das Rhone-Delta mit der Schwemmlandebene der Camargue. 

Geschichte

Arles konkurrierte eine Zeit lang mit Marseille und hat eine ähnliche Geschichte wie Marseille. Ursprünglich siedelten ligurische Stämme in dem Gebiet. Der Ort hieß in der Antike Arelate (sumpfiger Ort). Dann kamen Griechen. Der Ort wurde ein Markt- und Handelsplatz der griechischen Stadt Massalia (Marseille). 


Ende des 2. Jahrhunderts v.Chr. kam der Ort in römischen Besitz. Julius Cäsar errichtete 46 v.Chr. eine Militärkolonie. Im 4. Jahrhundert wurde Arelate Hauptstadt des römischen Galliens. 402/407 wurde die Verwaltung des gesamten römischen Westreiches von Trier nach Arelate verlegt. 

Trier wurde wahrscheinlich im Jahr 18 v.Chr. als Augusta Treverorum gegründet. Unter Konstantin dem Großen (römischer Kaiser 306 -337) wurde die Stadt ausgebaut (Konstantinbasilika, Kaiserthermen). 367 bis 390 war Trier Regierungssitz des Römischen Reiches und mit bis zu 40.000 Einwohnern größte römische Stadt nördlich der Alpen. Anfang des 5. Jahrhunderts begannen die Überfälle der Vandalen und Sueben. Die Residenz und Verwaltung Galliens wurde nach Arelate verlegt. 

Der spätere römische Kaiser Konstantin II. wurde in Arelate geboren (Jahr 316 n.Chr.). Konstantin III., Anfang des 5. Jahrhunderts Mitkaiser des Römischen Reiches machte Arelate zu seiner Hauptstadt. 

Die Römer wurden von den Westgoten verdrängt und Arelate war zeitweise Residenz des Westgoten-Königs. Es folgten die Ostgoten und ab 536 gehörte Arles zum Frankenreich. 879 wurde Arles Hauptstadt des Königreichs Burgund. 1033 kam Arles mit der Provence zum Römisch-deutschen Reich. 

Im 3. Jahrhundert wurde Arelate Bischofssitz und im Jahr 400 Erzbistum. 933 bis 1220 stand die Stadt unter der Herrschaft des Erzbischofs. Während der Französischen Revolution wurde die Bischofskirche geschlossen und der Sitz des Erzbistums nach Aix-en-Provence verlegt. 

 1481 kam Arles mit der Provence zu Frankreich.


Vincent van Gogh

Vincent van Gogh (1853 – 1890), niederländischer Maler, war einer der (heute) berühmtesten Einwohner von Arles (15 Monate, 1888/89). Er wohnte im „gelben Haus“ am Place Lamartine (im 2. Weltkrieg zerstört). Während dieser Zeit porträtierte er Arles und die Umgebung vielfach. Er schuf in 15 Monaten 187 Gemälde. In Arles ist keines seiner Bilder geblieben.

Insgesamt soll er 900 Gemälde und 1000 Zeichnungen hinterlassen haben. Doch hatte er damit künstlerisch und wirtschaftlich keinen Erfolg. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden seine Bilder in größerem Umfang ausgestellt.

In Arles verschlechterte sich seine Gesundheit, er bekam Wahnvorstellungen. 1890 starb er an den Folgen eines Selbstmordversuchs.

 

Pablo Picasso

Pablo Picasso lebte nach der Machtergreifung Francos in Spanien in Südfrankreich. Zu Arles zog es Picasso auch wegen der Stierkampfarena. 1971 schenkte Picasso der Stadt einen Zyklus von 57 Zeichnungen, die heute im Museum Réattu zu sehen sind. 


Und es gibt in Arles und der ganzen Provence auch:

Calisson – ein Mandelkonfekt 

Calissons zählen bereits seit dem 15. Jahrhundert zu den Gaumenfreuden der Einwohner der Provence. Der Legende nach wurde das Mandelkonfekt vom Konditor des Königs Roy René zu dessen Hochzeit im Jahr 1454 kreiert. Als die junge Königin Jeanne de Laval nach dem Namen der Süßigkeit fragte, antwortete der Konditor in provenzalischem Dialekt, dass es sich um eine liebevolle Umarmung handle: „Di calin soun".
Das traditionelle Calisson-Rezept besteht aus drei Zutaten: Mandeln aus dem Mittelmeerraum, kandierte Melonen aus Apt und natürlichem Zuckersirup, verfeinert mit einem Tropfen Bittermandelöl. Sie werden mit einer sogenannten „Glaçage Royale“ (dt. Königliche Glasur) aus Eiweiß und Wasser überzogen.

Im Hotel Jules César gab es jeden Tag einen Calisson als Gute-Nacht-Gruß.

 

Stadtrundgang

Bei dem Rundgang durch die Stadt wird es deutlich. Die Altstadt von Arles ist von zwei Epochen geprägt worden, der römischen Zeit und dem Mittelalter. Antike Gebäude wechseln sich mit mittelalterlichen ab. Christliche Bauten überlagern römische Monumente. Natürlich gibt es auch neuzeitliches. 

Man könnte zwei Stadtrundgänge organisieren, einen durch die römische Stadt und einen durch die mittelalterliche und christliche Stadt. Aber dann müssen viele Wege zweimal gegangen werden. Das wollten wir nicht. Es war zu heiß. Eine Anmerkung dazu. Wir hatten all die Tage mit hohen Temperaturen zu kämpfen. Ich hatte bei der Planung nicht mit so hohen Temperaturen im Juli gerechnet. Wir mussten mehr Pausen einlegen und konnten nicht so viel machen, wie wir das eigentlich vorhatten. 

Wir sind also den Stadtrundgang nur einmal gegangen. Aber für die Beschreibung der Stadt und der Sehenswürdigkeiten ist eine Trennung in die römischen und mittelalterlichen Gebäude schon gut. Die Beschreibung unserer Besichtigungen erfolgt darum zwar im Ablauf unserer Besichtigungstour, aber getrennt nach römischen und mittelalterlichen Ereignissen aufgeschrieben.

 

Überblick

Stadtrundgang durch Arles
Die Ziffern entsprechen denen im Text

1 Le Jardin d’ete – 2 Amphitheater – 3 Kirche Notre-Dame de la Major – 4 Brunnen Amédée Pichot - 5 Stadttor Porte de la Cavalerie – 6 Kirche Saint-Julien d'Arles -   8 Constantin-Thermen – 10 Forum – 12 Rathaus -  13 Kathedrale Saint Trophime – 14 Katakomben – 15 Kirche St. Anne –16 Obelisk – 17 Erzbischöflicher Palast - 18 Römisches Theater – 19 Kloster  Césaire -  20 Römisches Stadttor Porte de Auguste und Römisches Aquaedukt – 21 Tour Mourgues  22 Alyscamps – 23 Kirche Saint Honorat – 24 LUMA (Frank Gehry) – 25 Römischer Zirkus und Antiken-Museum 
(rot: Mittelalter und Neuzeit, blau: römische Zeit)

 

Stadtrundgang – Die römische Stadt

Von unserem Hotel (ein sehr schönes, ich beschreibe es im zweiten Stadtrundgang) brauchten wir nur durch einen Park gehen und schon waren wir in der antiken Stadt und dem Amphitheater.

(2) Amphitheater

Um 90 n.Chr. gebaut. Die Stadtgründung lag etwa 50 Jahre zurück. Das Kolosseum in Rom wurde nur wenig früher gebaut (80 n.Chr.). In Arles hatten etwa 21.000 Zuschauer Platz. Damit war es etwa halb so groß wie das in Rom (50.000 Zuschauer). 

Das Amphitheater hatte ursprünglich 3 Geschosse


Das Amphitheater wurde bis zu Beginn der Franken-Zeit genutzt (bis 549). Danach wurde es ein Wohnort der ärmeren Bevölkerung mit etwa 200 Behausungen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Bauten beseitigt und das Amphitheater wieder ein Veranstaltungsort. Jetzt wird die Arena als Theater und auch für Stierkämpfe genutzt.

Umgang mit Zugängen zu den Zuschauerplätzen

Die Wohngebäude wurden nah an die Arena gebaut


Stierkämpfe sind in Südfrankreich noch erlaubt. Allerdings sind es unblutige Kämpfe. Es sind die Course camarguaise. Dabei geht es darum, eine Trophäe von den Hörnern des Stieres herunterzuholen.

Die Kampfstiere kommen aus der Camarque, wo sie als halbwilde Rinderrasse gehalten werden.

Im Juli sind in der Arena des Amphitheaters einmal in der Woche die traditionellen Stierkämpfe. Wir waren bei einer Vorführung dabei. 

Die "Gladiatoren" marschieren in die Arena

Er hat die Trophäe erwischt

Oft ist der Sprung über die Barriere die Rettung

Der rettende Sprung

Er hat keine Lust mehr


(18) Römisches Theater (Theatre Antique)


Neben dem Amphitheater, etwa aus der gleichen Zeit (1. Jahrhundert). Es war für 8.000 Zuschauer konzipiert. 

Römische Theater sind halbrunde Gebäude. Sie wurden von den Griechen übernommen, die das Theater als religiöse Schaubühne entwickelt haben.

Amphitheater sind Rundbauten. In ihnen wurden Gladiatorenkämpfe ausgetragen. 


Im Mittelalter wurde das Gebäude als Steinbruch genutzt. Die Stadtmauer und andere Gebäude wurden damit gebaut. Darum sind nur noch Fragmente erhalten (Orchesterbereich, Bühnenbereich, Sitzreihen und zwei Säulen). 

Theatergebäude am Le Jardin d'éte

Theaterraum und Tribüne
mit den Beleuchtungsbühnen für die Abendveranstaltung des Festivals

Zwei Säulen sind erhalten geblieben

Bei Arbeiten im Theaterbereich Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Venus von Arles gefunden. Es ist eine fast 2 Meter hohe Figur aus griechischem Marmor von Ende des 1. Jahrtausend n.Chr.. Die restaurierte Statue (Bruchstücke mussten zusammengefügt und teilweise ersetzt werden) wird jetzt im Pariser Louvre gezeigt. Eine Kopie steht im Rathaus von Arles.

Das antike Theater wird jetzt als Konzertbühne genutzt. Aktuell gab es ein Konzert der französischen Chanson-Sängerin Barbara Pravi im Rahmen des jährlich stattfindenden Festivals LES SUDS (7 Tage und 6 Nächte Musik).

Plakat des 27. Theaterfestes


 (8) Konstantinthermen (Thermes de Constantin)


Die Thermen wurden im 4. Jahrhundert gebaut, als Kaiser Konstantin I. der Große, in Arelate residierte. Insgesamt gab es drei Thermen.
 

Konstantin I. der Große war von 306 bis 337 römischer Kaiser bzw. Mitkaiser. Er beendete die römische Tetrarchie (Vierkaisersystem) und konnte sich ab 312 im Westreich und ab 324 im Gesamtreich durchsetzen.  Von 306 bis 312 residierte er meist in Trier. 308 war er in Arelate.  330 verlegte er seine Residenz von Rom in die oströmische Stadt Byzantyon. Nach seinem Tod wurde die Stadt in Constantinopolis umbenannt. Heute ist es die türkische Stadt Istanbul.

 

Konstantin I. leitete 313 die Konstantinische Wende ein. Bis dahin war die christliche Kirche verboten und Christen wurden verfolgt. In der Mailänder Vereinbarung (mit dem damals noch Mitkaiser Licinus) wurde das Christentum im Römischen Reich geduldet. 393 wurde es Staatsreligion. 

Erhalten sind noch die Heizböden der Therme (Hypokaustum) und drei Schwimmbäder. 

Die Schwimmbäder

Die Heizungskonstruktion

(10) Römisches Forum (Place du Forum)

Der Place du Forum war der zentralen Stadtplatz in der Römerzeit. Das Forum war Versammlungs- und Regierungsort, religiöser und gesellschaftlicher Treffpunkt. In Arles war der gepflasterte Platz von vier Portiken (Säulenhallen) und Arkadengalerien umgeben. 

(14) Kryptoportik


Unter dem Forum ist ein unterirdischer Gewölbegang (Kryptoportik) erhalten, der vom Rathaus aus zugänglich ist.
 

In der römischen Architektur wurden Kryptoportiken gebaut, um Höhenunterschiede beim Bau von Gebäuden zu kompensieren und diesen ein festes Fundament zu verschaffen. Es ist davon auszugehen, dass diese als schattige Wandelgänge zum Promenieren in den Hitzestunden des Tages genutzt wurden. 

Plan des Forums
und der darunterliegenden Galerie

(16) Obelisk aus dem Römischen Zirkus

Im römischen Zirkus am Rhone-Ufer (siehe unten) stand ein 15 Meter hoher Granit-Obelisk, der um 300 n.Chr. dort aufgestellt wurde und im Laufe der Zeit verschüttet und vergessen wurde. Im 14. Jahrhundert wurde der in zwei Teile zerbrochene Obelisk wiederentdeckt und im 17. Jahrhundert mit einem Sockel vor dem Rathaus aufgestellt. 

Der Obelisk auf dem Platz der Republik

(20) Römisches Aquaedukt an der Porte de Auguste

Deutlich zu erkennen, die Steinformation unter der Mauer

Am Augustus-Tor sind Reste der römischen Wasserversorgung zu sehen. Trotz der Nähe der Rhone erfolgte beim Aufbau der römischen Kolonie die Wasserversorgung aus Quellen des Alpilles-Gebirges nordöstlich von Arles. 

Zugang zum Wassertunnel

Erinnerung an die Opfer des Widerstands 
gegen die deutsche Wehrmacht

(21) Tour Mourgues

Ein Teil der römischen Stadtbefestigung. Der Turm wurde Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. erbaut und ist ein frühes Bauwerk der römischen Kolonie. Er ist der am besten erhaltene Turm aus römischer Zeit. 

Das römische Stadttor 

(22) Alyscamps

Eine antike Begräbnisstätte (Nekropole) am südöstlichen Rand der Altstadt. 


Alyscamps, lateinisch Allissi Cami, deutsch Elysische Felder. Elysion ist in der griechischen Mythologie die „Insel der Seeligen“. 

Wie alle römischen Friedhöfe in der Antike lag der Friedhof außerhalb der Stadtmauern und an einer Hauptstraße, der  Via Aurelia (römische Verbindungsstraße, die ab 241 v.Chr. angelegt wurde und Rom mit den Kolonien verband). 

Allee der Sarkophage 


Viele Sarkophage sind noch gut erhalten - allerdings leer


Bedeutung erlangte der Friedhof, nachdem der Märtyrer Saint Genest und der erste Bischof von Arles dort beerdigt wurden. 


Der Heilige Genesius vor Arles (um 300 n.Chr.) soll Gerichtsschreiber gewesen sein und sich geweigert haben, das Dekret zur Christenverfolgung  aufzuschreiben. Daraufhin wurde er hingerichtet.  Obwohl er nicht getauft war, wurde er zu einem Heiligen. 

Im 12. Jahrhundert trafen sich die Pilger nach Santiago de Compostela am Alyscamps, um auf der Via Tolosana, dem südlichsten der vier französischen Hauptrouten des Jakobswegs, ihre Pilgerreise anzutreten. 

Geblieben ist eine Platanen-Allee mit mehreren spätrömischen Steinsarkophagen. Wertvollere Sarkophage sind im Antiken-Museum in Arles ausgestellt. 


(26) Römischer Zirkus und Musée départemental Arles antique

Außerhalb der Stadt, am Ufer der Rhone gelegen, befand sich der römische Zirkus von Arles. Erst im letzten Jahrhundert wurde die Anlage entdeckt und freigelegt. Daneben wurde 1995 das Antiken-Museum “Musée départemental Arles antique“ errichtet. 

Wir sind nicht bis zum Zirkus und dem Museum gegangen. Es ist eines der „Hitze-Opfer“ unserer Frankreich-Tour.

Der Zirkus für Pferde- und Wagenrennen wurde im 2. Jahrhundert n.Chr. am Rhone-Ufer angelegt. Die Rennen erfolgten auf einem länglichen Feld um eine Mittelmauer herum, der Spina, auf der der Obelisk stand (der jetzt auf dem Rathausplatz steht). Die Rennbahn war 450 Meter lang und hatte an den Seiten Sitzreihen für 20.000 Zuschauer. Da der Boden am Rhone-Ufer sumpfig war, mussten 30.000 bis zu 3,50 Meter lange Holzpflöcke in den Boden gerammt werden, um darauf die aus gestampftem Lehm bestehende Rennstrecke zu errichten. 

Im 6. Jahrhundert wurde die Anlage abgebrochen und die Steine für die Verstärkung der Stadtmauer verwandt. Die Hochwasser der Rhone überschwemmten den Ort. Erst im 20. Jahrhundert fanden Ausgrabungen statt. Heute sind nur noch Reste von Steinstufen zu sehen (neben dem archäologischen Museum). 

Im Antiken-Museum sind viele Mosaiken aus römischer Zeit erhalten. 

 

Stadtrundgang – Mittelalterliche Stadt

Unser Stadtrundgang startete an unserem Hotel. Das wurde in einem der historischen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, einem ehemaligen Kloster der Karmeliterinnen, eingerichtet. 

(A) Hotel Le Jules César

Im Jahr 1631 kamen die Nonnen des Karmeliterordens der Heiligen Therese (Unbeschuhte Karmeliten) nach Arles und errichteten außerhalb der Stadtmauern ein Karmeliterinnen-Kloster. 1708 folgte der Bau der Klosterkirche Chapelle de la Charité d’Arles (Kapelle der Nächstenliebe). 1731 errichteten sie nebenan das Hospice de la Charite für Obdachlose und Bettler.

1720, in dem Jahr, in dem eine Pestepidemie 40 % der Bevölkerung von Arles dahinraffte, lebten fünfzehn Karmeliterinnen in dem Kloster. 1791 mussten sie das Kloster verlassen. Die revolutionäre Nationalversammlung hatte 1790 den Besitz der Kirche eingezogen und die Klosterorden aufgelöst.

1928/1929 wurde das Klostergebäude zu einem Hotel umgebaut, mit Gästezimmern im ehemaligen Kreuzgang. Es muss ein führendes Hotel gewesen sein. Ernest Hemingway, Pablo Picasso und der englische König Georg VI. werden vom Hotel als Gäste aufgeführt. 2010 erwarb die Sofitel-Gruppe das Hotel und eröffnete es nach Renovierung 2014 als Hotel & Spa Jules César.  Die Inneneinrichtung wurde von dem französischen Modeschöpfer Christian Lacroix gestaltet. Der Name Julés Cäsar soll an den Gründer von Arles erinnern. Julius Cäsar gründete 46 v.Chr. die Kolonie Arelate.

Hotel Jules César

Cäsar-Bildnis neben dem Hotel
"Sta via tor"
Halte inne Reisender

Ehemaliger Kreuzgang und Klostergarten

Kapelle und Hotel

Die Kapelle der Nächstenliebe neben dem Hotel dient jetzt als Ausstellungsraum und ist im Besitz der Stadt Arles. Der Altar ist noch erhalten.

Der Altar der Kapelle im Hintergrund einer Ausstellung

Das Hospiz blieb nach der Revolution als Waisenhaus bestehen. Seit 124 Jahren (so das Plakat am Haus) ist es das Bourse du Travail (Arbeitsmarkt/Arbeitsamt) mit Büros der Gewerkschaft CGT und Ausstellungsräumen. 

Bourse du Travail

(1) Le Jardin d’ete – Der Sommergarten

Garten am Rande des Boulevards des Lices und südlich des antiken Theaters, an die mittelalterliche Stadtmauer angelehnt, 1840 angelegt.

(3) Notre-Dame-la-Major

Wie das westlich danebengelegene Amphitheater und das Römische Theater steht die Kirche auf dem höchsten Hügel der Stadt. Eine erste Kirche wurde 452 an der Stelle eines römischen Tempels gebaut. Im 12. Jahrhundert wurde der Kirchenbau durch eine neue Stiftskirche im provenzalisch-romanischen Stil ersetzt und bis zur französischen Revolution immer wieder ergänzt. 

Das Innere der Kirche blieb verschlossen

(4) Fontaine Amédée Pichot

Brunnen von 1887 zur Erinnerung an den aus Arles stammenden Historiker und Übersetzer Amédée Pichot (er übersetzte u.a. die gesamten Werke von Lord Byron und die von Charles Dickens in die französische Sprache) am nördlichen Ortseingang, von der Porte de la Cavalerie kommend.

Das Brunnengebäude

(5) Porte de la Cavalerie

Tor der mittelalterlichen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert, Ende des 16. Jahrhunderts neu errichtet.

Stadttor

In der Nähe, am Place Lamartine (Rue Georges Tinaraga 7), wohnte Van Gogh in dem „gelben Haus“, das er auch gemalt hat. Im 2. Weltkrieg wurde es zerstört.


Türklopfer in der Rue Amédée Pichot
 

(6) Église Saint-Julien d'Arles

Eine erste Kirche stammte aus Anfang des 12. Jahrhunderts, war dem Heiligen Antonius geweiht und gehörte dem Kloster Montmajour (in der Nähe von Arles, auf dem Weg nach Marseille wollten wir uns das Kloster ansehen, siehe dort). Die Kirche befand sich in einem neuen Stadtviertel, nördlich des Zentrums. 1140 ließ sich hier der Templerorden nieder.

Kirchturm in schmaler Gasse

Der Name des Viertels, Cavalerie, und der des Stadttors erinnern an die Templer, die für den Schutz der Pilger nach Jerusalem in der Zeit der Kreuzzüge gegründet wurden. Die gepanzerte Kavallerie war ein Merkmal ihrer Bewaffnung.

Im 17. Jahrhundert, in der Zeit der Gegenreformation, wurde die Kirche neu aufgebaut. Sie wird jetzt für Konzerte und Ausstellungen genutzt.

(7) Museum Réattu

Museum Réattu

Kunstmuseum in einem ehemaligen Priorssitz des Johanniterordens. Es beherbergt die Werke des französischen Malers Réattu und die Sammlung der Picasso-Zeichnungen, die Picasso der Stadt vermachte.

(9) Interessante Dekoration



Gesehen in der Rue du Sauvage, Restaurant L'Arlatan.

(12) Hotel de Ville

An der Stelle eines Gemeinschaftshauses aus dem Mittelalter wurde 1676 ein neues Rathaus fertiggestellt. In den Rathausbau wurde ein Uhrenturm aus dem 16. Jahrhundert einbezogen, der neben dem Gemeinschaftshaus stand. Uhrentürme waren ein Zeichen der kommunalen Macht, mit den Kirchtürmen konkurrierend. 

Rathaus am Platz der Republik

Über einer Gewölbehalle im Erdgeschoss befindet sich der Ratssaal. An der Haupttreppe dorthin ist eine Kopie der im Römischen Theater gefundenen Venus von Arles aufgestellt.


Venus von Arles



(13) Kathedrale und Kloster Saint-Trophime

Um 1100 wurde die ehemalige Kathedrale St. Trophime an der Stelle eines karolingischen Vorgängerbaus aus dem 9. Jahrhundert errichtet. Die Kirche wurde dem Heilige Trophimus geweiht, der der erste Bischof in Arles war (um 250, er wurde auf dem Alyscamps begraben).  

Während der französischen Revolution wurde die Bischofskirche geschlossen, der Bischof hingerichtet, das Bistum nach Aix-en-Provence verlegt. 

In der 2.Hälfe des 19. Jahrhunderts wurde der Kirchenbau in seinen romanischen Ursprung zurückgebaut, wie er heute zu sehen ist. Dem obersten Denkmalschützer der französischen Revolution, Prosper Mérimée, ein französischer Schriftsteller, gefielen die Renaissance-Veränderungen der Kirche nicht. 



St. Trophime am Platz der Republik





Erhaltene Säulenkapitelle


Der Altar aus Mitte des 4. Jahrhunderts
stammt aus der Kirche Saint Honorat des Alyscamps,
wo er bis Ende des 18. Jahrhunderts als Hochaltar diente.

Die Wirkung des Lichts
Fenster in der Unterkirche von Außen und Innen


Kreuzgang von St. Trophime




(15) Kirche Saint-Anne d’Arles

Gegenüber der Kathedrale St. Trophime. St. Anne und St. Julien waren die bedeutendsten Pfarrkirchen im Zentrum vom Arles und älter als die ehemalige Kathedrale St. Trophime. 

Kirche St. Anne am Platz der Republik

Werbung für die Festspiele 
auf dem Giebel von St. Anne

Als die reicher ausgestattete Kirche St. Trophime nach der Revolution der Pfarrgemeinde zurückgegeben wurde, machte sie die ehemalige Kathedrale zu ihrer Pfarrkirche und St. Anne wurde aufgegeben. Jetzt ist dort ein Lapidarium des Museums für Antike Kunst. 

(17) Palais de l'Archevêché

Der Erzbischöfliche Palast wurde im Mittelalter neben der Kathedrale Saint-Trophime errichtet. Der Palast wurde mehrfach umgebaut. Erhalten ist von dem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert die Eingangshalle, eine monumentale Treppe und einige Räume, u.a. das erzbischöfliche Arbeitszimmer. 

Der Blinde und der Gelähmte
Marmorskulptur von Jean Turcan  (1885)
im Eingang zu den Räumen des Erzbischofs


Das Kloster, als Kloster Saint Jean gegründet und später nach Césair benannt, gibt es nicht mehr. Nur von der Kirche sind noch Ruinen am Beginn der Platanen-Allee des Alyskamps zu sehen.


Ruinen der Kirche


"Grabstätte der Familie Romieu, 15. Jahrhundert"
Ende des 12. Jahrhunderts kam die Fmilie Romieu aus Spanien nach Arles.
Ein Baron de Romieu war Finanzminister des Grafen der Provence. 

 

Das Kloster wurde 512 von dem Erzbischof von Arles, Césaire, als Frauenkloster gegründet. Seine Schwester wurde die erste Äbtissin. Nach der französischen Revolution wurde das Kloster geschlossen. 

Im Kloster hielt sich auch Radegunde von Thüringen, die ehemalige Frau des fränkischen Königs Chlothar, auf (568/569), bevor sie das Kloster Poitiers nach dem Vorbild des Césaire-Klosters gründete.

(24) Kirche Saint Honorat

Am Ende des Alyskamps steht die Kirche St. Honorat, errichtet auf vorromanischen Mauerresten. Die ersten Bauten stammen aus dem 12. und frühen 13. Jahrhundert. Mit zahlreichen Unterbrechungen wurde bis zum 19. Jahrhundert immer wieder an der Kirche gearbeitet, ohne dass sie je vollständig fertiggestellt wurde.



Die Ruinen der Kirche



Sarkophag eines Valeri Diondysi



 

Stadtrundgang – Neue Zeit

(25) LUMA Arles

Ein Kultur-Areal mit mehreren Gebäuden, das auf Initiative der Schweizer Luma-Stiftung (gegründet von der reichen Kunstsammlerin Maja Hoffmann, Erbin von Hoffmann-La Roche) ab 2013 auf einer Industriebrache (aufgegebene Werkstätten der französischen Bahn SNCF) entstanden ist. 

Wegen der Kulturaktivitäten haben wir uns den Kulturkomplex aber nicht angesehen. Uns interessierte das Gebäude von Frank Gehry. Dem amerikanischen Architekten sind wir schon mehrmals begegnet, richtiger seinen Gebäuden. In Bilbao war es das Guggenheim-Museum, in Hannover die BUSSTOPPS und der Gehry-Tower, in Prag das Tanzende Haus und schließlich das DZ-Bankgebäude am Pariser Platz in Berlin.

Jetzt interessierte uns das Aussehen des Arts Resource Building, wie er seinen Bau auf dem Luma-Areal genannt hat.

Der 55 Meter hohe Turm überragt das Gelände. Es soll „Landschaft und Himmel widerspiegeln“. Das ist auch so. Auf 11.000 Edelstahlplatten in Rautenform spiegeln sich Licht und Wolken je nach Tageszeit unterschiedlich wider. Das Ganze in einer unregelmäßigen, bizarren Form. Der Runde Glassockel des Turms soll an das nahe Amphitheater erinnern, die gezackten Formen darüber an das Alpilles-Kalkgebirge (nordöstlich von Arles, von dort bezogen die Römer bei der Gründung ihrer Siedlung das Trinkwasser). Alles in dem Architekturstil des Dekonstruktivismus entworfen und gebaut. 


Gehry-Gebäude in Arles


Blick von der Dachterrasse auf die Altstadt


Mosaik zu Füßen des Turms
von der deutschen Künstlerin Kerstin Brätsch.
In Berlin hat sie gerade (September 2024) einen Spielort "Baubau" für Kinder
im Gropiusbau gestaltet.


Die Rutsche

Im Inneren gibt es dann nicht nur Seminarräume und Büros, sondern auch noch (für erwachsene Kinder - wie mich) eine Metallrutsche, in deren Röhre man über 2 Stockwerke hinunterrutschen kann. Ein interessantes Gebäude auch im Inneren. Die Stadt Arles erhofft sich von dem Gehry-Bau einen gleichen wirtschaftlichen Impuls, wie ihn das Guggenheim-Museum für die Stadt Bilbao gebracht hat. Immerhin soll der Bau um die 150 Millionen Euro gekostet haben.


(B) Wochenmarkt

Vor unserer Abreise am Samstagmorgen musste unser Auto noch umgesetzt werden. Über 2 Kilometer wird die Straße vor unserem Hotel jeden Samstag für den Wochenmarkt abgesperrt. Es soll einer der schönsten Märkte in der Provence sein. Natürlich sind wir noch durch die Stände gegangen.









🔄Link zum vorherigen Bericht

🔄Link zum nächsten Bericht 

🔄Link zum Inhaltsverzeichnis