Die Schlösser der Loire
Fontainebleau und Troyes

Juni 2025 

Eine Fahrt mit Studiosus zu den Schlössern im Tal der Loire und weiter nach Norden in die Ile-de-France vom 20. bis 29. Juni 2025.

Von unserer Reise, den Schlössern, Kathedralen, Städten und Landschaften berichte ich in Tagesabschnitten entsprechend dem Reiseverlauf: 

(1) Metz – Nancy – Sancerre
(2) Chambord – Cheverny – Blois
(3) Amboise – Chenonceau
(4) Tours – Villandry – Azay-le-Rideau
(5) Chartres – Rambouillet – Versailles
(6) Fontainebleau – Troyes
   

Hier der sechste und letzte Beitrag: 

Fontainebleau und Troyes 


9.  Tag 
Samstag 28. Juni. 

Fahrt zum Schloss Fontainebleau und nach Troyes. 
Übernachtung in Troyes im Hotel Mercure. 

Von Rambouillet fahren wir am Rand des Pariser Großraums Richtung Süd-Ost nach Fontainebleau und Troyes, wo unsere letzte Übernachtung vor der Rückreise nach Deutschland ist. 


Fontainebleau

16.000 Einwohner
Region Ile-de-France
Department Seine-et-Marne 

Das Department Seine-et-Marne macht den östlichen Teil der Ile-de-France aus und Fontainebleau liegt im Südwesten des Departements. In Fontainebleau widerrief 1685 König Ludwig XIV. das Edikt von Nantes, mit dem sein Großvater, Heinrich IV., knapp 100 Jahre zuvor (1598) den Hugenotten (calvinistische Protestanten) religiöse Toleranz und volle Bürgerrechte gewährt hatte.  


Heinrich IV. wollte mit dem Edikt von Nantes die Religionskriege zwischen Hugenotten und Katholiken in Frankreich beenden. Die Hugenotten bekamen das Recht der Religionsausübung in aller Öffentlichkeit. Ausgenommen waren allerdings Paris und Umgebung und die Städte mit einem Bischofssitz oder einem Königlichen Schloss. Der Schwerpunkt des Protestantismus war in Südfrankreich. Gleichzeitig bestätigte Heinrich IV. den Katholizismus als Staatsreligion.


Ludwig XIV. schaffte mit dem Edikt von Fontainebleau die Freiheiten der Hugenotten ab, weil er die die religiöse Einheit seines absolutistisch geführten Königreichs anstrebte und den Protestantismus als Bedrohung seiner absoluten Macht ansah. Die protestantischen Kirchen wurden abgerissen und die Pfarrer müssen sich zum Katholizismus bekehren oder das Land verlassen. Die protestantischen Einwohner durften das Land unter Strafandrohung nicht verlassen. Trotzdem verließen 300.000 Hugenotten das Land. Kaufleute, Handwerker und Fabrikanten gingen in protestantische Nachbarländer. Den Schaden hatte Frankreich. In den aufnehmenden Ländern trugen die Hugenotten zu wirtschaftlichem Aufschwung bei.   

Fontainebleau war von 1953 bis zum Austritt Frankreichs aus der NATO 1967 Sitz des NATO-Hauptquartiers. Jetzt ist das Hauptquartier in Brüssel.

 

Schloss Fontainebleau
Baujahr 1528
Bauherr u.a. König Franz I. und Heinrich II.
„Quelle schönen Wassers“ ist der Name des Schlosses. 

Das Hauptgebäude mit den nördlichen und südlichen Flügeln

Das Hauptgebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert
und wurde mehrmals umgebaut

Die monumentale Hufeisentreppe
wurde während der Zeit Ludwig XIII. errichtet.
Napoleon I.  nahm hier 1814  nach seiner Abdankung Abschied von der Garde.

Das Schloss gilt als der erste Renaissance-Bau in Frankreich. Mit dem Bau der jetzigen Anlage mit fünf Höfen wurde 1528 begonnen, die im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut wurden. Ursprung ist eine Burg aus dem 12./13. Jahrhundert, die zu einem Jagdschloss erweitert wurde. Der Burgfried ist erhalten geblieben.


Plan der Schlossanlage

Mit 1500 Zimmern ist es eines der größten Schlösser Frankreichs in einem 130 Hektar großen Park (das sind fast 100 Fußballfelder). Die Innenausstattung im Stil der Renaissance wurde stark von italienischen Künstlern geprägt. Fast 800 Jahre wurde es von französischen Herrschern bewohnt, u. a. Franz I., Marie-Antoinette, Napoleon Bonaparte, Napoleon III.. 

Ludwig XIV. ließ einen neuen Park anlegen und den Forst von Fontainebleau für Jagden erheblich erweitern. Der gesamte Hof Ludwig XIV. und später seines Nachfolgers zog jedes Jahr zur Jagdsaison im Herbst von Versailles nach Fontainebleau um. 

Napoleon Bonaparte sorgte für die Wiederherstellung des Schlosses Fontainebleau, indem er es sofort nach der Französischen Revolution wieder komplett möblieren ließ. Im Schloss dankte er 1814 ab. 

Die Umgestaltung durch Napoleon III. (1808 – 1873, Neffe Napoleons Bonaparte, französischer Staatspräsident der 2. Republik, der sich zum Kaiser des 2. Kaiserreichs putschte) mit Historismus-Elementen ist weitgehend erhalten. Ebenso eine von Napoleon Bonaparte eingerichtete Zimmerflucht. Napoleon III. vollendete den Schlossbau mit dem Bau des kaiserlichen Theaters 1857.

Eingang zum Schlosshof Cour d'honneur

Nordflügel aus der Zeit Franz I.
Die beiden Seitenflügel des Cour d'honneur
Südflügel aus der Zeit Ludwig XV.


Blick in den Cour de la fontaine.
Den Namen hat der Schlosshof von einem Brunnen,
der hier im 16. Jahrhundert stand und von Michelangelos Herkules gekrönt wurde.
Bei einer Umgestaltung des Gartens verschwand die Marmorstatue.

Im Cour de la fontaine

Figuren an der Treppe im Cour de la fontaine

Blick in den Garten vom Cour de Ovale

Der Garten der Diana 
auf der gegenüberliegenden Seite des Cour de Ovale

Im Schloss:




Kamin im Wachraum 

Ballsaal

Kamin im Ballsaal


Decke der königlichen Treppe



Diana Galerie

Schlosskapelle aus der Zeit Heinrich IV.
Ludwig XV. heiratete 1725 hier und Napoleon III.  wurde 1810 getauft.

Decke und Altar
der Schlosskirche "Kapelle der Dreifaltigkeit"


Nach der Schlossbesichtigung sind wir weiter nach Troyes gefahren. Das Bedeutende des Ortes Fontainebleau ist das Schloss und vielleicht Django Reinhardt, der 1953 in Fontainebleau gestorben ist. Er gilt als Begründer und Vorreiter des europäischen Jazz. Er trat u.a. mit Duke Ellington, dem bekanntesten Jazz-Musiker der USA, auf.  Sein Musikstil war der Zigeuner-Swing, eine Mischung aus New-Orleans-Jazz und der traditionellen Spielweise der Zigeuner. 

Jedes Jahr wird in Fontainebleau an Django Reinhardt, der in seinen letzten Lebensjahren in der Nähe von Fontainebleau lebte, mit einem Konzert erinnert. In diesem Jahr (2025)  waren es 100 Künstler, die vier Tage und vier Nächte (so die Ankündigungen) auf der Bühne waren. 

Ein Quartett wirbt für das Django-Reinhardt-Festival


Troyes
62.500 Einwohner
Region Grand Est
Department Aube 

Das Department Aube ist nach dem Fluss Aube benannt, die in die Seine mündet. Troyes liegt an der Seine und ist Verwaltungssitz des Departments. Nordwestlich liegt das Weinbaugebiet der Champagne.  

Über die Hälfte der Buntglasfenster in Frankreich befinden sich in den Kirchen des Departments Aube. Troyes wurde das Hauptzentrum der Glasmalkunst. In einem Jahrhundert, zwischen 1480 und 1580, arbeiteten 29 Glasmaler in der Stadt. Nicht nur in der Kathedrale von Troyes sind die Glasbilder zu sehen. Im Department gibt es rund 200 Kirchen mit historischen Glasmalereien.          


Hotel-Dieu-le-Comte
Das im 11. Jahrhundert gegründete 
Krankenhaus Hotel-Dieu-le-Comte
später Teil des Palastes der Grafen der Champagne, 
beherbergt jetzt eine Ausstellung über Glasmalerei, die Cité du Vitrail (Stadt der Glasmalerei). Teile des Gebäudes werden auch von der Universität genutzt.

In der Römerzeit war Troyes die Stadt Augustobona. Im 4. Jahrhundert wurde Troyes Bischofssitz und im Frühmittelalter gehörte die Stadt dem Bischof. Im 10. Jahrhundert wurde Troyes Zentrum der Grafschaft Troyes. Die Grafen lösten den Bischof als Stadtherren ab und Anfang des 12. Jahrhunderts nahmen sie nach Zusammenlegung der Grafschaften Troyes und Meaux den Titel eines Grafen der Champagne an. Troyes wurde die Hauptstadt der Champagne.  

In Troyes lebte einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters, der französische Rabbiner Raschi (Schlomo Jizchaki, 1040 – 1105). Sein Bibelkommentar wird bis heute studiert und in den meisten jüdischen Bibelausgaben abgedruckt; sein Kommentar des babylonischen Talmuds gilt ebenfalls als einer der wichtigsten und ist in allen gedruckten Ausgaben des Talmuds beigefügt.    



Cathédrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul de Troyes

Die Kathedrale des Bistums zählt zu den Hauptwerken der französischen Gotik. 



Vor dem Bau der Kathedrale war hier bereits im 4. Jahrhundert eine Kirche. Eine erste Kathedrale, dem heiligen Bischof Lupus geweiht, wurde von den Wikingern zerstört. Danach wurde um das Jahr 1.000 eine frühromantische Kathedrale errichtet.

Die heutige Kathedrale wurde hauptsächlich nach 1200 gebaut, endgültig fertiggestellt aber erst im 17. Jahrhundert. Der Grund für die lange Bauzeit waren Kriege, Brände und Geldmangel. Es wurde auch nur einer von zwei geplanten Türmen fertiggestellt. 

Die Taufe des Heiligen Augustinus
Skulpturengruppe in der Taufkapelle

Die Kirchenfenster wurden entsprechend den Bauphasen der Kathedrale hergestellt, beginnend mit dem 13. Jahrhundert. Die Glasfenster machen eine Fläche von 1.200 Quadratmetern aus, von insgesamt 9.000 Quadratmetern in den Kirchen im gesamten Departement Aube.











Ehemaliger Bischofspalast neben der Kathedrale.
Jetzt ist dort das Museum für moderne Kunst.

Stadt der Fachwerkhäuser 

Troyes ist stolz auf die vielen Fachwerkhäuser in der Innenstadt. Sie stammen alle aus der Zeit nach 1524, als ein großer Stadtbrand über 1.500 Häuser zerstörte. Die reicheren Bürger bauten ihre neuen Gebäude aus Stein im aktuellen Stil der Renaissance. Die weniger wohlhabenden Bürger bauten ihre Häuser originalgetreu wieder auf. Dadurch haben wir viele mittelalterliche Fachwerkhäuser in Troyes, die in der Renaissance gebaut wurden.

Eine der Altstadt-Gassen

Am Place Alexandre-Israel
Der Platz ist nach einem französischen Politiker benannt.

Rue Champeaux

Eine sehr enge Gasse 
und ein Beispiel für die Ausfachung zwischen den Holzbalken.
Im Volksmund wird sie "Ruelle des Chats" genannt,
weil die Katzen von Dach zu Dach springen konnten.

Restaurierter Innenhof

***

Eine letzte Übernachtung in Troyes. Am nächsten Tag Rückreise durch die Champagne und Lothringen nach Mannheim. 
Es war eine sehr schöne Reise. Studiosus-Fahrten sind immer gut vorbereitet und organisiert. Und unser Reiseleiter, ein gebürtiger Franzose, der jetzt in Hamburg lebt, war ein exzellenter Kenner der Schlösser und der französischen Geschichte.