Radreise Berlin – Verona

Juni 2017

(4) Von München bis zum Inn


9. Tagestour München bis Bad Wiessee   
Donnerstag 15. Juni                                        
Hotel Alpensonne in Bad Wiessee               

Die Strecke:
München – Oberhaching – Radweg München Venedig/Via Bavarica Tyrolensis – Otterfing – Holzkirchen – Oberwarngau – Reitham – Bernloh – Festenbach - Gmund am Tegernsee -  Westufer Tegernsee – Bad Wiessee.
66 km, 3,5 Stunden,  329 m Aufstieg, 172 m Abstieg.


Von München führt der Radweg München - Tirol  (Via Bavarica Tyrolensis)  über den Brenner in das Inntal.  Eine Variante verläuft entlang der Isar über Wolfratshausen und Bad Tölz. Die andere Variante führt wahlweise östlich oder westlich am Tegernsee vorbei. Wir haben die westliche Tegernsee-Route gewählt (vor dem Achensee treffen sich alle Varianten und verlaufen dann östlich des Achensees bis zum Inn bei Jenbach).

Bei Holzkirchen
Von Bogenhausen, gegenüber am anderen Isar-Ufer ist der Englische Garten, fuhren wir über die Menterschweige (in der Nähe wohnen Monika und Helmut) und Geiselgasteig am nicht so frühen Morgen (wir hatten ja nur eine kurze Strecke vor uns) an der Isar aus München hinaus. Weißwurst-Frühstück in aller Ruhe in Holzkirchen, ein paar Kilometer und wenige Höhenmeter vor dem Tegernsee. - Als wir am Ende der Reise mit dem Auto von Verona nach München zurück gefahren sind, standen wir nicht weit entfernt auf der Autobahn im Stau. -  Weiter durch das Alpenvorland.  Gmund am Auslauf des Tegernsees. Am Westufers des Tegernsees entlang, bis etwa zur Mitte des Seeufers. Und schon waren wir in Bad Wiessee am Tegernsee, von unseren Frauen erwartet.

Am Tegernsee
Der Tegernsee ist nach der letzten Eiszeit (Würm-Eiszeit) durch Abschmelzen des Inn-Gletschers vor etwa 10.000 Jahren entstanden.  Bedeutung hat der See für die Trinkwasserversorgung Münchens (Gewinnung von Quellwasser im Ablauf des Sees im Mangfalltal) und für den Tourismus.

Gmund, bis 1926 war der Name Ostin. 

In der Papierfabrik Luisental wird Sicherheitspapier für Banknoten hergestellt, früher für die DM-Scheine, jetzt für die EURO-Banknoten.

In Gmund  wohnte u.a. Bundeskanzler Ludwig Erhard.

Bad Wiessee ist Heilbad, nachdem bei Erdöl-Bohrungen 1909 die deutschlandweit stärkste Jod-Schwefel-Heilquelle entdeckt wurde. In anderen Bohrlöchern wurde bis 1912 Erdöl gefördert. Eine Steinölquelle (Petroleum) wurde schon 1430 gefasst. Genutzt wurde das Steinöl zum Einreiben und es  soll schon damals Pilger an den See gelockt haben.


10. Tagestour Bad Wiessee bis  Jenbach        
Freitag 16. Juni                                      
Hotel Jenbacher Hof in Jenbach                                                       

Die Strecke:
Bad WiesseeRadweg München Venedig - Rottach-Egern am Tegernsee – Kreuth -  Wildbad Kreuth – Achenseestraße -  Glashütte – Achenpass – Österreichische Grenze – Achenwald - Achenkirch – Achensee (östl. Ufer) – Pertisauerstraße – Maurach – Wiesing – Inn – Jenbach.
61 km, 3,5 Stunden,   415 m Aufstieg, 615 m Abstieg.


Von Bad Wiessee über Rottach-Egern Richtung Österreich. Hinter der Grenze zu Österreich und dem österreichischen Bundesland Tirol  musste der Achenpass überwunden werden. Danach ging es im Achental weiter und dann am Ostufer des Achensees bis Jenbach am Inn.

Der Radweg München Tirol hat bis zum Inn den gleichen Verlauf wie der Fernradweg München Venedig. Der verläuft dann weiter am Inn entlang bis Innsbruck und über den Brenner. Nach Franzensfeste biegt dieser Weg nach Osten Richtung Adria ab. Bis Franzensfeste war das unser Radweg. Danach ging unser Weg im Eisacktal weiter nach Süden.

Wildbad Kreuth im Regen

Für heute war Regen angesagt. Und so kam es auch. Vor Kreuth haben wir gerade noch rechtzeitig die Regensachen angezogen. Das ehem. CSU-Klausurgebäude war nur durch den Regen zu sehen und an einer kleinen Kapelle haben wir uns untergestellt, bis der stärkste Guss vorüber war. Es war der einzige Regentag auf der Alpentour.
           
Anfang des 16. Jh. ließ der Abt vom Tegernsee-Kloster in Kreuth ein Badehaus für die Quelle „Zum Heiligen Kreuz“ bauen. Ende des 17. Jh. wurde die Badkapelle gebaut und ein paar Jahre später das jetzige Alte Badhaus. 1818 kaufte der Herzog von Bayern die Besitzungen. Wildbad Kreuth gehört  zu den ältesten Deutschen Heilbädern. 

Die Landschaft war schön. Berge, Wiesen und Wald. Achenwald und Achenkirch.  Wäre nicht das Hinweisschild am Wegesrand gewesen, wir hätten den Achenpass fast übersehen. Die erste Steigung der Strecke war nicht so schlimm, wie befürchtet. Dann lange am Ostufer des Achensees entlang.  Am Ausgang des Achensees, hinter Eben, kam der stärkste Abstieg der ganzen Tour. Sehr steil ging es hinunter ins Inntal. Wirklich steil. Rund 400 Höhenmeter. Eckhard ist vorweggesaust, ich habe mich vorsichtig hinuntergeschlichen. Eine Unvorsichtigkeit und plötzliches Bremsen und das Hinterrad wäre weggerutscht. Und ich hätte mit dem Rad auf dem Weg gelegen. Das wollte ich nun wirklich nicht. Wir sind beide gut unten angekommen. Eine Alternative wäre die Abwärtsfahrt mit der ältesten Dampf betriebenen Zahnradbahn Europas gewesen. Das wäre aber unsportlich. Am Ende der Talfahrt war das zweite Ziel der Tour, Jenbach, erreicht.

Zu erwähnen ist das Abendessen in einem Whisky-Museum, untergebracht in einem unschönen Beton-Dorfgemeinschaftshaus. Die Wände voll voller Whiskyflaschen aus aller Welt. Der Inhaber des Restaurants war Whisky-Sammler. Natürlich hätten wir eine Whisky-Probe machen können. Mit Rücksicht auf den nächsten Tag haben wir verzichtet.

In Jenbach sind wir dem (Tiroler) Jakobsweg begegnet. In der Kirche lag sogar der Stempel für den Wanderausweis bereit. Uschi und ich waren gerade vom Spanischen Jakobsweg zurück. Wir sind ihn nicht gegangen. Nur ein kleines Stück bei  einem Ausflug ans Meer. Drei Wochen waren wir mit dem Auto in den nördlichen Provinzen Spaniens unterwegs, von Bilbao über San Sebastián und Leon nach Santiago de Compostela und an der Küste zurück. Unterwegs sind wir vielen Jakobspilgern auf ihrer Wanderung begegnet.

In Rottach-Egern ist der Schriftsteller Ludwig Thoma begraben (u.a. Lausbubengeschichten aus dem bayerischen Leben, in die er seine Erfahrungen als Rechtsanwalt einfließen lässt). Gewohnt hatte er zuletzt am Westufer in Tegernsee. Er war Chefredakteur des Simplicissimus, eine Satire-Wochenzeitschrift (die 1896 bis 1944 erschien). Zusammen mit Hermann Hesse gab er für einige Jahre die Kultur-Zeitschrift „März“ heraus. Auf dem Friedhof ist auch Ludwig Ganghofer begraben, wie Thoma Schriftsteller (Heimat- und historische Romane aus dem Berchtesgadener Land,  weltweit verlegte 30 Mio. Exemplare).
           
Kreuth ist bekannt durch das Bildungszentrum der Hans-Seidel-Stiftung der CSU und den jährlich dort stattgefundenen Klausurtagungen der CSU (bis 2016) in Wildbad Kreuth. Das Bad ist im Eigentum der Herzöge in Bayern.

Der Achensee, zwischen Karwendelgebirge (Westseite) und Rofangebirge, ist 133 m tief,  9 km lang. Er fließt ursprünglich über die Ache zur Isar (Sylvenstein-Stausee) ab. Seit dem Bau des Achensee-Kraftwerks (1927) wird das Wasser hauptsächlich in den  tiefer gelegenen Inn abgeleitet. Der See ist wie viele Alpenseen aus einem Gletscher entstanden.
Am Westufer des Achensees ist der Alpenpark Karwendel, der größte Naturpark Österreichs.

In Jenbach entstanden durch die Fugger Schmelzhütten für Silber und Kupfer (ab Jahr 1410).  Danach wurde bis Anfang des 20. Jh. Eisenerz gewonnen. 

Stolz erinnert die Gemeinde an einen Freiheitskämpfer gegen die Bayern (1809, Tiroler Freiheitskampf), Andreas Speckbacher. Elfjährig kämpfte er mit seinem Vater, wurde gefangen genommen, erhielt nach der Freilassung vom österreichischen Kaiser (die Österreicher unterstützten die Tiroler gegen die Bayern, schließlich wollten sie Tirol auch haben) ein Stipendium zum Studium in Chemnitz und wurde Verwalter der Jenbacher Berg- Hütten- und Hammerwerke. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen arisiert. Die Henkel-Werke bauten hier Flugzeugteile.  Heute ist dort die Gasmotorensparte von General Electric.

Der Jenbacher Bahnhof kann mit drei unterschiedlichen Gleis-Systemen aufwarten: die Normalspur der Bundesbahn (1,435 m Breite), die Achensee-Zahnradbahn (1 m) und die Zillertalbahn (0,76 m).
           
Fugger: Kaufmanns-Familie aus Augsburg. Dort stifteten sie 1521 die Fuggerei, eine Sozialsiedlung mit niedrigen Mieten. 
Die Fugger  kontrollierten zeitweise an die zehn Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Sie waren die größten Grundbesitzer, wichtigsten Bankiers,  Händler und Minenbetreiber.