Meine Ostseeradtour

9. Von Timmendorfer Strand nach Lübeck und Thomsdorf

August 2020

 

9. Tag                   Timmendorfer Strand – Lübeck - Thomsdorf
                                          92 Kilometer
Dienstag, 25. Aug.   Ferienwohnung Thomsdorf 

Timmendorfer Strand – Hemmelsdorf (Hemmelsdorfer See) – Ratekau - Bad Schwartau – Querung Trave - Lübeck Altstadtinsel - Rückfahrt zur Ostsee westlich der Trave –Bad Schwartau –Ratekau – Groß Timmendorf - Scharbeutz – Haffkrug     - Sierksdorf – NeustadtBasilika Altkrempe – Schashagen –Bliesdorf – Albersdorf -  Grömitz – Lenste – Kloster Cismar – Grönwohldshorst -   Thomsdorf                                  

 

Timmendorfer Strand über Lübeck bis Thomsdorf

Von Timmendorfer Strand in südwestliche Richtung nach Lübeck. Der Weg führt am Hemmelsdorfer See vorbei. Früher war der See ein zur Ostsee offener Fjord, von der letzten Eiszeit gebildet (Hemmelsförde). Von der Ostsee-Strömung wurden Sandmassen östlich des Fjordes abgetragen und vor der Fjordmündung angeschwemmt, so dass der Ostseezugang geschlossen wurde. 


Ein Ostseesturmhochwasser überflutete 1872 den See und salzhaltiges Ostseewasser füllte die tieferen Stellen des Sees (Salzwasser ist schwerer als Süßwasser). Es brauchte 60 Jahre für die natürliche Entsalzung des Sees.               

Es folgt die Stadt Bad Schwartau mit dem Werbeturm der Konfitürenfabrik. Südlich des Lübecker Hafens überquere ich die Trave und fahre auf der Burgtorbrücke über den Elbe-Lübeck-Kanal in die Lübecker Altstadt.


Hansestadt Lübeck
217.ooo Einwohner, Land Schleswig-Holstein, Kreisfreie Stadt. 
Der Name Lübeck ist aus dem slawischen „Liubice“ entstanden (in einer Aufzeichnung der hamburgischen Kirchengeschichte aus dem 11. Jahrhundert überliefert). Mit der Assimilierung der slawischen Einwohner wurde die altsächsische/altniederdeutsche/mittel-niederdeutsche Sprache vorherrschend. Aus „Liubice“ wurde „Lübice“ und mit der Sprachentwicklung „Lübeke“. 
Wie der Name bezeugt, war Lübeck einst eine slawische Siedlung (8./9. Jahrhundert), die ursprünglich nördlicher der jetzigen Altstadt am Zufluss der Schwartau in die Trave lag. Später (Anfang 12. Jahrhundert) errichteten die Slawenfürsten weiter südlich am Zufluss der Wakenitz eine Burg und verlegten die slawische Siedlung dort hin. 

1143 gründete der Graf von Holstein eine Kaufmannssiedlung neben der südlichen slawischen Siedlung. Das Jahr gilt als Datum der Stadtgründung Lübecks.

1158 musste der Graf von Holstein Burg und Siedlung Liubice an seinen Landesherren Heinrich der Löwe abtreten. Der verlieh der Stadt 1160 das Stadtrecht nach Soester Recht und förderte die Entwicklung der Stadt. 


1158 hatte Heinrich der Löwe auch München gegründet (Kaiser Friedrich II. Barbarossa verlieh Heinrich dem Löwen das Marktrecht für das „forum apud Munichen“). 1164 erhielt Schwerin von Heinrich dem Löwen das Stadtrecht.

 

Heinrich der Löwe verlieh der Stadt Lübeck das Stadtrecht nach Soester Vorbild. Es ist das erste im deutschsprachigen Raum aufgezeichnete Stadtrecht.


Der Löwe - Wappentier Heinrichs des Löwen
Löwen-Denkmal im Lübecker Dom

Die der Stadt von Heinrich dem Löwen gegebene Ratsverfassung bestimmte einen Stadtrat mit 24 Ratsherren, der sich aus den Zusammenschlüssen der Kaufleute selbst durch Zuwahl ergänzte und aus seiner Mitte bis zu vier Bürgermeister wählte. Es konnten nur die wirtschaftlich stärksten Kaufmannsfamilien in den Rat gelangen. Nur jeweils ein Mitglied einer Familie durfte im Rat sein.

 

Aus diesem Stadtrecht entwickelte sich unter Federführung des Rates der Stadt Lübeck das Lübische Recht“. 1294 wurde eine Zusammenfassung erstmals aufgeschrieben. Es war neben dem Magdeburger Stadtrecht eines der bedeutendsten Stadtrechte in Deutschland.

Der Rat der Stadt Lübeck war seit dem 13. Jahrhundert Berufungsinstanz (Oberhof) für alle Städte mit Lübischem Recht.

 

Abgelöst wurde das Lübische Recht erst 1900 mit der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches. 

Anfänglich konkurrierte Lübeck mit Bardowick (im Landkreis Lüneburg, heute unbedeutend, damals Umschlagplatz für Lüneburger Salz) und Lüneburg.  Doch Lübeck gewann an Anziehungskraft durch den Zugang zur Ostsee.  Seine Bedeutung wuchs mit der Verlegung des Bischofssitzes des Bistums Oldenburg (Ende des 1. Jahrtausend als Missionsbistum gegründet) nach Lübeck 1163, von Heinrich dem Löwen zur Förderung Lübecks betrieben. Im gleichen Jahr wurde der erste Dom geweiht. 

Im 12. Jahrhundert errichtete die Stadt eine Stadtmauer. Das Vorfeld wurde mit einer Landwehr, dem Lübecker Landgraben geschützt.

 

Die Stadtmauer hatte zur Trave hin mehrere kleinere Tore für den Warentransport zwischen Hafen und Stadt. Die Hauptzugänge in die Stadt waren vier große Toranlagen, von denen das Burgtor und das Holstentor noch erhalten sind. Das Holstentor ist das Wahrzeichen der Stadt und beherbergt heute das Stadtmuseum. 

1226 erhielt Lübeck die Reichsfreiheit und unterstand damit dem römisch-deutschen Kaiser direkt. Die innerhalb der Stadtmauern stehende Lübecker Burg rissen die Lübecker nach Erhalt der Reichsfreiheit nieder, um eventuellen neuen Ansprüchen der Grafen von Holstein auf die Stadt vorzubeugen. An der Stelle der Burg wurde 1227 ein Dominikanerkloster gegründet, das Burgkloster.

Lübeck strebte die Reichsfreiheit an, um sich dem Einfluss Dänemarks zu entziehen (Dänemark hatte Holstein von 1203 bis 1227 erobert und besetzt). Der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza unterstützte das Anliegen, da er Lübeck als Hafen für die Besiedlung des Baltikums brauchte. Realisieren konnte Lübeck die Reichsfreiheit allerdings erst, als die Dänen von dem Grafen von Schauenburg und Holstein wieder vertrieben wurde.

Die Reichsfreiheit und die zuvor erhaltenen Ländereien bis Travemünde und der Halbinsel Priwall haben zu dem Aufstieg Lübecks zur Hauptstadt der Hanse beigetragen. 


Reichsfreiheit bedeutet „reichsunmittelbar sein“. Reichsfrei waren im Heiligen Römischen Reich Personen und Institutionen, die keiner anderen Herrschaft, sondern nur direkt dem Kaiser unterstanden. Reichsfreie Städte waren vom Zugriff der Landesherren geschützt. Sie waren in der inneren Verwaltung autonom und besaßen ihre eigene Gerichtsbarkeit. Im Gegenzug hatten die reichsfreien Städte die Pflicht, Steuern direkt an den Kaiser abzuführen und Heerfolge zu leisten. 


Lübeck war führende Stadt in der Hanse. Der erste Hansetag war 1356 in Lübeck. Es war der Beginn der Hanse als organisierter Verband der Hansestädte. Vorher bestanden unterschiedliche Bündnisse von Städten und Zusammenschlüsse von Fernhandelskaufleuten. 

1259 fanden Lübeck, Wismar und Rostock zu einem Bündnis zur Sicherung des Handels zu Wasser und zu Lande zusammen. Zuvor hatten Lübeck und Hamburg sich auf die gemeinsame Bekämpfung der Straßenräuber auf dem Landweg zwischen den beiden Städten verständigt. 

          Die Hanse


Die Stadt Lübeck gilt als Ursprung der Hanse, wenngleich die Gründung nicht verbrieft und das Gründungsjahr auch nicht klar ist. Auf jeden Fall dürfte die Hanse als Kaufmannsbund im 12. Jahrhundert entstanden sein.

 

Ein Datum ist der Erlass des „Artlenburger Privilegs“ 1161 durch Heinrichs den Löwen (Artlenburg an der Elbe, Gemeinde Scharnebeck unweit Lüneburgs). Darin gewährt er den Kaufleuten der Insel Gotland Rechte im Lübecker Hafen und Zollfreiheit in seinem Herrschaftsbereich, wenn im Gegenzug die Lübecker Kaufleute die gleichen Rechte auf Gotland erhielten. Gotland mit dem Hafen Visby war damals der Mittelpunkt des Ostseehandels und Heinrich der Löwe wollte seine neu gegründete Stadt Lübeck fördern.

 

Ein anderer Ausgangspunkt für das Entstehen der Hanse war der Zusammenschluss Lübecker Kaufleute zur „Genossenschaft der Gotlandfahrer“ als Interessen- und Schutzgemeinschaft (Mitte des 11. Jahrhunderts). Die Kaufleute der Genossenschaft waren bald im gesamten Ostseeraum präsent.

 

Die Hanse war zunächst ein Bündnis von Kaufleuten, die sog. Kaufmanns-Hanse. Die Kaufleute wurden in den Küstenstädten sesshaft und nahmen Einfluss auf die Stadtpolitik. Die Städte ihrerseits bzw. ihre Landesherrschaften waren an einem wachsenden und sicheren Handel interessiert. Das veranlasste den Zusammenschluss von Städten zur Sicherung des Handels. Die Städte-Hanse entstand.


Als erste solche Bündnisse gelten der Vertrag von Lübeck und Hamburg  von 1230/1241 (Sicherung des Landweges durch gemeinsames Vorgehen gegen Straßenräuber) und der 1259 gegründete Wendische Städtebund. Lübeck, Stralsund, Wismar, Kiel und Rostock verabredeten sich darin zur gemeinsamen Sicherung der Handelswege

 

Die erste Zusammenkunft der Hansestädte war der Hansetag 1356 in Lübeck. Lübeck wurde zum Hauptort der Hanse, nachdem Visby auf Gotland, das damalige Handelszentrum der Ostsee, 1361 von Dänemark erobert worden war. 

Die meisten Hansetage waren in Lübeck.

Mit der Gründung des Wendischen Münzvereins 1379 (Lübeck, Hamburg, Wismar, Lüneburg, Rostock, Stralsund und Hannover) wurde die Lübische Mark die Leitwährung im Ostseeraum.

 

Den Kern der Hanse bildeten 72 Städte, 130 waren assoziiert. Vom 13. bis 15. Jahrhundert beherrschte die Hanse den Handel im Bereich der Ost- und Nordsee. Sie unterhielt Kontore in Nowgorod (Russland), Bergen (Norwegen), Brügge (Flandern) und London (England). 

 

Der Niedergang der Hanse hat mehrere Gründe.

Zum einen erstarkten die Landesherrschaften. So wurden z.B. Berlin 1442 von den Hohenzollern gezwungen, die Hanse zu verlassen. Wismar und Rostock gerieten immer mehr unter den Einfluss der Mecklenburger Herzöge.

Die Hanse verlor ihre militärische Stärke. So musste sie nach dem verlorenen Krieg gegen die Niederlande die wirtschaftliche Gleichberechtigung der Niederlande anerkennen.

Auch die inneren Strukturen führten zum Niedergang der Hanse. Die Beschlüsse der Hansetage mussten einstimmig erfolgen. Immer mehr traten die Gegensätze der großen Seestädte untereinander und der reichen Seestädte mit den relativ ärmeren Binnenstädten hervor.

Der 30-jährige Krieg zerstörte letztlich die wirtschaftlichen Grundlagen. 21 Jahre nach Ende des 30-jährigen Krieges fand in Lübeck der letze Hansetag statt (1669).

 

Seine herausragende Handelsposition sicherte sich die Stadt nicht nur mit Bündnisverträgen, sondern auch durch kriegerische Auseinandersetzungen mit Konkurrenten. 1249 überfiel Lübeck zum Beispiel die aufstrebende Stadt Stralsund, als sie ein Konkurrent im Heringshandel geworden war. 
Lübeck wurde zum zentralen Handelsplatz der Ostsee für Heringe und Salz (das aus Lüneburg kam). Im 14. Jahrhundert gehörte Lübeck mit Köln und Magdeburg zu den größten Städten im Deutschen Kaiserreich. 

Den 30-jährigen Krieg konnte Lübeck fast unbeschadet überstehen. Bereits 1629 wurde ein separater Friedensvertrag zwischen Dänemark und dem Heiligen Römischen Reich geschlossen. 


Dänische Truppen waren bis nach Sachsen vorgerückt, aber von Wallensteins Heer und dem der Katholischen Liga unter Führung Tillys in der Schlacht bei Lutter am Barenberge (im Landkreis Goslar) besiegt worden. Die kaiserlichen Truppen drangen bis nach Dänemark vor.

Ein Neben-Ergebnis des Friedens war, dass sich Wallenstein das Herzogtum Mecklenburg  und den Herzogtitel verschaffte, was aber nicht von Dauer war.

Nach dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches 1806 behielt Lübeck seine Reichsfreiheit und wurde ein souveräner deutscher Staat. Das dauerte aber nicht lange. Lübeck wurde von Napoleons Soldaten besetzt und verlor 1811 seine Unabhängigkeit, als es Teil des französischen Kaiserreichs wurde.

Nach dem Ende der Herrschaft Napoleons wurde Lübeck (wie Hamburg und Bremen) durch den Wiener Kongress 1815 eine Freie und Hansestadt und völkerrechtlich souveränes Mitglied des Deutschen Bundes.

Im Kaiserreichs nach 1871 war Lübeck ein selbständiger, aber nicht mehr souveräner Teilstaat des Deutschen Reiches. Die Völkerrechtliche Souveränität aller Teilstaaten war auf das Reich übergegangen. 

Kirchen: 


Lübecks Altstadt wird von den sieben Kirchtürmen der fünf Altstadtkirchen geprägt.


Jakobikirche:    

Dreischiffige Backsteinhallenkirche, um 1300 entstanden.


Marienkirche

Bürger- und Marktkirche auf dem höchsten Punkt der

 Altstadtinsel, Backsteingotik, Vorbild für rd. 70 solcher Kirchen

 im Ostseeraum, 1277 – 1351 gebaut.


Petrikirche:      

Erste Kirche aus Anfang des 12. Jahrhunderts, im 15. Jahrhundert

 fertiggestellt.


Aegidienkirche:
Im Zentrum des Handwerkerviertels, im Nahbereich ein
Beginenkonvent und der Aegidienhof (heute Wohnungen) 
sowie das St. Annenkloster (heute Museum).

Dom:                    
 1247 geweiht.

 

Marienkirche

Die Marienkirche im Viertel der Kaufleute ist die Hauptpfarrkirche des Rates (warum des Rates?). Sie ist quasi die selbstbewusste bürgerliche Antwort auf den rd. 100 Jahre

Marienkirche
           vorher fertiggestellten Dom
           Heinrichs der Löwe.    

Die Marienkirche wurde 1277 bis 1351 gebaut. Sie gilt als das Vorbild für rd. 70 Kirchen der Backsteingotik im Ostseeraum.

Der hochaufstrebende Gotik-Stil aus Frankreich wurde mit der norddeutschen Backsteinarchitektur verbunden. Die Marienkirche hat das höchste Backsteingewölbe der Welt (38,5 Meter im Mittelschiff). Sie ist, und sollte das wohl auch bei der Erbauung so sein, das Symbol für die Macht und den Wohlstand der Hansestadt.

 

Lübeck war 1226 eine reichsfreie Stadt geworden. Die Städte im Ostseeraum waren Handelskonkurrenten. Die Städtehanse begann sich zu bilden.

Da wollte der Rat der Stadt mit dem Kirchenbau seine Macht und seinen Vorranganspruch deutlich zeigen. Außerdem wollte man den Dom Heinrichs des Löwen, der Kirchenbau des Bistums, übertreffen.

 

An den Dom baute der Rat 1390 seine eigene Kapelle. In der Kirche wurde der neugewählte Rat in sein Amt eingesetzt. Über der Kapelle war ein besonders gesicherter Raum, die Trese. Hier wurden die wichtigsten Urkunden aufbewahrt.

 

Sandsteinrelief "Abendmahl" von 1515

In der Kirche verewigte sich das Lübecker Bürgertum mit Grabkapellen und Epitaphien (Grabplatten, Erinnerungsplatten). Die Lübecker Marienkirche wird deswegen manchmal als Ruhmeshalle des Lübecker Patriziats bezeichnet. 19 Kapellen sind noch erhalten.  Die Epitaphien (84 waren es zu Beginn des 2. Weltkriegs) sind zumeist  beim Luftangriff zerstört worden.

 

Totentanzfenster
Seit 1908 hat die Marienkirche ein Carillon (ein bespielbares Glockenspiel) mit 37 Glocken.  Bis auf 8 konnten die Glocken nach dem Weltkrieg auf dem Glockenfriedhof in Hamburg gefunden werden, sie waren noch nicht eingeschmolzen. Alle halbe Stunde erklingt eine Choral-Melodie. (Ein Carillon gibt es auch in Berlin in dem Carillon-Turm neben dem Haus der Kulturen der Welt).


An die Pest im 15. Jahrhundert erinnerte ein 1453 geschaffenes Totentanzfries. Bei dem Luftangriff auf Lübeck wurde es 1942 zerstört. Beim Wiederaufbau der Kirche Mitte der 1950er Jahre wurden die Motive des Totentanzfries auf zwei Glasbildern dargestellt.

 

Im zweiten Weltkrieg brannte die Marienkirche wie der Dom und die Petrikirche nach einem Bombenangriff aus, große Teile der Innenstadt wurden zerstört. 1947 begann ein 12-jähriger Wiederaufbau.

 

Lübecker Dom

Die Marienkirche ist die größte Backsteinkirche, der Dom aber ist der erste große Backsteinkirchbau.

1160 hatte Heinrich der Löwe den Bischofssitz von Oldenburg in Holstein

Lübecker Dom
nach Lübeck verlegt. Dafür wurde der Dom gebaut. 1173 wurde der Grundstein durch Heinrich der Löwen gelegt. 1247 wurde der Dom geweiht.
 

Der Dom ist in zwei Teilen gebaut worden, den 1230 fertiggestellten und ab 1266 zu einer gotischen Hallenkirche umgebauten Dom und eine Verlängerung durch Anbau eines Ostchores, der die Länge des Doms verdoppelte. Der Unterschied ist sichtbar. Der ältere Bauteil hat massive rechteckige Pfeiler, der Anbau runde Säulen.

 

Bis zur Reformation unterstand der Dom dem Domkapitel und dem Bischof und nicht dem Rat der Stadt. Das erklärt auch die Rivalität des Rates und des Bistums beim Bau der Marienkirche.  Nach der Reformation war der Dom bis 1803

Hauptschiff des Doms
(Säkularisierung durch den Reichsdeputationshauptschluss) gemeinschaftliches Eigentum von Domkapitel und Rat. Mit der Auflösung des Domkapitels (Reformation) ging der Dom vollständig in das Eigentum der Stadt über. Das Domkloster wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein städtisches Museum.

 

Das Domkapitel war bis zur Reformation eine eigenständige Institution neben dem Bischof. Aufgaben waren der Gottesdienst im Dom und Verwaltungsaufgaben. Bei einer Neubesetzung des Bischofsstuhls erstellt das Domkapitel eine Vorschlagsliste, aus der der Papst den Bischof auswählte.

Das war nicht immer so. Kaiser Otto I. hatte mit der Einführung seines Reichskirchsystems die fränkische Tradition beibehalten, nach der der

St. Petrie Kirche
Bischof vom König eingesetzt wurde (sog. Laieninvestitur). Otto der I. sah sich als Eigentümer aller Kirchen. Der Streit zwischen König und Papst um die Bischofs-Ernennungen (Investiturenstreit) ging mit dem Gang nach Canossa Königs Heinrich IV. 1050 zugunsten des Papstes aus.

 

Der Wiederaufbau des im 2. Weltkriegs zerstörten Doms wurde 1982 abgeschlossen.




 


St. Petri

Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut, in ihrer heutigen Form im 15. Jahrhundert fertiggestellt. 1942 brannte sie bei einem Luftangriff aus. Bis 1987 wurde sie äußerlich wiederhergestellt.

Heute ist sie eine Kirche ohne eigene Gemeinde. 

Aegidienkirche

Sie wurde im Handwerker-Viertel wahrscheinlich im 13. Jahrhundert gebaut

St. Jakobi Kirche
und ist die kleinste der Lübecker Kirchen. Sie war nicht wie die anderen Kirchen mit großen Pfründen ausgestattet und lag im eher ärmeren Teil Lübecks.

 

Daran erinnern noch die damaligen Einrichtungen der Fürsorge (Pflegedienste und Armenhaus), der Aegidienhof (Beginenkloster) und das Michaeliskonvent (Schwestern vom gemeinsamen Leben).

Heute ist der Aegidienhof ein Projekt des sozialen Wohnens (Jung und Alt, Menschen mit und ohne Behinderung, Wohnen und Arbeiten). St. Annen-Straße. 




St. Jakobi

Die heutige Backsteinkirche entstand um 1300, nachdem die romanische Vorgängerkirche 1276 durch einen Brand zerstört wurde.              
                  

            Sozialeinrichtungen:

Heiligen Geist Hospital

Eine der ältesten Sozialeinrichtungen.

1227 gründeten Kaufleuten, die u.a. im Handel mit Riga reich geworden waren, die Hospital-Stiftung.  Das Hospital war in und um Lübeck mit zahlreichen Ländereien und Dörfern ausgestattet, mit deren Einkünften die Armen und Kranken versorgt wurden.

Die Bewohner waren klosterähnlichen Regeln unterworfen und erhielten seit dem 17. Jahrhundert achtmal im Jahr ein warmes Bad (was damals wohl ein ausgesprochener Luxus war).

Untergebracht waren die älteren Bewohner ursprünglich zusammen in einem großen Saal. 1810 wurden vier Quadratmeter große Kammern eingebaut, die bis 1970 bewohnt wurden.

Heute ist das Spital ein Alten- und Pflegeheim der Stadt Lübeck. Die historischen Räume werden als Gastronomie genutzt. 

Heilig Geist Spital

Füchtingshof und Glandorps Hof

(Glockengießerstraße, Gänge und Höfe in Hinterhöfen, Wohnquartiere für die   Ärmsten) (ebenso: Gänge an der Straße Engelsgrube).

Wie das Heilig-Geist-Spital ist auch der Füchtingshof die Stiftung eines zu Reichtum gekommenen Kaufmanns. Johann Füchting war aus Westfalen nach Lübeck gekommen, war Mitglied der Schonenfahrer und Ratsherr. Vor seinem Tod (1637) gründete er mit einem Teil seines Vermögens eine Stiftung, die 21 Wohnungen für arme Schiffers- und Kaufmannswitwen baute.

Es ist heute eines der größten Stiftungshöfe in der Stadt. Die Wohnungen sind nach Umbau 1976 geförderte Sozialwohnungen geworden.

Eine andere Stiftung ist der Glandorps Hof, von dem Kaufmann und Ratsherren Glandorps (1612 gestorben) gestiftet. Das Renaissance-Haus besteht aus dreizehn 16 Quadratmeter großen Gangbuden für mittellose Witwen. 


Glandorps Hof

         Historische Gebäude:

           Rathaus

Um 1250 wurde das Rathaus als Gruppenbau, bestehend aus drei Giebelhäusern gebaut. Ein Vorgängerbau von 1226, in dem Jahr erhielt die Stadt die Reichsfreiheit, wurde 1250 den Gerbern als Lohhaus überlassen.

 

Über die Jahre erfolgten zahlreiche Um- und Erweiterungsbauten in verschiedenen Baustilen.  Bis heute ist das Rathaus Sitz des Bürgermeisters und der Bürgerschaft (Stadtrat).

 

Rathaus mit Renaissancelaube

Die Eingangshalle im Stil der Neugotik und die große Freitreppe stammen von 1887.

Der größte Saal im Rathaus ist der Audienzsaal, auch als Ratssaal bezeichnet, im Erdgeschoss. Früher war es der Gerichtssaal.

Tür zum Audienzsaal
Auffallend sind die zwei unterschiedlich großen Türen. Freigesprochene Angeklagte durften durch die hohe Tür gehen. Verurteilte Angeklagte mussten rückwärts mit gesenktem Kopf durch die kleinere Tür gehen, sie durften dem Gericht nicht den Rücken zukehren.

Im Börsensaal der Lübecker Kaufmannschaft von 1673 befindet sich jetzt der Bürgerschaftssaal für das Stadtparlament, allerdings bescheidener, der Große Börsensaal wurde durch eine Zwischendecke aufgeteilt.

Im Roten (wegen der Wandbespannung) Saal tagt der Senat der Hansestadt.

 

Der Ratskeller im Untergeschoss des Seitentrakts  ist einer der ältesten Ratskeller in Norddeutschland. Teile davon stammen von dem ersten Gruppenhaus-Rathaus. Hier wurde aller Wein gelagert, verkostet und taxiert.

 

Das Kanzleigebäude, damals als „Schriverie“ bezeichnet, wurde 1485 im gotischen Stil der nördlich des Rathauses angebaut und um 1600 im Stil der Backsteinrenaissance erweitert. Es war Sitz der Notare und Ratsschreiber. 

Versammlungshaus der Schiffergesellschaft von 1535

Ein noch vollständig erhaltenes berufsständisches Versammlungshaus. Eines

Haus der Schiffergesellschaft
der schönsten Treppengiebelhäuser der Stadt. Das gesamte Parterre wird von einer großen Dielenhalle eingenommen. Seit 1868 wird der Versammlungsraum als Gaststätte genutzt.

 

Haus der Kaufmannschaft

Mit neugotischer Putzfassade von 1838, mit zwei der schönsten Sitzungsräume aus der Renaissance.

 

Der Ursprung der Kaufmannschaft sind die handeltreibenden Kollegien, die nach der Gründung Lübecks Mitte des 12. Jahrhunderts die Selbstverwaltung ausübten.

Das waren die Kaufleute-Kompagnien: 

die Rigafahrer,         

Haus der Kaufmannschaft

die Schonenfahrer, 

die Stockholmfahrer,

 die Novgoradfahrer, 

die Bergenfahrer,

die Gewandschneider,

die Krämerkompnie.


Mit der Revolution 1848 wurden die Kollegien als ausschließliche Bürger-Vertretung im Rat und in der Bürgerschaft (nach Lübischem Recht) abgeschafft. Alle Einwohner konnten künftig die Stadtpolitik bestimmen.

Die Kollegien wurden 1853 zur Kaufmannschaft zusammengefasst. Diese Kaufmannschaft wurde eine öffentlich-rechtliche Einrichtung, der jeder Gewerbetreibende Lübecks beitreten musste (wie bei den heutigen IHKs und Handwerkskammern). Gleichzeitig wurde eine Handelskammer gebildet, die die Aufgaben einer Wirtschaftsbehörde hatte. In deren Vorstand wurden Vertreter der Kaufmannschaft gewählt. Diese Regelung hatte Bestand bis zum Ende der Selbständigkeit Lübecks durch das Groß-Hamburg-Gesetz 1937. Von da ab erhielt Lübeck eine preußische Industrie- und Handelskammer.


Heute ist die Kaufmannschaft eine private Vereinigung mit dem Ziel, die Lübecker Kaufmannschaft zu unterstützen. Der Vereinigung gehört das Haus der Kaufmannschaft und das Schabbelhaus. 

Haus der Kaufmannschaft Schabbelhaus

Das Haus gehört noch immer der Lübecker Kaufmannschaft, die dort ein Restaurant hat.

Schnabbelhaus
Der Name Schabbel stammt von einem Bäcker der Hansestadt, der der Stadt ein Teil seines Vermögens für eine Museums-Stiftung schenkte, mit dem die Stadt 1904 das Kaufmannshaus kaufte. Es  wurde im Krieg zerstört. Die Stadt verlegte das Museum in das jetzige Doppelhaus in der Mengenstraße. Es ist im Stil des 18. Jahrhunderts eingerichtet und zeigt die gehobene hanseatische Wohnkultur. 

Löwenapotheke

Einer der ältesten weltlichen Gebäude. Der ursprüngliche Bau von 1230 war ein Backstein-Giebelhaus. Der rückwärtige Giebel ist aus dieser Zeit. Der gotische Hauptgiebel an der Johannisstraße stammt von 1358.

Das Haus war über Jahrhunderte Wohnhaus von Ratsherren bzw. Bürgermeistern der Stadt.

1812 wurde eine Apotheke eingerichtet. Bei einem Luftangriff brannte das Gebäude 1943 ab und wurde schon im Krieg wiederaufgebaut.

 

Seit Aufkommen von Apotheken (um 1240, als Kaiser Friedrich II. die Berufe der Ärzte und Apotheker trennte) hatte die Ratsapotheke in Lübeck ein Monopol. Die Stelle des Ratsapothekers wurde vom Rat vergeben.

Das änderte sich mit der französischen Besetzung. Die brachte auch die Gewerbefreiheit. Apotheker brauchten die Gründung einer Apotheke nur noch anzeigen.

1812 zeigte der Apotheker Adolf Christoph Sager die Eröffnung seiner Apotheke in der Johannisstraße an.

Nach Abzug der Franzosen benötigten die Apotheken wieder eine Zulassung durch den Rat. Die wurde gegen Zahlung einer jährlichen Konzessionsgebühr erteilt. 

Handelshof (Kontorhaus von 1924)

Büro und Geschäftshaus von 1924. Ein mit Klinkern verkleideter Stahlskelettbau im Stil der Kontorhausbauten (Arbeit wurde von Wohnen und Warenlagerung getrennt).

Der Bautyp kam aus den Vereinigten Staaten (dort typisch vor den Bürohochhäusern).

In Deutschland entstand das erste Kontorhaus in Hamburg (Dovenhof 1886).

Heute ist das Gebäude ein Hotel. 

Buddenbrookhaus in der Glockengießerstraße

Das Haus wurde 1758 von dem Kaufmann und Nowgorodfahrer 

Buddenbrookhaus
Johann Michael Croll gebaut. Das vorher auf dem Grundstück stehende Haus mit seiner Hausfassade gegenüber der Marienkirche war seit dem 13. Jahrhundert von Ratsherren, Bürgermeistern und Fernhändlern bewohnt. Es muss also eine vornehme Adresse gewesen sein.        

1842 verkauften die Crolls das Haus an den Lübecker Kaufmann Johann Sigmund Mann. Der Vater war von Rostock nach Lübeck gekommen. Ein Nachfahre war der Schriftsteller Thomas Mann.

Er nahm für die Hauptfigur seines Romans „Buddenbrooks“ seinen Großvater, der Mitglied der Lübecker Bergenfahrer und deren Ältermann (Vorsitzender) war. Vom Lübecker Rat war er zum Senator für Wirtschaft und Finanzen gewählt worden. 

Salzspeicher

Eine Gruppe von Lagerhäusern neben dem Holstentor, erbaut zwischen 1579 und 1745. 

Hier wurde das Salz aus Lüneburg gelagert, das über die Alte Salzstraße und später den Stecknitzkanal antransportiert wurde. Von Lübeck aus wurde das Salz in den gesamten Ostseeraum zur Konservierung der Heringe ausgeführt. Dieser Handel war die Grundlage des Reichtums der Stadt.

Ein Speicher gehörte der Saline Oldeslohe (30 Kilometer südwestlich von Lübeck). Dort wurde aus einer Salzquelle Salinensalz gewonnen und über die Trave nach Lübeck transportiert. 1866 wurde der Betrieb wegen zu geringen Salzgehalts eingestellt. Der Salzspeicher in Lüneburg wurde schon 1839 verkauft.


Salzspeicher

 

Mittelalterliche Bebauung:

           Gänge und Höfe

Es sind zahlreiche Reste der mittelalterlichen Stadtbebauung rund um den Dom erhalten. Hinter den an der Straße gelegenen Häusern wurden damals sog. Buden, kleine Einzimmerwohnungen, für die Beschäftigten gebaut. Die Buden lagen an Gängen oder Höfen hinter dem Haupthaus und waren durch einen Durchgang des Straßenhauses zu erreichen.

Viele Gänge gehen auch von der Straße Engelsgrube ab: Schlachter Gang, Bäcker Gang, Branntweinbrenner Gang, Garbereiter Gang, Schifferhof. 

Holstentor

Historisches Stadttor und Wahrzeichen der Stadt. Es war eines von vier Stadttoren (Burgtor im Norden - noch erhalten, Mühlentor im Süden, Hüxtertor nach Osten und das Holstentor im Westen).

Die Stadttore wurden im Laufe der Zeit verstärkt. So wurde dem Inneren Holstentor (das erste Tor direkt am Ufer der Trave) das Mittlere Holstentor vorgelagert (das heute noch erhalten ist) und davor das Äußere Holstentor und davor später noch das Zweite Äußere Holstentor. 

Im Zuge der Industrialisierung und Ausweitung der Stadt wurden die Stadttore bis auf das Mittlere Holstentor 1808 bis 1853 abgebrochen.

Im Holstentor ist heute das Stadtgeschichtliche Museum Lübecks. 

 

Holstentor mit der Petrikirche

Im Dritten Reich verlor Lübeck 1933 auch seine Selbständigkeit, wie alle deutschen Länder mit dem Gleichschaltungsgesetz. Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz 1937 wurde Lübeck nach 711 Jahren der territorialer Eigenständigkeit Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.


            Persönlichkeiten

Julius Leber, Widerstandskämpfer im Dritten Reich, war ab 1921 Chefredakteur der Zeitung „Lübecker Volksbote“. Geboren wurde er 1891 im Elsass. Von 1924 – 1933 war er Reichstagsabgeordneter. In der geplanten Regierung des Widerstandskreises um Stauffenberg war er als Innenminister vorgesehen. 1945 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

 

Für den Lübecker Volksboten schrieb Willy Brandt als Schüler Anfang der 30er Jahre gelegentlich. Er wurde 1913 in der Lübecker Vorstadt St. Lorenz-Süd geboren. Sein Abitur machte er 1932.

1933 ging er als Mitglied der verbotenen SAPD in den Untergrund und baute in Oslo im Auftrag der Partei eine Zelle auf.

1945 kehrte er als Korrespondent für skandinavische Zeitungen nach Deutschland zurück. 1949 wurde er Berliner Abgeordneter der SPD im ersten Deutschen Bundestag. 1971 wählte ihn das Berliner Abgeordnetenhaus in der Nachfolge von Otto Suhr zum Regierenden Bürgermeister von Berlin. 1966 wurde er Außenminister in der Bundesregierung Kurt Georg Kiesinger (CDU), 1969 Bundeskanzler einer SPD/FDP Bundesregierung. 1974 trat er als Bundeskanzler zurück.           


In Lübeck wurde der Schriftsteller Thomas Mann 1875 geboren. Einer seiner bekannten Romane, „Buddenbrooks – Verfall einer Familie“, handelt in Lübeck. Andere Romane waren "Der Zauberberg", "Lotte in Weimar", "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull".

Der ältere Bruder Heinrich Mann, 1871 geboren, war auch Schriftsteller, stand aber ein wenig im Schatten des Erfolgs von Thomas Mann.

Drei Kinder Thomas Manns wurden ebenfalls Schriftsteller, Erika, Klaus und Golo. Golo Mann wurde einer der bekanntesten deutschen Historiker.


Lübecker Marzipan

Bekannt ist das Lübecker Marzipan. Seit dem späten Mittelalter wird Marzipan in Lübeck hergestellt. Ob es aus dem Orient kam (Thomas Mann bezeichnet Marzipan in seinen „Buddenbrooks“ als „Haremskonfekt“), ist ungewiss. In Venedig war es seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Im 14. Jahrhundert kannte der europäische Adel das süße Konfekt aus Mandeln und Zucker. 

Marzipan war ein teures Naschwerk. Erst mit dem Zucker aus Zuckerrüben statt Rohrzucker wurde es auch für die Allgemeinheit erschwinglich. Die erste Zuckerrübenfabrik der Welt wurde 1801 in Schlesien gegründet.

 

Das Marzipan wird aus geriebenen Mandelkernen, Zucker und Rosenwasser (Destillation von Rosenöl aus Rosenblättern) hergestellt. Dabei ist das Verhältnis zwei Teile Mandelkerne zu einem Teil Zucker (das ist die Rohmasse). Die Rohmasse wird bei normalem Marzipan noch mit der gleichen Menge Puderzucker vermischt, enthält also über 2/3 Zucker.

Bekannter Hersteller des Lübecker Marzipans ist Niederegger (Niederegger-Café am Rathaus). Bei Niederegger werden vier Sorten Marzipan unterschieden: Niederegger-Marzipan aus 100 % Rohmasse (also mit etwa 35 % Zucker), Lübecker Edelmarzipan aus 90 % Rohmasse, Lübecker Marzipan aus 70 % Rohmasse, Konsummarzipan aus 50 % Rohmasse und 50 % Zucker (also 67,6 % Zucker).

 

Werden statt Mandelkernen Aprikosen- oder Pfirsichkerne verarbeitet (deren Bitterstoffe aber entfernt werden müssen), ist die süße Masse kein Marzipan, sondern Persipan.

Aus Haselnüssen mit Zusatz von Kakao wird Nougat hergestellt.

 

Lübecker Rotspon

Ein anderes Lübecker Produkt ist Lübecker Rotspon. Rotspon ist der altdeutsche Name für roten Fasswein. Es ist französischer Rotwein, der in Lübeck in Eichenfässern reift und danach meist verschnitten (verschiedene Chargen, verschiedene Weingüter) und auf Flaschen abgefüllt wird.

Die Idee dieser Art der Verfeinerung von Wein hatte ein Lübecker Reeder und Kaufmann im 17. Jahrhundert. Von Lübeck aus wurde seit dem 16. Jahrhundert Salz zur Konservierung von Fischen nach Frankreich (Biskaya) verschifft. Jetzt nahmen die Schiffe Fässer mit Bordeaux-Wein auf der Rückreise mit.

Rotspon ist auch in Hamburg und anderen Hansestädten bekannt (und keine geschützte Marke).


Westlich der Lübecker Altstadt fließt die Trave um die Stadt, davor der Stadtgraben als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Im Osten begrenzt jetzt der Elbe-Lübeck-Kanal die Altstadt. Davor war es eine Kette von Seen (Mühlenteich, Krähenteich) und der Fluss Wakenitz (slawisch, Barsch-Fluss), der vom Ratzeburger See kommt.

 

Der Elbe-Lübeck-Kanal zwischen Lübeck und Hamburg verbindet die Ostsee (über die Trave) mit der Nordsee (über die Elbe). Eröffnet wurde der Kanal im Jahr 1900.  Treibende Kraft war Lübeck, damit die Stadt nach dem Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nord-Ostsee-Kanal) konkurrenzfähig bleiben sollte.

In Lübeck entstand durch die Kanal-Verbindung die Altstadtinsel. 


Vorgänger-Kanal war das Fluss-Kanal-System des Stecknitz-Delvenau-Kanals. Ein 11 Kilometer langer Kanal verband die bei Lauenburg in die Nordsee mündende Delvenau mit der in die Trave fließenden Stecknitz. Die Wasserstraße wurde von 1391 bis 1398 gebaut und musste die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee überwinden.

Grundlage für den Kanalbau war eine Vereinbarung der Hansestadt Lübeck mit dem Herzogtum Sachsen-Lauenburg. Für Lübeck war der Kanalbau wichtig für die Verbindung zu Hamburg und in die Nordsee, insbesondere für den Salztransport. Der Kanal ersetzte den unsicheren Landweg und den gefährlichen Seeweg durch den Öresund, für den auch noch eine Sund-Steuer zu zahlen war.

In einer fünfwöchigen Fahrt wurde das für die Ostsee-Heringe benötigte Salz von Lüneburg über die Ilmenau, die Elbe und den Kanal nach Lübeck transportiert.  Fast 500 Jahre blieb der Kanal in Betrieb.

Der Kanal-Verlauf wurde für den nachfolgenden Elbe-Lübeck-Kanal weitgehend genutzt.

 

Fast zeitgleich zum Elbe-Lübeck-Kanal wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal, heute Nord-Ostsee-Kanal gebaut, von 1887 bis 1895. Beide Kanäle wurden für 1000-Tonnen-Schiffe ausgelegt. Die Begründung für den fast zeitgleichen Bau ähnlicher Kanäle konnte ich nicht finden, nur, dass die Lübecker ihren Kanal in Konkurrenz zum Kaiser-Wilhelm-Kanal sahen. Vielleicht ist es so ähnlich zu sehen, wie die ständige Vertiefung der Elbe für große Containerschiffe, obwohl in Wilhelmshaven ein Tiefwasserhafen besteht.

 

Über den Holstentorplatz verlasse ich die Lübecker Altstadt und fahre noch kurz am Handelshof und dem gegenüberliegenden Bahnhof vorbei.

Dann geht es zurück zur Ostseeküste. Fast auf der gleichen Strecke wie auf der Herfahrt. Wieder über Bad Schwartau.

 

Bad Schwartau
1.100 Einwohner, Land Schleswig-Holstein, Landkreis Ostholstein.

Bad Schwartau liegt am Zufluss der Schwartau (wendisch: die sich schlängelnde) in die Trave nördlich von Lübeck.
Stadtrecht hat Schwartau erst 1912 erhalten. Ein Jahr später bekam die Stadt den Zusatz Bad. 
 

1895 war eine Solequelle mit hohem Jodgehalt entdeckt worden. Der örtliche Braumeister wollte mit einer Bohrung Tiefenwasser für das in Mode gekommene „Selterswasser“ (Mineralwasser mit Kohlensäure versetzt) fördern. Er stieß auf eine Solequelle. 1901 eröffnete er das „Elisabeth-Sol- und Moorbad“,  für Schwartau der Beginn als Kur- und Badeort.

Das Brauereigelände wurde 1905 von einer Vorgänger-Gesellschaft des Konfitürenherstellers „Schwartauer Werke“ gekauft. Sie gehören der „Dr. Arend Oetker Holding“, die auf die Schwester von Rudolf-August Oetker (Bielefelder Oetker-Konzern) zurückgeht. 

Bei Ratekau fahre ich nicht Richtung Timmendorfer Strand sondern etwas weiter westlich nach Scharbeutz. Jetzt bin ich wieder an der Ostseeküste.

Es folgen die Ostseebäder Haffkrug und Sierksdorf und dann nach einer Strecke im Landesinneren Neustadt in Holstein.

 

Neustadt in Holstein
15.000 Einwohner, LandSchleswig-Holstein, Landkreis Ostholstein.

Holstein liegt an der Lübecker Bucht, inmitten der Linie von Seebädern an der Ostseeküste: Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Haffkrug, Neustadt-Pelzerhagen, Grömitz, Kellenhusen. 
Neustadt gehört zum südlichen Teil des historischen Wagriens (zwischen Kieler Förde und Lübecker Bucht, slawisches Siedlungsgebiet). Ab Mitte des 12. Jahrhunderts wurden im Wagrien Siedler durch den Grafen von Holstein angesiedelt. 

Als wirtschaftlichen Mittpunkt des Wagriener Siedlungsgebietes und Hafens gründete der Graf von Holstein 1244 die Siedlung Neustadt (die „Nighestad“ des Ortes Altenkrempe im Binnenland). Die Siedlung wurde nach dem gleichen Schema wie Lübeck angelegt. Die alte Siedlungsstruktur ist noch weitgehend erkennbar. Von der Stadtbefestigung ist noch das Kremper Tor erhalten.

 

Am Beispiel der Stadt Neustadt kann man die immer wieder erfolgenden Rückschläge im Laufe der Zeit nachvollziehen:

1350   Pestepidemie,
1391    Zerstörung ganzer Stadtteile durch Feuer,
1399   wie oben,
1419    wie oben,
1425   wie oben,
1623   Pestepidemie,
1618    bis 1648 Zerstörungen im 30-jährigen Krieg,

Zahlung von Kriegszoll, Einquartierungskosten etc.,

1711     Pestepidemie,
1713    bis 1720 Kriegszoll im Großen Nordischen Krieg,
1750    Zerstörung ganzer Stadtteile durch Feuer,

1817   Zerstörung des Rathauses und der Hälfte der Stadt (129 Wohnhäuser) durch Feuer. 

Im 14. Jahrhundert war Neustadt ein wichtiger Hafen für holländische und dänische Schiffe, obwohl oder weil Neustadt nicht zur Hanse gehörte. Die Holländischen Kaufleute brauchten hier kein Stapelrecht beachten.

Auch für Seeräuber war Neustadt wohl ein wichtiger Hafen. Jedenfalls beschwerte sich der Lübecker Rat 1420, Neustadt würde 200 Seeräubern Unterschlupf gewähren und Kaper-Schiffe ausrüsten. In drei Tagen hätten die Seeräuber zehn Schiffe mit hanseatischen Gütern erbeutet. 

Im 17. Jahrhundert wurde Neustadt ein Werftstandort. U.a. wurden für den dänischen König mehrere Kriegsschiffe gebaut (der dänische König war von 1460 – 1864 auch Herzog von Holstein). Für das dafür benötigte Holz wurden die Wälder im Hinterland abgeholzt. 


Für ein mittelgroßes Schiff benötigte man 4.000 Eichenstämme. Das größte auf der Werft gebaute Kriegsschiff (1649) hatte 100 Kanonen und 500 Mann Besatzung. 

Pagodenspeicher

Ehemaliger Getreidespeicher von 1830. Die Dachform mit den umlaufenden Dachluken zur Getreidetrocknung erinnert an eine Pagode. 


Pagodenspeicher
            Kremper Tor
             Mittelalterliches Stadttor. 

 Stadtkirche

 Backsteingotik, von 1238

Nach Neustadt fahre ich über den kleinen Ort Altenkrempe, um dort die Backstein-Basilika aus Anfang des 12. Jahrhunderts zu sehen. 

Basilika Altenkrempe

Altenkrempe
war im 12. Jahrhundert ein Ausgangspunkt für die Eroberung und Slawenbekehrung des Wagrien. Der Zusatz „Alt“ (Oldhenkrempe) wurde vorgestellt zur Unterscheidung von der Neugründung „Nyge Crempe“, später als „Nyestadt“ – Neustadt bezeichnet.
 

Von Altenkrempe wieder Richtung Ostsee nach Grömitz, dann aber gleich wieder von der Küste weg nach Cismar. Hier interessiert mich das Kloster, bevor ich mein vorletztes Nachtquartier in Thomsdorf ansteuere.

 

Kloster Cismar 

Seit 1245 gibt es das Benediktinerkloster St. Johannis in Cismar. Gegründet wurde es aber schon früher, 1177 in Lübeck. Nach der Verlegung des Bischofssitzes von Oldenburg in Holstein nach Lübeck holte der Lübecker Bischof die ersten Mönche aus der Residenzstadt Heinrichs des Löwen Braunschweig. 

Klostergebäude 
Keine 100 Jahre später mussten die Benediktinermönche Lübeck verlassen und in die Nähe von Oldenburg ziehen. Der Umzug war nicht ganz freiwillig. Das Kloster hatte Lübecker Patrizier-Witwen und –Töchter als Nonnen in das Kloster aufgenommen und in der Stadt gab es Beschwerden über das Benehmen der Klosterbrüder innerhalb und außerhalb der Klostermauern. Der Graf von Holstein ordnete die Verlegung der Benediktinermönche in das wenig christianisierte Wagrien (Ostholstein) an. Das Kloster hatte dort Ländereien.

So mussten die Mönche 1245 nach Cismar ziehen. Die Nonnen blieben in dem nunmehr Zisterzienserinnenkloster in Lübeck. 

Klosterkirche
Das Johannis-Kloster in Cismar war nicht nur reich mit Ländereien ausgestattet. Es häufte im Laufe der Zeit auch eine umfangreiche Sammlung von über 800 Reliquien an. Darunter eine „Heilig-Blut-Reliquie, die eine Schenkung Heinrichs des Löwen gewesen sein soll. Auch eine heilige Quelle trug zum Ruhm des Klosters als Wallfahrtsort bei.

Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Echtheit der Heilig-Blut-Reliquie durch den Lübecker Bischof aberkannt. Die Bedeutung des Wallfahrtsortes schwand und damit der Wohlstand des Klosters.

Die Reformation führte 1561 zur Säkularisierung des Klosters, d.h. es wurde herzogliches Eigentum.

Die Klosterbibliothek mit lateinischen Handschriften und Inkunabeln befindet sich heute in der Dänisch Königlichen Bibliothek in Kopenhagen.

 

Thomsdorf
Ortsteil der Gemeinde Riepsdorf, die zum Amt Lensahn im Kreis Ost-Holstein gehört. Die Verwaltungsaufgaben des Amtes werden von der Verwaltung der Gemeinde Lensahn erledigt. 


Die Kommunalverwaltung ist in Schleswig-Holstein vielfältig. Gemeinden können amtsfrei sein und ihre Verwaltungsaufgaben selbst erledigen oder einer anderen Gemeinde übertragen. Gemeinden können einem Amt angehören, das die Verwaltungsaufgaben mit einer eigenen Verwaltung übernimmt oder der Verwaltung einer dem Amt angehörenden Gemeinde überträgt. 


In Thomsdorf habe ich übernachtet, weil es bis Oldenburg in Holstein etwas zu weit für die Tagestour gewesen wäre und bis Grömitz die Tagesstrecke zu kurz gewesen wäre. Der Ort  ist ein bisschen weit ab von den touristischen Gebieten. Der Gasthof des Ortes war nur am Wochenende geöffnet, also musste ich mich selbst verpflegen. Ging auch, mit Fischbrötchen aus Grömitz.

 

Zu dem Bericht gibt es auch ein Fotoalbum