An der polnischen Ostseeküste
Mit dem Rad von Bansin nach Danzig


5. Tagestour
15. Juni 2023 

Darlowo/Rügenwalde bis Rowy/Rowe 


74 Kilometer
Unterkunft Hotel Cormoran
 
Darlowo/Rügenwalde bis Rowy/Rowe

Darlowo/Rügenwalde - Darlowko/Rügenwaldermünde – Jecioro Kopan/Vitter See - Wicie/Vitte – Jaroslawiec/Jershöft – Jecioro Wicko/Vietzker See - Korlino/Körlin – Lacko/Wiesendorf – Zaleskie/Saleske - Abstecher Swolowo/Schwolow – Ustka/Stolpmünde - Rowy/Rowe 

 

Nach unserer Abfahrt in Darlowo hat Andreas (er hatte heute die Auto-Tour und Angelika und ich sind die Radstrecke gefahren) in Darlowo noch einen Abstecher zur Gertrud-Kirche gemacht.

 

St. Gertrud-Kirche in Rügenwalde

Schon in Trzebiatow/Treptow waren wir  auf die Tradition der Gertruden-Hospitale gestoßen (siehe dort). 35 solcher Hospize aus dem 14. Jahrhundert sind in Pommern bekannt. In Darlowo ist die Kirche eines solchen Hospizes erhalten, die St. Gertrud-Kirche des 1406 errichten Hospizes für Arme, Kranke und Reisende. Von der Reformation bis 1945 war die Kirche evangelisch, jetzt ist es eine katholische Pfarrkirche.

Die bauliche Besonderheit der Kirche in Rügenwalde ist ihre polygonale, vieleckige Bauform, von der es nur vier in Pommern gibt.


Modell der Kirche
und die Deckenansicht
(Fotos: Andreas)


Von Darlowo fahren wir parallel zur Wieprza/Wipper zum Hafen Darlowko, der an der Mündung der Wieprza in die Ostsee liegt. Wir sind am rechten Flussufer geblieben und haben uns die Fußgängerbrücke über die Wieprza nur angesehen. 


Darlowko/Rügenwaldermünde

Darlowko ist ein Stadtteil von Darlowo, an der Mündung der Wieprza/Wipper gelegen. Rügenwalde erwarb das Gebiet um eine ehemalige wendische (slawische) Burg im 14. Jahrhundert. Der Ort wurde das älteste Seebad Preußens (1814).

Hafen Darlowko und Mündung der Wiprza in die Ostsee

Für Fußgänger und Radfahrer wird eine Brücke über die Wieprza geschoben, die sonst für die ein- und auslaufenden Schiffe und Fischkutter freigehalten wird. Autos müssen von einer Flussseite zur anderen einen Umweg über Darlowo fahren. Der Steuerstand der Brücke ist futuristisch gestaltet und sieht ein bisschen wie ein Ufo aus.

Eine alte Litfaßsäule in Darlowko.
Auf die Idee, wilde Plakatklebereien durch Plakatsäulen einzudämmen kam der Berliner Drucker Ernst Lifaß. Mitte des 19. Jahrhunderts bekam er in Berlin die Erlaubnis, „Annoncier-Säulen“ aufzustellen und erhielt dafür von der Stadt Berlin auch ein Monopol bis 1865.

 

Hinter Darlowko bleiben wir in Küstennähe. Am Kopan-See fahren wir auf der Nehrung vorbei. Ein Lochplattenweg macht die Befahrung des teilweise sandigen Landstreifens möglich, aber aufpassen mussten wir schon. Und Schiebestrecken gab es auch. 

Auf der Nehrung des Kopan-Sees


Hinter dem Kopan-See begann ein langer Sandstrand mit vielen Feriensiedlungen und Feriendörfern. Es sind meist ältere Ferienwohnungen und -häuser in erträglich niedriger Bauweise. Der westlichere Küstenabschnit, an dem wir zuvor gefahren sind, mit den bekannten polnischen, früher deutschen, Urlaubsorten war durch zahlreiche hohe Neubauten geprägt. 

Nach dem Leuchtturm Jaroslawiec/Jershöft umfahren wir den Wicko-See im Süden und kommen erst in Ustka/Stolpmünde wieder an die Ostsee. Wir fahren auf ruhigen Landstraßen durch flaches Land.

Laternia Morska Jaroslawiec

Und wieder ein Strochennest,
hier in Lacko/Lanzig südlich des Wicko-Sees

Dorfkirche Lanzig aus dem 15. Jahrhundert
Das Portal zum Kirchhof ist eingefallen

In Zaleskie/Saleske zwischen dem Wicko-See und Ustka
Barockes Herrenhaus der Familie von Below aus dem 18./19. Jahrhundert
und Barockkirche aus dem 18. Jahrhundert
 
Etwas weiter südlich unserer geplanten Fahrrad-Route ist in Swolowo/Schwolow ein kaschubisches Dorf-Museum. Wir hatten überlegt, dorthin einen Abstecher zu machen. Aber die Tour wäre dann noch länger geworden. Und an einem ähnlichen kaschubischen Dorf würden wird am nächsten Tag vorbeikommen. Also entschieden wir, Angelika und ich, dass Andreas bei seiner Autotour nach Swolowo fährt und uns berichtet. Unsere nächste Station ist Ustka/Stolpmünde.

 

            Swolowo/Schwolow


Ein 1230 urkundlich erwähntes Angerdorf (ein um einen Platz in der Dorfmitte, dem Anger, gebautes Dorf). Damals war das Dorf im Besitz des Johanniterordens. Es ist eine der ältesten Bauernsiedlungen im Stolper Land.   

Die einheimische Bevölkerung ist nach dem 2. Weltkrieg vertrieben worden. Aber die Höfe, Vierseithöfe aus dem 18. und 19. Jahrhundert, sind erhalten geblieben und heute Teil des Freilichtmuseums. Zum Beispiel, in dem Albrechtshof (Zagroda Albrechta) lebte eine Großbauernfamilie seit dem 17. Jahrhundert bis zur Vertreibung 1945. Das älteste Gebäude ist der Stall von 1858.


Eindrücke des Museumsdorfs:

(Fotos: Andreas)








 

Ustka/Stolpmünde

1337 verkaufte Jesco von Schlawe den Ort „Stolpesmünde“ und das zwischen Stolp und Stolpmünde gelegene Land an die Stadt Stolp. Stolpmünde wurde der Hafen der Stadt Stolp. Dadurch konnte Stolp (Stolp, polnisch Slupsk, liegt 20 Kilometer südlich von Stolpmünde) 1382 Mitglied der Hanse werden. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte der Hafen seine Blütezeit, als Stolp Handelsbeziehungen bis nach England und den Niederlanden unterhielt. Der Hafen war größer als der in Rügenwalde und in Kolberg. 100 Jahre Später wurde dann aber Danzig der größte Ostseehafen. Der Stolpmünder Hafen versandete. 

Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm der preußische Staat den Hafen und machte ihn wieder schiffbar. 1892 wurde der Leuchtturm gebaut. Der Hafen wurde Standort einer Fischereiflotte mit über 100 Schiffen. Nach dem 2. Weltkrieg war Ustka polnischer Kohleausfuhrhafen und Werftstandort.

 

Ende des 2. Weltkriegs ging vor der Stolpmünder Küste das Passagierschiff Wilhelm Gustloff nach Beschuss durch sowjetische Torpedos mit etwa 10.000 Flüchtlingen an Bord unter. Etwas später wurde in der Nähe das Passagierschiff Steuben, das ebenfalls Flüchtlinge an Bord hatte, versenkt.

 

Solche Segelschiff-Nachbauten 
findet man fast in jedem polnischen Ostsee-Hafen

Hafen Ustka

Drehfußgängerbrücke über die Hafenausfahrt der Slupia/Stolpe
Am gegenüberliegenden Ufer ist der 1892 gebaute Leuchtturm zu sehen

An der Drehfußgängerbrücke müssen wir warten, um an das östliche Flussufer und den Leuchtturm zu kommen. Zur vollen Stunde wird sie über den Fluss gedreht.

Leuchtturm
Laterna morska. Vor dem Bau des Leuchtturms 1892/1904 gab es schon ein Seezeichen (ab 1871). Die auch in Leuchttürmen eingebaute Fresnellinse wurde mit einer Öllampe an der Fahnenstange der damaligen Lotsenstation hochgezogen. 

Der Franzose Fresnel hatte für Leuchttürme eine besondere Linse mit Außenringen entwickelt, die 1823 erstmals in einen Leuchtturm an der französischen Atlantikküste eingebaut wurde (Gironde-Mündung).

Kapitänshäuser
Fachwerkhäuser der Fischersiedlung aus dem 18. Jahrhundert um einen alten Kirchplatz. In den Häusern lebten die reichen Kapitäne. Die Fischersiedlung wurde im Mittelalter gegründet.


Kapitänshäuser





Ehemalige Kirche der Fischersiedlung
Die hölzerne Hallenkirche in der Mitte der Fischersiedlung wurde schon 1899 abgerissen. Heute erinnert ein der Kirche nachempfundenes Stahlskelett an die Kirche.

Erinnerung an die Nikolaikirche in der Fischersiedlung


Auch das gab es:
Brotstand bei den Kapitänshäusern
Solche Stände, an denen Brot verkauft wurde, 
haben wir auch in anderen Städten gesehen.
Ob das mit der Verordnung aus dem Mittelalter zusammenhängt,
nach der Brot nur in Brotbänken verkauft werden durften?
(siehe Danzig: Brotbänke-Gasse)


Heilige Erllöserkirche

Parafia pw. Najświętszego Zbawiciela
1887 im neogotischen Stil  erbaut.



Bismarkvilla
Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit wurde in Stolpmünde für Reichskanzler Otto von Bismark 1886 eine Sommerresidenz gebaut (heute Pension Villa Red, Ul. Zeromskiego).

 

Rowy/Rowe

Auf der Landzunge zwischen Ostsee und dem Gardno-See gelegen. Ein ehemaliges Fischerdorf, das ein Ritter von Barwitz mit dem Heringsfang belehnte. Der Ritter von Barwitz (ein Dorf in der Nähe von Rügenwalde) besass offensichtlich das Recht, in der Ostsee Heringe zu fangen und gab dieses Recht an das Dorf Rowe weiter, sicher gegen entsprechende Abgaben.


Katholische Kirche Unsere Frau von Tschenstochau
Pw. Matki Bozej Czestochowskiej 

Die Schwarze Madonna von Tschenstochau, ein Gnadenbild der Jungfrau Maria, wird in Polen als nationales Symbol verehrt und ist das Ziel von Wallfahrten.

Das als heilige Reliquie verehrte Bild befindet sich in einem Paulinerkloster auf dem Jasna Gora/Heller Berg, nördlich von Krakau.

Die Kirche mit einem danebenstehenden Glockenstuhl stammt von 1843.

Gottesdienst am Sonntag

Abendstimmung am Strand von Rowy


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