Radreise von Berlin nach Danzig
September 2015

(7) Geschichte Danzig, Polen, Preußen
      und die Rückfahrt nach Berlin


Rückfahrt nach Berlin

Vom Glowne Miasto (Hauptbahnhof Danzkg)  führte die Bahnfahrt zunächst nach Süden und dann von Hohensalza Richtung Westen nach Berlin, über

-     Tczes (Dischau) - Weichselbrücke
-      Bydgoszcz (Bromberg)
-      Inowroclaw (Hohensalza)-
     Gnieznow (Gnesen) -  
        Ältestes polnisches Erzbistum,  bis 1320 Krönungsort der                              polnischen  Könige.
-     Poznan (Posen) -  Messestandort.
-     Zbaszynek  (Neu  Bentschen) 
        Neu Bentschen entstand nach 1920 auf der deutschen Seite an der            Bahnstrecke Frankfurt/Oder – Posen als Grenzbahnhof  und neuer            Knotenpunkt, da die in Versailles festgelegte deutsch- polnische                Grenze westlich des bestehenden Ortes Bentschen verlief. 
        Die damalige Grenze war also östlicher als die heutige Grenze bei                Frankfurt/Oder.
Swiebodzin (Schwiebus)
Rzpin (Reppen)
Frankfurt-Oder
- Berlin.

      
Geschichte Danzig, Polen, Preußen

                                    Quelle:
                                Wikimedia- und andere Artikel im Internet, 
                                ohne Zitierung im Einzelnen


Die Geschichte Danzigs      
                   
Antike und Völkerwanderung

Im Jahrhundert vor der Zeitenwende siedelten sich an der unteren Weichsel und der Weichselmündung Goten (ostgermanisches Volk – Theoderich, Herrscher der Ostgoten und Westgoten in Italien, gest. 526) an. Seit dem 10. Jahrhundert sind Slawen, die an die Küste westlich der unteren Weichsel kamen, als Pomoranen („po-morje“ am Meer) in Pommern dokumentiert. Östlich der Weichsel dagegen lebten schon vor der Zeitenwende baltische Stämme. Seit vorgeschichtlicher Zeit verbanden Handelswege von der Nordsee und Ostsee, besonders die so genannte Bernsteinstraße, das Weichseldelta mit dem Mittelmeer. Das Küstenland Pommern, zu dem Danzig gehörte, sah sich abwechselnd polnischen und dänischen Unterwerfungsversuchen ausgesetzt.


Erste Stadt 1224–1308


Um 1224 verlieh der pommerellische Herzog Swantopolk II.  (Pommerellen – Herzogtum an der Weichselmündung, das der polnischen Krone als Lehen unterstand) das Lübische Recht an die deutsche Kaufmannssiedlung, die in der Gegend des heutigen Langen Marktes (Rechtstadt) entstanden war. Durch Erbfolge kam Danzig zum polnischen König Przemysław II.  der  1295 das Magdeburger Recht einführte.



Deutscher Orden 1308–1454


Anfang des 14. Jahrhunderts eskalierten Konflikte um Erbfolgerechte zwischen den lokalen kaschubischen Fürsten von Pommern untereinander sowie mit dem Markgrafen von Brandenburg.Die Mark Brandenburg (Adelsgeschlecht der Askanier) bestand als Markgrafschaft des Heiligen Römischen Reiches von etwa 1157 bis zur Umwandlung in die preußische Provinz Brandenburg 1815, seit 1356 gehörte es zu den deutschen Kurfürstentümern.
Als die Brandenburger im Sommer 1308 in die Stadt einrückten, baten Vertreter der Stadt den Deutschen Orden um Hilfe. Die Deutschritter zogen als Alliierte der königlich-polnischen Truppen im August in Danzig ein und verteidigten sie  gegen die brandenburgischen Truppen. Es gab jedoch bald Streit um die Kosten für die Waffenhilfe.  Dies führte zur Übernahme von Danzig durch den Deutschen Orden.1343 gab der Deutsche Orden als Landesherr der Stadt Danzig (Rechtstadt) das Selbstverwaltungsrecht - die Stadt konnte Rat und Bürgermeister selber wählen - und führte das Kulmer Recht ein.        

Hansestadt 1361 – 1669

Danzig entwickelte sich zu einem bedeutenden Mitglied der Hanse und nahm seit 1361 an den Hansetagen teil.  Es blieb bis zum letzten Hansetag im Jahr 1669 Teil der Hanse.



Freie Stadtrepublik unter polnischer Oberhoheit 1454–1793


1454 stellte sich Danzig gegen den Deutschen Orden und unter den Schutz des polnischen Königs.1466 kam Danzig mit dem zweiten Frieden von Thorn dauerhaft zu Königlich Preußen, das dem polnischen König unterstand. Es erhielt weitgehende Autonomierechte.
Danzig wurde Haupthafen von Polen-Litauen, für das es bis zu 80 Prozent des Außenhandels abwickelte. Die Glanzzeit begann im Jahre 1453 mit dem Fall Konstantinopels an die osmanischen Türken. Das führte zur Sperrung des Bosporus und brachte einen Bedeutungsverlust der Schwarzmeerhäfen. Getreide aus den südöstlichen Kornkammern Europas wurde nun noch mehr als zuvor weichselabwärts transportiert und musste wegen des Stapelprivilegs vor dem Export nach Skandinavien, England und die Niederlande durch die Danziger Speicher.Ab 1522 begann in Danzig die Reformation mit dem evangelischen Prediger Jacob Hegge.
Um 1650 war die Stadtrepublik Danzig mit ca. 77.000 Menschen (Schätzungen reichen bis zu 100.000 Einwohner für die Danziger Agglomeration) vor Wien, Augsburg, Köln und Hamburg die größte Stadt mit einer deutschen Einwohnerschaft.
 1701 wurde in Danzig und Königsberg mit den Arbeiten am Bernsteinzimmer begonnen.



Königreich Preußen 1793–1807


Im Rahmen der Zweiten Polnischen Teilung kam Danzig 1793 zum Königreich Preußen. Damit verlor die Stadt ihren besonderen Autonomiestatus und ihre städtische Freiheit.



Napoleonische Freie Stadtrepublik 1807–1813


Im Preußisch-Französischen Krieg kapitulierte Danzig am 25. Mai 1807 nach dreimonatiger Belagerung.  Infolge des Friedens von Tilsit hatte die Stadt formal den Status einer „freien Stadt“, wurde aber von einem französischen Gouverneur regiert und musste 20 Millionen Francs Kriegssteuer aufbringen.
Im November 1813 ergaben sich französische und polnische Truppen nach elfmonatiger Belagerung einem russisch-preußischen Heer.



Königreich Preußen 1815 – 1918 


Danzig kam durch den Wiener Kongress 1815 wieder an das Königreich Preußen.


Freistaat unter dem Schutz des Völkerbundes 1920 – 1939

1920 wurde Polen  wieder ein unabhängiger Staat (2. Republik). Danzig erhielt den Status eines teilsouveränen, selbstständiger Freistaats mit polnischen Hafenrechten unter dem Schutz des Völkerbundes von 1920 bis (faktisch) 1939.



Die Geschichte Polens

Der Name „Polen“ leitet sich von dem westslawischen Stamm der Polanen ab.
Die – geschriebene – Geschichte Polens beginnt im Jahr 963 mit dem polnische Herzog Mieszko. Herrschaftszentrum war Gnesen.  Mieszkos Annahme des Christentums durch die Taufe 966 führte zur Christianisierung  Polens. Herrscherdynastie  waren die Piasten 960 – 1386. 

Personalunion mit Litauen
Ab 1386 brachte die Personalunion mit dem Großfürstentum Litauen (der litauische Großfürst heiratete die polnische Königin) unter dem von dort stammenden Herrschergeschlecht der Jagiellonen (1386–1572) den Aufstieg zu einer europäischen Großmacht, deren Staatsgebiet von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte. 

Erste Republik (Adelsrepublik) 1569 – 1795
Da der letzte Jagiellonen-König kinderlos blieb, drohte die Auflösung der Personalunion Polen und Litauen. Die polnischen und litauischen Adligen beschlossen darum 1569 die Umwandlung der Personalunion in eine Realunion und verschmolzen das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen sowie das Königliche Preußen und das Herzogtum Livland zu einem gemeinsamen Staatskörper. Das Gebiet umfasste in seiner größten territorialen Ausdehnung um 1618 den größten Teil des Staatsgebietes  des heutigen Polen, das heutige Litauen, Lettland und Weißrussland sowie Teile des heutigen Russland, von Estland, Moldawien, Rumänien und der Ukraine. 

Der König wurde auf Lebenszeit von allen Adligen gewählt. Stimmenkauf war üblich. Bereits der zweite gewählte König, der Bruder des französischen Königs, verließ das Land nach 146 Tagen um Nachfolger seines verstorbenen Bruders zu werden, weil die französische Krone mit mehr Macht und Einkommen verbunden.

Die Königswahl war in Europa nicht unüblich. Auch in Deutschland wurden im 14. bis 18. Jahrhundert die römisch-deutschen  Könige bzw. später die römisch-deutschen  Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation von den Kurfürsten – 3 geistliche und 4 weltliche Kurfürsten, nach dem 30jährigen Krieg wurden es 8 -  gewählt.

Einer der gewählten polnischen Könige war Friedrich August I. von Sachsen, (August der Starke), 1670 - 1733, aus dem Fürstengeschlecht der Wettiner stammend,  Kurfürst von Sachsen (als Friedrich August I.) und  ab 1697 zusätzlich Staatsoberhaupt von Polen-Litauen in Personalunion.

Die erste Teilung 1772 
Bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts geriet Polen-Litauen in eine lange Phase kriegerischer Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarn. Insbesondere die immer wiederkehrenden Zusammenstöße mit Schweden und Russland belasteten die Stabilität des Staates. Die sich verstärkenden strukturellen Missstände, der Unwille zu Reformen, dazu Egoismen bei mehreren Wahlkönigen und im Adel, führten zur Schwächung des polnischen Staates. Die diplomatische und militärische Einmischung der Nachbarstaaten, des Kaiserreichs Russland, des Königreichs Preußen und der Habsburgmonarchie, bewirkte schließlich den vollständigen Zusammenbruch des Staates durch drei Teilungen.
Am 5. August 1772 vereinbarten Preußen (König Friedrich II), Russland (Zarin Katharina die Große) und Österreich (Kaiserin Maria Theresia) die Teilung Polens, mit dem Polen über ein Drittel seiner Bevölkerung sowie über ein Viertel seines bisherigen Staatsgebietes und den Zugang zur Ostsee verlor. Der preußische König durfte sich „König von Preußen“ nennen und nicht nur „König in Preußen“ und erhielt Westpreußen und damit eine Landverbindung nach Ostpreußen. Russland  bekam Polnisch-Livland und die  weißrussischen  Gebiete bis zur Düna zugesprochen. Österreich sicherte sich das galizische Territorium mit Teilen Kleinpolens (Gebiet um Krakau und Lublin - Großpolen umfasst den historischen Kern Polens: die Gebiete um Gnesen und Posen) und Ruthenien (heute Teile von Weißrussland und der Ukraine) mit der Stadt Lemberg als Mittelpunkt.


Die zweite Teilung 1793
1791 wurde die polnische Staatsstruktur auch unter dem Einfluss der Französischen Revolution reformiert Die Wahlmonarchie wurde abgeschafft, Polen eine konstitutionelle Monarchie mit einem Wettiner (deutscher Hochadel in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Coburg) als König. Die neue Verfassung wurde von Russland und Preußen als Affront aufgefasst. 

Innerer Widerstand durch den konservativen Teil des Adels und eine russische Intervention führten zur Teilung von 1793.  Russland erhielt Weißrussland und weite Gebiete Litauens und der Ukraine. Preußen bekam die Kontrolle über Danzig und Thorn sowie über Großpolen  und Teile Masowiens (Gebiet um Warschau), welche zur neuen Provinz Südpreußen zusammengefasst wurden. Österreich war diesmal nicht beteiligt.


Die dritte Teilung 1795  und komplette Zerschlagung
Dadurch verschwand Polen von 1795 bis 1918 als souveräner Staat von den Landkarten Europas. Kennzeichen der Teilungszeit sind niedergeschlagene polnische Aufstände in den Jahren 1830, 1848 (in Deutschland Märzrevolution von 1848, ebenso in anderen europäischen Ländern) und 1863 und sehr unterschiedliche Entwicklungen in den drei Teilungsgebieten.

Der Wiener Kongress stellte 1815 zwar das Königreich Polen wieder her (das sog. Kongresspolen, i.W. die Region um Warschau und das Weichselgebiet, ohne Posen und Krakau), der russische Zar wurde aber in Personalunion König von Polen. Polen blieb damit unter russischer Kontrolle.

Die Zweite Teilung Polens mobilisierte den Widerstand der Polen. Es kam zu Aufständen. Nun strebte Russland danach, den Reststaat aufzuteilen und aufzulösen. 1795 unterzeichneten Russland (Katharina II.)  und Österreich (Kaiser Franz II.) den Teilungsvertrag, dem sich Preußen (Friedrich-Wilhelm II)  anschloss. Demnach teilten sich die drei Staaten das restliche Polen entlang der Flüsse Memel, Bug und Pilica auf. Russland rückte weiter nach Westen und besetzte sämtliche Gebiete östlich von Bug und Memel sowie ganz Kurland (heute Teil Lettlands) und Litauen. Der habsburgische Machtbereich weitete sich nach Norden hin um die wichtigen Städte Lublin, Radom, Sandomierz und insbesondere  Krakau aus. Preußen erhielt die restlichen Gebiete westlich von Bug und Memel, sowie das nördlich von Krakau gelegene Neuschlesien.

Zweite Republik

Die staatliche „Wiedergeburt“ als Zweite Republik erfolgte nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Im letzten Kriegsjahr 1918 hatten die Mittelmächte (Deutschland, Österreich) von Russland die staatliche Unabhängigkeit Polens gefordert. Ebenso taten das die USA in dem 14-Punkte-Programm von Wilson. Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags wurde Polen 1919 eine international anerkannte und unabhängige Republik. Polen entstand auf dem Gebiet des sog. Kongresspolen und Galiziens  und erhielt zusätzlich Posen, Westpreußen und Danzig und östl. Teile von Oberschlesien. Das Memel-Gebiet ging an Litauen.

In der 2. Republik übernahm im November 1918 der aus der Magdeburger Haft entlassene Marschall Józef  Piłsudski in Warschau als vorläufiges Staatsoberhaupt die Macht. Er berief einen verfassunggebenden Sejm ein, der eine demokratische Verfassung ausarbeiten und verabschieden sollte. Die ersten Jahre der Unabhängigkeit vergingen mit dem inneren Aufbau des Staates. Die bestehenden staatlichen Strukturen, welche die drei verschiedenen Teilungsmächte hinterlassen hatten, mussten vereinheitlicht, teilweise aber auch völlig neu geschaffen werden. Außerdem war das Land weitgehend vom Krieg verwüstet, wie auch seine Grenzen in weiten Teilen nicht festgelegt waren.

Im polnisch-sowjetischen Krieg von 1919 – 1921 versuchte Polen im Osten den historischen Grenzverlauf von 1772 (vor der 1. Teilung) wiederherzustellen. Dies gelang nicht, aber im Friedensvertrag  vergrößerte sich Polen nach Osten bis fast vor Minsk, u.a. kamen Lemberg und Vilnius (Litauen)  zu Polen.
Im Mai 1926 führte Pilsudski, obwohl er in Armee und Staat keine offizielle Position mehr bekleidete, mit der Unterstützung seiner zahlreichen Anhänger in der Armee einen Staatsstreich durch und riss die Macht wieder an sich, die er bis zu seinem Tod 1935 behielt. Ab 1935 hatte Polen eine Präsidial-Verfassung.

Die vierte Teilung  - Aufteilung unter Deutschland und Russland 1939

Im August 1939 vereinbarten Hitler und  Stalin die 4. Aufteilung Polens, die einen Monat später durch das Deutsche Reich und die  Sowjetunion umgesetzt wurde. Russland erhielt den Teil Ostpolens, den es im Vertrag von Riga (Beendigung des russisch-polnischen Krieges 1920) hatte abtreten müssen. Außerdem zwang es Lettland, dass 1920 selbständig geworden war, zu einem Beistands- und Stützpunktabkommen und besetzte es 1940. Deutschland besetzte das übrige Polen.


Volksrepublik Polen

Nach Ende des 2. Weltkriegs erhielt Polen Pommern und Schlesien sowie den südlichen Teil von Ostpreußen, der nördliche ging an Russland. Es verlor die Ostgebiete östlich der Curzon-Linie an Ukraine, Weißrussland und Litauen. 1,5 Millionen Polen wurden 1945 bis 1948 ausgesiedelt bzw. vertrieben, viele in die ehem. deutschen Ostgebiete. Polen geriet in den sowjetischen Einflussbereich.


Dritte Republik

Das Ende des Kalten Krieges machte 1989 den Weg frei für die Dritte Republik, die bald nach ihrer Gründung in die NATO (1999) und die Europäische Union (2004) aufgenommen wurde. Am 24. August 1989 bildete Tadeusz Mazowiecke die erste freie Regierung. Die ersten freien Parlamentswahlen waren dann 1991. 


Die Geschichte Preußens

Die ursprüngliche historische Landschaft Preußen entspricht etwa dem späteren Ostpreußen. Der Name geht auf die baltischen Ureinwohner, die Prußen, zurück. Vom Deutschen Orden unterworfen, bildete es als Pommerellen das Zentrum des Deutschordensstaates. Pommerellen ist der südöstliche Teil der Ostseeküste an der Weichselmündung. Der Name ist slawischen Ursprungs: Pommern - pro more – Land am Meer.

Um 200 begannen germanischen Goten, das Weichselgebiet zu verlassen. Westslawische Stämme verbreiteten sich seit Ende des 6. Jh. und kamen bis auf das Gebiet des späteren Pommern.

Das spätere Preußen hat zwei Ursprünge. Das Herzogtum Preußen unter polnischer Lehenschaft (der Rest des Ordensstaates, das spätere Ostpreußen) und die Markgrafschaft Brandenburg im Heiligen Römischen Reich.


Herzogtum Preußen unter polnischer Lehenschaft 

Der polnische Herzog Konrad von Masowien rief 1226 den Deutschen Orden zu Hilfe um das Gebiet der heidnischen Prußen zu christianisieren, sprich zu erobern. Als Gegenleistung versprach er ihm das Kulmer Land als herzogliches Lehen. In der Folge wurde der Deutsche Orden in dem Gebiet sesshaft und es begann die Herausbildung des Ordensstaates, der mit dem Heiligen Römischen Reich in Verbindung stand, aber kein Teil von ihm war. 
Nach der Eroberung und Christianisierung der Prußen kam es zu Konflikten mit den Nachbarländern Polen und Litauen. Die Schlacht von Tannenberg 1410 verloren die Ordensritter gegen Polen und Litauen1466,  im Zweiten Frieden von Thorn musste der Ordensstaat den Westen seines Gebietes abtreten und für den Rest die Lehnshoheit der polnischen Krone anerkennen. Westpreußen (Gebiet an der Weichsel) und das Ermland (südlich des Frischen Haff) unterstanden fortan als Königliches Preußen direkt der polnischen Krone. 

Das verbliebene Gebiet des Ordensstaates umfasste in etwa das spätere Ostpreußen ohne das Ermland und wurde polnisches Lehen.
Der letzte Hochmeister des  Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach,  schloss sich der Reformation an. 1525 wandelte er den Ordensstaat durch Säkularisierung in das weltliche (protestantische) Herzogtum Preußen um, das weiter der polnischen Lehenshoheit unterstand.


Markgrafschaft Brandenburg im Heiligen Römischen Reich

Brandenburg war eine Markgrafschaft des Heiligen Römischen Reiches.  Sie war 1157 von dem Askanier Albrecht I gegründet worden, nachdem er das von Slawen bewohnte Gebiet erobert hatte. 1356 wurde die Markgrafschaft  eines der 7  Kurfürstentümer (die den König bzw. Kaiser wählten).  Es umfasste nicht zusammenhängenden Gebietewestlich der Elbe die Altmark (heute Teil Sachsen-Anhalt),  die Mittelmark (heute Brandenburg und Berlin) und östlich der Oder die Neumark (heute der Bezirk Lebus in Polen). Nach dem Tod des letzten askanischen Markgrafen 1320 fiel das Land an die Wittelsbacher und 1373 dann an das Haus Luxemburg.  Sigismund von Luxemburg verlieh nach seiner Wahl zum Deutschen König seinem Schwager Friedrich Burggraf von Nürnberg 1415 die erbliche Würde des Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg. Friedrich entstammte aus der fränkischen Linie der Hohenzollern. Er begründete die brandenburgische Linie der Hohenzollern, die später alle Könige Preußens und ab 1871 die deutschen Kaiser stellte.


Herzogtum Preußen kommt zur Markgrafschaft Brandenburg

1618 fiel das Herzogtum Preußen (s.o. aus den „Resten“ des Ordensstaates gebildet, i.w. Ostpreußen) durch Erbschaft an den Kurfürsten von Brandenburg, der danach beide Länder in Personalunion regierte. Er war Kurfürst von Brandenburg, Markgraf von Brandenburg-Ansbach und Markgraf von Brandenburg-Kulmbach. Er war  sowohl dem deutschen Kaiser und dem polnischen König lehenspflichtig.
Preußen kam so zu Brandenburg und beide bilden den Ursprung des späteren Königreichs Preußen.


Brandenburg-Preußen

Im 30-jährigen Krieg wurde Brandenburg abwechselnd von Gegnern und Verbündeten besetzt. Es verfügte über keine nennenswerten Streitkräfte.  1630 griff der schwedische König Gustav Adolf (aus der Wasa-Dynasty) in den Krieg ein.

König Gustaf Adolf wird als Retter der Protestanten verehrt, Das Gustav-Adolf-Werk ist die älteste evangelische Stiftung, 1832 gegründet,  zur Unterstützung der Evangelischen Kirche in der Diaspora. In meiner Konfirmandenzeit wurde für das Hilfswerk am Reformationstag gesammelt).

Bis zum westfälischen Frieden 1648 blieb Brandenburg von Schweden besetzt . Weite Landstriche waren entvölkert. Im westfälischen Frieden erhielt Brandenburg u.a. Hinterpommern.

Nach dem 30-jährigen Krieg erfolgte die Konsolidierung unter dem Großen Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640 – 1688). Er baute u.a. ein stehendes Heer auf, was Brandenburg zu einem begehrten Verbündeten machte. In dieser Zeit entstanden auch die Kolonien in Afrika (um 1683). Er entwickelte das Land und lud  mit seinem Edikt von Potsdam (1685) die französischen Hugenotten als Siedler ein.  Im Vertrag von Wehlau 1657 löste er das Herzogtum Preußen von der polnischen Oberhoheit. Er entmachtete die Stände, baute eine absolutistische Zentralverwaltung auf und legte den Grundstein für das preußische Beamtentum. Brandenburg wurde nach Österreich das zweitmächtigste Territorium im deutschen Reich. Zur Modernisierung trugen auch niederländische Gelehrte bei;  seine Frau stammte aus dem Haus Oranien. Einige Städte in Brandenburg erinnern daran: Oranienburg, Oranienbaum.


König in Preußen

Der Sohn des Großen Kurfürsten, Friedrich III (1688 – 1713) erhielt von Kaiser Leopold I die Zustimmung, dass er für das nicht zum Reich gehörende Herzogtum Preußen (Ostpreußen, s.o.)  den Titel eines Königs in Preußen führen konnte.  In der Zeit des Absolutismus  erhöhte der Titel Rang und Prestige des Fürsten. Die Selbstkrönung war 1701 in Königsberg als Friedrich I König in Preußen. Den Titel eines Königs von Preußen konnte er nicht erlangen, weil der polnische König noch bis 1742 auch den Titel eines Königs von Preußen beanspruchte (für das Königliche Preußen, das Polen aus dem Deutschordensstaat erhielt, i.w. Westpreußen). Friedrich I führte einen aufwändigen Hof und finanzierte das u.a. indem er preußische Soldaten im Spanischen Erbfolgekrieg vermietete. 

Seinem Sohn Friedrich-Wilhelm I (1713 – 1740) hinterließ er einen überschuldeten Staat. Der konsolidierte das Land,  baute das Heer aus (Beiname „der Soldatenkönig“), förderte die Wirtschaftsentwicklung durch eine merkantilistische Wirtschaftspolitik, führte die allgemeine Schulpflicht ein und gründete  volkswirtschaftliche Lehrstühle an den preußischen Universitäten.


König von Preußen

Sein Nachfolger war Friedrich II, später Friedrich der Große genannt (1740 – 1786). Noch im ersten Regierungsjahr marschierte er in dem zu Österreich gehörenden Schlesien ein. In seinem dritten schlesischen Krieg, dem 7-jährigen Krieg, rettete ihn die Thronfolge von der Zarin Elisabeth auf Zar Peter III. Der war ein Bewunderer des Preußenkönigs und löste Russland aus der Allianz gegen Preußen. Preußen behielt Schlesien. 

Gemeinsam mit Russland und Österreich betrieb Preußen  die Teilung Polens. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 erhielt Preußen das polnische Preußen (Königlich Preußen, aus Teilen des Deutschordensstaates entstanden, i.w. Westpreußen) und das Ermland. 
Pommern und Ostpreußen waren dadurch nicht mehr durch polnisches Staatsgebiet getrennt. Da sich jetzt „beide Preußen“, Polnisch-Preußen und das Königreich Preußen im Besitzt der Hohenzollern befanden, konnte sich Friedrich II König von Preußen nennen.

Friedrich dem Großen folgte sein Neffe Friedrich Wilhelm II (1786 – 1797). Die 2. und 3. polnische Teilung fiel in seine Zeit. Preußen dehnte sich nach Osten aus, Warschau wurde preußisch.

Es folgte Friedrich Wilhelm III (1797 – 1840). In seine Regierungszeit fiel die Französische Revolution und der Aufstieg und Niedergang Napoleons (geb. 1769, gest. 1821).  Zusammen mit Österreich und anderen deutschen Staaten kämpfte Preußen gegen Frankreich.  Frankreich besetzte das linke Rheinufer, Preußen schied 1795 mit dem Frieden von Basel aus der Allianz gegen Frankreich aus.

Im Reichsdeputationshauptschluß (Hauptschluss: Abschlussbericht) von 1803 (es war das letzte wesentliche Gesetz des Heiligen Römischen Reiches, beschlossen in der letzten Sitzung des Immerwährenden Reichstags)  wurde die Entschädigung der weltlichen Fürsten (in Deutschland, aber auch Österreich) geregelt, die durch die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich Besitz verloren hatten. Dazu wurden  u.a. die geistlichen Fürstentümer und die Reichsstädte im Heiligen Römischen Reich aufgelöst und säkularisiert. Preußen  erhielt z.B.  die Bistümer Hildesheim und Paderborn und damit deren Ländereien und Vermögen (Im Bistum Hildesheim wurden 11 Männer- und 6 Frauenklöster aufgehoben). Die Kirche verlor damit wesentliche Teile ihres Vermögens. Als Ausgleich übernahmen die Fürsten die Verpflichtung, für den Unterhalt der Kirche und der Pastoren zu sorgen. Diese Verpflichtungen sind dann auf die nachfolgenden Länder übergegangen und gelten noch heute. Geregelt wurden und werden die Staat-Kirche-Beziehungen in Staatskirchenverträgen (Konkordat). Für Bayern wurde bereits 1817 ein Konkordat abgeschlossen, dass u.a. die Wiedererrichtung von Klöstern zuließ (allerdings ohne das alte Vermögen).

1806 scheiterten Verhandlungen mit Frankreich über die Aufteilung der Interessenbereiche von Frankreich und Preußen. Es kam erneut zum Krieg. In der Schlacht bei Jena und Auerstedt erlitt Preußen eine vernichtende Niederlage gegen Napoleon. Französische Truppen zogen in Berlin ein. Der preußische König Friedrich Wilhelm III floh nach Königsberg. Verfilmt wurde der Bittgang der preußischen Königin Luise zu Napoleon, in dem sie vergeblich um Milde bat. Im Frieden von Tilsit 1807 verlor Preußen etwa die Hälfte seines Landes.

Interessant für Niedersachsen ist ein Detail. Im parallelen mit Russland abgeschlossenen Friedensvertrag (Russland hatte Preußen unterstützt und verlor ebenfalls) garantierte Napoleon die Souveränität des Herzogtums Oldenburg, das von einem deutschen Verwandten des Zaren regiert wurde. Darauf hatte der Zar offensichtlich bestanden. Das Land Oldenburg existierte  bis zum Ende des 2.Weltkriegs. Der CDU in Niedersachsen ist es erst 1968 gelungen, die selbständigen Landesverbände Oldenburg, Braunschweig und Hannover unter einem Dachverband zu vereinigen. Die Oldenburger bestanden bis dahin auf die Selbständigkeit ihrer „CDU Herzogtum Oldenburg“.

Es folgten ab 1807 grundlegende Reformen des Staates, die Stein-Hardenbergsche Reformen  (Abschaffung der Leibeigenschaft der Bauern, kommunale Selbstverwaltung, Gewerbefreiheit, Neugestaltung des Bildungswesens), Gründung der ersten Berliner Universität durch Wilhelm von Humboldt, Heeresreform mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.

Am Russlandfeldzug Napoleons 1812 nahm Preußen als Verbündeter teil. Nach dessen Niederlage löste Graf York die preußischen Truppen aus der Allianz heraus.

1813 rief Friedrich-Wilhelm III sein Volk zum Befreiungskampf gegen Napoleon  auf und versprach eine Verfassung. Er hielt seine im Freiheitskrieg gegebenen Versprechen nicht ein.  Anders als in den meisten deutschen Staaten wurde für Preußen auch keine Volksvertretung eingerichtet.  Es wurden nur Provinziallandtage in den Provinzen berufen. Die Mitglieder kamen aus den drei Ständen, Rittergüter, Städte und ländliche Grundbesitzer. Ein Gesetzgebungs- und Steuerbewilligungsrecht hatten sie nicht.


Wiener Kongress - Deutscher Bund

Auf dem Wiener Kongress 1815  erhielt Preußen seine nach 1807 verlorenen Gebiete zurück, den schwedischen Teil von Vorpommern, Teile des Königreichs Sachsens und Gebiete im Westen, die zur Provinz Westphalen und zur Rheinprovinz zusammengefasst wurden. Preußens Staatsgebiet war jedoch in einen West- und einen Ostteil gespalten.

Preußen gründet 1815 den Deutschen Bund, ein Staatenbundes „souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands“. Er war Teil der Ergebnisse des Wiener Kongresses und sollte die monarchistischen Herrschaftsverhältnisse sichern.

Ebenfalls 1815  schlossen Preußen, Österreich und Russland die Heilige Allianz (1818 trat Frankreich bei). Das Bündnis sollte den Frieden sichern, richtete sich aber stark gegen liberale und demokratische Bestrebungen innerhalb der Staaten.

1834 wurde der Deutsche Zollverein als Zusammenschluss von Staaten des Deutschen Bundes gegründet (Vorkämpfer für den Zollverein war Friedrich List, Wirtschaftstheoretiker, Namensgeber für die Friedrich-List-Schule in Hildesheim, vormals Wirtschaftsgymnasium). Treibende Kraft bei der Bildung des Binnenmarktes war Preußen, dessen Staatsgebiet nicht zusammenhängend war. Ein Warentransport zwischen Königsberg und Köln wurde Anfang des 18. Jh. etwa 80mal kontrolliert.

In der Regierungszeit von Friedrich Wilhelm IV (1840-1861) ist die Märzrevolution 1848.  Beginnend in Baden setzte sich die Revolution innerhalb weniger Wochen in allen Staaten des Deutschen Bundes fort. Der Vereinigte Landtag (Versammlung aller Provinziallandtage) beschl0ss die Einberufung einer preußischen Nationalversammlung zur Ausarbeitung einer Verfassung (sie tagte ab Mai 1848  u.a. im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Berlin). Die ausgearbeitete Verfassung wurde vom König abgelehnt und die Versammlung im Dezember 1848  aufgelöst. Der König erließ eine andere Verfassung, die die Vorrangstellung des Königs betonte und das Dreiklassenwahlrecht behielt, das in Preußen bis 1918 galt.

In der Paulskirche in Frankfurt tagte ab 1848 ein Nationalparlament des Deutschen Bundes. Zunächst war eine großdeutsche Lösung unter Einschluss des deutschsprachigen  Österreichs angestrebt worden.  Österreich wollte aber nur mit allen seinen Landesteilen beitreten, so dass die kleindeutsche Zusammensetzung ohne Österreich kam.  Ein deutscher Fürst sollte Kaiser werden. 1849 wurde Friedrich Wilhelm IV  vom Nationalparlament die  Kaiserkrone angetragen, die dieser aber ablehnte (er war „von Gottesgnaden“ bestimmt und nicht vom gemeinen Volk).  Aus Krankheitsgründen trat er 1861 zurück.


Vorherrschaft Preußens - Deutsches Kaiserreich

Es folgte sein Bruder Wilhelm I (1861-1888).  1862 berief er Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten. Bismarck strebte die Vorherrschaft Preußens in Deutschland an. Er erreichte dies u.a. mit  drei sog. Einigungskriegen.  1864 der Deutsch-Dänische Krieg. Der dänische König wollte das Herzogtum Schleswig , das dänisches Lehen war, in den dänischen Staat eingliedern. Er war in Personalunion Herzog von Schleswig und Holstein. In Folge des Krieges wurden Schleswig und Holstein preußische Provinz. 1866 der Deutsche Krieg, Preußen gegen Österreich. Österreich musste die Auflösung des Deutschen Bundes akzeptieren. Preußen konnte die Eingliederung des Königreichs Hannover (sie verloren mit Österreich gegen Preußen), des Kurfürstentums Hessen-Kassel,  des Herzogtums Nassau und der Freien Stadt Frankfurt durchsetzen. Preußen gründete mit den Ländern nördlich des Mains den Norddeutschen Bund. 1870 der Deutsch-Französische Krieg. Anlass war der Streit um die spanische Thronfolge, in dem die Emser Depesche (über Forderungen des französischen Botschafters, die Bismark tendenziös veröffentlichte) zur Kriegserklärung Frankreichs (Kaiser Napoleon III) an Preußen führte. Frankreich musste Elsass-Lothringen abtreten. Die süddeutschen Fürsten traten dem Norddeutschen Bund bei. Bismarck überzeugte den bayrischen König Ludwig II mit Erträgen aus dem Welfenfonds (das von Preußen beschlagnahmte Vermögen des Königreichs Hannover), König Wilhelm I die deutsche Kaiserkrone anzutragen.  1871 wurde Wilhelm I in Versailles zum Deutschen Kaiser gekrönt. Bismarck wurde Reichskanzler und blieb es bis 1890.

Bis 1918 war der preußische König zugleich Deutscher Kaiser. Nach dem Ende des  Kaiserreichs wurde Preußen 1920 ein Freistaat innerhalb des Deutschen Reichs.


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