Die Schlösser der Loire
Metz – Nancy – Sancerre
Metz – Nacy – Sancerre
Die Stadt wurde um 1600 mit dem Bau der Friedrichsburg systematisch gebaut. Die Straßen sind wie ein Gitter rechtwinklig angelegt. Die Friedrichsburg war ein Festungsbau, den Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz zusammen mit der auf der anderen Rheinseite gelegenen Rheinschanze errichten ließ. Mannheim war damals ein Dorf. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurden die Burg und die Stadt zerstört.
1720 verlegte der katholische Kurfürst Karl Phillip seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim. Hintergrund war ein Streit des katholischen Karl Phillip mit dem reformierten Kirchenrat von Heidelberg. Im gleichen Jahr wurde mit dem Bau des Schlosses auf dem Gelände der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Friedrichsburg begonnen. Der Bau dauerte 40 Jahre. 1778 verlegte der Kurfürst seine Residenz von Mannheim nach München. Er hatte das Herzogtum Bayern geerbt. 1802 kamen die Stadt und das Schloss durch den Reichsdeputationshauptschluss (Gebietsänderungen im Deutschen Reich zur Entschädigung linksrheinisch verlorengegangener Gebiete durch französische Eroberungen) zur Markgrafschaft Baden. Heute ist das Schloss Sitz der Universität Mannheim.
Am Mittag starten wir mit dem Studiosus-Bus von Mannheim nach Metz. Wir durchqueren das Bundesland Rheinland-Pfalz und das französische Départment Moselle. In Metz sehen wir uns die Kathedrale mit den weltweit größten Kirchenfenstern aus dem Mittelalter und neuerer Zeit, u.a. von Marc Chagall, an. In den gegenüber der Kathedrale gebauten Bischofspalais konnte nie ein Bischof einziehen. Die Französische Revolution verhinderte das. Kirchen und Klöster wurden verstaatlicht. Aus dem Palast für den Bischof wurde eine Markthalle für das Volk.
Das Départment Moselle ist eines von 83 französischen Departments. 1871 bis 1918 war es ein Teil von Lothringen im deutschen Reichslandes Elsass-Lothringen.
Metz
Die Regionen sind in Departements unterteilt. Es gibt in den europäischen Regionen insgesamt 101 Departements. An der Spitze der Verwaltung steht der von der Zentralregierung ernannte Präfekt des Departements.
Die
Region Grand East
liegt zwischen dem Großraum Paris, Belgien und Deutschland. Sie umfasst das
Gebiet von den Ardennen bis zu den Vogesen.
Das Department Moselle ist nach dem Mosel-Fluss benannt und umfasst zusammen mit dem Department Meuthe et Moselle etwa das Gebiet des ehemaligen Lothringen. Metz ist die Hauptstadt des Departments.
Lothringen
Nach dem Tod Kaiser
Karls des Großen (747 bis 814) erbte sein Sohn Ludwig der Fromme das
Reich. Dessen drei Söhne teilten das Erbe unter sich im Vertrag von Verdun 843
auf:
Karl der Kahle bekam
das Westfrankenreich, aus dem
später Frankreich hervorgehen sollte;
Ludwig der Deutsche erhielt
das Ostfrankenreich (mit den
Herzogtümern Sachsen, Bayern und Schwaben) , aus dem später das Heilige Römische Reich hervorging.
Lothar als ältester
erhielt die Kaiserwürde des Römisch-Deutschen Reiches sowie das später
als Mittelreich bezeichnete Lothardi Regnum, das sich von
der Nordsee bis nach Italien erstreckte.
Lothars Reichsteil wurde nach
seinem Tod unter seinen drei Söhnen im Vertrag von Prüm 855 aufgeteilt:
Der Norden wurde zu Lotharingien (Lothringen) und ging an Lothar
II..
Karl von der Provence erhielt die Provence und einen Großteil Burgunds.
Ludwig II. bekam Italien und die Kaiserwürde.
Lotharingien wurde 959 in die
Herzogtümer Niederlothringen (mit den Städten Lüttich, Achen, Köln, Utrecht)
und Oberlothringen (mit den Städten Verdun, Metz, Trier) geteilt. Der
größere Teil von Oberlothringen wurde das Herzogtum Lothringen im
Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden Teile Lothringens (die Bistümer Toul, Metz und Verdun) Frankreich zugesprochen. 1670 besetzte der französische König Ludwig XIV. das Herzogtum. Nach dem deutsch-französischen Krieg kam das Gebiet1871 zum Deutschen Reich (bis 1918).
Metz war französische und deutsche Festungsstadt. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts begann der französische Festungsbaumeister Vauban mit dem Bau der Befestigungsanlage. Nach dem deutsch-französischen Krieg übernahm das Deutsche Reich 1871 die Anlagen und erweiterte sie.
Mit dem Vertrag von Versailles kam Metz 1919 zu Frankreich. 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht die Stadt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Metz mit Elsass-Lothringen wieder Teil Frankreichs.
Stadtrundgang:
Nach der
Französischen Revolution wurde der Kirchenbesitz verstaatlicht. Das gilt auch
heute noch. Die bis 1905 (Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat) errichteten
Kirchengebäude werden vom Staat unterhalten und den Kirchengemeinden kostenlos
zur Verfügung gestellt.
Die Evangelische Stadtkirche Metz wurde 1904 fertiggestellt. Durch den Zuzug evangelischer Reichsdeutscher in das katholische Metz nach dem Deutsch-Französischen Krieg (Eingliederung von Elsass-Lothringen in das Deutsche Reich) brauchte man eine evangelische Kirche.
***
Nach Übernachtung in Metz fahren wir am zweiten Tag im Tal der Mosel bis Nancy. Wir sind im Mittelpunkt von Lothringen. Unser Ziel ist Sancerre im Loire-Tal. Die Stadt liegt am westlichen Ufer der Loire, umgeben von den Weinbergen des Sancerre-Weingebiets.
Mosel/Moselle
1956 wurde zwischen Frankreich,
Luxemburg und Deutschland der Moselausbau vereinbart. Die Zustimmung
Deutschlands zur Moselkanalisierung war der Preis für die Anbindung Breisachs
an den Rheinseitenkanal.
Siehe: Mit dem Rad von Pforzheim bis
Karlsruhe,
6.
Etappe Freiburg bis Straßburg.
Nancy
Meuthe-et-Moselle liegt südlich des Departments Moselle. Es ist zusammen mit dem Department Moselle das Kerngebiet des ehemaligen Lothringen. Nancy ist die Hauptstadt/Präfektur des Departments.
Von
Mitte des 10. Jahrhunderts bis 1766 war Nancy Hauptstadt des Herzogtums
Lothringen.
Letzter Herzog von Lothringen war mit Stanislas
Leszczyński (1677 – 1766) ein ehemaliger polnischer König.
Von 1704 bis
1709 war er als Nachfolger August II. (August der Starke, 1694 bis
1733 als August I. Kurfürst von Sachsen) polnischer König. August der
Starke hatte sich 1694 die polnische Königskrone erkauft. Nach der Niederlage Polens gegen Schweden im
Großen Nordischen Krieg musste August der Starke auf Druck des polnischen Adels
auf die polnische Königskrone verzichten und Leszczynski wurde als Nachfolger
gewählt.
Nachdem Schweden
im Krieg gegen Russland unterlag wandte sich ein großer Teil des polnischen Adels
gegen den mit den Schweden paktierenden König Leszczynski und wählte 1709 August
II. den Starken erneut zum polnischen König.
Nach dem Tod
August II. gelang es Stanislaus 1733, noch einmal, zum
polnischen König gewählt zu werden. Dabei hatte Frankreich mitgeholfen
(Stanislaus hatte 1723 die Tochter des französischen Königs geheiratet), zum
Unwillen des deutschen Kaiser Karl VI. (Heiliges Römisches Reich). Es folgte
der Polnische Thronfolgekrieg. Im Ergebnis wurde 1735 der Sohn August
des Starken, August III., polnischer König.
Nach dem Herzogtum-Tausch erhielt Stanislaus als Entschädigung für
die verlorene polnische Königskrone das Herzogtum Lothringen auf
Lebenszeit. Nach seinem Tod sollte es an Frankreich fallen.
Der historische Stadtkern besteht aus der Ville-Vieille (Altstadt), gebaut ab dem 12. Jahrhundert, und der Ville-Neuve (Neustadt), die ab dem 16. Jahrhundert entstand.
Stadtrundgang:
Unser Stadtspaziergang beginnt im Bahnhofsbereich und führt uns zum Hauptplatz der Stadt, dem Place Stanislas. In der Verlängerung des Platzes ist der Place de la Carriére mit dem Gouverneurspalast. Wir gehen weiter durch den Parc de la Pepiniere zur Porte Sainte-Catherine mit einem weiteren Triumphbogen.
Im historischen Zentrum sind zahlreiche
Herrenhäuser im Stil der Renaissance und des Klassizismus erhalten, die
von den Adelsfamilien am Hof der lothringischen Herzöge erbaut wurden. Danach
war um 1900r die Zeit des Jugendstils, französisch Art Nouveau.
Place Stanislas (3)
Der Stanislaus-Platz wurde im 18. Jahrhundert zwischen der Altstadt und der
Neustadt angelegt. Er gilt als Beispiel des französischen Klassizismus. Mehrere
Gebäude umgeben den Platz, die jetzt als Hotels und Restaurants genutzt werden.
Zum 250-jährigen Jubiläum wurde der Platz 2005 in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt. Die Einweihung fand anlässlich eines Gipfels des Weimarer Dreiecks (Treffen der Regierungschefs dreier Staaten) statt, mit dem französischen Präsident Jacques Chirac, dem polnischen Präsident Aleksander Kwasniewski und dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Der Platz wurde von Stanislas Leszczynski in Auftrag gegeben. Im Mittelpunkt steht eine Statue von Stanislas, allerdings erst seit 1831. Davor stand hier die mit dem Platz in Auftrag gegebene Statue Ludwigs XV. (er war der Schwiegersohn von Stanislas), die in der Französischen Revolution zerstört wurde.
Das größte Gebäude ist das Rathaus an
der Südseite des Platzes. Am Giebel ist das Wappen von Stanislas angebracht.
Place de la Carriére (5)
Es ist die Verlängerung des Place Stanislas. Der Platz entstand Mitte des 16. Jahrhunderts,
als die mittelalterlichen Festungsanlagen versetzt wurden. Rund um den Platz
errichteten Adelsfamilien repräsentative Stadtpalais.
Der Platz vor dem Gouverneurspalast wird von zwei Kolonaden (7) eingerahmt. Benannt ist der Platz nach Charles de Gaulles, an dessen Rede 1940 von London aus an alle Franzosen erinnert wird.
Basilika
Saint-Epvre (8)
In der Nachbarschaft des Herzogspalasts wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die neugotische Basilika errichtet. Sie steht auf dem höchsten Punkt der mittelalterlichen Stadt, an der Stelle einer Mitte des 15. Jahrhunderts gebauten gotischen Kirche.
Kirche Cordeliers (10)
Hier befinden sich die Gräber der Herzöge von Lothringen. Nur das Grab von Stanisaus ist in der Bonsecours-Kirche.
Wir gehen durch den Park
de la Pépiniére (11). Es ist die ehemalige königliche Gärtnerei, die von Stanislas
an der Stelle der ehemaligen herzoglichen Gärten und der Bastionen der Altstadt
angelegt wurde. 1835 wurde die Anlage in
einen öffentlichen Park umgewandelt.
Weiterfahrt nach Sancerre. Ein Dorf auf einem Hügel oberhalb des Loire-Tals, umgeben von Weinbergen. Natürlich haben wir den Sancerre-Wein probiert. Es ist ein in Mode gekommener Wein und darum recht teuer. Die benachbarten Regionen produzieren sehr ähnliche Weine: Pouilly-Fumé, Reuilly, Quincy, Touraine.
Sancerre
Die Region Centre Val de Loire liegt südlich von Paris und in der Mitte der
nördlichen Hälfte Frankreichs. Die Hauptstadt/Präfektur ist Orléans.
Das Department Cher ist nach dem Nebenfluss Cher der Loire benannt.
Der Ort Sancerre, in dem wir heute übernachten, ist ein kleines Dorf. Bekannt ist das Weinbaugebiet Sancerre. Gekeltert wird der Sancerre aus der Traube Sauvigneau Blanc.
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