Nicht nur Lavendel und Flamingos 
Eine Rundfahrt durch die Provence.

9. bis 22. Juli 2024

Aix-en-Provence, die Universitätsstadt, Avignon, die Papststadt, Arles, die römische Stadt, und natürlich Marseille, die große Hafenstadt am Mittelmeer, waren die Ziele unserer Reise. Aber nicht nur, natürlich gehörte auch eine Fahrt durch die Camargue und die Lavendelfelder dazu. 

Von Berlin sind wir mit dem Flugzeug nach Marseille geflogen, mit Zwischenstopp in Zürich, wir hatten bei der Swissair gebucht, ebenso den Rückflug. Für die Rundreise hatten wir uns bei Europcar einen Mietwagen reserviert. 

Unser erster Ort war Arles, die ehemalige Hauptstadt des römischen Galliens, Bischofssitz seit dem 3. Jahrhundert, die Stadt, in der Vincent van Gogh und Pablo Picasso gemalt haben. Von hier aus sind wir in die Camargue gefahren, das große Delta der Rhone mit Flamingos, den weißen Pferden und Kampfstieren und dem Sel de Mer. 

Flamingos Parc Ornithologique du Pont de Gau

Es folgte Marseille, älteste Stadt Frankreichs, Hafenstadt am Mittelmeer. Von hier aus machten wir eine Bootstour zu den Calanques, den Fjorden des Gebirges an der Provence-Küste. 

Marseille Hafen und Basilika Notre-Dame de la Garde

Weiterfahrt nach Aix-en-Provence, Universitätsstadt, Geburtsstadt des Malers Paul Cézanne. Die anschließende Fahrt zum letzten Ort der Rundreise, Avignon, haben wir so geplant, dass wir auch noch an ein paar Lavendelfeldern vorbeigekommen sind. 

Aix-en-Provence Fontaine de la Rotonde

Schlusspunkt ist Avignon, die Stadt der Päpste und des Festival d’Avignon. Ganz in der Nähe ist die   berühmte Pont du Garde einer römischen Wasserleitung.

Pont du Garde
 

Der Zeitplan:

9. Juli 2022: Flug nach Marseille-Marignane. Fahrt nach Arles.

10. bis 12. Juli: Arles und Ausflüge in die Camargue

13. Juli: Fahrt von Arles nach Marseille

14. bis 16. Juli: Marseille und Bootsfahrt zu den Calanques.

17. Juli: Fahrt von Marseille nach Aix-en-Provence

18. Juli: Aix-en-Provence

19. Juli: Fahrt von Aix-en-Provence nach Avignon mit Lavendelfeldern

2o. bis 21 Juli: Avignon und Pont du Garde

22. Juli: Fahrt von Avignon zum Flughafen Marseille-Marignane und                       Rückflug nach Berlin.

 

Die Provence und ihre Landschaften

Die Provence liegt am Mittelmeer zwischen dem Rhonetal und Italien. Sie ist Teil der französischen Région Provence-Alpes-Cóte d’Azur und mehrerer Departments.

Die Regionen sind in Frankreich Gebietskörperschaften. Seit Anfang 2016 existieren 18 Regionen, davon befinden sich 13 in Europa und fünf sind französische Überseegebiete. Die Regionen in Europa sind in Departements unterteilt.

Die Provence gehört zu den  Départements Bouches-du Rhone (Marseille, Aix-en-Provence, Arles), Vaucluse (Avignon), Var (Toulon, Saint-Tropez) und Alpes-de-Haute-Provence (Verdon-Schlucht). Bei unserer Rundreise bewegen wir uns in den beiden Départements Bouches-du-Rhone und Vaucluse. 

Landschaftlich wird zwischen der Haute- und der Basse-Provence unterschieden. Die Haute-Provence (Hochprovence) ist nordöstlich von Aix-en-Provence und weniger dicht besiedelt. Bevölkerungsreicher ist die Basse-Provence (Niederprovence), die das südliche Rhonetal bis Valence, die Camargue und die Städte an der  Cote d'Azur umfasst. 

Der Name Provence stammt aus der Zeit der römischen Herrschaft und ist vom lateinischen „provincia“ abgeleitet. Als eine der ersten und am stärksten romanisierten Region außerhalb Italiens gehörte die heutige Provence im Römischen Reich zur Provincia Narbonensis (Gallia Narbonensis/Gallia Transalpina, 125 bis 118 v.Chr. gegründet).

 

Camargue

Die Camargue (Basse-Provence) besteht hauptsächlich aus dem Delta der Rhône (mit den beiden Mündungsarmen Petit-Rhone und Grande-Rhone). Es ist Feuchtgebiet und Schwemmlandebene (Marschland) mit einer Gesamtfläche von 930 Quadratkilometern (etwa so groß wie Berlin mit 891 km²). Große Teile der Camargue sind Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiet.

In den Seen leben Rosaflamingos und viele Zugvögel (haben wir im Ornitologiepark Pont de Gau am See Étang de Ginés gesehen). Berühmt sind die weißen Camargue-Pferde und die Camargue-Stiere. Früher wurden die weißen Pferde von den Rinderhirten beim Hüten der Camargue-Stiere eingesetzt, die als  Kampfstiere für unblutige Stierkämpfe gezüchtet werden (die Stiere haben wir auf einer Domaine und beim Stierkampf gesehen). Heute sind die Camargue-Pferde Freizeitpferde.

Ein wichtiger Wallfahrtsort ist Les Saintes-Maries-de-la Mer für Zigeuner (Gitans, Roma), den wir auch besucht haben.

Domaine Mas de la Comtesse
 

Calanques

Fjordartige, tiefe Buchten mit steilen Rändern ragen in das Gebirge entlang der Küste zwischen Marseille und Cassis, das Calanques-Gebirge, hinein. Es sind die Calanques.  Sie sind nach einer Absenkung des Meeresspiegels des Mittelmeers als Flussläufe entstanden und bei einem nachfolgenden Anstieg vor 10.000 Jahren geflutet worden. Das Massif des Calanques hat eine Länge von 20 Kilometern. Mit einem Boot fahren wir zu den Calanques.

Calanque d'en Vau

 

Weinanbaugebiete

Das Weinanbaugebiet der Cotes de Provence erstreckt sich über die Départements Bouches-du-Rhone, Var und Alpes-Maritimes. Zu 80 % werden Roseweine erzeugt. Die Hauptrotweinsorten sind u.a. Grenache und Syrah. Bekannt ist der Cassis-Roséwein.

Eine deutlich größere Rebfläche umfasst das Weinbaugebiet Cotes du Rhone im Rhone-Tal zwischen Vienne und Avignon. Es gilt als das älteste Weinbaugebiet Frankreichs.

Bei allen unseren Fahrten in der Provence sinrd wir an größeren und kleineren Weinfeldern vorbeigekommen.

 

Weinreben am Canal du Rhone a Sete


Lavendelfelder

Die Provence gilt als das wichtigste Anbaugebiet für Lavendel weltweit. Bereits in der frühen Antike wurde Lavendel als Heilpflanze und für die Parfümherstellung genutzt. Bis zum 18. Jahrhundert wurde wilder Lavendel von Bauernfamilien geerntet. Unterstützt wurden sie dabei von ihren Schafen und Ziegen, die den Wildwuchs zwischen den Pflanzen fraßen, den Lavendel wegen seiner ätherischen Öle aber mieden.

Ab dem 18. und 19. Jahrhundert entstand eine Lavendelindustrie mit ersten Parfumfabriken in der Stadt Grasse (Departement Alpes-Maritimes, nordwestlich von Cannes). Im 20. Jahrhundert stieg der Bedarf an Lavendel-Ölen und die Parfümfabriken begannen Lavendel in der Haute-Provence großflächig zu kultivieren.

Die Blütezeit des Lavendels ist etwa Mitte Juni bis Ende Juli, abhängig von der Höhenlage und den Gebieten. Mancherorts wird schon Mitte Juli mit der Ernte begonnen. Wir haben noch blühende Felder gesehen, aber auch schon abgeerntete.

In Gärten findet man manchmal das ganze Jahr blühenden Lavendel. Das ist dann aber der Schmetterlingslavendel (Lavendula Stoechas Purple Italie).

Neben dem echten Lavendel gibt es die Züchtung Lavandin, die den echten Lavendel im Anbau nach und nach ablöst. Der echte Lavendel hat zwar ein gehaltvolleres Lavendelöl, ist aber nicht so ertragreich wie der Lavandin, der auch schon nach einem Jahr statt nach zwei bis vier Jahren, wie der echte Lavendel, geerntet werden kann. Das Aussehen der beiden Arten ist fast gleich.

Die Anbaugebiete sind in der Hochprovence, insbesondere auf den Hochebenen von Valensole und rund um Sault. Wir sind auf dem Weg von Aix-en-Provence nach Avignon einen Umweg in den südwestlichen Rand des Lavendel-Gebietes gefahren.

Lavendelfeld bei Saignon

 

Die Geschichte der Provence 

Ursprünglich war die Küste der Provence von Keltiberern besiedelt. Die stammten von Liguriern ab (vorrömische Bevölkerung in der Gegend um den Golf von Genua), die sich im Rhonetal mit Kelten vermischten. 

Um 600 v. Chr. begann die systematische Kolonisation der Küste der Provence durch Griechen aus der kleinasiatischen Stadt Phokaia (am Golf von Smyrna/Izmir gelegen), den Phokäern. Málaga, Korsika und Nizza wurden ebenfalls von Griechen aus Phokaia besiedelt. 

Die Phokäer waren durch die Perser unter Druck geraten und hatten bei ihren Fahrten entlang der Mittelmeerküste das von der Natur geschaffene Hafenbecken der späteren Stadt Marseille entdeckt. Um 620 bis 600 v. Chr. gründeten sie an diesem Hafenbecken eine dauerhaft bewohnte Siedlung und nannten sie Massalia, das heutige Marseille. 

Um 100 v.Chr. beherrschte Rom die französische Küste bei Marseille. Aix-en-Provence (damals Aquae Sextiae) wurde zeitweise Hauptstadt der römischen Provinz Gallien (121 bis 118 v.Chr.). 

Ab 536 n.Chr. wurde die Provence vom Frankenreich erobert, nachdem vorher die Westgoten und dann die Ostgoten das Land beherrscht hatten. Bis zum 15. Jahrhundert gehörte die Grafschaft Provence dann zum Heiligen Römischen Reich, danach zum französischen Königreich. 


Karl der Große (800 bis 814 Kaiser des Frankenreiches) hatte das Frankenreich unter seinen drei Söhnen aufgeteilt. Karl der Kahle erhielt den westlichen Teil (Westfrankenreich) mit dem größten Teil des heutigen Frankreichs. Lothar I. erhielt den mittleren Teil (Mittelreich) einschließlich Norditalien. Ludwig der Deutsche erhielt den östlichen Teil (Ostfrankenreich), aus dem später das Deutsche Reich hervorging.

Nach Lothars Tod wurde das Mittelreich zwischen seinen drei Söhnen aufgeteilt (Vertrag von Prüm 855). Lothar II. erhielt das nach ihm benannte Lothringen. Ludwig II. bekam Oberitalien und die Kaiserwürde. Karl von der Provence bekam die Provence und Teile von Burgund (Königreich Burgund).

1481 ging die Provence als heimgefallenes Lehen an den französischen König. 

Mit Papst Clemens V., der sich 1309 in Avignon niederließ, begann das Avignonesische Papsttum. Frankreich hatte dafür gesorgt, dass immer mehr Kardinäle französischer Abstammung waren. Sie wählten den Erzbischof von Bordeaux als Clemens V. zum Papst, der die Kirchenverwaltung von Rom nach Avignon verlegte.

Papst Clemens VI. kaufte dann im Jahr 1348 die Stadt Avignon von der Königin von Neapel (die zugleich Gräfin der Provence war) und begründete den Kirchenstaat. Neben der Stadt Avignon gehörten auch die Grafschaft Venaissin dazu. Das waren die Gebiete um Avignon herum, zwischen den Flüssen Rhone und Durance sowie dem Mont Ventoux.

Papstpalast in Avignon

Der 7. Avignon-Papst verlegte 1376 den Papstsitz wieder nach Rom. Das 67 Jahre andauernde Avignonesische Papsttum war damit beendet. Dennoch residierte auch danach zeitweise ein Papst in Avignon (1378 bis 1394, 1394 bis 1411). Es war die Zeit des Abendländischen Schisma mit mehreren Päpsten gleichzeitig. 


Das Abendländische Schisma begann 1378. Der in dem Jahr gewählte Papst Urban VI. erweiterte das 16-köpfige Kardinalskollegium um 29 neue Kardinäle. Daraufhin erklärten die bisherigen Kardinäle, die um ihre Macht bangten, Urban VI. als unfähig und wählten in Avignon einen Gegenpapst. Erst das Konzil von Konstanz 1414 bis 1418 beendete auf Betreiben des römisch-deutschen Königs das Schisma und wählte einen neuen – alleinigen - Papst. Davor gab es zeitweise gleichzeitig drei Päpste. 

Im 18. Jahrhundert war die Provence eine Provinz des französischen Königreichs. Seit 1970 ist die Provence Teil der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. 


Die Abschnitte des Reiseberichts:

1. Die römische Stadt: Arles

2. Flamingos und Sel de Mer: Die Camargue

3. Die Hafenstadt: Marseille

Mit der Bootsfahrt zu den Calanques.

4. Die Universitätsstadt: Aix-en-Provence

Mit der Fahrt zu den Lavendel-Feldern.

5. Die Papststadt: Avignon

Mit der Fahrt zur Pont du Garde.
 

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