Zu den Pyramiden von Guimar und nach Candelaria

Februar 2022

Die Pyramiden von Guimar

Wir waren, obwohl wir schon über 10 Jahre ein halbes Jahr auf der Insel sind, noch nie bei den Pyramiden von Guimar. Sie sind natürlich nicht mit den ägyptischen Pyramiden von Gizeh zu vergleichen und sie sind noch sehr jung. Sie können frühestens im 19. Jahrhundert errichtet worden sein. Welchem Zweck sie dienten ist nach wie vor unklar. Aufgrund der baulichen Ausrichtung werden sie mit der Sonnenwende in Verbindung gebracht. Von der höchsten der sechs noch erhaltenen (von ehemals acht) Pyramide kann man zur Sommersonnenwende einen zweifachen Sonnenuntergang erleben.

Die Pyramide neben dem Musum.

Im Wasserbecken wor der Pyramide:
Blauer Lotus - Heilige Pflanze im alten Ägypten.

1998 gründete der norwegische Forscher Thor Heyerdahl den Pyramiden-Park in der Ortschaft Chacona (Gemeinde Guimar). Um die sechs erhaltenen Pyramiden herum wurde ein Landschaftspark angelegt und ein Museumsbau errichtet. 1990 hatte Heyerdahl mit Unterstützung des Reeders Olsen (norwegische Reederei, die Fährlinien zwischen den kanarischen Inseln betreibt) mit der Ausgrabung der Pyramiden bei Guimar begonnen.

Teil des Landschaftsparks neben dem Ort Chacona.


Eine der Pyramiden. Im Hintergrund die Ladera de Guimar.

Die Pyramiden sind rechteckige Terrassenbauten aus Lavasteinen. Durch archäologische Grabungen wurde festgestellt, dass die Pyramiden frühestens im 19. Jahrhundert errichtet wurden. Nach Überlieferungen sollen solche Pyramiden nicht nur in Guimar sondern an vielen Orten auf Teneriffa errichtet worden sein. Sie wurden im Laufe der Zeit abgebaut und als Baumaterial genutzt.

Welche Funktion die Pyramiden hatten, konnte noch nicht zweifelsfrei geklärt werden. Das verwundert, sind die Pyramiden doch noch nicht so alt. Vermutet wird, dass die Pyramiden mit der Sonnenwende in Verbindung gebracht werden können. Von der größten Pyramide kann man am Tag der Sommersonnenwende einen zweifachen Sonnenuntergang sehen. Die Sonne verschwindet hinter einer Bergspitze und taucht danach wieder auf.

Auch die Freimaurer mit ihrer Symbolik werden mit den Pyramiden in Verbindung gebracht. Gestützt wird die Annahme auch dadurch, dass der Eigentümer zur Zeit der Erbauung ein Freimaurer war. Aber erklärt das auch die anderen Pyramiden, die einmal an anderen Orten existiert haben sollen? Dass man so wenig über die Bauten weiß, verwundert schon.

Eine andere Hypothese hat der norwegische Forscher Thor Heyerdal (1914 – 2002) aufgestellt. Er bringt die Pyramiden auf Teneriffa mit den ägyptischen Pyramiden und den Bauten der Maya in Mittelamerika in Verbindung. Mit einem Papyrusboot nach ägyptischen Vorlagen erreichte er von Marokko aus nach fast zwei Monaten die karibische Insel Barbados und wollte damit beweisen, dass seine Theorie möglich war. Seine Annahmen zu den Teneriffa-Pyramiden wurden allerdings widerlegt. Die Pyramiden sind viel zu jung, dass sie mit den ägyptischen und mittelamerikanischen Bauten in Verbindung gebracht werden können.

Der Landschaftspark beheimatet endemische Pflanzen der Kanaren.
Hier: Kanaren-Wolfsmilch "Cardón".
Der Pflanzensaft ist giftig und wurde von den Guanchen
als Gift beim Fischfang eingesetzt.

Balsam-Wolfsmilch "Tabaiba dulce".
Der Pflanzensaft ist nicht giftig und wurde früher als Kaugummi 
und zum Abdichten von Weinfässern verwendet.



Unter einer der Pyramiden befindet sich eine Höhle aus der Guanchenzeit, die Höhle "Cueva Chacona", eine 8 Meter lange Vulkanröhre. Fundstücke weisen daraufhin, dass die Höhle als Wohnraum genutzt wurde. Die Funde konnten in die Zeit 680 bis 1020 n.Chr. datiert werden. Eine Verbindung der Höhle mit den Pyramiden besteht nicht.

Die Guanchenhöhle unter der Pyramide.

Im Museum des Pyramiden-Parks ist ein Nachbau des Papyrusboots RA II ausgestellt, mit dem Thor Heyerdahl nach Barbados gesegelt ist. Auch Teile der Forschungsarbeiten Heyerdahls werden vorgestellt. Schwerpunkte sind seine Forschungen zur Besiedlung der Osterinseln und Polynesiens im Südpazifik. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Ausstellung zur Meeresverschmutzung. Schon mit seiner Fahrt mit der RA II im Jahr 1970 dokumentierte er im Auftrag der UNO die Verschmutzung des Meeres.

Übrigens, Thor Heyerdahls dritte Frau, Jacqueline Beer, war die Nachbarin unserer Freunde Nenita und Dieter, als sie in unserer Nähe in La Paz wohnten.

Wolken lagen auf den Bergen.
Unten an der Küsten schien die Sonne.

Blick auf den Montana Grande bei Guimar.
Bei der Wanderung um den Barranco Araya konnte man
von ober die Kratervertiefung des Vulkankegels sehen.



Die Basilika von Candelaria

Wir haben den Besuch der Pyramiden mit einer Besichtigung der Basilika von Candelaria verbunden. Die Orte liegen dicht beieinander. Die „Basílica de Nuestra Señora de la Candelaria“ ist der bedeutendste Wallfahrtort der Insel. Verehrt wird die „Jungfrau von Candelaria“, die „Virgen de Candelaria - Nuestra Señora de Candelaria”, eine Darstellung Marias. Sie ist die Schutzpatronin der Kanarischen Inseln. Die Jungfrau von Candelaria wird jedes Jahr zweimal gefeiert.

Die Fußgängerzone von Candelaria.
Im Hintergrund der Glockenturm der Kathedrale


Der „Dia de Candelaria“ am 15. August ist der höchste Feiertag der Kanaren und ein spanischer Nationalfeiertag. Er wird in Erinnerung an das Auftauchen der Madonnen-Figur gefeiert. An dem Tag wird in der katholischen Kirche auch das Fest „Maria Himmelfahrt“ gefeiert.
 

Am 2. Februar wird auf den kanarischen Inseln ebenfalls der „Dia de Candelaria“ gefeiert. Es ist zugleich das Fest „Mariä Lichtmess“. In der Nacht erfolgt ein Umzug mit brennenden Kerzen.

Die Stadt Candelaria hat ihren Namen von dem Lichtmess-Fest erhalten. „Candelaria“ ist die spanische Bezeichnung für das Lichtmess-Fest.

Im Jahr 1599 erklärte der Papst die Jungfrau von Candelaria zur Schutzpatronin des Bistums Kanarische Inseln.

Es gibt mehrere Pilgerwege nach Candelaria. Kanarische Auswanderer haben den Feiertag auch nach Südamerika gebracht, wo ebenfalls das Fest der „Virgen de Candelaria“ gefeiert wird.

Mit dem Bau der Basilika wurde 1949 begonnen. Nach 10 Jahren war sie fertiggestellt. Seit 2011 ist sie eine „Basilica minor“ und kann das Papstwappen tragen. Herausragendes Bauteil ist der 45 Meter hohe Glockenturm. Der wichtigste Teil ist das Marienbild der Jungfrau von Candelaria in einer Kapelle hinter dem Altarraum. Wegen ihres dunklen Gesichts wird sie auch als „Schwarze Madonna“ bezeichnet. Die Basilika hat mehrere vorangegangene Bauten.

Basilika Candelaria.
Links neben dem Glockenturm ist das Kloster.

Begonnen hat alles mit einer Marienfigur, die wohl Missionare um die Jahrhundertwende 1400 auf die Insel gebracht haben. Missionare waren schon vor der Eroberung 1464 auf der Insel.

Eine Legende besagt allerdings, dass zwei Guanchen die Figur am Strand gefunden hätten und ihrem Mencey, dem Guanchen-Fürsten, brachten. Der verwahrte sie in seiner „Residenz“, der Höhle von Chinguaro im heutigen Guimar. Die Guanchen brachten die Figur mit einer ihrer Gottheiten, Chaxiraxi, in Verbindung und verehrten sie.

Im Jahr 1446 entdeckte ein getaufter Guanche, Antón, dort die Marienfigur. Er erreichte beim Mencey, dass er die Figur als christliches Bildnis in seine Eremiten-Höhle Achbinico bringen konnte. Nach der Eroberung Teneriffas wurde in der Höhle ein Altar errichtet.

Am Lichtmess-Fest 1526 wurde die Marienfigur in einer dafür in der Höhle errichteten Kapelle aufgestellt, die dem Heiligen Sankt Blasius (San Blas) geweiht wurde.

Im 16. Jahrhundert wurde das DominikanerklosterReal Convento de Nuestra Señora de la Candelaria”) gebaut, in dessen Obhut die Marienfigur gegeben wurde. Neben dem Kloster-Neubau von 1803 (nach Brand-Zerstörung des alten Klosters) steht jetzt die Basilika von Candelaria. Hinter dem Kloster ist der Eingang zur Höhle Achbinico bzw. San Blas.

1669 wurde mit dem Bau einer dreischiffigen Basilika begonnen. Sie wurde mit dem Kloster 1789 durch einen Brand zerstört. Das Heiligenbild konnte gerettet werden und wurde in der 1803 fertiggestellten Klosterkirche aufgestellt.

Es gab mehrere Ansätze zum Bau einer neuen Wallfahrtkirche. Erst 1949 wurde mit dem Bau der heutigen Wallfahrt-Basilika begonnen.

Eingangsportal und Kirchenschiff.

Die heute verehrte Marienfigur ist nicht mehr die aus der Eremiten-Höhle. Sie war eine vollständig aus Holz geschnitzte Figurengruppe der heiligen Jungfrau und Kind. Die dunkele Gesichtsfarbe soll die Figur durch den Ruß des offenen Feuers in der Höhle erhalten haben.

Man vermutet, dass die erste Figur im 16. Jahrhundert gegen eine Neuanfertigung ausgetauscht wurde.

Das Feuer von 1798 überstand diese Figur. Aber 1826 wurde das Marienbildnis bei einem Unwetter durch Wassermassen in das Meer gespült. Eine neue Jungfrau wurde 1830 gesegnet. Bei ihr waren nur die nicht durch die Kleidung verdeckten Teile aus Holz ausgearbeitet waren. Unter der Kleidung befand sich nur ein Gestell.

1972 wurde die Figur restauriert. Das Lattengestell wurde durch einen Körper aus Zedernholz ersetzt. Die Bekleidung der Figur richtet sich nach den liturgischen Farben. Die dunkele Gesichtsfarbe wurde beibehalten.

 

Virgen de Candelaria.


Die Guanchen am Meer

Am Platz vor der Basilika von Candelaria erinnern am Meer seit 1993 die übergroßen Abbilder der Guanchenkönige an die Zeit vor der Eroberung der Insel. Teneriffa war vor der Eroberung in neun Königreiche, den Menceyatos, aufgeteilt. Ihre Herrscher waren die Mencey. 

Abgebildet sind die Herrscher

Acaymo: Mencey von Tacoronte
Adjona: Mencey von Abona (er arbeitete zunächst mit den Eroberern zusammen)
Anaterve: Mencey von Güímar

Bencomo: Mencey von Taoro (er stürzte sich nach der verlorenen Schlacht bei Victoria de Acentejo in der Schlucht von Tigaiga (Los Realejos) in die Tiefe) 
Beneharo: Mencey von Anaga (er blieb durch ein Abkommen mit Fernández de Lugo in den Jahren der Eroberung neutral) 
Pelicar: Mencey von Adeje
Pelinor: Mencey von Icod
Romen: Mencey von Daute (er war einer der ersten, die gegen die Spanier Widerstand leisteten)
Tequeste: Mencey von Tegueste 

Die Mencey-Galerie

Das Aussehen der Figuren ist reine Phantasie. Es gibt keine Beschreibungen über das Aussehen der neun Guanchen. Die Kleidung und Werkzeuge sollen aber typisch sein. Auch ob es die wirklichen Namen der Könige sind, ist nicht belegt. Es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen darüber. Die Geschichtsforschung begann erst spät (um 1530 bis 1630) und die Guanchen-Nachfahren hatten nur geringe Erinnerung. Warum die Figuren gerade in Candelaria aufgestellt wurden, konnte ich nirgends finden.


🔄Link zum Inhaltsverzeichnis