Mit dem Rad von Pforzheim bis Karlsruhe

15. bis 25. August 2023

540 Fahrrad-Kilometer durch den Schwarzwald und das Oberrhein- tal mit Beginn in Pforzheim und Ende in Karlsruhe.

 

4. Etappe am 19. August 2023

Neustadt/Titisee – Feldberg - Lörrach

Neustadt/Titisee – Nordufer Titisee – Feldberg-BärentalFeldberg Passhöhe (1200 Meter) - Feldberg-Ort (Höhe 1320 Meter) – Feldbergkirche - Passhöhe Feldberg (1233 Meter) –  Quelle der Wiese – Tal der Wiese/Passstraße – Todtnau – Schönau im Schwarzwald – Mambach – Atzenbach – Zell im Wiesental - Hausen im Wiesental -  Schopfheim – Maulburg - Brombach – Lörrach


70 Kilometer
Bergauf 560 Meter, Bergab 1.120 Meter
Höchster Punkt 1.320 Meter

Meine erste Planung hatte eine Route über den Feldberg, 1493 Meter hoch. Bei näherer Betrachtung waren mir die Anstiege, auch mit einem E-Bike, zu stark und ich bin unterhalb des Feldbergs geblieben

Von Titisee am Nordufer des Sees entlang. Ab Feldberg-Bärental fahre ich auf der Feldbergstraße, die Bundesstraße über den Feldbergpass. Die ist gut ausgebaut und die Alternative wären Schotterwege und Wege mit teilweise losem Untergrund gewesen.  

Auf der Feldbergstraße hinter Feldberg-Bärental.
Oben auf dem Berg sieht man schon den Feldbergturm.

Der Anstieg beginnt vor Feldberg-Bärental, aber er war einfacher als ich befürchtet hatte. Zum Feldbergpass hinter Feldberg-Ort mit 1233 Metern (Titisee liegt auf der Höhe 870 Meter) bin ich zügig hinaufgekommen. Die höchste Höhe habe ich in Feldberg-Ort mit 1.320 Metern erreicht (Messung der Komoot-App, die wohl nicht ganz genau ist. Die Höhe für das „Tor zum Höchsten“ am Ortsrand wird im Internet mit 1.287 Meter angegeben). 

Da geht es hinauf

Passhöhe 1200 Meter vor Feldberg-Ort
(Es gibt zwei Passhöhen, 
vor Feldberg-Ort mit 1.200 Metern,
hinter Feldberg-Ort mit 1.233 Metern)

Feldberg-Ort ist ein Touristen-Magnet (Wohl am Stärksten im Winter. Am Feldberg sind zahlreiche Skipisten und Lifte). Das größte Gebäude ist ein Parkhaus mit 1.200 Einstellplätzen. Bei meiner Ankunft am Morgen war es aber noch sehr ruhig. Bis zum „Tor zum Höchsten“, ein Tor aus drei großen Granitsteinen, schiebe ich mein Fahrrad (Hier beginnt der Wanderweg hinauf zum Feldberg). Dann begann die Abfahrt, zunächst zur Feldbergkirche, die es seit 1965 gibt. 

Feldberghang in Feldberg-Ort
mit Skiliften und dem Feldbergturm.
Der Feldbergturm ist gut 1,5 Kilometer neben dem Feldberg
auf 1.448 Meter Höhe.

"Tor zum Höchsten" ... Berg des Schwarzwaldes

Feldberg-Ort ist der höchstgelegene Ort Baden-Württembergs. War ich nicht auf dem höchsten Berg, dem Feldberg, so war ich doch in dem höchsten Ort. Feldberg-Ort ist ein Ortsteil der erst 1939 gebildeten Gemeinde Feldberg, die mehrere Ortslagen unterhalb des Feldbergs umfasst. Der älteste Ortsteil ist Altglashütten, der im 17. Jahrhundert aus der Gründung einer Glashütte entstand. Das Gebiet gehörte zu der Herrschaft Lenzkirch im Fürstentum Fürstenberg. Um das Jahr 1000 herum war das Gebiet des Feldbergs im Besitz des Klosters St. Blasien.

 

Unweit von Altglashütten liegt der Schluchsee. Ein schon vorhandener natürlicher Gletschersee des Feldberg-Gletschers wurde durch Aufstauung der Schwarza vergrößert. Durch Stollen fließt das Wasser zum südlich gelegenen Hochrhein (Abschnitt zwischen Bodensee und Basel, Einmündung bei Albbruck) und treibt dabei drei Kraftwerke an (gesamte Fallhöhe 610 Meter, fast 25 Kilometer Stollenlänge). Umgekehrt wird bei geringer Strom-Nachfrage Wasser vom Rhein hinauf in den Schluchsee gepumpt.


Das (kurze) Stück von der Feldbergkirche zum Feldbergpass bin ich dreimal gefahren, einmal hinunter, wieder hinauf und dann endgültig hinunter. In der Kirche hatte ich meinen Fahrradhelm abgelegt und beim Abfahren vergessen. Gemerkt habe ich es erst am Pass.

Feldbergkirche

Glasfenster der Feldbergkirche

Der Feldbergpass hat die Höhe 1232 Meter und ist Teil der 1885 eröffneten Straße von Todtnau nach Altglashütten. Im Gegensatz zur „Feldberg Passhöhe 1200 Meter“ vor Feldberg-Ort ist der Pass mit 1232 Metern hinter Feldberg-Ort nicht ausgeschildert (jedenfalls habe ich nichts gesehen). Er ist in Höhe einer Skibrücke über die Passstraße.

Nicht weit unterhalb des Passes ist die Quelle der Wiese, durch deren Tal ich ab jetzt fahre. 

Quelle der Wiese unterhalb des Felbergpasses

Die Wiese fließt durch den Schwarzwald und mündet in den Rhein. Das Flusstal wurde im Oberlauf durch einen Gletscher des Feldbergs und dessen Schmelzwasser geformt. Wie andere Schwarzwaldflüsse auch, wurde die Wiese bis Ende des 18. Jahrhunderts für die Holz-Flößerei genutzt. Das Holz wurde in Basel u.a. für die Papierindustrie gebraucht.

Den steilen Abstieg der Wiese umfährt die Passstraße etwas oberhalb des Tales mit einer großen Serpentine. Ich fahre weiter abwärts auf der Passstraße im Wiesental. Das ist Fahrradfahren mit den Händen, immer stark bremsen. Im Wiesental fahre ich über Todtnau, Zell und Hausen bis nach Lörrach.

An der Passstraße


 

Todtnau war im 14. Jahrhundert ein Zentrum des Silberbergbaus im Südschwarzwald. Der Ort gehörte dem Kloster St. Blasien. Die Bergwerke waren dem Kloster zinspflichtig und machten das Kloster zu einem der wohlhabendsten im Schwarzwald.

Kirche Johannes der Täufer von 1888 oberhalb des Marktplatzes. Eine erste Kirche wurde 1283 auf dem heutigen Marktplatz durch einen Silbergrubenbesitzer mit Genehmigung des Abtes des Klosters St. Blasien errichtet. 


Blick von der Kirche auf die fast 3 Kilometer lange Sommerrodelbahn am gegenüberliegenden Berghang. 


Im Wiesental



Die Wiese hinter Schönau

Hepschinger Tunnel
Hier führt der Weg durch den Hepschinger Tunnel, der zu der aufgegebenen Bahnstrecke Zell im Wiesental nach Todtnau gehörte. Das war eine privat betriebene Schmalspurbahn mit der Spurweite 1 Meter. Sie war die Fortsetzung der Wiesentalbahn von Basel über Lörrach nach Zell im Wiesental. Eröffnet 1889 und 1969 eingestellt. Seitdem verläuft hier der Bahntrassenradweg.

Zell im Wiesental ist wahrscheinlich eine Gründung des Klosters Säckingen (Bad Säckingen am Hochrhein. Gründung Mitte des 1. Jahrtausend durch einen Merowinger Frankenkönig). Ab dem 14. Jahrhundert war es der Hauptort einer Vogtei des Klosters. Die Vogtei kam an das elsässische Adelsgeschlecht der von Schönau.

 

Deren Amtmann in Zell war Mitte des 18. Jahrhunderts Franz Fridolin Weber. Er war der Onkel des Komponisten Carl Maria von Weber (den Adelstitel hatte sich der Vater von Carl Maria, Bruder des Franz Fridolin, angemaßt) und Schwiegervater Mozarts (Mozart heiratete die Tochter Constanze). 

Die Industrialisierung begann in Zell in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts mit dem Bau einer Hammerschmiede. Es folgte eine Baumwollspinnerei durch die aus Frankreich eingewanderten Brüder Montfort. Zell wurde ein bedeutender Standort der Textilindustrie (bis Ende der 1980er Jahre). 


Meinrad Montfort beschäftigte Ende des 18. Jahrhunderts rund um Zell bis zu 2.000 Heimarbeiter, die auf ihren Höfen woben und spannen. Monfort bearbeitete die Stoffe in seinen Bleichen in Zell. Die Heim-Spinnerei wurde später durch Spinnmaschinen abgelöst.

Genau so arbeiteten die sogen. Schleierherren im Hirschberger Tal in Schlesien. Schleierherren kauften die Webwaren der Heimarbeiter im Gebirge auf und veredelten sie in ihren Bleichen, bis die Heimarbeiter durch maschinelle Webstühle arbeitslos wurden und verarmten. (siehe „Zu Gerhart Hauptmann und den Schlössern im Hirschberger Tal“, Teil 3)

 

Interessant fand ich, dass Zell im Wiesenthal drei Kirchen dreier Kirchengemeinden hat:

Katholische Stadtpfarrkirche St. Fridolin
, 1820 geweiht. Eine Vorgängerkirche wird im Jahr 1324 erwähnt.






Altkatholische Christuskirche
, 1892 gebaut. Die altkatholische Gemeinde entstand 1874.

Altkatholische Kirchengemeinden entstanden aus Protest gegen das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit, das vom Vatikanischen Konzil 1870 verkündet wurde. Römisch-katholische Christen, die das Dogma ablehnten, wurden exkommuniziert. Ab 1872 kam es zur Gründung von Kirchengemeinden der Exkommunizierten, die sich als „Altkatholiken“ von der „neuen“ römisch-katholischen Kirche abgrenzten. 1889 schlossen sich die altkatholischen Kirchengemeinden zur Utrechter Union zusammen.

Evangelische Kirche
, 1888 eingeweiht Die evangelische Gemeinde bildete sich in den 1830er Jahren.
 









Hausen im Wiesental war lange Zeit Standort der Eisenindustrie und später der Textilindustrie (wie Zell). Ausgangspunkt war ein Ende des 17. Jahrhunderts errichtetes Eisenwerk. Das Eisenerz kam aus der Umgebung von Kandern am Westrand des Schwarzwaldes (nördlich von Lörrach), die Wälder lieferten genügend Holz für Holzkohle, die Wasserkraft der Wiese konnte genutzt werden .

Herrenhaus in Hausen
Sitz des Direktors und der Verwaltung des Eisenwerkes Hausen.
Errichtet wurde das Eisenwerk 1682 auf Initiative des Markgrafen von Baden. Nach Ende der Eisenproduktion wurde 1865 eine Florettspinnerei (versponnen wird die äußere, minderwertigere Kokonschicht der Seidenraupe) eingerichtet, danach eine Kammgarnspinnerei (Rohwolle wird ausgekämmt bis gleichmäßige Fasern entstehen, die versponnen werden). 1993 wurde die Spinnerei stillgelegt. 

In Hausen ging der Schriftsteller Johann Peter Hebel (1760 – 1826, u.a. „Alemannische Gedichte“) in die Volksschule. Das Haus seiner Mutter in Hausen ist jetzt ein Museum.

Hebel-Museum in Hausen

Lörrach

Regierungsbezirk Freiburg
50.000 Einwohner 

Erstmals erwähnt wird der Ort im Zusammenhang mit dem Kloster St. Alban in Basel (1102). Lörrach gehörte zu der rechtsrheinischen Vogtei des Klosters, das vom Bischof von Basel gegründet wurde. Der setzte einen Herren von Rötteln als Vogt ein.

Um 1200 entstand oberhalb von Lörrach die Burg Rötteln. Sie gehört zu einem Lehen, das die Fürstabtei Murbach (im südlichen Elsass, die Äbte waren Reichsfürsten des Heiligen Römischen Reiches) an die Grafen von Habsburg vergab. Die gaben die Burg als Afterlehen an die Herren von Rötteln weiter. Die Burg wurde deren Stammsitz, den  sie weiter ausbauten.

 

Durch Erbschaften kamen die Herrschaft Rötteln (Lörrach, Gebiet bis zum Rhein), die Herrschaft Badenweiler (Badenweiler, Müllheim) und die Landgrafschaft Sausenberg (Kandern, Gebiet zwischen den beiden anderen Herrschaften) an eine Nebenlinie des Hauses Baden, die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg (1444) und später an die Markgrafschaft Baden (1503). Das Gebiet wurde als Markgräfler Land bezeichnet.

 

Die Burg Rötteln ist das Wahrzeichen von Lörrach. Es ist eine Höhenburg auf einem Felsvorsprung oberhalb von Lörrach. Im 17. Jahrhundert wurde sie zerstört. In der Folgezeit diente die Ruine als Steinbruch, bis die Burgruine geschützt wurde.

Neben der Burg Rötteln bestand eine weitere Burg in der Stadt, das sogen. Schloss Lörrach. Diese Burg wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert als herrschaftlicher Gutsbetrieb (Dinghof) der Burg Rötteln errichtet. Im 30-jährigen Krieg zerstört, wurde die Burg nicht wieder aufgebaut. Heute ist an der Stelle der Burg das Lörracher Kulturhaus Burghof Lörrach.

Burghof Lörrach

Lörrach hat keine richtige Altstadt und wenig historische Gebäude. Gibt man auf der Seite der Tourist-Information  „Altstadt Lörrach“ ein, erscheint „Baseler Altstadt“.

Das Hotel "Meyerhof", in dem ich übernachtet habe.
Der Name stammt von der Brauereigesellschaft Meyer & Söhne in Riegel am Kaiserstuhl, auch als Riegeler Brauerei bezeichnet. Sie errichtete in mehreren Städten Gaststätten, die Meyerhöfe genannt wurden, außer in Lörrach auch in Freiburg und in Villingen.

In Lörrach wird die Milka-Schokolade hergestellt. Das Werk ist der größte Arbeitgeber. Begründet wurde die Schokoladenherstellung 1825 im Schweizer Neuenburg (westlich von Bern) von dem Zuckerbäcker Philippe Suchard (Suchard-Schokolade). 1901 entstand die Marke „Milka“ (Milch + Kakau). 1990 wurde Suchard von Kraft Foods (heute Mondelez, USA-Lebensmittelkonzern) übernommen. In Lörrach wird die meiste Milka-Schokolade hergestellt (täglich 4,5 Millionen Tafeln).


Übernachtung im Hotel Mayerhof 












Abendessen im „Zum Wilden Mann“
Schwäbischer Wurstsalat


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