Zum Parkfriedhof Lichterfelde
Berliner Stadtspaziergang

9. Juni 2025 

Spaziergang zum Parkfriedhof Lichterfelde
7,5 Kilometer

Parks und Friedhöfe sind grüne Oasen inmitten der Stadt. Zu einer dieser Oasen sind wir bei unserem heutigen Spaziergang gegangen, im Süden von Lichterfelde gelegen.

Friedhofskapelle des Parkfriedhofs

Wir gehen die Drakestraße hinunter Richtung Teltowkanal. Weiter auf der Goerzallee und von dort in die Luzerner Str. bis zum Thuner Platz.

           

Die Drakestraße, an der wir wohnen, ist nach dem Berliner Bildhauer Friedrich Drake (1805 – 1882) benannt. Er hat u.a. die Viktoria-Figur auf der Siegessäule (Goldelse) geschaffen. Die Straße wurde 1866 als Hauptstraße der durch Carstenn entwickelten Villenkolonie Lichterfelde-West angelegt.

 

Die Goerzallee ist nach dem Optiker Carl Paul Goerz (1854 – 1923) benannt. Goerz gründete 1890 die „Optische Anstalt C.P. Goerz“ im Berliner Ortsteil Friedenau. Die von Goerz produzierte Schlitzverschluss-Kamera ermöglichte erstmals das Fotografieren bewegter Objekte. 1915 bis 1919 wurden die Fabrikanlagen an der heutigen Goerzallee errichtet. 1925 wurde die Straße an den Fabrikanlagen nach Paul Goerz benannt.

 

Die Luzerner Straße und der Thuner Platz sind nach Städten in der Schweiz benannt. Wir sind im Schweitzer Viertel. Davon wird bei einem Spaziergang durch das alte und neue Schweitzer Viertel mehr zu berichten sein. 


Am Thuner Platz liegt der Parkfriedhof Lichterfelde. Der Friedhof wurde von 1908 bis 1911 auf einem freien Gelände südlich der Villenkolonie Lichterfelde-West angelegt und 1926/27 und 1938 erweitert. Die Friedhofskapelle entstand 1910.

Es ist einer von 222 Friedhöfen in Berlin, davon sind 182 Friedhöfe „aktiv“, 40 sind geschlossen. Das sind 1 % der Berliner Stadtfläche und 10 % des öffentlichen Grüns. Vier Berliner Friedhöfe gibt es außerhalb von Berlin, einer davon ist der Friedhof Stansdorf.

Es ist eine gut gepflegte Anlage. Ein großer Park.Die Gräber ruhen unter Bäumen, umgeben von dem Grün vieler Büsche und Hecken.

 

Der Brunnentempel am Ende der Hauptachse

Im Zentrum des Friedhofs befindet sich das 1920 eingeweihte Grabmal für die Berliner Rotkreuzschwestern des „Gräfin Rittberg Verein“ mit einem fast fünf Meter hohen Steinkreuz. 

Grabanlage der Schwesternschaft  Gräfin-Rittberg-Verein


Der Schwesternverein wurde 1875 von der in Liegnitz in Schlesien geborenen Gräfin Rittberg (1839 – 1896) gegründet. Es war die erste Rot-Kreuz-Schwesternschaft in Berlin. Mit Gleichgesinnten wollten sie die Krankenpflege verbessern.

Für das Leben in einer Gemeinschaft verzichteten die Schwestern auf die Gründung eigener Familien, um sich ganz der Pflege und Betreuung Kranker zu widmen.

Neben dem Gräfin-Rittberg-Verein entstanden weitere Schwesternschaften in der Stadt. 1975 schlossen sich die Schwesternschaften zur Berlinre DRK-Schwesternschaft zusammen. 

Der Parkfriedhof war ein beliebter Bestattungsplatz und beherbergt eine Reihe Prominentengräber: Verleger Walter de Gruyter 1923, Architekt Gustav Lilienthal 1933, Reichskanzler Kurt von Schleicher 1934, Bischof Otto Dibelius 1967, erster Oberbürgermeister von Berlin nach dem 2. Weltkrieg Arthur Werner 1967, Publizist Sebastian Haffner 1999.

 
Grabmal für Hans de Gruyter und Kurt-Georg und Gisela Cram. 
Hans de Gruyter und seine Bruder Georg fielen beide im ersten Weltkrieg. 
Kurt-Georg Cram war der Enkel Walter de Gruyter und Sohn von dessen Tochter Clara. 

Walter de Gruyter (1862 – 1923), der auch auf dem Friedhof begraben ist, übernahm 1897 den Berliner Verlag Georg Reimer (hervorgegangen aus der Buchhandlung der Königlichen Realschule Berlin von 1749). 1919 gründete de Gruyter aus fünf Verlagen einen wissenschaftlichen Universalverlag, der 1923 der „Verlag Walter de Gruyter“ wurde, geleitet von seinem Schwiegersohn Herbert Cram.

Zurück nach Haus gehen wir über die Baselerstraße, die vom Schweizer Viertel in die Villenkolonie Lichterfelde-West führt. 1878 wurde sie als Karlsstraße (es gibt noch einen Karlsplatz) angelegt und führte geradezu auf den 1872 eröffneten Bahnhof Lchterfelde-West. Der wurde von Carstenn gebaut, um die Villenkolonie mit dem Berliner Zentrum zu verbinden.

(dazu mehr bei einem Spaziergang durch die Villenkolonie)