Radreise von Berlin nach Danzig

September 2015


(6) Ausflüge Marienburg, Westernplatte, Olivia

Ausflug zur Marienburg 

Mit der Bahn von Danzig nach Malbork (Marienburg) an der Nogat. Auf dem Weg dorthin überquert die Bahnlinie bei Tczew (Dirschau) die Weichsel.

 

Die Nogat (Nogat)  ist ein Mündungsarm der Weichsel, der in das Frische Haff  weiter östlich von Danzig mündet. 
Die Quelle der  Weichsel (Wisla) ist in Oberschlesien. 

Die Flussmündung in die Ostsee bildet ein großes Delta, da die Weichsel durch den Dünenrücken vor der Ostsee nicht direkt dorthin abfließen konnte. Zwei Mündungsflüsse, die Nogat (s.o.)  und die Elblinger Weichsel (Szkaparwa) münden in das Frische Haff (Zalew Wislany). Der Hauptstrom fließt östlich von Danzig an zwei Durchbruchstellen, die erst 1840 bzw. 1895 entstanden,  in die Danziger Bucht. Ein weiterer Mündungsfluss, die Danziger Weichsel (auch: Tote Weichsel, Martwa Wisla) mündet am östlich Rand von Danzig und weiter westlich an der Westerplatte in die Danziger Bucht. 
In Danzig fließt die Mottlau (Motlawa) in die Weichsel.

Die Marienburg

Die 
Marienburg (Malbork), etwa 60 km südöstlich von Danzig bei dem gleichnamigen Ort Malbork, war von 1309 bis 1454  Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens im Deutschordensstaat. Die weiträumige Burganlage ist der größte Backsteinbau Europas. Ihren Namen erhielt die Burg nach der Schutzpatronin des „Ordens der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“, wie die vollständige Bezeichnung des Deutschen Ordens lautete.

 

Exkurs: Der Deutsche Orden

Der Deutsche Orden, dessen Mitglieder sich nach einem ehemaligen deutschen Spital in Jerusalem "Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem" nannten, wurde 1190 in Akkon  gegründet, zunächst als Spitalbruderschaft und seit 1198 auch als ritterliche Kampfgemeinschaft zum Schutz der Pilger im Heiligen Land. Nach Johannitern und Templern war der Deutsche Orden der dritte der großen geistlichen Ritterorden der Kreuzzugzeit.

Schon früh begann die Ordensleitung, andernorts nach Kampfaufträgen Ausschau zu halten. Unter dem  Hochmeister Hermann von Salza (1162 – 1239, Hochmeister 1209 - 1239), einem Vertrauten Kaiser Friedrichs II., fand man eine solche Gelegenheit  in einem Hilfegesuch  des polnischen Herzogs von Masowien im Jahr 1226, der sich im Kulmer Land am Unterlauf der Weichsel im Kampf gegen die Prußen (baltischer Volksstamm, auf den der geografische Name Preußen zurückgeht) befand . Von hier aus gelang dem Orden im Kampf gegen die heidnischen Prußen die Errichtung eines geschlossenen Herrschaftsgebiets, das nach der Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden  - Brüder der Ritterschaft Christi von Livland -  zeitweise von der Grenze Pommerns bis zum Finnischen Meerbusen reichte.

Nach dem Verlust Akkons 1291 verlegte der Hochmeister seinen Amtssitz zuerst nach Venedig, dann 1309 in die Marienburg.  Zur Sicherung wurde das Land mit einem Netz von Burgen überzogen. Zur Förderung wirtschaftlicher Prosperität gründete der Orden zahlreiche Städte. 
In den folgenden Jahrhunderten bekriegte der reichlich mit kaiserlichen und päpstlichen Rechtstiteln  ausgestattete Orden unter dem Vorsatz der Mission die Prußen und Litauer. Zugleich errichtete er eines der bestorganisierten Staatswesen im damaligen Europa. Der Orden wurde zu einer politischen Macht im Ostseeraum, die in Konkurrenz zum Königreich Polen stand. Die mächtige Marienburg war das Symbol seiner Macht. Der Orden und das Ordens-Land waren nicht Teil des Heiligen Römischen Reiches, aber eng mit diesem verbunden.

Die Rivalitäten im Ostseeraum wurden im Laufe des 15. Jahrhunderts zugunsten Polens entschieden. 1466 verlor der Ordensstaat im 2. Frieden von Thorn seine westlichen Gebiete  (die  Gebiete an der Weichsel – Westpreußen – und das Ermland – Gebiet südlich des Frischen Haff), die künftig als Königliches Preußen direkt der polnischen Krone gehörten.  Der verbleibende Teil des Ordensstaates (etwa das Gebiet des künftigen Ostpreußens) kam  unter die Lehnshoheit des polnischen Königs.  

Die Reformation brachte das Ende des Ordensstaates, als der Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach zum Luthertum übertrat, den Ordensstaat 1525 säkularisierte und in ein erbliches Herzogtum umwandelte, das später an die Brandenburger Hohenzollern fiel und eines der Kernländer des preußischen Staates bildete.
Im Heiligen Römischen Reich bestand der Orden jedoch mit großem Grundbesitz fort, vor allem in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Nach der Säkularisierung (siehe unten: Reichsdeputationshauptschluss – Geschichte Preußens) und später nach dem 1. Weltkrieg gingen wesentliche Vermögensteile verloren.

Seit 1929 ist der Deutsche Orden nur noch ein geistlicher           Orden.

 

Ausflug zur Westerplatte 

Mit der Wasser-Straßenbahn (tramwaj wodny) ab dem Grünen Tor zum Befreiungs-Denkmal auf der Westerplatte. 

Befreiungsdenkmal

Die Westerplatte ist eine Halbinsel vor Danzig, seit etwa 1830 ein Ostseebad. Ab 1924 entstand hier entsprechend den Bestimmungen des Völkerbundes ein polnisches Munitionsdepot (als Danzig Freistaat war). Es war zwar kein  polnisches Staatsgebiet,  aber nur dem polnischen Militär vorbehalten, mit einer begrenzten Anzahl von Soldaten.

Die Schüsse der „Schleswig-Holstein“ am 1. September 1939 auf die Westerplatte werden häufig als der Beginn des Zweiten Weltkriegs genannt. Wenige Minuten zuvor war es jedoch bereits zu einem deutschen Luftangriff auf Wielun (Wojewodschaft Lodz) mit etwa 1200 Opfern gekommen.

Die Verteidigung der Westerplatte  wurde in Polen nach dem Krieg zum Symbol des Widerstandes gegen Deutschland.  Das 1966 erbaute Denkmal befindet sich heute auf der Westerplatte, die in Polen diesen deutschen Namen behalten hat
.

 

Die Fahrt mit der Wasser-Straßenbahn führt an der Danziger Werft (Stocznia Gdańsk) und der Festung Weichselmündung  vorbei. 


Solidarność, 
„Unabhängige Selbstverwaltete Gewerkschaft Solidarität“  ist der Name der polnischen Gewerkschaft, die 1980 auf der Danziger Werft aus einer Streikbewegung heraus entstand und die an der politischen Wende 1989 entscheidend mitwirkte. Von Anfang an wurde die Arbeiterbewegung von regimekritischen Intellektuellen wie Tadeusz Mazowiecki, Bronisław Geremek und weiten Teilen der katholischen Kirche, besonders durch den späteren Papst Johannes Paul II., unterstützt.

Der Auslöser der großen Streikwelle 1980 waren Preiserhöhungen für Fleisch am 1. Juli 1980. Die Streiks waren zunächst lokal begrenzt, griffen dann aber auf das gesamte Land über. In Danzig kam es auf der Leninwerft (früherer Name der Danziger Werft)  am 14. August 1980 zum Streik, dessen direkter Anlass die Entlassung der Kranführerin Anna Walentynowicz, einer bekannten Symbolfigur der Streikbewegung des Jahres 1970, war. Es wurde ein betriebliches Streikkomitee unter der Führung von Lech Wałęsa gegründet.


Lech Wałęsa war seit der offiziellen Gründung am 17. September 1980 Vorsitzender von Solidarność. Die staatliche Anerkennung wurde am 10. November 1980 durch die offizielle staatliche Registrierung von Solidarność besiegelt.Im Juni 1989 fanden halbfreie Parlamentswahlen statt. Sie führten zu einem großen Sieg der Opposition. Am 24. August 1989 wurde der katholische Publizist Tadeusz Mazowiecki als Nachfolger des Generals Czeslaw Kiszczak erster nichtkommunistischer Regierungschef in Osteuropa seit vierzig Jahren.


Festung Weichselmündung

Vorgänger war ein 1482 errichteter Turm aus Ziegeln zum Schutz des Danziger Hafens. Er diente auch als Leuchtturm (offenes Feuer) und dem Abkassieren von Zöllen.


Ausflug zum Dom und Park in Oliwa (Oliva)

 

Fahrt mit der Straßenbahn (1,80 zl /45 Cent für Rentner) zum Danziger Stadtteil Oliwa (Oliva) mit dem Dom und Park (ehem. Klostergarten).

 


















D
er
Dom zu Oliwa, zur heiligen Dreifaltigkeit, heiligsten Jungfrau Maria und heiligem Bernhard,  ist eine dreischiffige Basilika, in der 2. Hälfte des 14. Jh. errichtet, nachdem eine Vorgängerkirchen 1224 und 1236 von Pruzzen niedergebrannt wurden. 

1688 wurde das barocke Portal gebaut.

1186 errichteten Zisterzienser das Kloster. 1756 wurde der Äbtepalast im Rokokostil gebaut (heute Museum). 1831 wurde das Kloster durch Preußen im Rahmen des Kulturkampfes (Trennung von Kirche und Staat) aufgelöst.

1925 wurde die Danziger Diözese errichtet und Oliwa Bischofssitz
.


Rückfahrt nach Berlin

Vom Glowne Miasto (Hauptbahnhof)  führte die Bahnfahrt zunächst nach Süden und dann von Hohensalza Richtung Westen nach Berlin, über

 - Tczes (Dischau) - Weichselbrücke

- Bydgoszcz (Bromberg)

- Inowroclaw (Hohensalza)- Gnieznow (Gnesen) -  Ältestes polnisches Erzbistum,  
  bis 1320 Krönungsort der polnischen Könige.

- Poznan (Posen) -  Messestandort

- Zbaszynek  (Neu Bentschen) - Neu Bentschen entstand nach 1920 auf der deutschen Seite an der Bahnstrecke Frankfurt/Oder – Posen als Grenzbahnhof und neuer Knotenpunkt, da die in Versailles festgelegte deutsch-polnische Grenze westlich des bestehenden Ortes Bentschen verlief. Die damalige Grenze war also östlicher als die heutige Grenze bei Frankfurt/Oder.

- Swiebodzin (Schwiebus)

- Rzpin (Reppen)

- Frankfurt-Oder

- Berlin.



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