Mit dem Rad von Pforzheim bis Karlsruhe

15. bis 25. August 2023

540 Fahrrad-Kilometer durch den Schwarzwald und das Oberrheintal mit Beginn in Pforzheim und Ende in Karlsruhe.

1. Etappe am 16. August 2023

Pforzheim bis Freudenstadt

Es ist nicht die weiteste Etappe der Fahrradtour, aber die zeitlich längste. Länger als 9 Stunden war ich unterwegs. Nicht, weil ich so lange gefahren bin. Wartezeit haben die Tour verlängert. Warten auf das Ende von Gewittergüssen, in einem Buswartehäuschen, unter Tannen und zuletzt vor Freiburg im Wohnzimmer einer netten Familie. 


Am Vorabend der Tour

Die Anfahrt war problemfrei. Am Dienstag bin ich mit der Bahn von Berlin nach Pforzheim gefahren und hatte etwas Zeit, mich in Pforzheim umzusehen. 


Stadt Pforzheim

Regierungsbezirk Karlsruhe
125.000 Einwohner

Pforzheim liegt am Nordrand des Schwarzwaldes und am Zusammenfluss dreier Flüsse, Enz, Nagold und Würm. Die Nagold entspringt südlich der Enzquelle bei Urnagold. Hier komme ich bei meiner Radtour vorbei. Der Fluss fließt zunächst fast in südliche Richtung und kehrt dann in einer Kurve nach Norden. Die Würm mündet bei Pforzheim in die Nagold. Die Enz fließt nord-östlich von Pforzheim bei Besigheim in den Neckar. Nach einem Luftangriff 1945 wurde die Stadt fast vollständig zerstört. 


Pforzheim lag im Siedlungsgebiet der Kelten. Spuren finden sich aus der Zeit 500 bis 300 v.Chr.. Die Stadt geht auf eine römische Gründung um 90 n.Chr.  zurück, die Portus (lateinisch – Hafen, Stapelplatz) genannt wurde. Sie lag an der Fernhandels- und Militärstraße, die bei Portus die Enz in einer Furt überquerte.

Franken eroberten 260 n.Chr. das rechtsrheinische Gebiet des römischen Reiches. Dabei wurde Portus dem Erdboden gleichgemacht. 

Auf dem Gebiet entstand um 800 bis 900 n.Chr. die Alte Stadt von Pforzheim. Um 1100 hat die Stadt Marktrecht und war im Besitz des Klosters Hirsau. 


Hirsau war ein Benediktinerkloster am Fluss Nagold, nördlich von Calw im Nordschwarzwald gelegen. Im 11. Jahrhundert war es das baulich größte Kloster im deutschsprachigen Raum. Heute ist es teilweise eine Ruine.

Hundert Jahre später entstand neben der Alten Stadt eine Neustadt.

1220 wurde Pforzheim (die Neustadt) Residenzstadt der badischen Markgrafen.  Im 15./16. Jahrhundert entwickelte die dortige Lateinschule zu einer bedeutenden Gelehrtenschule Süddeutschlands. Einer ihrer bekannten Schüler war Philipp Melanchton (1497 – 1560, neben Martin Luther einer der wichtigsten Reformatoren).


Philipp Melanchton und Johannes Reuchlin
Philipp Melanchton wurde in Bretten im Kraichgau, nördlich von Pforzheim, geboren. In Pforzheim besuchte er die Lateinschule. Später war er als Theologe in Wittenberg maßgeblich an der Reformation Martin Luthers beteiligt.
Melanchton´s Onkel war Johannes Reuchlin. Er übersetzte den Geburtsnamen "Schwartzerdt" ins Griechische "Melan-chton".
Johannes Reuchlin wurde in Pforzheim geboren. Reuchlin zählt neben Erasmus von Rotterdam (1466 - 1536) zu den wichtigsten europäischen Humanisten.

Lateinschulen bereiteten im Mittelalter ihre Schüler auf einen geistlichen Beruf oder ein Studium an einer Universität vor. Es wurde vor allem Latein unterrichtet. Die Schulen bestanden oft an einer Bischofs- oder Gemeindekirche. Karl der Große hatte Ende des 8. Jahrhunderts eine Verordnung erlassen, an allen Klöstern und Bischofssitzen Schulen einzurichten.

Das Gegenstück von Lateinschulen waren die Winkelschulen oder Heckschulen, in Norddeutschland Klippschulen genannt, die seit dem Mittelalter in den Niederlanden und Deutschland als Volksschulen (Grundschulen bis zur 4. Klasse) entstanden. Sie waren meist kostenpflichtig, wobei auch in Naturalien gezahlt werden konnte. Der Name Winkelschule weist darauf hin, dass sie oft in ehemaligen Ladenräumen entstanden (Laden – niederländisch „Winkel“). „Klipp“ ist niederdeutsch und bedeutet „Klein“, Schule für die Kleinen. Die Volksschulen entwickelten sich insbesondere nach der Reformation, als ein Bedarf an Schulen entstand, die nicht nur Religionskunde, sondern auch Lesen und Schreiben lehrten.


Pforzheim blieb nach der Erbteilung der Markgrafschaft Baden 1535 Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Durlach, bis die Residenz 1565 nach Durlach verlegt wurde. Entsprechend hieß die Markgrafschaft auch zunächst Baden-Pforzheim.        


Von dem einstigen Residenzschloss ist nur der 1561 errichtete Archivbau geblieben. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es abgebrochen. An der Stelle des benachbarten Amtskellers ist heute Lehners Wirtshaus. 

Die ehemalige Schloss- und Stiftskirche St. Michael wurde ab 1219 errichtet. Ab 1535 war die Kirche Grablege der badischen Markgrafen (Baden-Durlach).

1556 wurde durch den Markgrafen die Reformation eingeführt. Die Kirche des Dominikanerklosters wurde evangelische Stadtkirche. 

1787 wurde die Grundlage für den Aufbau der Schmuck- und Uhrenindustrie in Pforzheim durch den Herzog und späteren Kurfürsten von Baden-Durlach. Für die Beschäftigung von Waisenkindern in dem 1718 eröffnete Landeswaisenhaus im Gebäude des ehemaligen Dominikanerklosters wurde mit Hilfe eines Schweizer Unternehmers eine Uhrenfabrik errichtet. Später kam die Fertigung von Schmuck dazu. Um 1800 war Pforzheim mit 900 Fabriken die erste Fabrikstadt Badens.  Im 19. Jahrhundert waren die Textil-, Metall- und Schmuckwarenfabriken in Pforzheim das industrielle Zentrum des Großherzogtums Baden.


Hier stand das im 2. Weltkrieg zerstörte Waisenhaus. 

Vor dem Haus der Pforzheimer Zeitung: "Die Rassler". Das waren die Arbeiter und Arbeiterinnen, die Mitte des 19. Jahrhunderts täglich aus den Dörfern  der Umgebung in die Bijouteriefabriken (Schmuck-Manufakturen) in Pforzheim eilten - rasselten. 10 bis 11 Stunden dauerte der Arbeitstag. Dazu kamen stundenlange Wege aus den Dörfern.

An der Enz, gegenüber dem Stadttheater, steht die 1987 geschaffene Skulptur
 "Die Claque" - die bezahlten Applaudierer.

Heute kommen 75 % des in Deutschland hergestellten Schmucks aus Pforzheim (z.B. der Schmuckhersteller Wellendorf). Die Schmuckindustrie wanderte allerdings teilweise ab. Bedeutender wurden die Bereiche Metallverarbeitung, Elektronik und Elektrotechnik. 

Das Industriehaus (Poststraße 3) wurde 1925 als Messehaus der Schmuckindustrie errichtet. Jetzt steht an der Stelle ein ähnlicher Neubau, nachdem der erste Bau 2003 abgerissen wurde. Die Sparkasse Pforzheim hat dort ihre Hauptstelle. An die Schmuckindustrie erinnert eine sog. „Erlebniswelt Schmuckwelten“ mit einem Mineralienmuseum. Die Erlebniswelt ist allerdings mehr eine „Verkaufswelt“ mit Ständen von Schmuck- und Uhrenherstellern.

 

Das Industriehaus

In dem ehemaligen Gasometer (Hohwiesenweg) wird ein Pergamon-Panorama von Yadegar Asisi gezeigt. Pergamon war eine griechische Stadt in Kleinasien in der heutigen Türkei (80 km nördlich von Izmir) und eine der reichsten Metropolen der Antike in der Zeit des römischen Kaisers Hadrian (76 – 138 n.Chr.).

 
Der Gasometer ist etwas außerhalb der Stadt, 
mitten im Industriegebiet.


Der Versandhandel hatte einen Schwerpunkt in Pforzheim (z.B. Bader Versand, Klingel, Wenz). Im Februar wurde das 100-jährige Bestehen des Versandhauses Klingel gefeiert. Mit über 2.000 Mitarbeitern ist es der größte Arbeitgeber in Pforzheim. Zu der Klingel-Gruppe gehören auch die Versandhäuser Alba

Moda und Wenz. Eine aktuelle Meldung (28. August) kündigt die Schließung des Versandhauses für das nächste Jahr an, nachdem Insolvenz angemeldet worden war. Es wurde kein neuer Investor gefunden.

 

In Pforzheim entwickelte Ferdinand Oechsle 1836 die Mostwaage, mit der heute noch das Mostgewicht von Traubensaft gemessen wird.

 

In Pforzheim wurde Bertha Benz geboren, die Frau des Erfinders des Benz-Patent-Motorwagens, Carl Benz. Als der Wagen nicht die erhofften Käufer fand, unternahm sie eine Werbefahrt von Mannheim nach Pforzheim und wieder zurück. Mit der Fernfahrt verringerte sie die damals bestehenden Vorbehalte gegen das Motorfahrzeug und ermöglichte den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.

Die Erfahrungen dieser ersten längeren Fahrt führten auch zu Verbesserungen, die Berta Benz anregte. So z.B. ein kürzerer Gang für steile Bergstrecken oder Lederbeschläge für die Bremsen, um deren Lebensdauer und Wirkung zu verbessern. 


Übernachtung im Parkhotel Pforzheim.

Abendessen in Lehners Wirtshaus

Schwäbische Maultaschen mit Katroffelsalat


Radtour Pforzheim bis Freudenstadt

Pforzheim – Neuenbürg - Höfen – Calmbach (Große und Kleine Enz) – Bad WildbadEnzklösterle – Gompelscheuer – Enzquelle – Nagoldquelle – Urnagold -  Besenfeld – Freudenstadt. 


75 Kilometer 
Bergauf 1.120 Meter, Bergab 610 Meter
Höchster Punkt 790 Meter

Start in Pforzheim


Aus Pforzheim hinaus fahre ich am frühen Morgen entlang der Enz. Ich folge der Enz bis zu ihrem Ursprung durch den Zusammenfluss von Kaltenbach und Laubbach (auch: Pöppelbach) bei Gompelscheuer. Der Radweg verläuft zwar Flussaufwärts, der Anstieg im Tal ist aber leicht und ohne starke Steigungen. Es ist der Schwarzwald-Panorama-Radweg. 

Am Schloss Neuenbürg habe ich die richtige Zufahrt verpasst. Geplant hatte ich, mir das Schloss anzusehen. Aber die Abzweigungen waren so verwirrend, dass ich trotz Navi falsch gefahren bin. Und der Weg war so steil, dass ich auf eine erneute Anfahrt des Schlossberges verzichtet habe. Ich bin direkt nach Neuenbürg weitergefahren.


In Neuenbürg wurde schon von den Kelten Eisenerz abgebaut und dann bis in das 19. Jahrhundert. Ein Eisenerz-Bergwerk ist heute das Besucherbergwerk Grube „Frischglück“, zu dem ich nicht gefahren bin.

Den Name Neuenbürg hat der Ort von einem Burg-Neubau im 12. Jahrhundert, der zur Abgrenzung zu einer aufgegebenen Burg als neue Burg bezeichnet wurde. Der Ort neben der Burg wurde Neuenbürg genannt (wohl ein alte Schreibweise für Burg?). 

Mitte des 16. Jahrhunderts ließ der Herzog von Württemberg anstelle der Burg das Schloss Neuenbürg als Residenz für Mitglieder der herzoglichen Familie bauen. Heute ist das Schloss ein Teil des Badischen Landesmuseums. 

Die Enz fließt in einem Bogen um den Schlossberg herum. Ein Stauwehr dient heute der Stromerzeugung. Früher brauchte man das aufgestaute Wasser für die Flößerei. 


In Calmbach fließen die beiden Flüsse Große Enz (an der ich entlang radele) und Kleine Enz (entspringt südöstlich von Enzklösterle und fließt fast parallel zur Großen Enz bis Calmbach) zusammen und bilden die Enz. 

Die Enz bei Calmbach

Ab Calmbach folgt der Schwarzwald Panorama-Radweg weiter der Großen Enz. Die nächsten Orte sind Bad Wildbad, Enzklösterle, Gompelscheuer und Besenfeld. Bei Gompelscheuer entsteht die Große Enz aus den beiden Zuflüssen Kaltenbach und Poppelbach. Mein Weg folgt dem Poppelbach bis zum Quellgebiet des Poppelbachs vor Besenfeld. Hier ist auch die Quelle der Nagold. Freudenstadt ist nicht mehr weit. 


Die Enz in Bad Wildbad


Bad Wildbad ist als Kurort seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Badehäuser sind seit dem Jahr 1521 nachgewiesen. In dem Thermalbad erholten sich Ritter, Fürsten und Äbte.

Ende des 17. Jahrhunderts wurde in Bad Wildbad ein Kurpark angelegt. Das Palais Thermalbad (Graf Eberhard BadPalais Therme, von 1847) ist eines der ältesten in Europa. 

Palais Thermalbad

König-Karls-Bad


Auf einer Alternativroute kann man den folgenden Anstieg im Pöppelbachtal vermeiden (rd. 300 Höhenmeter ab Bad Wildbad) und mit der Sommerbergbahn Höhe gewinnen. Die alternative Fahrradroute stößt dann bei Besenfeld wieder auf die Hauptroute. Ich entscheide mich für die Hauptroute über Enzklösterle und an den Quellen von Enz und Nagold vorbei. 



An der Großen Enz: Hier wird Holz frisch gehalten 

Es folgt Enzklösterle. Hier mache ich eine längere Pause, um den Fahrrad-Akku nachzuladen. Es ist die erste Strecke dieser Radtour und ich bin mir nicht sicher, wie weit der Fahrrad-Akku durchhält. Wahrscheinlich wäre ich ohne Nachladen bis Freudenstadt gekommen, denn dort hatte ich noch genügend Reserve. Die nächsten Strecken, auch die Bergstrecke am Feldberg und über den Kaiserstuhl bin ich ohne den Akku nachzuladen gefahren.

Der Wirt des „Hotel zum Hirschen“ hat extra einen Akku-Laderaum, in dem ich meinen Fahrrad-Akku aufladen konnte. Er war auch selber ein begeisterter Fahrradfahrer, allerdings fuhr er wohl keine E-Bikes. Stolz zeigte er mir sein ultraleichtes Titan-Fahrrad und das seiner Tochter.

Die Akku-Nachladezeit nutze ich zum Probieren der „Nationalpark-Torte“ mit Heidelbeeren, eine Abwandlung der traditionellen Schwarzwälder Kirschtorte. Schmeckte toll.

Nationalpark-Torte
 mit Heidelbeeren

Die Schwarzwälder Kirschtorte soll erstmals 1934 in einem Rezeptbuch beschrieben worden sein, informiert die Internetseite des Hotels. Im Internet ist dann auch beschrieben, dass ein Konditormeister aus Tübingen, das bis 1924 zum Schwarzwaldkreis gehörte, die Torte „erfunden“ haben soll. Die Schwarzwälder Kirschtorte besteht klassisch aus mit Kirschwasser getränktem Bisquitboden, einer Füllung aus Sahne und/oder Buttercreme und Kirschen sowie Schokoladenraspeln darauf. In Enzkirchen werden die Kirschen durch Heidelbeeren ersetzt. Der Ort wirbt mit den Heidelbeeren seiner Wälder. Im Juli wird jedes Jahr ein Heidelbeerfest gefeiert.

Der Name Enzklösterle geht auf ein 1145 gegründetes Zisterzienserkloster zurück, das 1536 nach der Reformation aufgelöst wurde. Übriggeblieben ist nur ein Torbogen am Kellereingang des ehemaligen Landgasthofs Krone (Friedenstraße), den ich nicht gefunden habe. 

Ab Enzklösterle konnte die Große Enz im 17. Jahrhundert für die Flößerei genutzt werden. 1600 ließ der württembergische Herzog eine Holz- und Floßfaktorei einrichten. Zur Wasserregulierung wurde am Kaltenbach ein (kleiner) Stausee angelegt. Ein Schaufloß erinnert am Kurpark an die Flößer-Tradition.

Aus der Zeit der Kienrußbrennerei stammt eine 1829 erbaute Rußhütte.

Der Floß-Nachbau 
und ein Kiefernstamm mit Einkerbungen der Harzgewinnung


Kienruß diente als schwarzes Farbmittel für Buch-, Stein- und Kupferdruckfarben. Auch für die Herstellung von Schuhwichse (vermischt mit Schweineschmalz) wurde das Ruß verwandt. Zur Herstellung des Kienrußes wurde harzreiches Nadelholz (harzreiches Holz wurde als kienig bezeichnet) in dünne Späne (Kienspäne) zerteilt. Die Späne wurden bei geringer Luftzufuhr schwelend verbrannt. Das im Rauch enthaltene Ruß setzte sich an den Wänden ab und wurde abgekratzt. Die harzigen Kienspäne wurden auch als Lichtquelle genutzt. 

Hinter Enzklösterle

Bei Gompelscheuer


Vor Besenfeld, erwischte mich ein erstes Gewitter. Ich konnte gar nicht so schnell meinen Regenponcho aus dem Rucksack holen und das Gepäck regenfest abdecken, wie aus den ersten Regentropfen ein kräftiger Regenguss wurde. Dabei hatte ich noch Glück. Ich war gerade in der Nähe eines Buswartehäuschens, in dem ich mich mit Fahrrad unterstellen konnte. 

Bei dem nächsten Gewitterguss hatte ich nur den Fichtenwald neben dem Radweg als – sehr dürftigen – Unterschlupf. 

Beim dritten Gewitterschauer, kurz vor Freudenstadt, hatte ich ein nettes Erlebnis. Ich hatte nur einen schmalen Dachüberstand als Schutz gefunden. Eine Radfahrerin mit einem Kinder-Lastenrad machte extra einen Umweg, um mir den Schutz ihres nahegelegenen Carports anzubieten. Aber ich wollte lieber leidlich geschützt bleiben, als noch einmal durch den Regen fahren, auch wenn das nur ein kurzes Stück war. Nach einer kurzen Zeit kam sie mit Schirm zu Fuß im etwas nachlassenden Regen extra noch einmal, weil sie sich Sorgen machte. Das Angebot, doch bei einer Tasse Kaffee das Ende des Regens im Trockenen abzuwarten, konnte ich nicht ausschlagen. Es war im Haus eines jungen Ehepaars mit drei kleinen Kindern. Sie waren ausgesprochen nett, die Eltern und die Kinder. 

Nach dem Gewitterschauer
"dampft" die Erde


Bei Gompelscheuer entsteht die Große Enz durch den Zusammenfluss des Kaltenbachs und des Pöppelbachs (auch Laubbach genannt).  Groß ist die Enz hier aber noch nicht. Ich habe auch später erst auf der Karte gesehen, dass ich schon an dem Zusammenfluss, der Quelle der Großen Enz, vorbeigefahren war. 

Die nächste Quelle, die der Nagold, liegt vor Besenfeld fast neben der Radstrecke. Ich war schon vom Weg abgebogen, als die ersten Regentropfen fielen. Um das Wasser der Nahgold-Quelle zu sehen, wollte ich nicht unbedingt viel Wasser des Regens über mich ergehen lassen. Also bin ich umgekehrt und habe zum Glück eine Buswartehäuschen gleich am Radweg gefunden (siehe oben).


Besenfeld ist eine Rodungsgründung aus etwa dem 13. Jahrhundert. Das Wegesystem mit den fast parallel den Hang bis zum Waldrand hinauflaufenden Feldwegen ist ein Überbleibsel der damaligen Rodungen und Dorfentwicklung. 

Hinter Besenfeld verläuft der Radweg auf dem Bergrücken, der  sich östlich des Murgtales  (die Murg mündet hinter Rastatt in den Rhein) erstreckt, fast in einer Höhenlinie bis nach Freudenstadt und dann hinunter in das Zentrum. 


Stadt Freudenstadt

Regierungsbezirk Karlsruhe
24.000 Einwohner

Freudenstadt entstand (wie später Karlsruhe) um 1600 als planmäßig angelegte Stadt auf Veranlassung des württembergischen Herzogs Friedrich I.  (der auch eine Holz- und Floßfaktorei in Enzklösterle veranlasste). Mit dem Stadtbau und der Ansiedlung von Exulanten (Glaubensflüchtlinge) wollte er die Einnahmen aus dem Erzbergbau sichern und vermehren. Angeworben wurden protestantische Glaubensflüchtlinge, die vor der habsburgischen Gegenreformation aus den österreichischen Kronländern Steiermark, Kärnten und Krain (Teil von Slowenien) flohen.

 

Im Gebiet um die spätere Stadt Freudenstadt wurden schon früh Erzvorkommen entdeckt. Mitte des 16. Jahrhunderts wurden Silber- und Kupfererze gefördert. Abgebaut wurden sie in waagerecht in die steilen Berghänge getriebene Stollen. Silber und Kupfer wurde mit Holzkohle aus den nahen Wäldern herausgeschmolzen. Später wurde auch Eisenerz gewonnen.

 

Die Stadtkirche, ein Kaufhaus und das Rathaus wurden gebaut. In der Stadtmitte wurde ein freier Platz für den späteren Bau eines Stadtschlosses gelassen, das aber nie gebaut wurde. Dadurch entstand der größte Marktplatz Deutschlands. 

Teil des Marktplatzes mit den Laubengang-Häusern.
Durch die Platzgestaltung wirkt der Platz nicht mehr so groß.

Das Rathaus am Rand des Marktplatzes

Die Evangelische Stadtkirche
ist eine seltene Winkelkirche, dem Marktplatz angepasst. Zwei Kirchenschiffe stehen im rechten Winkel zueinander, der Altar befindet sich im Winkel.

Haupteingang mit den Wappen Herzog Friedrich I. 
und seiner Frau Sybilla von Anhalt

Am Kirchengebäude: Relief Moses mit den Gesetzestafeln

Im 17. Jahrhundert begann der württembergische Herzog mit dem Bau einer großen Festungsanlage, doppelt so groß wie die bebaute Stadt. Nach dem Tod des Herzogs (Eberhard III., 1674) wurde der Festungsbau eingestellt. Die Anlage verfiel und versorgte die Bevölkerung mit Baumaterial. Heute ist von der Festung kaum noch etwas zu sehen (Reste am Stadtbahnhof). 

Ende des 19. Jahrhunderts wurde Freudenstadt als Kurort entwickelt, wegen der reinen Luft. Mehrere Hotels und Kurhäuser wurden gebaut. 

Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde die Innenstadt weitgehend zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte unter Erhaltung der historischen Planstadt. 

Übernachtung im Hotel Warteck.

Abendessen am Marktplatz

Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen


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