Einmal über den Brenner.
Mit dem Fahrrad.
Das hatte ich mir nach der Ostsee-Radtour mit Ziel Danzig vorgenommen.
Es waren
16 Radtage und 1 Ruhetag in München,
2 Tage in Verona und 1 Rückreisetag,
872 km von Berlin bis München,
517 km von München bis Verona.
Am Dienstag nach Pfingsten (6. Juni 2017) war es soweit. Mit dem E-Bike von Berlin zunächst bis München. Vor dort weiter zusammen mit Eckhard. Mit Eckhard war ich an einem Göttinger Lehrstuhl Assistent. Eckhard ist sportlicher als ich ohne E-Unterstützung geradelt (ich hätte die Berge mit einem normalen Fahrrad nicht geschafft).
Ab München haben uns Eckhards Frau Eva und meine Frau Ursula begleitet. Ursula ist mit der Bahn bis München gefahren. Ab München sind beide Frauen mit dem Auto zu den Übernachtungsorten gefahren., wo wir uns dann getroffen haben.
Am 22. Juni sind wir alle in Verona angekommen. Rechtzeitig zum Beginn der 95. Festspiel-Saison. Am Freitag haben wir Nabucco von Guiseppe Verdi in einer Neuinszenierung gesehen. Sonntag, 25. Juni, ging es im Auto mit den zwei Fahrrädern auf dem Fahrradträger nach München zurück. Meine Frau und ich sind mit der Bahn weiter über Hannover bis nach Berlin gefahren.
Beim Ausarbeiten der Fahrradroute habe ich die Smartphone-App outdoor-aktiv benutzt und mich möglichst an im Internet zugänglichen Fahrradwegen orientiert. Aber ich bin nicht immer die geplante Route gefahren. Manchmal waren die Straßen besser und kürzer als die Radwege.
Dieser Bericht enthält neben der Reiseroute auch Beschreibungen der wichtigsten Orte und Sehenswürdigkeiten an der Strecke. Und da mich die Geschichte der Landschaften, durch die ich fahre, interessiert, habe ich zusätzlich auch die geschichtlichen Abläufe der durchfahrenen deutschen Bundesländer, Tirols und Norditaliens zusammengefasst. Alle Beschreibungen sind meist aus Wikipedia-Artikeln im Internet, ohne Zitierung im Einzelnen.
Zu dem Reisebericht gibt es zwei Fotoalben:
- Berlin bis München 🔄Link zum Fotoalbum
- München bis Verona 🔄Link zum Fotoalbum
Zu dem Reisebericht gibt es zwei Fotoalben:
- Berlin bis München 🔄Link zum Fotoalbum
- München bis Verona 🔄Link zum Fotoalbum
Die Radreise ist in 6 Kapiteln beschrieben
(1) Von Berlin durch Brandenburg
(2) Durch Sachsen-Anhalt und Sachsen
(3) Durch Bayern bis München
(4) Von München bis zum Inn
(5) Vom Inn bis zum Brenner
(6) Durch Südtirol und Trentino nach Verona in Venetien
(7) Geschichte
(1) Von Berlin durch Brandenburg
1. Tagestour Berlin bis Wittenberg
Dienstag 6. Juni
Übernachtung Hotel Brauhaus in Wittenberg
Die Strecke:
Berlin – Berlin-Lichterfelde – Berliner Mauerweg – Berlin-Lichtenrade – Mahlow – Radweg Berlin Leipzig – Rangsdorf – Zossen – Sperenberg – Abstecher zur Tiefbohrung im Gipsbruch - Stülpe - Nuthe-Urstromtal – Fläming-Skate – Luckenwalde – Kolzenburg – Kloster Zinna - Jüterbog – Dennewitz – Seehausen – Zana - Bülzig – Labetz – Wittenberg.
44 km, 8,5 Stunden, 85 m Aufstieg, 57 m Abstieg (summarisch)
Für den ersten Teil der Strecke habe ich den Fahrradweg Berlin-Leipzig gewählt. Er wird im Internet als „offizieller Radweg“ bezeichnet, ohne dass ich herausbekommen habe, wer der „Offizielle“ ist.
Im Internet gibt es für den Radweg eine aktuelle Routen-Information (der Werbegemeinschaft Anhalt-Dessau-Wittenberg – die „Offiziellen“?) über Zustand und Sperrungen des Radweges, aktuell über eine Sperrung bei Bad Schmiedeberg. Das ist ein sehr hilfreicher Service, den ich für andere Strecken nicht gefunden habe. Ein großes Lob für den Werbeverbund und das Internet.
Von Berlin-Lichterfelde aus über den Teltowkanal zunächst zum Berliner Mauerweg. Bekannte Wege. Weiter nach Berlin-Lichtenrade und bis zur B 96 an der südlichen Stadtgrenze von Berlin.
Der Teltowkanal wurde ab 1900 gebaut, in Betrieb genommen 1906. Die Frachtkähne mussten zur Schonung der Ufer mit elektrischen Treidellokomotiven gezogen werden (das war schon modern, früher wurden die Kähne von Pferden gezogen, auch von Menschen). Eine der Lokomotiven steht als Denkmal an der Brücke der Drakestraße über den Teltow-Kanal. Die Trassenführung des Kanals verläuft zum Teil in dem Bachbett der Bäke, die früher auch Telte hieß (die Quelle ist Mitten in Berlin, am Fichtenberg östlich des Botanischen Gartens, nicht weit von uns). Davon ist der Name Teltowkanal abgeleitet (auch der Name des Landkreises und der Stadt Teltow).
Der Berliner Mauerweg verläuft 160 km auf der Linie der ehemaligen Berliner Mauer (13. August 1961), die Westberlin von Ostberlin und dem DDR-Umland trennte. Der Rad- und Fußweg wurde 2006 bis 2008 unter Nutzung der teilweise noch vorhandenen Postenwege gebaut. Am Griebnitzsee ist der Weg unterbrochen, weil die Privateigentümer der Seegrundstücke den schon angelegten Radweg blockieren. Ob die Stadt Potsdam es irgendwann schafft, diese Mauer wieder zu öffnen?
Die Geschichte von Lichterfelde und Lichtenrade habe ich etwas ausführlicher beschrieben. Weil wir ja hier wohnen – und für die Berliner Freunde.
Berlin-Lichterfelde: Der Ausgangspunkt der Radreise, ein Ortsteil im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf, unser Wohnort. Entstanden ist der Ort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Unternehmer Johann Anton Wilhelm von Carstenn erwarb 1865 die hoch verschuldeten Rittergüter Giesensdorf und Lichterfelde, um auf diesen Flächen die Villenkolonie Lichterfelde zu gründen, wo sich in der Folgezeit finanzkräftige Bürger, mittlere und höhere Beamte sowie viele Offiziere der Königlich Preußischen Haupt-Kadettenanstalt ansiedelten.
Er ließ auch auf eigene Kosten die Bahnhöfe Lichterfelde Ost (1868) und Lichterfelde West (1872) bauen. Finanziell muss er sich aber übernommen haben. Er starb verarmt in einer Nervenheilanstalt im heutigen Stadtteil Schönefeld.
Carstenn hatte 1855 schon in Hamburg die Villenkolonie Marienthal im Hamburger Bezirk Wandsbek entwickelt. Auch an anderer Stelle in Berlin war er aktiv. Er kaufte das Rittergut Deutsch-Wilmersdorf, und entwickelte die Fläche zusammen mit dem neu gegründeten „Landerwerb- und Bauverein auf Aktien“. Das neue Wohngebiet wurde als Dorf Friedenau 1874 selbständige Landgemeinde im damaligen Landkreis Teltow. 1920 (Groß-Berlin-Gesetz) kam Friedenau zu Berlin. Heute ist es ein Ortsteil im Bezirk Tempelhof-Schöneberg.
Einer der Rittergutsbesitzer von Lichterfelde war Nikolaus von Béguelin (1714 – 1789, auch Nicolas von Lichterfelde genannt). Er war Erzieher des preußischen Thronfolgers und späteren Königs Friedrich Wilhelm II. sowie Direktor der Philosophischen Klasse der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin. 1786 erhielt er das Rittergut von Friedrich Wilhelm II zum Geschenk.
In Giesensdorf gab es seit dem 10. Jahrhundert eine slawische Siedlung, die Anfang des 13. Jahrhunderts aufgegeben wurde. An der Stelle entstand das Dorf Giesensdorf. Es war ein Straßendorf entlang des heutigen Ostpreußendamms. Das Dorf gehörte zunächst dem Brandenburger Markgrafen, dann dem Bischof von Brandenburg und nach mehreren Besitzerwechseln einer Familie Gröben.
Das Dorf Lichterfelde entstand im Zuge der Deutschen Ostsiedlungen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (wohl um 1230, vermutlich von flämischen Ansiedlern gegründet, s. Geschichte).
Beide Dörfer sind in dem Landbuch Kaiser Karls IV.
erfasst.
Das Landbuch, auch als Landbuch der Mark Brandenburg bezeichnet, zählt zu den bedeutendsten statistischen Erfassungen des Spätmittelalters. Es stellt eine der Hauptquellen für die Siedlungsgeschichte der Mark Brandenburg in jener Zeit dar.
Karl IV, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (1355 – 1378, aus dem Haus Luxemburg, auch König von Böhmen und König von Italien) hatte den Markgrafen von Brandenburg (Otto V., 1365 – 1373, aus dem Haus Wittelsbach) mit seiner Tochter verheiratet, um seine Hausmacht zu stärken und sich die Kurstimme zu sichern. Im Vertrag von Fürstenwalde presste er dem Markgrafen die Mark Brandenburg für 500.000 Gulden ab. Es war das Ende der Wittelsbacher in Brandenburg.
Um einen Überblick über die erworbene Mark zu erhalten, ließ er das Landbuch anfertigen. Der erste Hauptteil enthielt die Übersicht der allgemeinen Einkünfte. Im zweiten Hauptteil wurden die Dörfer erfasst, hauptsächlich durch Erkundigungen vor Ort.
Nach Lichterfelde-West wurde die Preußische Hauptkattenanstalt umgesiedelt (an der heutigen Finckensteinallee). Das Land dafür schenkte Carstenn dem preußischen Militär. In der NS-Zeit war dort die Leibstandarte der SS Adolf Hitler untergerbacht. Nach 1945 nutzte die US-Armee die Kasernenanlage. Heute ist dort eine Zweigstelle des Bundesarchivs untergebracht
Ganz in unserer Nähe war bis 1920 eine ebenfalls neu erbaute Gardeschützenkaserne (am Asternplatz). Dort ist jetzt neben einer Polizei-Dienststelle auch der Berliner Teil des Bundesnachrichtendienstes (künftig im Neubau des BND in Berlin-Mitte).
An der Görzallee baute die AEG-Tochtergesellschaft Telefunken 1936 ein neues Stammwerk mit 90.000 m² Nutzfläche und fasste ihre 37 Berliner Standorte zusammen. Nach dem Krieg war dort das Berliner US-Hauptquartier. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble wurde und wird zu Loftwohnungen umgestaltet.
In Lichterfelde, von der Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde-West bis nach Lichterfelde–Ost, fuhr 1881 die erste elektrische Straßenbahn der Welt, von Werner von Siemens und Johann Georg Halske konstruiert.
Auf dem Fliegerberg in Lichterfelde-Süd startete 1894 Otto Lilienthal seine ersten Flugversuche mit seinem selbstgebauten Gleitflugzeug. Zur Erinnerung daran wurde ein Lilienthal-Gedenkmal errichtet.
Manfred von Ardenne gelang 1930 in der Villa Folke Bernadotte in Lichterfelde-Ost die weltweit erste elektronische Bildzerlegung mit zeilenweiser Bild-Abtastung über eine Photozelle und Wiedergabe mit einer Kathodenstrahlröhre. Es war der Beginn des Fernsehens.
Der Botanische Garten Berlin mit dem Botanischen Museum ist in Lichterfelde, von unserer Wohnung fußläufig erreichbar. Er zählt mit 43 Hektar (1 Hektar sind 10.000 m²) und etwa 22.000 verschiedenen Pflanzenarten zu den größten und bedeutendsten botanischen Gärten der Welt und er ist der größte in Europa. Leider musste der Botanische Garten einige Anlagen stilllegen, weil das Land Berlin nicht die notwendigen Haushaltsmittel bereitstellt.
Der Schauspieler Götz George wuchs in Lichterfelde auf und ging in die Berthold-Otto-Schule (Privatschule in der Holbeinstraße). Sein Vater Heinrich George starb 1946 in dem von der Sowjetunion betriebenen Lager Sachsenhausen.
Bully Buhlan, sicher nur noch den „sehr“ Älteren von uns bekannter Schlagersänger und Komponist, wurde 1924 in Lichterfelde geboren.
LichtenBerlinrade:
Südlichster Ortsteil des Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg.
Es war ein 1375 im Landbuch Karl IV (s.o.) erfasstes Angerdorf (damals Lichtenrode geschrieben).
Angerdorf ist eine Dorfform, bei der die Häuser und Höfe um einen zentralen Platz, den Anger (althochdeutsch angar – Weide oder Grasplatz), gebaut sind. Der Anger ist Gemeinbesitz der Dorfgemeinschaft.
Besiedelt war die Gegend schon vor 3.000 Jahren, was ein bronzezeitlicher Fund im 18. Jh. v.Chr. beweist.
![]() |
Radweg durch Brandenburg |
Das Bundesland Brandenburg: 2,5 Mio. Einwohner (2015). Nach der Fläche das fünftgrößte Bundesland (größtes Bundesland ist Bayern). Die Metropolregion Berlin/Brandenburg hat 6 Mio. Einwohner. In Berlin und dem engeren Umland leben etwa 4,5 Mio. Einwohner. In Berlin wohnen 3,5 Mio. Einwohner (Hamburg hat 1,8 Mio. Einwohner, München 1,5 Mio., Frankfurt/Main 730.000, Jahr 2015).
BIP Brandenburg 89 %, BIP Berlin 119 % (EU 100 %, Deutschland 124 %).
(BIP Bruttoinlandsprodukt – Wertschöpfung, Produktion von Waren und Dienstleistung abzüglich Vorleistungen, hier und folgend pro Kopf und Jahr 2015)
Durch Zossen bin ich hindurch gefahren. Die ehemaligen Militäranlagen habe ich nicht gesehen. Die waren hier weiter ab von der Straße. Dafür bin ich hinter Sperenberg lange Zeit an militärischem Sperrgebiet (Warnung vor Munitions-Resten) und aufgegebenen Kasernen und Bahngleisen, die ins „Nichts“ führten, entlang gefahren. Vorbei am Mellensee, Sperenberg mit einem Abstecher in die ehemaligen Gipsbrüche.
Zu Zossen gehört der Ortsteil Wünstorf, südlich von Zossen. Hier waren von 1939 – 1945 das Oberkommando des Heeres (OKH, in der Bunkeranlage Maybach I), das Oberkommando der Wehrmacht (OKW, in dem Bunker Maybach II) und die militärische Nachrichtenzentrale (Amt 500, im Bunker Zeppelin) untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Rote Armee ein und hatte hier das Oberkommando, mit 60.000 Armeeangehörigen und Zivilisten. Es war die größte Garnison der Roten Armee außerhalb der Sowjetunion.
Sperenberg war die Alternative für den neuen Flughafen Berlins, 40 km südlich von Berlin. Im Auswahlverfahren wurde der Ort als bester Standort für den künftigen Großflughafen ausgewiesen. Doch es blieb dann der bestehende Flughafen Schönefeld, der – noch immer - zum Hauptstadt-Flughafen BER ausgebaut wird.
In preußischer Zeit war das Gebiet Truppenübungsplatz und Waffentest-Gelände. Die „Dicke Bertha“, die von Krupp zur Zerstörung von Festungsbauten entwickelte Kanone, wurde hier auf einer 12 km langen Schießbahn getestet. Werner von Braun forschte an Flüssigraketen, die mit Kartoffel-Alkohol statt Kerosin angetrieben wurden.
![]() |
Tiefbohrung in den Sperenberger Gipsbrüchen |
Durchschnittlich steigt die Erwärmung der Erde alle 33 m (geothermische Tiefenstufe) um 1 Kelvin bzw. 1 Grad Celsius (mit Abweichungen: in der Schwäbischen Alb alle 11 m, in Süd-afrika sind die Tiefenstufen bis 125 m stark) Die Differenz zwischen zwei Kelvin-Einheiten und zwei Celsius-Graden ist gleich groß. Die Wärme im Erdinneren stammt zu 50–70 % aus radioaktiven Zerfallprozessen im Erdmantel und Erdkern und zu 30–50 % aus aufsteigender Restwärme aus der Zeit der Erdentstehung.
Heute hat die Natur das Gelände zurückerobert. Die Gipsgruben sind mit Wasser vollgelaufen und haben Seen gebildet. Die Tiefenbohrung liegt jetzt mitten im Naturschutzgebiet, nur durch einen Gedenkstein noch zu erkennen. Für die Gipsbrüche musste das Grundwasser abgesenkt werden, was zur Folge hatte, dass die Hausbrunnen versiegten. Die Betreiber der Gipsbrüche mussten darum eine Wasserleitung bauen. So bekam das Dorf viel früher als die umliegenden Gemeinden eine moderne Trinkwasser-Versorgung, berichtete mir ein früherer Arbeiter der Gipsbrüche, den ich nach dem Weg gefragt hatte. Und bei einer Bohrung zur Wasserabsenkung sei eine Salzblase angebohrt worden, wodurch jetzt die Seen in den Gipsbrüchen leicht salziges Wasser hätten.
Danach kam das Baruther Urstromtal (mit der Gemeinde Nuthe-Urstromtal) – offensichtlich ein Paradies für Störche -, Jüterborg und der Niedere Fläming. Die ganze Zeit zog westlich von mir ein Gewitter vorbei. Hier erwischte es mich noch, aber nur kurz. Danach kamen stürmische Böen. Auch nicht sehr schön.
So habe ich erfahren, dass die Gerste die älteste Getreideart ist. Seit 5.000 v.Chr. wird sie in Mitteleuropa angebaut und ist heute die zweitwichtigste Getreideart in Deutschland. Genutzt wird sie vor allem als Futtermittel, aber auch Grieß, Graupen und Malzkaffee werden aus der Gerste hergestellt. Zum Backen ist Gerste wegen des geringen Glutengehaltes weniger geeignet. Unterschieden werden Sommergerste und Wintergerste, letztere wird schon im September gesät und ab Juli des Folgejahres geerntet. Für das Bierbrauen sind nur besondere Sommergerste-Sorten geeignet.
Niederer Fläming und Fläming: Höhenzug südwestlich Berlins (Westrand: Magdeburg und Burg, Süden: Wittenberg, Osten: Baruth und Dahme, Nordrand: Belzig). Der Name erinnert an die Einwanderer aus Flandern, die im 12. und 13. Jh. als Siedler angeworben wurden (u.a. durch den Askanier Albrecht der Bär, s. Geschichte). Die Neusiedler – auch aus dem Rheinland, Schwaben und Franken – verließen ihre alte Heimat, weil die Erträge ihrer Bauernhöfe aufgrund der Realteilung immer geringer wurden. Im Osten konnten sie größere Flächen erhalten. Hinzu kamen persönliche Freiheiten, z.B. die Befreiung vom Zehnten und anderer Abgaben.
![]() |
Denkmal für Friedrich der Große |
1170 wurde in einem Sumpfgebiet der Nuthe bei Jüterbog das Zisterzienser-Kloster Zinna gegründet. Die Mönche kamen von der Abtei Altenberg im Bergischen Land. Mit dem Kloster wollte der Erzbischof von Magdeburg sein neu erworbenes Jüterboger Land absichern. Zuvor hatte er schon flämische Kolonisten angesiedelt.
Erhalten ist noch die Klosterkirche, eine Pfeilerbasilika aus Feldstein (hier finden jetzt die Sommerkonzerte statt), und die Abtei (heute Museum).
Die Abtei Altenberg ist eine Gründung des Klosters Morimond im französischen Burgund. Und diese ist eine der vier Primarabteien des Zisterzienserordens, die von dem Ursprungskloster Citeaus in Burgund als erste Tochterklöster gegründet wurden.
Zu Beginn des 14. Jh. hatte der Klosterbesitz eine Ausdehnung von 300 km². Dem Kloster gehörten neben der Stadt Luckenwalde und mehreren Dörfern auch Salzbrunnen und Salzpfannen. In Berlin, Wittenberg, Jüterborg und anderen Städten wurden Stadthöfe für die ausgedehnte Handelstätigkeit unterhalten. Im Kalksteinbruch Rüdersdorf bei Berlin wurde vom Kloster der Abbau von Kalkstein betrieben (bei Berlin, abseits der Radstrecke). Das Kloster war so wohlhabend, dass es zum größten Kreditgeber der Brandenburger Markgrafen wurde.
1539 führte der Brandenburgische Kurfürst die Reformation in der Mark Brandenburg ein. Damit verbunden war die Einkassierung des kirchlichen Grundbesitzes.. 1553 wurde das Kloster Zinna aufgelöst. Der Kurfürst wurde zum bedeutendsten Grundbesitzer Brandenburgs.
Rüdersdorfer Kalksteinbruch: Kalk ist aus Schalen fossiler Kleinstlebewesen entstanden (Muschelkalk). Der Rüdersdorfer Kalkberg ist das größte Kalksteinvorkommen Norddeutschlands (darum beschreibe ich das hier). Der Kalksteinbruch lieferte und liefert den Rohstoff für Naturwerksteine (Bausteine), Branntkalk (gemahlener Kalk wird gebrannt und mit Wasser gelöst - verwendet als Putzmörtel, Kalkfarbe, zu Kalksandstein verarbeitet, als Dünger in der Landwirtschaft) und Zement (Kalkstein, Ton und Sand werden gebrannt und gemahlen).
Das Zementwerk Rüdersdorf gehört heute zu CEMEX (internationales Baustoff-Unternehmen, in Mexiko gegründet), nach der Wende hatte Readymix das DDR-Zementwerk übernommen.
Der Museumspark Rüdersdorf ist ein Industriemuseum, das die Gewinnung und Verarbeitung von Kalkstein dokumentiert. Zu sehen sind Kammer- und Rumfordöfen, die noch bis 1874 zur Branntkalk- Herstellung genutzt wurden, sowie Schachtofen, die danach (bis (1967) in Betrieb waren.
![]() |
Jüterborg - Kirche St. Nikolai |
Ab 1998 habe ich dann die Idee aufgegriffen und jedes Jahr zu einem Konzert des Deutschen Kammerorchesters Berlin für die Mieter der GSW in das Konzerthaus am Gendarmenmarkt eingeladen. Das Angebot wurde immer gut angenommen.
Jüterbog erhielt Anfang des 12. Jh. das Stadtrecht. Um 1300 entstand die Stadtmauer mit den noch erhaltenen Torbauten (Zinnaer- und Neumarkt-Tor). 1517 verkaufte der Dominikanermönch Johann Tetzel auch in der Nikolaikirche sein Ablassbriefe (s.u. Wittenberg). Durch Pest und Kriege verarmte es so, dass die Bürgerschaft Mitte des 19. Jh. aus wirtschaftlicher Not um die Stationierung von Soldaten bat. Preußische Artellerie wurde daraufhin dorthin verlegt.
In Wittenberg hatte ich mir eine Brauerei als Unterkunft ausgewählt. Die lag zentral am Marktplatz gegenüber dem Rathaus. Die „Adlerschänke“ der Brauerei rühmt sich, dass Martin Luther dort
Stammgast gewesen sein soll.
![]() |
Brauerei-Hotel Wittenberg |
Die Schlosskirche und seine spätere Wohnung in dem ehemaligen Augustiner-Kloster sind nicht weit entfernt (das Kloster wurde 1504 gebaut, 1508 lebte Luther hier als Mönch, mit der Reformation wurde das Kloster aufgelöst, Luther erhielt das Gebäude 1532 als Wohnung).
Luther hatte schon mehrfach gegen den Ablass Handel gepredigt. Anstoß für seine Thesen war dann wohl eine vom Mainzer Erzbischof Albrecht verfasste Anweisung für die im Land umherreisenden Ablassprediger, an der Spitze der Mönch Tetzel. Mit einem Teil dieser Einnahmen wollte der Erzbischof seine Schulden bei den Fuggern bezahlen. Diese hatten ihm sein Kurfürstenamt finaniert.. Er sandte den Ablassprediger Johann Tetzel nach Sachsen.
![]() |
Turm der Schlosskirche |
Wittenberg führt seit 1938 den Zusatz „Lutherstadt“ im Namen. Die Stadt ist durch Martin Luther bekannt geworden, der am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen schrieb. Er studierte von 1508 bis 1509 in Wittenberg Theologie und war dann wieder ab 1511 in Wittenberg. 1512 wurde er zum "Doctor Theologiae" promoviert und übernahm einen Lehrstuhl für Bibelauslegung.
Ab 1518 lehrte auch Philipp Melanchton (Weggefährte Luthers) an der Universität. Lucas Cranach der Ältere, Maler der Renaissance, lebte als Hofmaler in der Stadt.
![]() |
Luther-Haus, ehem. Augustinerkloster |
Wittenberg war ab 1295 Residenz-Stadt des Herzogtums Sachsen-Wittenberg (hervorgegangen aus der Teilung des Herzogtums Sachsen zwischen den zwei Söhnen, der andere Teil war Sachsen-Lauenburg). 1356 erhielt das Herzogtum die Kurfürstenwürde.