Mit dem Rad von Pforzheim bis Karlsruhe

15. bis 25. August 2023

Mit dem Fahrrad 540 Kilometer durch den Schwarzwald und das Oberrheintal mit Beginn in Pforzheim und Ende in Karlsruhe.


5. Etappe am 20./21. August 202

Lörrach bis Freiburg

Lörrach - Eimeldingen –  Istein  – Kleinkems - Bamlach –  Schliengen – Mauchen – Auggen – Müllheim – Zunzingen – Dattingen –  St. Ilgen - Heitersheim  – Grunern -  Staufen im Breisgau – Bad Krozingen – Kirchhofen – Wolfenweiler  – Freiburg im Breisgau.


83 Kilometer
Bergauf 860 Meter, Bergab 840 Meter

Heute fahre ich durch das Markgräfler Land und den Breisgau, weitgehend auf dem Badischen Weinradweg. Der führt von Basel über Freiburg bis nach Mannheim. Ein Weg, über lange Strecken von Weingärten und Weinbergen begleitet.


 

Die Landgrafschaft Breisgau gab es ab etwa dem 7. Jahrhundert. Ende des 14. Jahrhunderts gehörte der Breisgau den Grafen von Freiburg. Danach kam die Landgrafschaft zu Niederösterreich (das zum Habsburger Herzogtum Österreich gehörte). 1806 wurde der Breisgau als Teil Niederösterreichs im Frieden von Pressburg dem Großherzogtum Baden zugeordnet. Der Friede von Pressburg ist ein Vertrag zwischen Österreich und Frankreich nach der Niederlage Österreichs im 3. Koalitionskrieg gegen Napoleon. Im gleichen Jahr erlosch das Heilige Römische Reich deutscher Nation. 

Zunächst von Lörrach und dem Tal der Wiese hinüber in das Nachbartal der Kander. Die Quelle der Kander ist im Berner Oberland. Nordwestlich von Lörrach fließt sie in den Rhein. Hinter der Mündung fahre ich ein Stück am rechten Rheinufer entlang. Vorbei am Klotz von Istein, den ich auf der Rheinseite umfahre. Bei Bad Bellingen verlasse ich den Rhein schon wieder und fahre in nordöstlicher Richtung über Müllheim, vorbei an St. Ilgen und Heitersheim, zunächst nach Staufen im Breisgau und dann weiter nach Freiburg im Breisgau

Auf dem Bergrücken zwischen Wiese und Kander

Vor Istein

Der Klotz von Istein 

Nördlich von Istein ist der Klotz von Istein, ein 150 Meter hoher Kalkstein-Felsrücken, der zum Rhein hin steil abfällt. Er ist ein Ausläufer des Oberjura-Kalkgebirges, zu dem die Schwäbische Alb gehört. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts, vor der Rheinregulierung, floss der Rhein an dem Felsrücken entlang, sichtbar noch durch die Brandungshohlkehle. 

Der Klotz von Istein

Abschürfung der Brandungshohlkehle 

Wasserstände an der Hohlkehle

Vor dem 1. und dem 2. Weltkrieg wurden auf bzw. im Berg wegen der exponierten Lage an der Grenze zu Frankreich Festungen gebaut, die nach den Kriegen geschliffen wurden. 

Im 11. und 12. Jahrhundert bauten die Bischöfe von Basel auf dem Isteiner Berg eine Burg, deren letzten Reste in die Festungsbauten der beiden Weltkriege einbezogen wurden und mit ihnen untergingen.

 

Das Gebiet um Istein gehörte den Bischöfen von Basel (Fürstbistum im Heiligen Römischen Reich von 1006 bis zur Auflösung 1803). Nach der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch Napoleon wurden auf Druck Napoleon's die deutschen Fürsten für die Verluste auf linksrheinischem Gebiet entschädigt (Reichsdeputationshauptschluss). Kirchliche Fürstentümer und Gebiete wurden dafür enteignet. Das Fürstbistum Basel musste 1802 u.a. das Isteiner Gebiet an die Markgrafschaft Baden abtreten.

Sankt-Veits-Kapelle
Die Kapelle soll eine von zwei Burgkapellen der im 11. Jahrhundert gebauten Burg Istein sein. Nach der Zerstörung der Burg wurde sie 1650 wieder aufgebaut. Durch Sprengung der Festung nach dem 2. Weltkrieg wurde sie erneut zerstört und 1989 erneut aufgebaut.


Der Rhein 

Der Rhein ist der längste Fluss in Deutschland (in der Gesamtlänge ist die Donau allerdings deutlich länger) und ist eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. Das Quellgebiet ist das St. Gotthard Massiv im Schweizer Kanton Graubünden. In den Niederlanden fließt er bei Rotterdam in die Nordsee. 


            
Blick in das Rheintal auf dem Weg nach Auggen

Auggen zwischen Weinbergen

Der Oberrhein floss zwischen Basel und Rastatt ursprünglich mäandernd in einem bis zu 3 Kilometer breiten Flussgebiet mit veränderndem Flussverlauf und häufigen Überschwemmungen der in der Niederung gelegenen Ansiedlungen. Deshalb führten Frankreich und Deutschland zwischen 1817 und 1876 eine Flussbegradigung durch. Das war die Voraussetzung für die Schiffbarkeit des Rheins bis Basel. 


Seit 1831 ist der Rhein eine internationale Schifffahrtstraße. Schon im Westfälischen Frieden von 1648 (Beendigung des 30-jährigen Krieges) wurde die freie Schifffahrt auf dem Rhein beschlossen, aber nicht durchgesetzt. 1815 beschloss der Wiener Kongress erneut die Schifffahrtfreiheit für den Rhein. 1831 wurden mit der Mainzer Akte und 1868 mit der Mannheimer Akte die freie Schifffahrt und die Verpflichtung der Anliegerstaaten zur Instandhaltung des Rheins in einem internationalen Abkommen geregelt. Unterzeichnerstaaten waren Baden, Bayern, Frankreich, Hessen, Niederlande und Preußen. Die Schweiz trat dem Abkommen 1967 bei. Mit dem Versailler Friedensvertrag erhielt allerdings Frankreich für den Rheinabschnitt zwischen Basel und Straßburg das alleinige Recht der Rheinwassernutzung und baute den Rheinseitenkanal, über den heute die Rheinschifffahrt verläuft.


Müllheim
gehört noch zum Markgräflerland. Der Name (aus dem Althochdeutsch Mulinhaimo) hat seinen Ursprung in den zahlreichen Wassermühlen, die einst am Klemmbach standen.  
Die Martinskirche mit ihrem Kirchturm aus dem 13. Jahrhundert und Wandmalereien, die ein Jahrhundert später entstanden, steht auf den Grundmauern eines römischen Landgut-Hauses (in Heitersheim wurde ein solches Landhaus rekonstruiert).

St. Martin - Die Kirche war verschlossen, 
so dass ich Wandmalereien nicht ansehen konnte


Anhand der Geschichte von Müllheim im Markgräflerland kann man die einzelnen Epochen wie in einem Zeitraffer erfahren:

 

Die erste Besiedlung fand um 1200 v.Chr. statt, das war die Bronzezeit (so genannt, weil gefundene Waffen und Schmuckstücke aus Bronze, einer Legierung aus Kupfer und Zinn, waren). Die Leichen wurden verbrannt und in Urnen beigesetzt (Urnenfeldzeit, bis etwa 800 v.Chr.).

 

Keltische Stämme besiedelten das Land zwischen Burgund in Frankreich und Württemberg und verbreiteten sich von hier aus über nahezu ganz Europa (ab dem 7. und 6. Jahrhundert v.Chr.).

 

Römer eroberten das Gebiet um 70 n.Chr. (Fundamente unter der Martinskirche stammen aus römischer Zeit). Der Weinanbau wurde eingeführt.

 

Ab 230 n.Chr. durchbrachen germanische Stämme den Limes. Alemannen (germanischer Stamm)  eroberten das südliche rechtsrheinische Gebiet. Die Römer zogen sich hinter den Rhein-Iller-Donau-Limes zurück.

 

Das Frankenreich (Nachfolgestaat des Weströmischen Reiches) erobert das Land der Alemannen (Mitte des 1. Jahrtausend). Otto I., König des Ostfrankenreiches und römisch-deutscher Kaiser (812 – 973) gab das Markgräflerland dem Bischof von Konstanz.

 

Die aus Schwaben stammenden Herzöge von Zähringen erobern das Land (11. Jahrhundert). Es folgten die Grafen von Freiburg. Die Martinskirche wurde in dieser Zeit gebaut (um 1266).

 

1444 entstand das Markgräflerland durch den Zusammenschluss mehrerer Herrschaftsgebiete (Rötteln, Sausenberg, Badenweiler). Durch Erbschaft kam das Markgräflerland zur Markgrafschaft Baden.

 

1556 übernahm der Markgraf von Baden die protestantische Religion und mit ihm mussten alle seine Untertanen evangelisch werden.

 

1618 begann der Dreißigjährige Krieg mit abwechselnden Besetzungen und Plünderungen. Es folgten der Holländische Krieg (französischer Eroberungskrieg), der Pfälzische Erbfolgekrieg, der Spanische Erbfolgekrieg, der Polnische Thronfolgekrieg, der Österreichische Erbfolgekrieg, die Napoleonischen Kriege, immer verbunden mit Besetzungen, Plünderungen und Kriegslasten.

 

Zwischendurch schaffte der Markgraf von Baden 1793 die Leibeigenschaft ab. Er förderte den Weinbau, indem er u.a. die Anpflanzung von Gutedelreben anordnete (1780). Die hatte er bei einer Reise in der Schweiz gesehen. Etwa ein Jahrhundert später fand zum ersten Mal der Müllheimer Weinmarkt statt (1872). Es soll der älteste badische Weinmarkt sein.

 

Für den Markgrafen von Baden hatte die napoleonische Zeit auch etwas Gutes (aber nur für ihn). Das Herzogtum wurde Großherzogtum und der Großherzog durfte den Titel „Königliche Hoheit“ tragen. Dafür war er 1806 dem Französisch dominierten Rheinbund beigetreten.

 

1914 bis 1918 war der 1. Weltkrieg. Danach war die Stadt Teil der entmilitarisierten Zone entlang des Rheins. Es folge die Weimarer Republik. 1933 kamen die Nazis an die Macht und 1935 besetzte die Wehrmacht die entmilitarisierte Zone. Es folgte der 2. Weltkrieg. Müllheim lag in der „Roten Zone“. Das war ein 400 Kilometer langer und 10 Kilometer breiter Streifen, der 1939 geräumt wurde, d.h. die Bewohner von Müllheim (und mit ihnen etwa 1 Million Menschen) wurden in das innere Deutschlands gebracht. 1940 konnten sie wieder zurück und kurz vor Kriegsende 1944 mussten sie noch einmal die Stadt verlassen.

 

Nach dem Krieg lag Müllheim in der französischen Besatzungszone. Französisches Militär verließ ab 1994 das Besatzungsgebiet (zuletzt 1999 Auflösung des Hauptquartiers in Baden-Baden). Seit 1992 sind wieder französische Soldaten in Müllheim, als Teil der Deutsch-Französischen Brigade. Ein Gegenstück ist im französischen Graffenstaden, wo eine Einheit der Bundeswehr stationiert ist (ich komme bei der Tour von Straßburg nach Karlsruhe durch Illkirch-Graffenstaden).

 

1949 wurde Müllheim Teil der Bundesrepublik Deutschland. 1953 entstand aus den französisch verwalteten Gebieten Baden und Württemberg-Hohenzollern sowie dem amerikanisch verwalteten Württemberg-Baden das Bundesland Baden-Württemberg.     

 

Vor St. Ilgen: Blick zum Schwarzwald
(mit Fernsehturm am Berghaus Hochblauen ?)


St. Ilgen 
ist ein kleiner Winzerort, an dessen Stelle schon 1089 eine Kapelle stand, die zum Kloster St. Peter im Schwarzwald östlich von Freiburg gehörte. Bekannt ist die Kirche St. Ägidius aus dem 13. Jahrhundert. Mit Ilgen und Ägidius, auch Egidus oder Gilgen, ist der gleiche Heilige gemeint, ein griechischer Kaufmann und späterer Abt von Saint-Gilles in Südfrankreich, der im Mittelalter einer der populärsten Heiligen war. 

St. Ägidius in St. Ilgen

Eine Piscina und eine Grabplatte mit Mönch
Eine Piscina ist ein Wasserbecken mit einem Abfluss, der ins Erdreich führt. In spätmittelalterlichen Kirchen hatte man solche Becken zur Reinigung sakraler Geräte für überschüssiges Weih- und Taufwasser. Das Wasser sollte nicht in die Kanalisation, sondern direkt in die Erde geleitet werden.
Die Grabplatte mit Mönch bedeckte ein Grab in der Kirche, wohl das eines Mönchs, um das Jahr 1500 herum.

Vor dem Aufgang zur Kanzel steht ein Pfarrstuhl (kein Beichtstuhl). Er ist einer der letzten Pfarrstühle, die eine Besonderheit protestantischer Kirchen im Markgräflerland waren. Der Pfarrer konnte sich hier während des Gemeindegesangs auf seine Predigt besinnen und den Talar anziehen.

Heitersheim und der Johanniterorden

Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
6.500 Einwohner

Von Heitersheim aus wurde einmal der gesamte Johanniterorden verwaltet. Die Stadt hat das Johanniter- bzw. Malteserwappen in ihrem Wappen. 

Dem Johanniterorden bin ich schon in Villingen begegnet. Dort hatte der Graf von Fürstenberg den Orden nach Villingen geholt. Mitte des 13. Jahrhunderts war Heinrich zu Fürstenberg Vorsteher aller Ordenshäuser in Deutschland (siehe 2. Etappe). 

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Ordensleitung der Johanniter von der Kommende Freiburg nach Heitersheim verlegt. Heitersheim wurde Sitz des Großpriors von Deutschland (einschließlich den Besitzungen in Norditalien, Burgund, Schweden und Ungarn?). 

Kaiser Karl V. ernannte die Großprioren des Ordens Mitte des 15. Jahrhunderts zu Reichsfürsten. Heitersheim und die dem Orden gehörenden Dörfer (u.a. der jetzige Freiburger Stadtteil Sankt Georgen) bildeten ein selbständiges Fürstentum im Heiligen Römischen Reich.

Als Sitz des Großpriors wurde eine mittelalterliche Wasserburg  zum Malteserschloss ausgebaut (Residenz und Verwaltungssitz des Orden).

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss und der Entschädigung der Fürsten für die von Napoleon annektierten linksrheinischen Gebiete wurde das Ordens-Fürstentum aufgelöst und 1806 dem Großherzogtum Baden eingegliedert. 

Teile der Schlossanlage wurden abgerissen. Zwischenzeitlich nutzte der Orden der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul Teile des Gebäudes. 2022 kaufte die Stadt das Schloss. Im ehemaligen Kanzleigebäude ist ein Johanniter- und Maltesermuseum eingerichtet worden. 

Schloss Heitersheim
Zur Residenz gehörten ein Ritterhaus, Diener- und Gästehäuser, Zehntscheuern, Verwaltungs- und Bruderhäuser.

Ansicht vom Römermuseum aus
 

Die Römer in Heitersheim 

Um 70 n.Chr. eroberten die Römer das von Kelten besiedelte Gebiet und kultivierten es. Auf den Hügeln wurden Landgüter errichtet (Villa Rustica), oft von Veteranen des Römerheeres, die Land bekamen. Im heutigen Heitersheim entstand die Villa Urbana. Das 110 n.Chr. gebaute Steinhaus war ca. 1.500 m² groß. Die angrenzenden Weinberge und Äcker waren mit einer Mauer umgeben. Später wurde die Villa Urbana aufgegeben und verfiel. 


Ende des 3. Jahrhunderts kam es im römischen „Agri decumates“ (der Südwesten des heutigen Baden-Württembergs) zu vermehrten Plünderungszügen durch Alemannen. Die Römer gaben den Limes zwischen Rhein und Donau auf und zogen sich hinter den Rhein zurück. 

1991 begannen Ausgrabungen, nachdem man durch Luftaufnahmen die Gebäudegrundrisse erkannt hatte. Das 5,5 Hektar große Anwesen ist heute Teil des Römerparks. Dort wo das Haupthaus stand, wurde ein Römermuseum mit Rekonstruktionen des Wohnhauses und Ausgrabungsfunden errichtet. 

Villa Urbana

 

Staufen im Breisgau

Regierungsbezirk Freiburg
8.500 Einwohner 

Die Stadt liegt am Ausgang des aus dem Schwarzwald kommenden Münstertals. Auf etwa der gleichen Breitenlinie liegt weiter östlich der Feldberg. Die Rheinebene westlich von Staufen ist durch Wein- und Obstbau geprägt. Im Münstertal gab es in früheren Zeiten Bergbau (Silber und Blei). 

Der Ursprung des Ortes geht auf die Burg Staufen der Herren von Staufen zurück. 

Die von Staufen waren zunächst Ministeriale der Herzöge von Zehringen (ein schwäbisches Fürstengeschlecht), dann Vögte der Klosters St. Trupert im Münstertal. Die Vögte hatten als Lehen das Bergregal im Münstertal erhalten, d.h. das Recht, Bodenschätze zu heben und darüber zu verfügen. Im 12. Jahrhundert erhielten die Herren von Staufen das Gebiet um Staufen als Lehen und bauten die Burg Staufen. Dort waren sie, bis 1602 das Geschlecht ausstarb und die Burg mit der Herrschaft und der Stadt Staufen an Österreich fiel . Mit dem Breisgau kam Staufen nach dem Sieg Napoleons über Preußen und dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 zum Großherzogtum Baden. 

Burg Staufen

Die Burg Staufen wurde im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb die Stadt die Ruine. 


Auffällig sind Risse an Gebäuden in der Innenstadt, so auch zwischen dem Rathaus und dem Nebengebäude. Teile des Rathauses mussten abgebrochen werden. Ursache dieser Risse sind Geländehebungen, die nach Geothermiebohrungen entstanden sind. Für die Heizung des Rathauses mit Erdwärme wurden 2007 Bohrungen niedergebracht, wobei eine Gipskeuperschicht durchbohrt wurde und Grundwasser in die Schicht eindringen konnte. Dadurch ist die Gipsschicht aufgequollen und hat die darüber liegenden Erdschichten angehoben. 


Das Rathaus
(man muss schon genau hinsehen, um den Riss 
zwischen Rathaus und Nachbarhaus zu erkennen)


Nach Abdichtungsmaßnahmen geht die Stadt davon aus, dass kein weiteres Wasser in die Gipskeuperschicht eindringt. Der Aufquellprozess in der Gipsschicht ist aber noch nicht beendet. Die Hebegeschwindigkeit hat sich aber deutlich verlangsamt.

 

Durch das Aufquellen der Gipskeuperschicht sind Gebäude um bis zu 70 cm gehoben und bis 50 cm verschoben worden. Bis jetzt sind rund 15 Millionen EUR Entschädigung gezahlt worden. Mit grundlegenden Sanierungsmaßnahmen kann erst nach Beendigung der Anhebungen begonnen werden. Derzeit hebt sich die Erde in der historischen Altstadt noch um einen Millimeter pro Monat.

 

Bei tieferen Geothermiebohrungen sind Probleme wie in Staufen allerdings eine Seltenheit. Das lässt hoffen. Allerdings nicht für Staufen im Breisgau. 


 

Die "Alfred Schladerer Schwarzwälder Hausbrennerei" 
hat ihren Sitz in Staufen. 1813 wurde mit dem Obstbrennen begonnen. Typisch sind die Vierkantflaschen mit dem roten Siegel (seit 1939 ein eingetragenes Warenzeichen).

Freiburg im Breisgau – die Stadt der Bächle

Regierungsbezirk Freiburg
232.000 Einwohner 

Ankunft in Freiburg

Freiburg liegt am südöstlichen Rand des Oberrheingrabens und am westlichen Rand des Schwarzwaldes. Das Stadtgebiet erstreckt sich mit dem 1284 Meter hohen Schauinsland bis in den Schwarzwald. Freiburg hat mit rd. 1000 Metern den größten Höhenunterschied unter den deutschen Großstädten. 

1120 erhielt eine Siedlung von Dienstleuten und Handwerkern der Burg auf dem Schlossberg (Castrum de Frieburch, nicht mehr erhalten) von Konrad I. von Zähringen das Marktrecht. 

Nach dem Aussterben der Zähringer übernahmen die Grafen von Freiburg (ursprünglich Grafen von Urach, Schwäbische Alb, 1218) die Herrschaft.

Um die Herrschaft der Grafen los zu werden, kaufte sich die Stadt Freiburg Mitte des 14. Jahrhunderts durch Zahlung eines beträchtlichen Betrages frei und unterstellte sich den Habsburgern.

 

Ein Beispiel für die damalige Zeit:

1390 fand in Freiburg eine Volkszählung statt. Die Zählung ergab etwa 9.000 Einwohner. Interessant ist die Zusammensetzung der Bevölkerung, ein Beispiel für die damalige Zeit:

Es bestanden 20 Klöster und Klosterhöfe.

In der Stadt wohnten 57 Adlige und 77 Weltgeistliche (Geistliche, die nicht Mitglied eines Mönchsordens waren).

Folgende Handwerker arbeiteten in der Stadt: 109 Schmiede, 73 Küfer, 95 Schneider, 103 Tucher (Tuchmacher/Wollweber), 40 Kürschner, 78 Gerber, 130 Schuhmacher, 115 Maurer und Zimmerleute, 44 Maler.

Für die Versorgung gab es 90 Krämer, 112 Grempler (Kleinhändler), 61 Karrer (Fuhrleute), 84 Metzger, 72 Bäcker, 45 Wirte, 271 Rebleute (Wein war wie Brot und Fleisch ein Grundnahrungsmittel), 19 Fischer.

 

1457 stiftete Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (Vorderösterreich) die Freiburger Universität. 

1677 ließ König Ludwig XIV. von Frankreich die Stadt Freiburg (das zu Frankreich gekommen war) durch den Festungsbaumeister Vauban zu einer französischen Festung ausbauen. Um 1700 wechselten sich Frankreich und Österreich mehrfach in der staatlichen Zugehörigkeit ab. 1745 mussten die Franzosen Freiburg verlassen und zerstörten die Festung. Erhalten blieb nur das Breisacher Tor. 


Nach dem Festungsbaumeister Vauban haben die französischen Streitkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg die von der Wehrmacht übernommene Kaserne im Stadtteil St. Georgen, der einmal zum Fürstentum des Johanniterordens gehörte, benannt. Nach Abzug der Franzosen wurde auf dem Gelände das „Quartier Vauban“ für 5.500 Einwohner entwickelt, Niedriegenergiebauweise und autoreduziert.

(Einen anderen Festungsbau von Vauban haben wir bei unserer Nordfrankreichtour gesehen. Siehe „Eine Fahrt durch die Normandie – 5. Etappe) 

Französische Revolutionstruppen besetzten Freiburg wieder (1796). In der Napoleonischen Zeit kam der gesamte Breisgau zunächst an die italienische Adelsfamilie d’Este (als Ausgleich für das in der Repubblica Cisalpina - später in das Königreich Italien eingegliedert - aufgegangene Herzogtum Modena) und durch Verfügung Napoleons 1805 zum Großherzogtum Baden. 

Größter Arbeitgeber ist die Universität. 

Charakteristisch für Freiburg sind die kleinen Wasserläufe in den Straßen der Altstadt, die Bächle. Seit dem Mittelalter sind sie belegt, wahrscheinlich sind sie älter. Sie waren zunächst Rinnen inmitten der Straßen und wurden später in Buntsandstein- und Granitplatten gefasst und an den Rand der Straße gelegt. 

Die Bächle


Für Trinkwasser wurde Quellwasser in die Stadt geleitet, das sich die Bewohner aus den städtischen Laufbrunnen (Laufbrunnen – das Wasser lief beständig) holen konnten.

Das konnte aber den Bedarf an Brauchwasser und Wasser zum Tränken der Tiere nicht decken. Darum leitete man das Wasser des Flusses Dreisam (Quelle im Schwarzwald) in die Stadt und verteilte es in die Bächle.

Die Bächle leiteten auch das Regenwasser und mit ihm den Unrat aus der Stadt („Ärgernis erregende Stoffe“ durften entsprechend einer Verfügung im 14. Jahrhundert nicht vor Einbruch der Dunkelheit entsorgt werden). Außerhalb der Stadt dienten die Bächle der Bewässerung der Felder. 


Rundgang durch Freiburg

Für Freiburg (und später für Straßburg) habe ich einen ganzen Tag eingeplant, um in Ruhe die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zu erleben.

Rundgang durch Freiburg 
(die Ziffern in der Karte entsprechen den Ziffern im Text)

Das Freiburger Münster unserer Lieben Frau 

Bauzeit von etwa 1200 bis 1513, im romanischen Stil begonnen und im Stil der Spätgotik vollendet. Mit der Einrichtung eines Bischofssitzes des Erzbistums wurde das Münster offiziell eine Kathedrale (1)

 

Als Kathedrale (aus dem Lateinischen) oder Dom (aus dem Französischen) wird die Kirche eines Bischofs bezeichnet.

Ein Münster (vom lateinischen Monasterium) ist eigentlich eine Klosterkirche.

Die Basilika ist eine dreischiffige Kirche.  „Basilica minor“ ist ein Ehrentitel, den der Papst einem bedeutenden Kirchengebäude verleiht. Kennzeichen sind die gekreuzten Schlüssel, wie sie auf dem Papstwappen sind. „Basilica major“ sind die vier ranghöchsten katholischen Kirchengebäude (alle in Rom).                  

Ansicht auf das Münster vom Schlossberg aus

Eingangsportal

Innenansicht


Veranlasst wurde der Kirchenbau vom Herzog von Zähringen (Berthold V.), der Patronatsherr und Hauptgeldgeber des Kirchenbaus wurde. Das Geld hatte er aus den Einnahmen der Silberminen im Schwarzwald. Er wollte sich eine angemessene Grablege in Freiburg schaffen (davor wurden die Zähringer im Kloster St. Peter im Schwarzwald bestattet). 

Das Freiburger Münster gehört nicht der Katholischen Kirche. Die Rechte an der Kirche gingen an die Erben des Herzogs und Patronatsherren, die Grafen von Freiburg, über. Als die Grafen von Freiburg Mitte des 13. Jahrhunderts den Kirchenbau nicht weiter finanzieren konnten oder wollten,  bildeten die Freiburger Bürger eine Stiftung, den Münsterfabrikfonds (Fabrica ecclesiae - heute eine Stiftung kirchlichen Rechts, im Stiftungsrats sind Mitglieder des Domkapitels und gewählte Mitglieder der Pfarrgemeinde). Der Fonds wurde Eigentümer des Kirchengebäudes, vom Rat der Stadt beaufsichtigt. 

Als der Münsterfabrikfonds die Mängelbeseitigung am Münster nicht mehr finanzieren konnte, wurde 1890 der Münsterbauverein gegründet. Er unterhält seitdem im Auftrag des Münsterfabrikfonds das Bauwerk. 

Münsterplatz

Jeden Vormittag (außer Sonntag) ist auf dem Münstermarkt auf der Nordseite des Münsters Markt. Nach dem Besuch des Münsters schlendere ich erst einmal an den Marktständen vorbei. 

Rund um das Münster ist der Münsterplatz. Am Rande fließen die Bächle (aber nicht nur hier). Das war nicht immer so. Im Mittelalter war hier der Kirchfriedhof (wie neben allen Kirchen). Erst zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Friedhof abgeräumt und die Friedhofskapelle (in der auch ein Beinhaus war) abgerissen. Ein Rheinwackenpflaster (Wacken sind faust- bis kopfgroße Rollsteine, durch die Bewegung im Wasser abgerundete Gesteinsbrocken) kennzeichnet heute ihren früheren Standort. 

Auf dem Platz vor dem Hauptportal wurden 1719 drei Patronatssäulen (2) errichtet, die damals von den drei Landständen Vorderösterreichs gestiftet und mit ihren Wappen versehen wurden. Auf den Säulen stehen Figuren der Patrone des Münsters (Gottesmutter Maria, Bischof Lambert und der römische Märtyrer Alexander). 

Die Patronatssäulen vor dem Münster


Vorderösterreich, auch Vorlande genannt, waren die Besitzungen der Habsburger Monarchie westlich von Tirol und Bayern. 1368 hatte sich die Stadt Freiburg mit allen Besitzungen im Breisgau freiwillig den Habsburgern unterstellt, nachdem sie sich von der Herrschaft der Grafen von Freiburg losgekauft hatten. Das dauerte bis 1805 an, als in der napoleonischen Zeit Freiburg und der gesamte Breisgau zum Großherzogtum Baden kamen.

 

Die Vereinigung der drei Landstände (auch: Breisgauer Landstände) entstand nach einem Aufstand der oberrheinischen Städte ab Mitte des 15. Jahrhunderts und hatte bestimmte Mitspracherechte bei der Verwaltung des Breisgaus. Die Stände waren die Prälatenbank (Kirchen und Klöster), die Adelsbank (Freiherren, auch Ritterschaft genannt) und die Städtebank (Städte und von der Hofkammer verwaltete Herrschaften). 

Um den Münsterplatz stehen das Kornhaus mit dem Fischbrunnen (Nordseite) und auf der Südseite die Alte Münsterbauhütte, die Alte Wache, das Historische Kaufhaus und das Haus zum Ritter. 

Das Kornhaus (3) wurde für den von Kaiser Maximilian I. einberufenen Reichstag im Jahr 1497/1498 gebaut. Es wurde aber nicht rechtzeitig fertiggestellt, so dass der Reichstag in der Gerichtslaube hinter dem Alten Rathaus stattfinden musste. 

Kornhaus am Münsterplatz


Der Reichstag in Freiburg war die Fortsetzung des Reichstags in Worms 1497, der im gleichen Jahr in Freiburg weiter tagen sollte. Aber mit der Einhaltung von Terminen war es so eine Sache. Einberufen war der Reichstag für September. Die ersten Teilnehmer kamen Mitte Oktober. Der Kaiser kam erst im Juni 1498 nach Freiburg. Die Reichsstände hatten schon mehrfach mit Abreise gedroht. Als der Reichstag dann im Herbst beendet wurde, konnte der Kaiser seine Zeche nicht zahlen (er hatte ständig Geldnot). Als Pfand ließ er bei seiner Abreise seine Frau in Freiburg, die dort drei Jahre ausharren musste. 

Das zu spät fertiggestellte Haus mit Tanz- und Festsaal wurde als Zunfthaus genutzt. Der Kornmarkt wurde hier abgehalten. Nach Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde es neu aufgebaut. 

Vor dem Kornhaus steht der Fischbrunnen, der älteste Lauf-Brunnen der Stadt. Ursprünglich stand er in der Stadtmitte und wurde als Marktbrunnen benutzt. Die Fischhändler deponierten an Markttagen ihre Fische im Brunnen. Er wurde mehrfach versetzt und schließlich abgebaut und teilweise eingelagert. Zur 850-Jahrfeier der Stadt wurde er 1970 als Kopie neu errichtet. 

Der Fischbrunnen vor dem Kornhaus

Unweit des Kornhauses ist (an der Kaiser-Joseph-Straße gelegen)  das Regierungspräsidium, vormals Baseler Hof. Gebaut wurde das Gebäude 1496 als Stadtpalais im Auftrag des Hofkanzlers Kaiser Maximilian I., Konrad Stürtzel von Buchheim. Es war seinerzeit der größte Adelshof und weltliche Bau in Freiburg. Stürtzel war 1460 einer der ersten Lehrer der Artistenfakultät der 1457 gegründeten Universität Freiburg.

Die Artistenfakultät (von: artes liberales - freie Künste) diente der Vorbereitung auf das Studium an einer der höheren Fakultäten (Theologie, Jurisprudenz, Medizin) und der Ausbildung zum Schullehrer.       


Später wurde er Rektor der Universität. Erzherzog Sigismund von Oberösterreich (Tirol und Vorderösterreich) holte Stürtzel als Kanzler nach Innsbruck. Nach dem Übergang der Landesherrschaft auf König Maximilian, der deutsch-römischer Kaiser wurde, kam er in dessen Dienste und wurde schließlich Hofkanzler.      

1587 erwarben die Baseler Chorherren den Palast. Er wurde bis 1678 die Exilresidenz des Baseler Domkapitels, das 1529 nach der Reformation in Basel in das katholische Freiburg geflüchtet war. Nach der französischen Besetzung Freiburgs (1677) mussten die Chorherren Freiburg verlassen. Ab 1759 war das Palais Sitz der vorderösterreichischen Regierung. 

Teilansicht des Baseler Hofs

Detail. Rechts die drei Bistumspatrone Basels.

Die Alte Münsterbauhütte (4) ist das ältestes erhaltenes Fachwerkgebäude der Stadt aus dem 16. Jahrhundert. Bis 1956 arbeiteten hier die Steinmetze für das Münster.

Ab 1911 gibt es die Neue Münsterbauhütte am Schlossbergring. 

Münsterbauhütte am Münsterplatz

Die Alte Wache (5) wurde 1733 in der österreichischen Zwischenzeit als Hauptwache errichtet (erst 1745 zogen die französischen Truppen endgültig aus Freiburg ab). Seit Mitte der 1990er Jahre wird sie von der Badischen Winzergenossenschaft genutzt. 

Alte Wache - Haus der Badischen Winzergenossenschaft

Das Historisches Kaufhaus (6) am Münsterplatz wurde Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet. Es war der Nachfolgebau eines im 14. Jahrhundert errichteten kommunalen Kaufhaus der städtischen Marktverwaltung, das für den Warenumschlag und zur Zollabwicklung errichtet wurde. Bis zum Bau des Kaufhauses mussten die Händler an den Stadttoren warten, bis dort die Waren kontrolliert und die Höhe des Zolls festgelegt wurde. 

Historische Kaufhaus am Münsterplatz


Das Haus zum Ritter (7) war das Versammlungshaus der Ritterschaft des Breisgaus, 1756 errichtet. Die Ritterschaft, auch als Adelsbank bezeichnet, war eine der drei Landesstände des Breisgaus in Vorderösterreich. 1832 wurde der Bau das Erzbischöfliche Palais des 1827 gegründeten Erzbistums Freiburg. Jetzt ist es die Domsingschule der Freiburger Domsingknaben.  

Interessante Straßenpflaster in der Schusterstraße


Rathausplatz 

Rathausplatz (8) mit dem ehemaligen Franziskanerkloster, heute Kirche St. Martin mit einem Dominikaner-Konvent, und dem Alten Rathaus mit der Gerichtslaube und dem Neuem Rathaus. 


Das Franziskanerkloster bestand von 1262 bis 1785. Der Ursprung war eine St. Martinskapelle, die der Graf von Freiburg mit einem Gebäude den Minderbrüdern des Franziskanerordens (1. Orden, einer von drei Orden, die sich auf den heiligen Franziskus berufen) stiftete. 
Um 1300 wurde die Klosterkirche errichtet. 
1784 zogen die Franziskaner in das Kloster der Augustinereremiten in der Altstadt um (1832 wurde der Orden in Freiburg aufgelöst). Die Klosterkirche St. Martin wurde Pfarrkirche. 
1845 wurden das Klostergebäude und ein Teil des Kreuzgangs abgerissen. Der Innenraum von St. Martin wurde neugotisch umgestaltet. Im 2. Weltkrieg brannte die Kirche aus und musste neu aufgebaut werden. 

St. Martin

An der Kirche St. Martin errichtete der Dominikanerorden 2011 einen  Konvent als zweiten Standort in Freiburg (am Schlossberg ist seit 1934 wieder ein Kloster, nachdem das 1253 an der Stadtmauer errichtete Kloster 1804 säkularisiert worden war). 

Dominikanerkonvent am Rathausplatz

Auf der Nordseite der Martinskirche befindet sich an der Franziskanerstraße das Haus zum Walfisch. Das jetzt von der Sparkasse genutzte Gebäude hat seinen Ursprung in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, als der Generalschatzmeister (Finanzminister) des römisch-deutschen Kaisers Maximilian I., Jakob Villinger von Schönenberg, auf ehemals drei Hofstätten sein Wohnhaus errichtete. In Freiburg hatte er für die königliche Finanzkammer die Begleichung der Schulden Maximilians zu regeln, die er während des Reichstages in Freiburg 1498/99 hinterlassen hatte. 
Warum das Haus "zum Walfisch" genannt wird, ist ungewiss. Im Laufe der Zeit wechselte es mehrfach den Besitzer und war u.a. der Schwendische Hof (nach dem kaiserlichen Feldoberst Lazarus von Schwendi) und Falkensteiner Hof (nach dem Schramberger Freiherrn von Falkenstein).
Die Eigentümer des Hauses müssen eine hervorragende Stellung im römisch-deutschen Kaiserreich bekleidet haben. In der Zeit als Schwendischen Hof wohnte Kaiser Ferdinand I. anlässlich eines Landtages 1562/1563 in dem Haus.
Noch vor der endgültigen Fertigstellung des Hauses lebte Erasmus von Rotterdam (niederländischer Universalgelehrter, Wegbereiter der europäischen Aufklärung) wohnte 1529 bis 1531 in dem Haus. 

Haus zum Walfisch

Ebenfalls zur Sparkasse gehörende Nachbargebäude


Das Alte Rathaus entstand Anfang des 14. Jahrhunderts bis 1600 am damaligen Franziskanerplatz (heute Rathausplatz) aus mehreren Gebäuden mit einer einheitlichen Fassadengestaltung. Durch einen Luftangriff wurde es 1944 zerstört und nach dem Krieg wiederaufgebaut und modern erweitert. 

Eingangstüren des Alten Rathauses

Im Hinterhof des alten Rathauses ist die Gerichtslaube, zwischen 1280 und 1300 gebaut, umgebaut zu Beginn des 16. Jahrhunderts. In dem Gebäude waren der Gerichtssaal und Versammlungssaal der Freiburger Bürger und Adligen, 1498 hielt der Kaiser hier seinen Reichstag ab. Bis 1901 tagte der Freiburger Stadtrat in dem großen Saal. 

Das Neue Rathaus

Das Neue Rathaus gegenüber dem Alten Rathaus war anfangs ein Universitätsgebäude. 1595 erwarb die Universität für das Collegium Universitatis zwei Häuser am damaligen Franziskanerplatz und verband sie mit einem Zwischenbau. Um 1900 kaufte die Stadt das Gebäude und baute es als Rathaus um. Das Neue Rathaus reichte nicht mehr aus. Seit 2017 gibt es ein neues Neues Rathaus im Stadtteil Stühlinger.  


Universität Freiburg 

1457 stiftete Erzherzog Albrecht VI. von Österreich die Freiburger Universität. Finanzieren sollte sich die Universität aus Lehen, die die Habsburger an die Universität abtraten. Jetzt hat die Universität etwa 25.000 Studenten (die Universität Göttingen ist mit fast 29.000 Studenten etwas größer, Semester 2021/22). 430 Professoren und über 11.000 wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Angestellte arbeiten an der Universität.

Das Universitätszentrum mit den Geisteswissenschaften ist in der Freiburger Altstadt in vier Kollegiengebäuden (12). Das Kollegiengebäude I ist eines der Hauptwerke des Jugendstils in Baden, gebaut von 1907 bis 1911. Den in der nationalsozialistischen Zeit am Kollegiengebäude I angebrachte Schriftzug „Dem ewigen Deutschtum“ hat man am Gebäude belassen. Die Universität will damit an die nationalsozialistische Schreckensherrschaft erinnern, so die Erklärung auf der Informationstafel. Ob das so gelingt? 

Kollegiengebäude I 

Der moderne Neubau der Universitätsbibliothek

Die Freiburger Universitätskirche (9) war die Kirche des Jesuitenkollegs, 1701 fertiggestellt. Nach Aufhebung des Jesuitenordens (1773) ging die Kirche an die Universität. Das Jesuitenkolleg wurde die so genannte Alte Universität, bis 1911 die neuen Universitätsgebäude fertiggestellt wurden.

Universitätskirche

Wohnort für studierende Mönche und für Professoren war der Peterhof (9). Das Benediktiner-Kloster St. Peter hatte mehrere Bürgerhäuser in der Niemensstraße aufgekauft, die 1587 zu einem repräsentativen Klosterhof umgebaut wurden. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss ging das Kloster und mit ihm der Peterhof in Freiburg an die großherzogliche Domänenverwaltung. Eine Zeitlang war das Badische  Weinbauinstitut dort untergebracht. Der historische Weinkeller ist erhalten geblieben.

Eingang zum Peterhof

Vom Martinstor bis zum Schwabentor 

Die Markthalle (10) war ehemals ein Druckereigebäude, in dem die Freiburger Zeitung gedruckt wurde. Ab 1985 als Markthalle genutzt. Jetzt ist es ein "Gastronomie-Tempel" mit regionalen und internationalen Gerichten an zahlreichen Ständen.

Die Markthalle

Das Martinstor (11) und das Schwabentor (17) sind die erhaltenen Reste der städtischen Befestigung. Der Bau erfolgte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Martinstor

Breisacher Tor (13). Der Festungsbaumeister des französischen Königs, Vauban, baute Freiburg von 1679 bis 1687 zu einer großen französischen Festung aus. Vor dem Rückzug der französischen Truppen 1745 wurden alle Festungsbauten zerstört. Erhalten geblieben sind nur Reste der Porte Saint-Martin, jetzt das Breisacher Tor, (die Ausgangsstraße am Tor führt nach Breisach). Jetzt sind in dem barocken Bau Seminarräume der Universität Freiburg. 

Breisacher Tor - Als Tor ist das Gebäude nicht zu erkennen

Mit dem Gewerbekanal (1) hat die Stadt Wasser der Dreisam in die Stadt geleitet. Abgezweigt wurde das Dreisam Wasser süd-östlich des Schlossberges. Das Wasser versorgte die Handwerksbetriebe damals außerhalb der Stadt mit Brauchwasser. Die Straßen Fischerau und Gerberau südlich der Stadtmauer erinnern noch daran. Vom Gewerbekanal wurde und wird auch das Wasser für die Bächle abgeleitet. 

Der Gewerbekanal an der Fischerau

Zwei Beispiele der Gewerbebetriebe am Kanal: 
Ölmühle aus dem 18. Jahrhundert. Heute befindet sich dort eine Goldschmiede.
Sichelschmiede, 1460 erbaut. Heute ist dort ein Restaurant.

Das Augustinerkloster (16) ist innerhalb der Stadtmauer, an der Salzstraße, gelegen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts begannen der Augustinerorden mit dem Bau des Klosters (im 18. Jahrhundert erweitert). Kurze Zeit war es das Kloster der Franziskanermönche. Dann wurde es 1810 säkularisiert. Der Chor der Klosterkirche wurde 1823 eines der ersten Theatergebäude in Deutschland. Im übrigen Teil des Klosters ist ein Museum. 

AUGUSTINERMUSEUM

Das Schwabentor (17) hat auf der Innenseite die Abbildung eines Salzkaufmanns mit seinem Fuhrwerk und auf der Außenseite des Schutzpatrons der Stadt, den Drachentöter St. Georg. Die Abbildung des Salzkaufmanns ist aus einer Legende entstanden, nach der ein Kaufmann aus dem Schwabenland mit Fässern voll Geld nach Freiburg kam, um die Stadt zu kaufen. Daraus wurde nichts, denn seine Frau war gegen das Geschäft und hatte die Fässer mit Sand und Kieseln gefüllt. 

Durch das Schwabentor führte eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen des Breisgaus. Aus Schwaben wurde auf Wagen das Salz herangebracht und im Salzhaus an der Salzstraße an die Bürger verkauft. Die Salzstraße, ursprünglich Salzgasse, war die zentrale Straße in Freiburg. Hier hatten die wichtigsten Familien der Stadt ihre Stadtwohnung. Heute ist die Salzstraße der zentrale Teil der Fußgängerzone.

Das Schwabentor mit dem Kaufmann und dem St. Georg

Vom Schwabentor aus bin ich auf den Schlossberg gegangen, genauer gesagt, hinauf mit dem Aufzug zum Schlossrestaurant gefahren und nur hinunter gegangen.

Der Schlossberg hat seinen Namen von dem Castrum de Friburch bekommen, das der Zähringer Herzog 1091 dort bauen ließ. Davon ist nichts mehr erhalten geblieben. Der Festungsbauer Vauban hatte auf dem Schlossberg eine Festungsanlage errichtet, die die Franzosen vor ihrem Abzug aus Freiburg (1745) so gründlich sprengten, dass nur ein Schuttkegel übrig blieb. Heute steht auf dem Schlossberg ein Restaurant in dem ehemaligen Greiffeneggschlössle, das sich 1805 der letzte Regierungspräsident des Habsburger Vorderösterreich, von Greiffenegg, dort bauen ließ. 

Das Schlösschen hoch oben über der Stadt

Blick vom Schlossberg über die Stadt

Das Wasserschlössle auf dem Schlossberg
 Trinkwasserhochbehälter von 1877

In dem Gebäude des Hotels Schwarzwälder Hof, in dem ich übernachtete, wurden bis 1738 Silber- und Goldmünzen geprägt. Ein Schlussstein (am Scheitel eines Bogens) von 1567 an der Fassade erinnert an die Zeit als Münzprägeanstalt der Stadt Freiburg. Seit 1403 waren der Breisgau, das südliche Elsass, der Sundgau und die Städte Freiburg, Breisach, Basel und Colmar in einem Münzverein verbunden. Der zusammenhängende Währungs- und Wirtschafsraum bestand über 180 Jahre. In Freiburg wurde der Freiburger Rappen als einheitliche Münze geprägt.



Übernachtung im Hotel Schwarzwälder Hof 













Abendessen im Harmonie Flammkuchenhaus

 

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