Radreise Berlin – Verona
Juni 2017
(3) Durch Bayern bis München
5. Tagestour Hof bis Bayreuth
Samstag 10. Juni
Hotel Brauereigasthof Goldener Löwe in Bayreuth
Hotel Brauereigasthof Goldener Löwe in Bayreuth
Die Strecke:
Hof – Saale Radwanderweg – Oberkotzau – Schwarzenbach a.d.Saale –
Sparneck – Steinbühl/Zell im Fichtelgebirge – Saale Radwanderweg verlassen – Gefrees – Grünstein – Metzlersreuth
– Wülfersreuth – Glasermühle – Main
Radweg (Weißer Main) – Goldmühl – Burgenstraße – Leisau – Goldkronach – Nemmersdorf – (weiter auf
Burgenstraße) – Pöllersdorf –Roter Main
– Bayreuth.
76 km, 4,5 Stunden, 781 m Aufstieg, 940 m Abstieg,
Von Hof in Bayern
weiter an der Saale bis Zell im Fichtelgebirge, in die Nähe der Saale-Quelle. Am Fichtelgebirge
entlang bis zum Weißen Main bei Glasermühle, in der Nähe von Bischofsgrün. Am
Weißen Main bis bei Goldkronach und dann südlich zum Roten Main, den ein kurzes Stück entlang bis nach Bayreuth.
Das Bundesland Freistaat Bayern: 12,9 Mio.
Einwohner, flächenmäßig größtes und nach
der Bevölkerung zweitgrößtes Bundesland (nach Nordrhein-Westfalen).
Durch die Regierungsbezirke Oberfranken (Hof, Bayreuth), Oberpfalz
(Pegnitz, Neumarkt), Niederbayern (Riedenburg, Kelheim, Abensberg), Oberbayern
(Freising, München) bin ich gefahren, die andern Regierungsbezirke sind Unterfranken, Mittelfranken
und Schwaben.
BIP Bayern 144 % % , Oberbayern mit München 178 %, Niederbayern 122 % (EU 100 %, Deutschland 124 %).
Im Fichtelgebirge entspringen
mehrere Flüsse, die in alle Himmelsrichtungen fließen: Nach Norden die Saale (mündet in die Elbe), nach Osten
die Eger (mündet in die Elbe), nach
Süden die Waldnaab (fließt in die
Naab und dann in die Donau), nach Westen der Weiße Main (einer der Quellflüsse des Main).
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Fichtelgebirge |
Goldkronach kam durch den Goldbergbau zu Reichtum.
Im 13. Jh. baute man im gesamten Fichtelgebirge Eisen, Zinn, Silber und
Gold ab. Mit der Erhebung zur Stadt erhielt Goldkronach das „Iglauer
Bergrecht“.
Fahrt durch eine sehr schöne Hügel-Landschaft. Viel
Weidewirtschaft. Eines hat mich gestört. In der Milchwirtschaft werden die
Kälber früh von ihren Müttern getrennt. Das ist so. Aber dass die kleinen
Kälbchen dann in Einzelboxen eingesperrt werden, finde ich nicht gut.
Nach den Hügeln gab es noch eine lange Abfahrt –
und einen ziemlich starken Anstieg. Die Strecke war an diesem Tag nicht so
lang, so dass genügend Zeit für Bayreuth blieb.
Von der Innenstadt bin ich zu Fuß zum Grünen
Hügel mit Festspielhaus gegangen. Ganz schön weit. Jedenfalls kann man den
Weg nicht zu einer Wagner-Aufführung mit langem Abendkleid gehen, da muss man
sich vorfahren lassen.
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"Walk of Wagner" |
Der kulturelle Grundstein Bayreuths ist das Markgräfliche
Opernhaus aus der Zeit des Markgrafen Friedrich. Es ist eins der wenigen
erhaltenen Theaterbauten aus dem 18. Jh.. Das Stadtschloss wurde Ende
des 18. Jh. gebaut, nachdem das alte Residenzschloss abgebrannt war.
Der Schriftsteller Jean Paul (Jean Paul
Friedrich Richter, 1763 - 1825) lebte in Bayreuth.
Zu
Beginn des 17. Jh. wurde die Residenz
der Hohenzollern-Markgrafen von Kulmbach nach Bayreuth verlegt.
Der
Höhepunkt der Stadt war in der Zeit des Markgrafen Friedrich, der mit der
Schwester des Preußenkönigs Friedrich der Große verheiratet war (1735 – 1763).
Das Neue Stadtschloss und das Opernhaus wurden gebaut. Die Universität (Friedrichs-Akademie, 1742)
wurde gegründet. Wegen der Ablehnung in der Bevölkerung („wegen schweren
Ausschreitungen“ – der Studenten?) wurde sie aber ein Jahr später nach Erlangen
verlegt, wo sie heute noch besteht (Seit 1972 hat die Stadt wieder eine bayerische
Landesuniversität).
Nach
französischer Besetzung verkaufte Napoleon 1810 das Fürstentum Bayreuth an das Königreich
Bayern.
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Opernhaus auf dem Grünen Hügel |
Gegen
Ende des 2. Weltkrieges waren Teile des Volksgerichtshofs
von Berlin nach Bayreuth verlegt worden. Die politischen Gefangenen wurden
zur Aburteilung nach Bayreuth transportiert. Sie konnten kurz vor Kriegsende in
letzter Minute gerettet werden. Unter ihnen auch der spätere Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier.
6. Tagestour
Bayreuth bis Neumarkt Opf.
Sonntag 11. Juni
Hotel
Kloster St. Josef in Neumarkt
Die Strecke:
Bayreuth – Oberkonnersreuth – (am Roten Main
entlang) – Emtmannsberg – Pegnitz Radweg
– Creußen – Lindenhardt – Leups – Pegnitz – Nemschenreuth – Eulenloch –
(entlang der Pegnitz) – Mosenberg – Neuhaus an der Pegnitz – Velden – Vorra –
Eschenbach – Hohenstadt – Hersbruck – Henfenfeld – Pegnitz Radweg verlassen – Engelthal – Offenhausen – Kucha –
Oberrieden – Eismannsberg – Unterölsbach – am
Ludwig-Donau-Main-Kanal entlang – Berg bei Neumarkt i.d.Opf. – Neumarkt i.d.Opf..
133 km, 7,3 Stunden, 876 m Aufstieg, 765 m Abstieg.
Von Bayreuth in südlicher Richtung auf dem Pegnitz-Radweg ein Stück entlang des Roten Mains nach Pegnitz.
Ab Pegnitz im Tal der Pegnitz,
bis diese nach Westen in Richtung Nürnberg abbiegt (bei Hersbruck). Die Fahrradtour
ging weiter nach Süden zum Ludwig-Main-Donau-Kanal
und den entlang bis Neumarkt in der
Oberpfalz.
Der Rote Main ist der zweite
Quellfluss des Mains, der wie die Pegnitz in der Fränkischen Schweiz,
südwestlich des Fichtelgebirges, entspringt.
Die Quellen liegen dicht beieinander. Die Pegnitz fließt zunächst als
Fichtenohe ziemlich gerade nach Süden und wird in der Stadt Pegnitz zur
Pegnitz. Der Rote Main fließt südwestlich ab und macht dann einen Bogen nach
Norden Richtung Bayreuth.
Die Fränkische Schweiz ist der
nördliche Teil der Fränkischen Alb (Süddeutsche
Stufenlandschaft, s.o.). Die Namensbezeichnung Alb ist
vielleicht von dem lateinischen Ausdruck montes albi (weiße Berge) hergeleitet.
Wahrscheinlicher soll Alb eine alte keltische Bezeichnung sein und Gebirgsweide
bedeuten.
Aus Bayreuth hinausgefahren bin
ich auf der Bundesstraße. Es war Sonntag und kaum Verkehr. Darum bin ich,
abweichend vom geplanten Radweg, bis Pegnitz auf der Bundesstraße bzw. dem
begleitenden Radweg geblieben. Bundesstraßen sind meist so angelegt, dass die
Höhenunterschiede stärker ausgeglichen werden. Dort fährt man schneller und
leichter. Auf den Fahrradwegen geht es mehr bergauf und bergab, wie die
Landschaft gerade ist.
Erste Pause war in Pegnitz. Auf
dem Marktplatz traf ich auf eine Gruppe junger Pilger, die nach Gößweinstein
wollten, gut 3 Stunden Fußweg entfernt. Es war Sonntag nach Pfingsten, der Tag
des Dreiheiligkeitsfestes, der traditionelle Wallfahrtstag nach Gößweinstein.
Die Pilgerkirche in Gößweinstein wurde
nach Plänen des Bamberger Baumeisters Balthasar Neumann ab 1730 gebaut. Den
Anfang der Wallfahrt vermutet man schon im 13. Jh..
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Fränkische Schweiz |
Entstanden ist der Felsturm aus Frankendolomit vor über 100 Millionen
Jahren. Vor 150 Mio. Jahren war hier und in ganz Süddeutschland ein Flachmeer.
Der Weg nähert sich wieder der Pegnitz. Der Fluss ist hier noch schmal.
Vor Neuhaus an der Pegnitz mache
ich eine längere Mittagspause. Nicht
weil ich die brauche. Vielmehr habe ich Sorge, dass meine Batterie das ständige
Auf und Ab der vor mir liegenden Berglandschaft nicht durchhält. In Hammerschrott, im Landgasthof „Zur
Kunstschmiede“, frage ich, ob ich nachladen darf. Natürlich. Eine Stunde habe
ich aufgeladen und dabei Schäufele mit Knödel (der Beste Knödel, den ich je
gegessen habe) und Salat gegessen (für 9,20 EUR, die fränkische Küche ist
unschlagbar günstig). Schäufele, ein fränkischer Schweineschulterbraten, kenne
ich von meiner Kusine Lotti, die vor vielen Jahren in Fürth, am Hardtsteg über
die Regnitz, einen Imbiss hatte.
Die Batterie-Aufladung hätte ich wohl nicht gebraucht. Obwohl die Fahrt
heute mal wieder länger als vorgesehen dauerte. Hinter Hersbruck, zwischen Eismannsberg und Stöckelsberg (alles Berge), endete
der Weg im Tal auf einer Wiese. Obwohl ich auf dem im Internet heruntergeladenen
Radweg war. Das ist wohl das Problem der Internetkarten der Outdooractive-App.
Irgendjemand hat den Weg irgendwann hochgeladen. Und so ist er im Internet
gespeichert geblieben. Für die Abschnitte in Österreich und Italien hatte ich
mir die entsprechenden Fahrradkarten gekauft und meinen Weg kontrolliert. In
Deutschland, glaubte ich, brauche ich das nicht. Wohl an falscher Stelle
gespart.
Jedenfalls stand ich da mitten auf einer Wiese. Dann sah ich ein
Wochenendhaus oder so etwas Ähnliches. Ein Rentnerehepaar hatte sich ein
Tonnenhaus aufgestellt. Die konnte ich nach dem Weg fragen. Ja, vor Jahren gab
es einmal einen Viehabtrieb-Weg. Aber der sei inzwischen zugewachsen. Mit dem
Fahrrad unmöglich. Und? Zurück und im großen
Bogen das Tal umfahren. Aber vorher das Rad mit Gepäck den Berg hoch schieben.
Dann kam endlich (südlich der Autobahn A 3) der Ludwig-Donau-Main-Kanal. Es war auch schon nach 18 Uhr. Bis Neumarkt konnte ich bequem an ihm entlang radeln. Immer schön geradeaus. Die alten Schleusen des Kanals sind noch erhalten und dienen der Wasserregulierung. Die Geländeunebenheiten werden in Tälern ausgeglichen, indem der Kanal in einem Damm über das Tal geführt wird. Da muss der Kanal schon gut abgedichtet sein. Der Abschnitt, auf dem ich heute gefahren bin, ist die Scheitelhaltung des Kanals (zwischen Sengenthal und Rübleinshof, 24 km ist die Scheitelhaltung lang). Es ist die am höchsten gelegene Teilstrecke des Kanals (417 m üNN) zwischen Bamberg (184 m tiefer) und Kelheim (80 m tiefer).
Dann kam endlich (südlich der Autobahn A 3) der Ludwig-Donau-Main-Kanal. Es war auch schon nach 18 Uhr. Bis Neumarkt konnte ich bequem an ihm entlang radeln. Immer schön geradeaus. Die alten Schleusen des Kanals sind noch erhalten und dienen der Wasserregulierung. Die Geländeunebenheiten werden in Tälern ausgeglichen, indem der Kanal in einem Damm über das Tal geführt wird. Da muss der Kanal schon gut abgedichtet sein. Der Abschnitt, auf dem ich heute gefahren bin, ist die Scheitelhaltung des Kanals (zwischen Sengenthal und Rübleinshof, 24 km ist die Scheitelhaltung lang). Es ist die am höchsten gelegene Teilstrecke des Kanals (417 m üNN) zwischen Bamberg (184 m tiefer) und Kelheim (80 m tiefer).
In Neumarkt abends
angekommen, musste ich erst einmal die lange Marktstraße durch Menschen und Stände
hindurch schieben. Halb Franken war scheinbar zum Altstadtfest gekommen. Meine
heutige Übernachtung lag etwas außerhalb des Ortes.
Ich habe für die Radtour
sehr unterschiedliche Unterkünfte ausgewählt, schöne Hotels (wie in Leipzig das
Motel One), einfache Pensionen (Bayreuth) oder Gasthöfe (Brauhaus Wittenberg).
Und in Neumarkt ein Kloster, das Kloster St. Josef der Schwestern vom
Göttlichen Erlöser (Niederbronner Schwestern).
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Empfang im Kloster-Hotel |
Auf dem Weg dorthin ahnte ich nichts Gutes. Vor mir,
oben auf dem Berg, sah ich eine Kapelle, meine Unterkunft, das Kloster?
Vorsichtshalber frage ich nach dem Weg. Ja, Geradeaus und dann müsse ich leider
noch den Berg hinauf. Auch das noch,
wieder schieben. Doch nicht die richtige Unterkunft ausgesucht.
So schlimm wurde es
dann aber doch nicht. Das Kloster lag am Fuß des Berges. Oben auf dem Berg, das
war die Wallfahrtskirche Maria Hilf.
Das Kloster war bis 1920 das Kurhaus Wildbad. Der Orden
kaufte die Anlage und baute 1931 die Klosterkirche. Im Jahr 2000 wurde das
Tagungshaus gebaut. Gute Zimmer. Das Hotel-Personal war natürlich „weltlich“. Obwohl
etwa 180 Nonnen im Kloster leben. Die meisten von ihnen allerdings im Alten-
und Pflegeheim, das der Orden hier für alle Klöster in Deutschland unterhält.
Entsprechend habe ich auch im ganzen Haus nur sehr ältere Nonnen gesehen.
Im 15. und 16. Jahrhundert war Neumarkt Residenzstadt der
pfälzischen Wittelsbacher. Es entstanden unter anderem die Hofkirche und das Pfalzgrafenschloss.
Die Stadt verlor ihre Bedeutung, als der
Regierungssitz 1543 nach Amberg verlegt wurde.
1884 entstand in Neumarkt mit den Express Werken die erste
Fahrradfabrik in Kontinentaleuropa (bis 1959).
Am Pfalzgrafenschloss (heute das Amtsgericht) bin ich am nächsten
Morgen vorbei und durch die Altstadt gefahren.
7.
Tagestour Neumarkt bis Neustadt/Donau
Montag 12. Juni
Hotel Gasthof Gigl in Neustadt/Donau
Hotel Gasthof Gigl in Neustadt/Donau
Die Strecke:
Neumarkt i.d.Opf. – Berching – Beilngries – (in das Altmühltal) – Dietfurth an der
Altmühl – Riedenburg – Kelheim – Donau
Radweg / Limes Radweg – Weltenburg
(Kloster) - Staubing –Neustadt/Donau.
115 km, 7 Stunden, 329 m Aufstieg, 380 m Absieg.
Geplant hatte ich, auf dem Radweg Tour Baroque bis zum Main-Donau-Kanal
(der moderne Nachfolger des Ludwig-Donau-Main-Kanals) bei Berching zu fahren und dann am Kanal weiter bis nach Beilngries.
Mit der Zeit habe ich aber auf Abkürzungen der Strecke geachtet. Der Radweg
Tour de Baroque macht von Neumarkt aus einen großen Bogen nach Westen bis
Freystadt an der Schwarzach, führt
wieder nach Südosten, um dann den Main-Donau-Kanal zu treffen.
Warum eigentlich der lange Bogen nach Westen? Direkt von Neumarkt nach
Süden bis Berching und weiter verläuft der Ludwig-Donau-Main-Kanal.
Warum nicht geradeaus und auf ebener Piste fahren? Ich habe mich für den
geraden Weg und den Kanal-Weg gleich ab Neumarkt entschieden. Er ist kürzer
(trotzdem wurden die geplanten 112 km überschritten) und er ist eben. Der Radweg
Tour de Baroque dürfte deutlich bergiger
gewesen sein.
Tour Baroque ist einer der
ältesten Radfernwege Deutschlands. Er führt auf etwa 300 Kilometern an Kirchen
und Gebäude aus der Epoche des Barock vorbei. Ausgangspunkt ist Neumarkt in der
Oberpfalz.
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Altes Schleusentor |
Der Kanal überquert die Europäische Hauptwasserscheide zwischen Hilpoltstein im Landkreis Roth und Mühlhausen im Landkreis
Neumarkt (die Flüsse fließen nach Norden zur Nord- und Ostsee oder Richtung
Mittelmeer und Schwarzes Meer). Die Scheitelhaltung ist auf der Höhe von
Neumarkt. Auf 24 km Länge ist hier der höchste Wasserspiegel. Insgesamt 100 Schleusen, teilweise in den Flüssen Altmühl und Regnitz bewältigten einen Höhenunterschied von
264 Metern (184 m Anstieg vom Main bis Neumarkt und dann 80 m Abstieg zur
Donau). Durch Gelände-Einschnitte und Dämme konnte der Kanal zudem über lange
Strecken ohne Schleusen geführt werden. Auf 70 Dämmen verläuft der Kanal über
dem umliegenden Niveau. Sicherheitstore
an den beiden Enden des Dammes verhinderten bei einem Dammbruch das Auslaufen
des gesamten Wassers. Sie waren so konstruiert, dass sie durch die entstehende Wasserströmung
zugedrückt wurden.
Für die gesamte Kanalstrecke von Bamberg nach
Kelheim benötigte man damals 5 Tage. Die Schiffe wurden von Pferden auf den
Treidelwegen gezogen (Treidelwege gab es auch in Berlin am Teltow-Kanal, s.o.).
Die Idee zum Bau einer
schiffbaren Verbindung zwischen den Flüssen Rhein bzw. Main und Donau wurde bereits zur Zeit des Fränkischen Reiches erstmals verwirklicht. Karl der Große damals noch König der Franken,
soll im Jahr 793 die sogenannte Fossa Carolina (auch Karlsgraben genannt)
gebaut haben lassen. Diese Verbindung, damals noch mit Dämmen und Rollen statt
Schleusen, verband die Altmühl mit der schwäbischen Rezat in der Nähe des heutigen
Ortes Treuchtlingen). Das Projekt konnte sich jedoch nicht durchsetzen und
wurde schon kurz nach seinem Bau wieder aufgegeben.
Der bayrische König Ludwig I beauftragte die Planung
eines neuen Kanals. Fertiggestellt wurde er 1845. Schon damals gab es aus dem
Ruder laufende Kosten. Statt geplanten 8 Millionen Gulden kostete der Kanal
schließlich mehr als das Doppelte, 17,5 Millionen Gulden.
Nach dem 1. Weltkrieg
wurde der Kanal als Frachtweg bedeutungslos. Fast zeitgleich mit der
Fertigstellung machte die Eisenbahn als schnelleres Transportmittel der
Schifffahrt Konkurrenz. Im 2. Weltkrieg wurde der Kanal schwer beschädigt. 1950
wurde er aufgelassen, teilweise
trockengelegt und insbesondere zwischen Nürnberg und Bamberg überbaut. Seit den
1960er Jahren verläuft hier die Autobahn A 73 auf weiten Teilen der alten
Kanaltrasse. Zwischen Nürnberg und Beilngries ist der Ludwig-Donau-Main-Kanal teilweise noch erhalten.
Nachfolger des 1950 aufgelassenen Kanals ist der
1960 bis 1992 gebaute Main-Donau-Kanal.
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Kanalwärterhaus |
Der Ludwig-Donau-Main-Kanal verläuft östlich der Stadt Berching. Westlich der Stadt kommt der neue Main-Donau-Kanal von Nordwesten und verläuft nach Berching zunächst
parallel zum Ludwig-Kanal. Teilweise überlagert der neue Main-Donau-Kanal den
alten Ludwig-Kanal, teilweise nutzt der Ludwig-Kanal das Flussbett der Altmühl.
Der Radweg wechselte auch, mal am Ludwig-Kanal entlang, mal neben dem neuen
Kanal. In Kelheim treffen beide Kanäle auf die Donau.
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Main-Donau-Kanal |
Zu Beginn des 10. Jh. war Berching im Besitz der Eichstätter Bischöfe (wie auch Beilngries). Die Herrschaft endete,
als das Hochstift Eichstätt durch den Reichsdeputationshauptschluss 1809 säkularisiert wurde.
In Holnstein bei Berching hat
mein Onkel nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft und der Flucht seiner
Familie aus Hirschberg in Schlesien gelebt (meine Mutter ist damals in
Hildesheim gelandet). Er hat dort in einem Tuffstein-Steinbruch und Ziegelwerk
gearbeitet und gleich daneben gewohnt (Tuff ist ein poröses und leichtes,
vulkanisches Eruptivgestein). Die erste große Fahrt meiner Eltern mit meinem
jüngsten Bruder und mir in dem ersten Auto, ein Lloyd Alexander TS von Borgward
(der ganze Stolz meines Vaters), war zu meinem Onkel in Holnstein. Damals im
Maintal noch auf Bundes- und Landesstraßen, die BAB gab es wohl noch nicht. Und
das letzte Stück Weg zum Dorf war ein Feldweg.
Hinter Beilngries müssen sich der Altmühl und
mit ihm die beiden Kanäle durch die Jurahöhen der Fränkischen Alb winden, bis
sie dann in Kelheim auf die Donau
stoßen. Der neue Main-Donau-Kanal fließt im ausgebauten Flussbett der Altmühl
und der alte Ludwig-Donau-Main-Kanal ist nur noch in Teilstücken vorhanden.
Kelheim
liegt an der Mündung des Altmühl in die
Donau.
Das Gebiet war schon in früher Zeit besiedelt: Es gibt bronzezeitliche
Siedlungsfunde (2.000 v.Chr.), hallsteinzeitliche Gräberfelder (800 v.Chr.),
keltische Befestigungen (200 v.Chr.), Römersiedlungen (600 n.Chr.).
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Befreiungshalle |
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Donaudurchbruch |
Einmal oben angekommen, beschloss ich, auf der Höhe zu bleiben und abweichend von der Fahrtplanung nördlich der Donau weiterzufahren. Auf der Karte war der Limes-Radweg eingezeichnet. Lieber wäre ich den Panoramaweg direkt über der Donau gefahren. Aber der war nur als Wanderweg ausgewiesen. Irgendwann merkte ich, dass ich wohl irgendwo falsch abgebogen war (ich habe ja nicht immer auf meine GPS-Karte geschaut). Ich war auf dem Panoramaweg. Der Weg durch den Wald war zwar uneben, aber mit Vorsicht befahrbar.
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Kloster Weltenburg |
Doch es gab keine Brücke
über die Donau, nur eine Fähranlegestelle. Ist ja nicht so schlimm, dachte ich.
An der Stelle wartete auch ein Wander-Paar, das ebenfalls an das andere Ufer
wollte. Die allerdings klärten mich auf, dass die letzte Fähre um 17 Uhr
gefahren sei. Das war schon lange vorbei. Sie hätten sich darum gerade ein Taxi
gerufen, die Handy-Verbindung funktionierte. Und was mache ich mit meinem
Fahrrad? Ein Blick auf die Karte klärte das. Einen Weg auf dieser Seite der
Donau Richtung Neustadt gab es nicht. Also den gleichen Weg zurück nach Kelheim
und dann auf dem südlichen Ufer den Donau-Radweg fahren, wie das ursprünglich
geplant war? Zurück, das wollte ich nicht.
Also blieb nur die
Straße bergauf, lange bergauf, auf die Bergkuppe und ein Stück quer und dann wieder Richtung Donau und Neustadt
hinunter. Es ging hinunter, aber nicht so anhaltend wie bergauf. Die Straße
ging in Wellen bergab, dazwischen immer wieder ein Stück bergauf. Bis Irnsing,
dort war eine Brücke über die Donau und dann war Neustadt a. d. Donau nicht mehr weit.
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Hadrianssäule |
Die Stadt Neustadt ist, wie viele bayerische Städte eine Wittelsbacher
Gründung. Als Seligenstadt, der
damalige Name, erhielt Neustadt das
Stadtrecht.
Östlich der Stadt ist der Donaudurchbruch durch die südliche
Frankenalb bei Weltenburg. Die Donau verengt sich hier bis auf 110 m und ist 20
m tief. Die Kalksteinwände sind bis zu 80 m hoch.
Vor Neustadt (in Radtour-Richtung) und nach dem Donaudurchbruch liegt das Kloster Weltenburg, eine Benediktinerabtei und eines der ältesten
Klöster Bayerns. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Kloster 1803 aufgelöst,
aber schon 1813 durch den Bayrischen König wieder errichtet.
Ab dem 1. Jh. n.Chr. unterhielt das Römische Reich eine Reihe von Kastellen
entlang der Donau. Überreste des Kastells Abusina sind an der Donau bei Eining
vor Neustadt zu sehen.
8. Tagestour Neustadt bis München
Dienstag 13.
Juni
Übernachtung in München bei Eva und Eckhard
Übernachtung in München bei Eva und Eckhard
Die Strecke:
Neustadt/Donau – Biburg (entlang am Fluss Abens) –
Abens-Radweg
- Siegenburg – Train – Elsendorf – Puttenhausen – Abens-Radweg verlassen -
Tegernbach – Nandlstadt – Baumgarten – Sixthaselbach – Inkofen – Ammer
Amper Radweg – Langenbach – Marzling – (entlang der Isar) – Isar
Radweg – Freising – Garching
– Ismaning – Unterföhring – Oberföhring – München.
114 km, 6,5 Stunden, 429 m Aufstieg, 256 m Abstieg.
Auf dem Abens-Radweg in Richtung
Süden ein gutes Stück im Abens-Tal
und davon abbiegend bis zur Isar und
daran entlang nach Freising. Und
jetzt immer im Tal der Isar bis München.
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Hopfenanbau in der Hallertau |
In Deutschland wird rd. 70 % des europäischen Hopfens angebaut, weltweit
sind das rd. ein Drittel. Zwei Drittel der deutschen Ernte werden exportiert,
hauptsächlich in die USA, nach Japan und Russland. Das Hauptanbaugebiet ist die
Hallertau, aber auch an Elbe und Saale wird geerntet (und anderen kleineren
Gebieten, z.B. hinter Zeitz). Es gibt über 30 unterschiedliche Hopfensorten. Neben
Bitter-Sorten gibt es neue Aroma-Sorten. Sie machen das Bier würziger und
aromatischer. Da sie aber weniger Bitterstoffe haben, muss mehr Hopfen
eingesetzt werden. Das macht das Bier
teurer. Viele Brauereinen verwenden darum weiter nur Bitter-Sorten.
Hopfen wurde ab dem 16. Jh. beim
Bierbrauen verwandt, um das Gebräu durch seine Bitterstoffe haltbarer zu
machen. 1516 wurde in Bayern verfügt, dass Bier nur aus Gerste, Hopfen und
Wasser bestehen darf (Reinheitsgebot). Davor waren auch z.B. Koriander und
Lorbeer oder Kümmel erlaubt, Bilsenkraut und Seidelbast (der ist giftig)
ausdrücklich verboten.
Die Hallertau war ganz schön hügelig. Eine schöne Landschaft, aber immer
auf und ab. Dagegen war die Fahrt an der Isar eine Spazierfahrt. Die erreichte
ich vor Freising. Natürlich gab es
einen Abstecher in die Stadt und zum Domberg. Gut zu erkennen war, dass die
Fürstbischöfliche Residenz auf dem Domberg einmal eine mittelalterliche
Bischofsburg war. Es ging ganz schön steil nach oben (Schiebestrecke, aber wenigstens
kurz). Auf den Weihenstephaner Berg mit
der Staatsbrauerei im ehemaligen Benediktinerkloster bin ich nicht gefahren.
Ich wollte nicht zu spät in München ankommen.
Freising war der Herzogsitz des ersten
bayerischen Stammesherzogtums (ab Jahr
555). Bischofssitz wurde es
im Jahr 739. Fürstbistum und Hochstift war Freising ab 1294. Die Säkularisierung brachte 1803 das
Ende des Fürstbistums. 1821 wurde der
Sitz des Erzbistums nach München verlegt.
Zu Freising gehört das ehem. Kloster
Weihenstephan, das heute Wissenschaftszentrum (Landesforschungsanstalten,
Technische Universität München) ist. Papst Benedikt XVI., Josef
Ratzinger, studierte in Freising und erhielt dort seine erste Professur.
Von den Benediktiner-Mönchen wurde die Brauerei Weihenstephan gegründet.
Seit 1040 wird dort Bier gebraut. Es soll die älteste Brauerei der Welt sein.
Südlich von Freising liegt im Erdinger Moos der Flughafen München.
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"wilde" Isar |
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Chinesischer Turm im Englischen Garten |
München: Hauptstadt des Bundeslandes Bayern. 1,5 Mio. Einwohner (2015), nach Berlin und Hamburg drittgrößte deutsche Stadt. Ausländeranteil 25 %, Einwohner mit Migrationshintergrund 35 % (Berlin 28 %, Hamburg 31 %).
Das Datum der Stadtgründung ist
nicht bekannt. Dokumentiert ist die Verleihung des Markt-, Münz- und Zollrechts
für das „forum apud munichen“ durch Kaiser Barbarossa im Jahr 1158. Dies geschah im Zusammenhang mit dem sog. Augsburger
Schiedsspruch, in dem der Kaiser Heinrich dem Löwen gestattete, eine Zollbrücke
über die Isar zu betreiben. Zuvor hatte Heinrich der Löwe die Brücke des
Freisinger Bischofs bei Oberföhring abreißen lassen, um den einträglichen
Berchtesgadener Salzhandel über seine Brücke zu leiten (Barbarossa brauchte Heinrich den Löwen, darum
ließ er ihn gewähren). Zum Ausgleich musste ein Teil der Zolleinnahmen der Münchener Brücke
an den Bischof von Freising abgeführt werden. Die Zahlungen erfolgten bis 1803
an das Bistum, nach dessen Säkularisierung bis 1852 an das Königreich Bayern.
Da Heinrich der Löwe 1180 beim Kaiser in Ungnade fiel, ging Bayern an die Wittelsbacher Herzöge und München
vorübergehend an den Bischof von Freising.
Als der Wittelsbacher Herzog Ludwig IV Deutscher König und Römisch-Deutscher
Kaiser wurde (1314 bzw. 1324), stieg München zur Residenzstadt auf.
Eine größere Stadt wurde München
erst im 19. Jahrhundert (um 1700 hatte München 24.000 Einwohner, 1871 170.00).
Der Architekt Friedrich von Gärtner (der Gärtnerplatz in der Isarvorstadt ist
nach ihm benannt) gestaltete die Ludwigstraße als Prachtstraße und den
Königsplatz. König Ludwig I (König 1825 bis 1848) ließ die Feldherrenhalle, das
Siegestor und die Alte Pinakothek bauen. Die Theresienwiese und das Oktoberfest
entstanden anlässlich seiner Verlobung. Um die Jahrtausendwende entstanden die Maximilianstraße
und die Prinzregentenstraße sowie das Prinzregententheater. Schwabing wurde
Künstlerviertel.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs verlagerten viele Firmen ihren Sitz nach
München. Berlin verlor, München und Bayern gewannen. Beispiele der Verlagerung
sind Siemens (in Berlin gegründet) und die Auto-Union (von Chemnitz nach
Ingolstadt), BMW (PKW-Fertigung von Eisenach nach München). In den ersten 10
Jahren nach dem deutschen Zusammenbruch verlagerten etwa 800 Betriebe ihren
Standort aus der ehem. Ostzone nach Bayern.
Am Abend ging es dann zu viert in den Biergarten
im Englischen Garten. An dem war ich schon am späten Nachmittag bei der „Schlussrunde“ durch den Englischen
Garten vorbeigekommen. Dass es in den Biergärten Maß-Krüge gibt (1 Liter) war
nicht weiter schlimm.
Ein Tag Pause in München, bei Eva und Eckhard, und dann fuhren Eckhard und
ich gemeinsam weiter, über den Brenner nach Verona. Das ist im 2. Abschnitt des
Reiseberichts beschrieben, der folgt.