An der
polnischen Ostseeküste
Mit dem Rad von Bansin nach Danzig
6. Tagestour
Rowy/Rowe bis Leba/Leba
68 Kilometer
Rowy/Rowe – Gardna Wielka/Groß Garde – Smoldzino/Schmolsin – Kluki/Kluki -Glowczyce/Glowitz - Wicko/Vietzig - Leba/Leba
Von
Rowy aus fahren wir am West- und Südufer des Jezioro Gardno/Gardersee entlang
und radeln danach landseitig über Gardna Wielka/Groß Garde zu dem kaschubischen
Dorf Kluki. Der Gardersee ist der zweitgrößte Strandsee in Pommern (25
Quadratkilometer groß), durch eine Nehrung von der Ostsee getrennt. Größer ist
nur der Lebsko/Lebasee zu dem wir heute noch kommen (Lebsko 75
Quadratkilometer, das Steinhuder Meer bei Hannover ist 30 Quadratkilometer
groß, der Bodensee misst 536 Quadratkilometer).
Gardna Wielka/Groß Garde
Eine St.-Stanislaus-Kirche wurde schon 1284 in einer
Schenkungsurkunde des Pomerellen-Herzogs zugunsten der Kirche genannt. Die
jetzige Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Das
westlichste Gebiet mit kaschubischer Bevölkerung war am Leba-See. Die dort
wohnenden Kaschuben (Leba-Kaschuben, Slowinzen) haben mit der
Reformation den evangelischen Glauben angenommen. Die Kaschuben in den
östlichen Gebieten (Westpreußen, Pomerellen) sind katholisch geblieben.
Kluki/Klucken
Ein Fischer- und Bauerndorf. Die kaschubischen
Einwohner wurden nach dem 2. Weltkrieg vertrieben. Heute ist das Dorf ein Freilichtmuseum.
Einige Fachwerkhäuser standen hier, andere wurden in der Umgebung gerettet und
hierher transportiert. Fünf komplette Höfe und drei Fischerhütten sowie
Wirtschaftsgebäude und eine Gaststube können besichtigt werden.
Das älteste Gebäude ist die
Hütte von Charlotte Klick aus dem späten 18. Jahrhundert mit einer für die
damalige Zeit charakteristischen Rauchküche. Der Reimann-Hof aus dem 19.
Jahrhundert ist die Keimzelle des Museumsdorfes. Im 1850 am heutigen Standort
errichteten Haupthaus für zwei Familien ist die zentrale Ausstellung zur
Geschichte von Kluki sowie der Slowinzen zu sehen.
Von Klucki fahren wir in südlicher Richtung bis nach Glowczyce/Glowitz und dann geradezu in östlicher Richtung, bis wir bei Wicko/Vietzig wieder nach Norden zur Ostseeküste und nach Leba fahren.
Bevor wir aber in Glowczyce angekommen waren, mussten wir – ungewollt aber (falsch) geplant – durch ein Sumpf- und Moorgebiet fahren. Die Komoot-Karte zeigte hinter Klucki ein kurzes Stück „Singlepfad“, also schwierige Wegstrecke, und danach eine „normale“ Wegstrecke. Es wurden ein paar Kilometer Singelpfad, Bretterstege und Sumpflöcher. Die Bretterstege mittendrin waren dabei keine wirkliche Erleichterung. Wir mussten jedes Mal das Fahrrad auf den Steg heben. Nach dem Bau der Stege müssen die Pfade tiefer gefallen sein. Da war nichts mehr mit Fahren, da war nur noch schieben möglich, mehrere Kilometer. Mittendrin kam uns ein Ehepaar entgegen, sie waren umgekehrt, es ginge nicht weiter. Nach so langer Schinderei wollten wir nicht umkehren. Also weiter Schieben, auf feuchtem Pfad an Sumpflöchern vorbei. Aber auch das hatte ein Ende und wir waren froh über die (nicht wirklich gut zu fahrende) Lochplatten-Strecke, die nun folgte.
Die Sumpflandschaft:
Das Dorf Glowitz galt früher als Mittelpunkt der pommerschen Kaschubei und hieß im Volksmund „Kaschubsch Jerusalem“. 1252 wurde es erstmals erwähnt.
Gut Zezenow
Der Ort liegt an der Ostsee zwischen dem Lebasee
(Jezioro Lebsko) und dem kleineren Sarsener See (Jezioro Sarbsko). Beides sind
Strandseen, die durch die quer zur Küste verlaufende Strömung der Ostsee und
West-Ost-Winde entstanden sind. Dabei bildeten sich Nehrungen, die die jetzigen
Seen im Laufe der Zeit von der Ostsee abtrennten.
Entstanden ist der Ort im 11. Jahrhundert, wie die meisten Küstenorte, als Fischersiedlung. Damals lagen die Siedlung Lebamünde und die Flussmündung der Leba weiter westlich des heutigen Ortes. Sturmfluten haben die Flussmündung verlegt und die Häuser mussten den nach Osten wandernden Sanddünen weichen und an der jetzigen Stelle neu aufgebaut werden. Das war 1570.
Im 19. Jahrhundert wurde ein Hafen für den Umschlag von Salz, Holz und landwirtschaftlichen Erzeugnissen gebaut. Stadtrecht nach Kulmer Recht hatte die Siedlung schon 1357 vom Deutschen Orden erhalten.
Seit 1862 darf sich Leba als Seebad bezeichnen. Neben dem Ostseestrand hat Leba auch Sole- und Moor-Anwendungen. Genug Moore gibt es ja am Leba-See, wie wir auf der Fahrt hierher feststellen mussten.
In Leba lebte lange Jahre bis 1945 der Maler Max Pechstein (1881 bis 1955).
Wanderung durch die Dünenlandschaft
Auf der Nehrung des Lebasees, zwischen der Ostsee und dem Lebsko-See, bestehen bzw. bewegen sich 30 bis 40 Meter hohe Wanderdünen. Der Wind versetzt die Sanddünen jedes Jahr um 3 bis 10 Meter. Im 16. Jahrhundert wurde der alte Ort Leba von den Dünen erreicht und 4 Kilometer weiter östlich an der heutigen Stelle neu angelegt.
Im Dritten Reich unterhielt die deutsche Luftwaffe zusammen mit der Firma Rheinmetall-Borsig eine Raketenerprobungsstelle und in der Nähe war ein Truppenübungsplatz, auf dem der Wüstenkrieg geprobt wurde.
In die Wanderdünen gelangt man nur zu Fuß. Mit dem PKW kann man nur bis zum Parkplatz Rabka am Rande von Leba fahren. Dort steigt man in eine kleine Elektrobahn ein, die bis an den Rand der Dünen fährt.